Via Inquisitoris: Draculas Rückkehr von Hotepneith (der dritte Vampirkrimi) ================================================================================ Kapitel 1: Whitby ----------------- The female of the species is more deadly than the male... Ruydyard Kipling Lucy Davenport starb den Tod eines Zebras. Noch ehe ihr Verstand erfasste, dass die weichen Lippen an ihrem Hals von scharfen Spitzen abgelöst worden waren, die ihre Halsschlagader durchdrangen, hatte der Schock dafür gesorgt, dass sie weder Angst noch Schmerzen empfand. Die Menschen, die ihr dabei von der jenseitigen Cliffhöhe des Eske, dem sogenannten Crescent, zusahen, hielten das Geschehen vor der alten Whitby Abbey im Halbdunkel des Sonnenuntergangs für eine gelungene Darstellung der Dracula-Legende. Manche applaudierten sogar. Erst, als am nächsten Morgen die ersten Touristen mit der Kassiererin und dem Wächter die hundertneunundneunzig Stufen zur Abbey hinauf keuchten und Lucys fast blutleeren Körper fanden, wurde klar, dass es sich um einen durchaus echten Mord gehandelt hatte. Die örtliche Polizei alarmierte unverzüglich die zuständige Kriminalpolizei in Scarborough. Schließlich war Juli und in keinem Monat sollte das Folkfestival beginnen, im September dann das Goth Festival, was beides zehntausende von Menschen nach Whitby bringen würde. Überdies hatte jeder hier von der unglückseligen Mordserie gehört, die letztes Jahr in Edinburgh stattgefunden hatte. Als Inspektor Raymond Yu-Zhang vorschlug, unverzüglich einen Spezialisten von Interpol zuzuziehen, der zudem die Ermittlungen in Edinburgh geführt hatte, waren daher alle einverstanden. Mit alles anderer als großer Begeisterung reiste Inspektor Kenneth Cuillin so schnell es ging nach Whitby. Als er die Tote sah, konnte er nur bestätigen, dass die Bisswunden denen sehr ähnlich waren, die an den Opfern in Edinburgh zu sehen gewesen waren. Und auch, wenn hier nur eine Schnittwunde am Hals vorlag und es in der seiner Hauptstadt mehrere gewesen waren – die Ähnlichkeit war zu groß, um nicht zumindest von einem Nachahmungstäter auszugehen. Obwohl die Schnitte nie veröffentlicht worden waren. Inspektor Yu-Zhang bat ihn zu einer Besprechung in die örtliche Polizeidienststelle und stellte ihm höflich deren Leiter vor, Walter Bingham, und seine eigene Begleiterin, die Polizeipsychologin Dr. Mia Deschamps. Den drei Spezialisten wurde ein eigener Raum zur Verfügung gestellt. Dort nahmen sie Platz und der Inspektor aus Scarborough begann: „Ich fasse für Sie kurz zusammen, Inspektor Cuillin. – Lucy mag der erste Todesfall dieser Art sein, aber ein Jugendlicher verschwand vor einigen Tagen. Männlich, weiß, ebenso wie sie sechzehn und Schüler des privaten Guard College hier am Ort. Seine Eltern sind recht wohlhabend. Da er ein guter Schüler war und weder mit anderen Schülern noch seinen Eltern Streit angegeben wurde, nahm der Direktor der Schule, ebenso, wie Mr. Bingham von der örtlichen Polizei, nach einer Anzeige von Mitschülern nur dass er sich ein paar schöne Tage machen wollte. Das kommt angeblich immer wieder einmal vor, führt natürlich zu Konsequenzen, aber das Schulsemester ist fast um. Leider kamen weder Mr. Bingham noch Direktor Haines auf die Idee, dass es sich um ein Verbrechen handeln könnte. Die Kinder in dieser Schule sind alle aus reichen Häusern und…nun ja, manchmal wollen sie eben über die Stränge schlagen. Nach zwei Tagen sind sie stets wieder da und akzeptieren die Strafe.“ „Lucy ging nicht in diese Schule?“ erkundigte sich Kenneth Cuillin. „Nein. Sie war an dem öffentlichen College. Allerdings geht ihre beste Freundin in das Guard. Dennoch – es erscheint mir zu früh, Verbindungen zu dieser Schule herzustellen.“ Raymond Yu-Zhang sah zu der Polizeipsychologin. Diese zuckte die Schultern: „Die einzige Gemeinsamkeit der beiden ist, dass sie sechzehn und weiß sind. Ich werde mir jedoch einmal Lucys Zimmer ansehen, vielleicht ergibt sich da etwas.“ Kenneth Cuillin nickte, ehe er langsam meinte: „Ich hätte eine Idee. – Hätte jemand von Ihnen etwas dagegen, wenn ich eine externe Beraterin zuziehe? Sie hat mit mir schon in Edinburgh und bei einem Mordfall in Wien zusammengearbeitet. Sie ist keine Psychologin, wie Sie, Miss Deschamps, hat aber äußerst gute Kontakte zu dieser Sektenszene.“ „Nun, ich habe nichts gegen alles, was den Mord aufklärt, ehe das Festival beginnt“, meinte Inspektor Yu-Zhang: „Ansonsten drehen mir die Veranstalter den Hals um. Tausende von Gästen – und ein Mörder, der frei herumläuft…“ „Nun, ich auch nicht, “ sagte Mia Deschamps: „Zwei Psychologen wären Unsinn, aber eine Sektenkundige…Nun ja, Sie denken an die Morde in Edinburgh, nicht wahr? Wenn das Verhalten dort ähnlich war.. Der Täter wurde ja nie gefasst nur hörten die Morde plötzlich auf.“ „So war es.“ Kenneth Cuillin sah zu Bingham: „Und Ihre Meinung?“ Der örtliche Polizeivorsteher nickte, etwas erfreut über die Höflichkeit: „Sie sind offiziell der Leiter der Ermittlungen. Aber ich muss Raymond…Inspektor Yu-Zhang zustimmen: je eher der Mord geklärt wird, desto besser. Und natürlich, falls es sich tatsächlich um eine Sekte handeln sollte – es sollte kein weiterer passieren.“ „Danke.“ Der Interpolinspektor nahm sein Handy: „Sarah, guten Tag. – Sind Sie gerade in London? Wunderbar. Hätten Sie Zeit und Lust nach Whitby zu fahren?“ Lady Sarah Buxton hielt etwas den Atem an, ehe sie sagte: „Ich habe die heutige Zeitung noch nicht gelesen, aber geht es um einen Mord?“ „Ein Mord an einer Sechzehnjährigen. Sie wurde praktisch ohne Blut gefunden und die Bissspuren sehen denen in Edinburgh mehr als ähnlich.“ Also Gebissene? Die Inquisitorin der Vampire war sofort alarmiert: „Ich komme unverzüglich. – Wie am schnellsten?“ „Moment.“ Er gab die Frage an die Kollegen weiter. „Darf ich?“ Yu-Zhang übernahm: „Guten Morgen. Ich bin Raymond Yu-Zhang, der zuständige Kriminalinspektor. Sarah, wenn ich Sie auch so nennen darf: am günstigsten wäre es mit dem Auto. Mit dem Zug müssen Sie in Middleborough umsteigen und dann mit einem anderen Zug nach Scarborough und dann mit dem Bus. Whitby ist trotz aller Tourismusanstrengungen schlecht zu erreichen.“ „Vielen Dank, Inspektor“, meinte Sarah höflich: „Dann können Sie in sechs Stunden mit mir rechnen.“ Sie hatte zwar keinen Führerschein, aber sie würde eben ein Taxi nehmen. „Gut. – Unterkunft….“ „Danke. Ich werde unseren Butler anweisen, mir etwas zu besorgen. – Bis später.“ Sie legte auf. Raymond Yu-Zhang gab das Handy zurück: „Butler? – Sie ist in sechs Stunden hier.“ „Ihr Vater ist recht wohlhabend…..aber sie ist nett, “ beteuerte Kenneth Cuillin sofort. Vermutlich hatte der Sohn chinesischer Einwanderer durchaus schon schlechte Erfahrungen gemacht: „Gut. Dann gehen wir wie folgt vor: Mr. Yu-Zhang…..“ „Sagen Sie nur Raymond…“ „Danke. Sie sind hier aus der Gegend. Kennen Sie zufällig die Eltern der Toten?“ „Ich lernte sie kennen, als wir ihnen die Nachricht bringen mussten. Whitby hat doch an die 13.000 Einwohner.“ „Dann begleiten Sie doch bitte Miss Deschamps. Während sie sich das Zimmer des Mädchens ansieht, unterhalten Sie sich mit den Eltern. Vielleicht gibt es irgendeinen Hinweis darauf, dass sie sich anders verhalten hat, andere Nahrungsgewohnheiten angenommen hat, andere Freunde.“ „Sie rechnen mit einer Sekte?“ fragte der Inspektor aus Scarborough. „In Edinburgh und bei einem Fall in Mexiko war es so. Aber es wäre töricht aus den Augen zu lassen, dass sie auch nur ein zufälliges Opfer gewesen sein könnte. Also, was tat sie allein gegen Sonnenuntergang an der Ruine? Sicher, viele Touristen gehen dorthin…aber es war niemand außer ihrem Mörder dort. – Wir beide sehen uns dort gegen heute Abend noch einmal um. Die Spurensicherung hat nicht gerade viel gefunden, was auch nicht verwunderlich ist. Da sind jeden Tag Tausende von Leuten. – Was wissen die Medien?“ Raymond Yu-Zhang zuckte die Schultern: „Wir gaben den Mord bekannt und dass es sich um eine fast blutleere Leiche handelte. Die Bissspuren habe ich nicht erwähnt. Auch so dürfte es schlimm genug werden: Draculas Rückkehr nach Whitby dürfte die mindeste Schlagzeile sein.“ „Helfen Sie mir auf die Sprünge?“ Die Einheimischen starrten ihn an und so ergänzte der schottische Polizeiinspektor: „Äh…Whitby kommt in dem Dracula-Roman vor?“ „Ja.“ Die Psychologin lächelte: „Hier ist der Ort, an dem Graf Dracula englischen Boden betritt. Er kommt mit dem Schiff hier an, verwandelt sich in einen großen schwarzen Hund und rennt hinauf zum Friedhof. Hier passiert auch die Geschichte um Lucy…..Um Lucy. Ob das etwas zu bedeuten hat?“ „Möglich. Aber wenn sich da jemand für Dracula persönlich hält, wird es gefährlich.“ Kenneth Cuillin war zu nüchtern, um an Vampire zu glauben: „Denn dann könnte er sich das nächste Opfer bereits suchen.“ „Sie haben Recht“, erklärte der Polizist aus der Gegend: „Aber wir haben hier sogar ein Dracula-Museum und Führungen. – Hm. Ich könnte dann mal dort mit den Leuten reden lassen, ob ihnen jemand aufgefallen ist, der sich besonders danach erkundigt hat.“ „Ja, tun Sie das.“ „Und ich werde mit den Medien reden, dass sie die Überschriften einigermaßen zurückhalten – immerhin wird Andy noch vermisst. Das werden sie hoffentlich einsehen. Aber es sind auch Londoner dabei.“ Als Kenneth Cuillin und Raymond Yu-Zhang die Uferstraße der Eske Richtung Meer gingen, deutete dieser seitwärts: „Hier, übrigens, das Dracula-Museum.“ Es handelte sich um ein graues, einstöckiges Haus mit drei großen, bogenförmigen Fenstern. Allerdings wurde das flache Dach von einem Gitter umflankt. Köpfe an der Hauswand sollten wohl den Gruselfaktor erhöhen. Nun, zumindest jetzt, gegen sieben, war es gut besucht. „Das sind ganze Gruppen?“ erkundigte er sich. „Oh ja. Es gibt sogar Stadtführungen zu diesem Thema, also dem Dracularoman, bei denen alle Stellen besucht werden, die dort erwähnt werden.. Sie sind nicht einmal so teuer, wenn ich mich recht entsinne, weniger als zwei Pfund. – Ihr Handy…“ „Danke. Cuillin? - Oh, Sarah. Sind Sie hergeflogen? Wo sind Sie? Ja. Wir stehen hier gerade vor dem Dracula-Museum. Das ist an der Uferstraße…Gut, bis gleich.“ „Sie ist schon hier? Da war wohl kein Verkehr.“ „Wohl nicht. – Warten wir? Sie meinte, sie käme gleich mit dem Taxi.“ „Gut. Ich bin auf Ihre Beraterin schon neugierig. Zahlt sie Interpol?“ „Nein.“ „Sie selbst?“ Das klang ungläubig. „Nennen Sie es einen Freundschaftsdienst.“ „Sie haben anscheinend interessante Freunde, Inspektor Cuillin.“ „Sagen Sie ruhig Kenneth. Wir sind doch gleichrangig.“ „Das von jemandem von Interpol zu hören ist mal etwas Neues. Gern. Ich erwähnte ja schon, dass Sie mich Raymond nennen können – oder Ray, das sagen meine Freunde.“ Sarah entdeckte die beiden: „Sie können anhalten“, sagte sie zu dem Fahrer: „Die Rechnung geht wie üblich an meinen Vater.“ „Sehr wohl, Mylady.“ Die Taxifirma fuhr regelmäßig für Seine Lordschaft. Es gingen Gerüchte um, dass die Familie der Buxtons schon mit ihnen fuhren als es noch Kutschen gab – und so treue Kundenfamilien besaßen einen gewissen Bonus: „Einen schönen Aufenthalt.“ „Danke.“ Sie gab ihm das übliche Trinkgeld, das durchaus ein Grund für die Begeisterung der Leute war, für sie oder Lord John zu fahren, und stieg aus. Ohne Zögern ging sie zu den beiden Männern: „Guten Abend.“ „Guten Abend, Sarah. – Darf ich Ihnen Raymond Yu-Zhang vorstellen? Er ist der zuständige Kriminalpolizist aus Scarborough.“ „Ja, Whitby ist ja nicht mehr selbstständig. – Guten Abend, Inspektor.“ Sie bemühte sich, vertrauenserweckend zu wirken, was ihr, wie den meisten Vampiren, auch gelang. Der Brite chinesischer Herkunft betrachtete die blonde junge Dame kurz, ehe er meinte: „Sagen Sie nur Raymond. Oder Ray, wie es meine Freunde tun. – Lust auf das Dracula-Museum?“ „Nicht wirklich, danke“, erwiderte die Vampirin wohlerzogen: „Ich fürchte, es liegt Ärgeres an.“ Das hätte ihr gerade noch gefehlt, in ein Vampirmuseum gehen zu müssen, in dem es vermutlich vor Särgen, Kreuzen und Knoblauch samt Menschen nur so wimmelte. Irgendwann würde sie wirklich noch einmal mit Vlad, dem Wiener Vampir, reden müssen, was für eine dämliche Vorstellung über das Leben als Vampir er da in die Welt gesetzt hatte. Allein das Gerücht, man könne fliegen... Während sie zwischen den beiden Polizisten weiterging, dachte sie nach. Ihr Vorgänger hatte ihr nicht sagen können, ob es richtige Vampire in Whitby gab. Die Aufzeichnungen des Kadash endeten im 16. Jahrhundert, seit der Rat die Pflicht der Meldung aufgehoben hatte. Schade, das würde die Sache doch erleichtern. Aber nun gut, dafür hatte sie die menschliche Polizei auf ihrer Seite. So meinte sie leise: „Wie in Edinburgh, sagten Sie, Kenneth?“ „Ja. Die gleichen Verletzungen, allerdings nur einen Schnitt. An der..hm...Bisswunde, konnte die Gerichtsmedizin keine Speichelspuren finden. Es wurde anscheinend desinfiziert. Aber unser Vampir hat etwas Blut übriggelassen, das wird noch untersucht.“ Also weniger Gebissene, womöglich nur einer – und niemand, der dem Opfer zusätzlich das Blut abzapfte, um den Gebissenen damit ruhig zu stellen. Ein einziger Gebissener? Ein Vampir, der es gewagt hatte, solch ein seelenloses Wesen zu erschaffen? Oder gar ein Vampir in den kritischen Jahren, der verrückt geworden war? Oder doch ein Mensch? Sie würde es wohl herausfinden müssen. „Sie war bislang die Einzige?“ Bislang – das Wort genügte, dass die beiden Polizisten unwillkürlich zusammenzuckten. Cuillin kannte sie schon länger: „Ja. Es ist zwar ein Junge gleichen Alters verschwunden, aber Walter Bingham, das ist hier der oberste Polizist vor Ort, meinte, aus dem Privatinternat verschwinden immer wieder mal Schüler für ein oder zwei Tage.“ Die junge Lady aus dem viktorianischen Zeitalter war empört: „Äußerst leichtfertige Handhabung, würde ich sagen.“ „In der Tat“, stimmte Raymond Yu-Zhang zu: „In meinem Internat hätte es das auch nicht gegeben. Aber Bingham meint, die Kinder so reicher Eltern haben wohl auch eine gewisse …Narrenfreiheit. – Hier geht es hoch. Einhundertneunundneunzig Stufen. Keine Absätze. Und wir sollten uns beeilen, um vor Einbruch der Nacht wieder unten zu sein. Dort gibt es kein Licht.“ „Oh, ich sehe gut im Dunkeln“, meinte die Inquisitorin mit einem Lächeln. Schließlich war sie ein Jäger der Nacht. Auch, wenn es ihr weniger ausmachte bei Tageslicht herumzulaufen, zumal so vollständig mit langen Ärmeln und fast knöchellangem Rock mit Stiefeletten, so war ihr die Dunkelheit doch lieber. Aber bei derartigen Ermittlungen half das wenig. So raffte sie nur ein wenig ihren Rock und begann emporzusteigen, ohne zu ahnen, dass schon nach der Hälfte der Strecke die beiden Schreibtischhengste hinter ihr ihre Kondition zu bewundern begannen, sich aber vor einer jungen Frau keine Blöße geben wollten und so keuchend hinterher stiegen. Es hätte sie allerdings auch nicht gerade getröstet, hätten sie erfahren, dass vor ihnen der Jäger der Jäger ging. Oben, von der alten Abteiruine aus, hatte man einen herrlichen Blick auf das Meer, das schmale Tal des Eske, in das sich unten auf beiden Ufern Whitby schmiegte und den bunten Hafen. Sarah blickte sich um. Noch immer waren einige Leute hier. Warum nicht gestern? Und warum hatte sich Lucy hier aufgehalten – und mit wem? Raymonds Telefon klingelte und er nahm es zur Hand: „Yu-Zhang? – Oh. – Ja, danke. Wir sind gerade an der Abbey. – Gut.. Bis später.“ Er legte auf. „Eine weitere Sechzehnjährige wurde soeben als vermisst gemeldet. Ruby Ellison, Schülerin des Guard College, allerdings nicht im Internat, sondern hier aus der Stadt. Ihre Mutter meldete sie als vermisst, da sie nicht aus der Schule nach Hause kam und das College ihr sagte, dass sie heute auch nicht im Unterricht war.“ „Mist!“ meinte Kenneth Cuillin aus ganzem Herzen: „Hoffentlich ist sie nur mit ihrem Mitschüler durchgebrannt.“ „Bingham lässt momentan alle Orte absuchen, die mit der Dracula-Legende in Verbindung stehen. Die Abbey können wir selbst übernehmen.“ Sarah hob etwas den Kopf und prüfte die Luft. Sie konnte kein Blut wahrnehmen, aber das war bei den Menschen hier oben und dem stetigen Meerwind auch sehr schwierig. Immerhin konnte sie sicher sagen, dass sie keinen Vampir hier oben spüren konnte. Das war zwar nicht viel, aber doch etwas. „Gehen Sie rechts durch die Ruinen, und ich links“, schlug Kenneth Cuillin vor: „Sarah, gehen Sie in die Kirche.“ „Nein, das mache ich“, widersprach Ray: „Ich habe einen Polizeiausweis und sage, wir suchen jemanden. Wenn man sonst die noch stehende Kirche besichtigen will, muss man fünf Pfund Eintritt bezahlen. Falls noch wer an der Kasse ist.“ „Danke, Ray“, lächelte Sarah, die es mit Kirchen nicht so hatte. Weniger, weil sie dort geläutert werden würde, wie es die Vampirsagen der Menschen behaupteten, als weil sie schlicht damit nichts anfangen konnte. Als ihre Lehrer geboren wurden, zu Vampiren wurden, glaubten die Menschen an vollkommen andere Götter, die sich im Laufe der Zeiten wieder in andere verwandelten: „Oh, ein Dreimaster!“ Sie mochte Segelschiffe sehr gern. Ein wenig erstaunlich war es, dass hier ein Dreimaster unter vollen Segeln in Richtung Hafen kam. „Die Endeavour“, erklärte Ray Yu-Zhang: „Natürlich der Nachbau. Der berühmte Entdecker James Cook wurde in Whitby ausgebildet und lief von hier aus mit der Endeavour zu seinen Fahrten aus. Das dort ist ein Nachbau und kann auch gemietet werden.“ „Immerhin diesmal nichts, was mit dieser Draculalegende zu tun hat, “ murrte Kenneth Cuillin: „Mir reichen schon die selbsternannten Vampire.“ Sarah fühlte sich unwillkürlich etwas beleidigt, ehe sie zugeben musste, dass die Morde, mit denen der Schotte zu tun gehabt hatte, sicher kein Verständnis für Gebissene oder auch Menschen, die sich für Vampire hielten, in ihm geweckt hatten. Von der Kultur der wahren Vampire hatte er ja keine Ahnung. Raymond zuckte die Schultern: „Nein. Das war ein Schoner, namens…Das fällt mir im Moment nicht ein. Nun, gehen wir in und um die Abbey.“ „Ich übernehme den Friedhof.“ Sarah fand den viktorianisch-romantisch: verwildert, die Grabsteine schräg gestellt und hatte keine Ahnung, dass die meisten Menschen, zumal weiblicher Art, sich nicht darum reißen würden, den in der beginnenden Dämmerung nach einer Leiche zu durchsuchen. Zu sicher war sie, dass sie nie auf einem Friedhof landen würde, zumindest nur freiwillig. Die beiden Herren waren auch zu sehr Gentleman, ihrer Verwunderung laut Ausdruck zu verleihen. Als sich die drei wiedertrafen, hatte keiner etwas Auffälliges bemerkt. „Ich bin natürlich froh dass wir nicht die Leiche von Ruby Ellison gefunden haben“, meinte Kenneth Cuillin: „Aber kein Hinweis ist auch nicht viel. – Miss Deschamps wird ihren Bericht ja fertig haben?“ „Ja.“ Raymond war mit ihr dort gewesen, hatte ihr jedoch den Papierkrieg überlassen, um mit dem Interpolinspektor diesen Rundgang übernehmen zu können: „Gehen wir zurück und machen ein Briefing.“ Sarah nickte. Sie würde sich noch die Polizeibesprechungen anhören und sich in der Nacht dann auf die Suche nach wahren Vampiren begeben, die es doch vielleicht hier geben sollte. ** Gute Jagd, Inquisitorin. Icg bin ab heute weg udn kann daher ens und Kommentare nicht wie gewohnt beantworten, erst wieder ab Freitag. Das nächste Kapitel erscheint dann pünktlich zur gewohnten Krimi-Zeit am Montag. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)