White eyes von TheSixthMonth ================================================================================ Kapitel 1: Entführt ------------------- Er sahs auf dem Stuhl hinter dem Tresen und wartete. Wartete auf Kundschaft. Obwohl es ihm eigentlich sichtlich egal war, ob er nun was verkaufen würde, oder nicht. Das Plattengeschäft gehörte schließlich ja nicht ihm. Doch es wurde ihm auch schnell langweilig, wenn niemand da war. Und es war wirklich niemand im Laden. Er hätte schwören können, auch auf der Straße wäre alles leer gewesen, doch die leeren Plattenhüllen verdeckten die Sicht auf die Außenwelt. Russel Hobbs wollte sich gerade ein Magazin nehmen, welches einfach nur so in der Gegend rum lag um dadrin zu lesen, als die Tür auf ging. Das ungerade Klingeln der verrosteten Glocke kündigte den Kunden an. Der Mann hatte sich ziemlich Dick eingekleidet, wahrscheinlich war es kalt draußen. Russel wusste es nicht. Er hatte den Laden seid heute Morgen nicht verlassen und er wusste nicht, wie sich das Wetter verändert hatte. Der Afroamerikaner ignorierte das Magazin nun und betrachtete den Besucher des Geschäftes. Es schien ihm höflicher, wenn er ihn Aufmerksamkeit schenkte. (Ihn selbst regte es immer furchtbar auf, wenn Verkäuferinnen oder Verkäufer – ersteres war öfters der Fall – nur in irgendwelche Klatschmagazine guckten, als ihre Kunden anzusehen.) Der Mann mit den Händen in den Jackentaschen sah sich um. Scheinbar schien er etwas zu suchen, doch er fand es nicht. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Russel deshalb. Der Angesprochene zuckte etwas zusammen und fuhr herum. Russel konnte sein Gesicht nicht sehen, im Laden war es einfach zu dunkel. Doch das kümmerte ihn nicht. Der Mann trat vor den Tresen. „Ja.“, meinte er kurz angebunden, mit einer Zigarettenstimme. „Ich suche eine Platte aus den 50zigern.... mir ist der Name leider entfallen, aber ich wette, wenn ich sie wieder sehe...“ „Verstehe.“ Russel wand sich um. Er hätte schwören können, das hinter ihm welche waren. Doch plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen. Der Kunde hatte ihm einen Sack über den Kopf gestülpt, verband ihm die Hände auf dem Rücken und riss ihn nun mit sich aus dem Laden. Russel wehrte sich nicht. Alles ging viel zu schnell, bis das er überhaupt begreifen konnte, was passiert war. Außerdem gab es nun endlich mal wieder etwas spannendes. Und wenn der Typ ihn nun erschießen wollte, was wäre daran so schlimm? Sein Leben war doch sowieso keinen Pfifferling mehr wert. Sein Entführer verfrachtete ihn nun scheinbar auf einen Autositz. Russel hörte, wie eine Tür zugeschlagen wurde, dann das Aufbrummen des Motors. Die Fahrt dauerte lang und keiner von beiden wechselten ein Wort. Der Entführer machte nach einiger Zeit sogar das Radio an, alles war eigentlich ziemlich entspannt. Irgendwie spürte Russel, dass ihm nichts schlimmes passieren würde. Es war einfach nur ein Gefühl und er behielt recht. Endlich kam der Wagen zum stehen, nachdem wer wohl einen großen Berg hinauf gefahren war. Der Entführer stieg aus und zerrte auch Russel nach draußen. Sie gingen. Gingen durch mehrere Türen, einige Treppen nach oben, dann wurde er auf einen Stuhl gestoßen. Endlich wurden ihm die Stricke gelöst und der Sack wurde ihm vom Kopf gerissen. Russel Hobbs konnte nun endlich das Gesicht und die Umgebung seines Entführers sehen. Vor ihm stand er. Etwas kleiner als Russel selbst, seine Haut schien leicht grünlich, die schwarzen Haare brauchten eine Dusche und fielen ihm halb über die Augen von denen das linke... rot war. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, seine langen Fingernägel bohrten sich in seine eigenen Arme. Der Pullover, den er sich übergestreift hatte, schien staubig und um seinen Hals baumelte der Anhänger einer Kette. Ein umgedrehtes Kreuz. Ein Kreuz des Südens. Ein Satanist. Er grinste, fast spöttisch und zeigte dabei gelbe und Pirania-ähnlich spitze Zähne. „Willkommen in den Kong Studios, Russel Hobbs.“, sagte er und machte eine ausladende Handbewegung durch das Zimmer. Russel sah sich um. Sie waren in einer Küche. In einer ziemlich dreckigen Küche. Seine Mom hätte sich gefreut. „Aha.“, meinte Russel, wenig beeindruckt. „Und mit wem habe ich die Ehre?“ „Murdoc Niccals.“, stellte sich dieser vor. Ein höflicher Mensch hätte ihm wohl jetzt die Hand gereicht, doch Murdoc gehörte wohl nicht zu diesen. Stattdessen zündete er sich eine Zigarette an. „Auch?“, fragte er. Wenigstens so was hatte er drauf. „Nein, lassen Sie mal.“ Russel schüttelte die Hände vor dem Körper. „Ich rauche selten und wenn, dann nur Zigarren.“ „Ein Feinschmecker.“, knurrte Murdoc genüsslich und blies eine Schwabe Rauch in die Luft. „Und lass mal das „Sie“, immerhin werden wir eine menge mit aneinander zu tun haben.“ „Okay.... was... hast... duuuu???“, Russel kam es ziemlich fremd vor einen Fremden einfach mit du anzureden, „mit mir vor?“, beendete er seinen Satz. „Ich will ne Band machen.“,erklärte Murdoc. „Keine langweilige, blöde Teenager Band, sondern eine richtige, mit Plattenlabel, Fans, Touren und richtig viel Geld, doch ich habe noch nicht alle Mitglieder beisammen.“ Er musste einmal husten. „Ich lasse nicht jeden in die Band, nur die Besten.“ „Ja... und warum ich?“, wollte Russel wissen. „Ich bin ein schlauer Mensch und lese Zeitung.“ Murdoc schob ihn einem ausgerissenen Zeitungsartikel rüber. Als Russel jedoch die Schlagzeile las, wollte er schon gar nichts mehr über Murdocs Fund wissen. Was passiert war, war also auch bis nach England herüber geweht. Russel schob den Artikel wieder von sich weg. „Verstehe“, nuschelte er. „Du sollst n ziemlich Talent sein, Hobbs.“, stellte Murdoc fest. „So einen wie dich brauchen wir noch. Rhytmusbegabt, nichts aus Britannien und interessant.“ Murdoc quetschte die Zigarette auf dem Tisch aus. „Von den Geistern seiner Freunde befallen und keine Pupillen! DAS schreibt Geschichte.“ Er haute Russel einmal auf die Schulter. Doch der wurde unsicher. Es war IMMER unsicher, wenn ein Satanist mit einem roten Auge einen entführte. Zudem schien Murdoc Niccals nichts alle Tassen im Schrank zu haben. Russel überlegte immer noch, ob er darauf eingehen sollte, was dieser Mann ihm sagte, als sie von etwas unterbrochen wurden. Die Tür war einen Spalt breit aufgeglitten und Jemand steckte seinen Kopf vorsichtig in die Küche. Offenbar wollte die Person nicht, dass man sie bemerkte, doch ihr Vorgehen war ziemlich... dumm gewesen. Murdoc bemerkte den Besucher sofort, er riss die Tür ganz auf und ehe es sich die Gestalt versah, fiel sie in den Raum herein. Schnell stand sie wieder auf und überragte Murdoc um eine halbe Kopflänge, wurde allerdings sofort kleiner, als der ihn am Kragen packte. „HAB-ICH-DIR-NICHT-GESAGT-DU-SOLLST-IN-DEINEM-ZIMMER-WARTEN?“, brüllte der Satanist seinem Gegenüber ins Gesicht. Der Mann kratzte sich am Kopf. Erst JETZT fiel Russel richtig auf, dass er blaue Haare hatte. Er starrte das, was nun vor ihm Geschah einfach nur an. Russel wusste nicht, dass er sich an so einen Anblick gewöhnen würde. Der Blauhaarige grinste verlegen und zeigte eine Zahnlücke. „Ja.... haste du. Doch du warst so lange weg und da dachte ich... also.“ Seine Stimme wurde immer leiser und sein schwachen Lächeln wurde immer mehr zu einer ängstlichen Miene. Der Mann zog den Kopf ein und fing schon an zu jammern. „Ja, gut, okay, ich bin gegangen! Ich bin in die Küche, doch ich wollte den Neuen sehen! Los, bring´s hinter dich!“ Kaum hatte er seinen Satz beendet, stieß Murdoc ihn von sich weg und verpasste ihn einen Tritt in den Bauch. Sein Gegenüber stolperte noch einige Schritte mehr nach hinten und umschlang mit seinen Armen die betroffene Stelle. „Ich gehe dann wohl mal.“, sagte er und bewegte sich wieder zur Tür, doch Murdoc packte ihn hinten am Kragen und zog in zu sich hin. Sein Gefangener schrie auf und nahm eine schützende Haltung ein. „Komm runter, Zombie.“, knurrte Murdoc und schubste ihn auf einen Stuhl gegenüber von Russel. „Jetzt, wo du schon mal da bist, kann ich dich gleich vorstellen.“ Der Mann sah zu Russel auf. Dieser schreckte nun zusammen. Er hätte erwartet, dass zwei Augen ihn ansehen würden. Doch er hätte nicht erwartet, dass es zwei schwarze Löcher waren die ihn anstarrten. Auch sein Gegenüber zuckte zusammen. Beide sahen sich in die Augen, weil wohl jeder vom anderen wissen wollte, ob es wirklich wahr war, was er dort sah. Der Blauhaarige kam als Erster wieder zum Wort. Er schüttelte seinen Kopf, sodass seine Haare, die in wilden Zottel von seinem Kopf abstanden durch die Luft flogen, dann sah er Russel wieder an. Er grinste verlegen. „Uhm... ich bin Stuart.“, meinte er. Sofort wischte Murdoc ihm mit der Hand eine über den Hinterkopf. „WAS haben wir gelernt?“, zischte er. „Stelle dich ab sofort mit deinem Künstlernamen vor, das muss richtig sitzen bis wir berühmt sind. Alle sollen nur deinen Künstlernamen kennen. Das macht mehr Style.“ „Doch ich dachte, unter der Band...“, begann der ohne Augen, doch Murdoc packte seinen Kopf und haute ihn auf den Tisch. Als der Blauhaarige wieder hochkam, blutete seine Nase etwas. „Ich bin...2D.“, sagte er gequetscht. „Hallo 2D, ich bin Russel Hobbs.“ Russel musste irgendwie grinsen. Während Murdoc einen wirschen und scharfen Eindruck machte, war 2D ihm gleich sympathisch. „Und? Wirst du mitmachen?“, fragte dieser nun. Wieder verpasste Murdoc ihm einen harten Schlag, sodass 2Ds Kopf wieder auf den Tisch knallte. Seine Nase blutete noch heftiger. „ICH stelle hier die Fragen, verstanden, Zombie?“, knurrte er. 2D wimmerte ein „Ja“ und versteckte zitternd seinen Kopf unter den Armen auf den Tisch, damit er nicht noch eine Attacke erleben musste. Murdoc wandt sich nun wieder Russel zu. „Und? Was ist jetzt?“, fragte er. „Wenn du mitmachst, dann brauchen wir nur noch einen Gitarristen und einen Namen.“ „Gitarrist?“, fragte Russel. „Wer von euch macht was?“ Murdoc warf sich in die Brust. „Ich bin der Bandleader.“, sagte er. „Und spiele den sagenumwobene Bass.“ 2D sah vorsichtig auf, dann stammelte er: „Ich... Keyboard... und Gesang. Ich könnte auch Gitarre, aber“ Er hätte lieber seinen Kopf auf den Tisch liegen lassen sollen. Murdoc haute ihn ein drittes mal auf die Platte und diesmal war der Blutstrom nicht zu stoppen. 2D jammerte noch von wegen sein T-Shirt und schon das dritte in der Woche, während Murdoc ihn anschrie. „HABE ich dir Idiot nicht gesagt, dass jeder das machen kann, was er am besten kann? Glaubste, ich könnte keine Gitarre? Glaubste, ich könnte nicht singen? Glaubste das alles? Ich KANN Gitarre, doch ich muss zu geben, mein Bass ist besser. Und singen KANN ich auch, sogar besser als du, doch du siehst gut aus! Na schön, ich auch, doch zu perfekt soll eine Person ja nicht sein, also machst du das mit dem Gesang und manchmal auch Keyboard, doch Gitarre macht KEINER von uns? Verstanden?“ 2D hielt sich die immer noch stark blutende Nase und lief zur Anrichte, um sich ein Stück Haushaltsrolle abzureißen und es sich über den Mund zu halten. „Ja.“, nuschelte er während er sich wieder an den Tisch setzte. „Dann ist ja gut.“ Murdoc sah nun wieder Russel an. „Machste nun mit oder nicht?“ Im den Worten „oder nicht“ steckte sehr viel Zorn und Drohungen. Doch Russel wusste wirklich nicht ob das alles etwas für ihn war. „Ich weiß nicht.“, antwortete er. „Lasst mal was von euch hören, dann kann ich meine Entscheidung auch fällen.“ „Gut, wie du meinst.“ Murdoc packte 2D wieder am Kragen und zog ihn mit sich zur Tür. „Komm mit, Hobbs.“, sagte er. „Dann zeigen wir dir mal, wie perfekt wir sind.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)