Der Hauch auf dem Spiegel von Weissquell (FF zu dem Thema: "Was geschah davor") ================================================================================ Kapitel 1: Training ------------------- In vollendeter Perfektion streicht der feine Pinsel über das Papier. Mit kontrollierten Schwüngen fügen sich harmonisch Striche und Tupfen zu der lebensechten Darstellung einer Kiefer zusammen. Obwohl lediglich im Schwarz der Tusche gehalten, wirkt die filigrane Landschaft, die sich dort, von der Hand eines wahren Sumi-e Meisters gemalt, auf das Papier schmiegt, nahezu lebensecht. Wieder setzt die feingliedrige Hand den Pinsel auf. Da plötzlich ist von draußen ein dumpfes Rumpeln zu hören. Einige Schreie ertönen, dann verstummen sie wieder. Mimaru schließt für einen Moment die Augen und verzieht kaum merklich den Mund. Dann richtet sie wieder den Blick auf das Papier und setzt erneut zu einem kompliziert geschwungenen Strich an. Im selben Moment ertönt ein heftiges Krachen und irgendetwas, oder irgendjemand, kommt direkt über ihr durch die edle Papierwand geflogen und reißt dabei ein Schränkchen, mit dem sich darauf befindlichen Ikebana-Gesteck, unter lauten Getöse zu Boden, sodass die Blumen durch das ganze Zimmer fliegen. Unter einem schmerzhaften Stöhnen versucht sich die am Boden liegende Person wieder aufzurappeln. Mimaru schürzt die Lippen während sie den Eindringling beobachtet. Ihr Blick geht hinab auf ihre Malerei. Ein dicker, schwarzer Strich zieht sich über das gesamte Bild und verschandelt so unwiederbringlich die meisterliche Malerei. Mit einer eleganten Bewegung, und einem resoluten Klacken, legt die Youkaifrau den Pinsel neben der Zeichnung auf dem Tisch ab und erhebt sich. Dabei unterlässt sie es demonstrativ, dem am Boden liegenden Mann irgendwelche Beachtung zu schenken. Mit wenigen Schritten ist sie an der zerfetzten Tür, schiebt sie auf und tritt erhobenen Hauptes hinaus auf den weitläufigen Innenhof des Palastes. Ihr Blick geht nur kurz in die Runde bis sie den Verursacher dieses Intermezzos entdeckt hat. „Sesshomaru!“ Der angesprochene Knabe hebt den Kopf. Die langen, weißen Haare sind zu einem straffen Zopf nach hinten gebunden. Die helle Haut des schlanken Oberkörpers ist makellos und unversehrt obwohl sein weißer Hakama mehrere unschöne Blutflecken aufweist. Gerade hält er noch ein schmales Katana in einer kontrollierten Pose über dem Kopf, doch nun lässt er es sinken. Ohne die Aufforderung abzuwarten, läuft er nun auf die kostbar gewandete Youkaifrau zu und baut sich respektsbekundend vor ihr auf. „Was wünscht Ihr, Haha-ue (ehrenwerte Mutter)?“ Die Youkai verzieht keine Miene: „Was hatte ich dir darüber gesagt, wie ich wünsche, dass die Kampfstunden ablaufen sollen?“ Der Junge senkt ein wenig den Kopf und meidet ihren Blick. „Gesittet und ohne die Beschädigung von Sachgegenständen“, zitiert er nuschelnd. „Ganz recht!“, die Miene der Youkai ist ernst, „Dazu zählt keineswegs, dass du deinen Lehrer in meine Gemächer schleuderst. Besonders nicht, wenn ich gerade male.“ Sesshomaru beißt sich auf die Lippen: „Daran habe ich nicht gedacht, Haha-ue. Ich war gerade so sehr in Fahrt und...“ „Es interessiert mich nicht, wie es schon wieder zu so einem ungeziemenden Vorfall gekommen ist“, schneidet die Frau ihm scharf das Wort ab, „Du bist ein Fürstensohn und als solcher hast du dich auch zu betragen, und zwar immer!“ Sesshomaru verzieht kaum merklich den Mund, sagt aber nichts. Doch seine Mutter hat es bemerkt: „Mach nicht so ein widerspenstiges Gesicht! Als Daiyoukai von fürstlichen Blut hast du nun mal eine gewisse Stellung zu wahren. Denke immer daran: Würde, Ehre, Selbstbeherrschung und selbstverständliche Überlegenheit, das ist es was einen wahren Daiyoukai des Westclans auszeichnet. Wenn du das vergisst, lädst du nicht nur Schande auf dich, sondern auch auf deinen Vater und mich. Deine Fehler fallen auf uns zurück, und du willst doch deiner Familie keine Schande bereiten, oder?“ Der junge Daiyoukai blickt zerknirscht zu Boden: „Nein, Haha-ue!“ „Gut! Dann wirst du jetzt mit Monshi-sensei weitertrainieren und zwar so wie es sich gehört! Und du wirst seinen Anweisungen Folge leisten, hast du verstanden?“ Nun verzieht Sesshomaru offen das Gesicht und stöhnt auf: „Aber Haha-ue, was soll ich denn von ihm lernen? Was er mir beibringen will, kann ich doch alles schon. Das ist langweilig!“ Ernst hebt die Fürstin die Brauen: „Merke dir gut: In der Perfektion liegt die wahre Kunst! Also wirst du es solange üben, bis du es perfekt beherrschst!“ „Wie Ihr wünscht, Haha-ue!“ Mit einem Brummen wendet sich der junge Prinz ab und will schon missmutig von dannen stapfen, als ihn der Ruf seiner Mutter zurückhält: „Sesshomaru! Haltung! Immer Haltung!“ Der Knabe strafft sich und setzt eine gelassene Miene auf: „Ja, Haha-ue!“ Mit diesen Worten wendet sich die Daiyoukai ab und betritt wieder ihre Gemächer. Kaum ist sie außer Sicht, entspannt Sesshomaru seine Schultern und presst die Lippen aufeinander. Ärgerlich tritt er gegen einen Übungspfahl, der daraufhin bedenklich wackelt. Verstimmt betrachtet er das Schwert in seiner Hand. Was soll er der alte Zausel ihm denn noch beibringen? Inzwischen vergeht kein Tag mehr, an dem er ihn nicht mehrmals besiegt. Aber was soll man von so einem Relikt auch anderes erwarten? Angeblich hat er schon mehrere Fürsten vor ihm trainiert, seinen Vater eingeschlossen. Aber so wie es aussieht, kommt er hier wohl an seine Grenzen. Oder er ist tatsächlich zu alt. Und immer wieder dieselben Moralpredigten. Langsam kann er sie wirklich auswendig. Nein, von so einem ist nichts Neues mehr zu erwarten. In diesem Moment taucht auf dem Innenhof ein weiterer Youkai auf und läuft rasch zu dem jungen Prinzen hinüber. Dort angekommen, bleibt er respektvoll stehen und verneigt sich leicht. Verstimmt blickt Sesshomaru zu ihm hoch: „Was gibt es, Chitsurao?“ „Es tut mir leid, Sesshomaru-ouji“, erklärt der Angesprochene, „Doch Monshi-sensei lässt Euch ausrichten, dass das Training für heute beendet ist. Er befindet sich gerade auf dem Weg zum Heilerzimmer.“ Sesshomaru verdreht leicht die Augen: „War das nicht klar!“ Missmutig verstaut er sein Katana wieder in seiner Schwertscheide und geht dann hinüber zu der Stelle an der er seinen Haori aufbewahrt hat. In gebührendem Abstand folgt ihm Chitsurao. „Ihr scheint unzufrieden zu sein, Sesshomaru-ouji“, stellt er behutsam fest. Nur zu gut kennt er das Temperament des jungen Daiyoukai. Schwungvoll kleidet Sesshomaru sich wieder an: „Dieses lächerliche Kampftraining ist unbefriedigend. Dieser alte Mann kann schon längst nicht mehr mit mir mithalten.“ „Ihr sucht also eine neue Herausforderung?“, hakt der Youkai sachte nach. Sesshomaru schnaubt leicht aus: „Eine angemessene Herausforderung sollte schwer zu finden sein. Außer meinem werten Herrn Vater habe ich bisher noch jeden besiegt.“ Chitsurao lächelt nachsichtig: „Ihr seid erst vierzehn. Sicher gibt es noch genügend Kämpfer die Euch noch nicht die Stirn geboten haben.“ Sesshomaru meidet den Blick des Youkais, während er sich seinen Obi bindet. „Das bedeutet nicht, dass ich sie nicht besiegen könnte!“, stellt er trotzig klar. „Das wollte ich auch keinesfalls andeuten, Ouji-sama!“, meint Chitsurao noch immer leicht schmunzelnd. „Aber wenn Ihr Euch nach einer Herausforderung sehnt, habe ich womöglich eine gute Nachricht für Euch“, fügt er wohlwollend hinzu. Der junge Prinz hebt interessiert den Kopf und wendet sich zu ihm um: „Und die wäre?“ Chitsuraos Augen blitzen kurz verschmitzt auf: „Der Taishou hat sich für heute Abend hierher angekündigt.“ Kapitel 2: Heimkehr ------------------- Unter dem blutroten Licht der Sonne senkt sich der Abend auf das Schloss herab. Die nachtschwarze Silhouette vor der Abenddämmerung ist das Ziel des mächtigen Youkaifürsten. Gemäßigten Schrittes bewegt sich Inu Taishou auf sein Schloss zu. Es ist schon eine Weile her, seit er zuletzt hier war, bestimmt ein halbes Jahr. Nun, in letzter Zeit gab es nicht viel was ihn dorthin gezogen hat. Weder seine Gemahlin noch sein Sohn und Thronfolger. Wenn er darüber nachdenkt, kann er sich selbst kaum erklären, woran das liegt. Doch jedes Mal, wenn er seiner Frau ins Gesicht sieht, spürt er einen stillen Vorwurf in jeder Faser seines Körpers. Sicher, offen würde sie niemals ihren Unmut kundtun, dazu ist ihre Erziehung zu gut, doch an der Kühle die sie ausstrahlt, spürt er es ebenso deutlich. Und diese Kühle gibt sie bereits an Sesshomaru weiter. Jedes Mal, wenn er seinen Sohn aufsucht, mehr. Kein Wunder also, wenn er ihnen lieber fern bleibt. Umso erstaunlicher ist es da, dass er ausgerechnet heute beschlossen hat, seine Familie zu besuchen. Heute, wo ihr vorwurfsvoller Blick erstmals gerechtfertigt wäre. Der Daiyoukai beschleunigt seinen Schritt, als würde seine Schuld ihn verfolgen wie ein hartnäckiges Insekt. Schließlich erreicht er das große Holztor, dass den Weg zum Palast bewacht. Kaum erkennen die Wachen ihren Herrn, geben sie auch schon den Weg frei und der Fürst betritt sein Schloss. Bereits auf dem gepflasterten Pfad hinauf zum Hauptgebäude kommt ihm eine wohlvertraute Person entgegen. Es ist sein Sohn. Der Kronprinz trägt seinen edelsten Kimono, und einige Schritte vor seinem Vater hält er an und neigt respektvoll den Kopf zum Gruß. „Seid willkommen, Chichi-ue!“, sagt er förmlich. Inu Taishous Blick wird wehmütig. Der Junge ist schon wieder gewachsen, und die Zeiten, als er ihm noch freudig entgegen gestürzt ist, um sich in seine Arme zu werfen, gehören längst der Vergangenheit an. Dafür hat seine Mutter schon gesorgt. „Sesshomaru“, mit einem würdevollen Nicken erwidert der Fürst die Begrüßung seines Sohnes. Nun hebt der junge Prinz den Kopf und der Fürst erkennt nun doch noch ein freudiges Funkeln in den Augen seines Sohnes. Ein mildes Lächeln spielt um seine Lippen: „Welche Ehre als erstes von meinem Sohn begrüßt zu werden.“ Sesshomarus Augen strahlen, ansonsten verzieht er keine Miene. „Ich war erfreut, als ich hörte, dass Ihr das Schloss wieder besucht“, sagt der Kronprinz höflich. Doch Inu Taishou setzt schon seinen Weg zum Eingang fort. Als er den jungen Daiyoukai passiert, schaut er noch einmal zurück: „Du musst nicht so förmlich sein, Sesshomaru. Ich freue mich auch, wieder hier zu sein.“ Dann winkt er ihm: „Komm her!“ Zunächst wirkt Sesshomaru etwas verunsichert, doch dann schließt er rasch zu seinem Vater auf. „Erzähl mal!“, beginnt Inu Taishou, „Was hast du gemacht, während ich weg war?“ Der junge Prinz zögert kurz, doch dann sprudelt es geradezu aus ihm heraus. Der Fürst hört sich alles an, während sie den Weg hinauf gehen und er seufzt innerlich. Jetzt erst merkt er wie sehr ihm das gefehlt hat. Gerade ereifert sich der junge Prinz über sein Kampftraining. „Es war nur eine ganz leichte Attacke, Chichi-ue, und er flog quer über den Hof bis durch die Wand des Palastes. Ich habe ihn kaum gestreift. Und so jemand möchte mich etwas lehren! Ich finde es entwürdigend, dass ich weiterhin unter diesen Bedingungen lernen soll. Ich möchte einen neuen Lehrer! Warum unterrichtet Ihr mich nicht?“ „Sesshomaru, was ist das für ein Betragen, deinen Vater gleich mit derartig vielen Fragen und Forderungen zu überfallen?“ Am oberen Ende der Treppe steht die Fürstin und blickt Vater und Sohn mit leicht tadelnder Miene entgegen. Sofort versteift sich Sesshomaru und die Leidenschaft, von eben, verschwindet augenblicklich. „Verzeiht mir, Haha-ue! Ich war gedankenlos“, gibt er fügsam Antwort. Inu Taishous Stirn legt sich leicht in Falten. Sie hat ihn wirklich konsequent erzogen, das muss man ihr lassen. Dann wendet er sich wieder an seinen Sohn: „Sesshomaru, warum gehst du nicht schon einmal vor zum Kampfplatz. Wir werden nachher ein wenig gemeinsam trainieren. Ich möchte mich von deiner Stärke persönlich überzeugen.“ „Wie Ihr wünscht, Chichi-ue!“, gehorsam nickt Sesshomaru, doch seine Augen funkeln vor Freude. Dann läuft er rasch zurück ins Haus. Nun tritt Inu Taishou seiner Frau entgegen. „Mein Gemahl!“, sagt sie höflich und verneigt sich vor ihm. Der Daiyoukai nimmt es mit einem leichten Nicken zur Kenntnis: „Mimaru!“ Die Fürstin richtet sich wieder auf: „Es ist schon eine Weile her, dass Ihr uns mit Eurer Anwesenheit beehrt habt.“ „Offensichtlich!“, Inu Taishou hat nun den Palast betreten und Mimaru ist ihm gefolgt, „Ich habe in den zwei Minuten vom Tor hierher mehr zu hören bekommen, als ein halbes Jahr eigentlich herzugeben vermag.“ „Ich werde mit ihm sprechen“, bemerkt Mimaru ernst, „Dem Jungen mangelt es noch immer an Selbstdisziplin!“ Innerlich seufzt Inu Taishou. „Das ist nicht nötig“, erwidert er, „Man kann es ihm nicht verübeln, dass er sich freut, mich zu sehen.“ Sittsam senkt Mimaru den Kopf: „Ihr seid zu nachsichtig mit ihm.“ „Und du bist zu streng mit ihm!“, nun tritt der Fürst an seine Frau heran. Zwei Finger legen sich sanft unter ihr Kinn und heben es an, dass sie ihn ansehen muss. „Mimaru“, sagt er leise, „Was ist mit dir? Freust du dich auch, mich zu sehen?“ Einen langen Moment treffen sich zwei Paar goldene Augen, doch dann kehrt die reservierte Kühle in ihren Blick zurück und sie senkt das Haupt: „Warum sollte ich den Vater meines Kindes und den erhabenen Fürsten unseres Volkes nicht willkommen heißen?“ Inu Taishou lässt die Hand sinken. Schon wieder ist da diese Wand aus Kühle, die so schwer greifbar ist und er bedauert es. Rasch wechselt er das Thema: „Was ist das für eine Angelegenheit wegen des Schwerttrainings? Mein Sohn hat Probleme mit seinem Lehrer?“ „Bedauerlicherweise überflügelt sein Talent seine innere Reife“, erklärt die Daiyoukai, „Er glaubt von Monshi-sensei nichts mehr lernen zu können.“ Inu Taishou nickt leicht: „Ich verstehe! Monshi ist ein fähiger Lehrer aber ihm fehlt der Bezug zur jüngeren Generation. Womöglich wäre Sesshomaru mit einem jüngeren Lehrer eher gedient, jemand mit dem er mehr gemeinsam hat.“ „Aber mein Gemahl“, verwundert hebt Mimaru die Brauen, „Mit wem sollte denn unser Sohn etwas gemeinsam haben?“ Doch der Fürst beachtet den Einwand seiner Frau nicht und wendet sich an einen vorbeikommenden Diener: „Richte Dokotoge aus, dass ich ihn zu sprechen wünsche!“ Kapitel 3: Der neue Lehrer -------------------------- Kaum hat ihn der Ruf seines Herrn erreicht, macht sich General Dokotoge auf den Weg zu ihm. Er ist ein wenig verwundert. Der Fürst ist gerade erst im Schloss eingetroffen. Was kann so wichtig sein, dass er gleich nach dem Hauptmann seines Heeres verlangt? Doch es würde ihm niemals einfallen, die Handlungsweise seines Herrn in Frage zu stellen. Kaum betritt er den Raum in dem sich Inu Taishou aufhält, sinkt er auch schon auf ein Knie hinab und senkt demütig den Kopf. „Ihr habt mich kommen lassen, Inu Taishou-sama.“ Der Daiyoukai winkt ihn zu sich und rasch tritt der Youkai an seine Seite. „Dokutoge, ich brauche eine Einschätzung von dir“, beginnt der Fürst, „Es geht um meinen Sohn.“ Aufmerksam lauscht der General den Worten des Daiyoukai. Er ist etwas verunsichert: „Was für eine Art Einschätzung wünscht Ihr, Inu Taishou-sama?“ „Ich wünsche für meinen Sohn die bestmögliche Ausbildung. Sei es in Wissen oder auch im Kampf“, fährt der Daiyoukai fort, „Wie ich erfahren habe, macht mein Sohn gute Fortschritte was das Kämpfen angeht. Zu Gute, wie ich höre. Deshalb halte ich es für angebracht, ihm eine breitere Palette an Techniken zur Verfügung zu stellen, damit er sich noch weiter verbessern kann. Ich möchte, dass er die Gelegenheit bekommt, von einem weiteren Lehrer zu lernen. Wer wäre deiner Meinung nach dafür geeignet?“ Der Youkaikrieger lächelt innerlich ein wenig. Das gespannt Verhältnis zwischen Monshi-sensei und dem Kronprinzen ist kein Geheimnis. Doch es ist dem Fürsten hoch anzurechnen, dass er Monshi-sensei nicht herabsetzt, indem er ihn als unfähig bezeichnet. Das hätte der alte Krieger nicht verdient. Doch der Taishou nimmt stets Rücksicht auf seine Untergebenen. Ein wahrer Daiyoukai durch und durch! Doch er lässt sich nicht anmerken was er denkt. Stattdessen beginnt er Überlegungen anzustellen, wie er die Anfrage seines Herrn beantworten soll. „Nun“, beginnt er verhalten, „Unser Heer hat viele gute Krieger, doch sicher wollt Ihr den Besten für Euren Sohn. Ich könnte mir vorstellen, dass Chitsurao für diese Aufgabe geeignet wäre. Außerdem scheint er sich gut mit Sesshomaru-sama zu verstehen.“ Doch Inu Taishou schüttelt leicht den Kopf: „Chitsurao ist ein fähiger Krieger, aber er ist auch Vizehauptmann unserer Truppen. Der Lehrer meines Sohnes sollte seine Aufmerksamkeit vollständig auf die Ausbildung meines Sohnes richten können.“ Dokutoges Stirn legt sich in Falten. Das macht die Sache schon schwieriger. Doch da beginnt der Fürst erneut: „Wie ich hörte, beherrscht dein Sohn den Umgang mit dem Schwert ausgesprochen gut.“ Überrascht blickt Dokutoge auf: „Es stimmt, Kossoridoku ist einer der besten Kämpfer seines Jahrgangs, aber er ist noch recht jung. Ich bin nicht sicher, ob er der Aufgabe als Lehrer gewachsen wäre.“ „Das käme vermutlich auf einen Versuch an“, entgegnet Inu Taishou nachdenklich, „Bring ihn her!“ Für einen kurzen Moment zögert Dokutoge, doch dann nickt er folgsam und verschwindet. Kurz darauf ist er wieder zurück. Ihm folgt ein schlanker, junger Mann mit feingeschnittenen Gesichtszügen und einem langen Samuraizopf aus hellblau-grauen Haaren. An seinem Obi befindet sich ein elegantes Katana. Sogleich geht der junge Youkai respektvoll vor dem Herrn der Hunde auf die Knie. „Du bist also Kossoridoku“, stellt der Daiyoukai fest. „Ja, Inu Taishou-sama“, antwortet der junge Youkai. „Hat dein Vater dir gesagt, was ich von dir will?“ „Er sagte, Ihr sucht einen Lehrer für Euren Sohn.“ „Und glaubst du, du könntest diese Aufgabe übernehmen?“ Der junge Youkai zögert: „Es schmeichelt mir, dass Ihr mich dafür in Betracht zieht, doch da ich Euch ungern enttäuschen möchte, würde ich es vorziehen, wenn Ihr davon absehen würdet.“ Inu Taishou hebt leicht die Brauen. Ein Blick zu Dokutoge sagt ihm, dass der General alles andere als erfreut über diese Antwort ist. „Du zweifelst also an deinen Fähigkeiten?“, hakt Inu Taishou nach. „Nein!“, der Youkai hebt jetzt trotzig den Blick, „Nur an der Bereitschaft Eures Sohnes, einen Rat anzunehmen.“ Für einen kurzen Moment verschlägt es Inu Taishou die Sprache. Seinem General ebenso. Fassungslos starrt der seinen Sohn an als wolle er ihn bei lebendigem Leibe verspeisen. Doch dann schmunzelt der Daiyoukai leicht. „Nun, dann weißt du ja schon, was du ihm als erstes beibringen kannst.“ Etwas überrumpelt blickt Kossoridoku zu ihm auf: „Ich verstehe nicht ganz, mein Fürst.“ Auch Dokutoge scheint mit der Reaktion des Fürsten nicht gerechnet zu haben. Doch der Daiyoukai fährt schon fort: „Da du ja so klar seine Schwächen erkannt hast, denke ich, dass du dich ausgezeichnet als Lehrer meines Sohnes machen wirst. Außerdem schadet es ihm gar nicht, von jemandem zu lernen, der genug Selbstbewusstsein besitzt, um ihm zu widersprechen.“ Mit diesen Worten wendet sich der Taishou zum Gehen. Dabei winkt er Kossoridoku, ihm zu folgen. Dieser braucht einen Moment, um seine Überraschung zu verarbeiten, doch dann springt er schnell auf und folgt seinem Fürsten, ebenso wie sein Vater. Die drei treten hinaus auf den laternenbeleuchteten Übungsplatz. Dort sehen sie Sesshomaru der gerade zum Aufwärmen einige komplizierte Schwertkatas vollführt. Seine Bewegungen sind fließend und sehr exakt. „Sesshomaru!“, ruft Inu Taishou seinen Sohn zu sich. Sogleich lässt dieser sein Schwert sinken, steckt es zurück in die Scheide und läuft rasch zu ihm herüber. Fast schon feierlich baut er sich vor ihm auf. „Ich bin bereit für das Training, Chichi-ue!“ „Das freut mich zu hören, mein Sohn!“, antwortet Inu Taishou, „Auf deinen Wunsch hin habe ich dir einen neuen Lehrer besorgt. So habt ihr gleich Gelegenheit euch kennen zu lernen.“ Sesshomaru ist die Enttäuschung deutlich anzusehen. Er bemüht sich noch nicht einmal, es zu verbergen. Doch sein Vater ignoriert es. „Dies ist Kossoridoku“, er winkt den jungen Mann zu sich, „Er wird dich von heute an unterrichten.“ Der junge Prinz verbirgt seinen Unmut nicht. Äußerst skeptisch begutachtet er seinen neuen Lehrer. „Der ist doch viel zu jung“, stellt er verächtlich fest, „Der braucht bestimmt selbst noch einen Lehrer. Warum demütigt Ihr mich mit solch einem Ersatz, Chichi-ue?“ Inu Taishous Miene wird nun ernst: „Passt dir etwas an meiner Entscheidung nicht?“ Der Kronprinz verzieht das Gesicht, aber er senkt den Kopf. „Natürlich nicht, Chichi-ue“, murmelt er zerknirscht. „Gut!“, meint der Daiyoukai streng. Dann wendet er sich an Kossoridoku: „Dies ist nun dein Schüler. Verfahre mit ihm, wie du willst.“ „Wie viel Freiraum gesteht Ihr mir dabei zu?“, fragt der Youkai ernst zurück. Wieder hebt der Taishou überrascht die Brauen, doch dann sagt er: „Ein guter Lehrer wird das richtige Maß erkennen!“ Kossoridoku nickt zum Verständnis. Dann zieht er langsam sein Schwert und tritt auf Sesshomaru zu der ihn nur mürrisch beäugt. Gelassen hebt Kossoridoku den Kopf: „Ab heute bin ich Euer Lehrer, Sesshomaru-sama. Wir sollten zunächst einmal feststellen, wo Eure Schwächen liegen.“ „Selbst wenn ich Schwächen hätte“, erwidert der Prinz gehässig, „Wie will einer wie du sie feststellen?“ Die Miene des Fürsten verhärtet sich bei diesen respektlosen Worten seines Sohnes, doch Kossoridoku zeigt sich davon gänzlich unbeeindruckt: „Das überlasst besser mir. Zieht Euer Schwert!“ Kapitel 4: Respekt ------------------ Mit einer geschmeidigen Bewegung zieht Sesshomaru seine Waffe. Dabei wirft er seinem Gegenüber einen finsteren Blick zu. Dann geht er in die Grundstellung und wartet auf die Reaktion seines neuen Lehrers. Kossoridoku hält sein Schwert ebenfalls zum Angriff bereit. Doch statt anzugreifen, umrundet er den jungen Daiyoukai nur langsam mit sicheren Schritten und lässt ihn dabei nicht aus den Augen. Das hier wird schnell zu Ende sein, denkt Sesshomaru bei sich. Die reinste Zeitverschwendung! Dann blitzartig stößt er sich ab und schnellt auf Kossoridoku zu, das Schwert hoch zum Schlag erhoben. Doch gerade als er ihn erreicht, macht der Youkai einen raschen Schritt zur Seite und lässt ihn ins Leere laufen. Sofort fährt Sesshomaru herum und schlägt erneut zu. Kossoridoko reagiert jedoch flink, täuscht auf der einen Seite an, weicht dann jedoch zur anderen Seite aus und der Schlag des Prinzen geht wieder ins Leere. Ärgerlich dreht sich Sesshomaru um. Wenn er es so haben möchte! Nur ein weiterer schneller Schritt und er ist direkt vor ihm. Blitzschnell holt er aus und diesmal hält der Youkai dagegen. Unter der Wucht von Sesshomarus Schlag knicken seine Knie kurz ein, aber dann beginnt er seinerseits den jungen Daiyoukai zu attackieren. Doch der Prinz ist erstaunlich geschickt. Beide liefern sich ein atemberaubendes Duell wobei sie sich gegenseitig leichtfüßig umrunden. Das Klirren der Schwerter und der Atem der Kämpfer ist eine Weile das Einzige was man auf dem Innenhof hört. Doch langsam weicht Kossoridoku immer weiter zurück. Es fällt ihm sichtlich immer schwerer, die außergewöhnliche Kraft des Kronprinzen abzufangen. Und schließlich trifft ihn der erste Hieb am Oberarm. Der Youkai verzieht das Gesicht, doch er kämpft weiter. Sesshomaru lächelt triumphierend. „Gib schon auf! Du bist mir doch nicht gewachsen!“ Doch der Ältere sagt kein Wort sondern geht erneut zum Angriff über. Ein weiterer Austausch an Schwertschlägen und wieder trifft den Youkai ein Streich, diesmal am Oberschenkel. Doch Kossoridoku ignoriert es und setzt den Kampf fort. Immer wieder prallen die Schwerter aufeinander und man kann die Kraft, die dahinter steckt, deutlich erkennen. Gerade will Sesshomaru einen weiteren Hieb ausführen, als Kossoridoku einen geschickten Ausfallschritt macht und damit Augenblicke später hinter seinem Rücken auftaucht. Ein blitzschneller Streich geht nieder, und ein Schnitt zerteilt den Haori des Prinzen, jedoch ohne die Haut zu berühren. Sofort fährt Sesshomaru herum, doch der Andere nutzt gleich seine Chance und greift erneut an. Sesshomaru reagiert und die Schwerter klirren einmal mehr aufeinander. Doch nun ist der junge Daiyoukai wütend. Er fletscht die Zähne und den nächsten Schlag kann Kossoridoku nicht parieren. Gnadenlos gräbt sich die Waffe des Prinzen in sein Fleisch. Der Youkai zuckt zusammen und hält sich schmerzerfüllt die Seite. Doch Sesshomaru nimmt darauf keine Rücksicht. Erneut schlägt er zu und dabei trifft er wieder ein Bein. Kossoridoku strauchelt. Er versucht aus der Reichweite des Prinzen zu kommen, doch vergeblich. Mit flammenden Augen geht Sesshomarus Schwert auf ihn nieder und bohrt sich direkt zwischen Kossoridokus Rippen. Der Youkai schreit auf und knickt zusammen. Mühsam versucht er sich wieder hochzustemmen, vergeblich. Erhobenen Hauptes steht Sesshomaru über ihm und blickt verächtlich auf ihn herab: „Und du willst mein Lehrer sein? Erbärmlich! Ich sollte dir gleich den Rest geben.“ Kossoridoku verzieht das Gesicht vor Schmerzen. Er blutet aus mehreren Wunden. „Vergebt mir... Sesshomaru-sama! Ich fürchte, ich war zu selbstsicher. Ihr seid ein wahrer Daiyoukai. Aber ich habe nur meine Pflicht getan. Ich bitte Euch, schont mein Leben!“ Vom Rand des Platzes haben Inu Taishou und Dokutoge das Geschehen beobachtet. Der General wagt nicht seinen Herrn anzusehen. Die Scham über das Versagen seines Sohnes steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Inu Taishou steht mit verschränkten Armen da und beobachtet nachdenklich was sich vor ihm abspielt. Der Knabe ist inzwischen wirklich verdammt gut geworden! Vielleicht war es doch ein Fehler, den jungen Kossoridoku als Lehrer auszuwählen. Dieser liegt noch immer verletzt am Boden und hat den Blick gesenkt. Lässig schultert Sesshoumaru sein Schwert: „Dein Gebettel um Gnade ist wirklich entwürdigend. Allein dafür sollte ich dich töten.“ Nun blickt Kossoridoku auf und die Furcht steht ihm im Gesicht: „Nein, Herr, bitte tut es nicht!“ Dokutoge wendet sich ab. Das Flehen seines Sohnes beschämt ihn zutiefst. Doch Sesshomaru lächelt nur kalt: „Du bist es gar nicht wert, dass ich dich töte.“ Mit diesen Worten steckt er sein Schwert zurück in die Scheide. Kossoridoku hat den Blick gesenkt: „Habt Dank, Sesshomaru-sama, und... verzeiht mir!“ Und im selben Augenblick bohrt sich die Spitze von Kossoridokus Schwert präzise genau in Sesshomarus rechtes Schultergelenk und setzt damit sämtliche Bewegung des Arms außer Kraft. Der junge Daiyoukai hat nicht einmal Zeit zu reagieren. Fassungslos starrt er seinen jungen Lehrer an, der jetzt keinerlei Anzeichen von Schmerzen oder Furcht mehr zeigt. Mit kalten Augen blickt Kossoridoku ihn an und als er spricht ist seine Stimme ernst: „Lektion Nummer Eins: Nicht alle Gegner kämpfen ehrenvoll!“ Mit diesen Worten dreht er dem jungen Daiyoukai gnadenlos die Schwertspitze in der Wunde herum, sodass Sesshomaru schmerzhaft die Luft einzieht. Er ist noch immer zu überrumpelt um zu reagieren. „Lektion Nummer Zwei: Verletzungen sind unangenehm!“, fährt Kossoridoku ungerührt fort. Dabei hebt er seine linke Hand. Um die bedrohlichen Krallen daran bildet sich ein grünliches Schimmern. Und noch ehe Sesshomaru reagieren kann, gräbt Kossoridoku seine Klauen unbarmherzig in die verletzte Schulter des Prinzen. Unwillkürlich entfährt dem Kronprinzen ein Schmerzensschrei. „Lektion Nummer Drei!“, Kossoridokus Miene wird hart, „Respektlosigkeit gegen den Lehrer wird nicht toleriert!“ Dann lässt er ihn los und tritt einen Schritt zurück. Aufmerksam beobachtet er den jungen Daiyoukai. Zunächst hält sich Sesshomaru nur die schmerzende Schulter, doch dann reißt er den Kopf hoch und funkelt Kossoridoku wütend an: „Na warte, das wirst du noch büßen, du Hund!“ Rasch blickt er zu seinem Vater, um die Bestätigung zu erlangen, doch Inu Taishou steht nur ruhig am Rande des Platzes und beobachtet sie mit ausdrucksloser Miene. Er macht keinerlei Anstalten, einzugreifen. Irritiert und ärgerlich wendet sich der Kronprinz wieder seinem Lehrer zu. Kossoridoku steckt sein Schwert zurück in die Scheide. „Ihr seid ein wirklich talentierter und starker Kämpfer, Sesshomaru-sama, und vermutlich kann ich Euch tatsächlich nicht besiegen. Aber wie Ihr wohl gemerkt habt, gibt es noch manches was Ihr lernen müsst. Hätte ich es gewollt, dann hättet Ihr jetzt schwerwiegendere Verletzungen als nur einen bewegungsunfähigen Schwertarm. Ich bin bereit, mein Wissen und Können mit Euch zu teilen. Bei Eurem Talent, bin ich sicher, dass es nicht lange dauern wird. Aber bis es soweit ist, werdet Ihr mich als Lehrer behandeln und ich Euch als Schüler!“ Einen langen Moment ringt der junge Daiyoukai sichtlich schwer mit sich, während er Kossoridoku giftige Blicke zuwirft. Doch schließlich nimmt er wieder Haltung an: „Gut!“, sagt er ernst, „Bis es soweit ist!“, dann zögert er kurz und fragt dann, „Was war das gerade für eine Technik?“ Kossoridoku lächelt kaum wahrnehmbar: „Sie nennt sich Dokusou, Giftkralle! Ich habe lange trainiert um sie zu meistern.“ Sesshomaru verzieht trotzig die Lippen: „Ich werde sie erlernen!“ Ernst erwidert Kossoridoku seinen Blick: „Davon gehe ich aus.“ Der junge Daiyoukai verschränkt die Arme: „Und ich werde sie verbessern!“ „Davon bin ich ebenfalls überzeugt!“, mit diesen Worten wendet sich Kossoridoku zum Gehen, „Das Training beginnt morgen früh!“ Langsam geht er zu seinem Vater und dem Taishou hinüber. Er humpelt leicht. Respektvoll schaut er dem Fürsten ins Gesicht. „Ich hoffe, Ihr verzeiht mir, dass ich Euren Sohn verletzen musste“, sagt er. Inu Taishou verzieht keine Miene: „Es war das richtige Maß und offenbar war es nötig“, sein Blick fällt auf die Wunde an Kossoridokus Seite, „Aber du solltest besser den Heiler aufsuchen.“ Doch der junge Youkai winkt ab: „Das ist nicht nötig, Inu Taishou-sama. Um Euch zufriedenzustellen, blute ich gerne ein wenig.“ Dann verneigt er sich vor dem Taishou und macht sich dann auf den Weg zurück in den Palast. „Kossoridoku-sensei!“, der Ruf lässt ihn noch einmal kurz innehalten, „Was Ihr gerade gezeigt habt, war noch nicht Euer ganzes Können. Ihr habt Euch absichtlich zurückgehalten.“ Kossoridoku schmunzelt leicht vor sich hin: „Ihr werdet noch ausreichend Gelegenheit haben, das herauszufinden, Sesshomaru-sama.“ Mit diesen Worten betritt er das Gebäude. Kapitel 5: Neue Aufgaben ------------------------ Mit schnellen, präzisen Schritten läuft Sesshomaru über den Übungsplatz, das Schwert hoch erhoben. Nur Sekundenbruchteile später trifft seine Waffe auf die seines Lehrers auf. Mit einer Geschwindigkeit, der man kaum mit den Augen folgen kann, liefern sich die beiden Gegner ein atemberaubendes Duell. Keiner von beiden ist bereit zu verlieren. Doch allmählich gewinnt der junge Daiyoukai die Oberhand. Ein schneller Streich seines Schwertes drückt das Katanas des anderen zur Seite und bleibt dann Millimeter vor dessen Brust stehen. „Yame!“, Kossoridokus Kommando ist kurz und scharf. Dann lassen beide Kämpfer die Waffen sinken. Mit einer leichten Verbeugung erweist Sesshomaru seinem Lehrer den üblichen Respekt. In den vergangenen zwei Jahren ist er fast schon zu einem Erwachsenen herangewachsen. Der straffe Samuraizopf reicht ihm bereits zur Taille und unter der hellen, makellosen Haut seines Oberkörpers zeichnen sich deutlich geschmeidige Muskeln ab. Lediglich sein weiches, feingeschnittenes Gesicht lässt erkennen, dass er noch immer ein Jugendlicher ist. Kossoridokus Miene entspannte sich: „Ihr werdet immer besser, Sesshomaru-sama.“ Der Daiyoukai nickt noch einmal zum Zeichen des Respekts: „Ihr seid ein guter Lehrer, Kossoridoku-sensei!“ Der Youkai verzieht keine Miene: „Es gibt nicht mehr viel, was ich Euch lehren könnte. Sogar den Umgang mit Eurem Youki beherrscht Ihr nun beinah perfekt. Ihr habt die Dokusou in kürzerer Zeit erlernt, als ich dafür brauchte.“ „Ich war sehr motiviert“, gibt der Kronprinz zur Antwort. „In der Tat!“, bestätigt Kossoridoku schmunzelnd, „Dieser Umstand war Euch eine große Hilfe.“ In diesem Moment erscheint am Rande des Übungsplatzes General Dokutoge und nickt seinem Sohn bedeutsam zu. Kossoridoku versteht. „Für heute ist es genug!“, wendet er sich an Sesshomaru, „Wir machen morgen weiter.“ „Ja, Sensei!“, bestätigt der Prinz und steckt sein Schwert weg. Nun wendet sich Kossoridoku um und geht zu seinem Vater hinüber. Fragend blickt er ihn an: „Was gibt es?“ „Der Taishou wünscht dich zu sprechen“, antwortet dieser. Kossoridoku nickt. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg. Während sie gehen, ergreift Dokutoge das Wort: „Wie ich sehe, macht Sesshomaru-ouji große Fortschritte.“ Kossoridoku nickt schweigend. Er weiß aus Erfahrung, dass seinem Vater irgendetwas auf der Seele liegt. Wie erwartet redet dieser schon weiter: „Zu gute, wie mir scheint. Bald wird er dich nicht mehr benötigen.“ Kossoridoku verzieht keine Miene. „Es gibt noch einige Dinge, die er lernen muss“, sagt er leise. Nun bleibt Dokutoge stehen und sieht seinen Sohn scharf an. „Mach dir nicht selbst etwas vor! Innerhalb von zwei Jahren hat er mehr gelernt als du in sechzig. Finde dich damit ab, dass du bald überflüssig bist.“ Der junge Youkai beißt die Zähne zusammen, und senkt den Kopf. Sein Vater fährt fort: „Glaubst du, ich habe nicht bemerkt, dass du dir irgendwelche unsinnigen Übungen ausdenkst, um Sesshomaru-sama bei Laune zu halten. Du wirst es nicht vermeiden können, dass er irgendwann alles von dir gelernt hat, und sich dann dem nächsten Lehrer zuwendet.“ „Es sind keine unsinnigen Übungen. Sie dienen der Verfeinerung seiner Techniken. Die Fürstin wünscht es so“, antwortet Kossoridoku trotzig. „Es sind Daiyoukai! Wann begreifst du das endlich?“, tadelnd blickt Dokutoge seinen Sohn an, „Sie sind völlig anders als wir. Sie stehen so unendlich weit über uns, dass wir sie niemals erreichen werden, selbst wenn wir tausend Jahre trainieren. Deshalb ist es unsere Aufgabe, ihnen stets treu zu dienen und nicht, uns mit ihnen... anzufreunden!“ Kossoridoku meidet den Blick seines Vaters noch immer. Er sagt kein Wort. Dokutoge seufzt: „Du machst dir völlig falsche Hoffnungen. Inu Taishou und seine ganze Familie, sie sind für uns... unerreichbar. Sie sind uns überlegen, sowohl in Kraft als auch in Würde und Unfehlbarkeit. Inu Taishou ist über jeden Makel erhaben und das Gleiche gilt auch für seinen Sohn. Versuch also gar nicht erst, dich mit ihnen auf eine Stufe zu stellen. Wir tun unsere Schuldigkeit und das muss genügen, verstanden?“ Der junge Youkai nickt zögerlich: „Ja, Vater! Ich werde versuchen es nicht zu vergessen!“ „Gut!“, nickt Dokutoge, und nun komm, der Fürst erwartet dich.“ Nur wenig später haben sie den Gartenbereich erreicht wo Inu Taishou bereits wartet. Beide Youkai sinken vor ihm auf die Knie, doch der Fürst winkt Kossoridoku, näher zu kommen. „Lass uns alleine, Dokutoge!“, weist er den General an. Dieser erhebt sich, verneigt sich noch einmal und verschwindet dann. Gehorsam tritt Kossoridoku nun näher: „Ihr wünschtet mich zu sprechen?“ Vielleicht wird ihm der Daiyoukai nun eröffnen, dass seine Dienste als Lehrer nicht länger benötigt werden, doch Inu Taishou schweigt. Er wirkt ein wenig abwesend. Geduldig wartet der Youkai darauf, dass der Fürst ihn anspricht. Schließlich fragt Inu Taishou: „Weißt du warum ich dich, trotz deines Alters, als Lehrer für meinen Sohn ausgewählt habe?“ Es geht also tatsächlich um den Lehrerposten. Eigentlich bedauert Kossoridoku es wirklich von Herzen, dass das nun ein Ende finden soll. Er muss gestehen, dass er die Zeit wirklich genossen hat und es macht ihn ein wenig stolz, dem zukünftigen Fürsten ein Stück weitergeholfen zu haben. Doch sein Vater hat natürlich recht. Sich mit einem Daiyoukai anzufreunden, steht ihm einfach nicht zu. „Warum, Inu Taishou-sama?“, er ist klug genug, keine Vermutung zu äußern. Der Daiyoukai behält ihn genau im Auge: „Dein Schneid! Du gabst mir freche und doch selbstbewusste Antworten auf meine Fragen und hast ohne zu zögern meinen Sohn verletzt, weil dein Gespür dir sagte, dass dies notwendig war, um seinen Respekt zu erlangen. Du hast dich über die bestehenden Traditionen hinweggesetzt. Du warst noch nicht zu festgefahren in deinem Denken. Du hast weiter gesehen, als das was üblich ist. Eine solche Weitsicht benötigt ein Fürst, deshalb wählte ich dich aus.“ Ein wenig irritiert blickt Kossoridoku seinen Herrn an. Er versteht nicht ganz worauf er hinaus will, aber er merkt, dass der Fürst nicht so recht weiß, wie er sein Anliegen vorbringen soll. Was hat das alles zu bedeuten? Was wird von ihm erwartet? Schließlich wagt er zu fragen: „Wie kann ich Euch weiter zu Diensten sein, Inu Taishou-sama?“ Nun hat der Daiyoukai einen Entschluss gefasst. „Ich benötige deine Dienste bei einer sehr... delikaten Sache. Niemand darf davon erfahren, verstanden?“ Verwundert schaut Kossoridoku auf: „Natürlich, mein Fürst! Worum geht es denn?“ Rasch blickt der Daiyoukai sich um, als fürchte er, beobachtet zu werden. Dann sagt er: „Komm mit! Du musst für mich Wache stehen.“ Kapitel 6: Verlangen -------------------- Die Nacht ist längst hereingebrochen. Schweigend schreitet Inu Taishou durch den unwegsamen Wald, gefolgt von Kossoridoku. Aus Rücksicht auf seinen Begleiter verzichtet der Daiyoukai heute darauf, als Lichtkugel in seiner Energieform zu reisen. Das ist der Vorteil, den man als Daiyoukai besitzt, die vollständige Kontrolle über sein gesamtes Youki. Würde ein gewöhnlicher Youkai diese Technik anwenden, würde es ihn nach wenigen Momenten in Stücke reißen, und er benötigt den Lehrer seines Sohnes lebend für das was er vorhat. Inu Taishous Herzschlag beschleunigt sich je näher er seinem Zielort kommt. Mit einer gewissen Faszination registriert er das. Schon lange ist er nicht mehr so nervös gewesen. Bisher konnte nur ein gefährlicher Kampf ihn so sehr in Aufregung versetzen, doch heute steht kein Kampf zu befürchten. Im Gegenteil! Immer wieder und wieder drehen sich seine Gedanken nur um das eine Thema und je mehr er darüber nachgrübelt um so unruhiger wird er. Tut er auch wirklich das Richtige? Wie oft hat er sich schon diese Frage gestellt. Und immer wieder kommt er zu dem Schluss, dass das für ihn keine Rolle spielt. Selbst wenn er sich zwingen würde, er könnte es nicht ertragen auf Dauer von ihr getrennt zu bleiben. Seit fast zwei Jahren trifft er sie nun schon heimlich, die junge Frau, die es ihm über alle Maßen angetan hat. Schon von dem Moment, als er sie zum ersten Mal sah, wusste er, dass er ihr Gesicht nie wieder aus seinem Kopf bekommen würde. Und inzwischen sind sie beide sich so nahe gekommen, dass es ihm unmöglich wäre, sie je wieder zu vergessen. Izayoi! Sie ist so völlig anders als Mimaru. Die Daiyoukai ist von überirdischer Schönheit und Grazie. Aber auch stark wie das Meer und mysteriös wie das kühle Licht des Mondes. Doch Izayoi besitzt eine völlig andere Lieblichkeit. Wenn dieses Menschenmädchen lächelt, dann scheinen tausend Sonnen auf ihrem Gesicht, die sein Herz mit ihrer Wärme fluten. Und wenn er nur lange genug in ihre Augen schauen würde, dann kämen ihm die Tränen über so viel Anmut und Unschuld. Allein der Gedanke, sie aufgeben zu müssen, bereitet ihm unsägliche Schmerzen. Mimaru und Izayoi, Kälte und Wärme, Nacht und Tag. Er wünschte, er könnte sie beide haben, doch das wäre vermessen, selbst für einen Fürsten wie ihn. Und doch ist er gerade dabei, eben diese Vermessenheit herauszufordern. Seine Nervosität wächst. Wird sie da sein? Wird sie bereit sein, das mit ihm zu tun, was er ihr zugesagt hat? Und vor allem, wird er in der Lage sein, ihr alles zu schenken, seine ganze Liebe, seine ganze Leidenschaft, und sich dennoch so sehr in der Gewalt zu haben, dass er sie nicht verletzen wird? Oder Schlimmeres! Nicht auszudenken, was dann geschehen würde. Inu Taishou weiß nur zu gut, was es bedeutet, wenn ein Youkai seinen Gefühlen freien Lauf lässt, und auch welches Schicksal damit verbunden ist. Es ist bereits zu spät! Sein Herz gehört ihr schon und sie zu verlieren, hieße eine Wunde davonzutragen, die er nicht so rasch verwinden würde, wenn überhaupt. Und das bedeutet, dass er sie beschützen wird, ganz gleich was es ihn kostet. Doch all das darf niemand sonst erfahren. Sein Volk blickt zu ihm auf. Sie verehren ihn. Sie würden das hier nicht verstehen. Sie würden nicht begreifen, warum ein so mächtiger Youkaifürst einer gewöhnlichen Sterblichen solche Aufmerksamkeit schenkt. Sie würden sich von ihm abwenden und das würde das Reich schwächen und sie alle gefährden. Deshalb kann er sie nur heimlich treffen. Und normalerweise wäre das kein Problem. Doch heute ist es anders. Heute wird er weiter gehen als bisher und womöglich hat er sich dann nicht in der Gewalt. Zumindest wird er zu unachtsam sein, um ungebetene Augen und Ohren rechtzeitig zu bemerken. Und zu diesem Zweck hat er den jungen Krieger mitgebracht. Er soll darauf achten, was um sie her geschieht und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Nur muss er ihm das erst noch klarmachen. In der Ferne ist die Silhouette eines Pagodendaches in der Dunkelheit zu erkennen. Sie haben ihr Ziel erreicht. Inu Taishou bleibt stehen. Nun wendet er sich zu seinem Begleiter um. „Kossoridoku“, beginnt er, „Ich werde zu dem Anwesen dort hinunter gehen und ich möchte, dass du hier bleibst. Achte darauf, dass niemand erfährt, dass ich dort bin. Wenn jemand auftaucht den du kennst, versuche ihn abzuwimmeln. Ist es ein Fremder, wirst du schon wissen, was angemessen ist, aber handele schnell und unauffällig.“ Ein wenig irritiert blickt der Youkai seinen Herrn an. „Mein Fürst, ich verstehe nicht ganz“, antwortet er zögernd. Er wüsste zu gerne, was hier vor sich geht, aber er kann den Daiyoukai ja schlecht nach seinen Beweggründen fragen. Doch Inu Taishou scheint seine Gedanken erahnt zu haben. „Ich fürchte, du wirst es bald verstehen“, antwortet er mit bedacht, „Doch ganz gleich was du hörst oder sonst wahrnimmst, es hat seine Richtigkeit und du bleibst auf deinem Posten, verstanden?“ Ein wenig verhalten nickt Kossoridoku. Er hat so das Gefühl, dass hier irgendetwas in der Luft liegt, und dass ihm das vermutlich nicht gefallen wird. Inu Taishou wendet sich nun zu Gehen, doch dann blickt er noch einmal zu seinem Untergebenen zurück: „Ich verlasse mich auf dich, Kossoridoku! Du bist der Einzige, dem ich in dieser Sache vertrauen kann. Du hast schon bei meinem Sohn Weitsicht bewiesen. Nicht immer ist das Festhalten an Traditionen die beste Wahl. Du wirst verstehen, warum ich so handeln muss.“ Mit diesen Worten wendet er sich ab und lässt den Youkai alleine in der Dunkelheit zurück. Ein wenig ratlos steht Kossoridoku da. Was wollte der Fürst ihm damit sagen? Was hat das Ganze zu bedeuten? Was tut sein Herr hier bei dieser Menschensiedlung? Ein ganz mulmiges Gefühl beschleicht ihn. Er würde es bald verstehen, hat der Daiyoukai gesagt. Was mag das bedeuten? Eine ganze Weile steht Kossoridoku nur schweigend da und versucht seinem Auftrag gerecht zu werden. Doch dann auf einmal, ganz leise, dringen sonderbare Laute an sein Ohr. Zunächst ist sich der junge Krieger nicht sicher, was er da hört, doch dann weiten sich seine Augen ungläubig und auf einmal versteht er. Fassungslos lauscht er den eindeutigen Klängen und ein ganz neues und sehr unbequemes Gefühl kriecht nun seinen Rücken hinauf. Fast schon ist er über sich selbst erstaunt. Nie hätte er gedacht, dass ihn solche Gefühle für seinen Fürsten überkommen würden. Und als er es schließlich wagt, dieser Empfindung einen Namen zu geben, beginnt sein Herz zu rasen und seine Handflächen werden feucht, so sehr erschreckt ihn das. Zu hören, wie sich sein stolzer, von seinem Vater in den Himmel gepriesener Fürst lautstark mit einer niederen Menschenfrau paart, löst bei ihm nur eine Empfindung aus: Grenzenlose Abscheu! Kapitel 7: Der Brief -------------------- „Ihr seid nicht bei der Sache, Sensei!“ Sesshomaru lässt sein Katana sinken. Gerade hat er seinem Lehrer einen tiefen Schnitt auf dem Oberarm beigebracht. Ein sehr untypischer Fehler für den erfahrenen Youkai. Kossoridoku blickt auf seinen blutenden Arm. Dann schaut er auf: „Wir machen für heute Schluss!“ Der junge Daiyoukai mustert seinen Gegenüber mit kritischer Miene. „Ihr seid schon seid einigen Wochen so nachlässig“, stellt er fest, „Langweilt Euch Eure Aufgabe?“ Die zynischen Worte reißen Kossoridoku aus seinen Gedanken. „Sicher nicht, Sesshomaru-sama“, beteuert er rasch. Der Kronprinz steckt sein Schwert weg: „Und wem verdanke ich dann Eure geistige Abwesenheit?“ Kossoridoku meidet scheinbar zufällig den Blick des Prinzen. „Nichts weiter von Belang, Sesshomaru-sama“, sagt er besonnen. Dann wendet er sich zum Gehen. Doch Sesshomaru ist nicht bereit, das auf sich beruhen zu lassen. „Hat es etwas damit zu tun, dass Ihr meinen Vater in letzter Zeit öfters begleitet?“, bohrt er unnachgiebig weiter. Kossoridoku bleibt stehen. Langsam dreht er sich um. „Da werdet Ihr Euren Vater vermutlich selbst fragen müssen“, ein bitterer Unterton liegt in diesen Worten. Dann setzt der Youkai seinen Weg fort und ist kurz darauf im Gebäude verschwunden. Sesshomarus Stirn legt sich in Falten. Irgendetwas geht hier vor, von dem er nichts weiß, oder wissen soll. In letzter Zeit ist sein Vater öfter im Schloss anwesend als in all den Jahren zuvor und das erscheint ihm sehr ungewöhnlich. Und Kossoridoku scheint etwas über die Gründe zu wissen. Doch weder er noch sein Vater sind offenbar gewillt, ihn darüber in Kenntnis zu setzen. Zumal sein Vater ihn in letzter Zeit genau zu mustern scheint, besonders dann, wenn er denkt, dass sein Sohn es nicht bemerkt. Und das wurmt ihn sehr. Es lässt ihm einfach keine Ruhe, nicht zu wissen, was da vor sich geht. Und irgendwie beneidet er den jungen Youkai dafür, dass er so viel Zeit mit seinem Vater verbringt. Obwohl der Fürst momentan hier im Schloss zu wohnen scheint, sieht er ihn auch nicht wesentlich öfter als bisher. Noch nicht einmal sein Versprechen von damals hat er bisher eingehalten. Seit Kossoridoku sein Lehrer ist, hat sein Vater überhaupt noch nicht wieder mit ihm trainiert und das gibt ihm einen schmerzhaften Stich ins Herz. Wie soll er herausfinden, ob er sich mit seinem Vater bereits messen kann, wenn er keine Gelegenheit dazu bekommt? All sein hartes Training dient doch nur dazu seinen Vater zu übertreffen. Oder zumindest zu beeindrucken. Aber vielleicht ist das gar nicht nötig. Vielleicht liegt die Stärke seines Vaters nicht an seinem Können, sondern an den beiden Schwertern, die er besitzt. Vielleicht sieht er seinen Vater deshalb nie trainieren. Vielleicht wäre sein Vater ohne Sou'unga und Tessaiga auch nur ein gewöhnlicher Daiyoukai, soweit man bei einem Daiyoukai von „gewöhnlich“ sprechen kann. Und vielleicht könnte er mit Hilfe dieser Waffen, seinen Vater sogar besiegen. Vielleicht! Doch das wird er nicht erfahren solange der ihm aus dem Weg geht. Sesshomaru fasst den Entschluss. Er wird herausfinden, was hier gespielt wird und am besten folgt er dafür unbemerkt seinem Lehrer. Der Kronprinz betritt leise das Hauptgebäude und zieht seine Sinne zu Rate. Da, schließlich hat er die jüngste Witterung des Youkai aufgenommen und folgt ihr. Überrascht hebt Sesshomaru die Brauen. Die Spur führt direkt zu den Gemächern seiner Mutter. Vorsichtig lugt er um eine Ecke und zu seinem Erstaunen bemerkt er gerade noch, wie Kossoridoku das Zimmer der Fürstin verlässt und eilig den Gang hinunter verschwindet. Interessiert tritt er näher. Er schiebt die Tür auf und blickt hinein. Der Raum ist leer. Lediglich auf einem der Schränkchen entdecken Sesshomarus scharfe Augen einen Brief. Verwundert betritt er das Zimmer. Was hat Kossoridoku hier nur gewollt, vor allem jetzt wo seine Mutter nicht da ist und er sicher ohne Erlaubnis ihre Gemächer betreten hat. Ist der Brief von ihm? Schon will er die Hand ausstrecken, als er hinter sich eine Bewegung wahrnimmt. „Sesshomaru, ich kann mich nicht erinnern, dich hereingebeten zu haben“, mit tadelndem Blick steht Mimaru in der Tür. Der junge Daiyoukai senkt den Blick: „Verzeiht mir, Haha-ue!“ Nun tritt die Daiyoukai auf ihn zu: „Was hast du für ein Anliegen?“ Zunächst zögert der Kronprinz, dann fragt er: „Ist Vater wirklich so mächtig? Ich habe ihn noch nie zuvor wirklich kämpfen gesehen. Oder... liegt es nur an seinen Schwertern?“, ihm ist ein wenig unbehaglich bei der Frage. Er möchte seinen Vater nicht herabsetzen. Die Daiyoukai hebt die Brauen: „Es ist nicht so, dass die Schwerter deinen Vater stärker machen, sondern seine Stärke erlaubt es ihm, sie zu führen. Dadurch sind sie ein Statussymbol seiner Regentschaft. Irgendwann wirst auch du diese Schwerter besitzen und dann sei besser bereit dafür. Dein Schicksal wird es einmal sein, zu herrschen. Bis dahin erweise dich stets eines Kronprinzen und Daiyoukai würdig.“ Nachdenklich wägt Sesshomaru ihre Worte ab. Die Fürstin beobachtet ihren Sohn genau: „Ist das alles gewesen?“ Sesshomaru blickt auf. „Ein Brief! Dort, für Euch!“, er weist auf das Schränkchen. Verwundert tritt die Daiyoukai näher. „Du darfst jetzt gehen“, meint sie leicht abwesend. Mit einer kurzen Verbeugung verlässt Sesshomaru das Zimmer. Aus den Augenwinkeln sieht er noch wie seine Mutter den Brief öffnet und zu lesen beginnt. Vor der Tür hält er kurz inne. Er zögert. Soll er ihr noch sagen, wen er als den Überbringer in Verdacht hat? Doch vermutlich wäre das nicht weiter von Bedeutung. Er beschließt zu gehen. Doch in diesem Moment vernimmt er ein heftiges Krachen im Zimmer seiner Mutter und unmittelbar darauf ertönt ein lauter, gequälter Wutschrei: „Nein! Nein, das darf nicht wahr sein!“ Augenblicklich ist Sesshomaru zurück an der Tür und schiebt sie auf. Und nun bietet sich ihm ein erschreckendes Bild. Seine Mutter ist mitten im Zimmer zusammengebrochen, um sie her liegen die zerborstenen Stücke des kleinen Schränkchens. Ein seltsames Prickeln erfüllt die Luft und der Prinz stellt fest, dass die Daiyoukai heftig durch die Zähne atmet. Doch dann dringt ein weiterer Wutschrei aus ihrer Kehle und sie springt auf. Und als sie sich zu ihm umdreht, erkennt er das gefährliche, rote Glühen in ihren Augen. Mit zornigem Schnauben packt sie eines ihrer kostbaren Gemälde von ihrer Wand und reißt es herunter. So in Fahrt gekommen, beginnt sie nun sämtliche ihrer Meisterwerke in ihrem Wutanfall zu zerstören. Beklommen beobachtet Sesshomaru das Gebaren seiner Mutter. Ihm ist mulmig zumute. Noch nie zuvor hat er seine stets so kokette Mutter, derart ihre Fassung verlieren sehen. Und dieser Umstand macht ihm tatsächlich Angst. Wenn er doch nur wüsste, was in diesem Brief stand. Doch noch ehe er darauf eine Antwort erhält, rauscht die Fürstin auch schon wutschnaubend an ihm vorbei und lässt ihn stehen. Unbehaglich blickt er ihr nach. Dann fällt sein Blick auf den verwüsteten Boden. Dort liegt der Brief. Er zögert. Doch dann tritt er näher und hebt ihn auf. Langsam beginnt er zu lesen und dann weiten sich seine Augen. Das ist ja... ungeheuerlich! Finster knüllt er den Brief zusammen. „Kossoridoku, du schuldest mir eine Erklärung!“ Kapitel 8: Gnade ---------------- Der Abend neigt sich langsam herab. Unbemerkt verlässt Inu Taishou das Hauptgebäude. Momentan ist niemand von den Bediensteten zu sehen. Lautlos macht er sich auf den Weg zum Haupttor, wo er sich mit Kossoridoku treffen will. Er sollte vermutlich acht geben, dass ihre Unternehmungen nicht doch noch irgendwann auffallen. In den letzten Tagen hat er seine Ausflüge sicherheitshalber unterlassen, doch nun hält er es nicht mehr aus. Er muss wissen wie es ihr geht, besonders jetzt, nach dem was er vor kurzem erfahren hat. Schon hat er das Tor erreicht. Kossoridoku steht bereits dort in den Schatten und erwartet ihn. Gerade will sich der Fürst zu ihm gesellen, doch auf einmal hält er inne. Er spürt es noch ehe er es hört, das statische Prickeln einer mächtigen Aura die sich ihm rasch und unaufhaltsam nähert. Und er weiß es, noch ehe er es spürt, dass er ertappt ist. Und für einen kurzen Augenblick weicht ihm alle Farbe aus dem Gesicht. Doch gleich hat er sich wieder gesammelt und dreht sich zu der Person um, die dort mit geschmeidigen aber unverkennbar zornigen Schritten auf ihn zu kommt. Wutschnaubend und mit rotfunkelnden Augen baut sich Mimaru vor ihm auf und hält sich noch nicht einmal mit irgendwelchen Höflichkeitsfloskeln auf. „Ist es wahr?“, zischt sie wutentbrannt. Unbehaglich blickt Inu Taishou sie an und stellt dabei fest, dass ihm die Worte fehlen. Sie weiß es! Aber wie? Er war doch so vorsichtig. „Wovon sprichst du?“, versucht er Zeit zu schinden, bis ihm eine angemessene Erklärung eingefallen ist. Doch darauf lässt sich Mimaru nicht ein. Augenblicklich bildet sich eine grelle Kugel aus Youki um ihre Hand und im nächsten Moment schleudert sie sie schon auf einen der Wachtürme neben dem Tor, der dabei augenblicklich mit lauten Knall in seine Einzelteile zerlegt wird. Ganz dicht kommt sie an den Daiyoukai heran, so dass ihre scharfen Reißzähne deutlich zu sehen sind. „Ist es wahr, dass du heimlich eine Menschenfrau triffst und sie beschläfst?“, vorbei ist das höfliche 'Ihr'. Durch den Krach sind nun mehrere Youkaikrieger herbeigelaufen und werden Zeuge der Szene. Auch General Dokutoge ist dort und Kossoridoku bemüht sich, ein wenig mehr in den Hintergrund zu treten. Einen langen Moment schaut Inu Taishou sie schweigend an, doch dann fragt er: „Wie hast du es erfahren?“ Die Daiyoukai brodelt. „Was spielt das für eine Rolle? Es stimmt also. Wie konntest du nur!“ In diesen Worten liegt so viel Verachtung wie sie nur irgend aufbringen kann. Inu Taishous Miene ist steinern. Langsam blickt er in die Runde. Die meisten seiner Soldaten sind hier und fast alle haben mitbekommen worum es hier geht. Überall sieht er nun ungläubige und fassungslose Gesichter. Für einen Moment schließt er kurz die Augen. So war das nicht geplant gewesen. Ihm war immer klar, dass es irgendwann einmal herauskommen würde, aber mussten sie es wirklich gerade auf diese Weise erfahren. Er hebt den Kopf: „Ich werde dir alles erklären. Aber ich muss wissen, wer dir davon erzählt hat.“ Doch noch ehe Mimaru ihm eine verächtliche Antwort geben kann, nimmt Inu Taishou aus den Augenwinkeln eine Bewegung war. Im nächsten Moment wird eine Person unsanft vor seine Füße geschleudert und gleich darauf gleitet Sesshomaru lautlos aus den Schatten, tritt energisch an den Youkai heran, beugt sich herab und presst ihn unbarmherzig zu Boden. „Er war es, Chichi-ue!“, sagt er grimmig und blickt auf den niedergehaltenen Kossoridoku herab, „Er schrieb ihr einen Brief!“ Für einen langen Moment sagt Inu Taishou vor Verblüffung kein Wort. Ungläubig schaut er auf den Youkai herab, der nur mit starrer Miene seinen Blick meidet. Schließlich fragt er: „Warum hast du das getan? Ich sagte doch, niemand dürfe es erfahren. Ich habe dir vertraut!“ Seine Stimme klingt traurig und enttäuscht dabei. Dokutoge starrt seinen Sohn ebenso ungläubig an. „Kossoridoku...!“, murmelt er betrübt. Doch hier ergreift Mimaru wieder das Wort. „Es war gut, dass er es tat!“, ihre Stimme klingt bitter, „Wie sollen wir sonst je erfahren ob der Bastard, den dieses Weib ausbrütet, von dir ist?“ Sprachlos gehen jetzt sämtliche Blicke hinüber zu dem mächtigen Daiyoukai und ein gespanntes Schweigen liegt in der Luft. Es dauert eine ganze Weile ehe Inu Taishou antwortet, doch dann sagt er ernst: „Ja, es ist mein Kind! Und weiter bin ich nicht bereit, in dieser Angelegenheit irgendwelche Rechenschaft abzulegen. Geht jetzt! Alle!“ Der Befehl an seine Soldaten ist unmissverständlich. „Aber du bleibst hier!“, zischt Sesshomaru dem Youkai in seinem Griff zornig zu, „Wie konntest du es wagen, meinen Vater so schmählich zu verraten, ungeachtet, dessen worum es ging?“, hier schwankt seine Stimme kurz, zu neu ist noch das Wissen über die Affäre seines Vaters. Er konzentriert sich lieber auf das was er begreifen kann und das ist der offensichtliche Verrat seines Lehrers an seinem Vater. Um seine Hand bildet sich nun ein giftig grüner Nebel: „Siehst du das? Ich habe die Dokusou perfektioniert. Ich nenne sie jetzt Dokkasou und mit der gleichen Perfektion werde ich jetzt meinem Namen Ehre machen und dich für deinen Verrat bestrafen!“ Kossoridokus Augen weiten sich, doch er sagt kein Wort. Es scheint fast als würde er sich seinem Schicksal ergeben. Schon holt Sesshomaru aus, doch ein Ruf seines Vaters lässt ihn innehalten: „Nein, lass ihn!“ Irritiert zögert der Kronprinz einen Moment und diese Gelegenheit nutzt Kossoridoku und entwindet sich blitzschnell seinem Griff, springt auf und mit nur einem leichtfüßigen Satz ist er auch schon über das Tor und ihren Augen entschwunden. Mit einem Fluch will Sesshomaru bereits hinter ihm her, doch Inu Taishou hält ihn zurück: „Lass ihn!“ „Aber Chichi-ue!“, meint der junge Daiyoukai entrüstet, „Er entkommt! Er hat Euch verraten und Euch Euer Gesicht verlieren lassen!“ Doch der Fürst schüttelt den Kopf: „Er wird verbannt, aber lass ihn laufen. Es war meine nicht seine Verantwortung.“ „Sehr richtig!“, wendet Mimaru nun frostig ein, „Nur du bist an der Sache schuld! Das werde ich dir niemals verzeihen!“ Dann wendet sie sich von ihm ab und schreitet an Sesshomaru vorbei auf das Tor zu. Als sie ihn passiert, raunt sie leise: „Du wirst einmal herrschen und ich werde dir dafür die Schwerter beschaffen, mein Sohn!“ Dann marschiert sie erhobenen Hauptes direkt durch das Tor hinaus und verschwindet in der Nacht. Nachdenklich blickt Sesshomaru ihr nach. Nein, denkt er bei sich, wenn ich die Schwerter meines Vaters wirklich brauche um zu herrschen, dann werde ich sie mir selbst holen. Auch mein Vater ist nicht unfehlbar. Eines Tages werde ich bekommen was mir rechtmäßig zusteht, das Statussymbol der Regentschaft! Auch Inu Taishou schaut seiner Gemahlin hinterher. Ich war wirklich zu vermessen. Ich wollte Tag und Nacht und verlor die Nacht dabei. Ich darf jetzt den Tag nicht auch noch verlieren. Jetzt ist es offiziell, also muss ich beginnen die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Gleich morgen werde ich Totosai aufsuchen. Epilog: Der letzte Weg ---------------------- Blut fällt in dicken Tropfen in den Schnee. Leise rauscht das Meer am Rande von Inu Taishous Bewusstsein. Ein kalter Wind schneidet ihm ins Gesicht, doch der Daiyoukai nimmt es kaum wahr, ebenso wenig den dumpfen Schmerz in seiner Seite, aus dem allmählich seine Lebenswärme entweicht. Das ist es nun, das Ende! Es war anders geplant, wie so vieles in letzter Zeit. Ein Sprichwort sagt: Ehre und Spiegel werden schon durch einen kleinen Hauch getrübt. Sein Hauch hat viele Namen. Izayoui, das Menschenmädchen, das sein Herz gewann und ihn seine Verantwortung vergessen ließ. Kossoridoku, dem er mehr zumutete als er moralisch verkraften konnte. Mimaru, deren Herz er brach und die daraufhin mit ihm brach. Ryuukotsusei, der bisher erste Gegner, der ihm ernsthaft gefährlich geworden ist und der für sein Ableben verantwortlich sein wird. Inu Taishou senkt den Blick. Ich habe so viele Fehler gemacht. Nur eine Sache bleibt jetzt noch, die es richtig zu machen gilt. Jetzt, da er auf dem Rückweg von Totosai von Ryuukotsusei angefallen und schwer verletzt wurde. Jetzt, da Myoga ihn über die Situation in Izayois Heimatschloss informiert hat. Jetzt, da es zu verhindern gilt, dass seine Geliebte für etwas getötet werden soll, dass er verursacht hat. Jetzt, da er seinen ältesten Sohn zum letzten Mal sieht. Sesshomaru steht hinter ihm. Warum er Myoga begleitet hat, kann er sich beinah denken. „Ihr wollt also gehen, Chichi-ue?“, vernimmt er die vertraute Stimme seines Sohnes. Inu Taishou hebt den Kopf. Wie erwartet. „Willst du mich aufhalten, Sesshomaru?“ „Nein, das habe ich nicht vor“, kommt die ruhige Antwort. Inu Taishou hebt leicht die Brauen. Das kommt überraschend. Billigt sein Sohn was er vorhat, oder scheut er selbst so noch den Kampf mit ihm? Doch schon ergreift der junge Daiyoukai erneut das Wort. „Aber bevor Ihr geht, überlasst mir, Sesshomaru, die beiden Reißzähne Sou'unga und Tessaiga!“, seine Stimme klingt jetzt sehr förmlich. Der Daiyoukai seufzt lautlos. Glaubt der Junge noch immer, dass es die Stärke ist, die einen Fürsten ausmacht? Wie weit würde er dafür gehen? Mit Sicherheit hat er seine Verfassung erkannt. Rechnet er sich nun Chancen aus? „Und wenn ich mich weigere? Tötest du dann mich, deinen Vater?“ Sesshomaru schweigt. Er muss ihn nicht töten, sein Vater wird ohnehin sterben, das spürt er. Er versteht zwar nicht, warum er das für eine gewöhnliche Menschenfrau in Kauf nimmt, aber es ist nicht an ihm, die Entscheidung seines Vaters anzuzweifeln. Doch sein Vater weiß, dass er sterben wird. Warum gibt er dann nicht die Herrschaft offiziell mit den beiden Schwertern an ihn ab? „Sehnst du dich so sehr nach Macht?“, reißt ihn die unvermutete Frage aus seinen Gedanken, „Warum verlangt es dich immer so sehr nach Macht?“, es klingt fast wie ein Bedauern. Sesshomaru zögert kurz. Wie kann er sein Anliegen nur deutlich genug erklären, ohne unhöflich zu werden? Auf einmal fallen ihm die Worte seiner Mutter wieder ein: „Mein Schicksal ist es zu herrschen und Macht ist das Mittel mit dem ich dieses Schicksal erfüllen werde.“ Inu Taishou senkt den Blick. „Das Schicksal zu herrschen?“, murmelt er. So kann man es auch sehen. Aber versteht sein Sohn auch, was es bedeutet zu herrschen? Dass herrschen mehr ist als nur Macht auszuüben? Dass Macht auch Verantwortung bedeutet? „Sesshomaru, hast du etwas, das du beschützen willst?“ Die Frage trifft den jungen Daiyoukai überraschend. „Etwas das ich beschützen will?“, wiederholt er bei sich. Würde das nicht bedeuten, Angst zu haben, etwas zu verlieren? Doch dann strafft er sich: „Ich, Sesshomaru, habe so etwas nicht nötig!“ Mit einer resoluten Geste untermauert er diese Behauptung. Der Fürst schließt die Augen. Sesshomaru, ich hoffe du wirst irgendwann feststellen, dass Liebe keine Schwäche ist. Im Gegenteil: Jemanden zu beschützen, ist der einzige Grund, weshalb man sein Leben aufs Spiel setzen sollte. Das gilt auch und ganz besonders für das Oberhaupt eines Volkes! Mit diesen Gedanken lässt er sein Youki fließen und nur wenige Augenblicke später bewegt sich ein gewaltiger Hund unaufhaltsam über den Himmel seinem Ziel und seinem Ende zu. Sesshomaru blickt seinem Vater noch eine Weile nach. Hast du etwas, dass du beschützen willst? Die Worte hallen noch immer in ihm nach. Ob sein Vater ihm doch etwas anderes damit sagen wollte? Jemanden beschützen. Diese Entscheidung kostet seinen Vater das Leben und seinen guten Ruf und das Reich kostet es seinen Fürsten. Was mag seinen Vater nur zu dieser Entscheidung getrieben haben? Das ist doch einfach nur... „Sinnlos!“ Mit diesem Wort wendet sich Sesshomaru zum Gehen. Schon bald werden neue, schwierige Aufgaben auf ihn zukommen. Bald, wenn er der neue Fürst des Westens ist und die beiden Schwerter aus dem Nachlass seines Vaters erhält. Schon bald! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)