Pirate's Dream von Black_Melody (Wie man unter Piraten leben lernt) ================================================================================ Kapitel 19: Sembilanbelas ------------------------- Soo~ Und wieder ein neues Kapitel von mir. Und es ist wieder so lang. D: Warum sind eigentlich die späteren Kapitel so lang geworden?! Ich habe nicht die geringste Ahnung, aber egal. Ich weiß, dass dieses Kapitel einigen wieder sehr gut gefallen wird, und ich hoffe auch, dass die Favonehmer zufrieden sind. Bis zum nächsten Kapitel dann! _________________________________________________________________________________ Langsam ließ Shin sich von Saga durch die Gegend führen. Er kam sich dabei zwar leicht bescheuert vor, aber es ging ihm wirklich besser. Nach einer Weile blieb er stehen und ließ sich einfach nur von dem Älteren halten. Diese tiefe Ruhe und Wärme sorgten in ihm für ein angenehmes Gefühl. Nach und nach kehrte auch die Sicherheit in seine Beine zurück, so dass er sich nicht mehr so fest an Saga klammern musste. Trotzdem wollte er die Nähe möglichst lang beibehalten. Saga spürte, wie das ängstliche, angespannte Zittern nachließ, aber da Shin keine Anstalten machte, auch nur einen Zentimeter mehr Raum zwischen sie kommen zu lassen und er sich nicht sicher war, wie stabil der Kleinere schon wieder stehen konnte, drückte er den zierlichen Körper weiterhin an sich. Er war sich sicher, dass Nao ziemlich sauer wäre, würde Shin etwas zustoßen und außerdem... Insgeheim genoss er das Gefühl, von dem Jüngeren gebraucht zu werden und ihn einfach nur halten zu können. Shin war etwas Besonderes für ihn, so viel hatte er mittlerweile verstanden und sich selbst gegenüber auch zugegeben. Alles war wohl komplizierter, als er am Anfang vermutet hatte. So viel zum Thema 'ihn einmal flachlegen und danach kommt wieder alles in Ordnung'. Saga seufzte leise und strich dem anderen über den Rücken. So, wie Shin sich an ihm festhielt, war es wohl doch ganz gut, dass sein Plan nicht aufgegangen war. Andererseits war es so vielleicht für alle Beteiligten schwerer gewesen, aber wenn sie rechtzeitig hier wegkamen, würden sie überleben. Hätte er Shin nicht weggeschickt, hätte der Kleine niemals die Pläne der Marine erlauscht und ihn warnen können. "Captain, wir können los", meldete Hyde. "Gut. Worauf warten wir dann noch? Wir müssen hier weg." Vorsichtig drückte Saga Shin etwas an sich, als sich das Schiff in Bewegung setzte. Nur... Wann sollte er dem Kleineren beichten, was fast alle - ausgenommen eigentlich nur Zero - eh schon wussten? Definitiv nicht jetzt, immerhin wurde Shin nur langsam ruhiger und er sollte sich nicht aufregen. Gedankenverloren streichelte er Shins Arme und Rücken. Der Jüngere schien die Berührungen zu genießen und seufzte manchmal zufrieden. Er war einfach zu süß und hatte wirklich Ähnlichkeit mit einer kleinen Katze. Aber er sollte nicht irgendeine Katze sein, Saga wollte ihn als sein eigenes Kätzchen. Erschrocken fuhr Shin zusammen, als Schüsse die Luft zerschnitten. Voller Panik sah er sich um und krallte sich in Sagas Shirt. Das vorher gerade erst ruhiger gewordene Zittern kehrte mit voller Kraft zurück. Er hatte das Gefühl, vor Angst den Boden unter den Füßen zu verlieren. Auch Saga erschrak mehr als heftig, aber er beruhigte sich auch wieder schnell. Es war wichtiger, sich jetzt um Shin zu kümmern, immerhin war er es sicher nicht gewohnt, gejagt zu werden. Und der Schlafmangel der letzten Nacht zerrte bestimmt auch an seinen Kräften. "Alles ist gut, Shin", murmelte er nur für den Angesprochenen hörbar. "Dir passiert nichts. Ich bin bei dir. Pass auf, ich lasse den Befehl erstmal an Tora geben. Danach gehen wir in mein Zimmer und du legst dich hin, aber ich bleibe die ganze Zeit bei dir. In Ordnung?" Ein schwaches Nicken Shins bestätigte ihn. "Uruha", sprach er den gerade vorbeilaufenden an, "sag Tora, dass er hier vorerst den Befehl übernimmt. Ich habe etwas Wichtigeres zu tun." Schnell nickte der Angesprochene und setzte seinen Weg fort. Ruhig führte Saga Shin in seine Kajüte. Der geschlossene Raum dämpfte die kriegsähnliche Geräuschkulisse. "Saga...", Shins Stimme zitterte, "Haben wir eine Chance auf Flucht?" Lächelnd schob er den Kleineren so weit von sich, dass er diesem in die Augen sehen konnte. "Keine Angst, Shin. Wir haben das schnellere Schiff, und da wir nicht vorhaben, zu kämpfen, werden wir bald unerreichbar für sie sein." Beruhigt nickte Shin und ließ sich von Saga auf das Bett setzen. "Saga?" "Ja?" "Legst du dich auch hin? Wir passen ja auch zu zweit dahin... Außerdem beruhigst du mich ziemlich." Schüchtern lächelte er den Älteren an. "Wenn du das möchtest, kein Problem. Weißt du, ich wollte immer nur das Beste für dich erreichen, auch, als ich dich weggeschickt habe." "Deswegen?" Verwirrt sah er zu dem vor sich Stehenden auf. "Natürlich." Leise lachend betrachtete Saga den Kleineren. "Was dachtest du denn, weshalb ich dich einfach frei lasse?" Leise räusperte Shin sich. "Na ja... Ich dachte, du magst mich aus irgendwelchen Gründen einfach nicht. Obwohl ich das nicht nachvollziehen konnte, ich meine...", er errötete leicht, "immerhin hatten wir Sex." Sanft lächelnd beugte der Größere sich zu ihm herunter und sah ihm direkt in die Augen. "Auch deswegen brauchst du dir keine Sorgen machen, ich mir aber schon. Ich mag dich wirklich. Ich glaube auch, dass dich niemand hier wirklich hassen kann, selbst wenn er wollte. Auch wenn du ungewollt putzig bist, man muss dich einfach gern haben. Kätzchen." Das neckische Funkeln... Moment. "Kätzchen?", fragte er irritiert nach. "Ja, Kätzchen. Genauso süß, verspielt und verschmust. Möchtest du jetzt komplett angezogen schlafen, oder was gedenkst du zu tun?" Gähnend zog Shin sich Shirt und Schuhe aus und sah Saga erwartungsvoll an. Schnell zog auch der Größere sich so weit aus, drückte Shin auf das Bett, legte sich neben ihn und deckte sie beide zu. Shin war eigentlich sehr zufrieden mit der Situation, aber trotzdem wollte er noch einen etwas besseren Schlafplatz. Vorsichtig drehte er sich zu Saga um und sah diesen an. Der Ältere betrachtete ihn aufmerksam und schien auf etwas zu warten. Blöd nur, da Shin nicht wusste, wie weit er gehen konnte. Testend berührte er Sagas Arm. Warum war er überhaupt so schüchtern? Sie waren sich vor weniger als 24 Stunden viel näher gekommen, als sie sich jetzt waren. Und trotzdem hatte er das Gefühl, dem anderen näher zu sein als vorher. Schüchtern rutschte er etwas dichter zu dem anderen und legte seinen Kopf auf dessen Brust. Eine große Erleichterung durchflutete ihn. Zufrieden schloss er die Augen und konzentrierte sich auf den fremden Herzschlag. Schlaftrunken spürte er, wie Saga ihm seine Arme um den Körper legte, aber sein Verstand war schon zu weit in den Schlafzustand abgedriftet, um reagieren zu können. Selig vor sich hinlächelnd glitt er in sein ganz persönliches Traumland... Saga hatte gezögert, bis er Shin einfach instinktiv in die Arme schloss. Nachdenklich sah er an die Decke und lauschte den tiefen, regelmäßigen Atemzügen des anderen. Er war mehr als froh, dass der Kleinere wieder da war. Wie war Shin aber nur auf die schwachsinnige Idee gekommen, dass er ihn nicht mögen könnte? Wäre es so, würde er sich nicht so um ihn kümmern. Normalerweise war immerhin der Arzt - also Nao - für die Krankenversorgung zuständig. Aufmerksam betrachtete er den Schlafenden. War er wirklich dabei, sich in Shin zu verlieben? War er vielleicht schon verliebt? Er wollte Shin für sich, und er würde ihn auch bekommen. Immerhin schien der Kleine sich bei ihm wohlzufühlen. Aber warum? Warum wollte er ihn für sich? Warum fühlte der andere sich bei ihm so wohl? Warum schaffte Shin es, seine Schutzmauer einfach niederzureißen? Am Ende war es aber doch egal, es machte keinen Unterschied. Es war, wie es war, und er wollte nicht weiter gegen sich kämpfen, um später doch eine Niederlage einräumen zu müssen. Vorher würde er sich geschlagen geben. Und vielleicht war die Zeit dazu jetzt schon gekommen. Saga wollte Shin nicht weiter hinhalten. Er verletzte ihn nur sinnlos. Es war bald Zeit für eine definitive Entscheidung, eine Entscheidung, die er so oder so irgendwann treffen musste. Aber was, wenn er wieder so sehr verletzt werden würde? Was, wenn dieses ruhige Engelsgesicht täuschte? Wenn Shin im nächsten Hafen verschwinden würde, und ihn vorher nur hatte erobern wollen? Ein leises Seufzen kam über seine Lippen während er sanft die warme Haut unter seinen Fingerspitzen streichelte. Nein, er traute Shin so etwas nicht zu. Dafür war der Jüngere doch irgendwo nicht raffiniert genug. Und selbst wenn, er hatte nichts davon, Saga zu verletzen. Zumindest nichts, was er erkennen konnte. Und Shin hätte gehen können, er hätte diesen Massenmord zulassen können, er hätte nichts unternehmen müssen, und trotzdem hatte er es getan. Und jetzt schlief er seelenruhig in Sagas Armen. Nein, er hatte nichts zu verbergen. Zumindest nichts, was den Captain beunruhigen konnte. Zärtlich betrachtete er Shins ruhiges Gesicht. Der Kleinere war erschöpft, immerhin hatte er in der letzten Nacht schon nicht geschlafen. Heute hatte er dann höchstwahrscheinlich auch noch zu wenig gegessen und getrunken, und der schnelle Lauf hatte ihn offenbar an das Ende seiner Kraft gebracht. Er würde sich wieder erholen, ganz bestimmt, auch wenn er vielleicht ein paar Tage brauchte. Vielleicht ließ sich der ganze Prozess mit einem bisschen fürsorglicher Pflege beschleunigen, so dass er zur Versammlung wieder fit war. Die anderen mussten ihn unbedingt sehen und von seiner kleinen Rettungsaktion erfahren, danach würde er bestimmt gut aufgenommen werden. Da gab es halt nur diese etwas problematische Nachricht, die ihn bestimmt sehr aufregen würde. Egal, wie vorsichtig er es ihm sagen würde, Shin würde ausrasten. Wobei Saga sich eingestehen musste, dass er recht hatte. Es war so weder fair noch richtig, aber er selbst hatte den Kodex mit Reno und Aoi bestimmt. So war es ein Leben, das alle anderen rettete. Saga war sich sehr sicher, dass Shin ihnen Vorwürfe machen würde. Er selbst konnte damit umgehen, aber was würden zum Beispiel Nao oder Shou dazu sagen können? Jeder würde wissen, wie berechtigt diese Vorwürfe waren, aber wer konnte ihnen standhalten? Das blieb abzuwarten. Wann sollte er es Zero und Shin sagen? Wohl möglichst bald, da es beiden relativ schnell auffallen würde. Immerhin lebten sie auf einem Schiff, auf dem jeder jeden mehr oder weniger gut kannte. Und er wollte zumindest dabei sein, wenn Shin es erfuhr. Um ihn im Fall der Fälle aufzufangen, und das nicht unbedingt körperlich, eher durch Halt und Trost. Eine Weile lag Saga noch wach im schwindenden Licht, dachte nach und betrachtete den Brünetten neben sich. Irgendwann schloss er jedoch die Augen. Er konnte alles so gut überdenken, wie er wollte, aber da er nicht wusste, wie Shin reagieren würde, konnte er sich auch nicht überlegen, was er tun sollte. Für das alles war auch noch am nächsten Tag Zeit. Ruhig auf Shins Atemzüge lauschend schlief auch Saga langsam ein. Als Saga aufwachte, spürte er nur den leichten Druck auf seiner linken Seite. Verwirrt öffnete er die Augen und blinzelte ein paar Mal, bevor er Shin erkannte. Langsam kehrten die Erinnerungen zurück und ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Auch wenn er nicht wusste, warum der andere mittlerweile halb auf ihm lag. So schlimm war es ja auch nicht, immerhin war er nicht gerade schwer. Zufrieden schloss Saga die Augen wieder. Er würde nicht aufstehen oder versuchen, Shin wieder neben sich zu platzieren. Wie es jetzt war, gefiel es ihm, und der andere sollte einfach ausschlafen. Und er hatte versprochen, bei ihm zu bleiben. Leicht ließ er seine Hände über den fremden Körper wandern. Ein schläfriges, aber zufriedenes Seufzen brachte ihn dazu, zu dem Kleineren zu sehen. Er schlief, aber trotzdem drangen gewisse Dinge zu ihm durch. Ein leises, zögerndes Klopfen. Saga sah zur Tür, die Nao einen Spalt breit geöffnet hatte. "Kann ich reinkommen?", fragte der Arzt leise. Saga nickte und schob Shin ein Stück zur Seite, damit er sich auch etwas bewegen konnte. Wie hell es mittlerweile war... Wie lange hatte er einfach nur dagelegen und den anderen gestreichelt und gehalten? Vorsichtig setzte Nao sich auf die Bettkante und lächelte zufrieden. Plan aufgegangen. "Er ist wirklich süß, wenn er schläft", bemerkte Nao leise. "Er ist allgemein sehr süß. Ich hab ihn wirklich gern." Der Arzt seufzte. "Was hast du jetzt vor?" "Shin bleibt hier. Er hat sich strafbar gemacht, als er uns gewarnt hat. Und ich will einfach nicht, dass er geht." Nao freute sich heimlich. Endlich hatte Saga es kapiert. Wurde ja auch Zeit. Endlich konnte es bergauf gehen. Wenn alles so lief, wie er es sich erhoffte, konnte Shin bald glücklich werden. Und ganz vielleicht wurde Saga ja auch umgänglicher. "Finde ich sehr gut. Aber du solltest ihn nicht zu sehr einschränken. Ich bin zwar davon überzeugt, dass es nicht ganz einfach wird, das richtige Maß zu finden, aber du wirst das schon schaffen." "Ich habe nicht vor, ihn einzuengen. Er kann tun und lassen, was er will, so lange er auf dem Schiff bleibt. Sollte er irgendwo an Land gehen wollen, dann kann er auch das gern tun, aber nicht allein. Wobei mir einfällt, dass ihr mit ihm shoppen gehen solltet. Er braucht eigene Sachen." "Na, wieso eigentlich nicht? Ich nehme Shou und Hiroto dann auch mit, und vielleicht hat Uru ja auch Zeit und Lust, mitzukommen. Aber erlaube mir eine dumme Frage." Saga nickte und sah ihn abwartend an. "Wo willst du Shin unterbringen?" Ach ja, richtig, Problem. Ewig konnte er nicht im Krankenzimmer übernachten, und in eines der Gemeinschaftszimmer würde er ihn nicht stecken. Zu viele notgeile Perverse. "Wir haben doch drei Einzelzimmer über, die zwar eigentlich zur Quarantäne gedacht sind. Wenn wir davon eines umbauen..." "Saga, diese Zimmer sind für Notfälle gedacht, das weißt du genau. Und nur, weil noch kein Notfall eingetreten ist, heißt es nicht, dass das nicht passieren kann. Aber ich hätte da eine andere Idee. Wir haben fünf Bäder, davon sind zwei ziemlich groß und eines liegt ganz gut. Wir brauchen doch eigentlich gar nicht so viele Bäder, dann könnten wir das doch umbauen." Saga dachte nach und spielte unbewusst mit einer Haarsträhne Shins. "Also gut, Nao", seufzte er letztendlich. "Du hast bis jetzt die besseren Entscheidungen getroffen. Ich vertraue dir jetzt einfach mal in diesem Punkt. Dir ist aber bewusst, dass das etwas dauern wird und er so lange entweder bei dir, bei mir oder in einem der anderen Schlafräume bleiben muss." Nao schüttelte den Kopf. "Das letzte kommt gar nicht in Frage. Er könnte bei mir bleiben, aber der Winter kommt und somit die Krankheitszeit. Höchstwahrscheinlich würde er wenig Schlaf bekommen. Ich bin dafür, dass er bei dir bleibt, aber lerne aus deinen Fehlern und lass ihn selbst die Entscheidung treffen." "Ich habe auch kein Problem damit, sollte ich mein Bett länger teilen müssen, aber vermutlich hast du mal wieder recht", erwiderte Saga frustriert. "Du kannst einfach besser für ihn entscheiden als ich." "Nein, das wirklich nicht." Er sah den Kapitän direkt an. "Er braucht jemanden an seiner Seite, der ihm den Rücken stärkt, aber manchmal auch durchgreift. Definitiv kann er Entscheidungen aber allein treffen. Als Freund stehe ich ihm zur Seite, aber er sucht noch etwas Tiefergehenderes als Freundschaft. Und ehrlich, in einer Beziehung könnte keiner von uns den Ton angeben." Einen Moment herrschte Ruhe, die aber einfach nicht unangenehm wurde. Es war eigentlich alles gesagt, was unbedingt gesagt werden musste, aber Saga hatte Fragen, auf die er dringend Antworten brauchte. "Woher weißt du so viel über ihn?", fragte er leise. "Das Meiste habe ich mir aus dem, was er sagt und tut zusammengereimt, den Rest einfach durch sorgfältige Beobachtung." "Warum vertraut er dir mehr als mir?" "Ich war von Anfang an da, wenn er mich brauchte. Er spürt, dass ich ihm nur helfen will, auch wenn er selbst es nicht so wahrnimmt. Ich denke, dass er mir deshalb so vertraut." Saga dachte nach, wie er die nächste Frage formulieren sollte. Er konnte immerhin nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen. Obwohl... "Ist er in dich verliebt oder du in ihn oder was auch immer? Ist er überhaupt verliebt?", platzte es einfach aus ihm heraus. Nao lachte, bemüht, möglichst leise zu sein. "Nein zu erstens. Ich stehe ihm bei, egal, was kommt, aber mehr auch nicht. Und zweitens, ja, ist er, und es überfordert ihn, aber ich helfe ihm, so gut es geht." "Er ist noch so jung und unerfahren. Er soll nicht daran kaputtgehen. Sorge so gut dafür, wie du kannst." "Sicher." Aufmunternd lächelte Nao ihn an. "Ich gebe mein Bestes, allerdings unter einer Bedingung." Misstrauisch sah Saga ihm in die Augen. "Was?" "Du tust das Gleiche. Bemühe dich um ihn, hilf ihm, fang ihn auf, wenn er es braucht, und das bezieht sich nicht nur auf Physisches. Du willst, dass er dir vertraut, also musst du ihm zeigen, dass er immer zu dir kommen kann, wenn er sich etwas von der Seele reden muss. Im Gegenzug werde ich mich etwas zurückziehen, aber das auch erst, wenn ich mir sicher sein kann, dass er sich dann deine Hilfe holt." "Und was machen wir, wenn dein Plan nicht so funktioniert, wie er soll?" "Es wird funktionieren. Ganz bestimmt." Leise stand er auf. "Es ist schon spät, und ich habe das Gefühl, dass bald irgendein Verletzter auftauchen wird. Nachdem Tora mir gestern die Ohren voll gejault hat, weil er sich ohne Schmerzmittel nicht mehr bewegen konnte, glaube ich nicht, dass es ihm heute schon besser geht. Warum hast du ihm auch ausgerechnet Kazuki auf den Hals gehetzt?" Der vorwurfsvolle Blick brachte Saga zum Grinsen. "Darum. Wer wäre besser geeignet gewesen? Egal, darauf will ich gar keine Antwort haben. Geh nur und kümmere dich um den verwundeten Tiger. Und grüß Kazuki von mir." Mit einem leichten Nicken beendete Nao das Gespräch förmlich und verließ leise den Raum. Saga warf einen Blick zur Uhr. Es war wirklich schon spät für seine Verhältnisse. Kurz vor neun Uhr morgens. Wann war er gestern ins Bett gegangen? Spätestens konnte es gegen sieben Uhr abends gewesen sein. Ungefähr seit dem schlief Shin. 14 Stunden. Da war aber jemand wirklich müde. Vorsichtig rollte er den Kleineren ein Stück von sich herunter. Er war zwar nicht schwer, aber auf Dauer nicht unbedingt uneinschränkend. Danach blieb Saga einfach liegen und beobachtete den Schlafenden. Er bewegte sich kaum, Geräusche gab er auch nicht von sich. Er wirkte so schwach, so zerbrechlich. Wie leicht wäre es, ihn zu zerbrechen? Er brauchte jemanden, der ihn beschützen konnte, rund um die Uhr. Diese große Welt würde ihm viele Hürden in den Weg stellen, und wenn er schutzlos war, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis er nicht mehr weiter wüsste. Und Menschen... Kein Mensch war von Grund auf böse, aber so gutgläubige Wesen wie Shin wurden oft ausgenutzt. Er glaubte einfach zu sehr an das Gute in jedem. Ein bisschen Misstrauen könnte ihm sicher nicht schaden. Nur müsste er sich dann etwas verändern. Beim besten Willen, das wollte Saga nicht. Der Kleinere sollte bleiben, wie er war, vielleicht etwas mutiger und weniger brav, aber das war auch nicht zwingend notwendig. Also blieb nur noch die Möglichkeit, ihm einen Beschützer zu geben. Eventuell würde Shin Saga ja erlauben, diese Aufgabe zu übernehmen. Was dieser doch sehr hoffte. Lächelnd döste er vor sich hin. Was sollte er auch sonst tun während Shin schlief? Außerdem tat ihm ein bisschen Entspannung bestimmt gut. Langsam tauchte Shin aus seinem Traum auf. Was für eine wundervolle Welt er gesehen hatte. Leider war das alles nur ein Traum und nicht Realität. Apropos Realität... Das Kissen war irgendwie seltsam. Moment mal. Er wollte sich ein Stück aufrichten, wurde aber festgehalten und so daran gehindert. Einen Augenblick lang wollte er mit heftiger Gegenwehr reagieren, aber die warme, vertraute Stimme ließ ihn sich wieder entspannen. Und die beruhigenden Worte erst. "Ganz ruhig, es ist gut. Du kannst noch etwas liegenbleiben." Leicht hob er den Kopf und sah Saga verschlafen an. "Liegenbleiben gern, aber nicht unbedingt wieder einschlafen. Ohayou." "Ohayou. Auch wenn es zeitlich nicht mehr so ganz stimmt, Kätzchen." Einen Moment verzog er das Gesicht betreffend seines neuen Spitznamens. "Wie spät ist es denn?" "Ziemlich genau halb zehn. Egal, wie müde ich früher immer war, ich habe es nie fertig gebracht, über 14 Stunden zu schlafen." Zögernd strich er Shin über die Wange. Urplötzlich war der Jüngere hellwach. "14 Stunden?", fragte er verblüfft nach. "Ja." "Oh. Deswegen bin ich also nicht mehr müde. Habe ich im Schlaf irgendwas erzählt, was ich wissen sollte?" Er betete, dass er kein Liebesgeständnis gemacht hatte. "Nicht, so lange ich wach war. Gibt es denn irgendwas, was du mir verheimlichst?" Amüsiert sah er den Jüngeren an, der sich nur leise räusperte. "Ja, schon, aber ich werde es dir bestimmt nicht verraten." "Schade. Ich mag es nicht, dass du Geheimnisse vor mir hast." Lächelnd nahm er Shins Hand und verschränkte ihre Finger. "Du hast auch Geheimnisse vor mir, und ob ich das mag oder nicht, ist dir egal", wandte Shin ein. "So ist das nicht ganz richtig. Du bist mir nicht egal, also ist mir deine Meinung auch nicht egal. Das heißt aber nicht, dass ich dir jetzt meine ganze Lebensgeschichte erzähle. "Schön", murmelte Shin und sah Saga aus Rehaugen an. "Was?" "Dass ich dir nicht egal bin", erklärte er. "Auch wenn du es vorher schon sehr elegant umschrieben hast, es so direkt zu hören, ist schön." "Und schon habe ich etwas über dich gelernt." Lächelnd strich Saga mit der freien Hand über die nackte Haut. "Du weißt viel mehr über mich als ich über dich", bemerkte Shin leise. "Stell mir konkrete Fragen und du wirst vielleicht etwas mehr über mich erfahren." "Hm..." Nachdenklich sah er den Älteren an. "Vielleicht erstmal dein Alter und Geburtsdatum. "Ich bin 28, am 24. Juni geworden." "Welche Sprachen sprichst du?", fragte er neugierig weiter. "Japanisch, englisch und spanisch aus der Schule noch, dann ein ganz kleines bisschen deutsch und ein paar Wörter französisch." "Was kannst du gar nicht leiden?" "Viel zu viel." Ein leises Lachen entkam ihm. "Rassismus, Homophobie, Sexismus, Intoleranz, Leistungsdruck, Schubladendenken, Gruppenzwang. Schlangen und Krabbelviecher. Und im Moment fällt mir nichts mehr ein." Zufrieden schloss Shin die Augen und genoss Sagas Streicheleinheiten. Es war doch gut, dass der Captain etwas von sich preisgab, auch wenn es noch nichts wirklich Persönliches war, aber er musste ja auch nicht alles wissen. Und nicht alle Fragen auf einmal stellen. So, wie es jetzt aussah, hatte er viel Zeit. "Wann treffen wir jetzt eigentlich auf die anderen Schiffe?", fragte er leise. "Morgen Abend oder Nachmittag. Die Versammlung ist übermorgen um neun Uhr morgens. Du kommst doch mit, oder?" "Ich weiß nicht... Glaubst du, das ist eine gute Idee?" "Früher oder später musst du dich ihnen eh stellen." Shin seufzte. Auf Dauer würde er nicht darum herumkommen. "Na gut." "Hast du Lust, danach mit Nao, Shou, Pon und noch ein paar anderen shoppen zu gehen?" "Shoppen?" Verwundert sah er den Älteren an. "Nach dem, was gestern passiert ist, gehe ich davon aus, dass du an Bord bleiben möchtest. Du kannst aber nicht permanent Naos Kleidung tragen, du brauchst eigene Sachen, also wäre Shopping doch genau das Richtige." Shin lächelte ihn ruhig an. "Danke. Und wo soll ich schlafen?" "Kennst du das große Außenbad? Wenn wir das renovieren und weiter umbauen, hast du deinen eigenen Rückzugsort. Bis dahin kannst du entweder bei mir bleiben oder weiterhin auf der Krankenstation übernachten. Wenn wir im Winter in einem Hafen liegen, können wir dein neues Reich in aller Ruhe herrichten." "Hättest du etwas dagegen, wenn ich bei dir bleiben würde?" "Nein." Sanft strich er dem Kleineren durch die Haare. "Aber dann musst du mich auch informieren, wenn du eine Nacht nicht hier verbringst." "Kein Problem.“ Eine Weile blieben sie noch ruhig liegen, bevor Shins Blick die Uhr streifte und er sich langsam aufsetzte. "Es ist schon halb elf, ich glaube, wir sollten aufstehen." Kurz legte er den Kopf auf die Knie. Leicht drückte Saga ihm einen Kuss auf die Schulter. "Lass es heute langsam angehen. Zur Versammlung musst du fit sein und...", Saga räusperte sich kurz, "ich will, dass es dir gut geht." "Kein Problem. Ich kann Shou ja fragen, ob ich ihm beim Kochen helfen kann." "Tu das." Langsam standen sie auf. Eigentlich wollte Shin sich auch anziehen, allerdings stand er zuerst nur dort und beobachtete den Größeren. Fasziniert betrachtete er das Spiel der Muskeln. Der Kapitän wirkte zwar nicht allzu muskulös, aber wenn man seine Bewegungen genau unter die Lupe nahm, erkannte man sofort, wie stark er eigentlich war. "Shin? Geht's dir gut?" Besorgt sah das Objekt der Begierde ihn an. "Was? Äh, ja, alles gut." "Du wirktest so abwesend. Wenn es dir nicht gut geht, musst du es mir sagen." Beruhigend lächelte er den Größeren an. "Mir geht's gut. Ich habe nur nachgedacht." "In Ordnung. Für mich wird es auf jeden Fall Zeit, das Kommando wieder an mich zu reißen." Leicht drückte er dem Kleineren einen Kuss auf die Wange und ging. Nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war, stand Shin einfach nur dort und hielt sich die Wange, die Sagas Lippen eben noch berührt hatten. Nur so leichte Berührungen elektrisierten ihn förmlich, und das passierte seltsamerweise nur bei Sagas Berührungen. Oder auch logischerweise. Langsam zog er sich an und ging ebenfalls aus dem Raum. Draußen blieb er einen Moment stehen. Der Wind war nicht kalt, dafür waren sie zu weit südlich und zu nah an der Küste, aber er wehte heftig. Der salzige Geruch des Meerwassers durchtränkte die Luft. Die Sonne schien kräftig von dem blaugrauen Himmel hinab. Es würde heute definitiv noch regnen. Seufzend schlenderte er über das Deck zu Shou. "Shin!" Verwirrt erwiderte er Shous plötzliche Umarmung, bevor dieser munter weiterplapperte. "Ich bin so froh, dass du wieder da bist! Saga soll furchtbare Laune gehabt haben, als du weg warst. Ach, so ganz nebenbei, Tora hat heute Nachmittag eine Versammlung angekündigt aufgrund der jüngsten Ereignisse und..." "Shou!" Der Angesprochene hielt inne während Shin tief durchatmete. "Kannst du bitte etwas langsamer reden und deine Gedanken ordnen? Mir wird schon ganz schwindelig." "Gomen ne. Es ist nur so, dass ich mich wahnsinnig freue. Und du weißt nicht, wie dankbar dir alle sind. Du hast uns allen das Leben gerettet." Shin schüttelte den Kopf. "Ich bin sicher, das hätte jeder getan. Ich meine, wir sind doch irgendwie eine Familie, wir müssen zusammenhalten. Außerdem habt ihr so viel für mich getan, dass es einfach meine Pflicht war. Allgemein könnte ich keinen Massenmord zulassen. Meinst du wirklich, mein Gewissen würde mich friedlich weiterleben lassen?" "Stimmt irgendwie, aber irgendwie auch nicht. Jeder ist für sich selbst verantwortlich." "Egal", winkte Shin ab. "Brauchst du Hilfe?" "Nein, eigentlich nicht. Aber wir könnten mit dem Kekse backen anfangen, wenn du möchtest." Konzentriert sah Shin in den Spiegel und bemühte sich nach Kräften, das Mehl aus seinen Haaren zu schütteln. Wobei man zu der Frage kommen könnte, weshalb ein Spiegel in einer Küche hing. Zumindest ging es Shou, der in der Zwischenzeit eine Haarbürste geholt hatte, auch nicht besser. Auch er war voll Mehl. Konnte vorkommen, wenn man zu viel von dem weißen Pulver überhatte und sich damit eine Schlacht lieferte. Leicht trat Shou hinter ihn und begann, seine Haare durchzukämmen, wobei das Mehl auf seine Schultern rieselte. "Shou, nie wieder Mehlschlachten", meinte Shin seufzend und klopfte sich den Rest des weißen Zeugs aus seinen Klamotten, nachdem der Ältere seine Haare bestmöglich gesäubert hatte. "Warum? War doch lustig." Lachend schüttelte Shou den Kopf. "Überleg mal, selbst wenn wir jetzt sagen, dass wir es nie wieder tun, wir werden uns nicht daran halten." "Stimmt. Aber trotzdem..." "Shou, Shin, Tora bittet zur Versammlung." Nao sah sich um, sagte aber nichts zu dem Chaos und wartete, bis die beiden Geforderten voraus gingen. Shin stellte sich an den Rand des Halbkreises. Deutlich spürte er die Blicke der beiden anderen im Nacken. Der Rest der Anwesenden schien eher auf Zero fixiert zu sein, der unter den Blicken sichtlich unruhig wurde. Endlich traten Saga und Tora an die offene Seite des Halbkreises. Den besorgten Blick, den Saga ihm zuwarf, verstand Shin einfach nicht. Andererseits beunruhigte es ihn ungemein. Saga sorgte sich um ihn, und das, obwohl gar nichts los war. "Wir sind jetzt hier versammelt", erhob Tora die Stimme, " um das, was gestern geschehen ist, zu besprechen und uns innerlich zu verabschieden." "Es geht um Ren", sprach Saga laut weiter. "Er wurde gestern von der Marine wegen Verdacht auf Piraterie festgenommen und verurteilt. Manabu und Byou waren bei ihm, sie wurden verfolgt und trennten sich unterwegs. Die beiden eben Erwähnten sind hier, Ren wurde zum Tode verurteilt." "Und wir unternehmen nichts?" Zitternd, aber entschlossen ging Shin nach vorn, so dass er ziemlich genau in der Mitte des Kreises stand und Saga direkt ansah. "Ihr kennt doch sicherlich alle den Spruch 'Einer für alle, alle für einen!' ", wandte er sich an die anderen. "Wir müssen ihn da rausholen, wir müssen zurück, sonst kommen wir zu spät!" "Das ist leider nicht so einfach, Shin. Der Kodex ist uns im Weg, und jeder einzelne von uns hat auf diesen geschworen. Eine Regel besagt, dass derjenige, der zurück bleibt auch zurückgelassen wird", erklärte Tora ruhig. "Der Kodex ist unantastbar und keiner von uns darf sich ihm widersetzen." "Aber wenn der Rat beschließt, ihn nicht zu befolgen, was dann? Ein Menschenleben ist eine wichtige Entscheidung!" So schnell wollte Shin nicht aufgeben, immerhin war Ren sein Freund. Die pure Verzweiflung schien ihn zerfressen zu wollen und Tränen brannten in seinen Augen. "Der Rat ist ihm auch unterstellt", bemerkte Tora. "Selbst wenn sie mehrheitlich eigentlich für eine Rettungsaktion stimmen würden, wäre es einerseits Hochverrat und würde andererseits nichts ändern." "Habt ihr eigentlich kein Gewissen? Ren gehört zu uns, er hat mit uns für uns gekämpft, und wir lassen ihn wegen einem bescheuerten Kodex im Stich? Ich weiß nicht, das wievielte Mal ihr so etwas miterlebt, aber ich kann, will und werde diese Entscheidung weder gutheißen noch einfach so hinnehmen! Wir sind eine große Familie und in einer Familie hält man zusammen! Ihr macht euch ein schönes Leben während Ren stirbt! Ich zähle mich jetzt nicht dazu, weil ich unter diesen Vorraussetzungen nicht auf diesen Kodex schwören werde, und wenn das heißt, dass ich gehen muss, gehe ich!" "Shin hat recht." Entschlossen stellte Nao sich neben ihn. "Und sollte der Kodex in diesem Punkt nicht überarbeitet werden, werde auch ich das Schiff verlassen." "Ich bitte euch, wir können doch so etwas nicht gutheißen!", sprach Shin wieder alle an. Er zitterte immer stärker und lange würde er der Belastung nicht mehr allein standhalten können. "Wenn wir gemeinsam für eine Änderung eintreten, können wir diese auch erreichen!" Flehend sah er die anderen an während warme Verzweiflungstränen über seine Wangen liefen. Seine Beine drohten nachzugeben, doch bevor er zu Boden sinken konnte, schloss Saga ihn von hinten in seine Arme und drückte ihn fest genug an sich, damit er den Halt nicht verlor. "Auch ich stimme dir zu, und sollten sich genug Crewmitglieder finden, die der gleichen Ansicht sind, werde ich diesen Punkt bei der Versammlung übermorgen ansprechen, aber für Ren ist es vermutlich jetzt schon zu spät. Die Urteile, die die Piraterie betreffen, werden meistens sofort vollzogen." Kurz drehte er Shin zu sich um und stützte den kraftlosen Körper weiterhin. "Shin", flüsterte er dem Jüngeren zu und streichelte ihn beruhigend, "du kannst Rens Geschichte nicht mehr ändern, aber du hast für die Zukunft etwas bewirkt. Und auch, wenn das eigentlich eine kleine Meuterei ist, bin ich stolz auf dich. Ich weiß, dass das kein großer Trost für den Verlust eines Freundes ist, aber da gibt es auch nichts, was ich sagen könnte. Bedenke nur, dass das Leben einfach so ist. Menschen kommen und gehen, aber Freunde bleiben immer in deiner Erinnerung." Schwach nickte Shin. Dass er weinte, war ihm egal. Ebenso war ihm egal, dass Saga nicht wusste, wie er ihn trösten sollte. Seine Anwesenheit an sich war für Shin schon der bestmögliche Trost. Zitternd krallte er sich in Sagas Shirt und ließ einfach sämtliche Trauer, Verzweiflung und Wut heraus. Immerhin würde er so schnell keine bessere Begründung für einen Nervenzusammenbruch bekommen. Saga wusste nicht, was er tun sollte, immerhin hatte er, bevor Shin dazugekommen war, nie jemanden trösten müssen. Beruhigend strich er dem Jüngeren über den Rücken und drückte ihn enger an sich. Er hatte geahnt, dass Shin damit nicht klarkommen würde, aber dass die Reaktion so heftig ausfallen würde... Leise redete er auf Shin ein, um den anderen zu beruhigen. Es schien keinen Unterschied zu machen, was er sagte, also erzählte er einfach irgendetwas, das eigentlich nicht wirklich zum Thema passte. Seine Stimme schien das Tröstendste zu sein, und nach und nach beruhigte der Kleinere sich wirklich. Um sie herum entbrannten heftige Diskussionen während Nao sie einfach lächelnd beobachtete. Es war doch verblüffend, wie sehr tragische Ereignisse zusammenschweißen konnten. "Denkst du, die beiden schaffen es, zusammen zu kommen?", fragte Tora, der sich leise zu ihm gesellt hatte. "Definitiv. Sie kommen sich immer näher, und Saga will Shin für sich allein. Shin wird auf jeden Fall an Bord bleiben", antwortete Nao ruhig. "Ausnahmsweise will ich einmal versuchen, Saga zu vertrauen. Und seinen Gefühlen für Shin." nächster Upload: 10.06.2011 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)