Farbenblind von Shuu (Zwischen Hell und Dunkel) ================================================================================ Prolog: Schwarz-weiß -------------------- Dunkelheit ist einfach ein niedriger Messwert an Helligkeit. Helligkeit lässt uns unsere Umgebung erkennen. Man erkennt das was um einen Menschen herum existiert. Die Welt wird von Farben dominiert. Sie sind sinnlich, Symbole für Gefühle. Allerdings sind nicht alle mit der Gabe gesegnet, zu sehen und Farben zu erkennen. Normalerweise ist es eine Störung der Netzhaut. Das Auge kann nur noch Kontraste erkennen, schwarz-weiß. Doch in besonderen Fällen ist das Auge vollkommen funktionsfähig und der Verstand spielt einem einen Streich. Sowie bei Yuuki. Schon seit Jahren war er in diesem niedrigen Messwert gefangen. Er war noch nie ausgebrochen, hatte vergessen, wie sich die Wärme anfühlte, die das Licht abgab. Wenn er an einer Bushaltestelle stand, bewegte sich alles um ihn herum im Zeitraffer. Alles rauschte an ihm vorbei. Farben erkannte er schon lange nicht mehr, denn die sah man nur im Licht. Um ihn herum war es schwarz-weiß. Prinzipiell konnte sich Yuuki über sein bisheriges Leben nicht beschweren. Es ging im gut, es fehlte an nichts. Und dennoch war er unzufrieden. Er arbeitete, hatte ausreichend Geld um sich eine eigene Wohnung in der Innenstadt zu leisten und hielt sein Geld so zusammen, dass er sich trotzdem seine Lieblingsklamotten leisten konnte. Er hatte nette Arbeitskollegen und auch an Freunden fehlte es ihm nicht. Alltag. Schwarz-weiß. Kapitel 1: Blau --------------- „Kommst du nun? Der Chef wartet!“, zwitscherte Tetsu in den Raum. Es war kurz nach Neujahr und man hatte für ihre Firma einen Neujahrsempfang organisiert. Alle waren eingeladen, auch Yuuki und sein Kumpel Tetsu. Sie waren nur kleine Lichter, ganz unten in der Nahrungskette, doch sie konnten von Glück reden dass sie überhaupt in einer so großen Immobilienfirma arbeiten durften. Sie waren nur für Botengänge zuständig, verteilten Post und durften Kaffee kochen. Mehr traute man den merkwürdigen Jungen, mit den blondierte und gar verschnittenen Haaren zu. Dabei waren sie nicht dumm. Vielleicht ein wenig rebellisch, was das Aussehen betraf. Man wollte sich schließlich von der Masse abheben. Die Masse jedoch sah es nicht allzu gerne. Es war schon schwer unter solchen Umständen einen Job zu bekommen, wenn man nicht unbedingt als Host oder Kellner enden wollte. Doch sie hatten Glück gehabt und arbeiteten nun in dieser Firma. Erfüllend war es nicht, aber Yuuki wusste sowieso nicht wirklich was er machen wollte. Tetsu hingegen hatte seine Bestimmung gefunden. Er wollte in einer Band spielen, womit er dem Blonden immer in den Ohren lag. Dieser ignorierte diese Träumerei immer. Ein farbloser Traum, also bedeutungslos. Obwohl er ihm nie wirklich zuhörte, blieb Tetsu hartnäckig. Sie hatten sich erst auf der Arbeit kennengelernt, aber es hatte sich so etwas wie Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Natürlich mehr von der Seite des Kleineren, denn Yuuki war zu unmotiviert auch nur irgendetwas für eine weitere Freundschaft zu machen, was Tetsu jedoch ziemlich schnuppe war. Dann redete er eben mit einem Gefühlstoten. Das war immer noch besser als mit einer Wand zu quatschen. Man merkte Tetsu seine Vorfreude richtig an. Immer wieder hüpfte er im Personalraum auf und ab, schlich wie eine Katze um seinen neuen Kumpel herum, nur damit dieser sich ein bisschen mehr beeilte. Dieses Jahr hatten ihre Chefs nicht gegeizt und ein riesiges Buffet aufbauen lassen. An den Getränken wurde genauso wenig gespart. Der Empfang selbst sollte in dem größten ihrer Konferenzräume stattfinden, den man mit zwei weiteren verbunden hatte, da sie nur durch verstellbare Trennwände abgesondert waren. Alles in allem eine nette Feier unter Kollegen, was prinzipiell nicht schlecht war, wäre man nur nicht so ein Partymuffel wie Yuuki. Trotz einem mehr als nur nervenden Tetsu ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen und richtete gelassen den Kragen an seinem locker fallenden Hemd. Sie hatten sich von zu Hause ihre Alltagskleidung mitgenommen. Keiner der Angestellten hatte Lust mit ihrer Arbeitskleidung auf die Feier zu gehen, auch wenn diese nicht unbedingt hässlich war. In ihrer Firma wurde die Kleidung gestellt, ein schwarzer Anzug, sowohl für Männer, als auch für Frauen (denen stand dazu noch ein Kostüm zu) mit der dazu passenden Krawatte oder Tuch, die in den Farben des Firmenlogos gehalten waren. Praxistauglich, nur für Feiern unangebracht, schließlich wollte man nicht aussehen wie jedermann. „Bin fertig“, murmelte der mit gebleichte, während er seinen Spind mit einem Tritt schloss und die Kettenglieder ineinander verhakte, sodass nun ein netter Anhänger seinen schlanken Hals zierte. Sogleich ergriff Tetsu sein Handgelenk und zerrte ihn aus dem Raum, hinaus in den Flur, von wo man schon das Stimmengewirr ihrer Kollegen hören konnte. Eine Ecke weiter war schon das erste Grüppchen Sekretärinnen, denen Tetsu ein verschmitztes Lächeln zuwarf, was die jungen Damen zum kichern brachte. Yuuki rollte nur mit den Augen. Dumme Hühner, die man mit einer wippenden Augenbraue zum kreischen bringen konnte, nur weil sie keinen Kerl abbekamen. Kein Wunder, wenn man sich immer auf den Nächstbesten einließ, die es wie Tetsu einfach ausnutzten. „Na das wird ja leicht heute Abend!“, meinte der Schwarzhaarige und betrat nun den Raum, wo ein Großteil ihrer Kollegen standen und das erste Glas Sekt genossen. Yuuki folgte ihm auf dem Fuße und griff nach den schon befüllten Gläsern, um den faden Geschmack der Gleichgültigkeit herunterzuspülen. Der war leider fest verankert und blieb bestehen, egal was er trank. Allerdings erleichtere es das Überstehen der langen Reden, die die Chefs schwangen. Was nutzte ihm das viele Gerede über Bilanzen und Handelspartnern, wovon er keine Ahnung hatte und auch niemals haben wollte. Sie brachten einfach keine Farbe in sein Leben. Wieso also sollte er sich damit beschäftigen? Auch sein Freund wurde immer nervöser, schließlich stand in unmittelbarer Nähe das wohl größte Buffet, was er je gesehen hatte und er wollte es plündern. Yuukis Interesse galt wie immer: nichts und niemandem! Endlich eröffnete der erste Vorsitzende das Festessen, woraufhin Tetsu nicht mehr zu halten war. Die bekannte Schlacht am Buffet blieb aus, der Rest der Mitarbeiter stand brav an und mussten mitansehen, wie Tetsu sich gleich zwei Teller voll schaufelte. Auch Yuuki stellte sich brav an, ein bisschen essen wollte er auch. Somit begann der nette Abend. Es wurde viel gegessen, getrunken und gelacht bis in die späten Stunden hinein. Die Stimmung war ausgelassen, nur einer hatte sich in die hinterste Ecke verkrochen und betrachtete das Geschehen. Es langweilte ihn einfach. Es war schon fast Mitternacht, als aus einem der vielen Büros eine Karaokeanlage geholt wurde. Allein der Gedanke bereitet ihm Kopfschmerzen. Das machten nur Idioten, das Nachsingen, was diese schlecht eingestellte Maschine Musik nannte. „Yuuuuuuuuuuuki!“ Tetsu wankte zu dem Angeschrienen und hing sich an dessen Schulter. „Lassuns s...s...singn!“, nuschelte er und versuchte den Größeren und damit auch Kräfte mäßig überlegenen zu der Karaokemaschine zu schieben. Eher weniger erfolgreich, denn Yuuki bewegte sich keinen Zentimeter. „Sei kein Frosch!“ Das Gemaule hörte einfach nicht auf und der blonde ahnte, es würde nicht enden ehe er nachgab. Letzteres tat er schließlich, damit Tetsu nicht noch seine ätzende Fiepstimme einsetzte. Die konnte er absolut nicht ertragen und umging sie wenn möglich. Also musst er jetzt in den sauren Apfel beißen, um verschont zu bleiben. Irgendwie schaffte er es seinen sogenannten Freund zu dem Gerät zu hieven, denn er wollte unbedingt mit ihm singen. Sollte er doch, geteiltes Leid ist halbes Leid. Blöd nur, dass Tetsu unbedingt den Song auswählen wollte und ehe er es sich versah tönten schon Gackt's Vanilla durch den Raum. Yuuki war nie besonders gläubig gewesen, aber just in diesem Moment schickte er tausende Gebete an die Götter, damit er vom Blitz getroffen und ins Jenseits geschickt wurde. „Nun mach schon midd!“ So sehr es ihn auch anbiederte, er sang. Es war nicht die Musik die er mochte, aber auf einmal war da etwas. Weder Schwarz, noch weiß. Etwas anderes. Etwas neues. Blau. ~*~ Zu allererst: Entschuldigung! Yuuki einen Song von Gackt singen zu lassen ist wohl ein Schwerverbrechen. Zu meiner Verteidugung: mir ist einfach nichts anderes eingefallen. Mit japanischen Pop kenn ich mich nun mal nicht so gut aus und schon gar nicht, was da so in den Karaokemaschinen steckt! Das Kapitel selbst ist ein bisschen knapp, aber das steigert sich im Laufe der Geschichte, wenn ein bisschen mehr Farbe ins Leben kommt. Zum Kapitel "Blau" möchte ich noch einige Dinge sagen. Blau steht für Harmonie und Zufriedenheit, eine neue Eigenschaft von Yuuki. Es bezieht sich NICHT auf Vanilla, sondern einfach nur auf die Musik allgemein. In den nächsten Kapitel werden einige Farben folgen. Hoffe es trifft auf Zustimmung! FouF Kapitel 2: Orange ----------------- Orange Nie im Leben hätte Yuuki erwartet, dass dieser Abend noch schön werden sollte. Trotz anfänglicher Abneigung , steigerte er sich regelrecht hinein und forderte jeden am Mikrofon heraus. Er blieb ungeschlagen. Tetsu stand die ganze Zeit neben ihm und feuerte ihn an. Ein Wunder, denn der Kleinere hatte ursprünglich geplant die doofen Sekretärinnen klarzumachen. Da sein Freund jedoch so aus sich herausging, was er zuvor noch nie erlebt hatte, ignorierte er die gackernden Hühner. Zudem überraschte es den Schwarzhaarigen äußerst positiv, welch eine Stimmgewalt dort neben ihm stand. Yuuki hatte noch nie ein Wort darüber verloren, aber er war ohnehin immer recht wortkarg gewesen. Tetsu konnte nicht behaupten ihn wirklich zu kennen. Zwar hatte er sich immer bemüht auf den Blonden zuzugehen, doch wenn er einen Schritt vorwärts machte, ging der Größere zwei Schritte zurück. Der Abstand blieb also erhalten und das eisige Schweigen Yuukis baute eine unsichtbare Mauer zwischen den beiden auf. Nun sah er aber seine Chance, als sein Kollege ziemlich geschafft das Mikrofon sinken ließ und gab es mit einem Lächeln an einen kleinen, leicht untersetzten Telefonoperator weiter, welcher ein erstaunlich gutes Michael-Jackson-Medley hinlegte. Das interessierte Tetsu allerdings herzlich wenig, denn Yuuki legte freundschaftlich einen Arm um seine Schulter und schnappte sich sein Asahi, um sich daraus einen kräftigen Schluck zu genehmigen. "Diese Maschine braucht ein paar ordentliche Rocksongs!", tönte er nur, schwieg danach wieder und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. So hatte Tetsu ihn noch nie erlebt. Er glaubte ein Glänzen in den dunklen Iriden zu erkennen, wie bei einem kleinen Kind, was zum ersten Mal in seinem Leben den Zoo besuchte. „Alles okay bei dir?“, fragte er schließlich, nachdem das Schweigen weiterhin anhielt, obwohl es noch nicht einmal unbedingt unangenehm war. Yuuki tat es mit einer lässigen Handbewegung ab. Reden verstimmte ihn einfach nur wieder und ließ die Farbe verschwinden. Da er gerade nicht mehr am singen war, verblasste sie ohnehin und näherte sich einem Grauton, der letztendlich in schwarz überging. Der schöne Moment war vorbei, aber er hatte sich in seine Gedanken gefressen und wollte nicht mehr verschwinden. Man konnte es als eine Wechselbeziehung sehen. Yuuki brauchte die Farben, die bekam er aber nur durch Musik. Oder gab es vielleicht noch einen anderen Weg, um in diese fremde Welt einzutauchen. Inzwischen stand er alleine, mitten im Gewimmel des Raumes. Tetsu hatte sich durch die Masse an Menschen gekämpft und kam wieder mit jeweils zwei Flaschen Bier in jeder Hand zurück. Mit einem Kopfnicken gab er dem Blonden zu verstehen, dass er ihm folgen sollte. Ungewöhnlicherweise tat Yuuki wie ihm geheißen und folgte anstandslos. Keiner der beiden sagte etwas, als sie den Fahrstuhl betraten. Auch nicht, als Tetsu das oberste Stockwerk des Wolkenkratzers wählte und die Fahrt nach oben mit einem kribbeln im Bauch begann. Ein Ton, der von einer Empfangsglocke hätte sein können, erklang und für einen Moment glaubte Yuuki, das flackernde Licht im Aufzug hätte einen blauen Schimmer. So schnell wie der Ton verflogen war, so schnell war auch die Farbe weg und Schwarz-weiß war vorherrschend. Die Türen schoben sich auseinander. Die beiden Männer betraten den Flur, der zu der Chefetage gehörte. Es verwunderte Yuuki und er fragte sich, was sie hier wollten. Als ob Tetsu den fragenden Blick erkannt hätte, rasselte er mit dem Schlüsselbund, der mit einer Kette am der Gürtelschlaufe befestigt war und somit das recht lässige Outfit abrundete. Was es zu bedeuten hatte, konnte Yuuki auch nicht beantworten, also folgte er Tetsu, der an einer Tür am Ende nach einem passenden Schlüssel suchte. Als er ihn gefunden hatte, entriegelte er die schwere Metalltür, schob sie zur Seite und legte somit den Weg zu einer Feuertreppe frei. Diese führte allerdings nicht nach unten, sondern nach oben, auf das Dach. Dahin wollte ihn sein Kollege also entführen. De Stille zwischen den beiden brach nicht, schweigend erklommen sie die letzten Stufen, wo sie die letzte Tür passierten und der Weg nach draußen freigegeben wurde. Der Größere bereute keine Jacke angezogen zu haben aber woher sollte er auch wissen, wohin Tetsu ihn brachte. Andererseits nahm er die Kälte gerne in Kauf, bei dem Anblick, der sich ihm bot. Die Stadt lag ihnen regelrecht zu Füßen. Der klare Nachthimmel war nicht mehr verdeckt, sogar die Sterne konnte man erkennen, das sie jetzt auch schon kurz davor waren, nach ihnen zu greifen. Normalerweise konnte man das Firmament nur außerhalb der Stadt sehen. Auf den hell erleuchteten Straßen zwischen den ganzen Wolkenkratzern war es schier unmöglich. Sein Kopf lag in seinem Nacken, seine Augen haschten nach jedem funkeln am Himmel und nicht nur der kalte Wind sorgte dafür, dass seine Arme mit einer feinen Gänsehaut überzogen wurden. Neben ihm rieben zwei Metallstücke aufeinander worauf eine kleine Flamme die Zigarette zwischen Tetsus Lippen entzündete. Ein tiefer Zug folgte, eine Sekunden danach stieß er den blauen Dunst wieder aus. „Ich bin oft hier oben, wenn es den möglich ist...“, murmelte er. Der Schwarzhaarige erwartete darauf kein Kommentar oder eine Antwort, denn das war er schon von Yuuki gewohnt. Das musste als Erklärung reichen für den Blonden. Dieser ging näher an den Vorsprung des Daches und blickte hinunter. Vor ihm lag eine von Menschenhand geschaffene Schlucht, durch die sich kilometerlange Lichtschlangen wanden. Ein falscher Schritt und er würde ein Opfer dieser Schluchten werden. Es schreckte ihn aber keinesfalls ab, auf den Vorsprung zu klettern und sich darauf zu setzen, um einfach die Beine baumeln zu lassen. In seinem Bauch kribbelte es was wahrscheinlich an dem Adrenalin lag, was nur durch diese kleine Kletteraktion hervorgerufen wurde. Er hatte Tetsu gehört, wie er erschrocken nach Luft geschnappt und sich daraufhin am eigenen Zigarettenrauch verschluckt hatte. Als er aber erkannte, was Yuuki wirklich vor hatte, gesellte er sich zu ihm, bewegte sich im Gegensatz zu Yuuki wesentlich umständlicher und vor allem vorsichtiger. Normalerweise empfand Yuuki die Nacht als sehr dunkel, obwohl es in der Stadt immer hell erleuchtet war. Doch zu dieser Tageszeit sah er immer am schlechtesten. Wenn ihn die grellen, weißen Neonlichter nicht blendeten, dann verschluckte ihn das schwarz des Himmels. Es war das erste mal, dass er die Stadt aus völlig anderen Augen betrachtete. Es schien wieder ein bisschen mehr Wärme in seinen Körper zu kriechen, was keinesfalls die Ursache eines plötzlichen Temperaturumschwunges war. Aus unerfindlichen Gründen schaffte es Tetsu nach und nach das Leben in ihm zu wecken. Es war in Yuuki vorhanden, nur musste dort mal ordentlich Frühjahrsputz gemacht werde, was der Schwarzhaarige wohl noch binnen eines Abends schaffen wollte. „Vorhin im Saal hast du wirklich gut gesungen. Warum machst du das nicht öfter?“ Die Antwort bekam er mit einem Schulterzucken. „Du hast Talent. Das solltest du nicht vergeuden! Glaub mir, hätten wir keinen Sänger in der Band, würde ich dich sofort zur nächsten Probe mitnehmen. Du hast wirklich etwas auf dem Kasten!“ Tetsu zog ein letztes mal an seiner Zigarette und schnippte anschließend den Stummel hinunter in die Tiefe. Yuuki verfolgte deren weg, bis man das Glimmen gar nicht mehr erkennen konnte. Dann griff er in seine eigene Hosentasche und zückte ebenfalls eine Kippe. „Hast du Feuer?“, fragte er, kassierte jedoch nur einen eingeschnappten Blick. „Hörst du mir überhaupt zu?“ „Ja, natürlich. Bekomme ich nun Feuer?“ Murrend hielt Tetsu sein Feuerzeug hin, Yuuki nahm es ihm ab und steckte die mit Tabak gefüllte Papierrolle an. „Du musst lockerer werden! Du bist immer so steif! Hast du denn überhaupt Spaß an irgendwas? Ich will nicht sehen, was du für ein Gesicht beim Sex ziehst... Könntest dann aussehen, wie ein abgemagertes Fingertier!“ Tetsu wusste, dass er ziemlich weit ging, allerdings war Yuuki noch nie ausgerastet, egal was er ihm gesagt hatte. Aber mulmig war ihm schon, schließlich war es nur ein kleines Schubsen was ihn von einem frühen Tod trennte. Zu seinem Glück blieb eine solche Überreaktion aus. Doch heute strafte Yuuki ihn das erste mal mit einem bösen Blick. „Selbst wenn! Was sollte ich denn dagegen machen?“ Der Blonde stellte tatsächlich eine Frage. Wenn sich tetsu noch recht entsann, war das noch nie vorgekommen. „Lass einfach mal alles raus. Du musst nicht sagen was die bedrückt. Aber schreie doch einfach!“ Im nächsten Moment kletterte Tetsu wieder über die Betonbrüstung stellte sich dahinter und lehnte sich weit darüber, sodass sein Oberkörper mehr über dem tiefen Abgrund schwebte, als dass er gerade stand. Sein Schrei tönte durch den von mehreren Gebäuden errichteten Flur. Er schlug gegen die verglasten Flächen und wurde zurückgeworfen. Es dauerte einen Moment, bis aus dem Echo zwei wurden, aber nicht, weil es immer wieder hin und her gespielt wurde, wie beim Tischtennis sondern weil Yuuki endlich den Mund aufmachte und das entließ was schon lange in seiner Kehle schlummerte. Unter ihnen flackerte ein blaues Leuchtschild an einer Imbissbude. Es war nicht das einzige blaue Licht in dieser kühlen Nacht. Und diesmal vermischte es sich mit Orange, eröffnete Yuuki somit ein bisher lange verschollenes Farbspiel. Die Dunkelheit war nur noch schwach. Lichter erfüllten den Raum zwischen Himmel und Erde. ~*~ Orange ist die symbolische Farbe für Mut. Im Buddhismus ist sie das Zeichen der hellsten Erleuchtung. Ein kleiner Schritt für Tetsu aber ein großer Schritt für Yuuki! Danke für lesen...oder auch nicht! Kapitel 3: Hangover ------------------- Wieder ein neues Kapitel. Es ist ungewöhnlich, zumindest für mich. Der Verlauf ist wohl doch ein wenig anders geraten als geplant, aber irgendwie hatte ich Lust dazu. Bitte nicht über die Zeisprünge wundern. Ansonsten viel Spaß beim Lesen. Hangover Das Erwachen am nächsten Morgen war alles andere als angenehm. Yuuki drehte sich im Bett, angelte blind nach dem Wecker, der einen schrillen und vor allem monotonen Piepton von sich gab. Nach einigen gescheiterten Versuchen, bekam er ihn endlich in die Hände und aktivierte die Snooze-Funktion. Auch wenn er es nicht wollte, er musste aufstehen, nur brauchte er jedes Mal ein bisschen länger. Aus diesem Grund ertönte der Wecker immer ein bisschen früher, damit er in Ruhe wach werden konnte. Allerdings hatte dieses nervtötende Etwas heute wirklich schlechte Chancen, den Blonden aus dem Bett zu bekommen, denn dessen Schädel drohte zu zerplatzen. Zumindest glaubte Yuuki das. Ächzend rollte er sich auf die Seite, drückte das Kissen gegen seinen Kopf, in der Hoffnung, der Presslufthammer in seinem Hirn, würde dadurch ein bisschen gedämpft werden. Allerdings blieb dieser Rettungsversuch der letzten verbliebenen Hirnzellen erfolglos und Bob der Baumeister werkelte eifrig weiter. Yuuki hatte es übertrieben. Die Menge an Alkohol war anscheinend nicht besonders gesund gewesen. Normalerweise vertrug er deutlich mehr. Vielleicht hatte er einfach zu wenig gegessen, oder sein Körper war nicht in besonders guter Verfassung gewesen, um das ganze Bier abzubauen. Anscheinend musste er bei Gelegenheit mal den Arzt aufsuchen und seine Leber überprüfen lassen. Eine peinliche Angelegenheit, wenn man mal sein Alter betrachtete. Kein normaler Mittzwanziger sollte Symptome und Gebrechen eines Sechzigjährigen vorweisen. Nur fühlt sich Yuuki gerade so. Nach dreimaligen wecken raffte sich der junge Mann endlich auf und schwang seine Beine aus dem Bett. Er bereute es, denn die Geschwindigkeit, in der er das tat, gaukelte seinem Kopf Lichtgeschwindigkeit vor, sodass die komplette Umgebung vor seinen Augen verschwamm, während Bob weiterhin seiner Arbeit nachkam. Erstaunlicherweise schmerzte der restliche Körper nicht und beschränkte sich nur auf seinen Kopf. Angenehm war es dennoch nicht, wer wollte schon komplett mit Watte umhüllt sein, zumindest gefühlt. Ob das Michelinmännchen auch so empfand? Yuuki stöhnte innerlich auf. Solche wirren Gedanken wiesen eindeutig auf Restblut im Alkohol hin und genau das musste weg. So schleppte er sich in das kleine Badezimmer, was direkt an den Raum grenzte, wo er seinen Futon liegen hatte. Den hatte er vorausschauend schon gestern Abend, bevor er die Wohnung verlassen hatte, heraus gelegt. Was ein Glück, dass sein Körper nicht einen einzigen blauen Fleck vorzeigte, denn das war gleichbedeutend mit einem erfolgreichen Gang ins Bett. Yuuki hatte es auch schon einige Male gebracht, sich auf den Boden zu legen, weil er einfach den Futon übersehen hatte. Und leider war er nur selten auf der weichen Matte gelandet, hatte oft dabei die Einrichtung demoliert und seinen Körper mit dazu. Da sollte man noch einmal behaupten, er hätte noch nie aus seinen Alkoholexzessen gelernt. Im Badezimmer angekommen stellte er sich zum ersten Mal an diesem Tag seinem Spiegel. Bei diesem scheußlichen Anblick ging Yuuki sofort ein lustiger Spruch durch den Kopf: Wer ist dieser alte Mann und warum schwankt er? Dank des Restalkohols musste er über diesen dummen Witz auch noch lachen, was allerdings nicht besonders gesund für ihn war, denn Baumeister Bob ging zu seiner Kür über und hämmerte in einem wahnsinnigen Tempo weiter auf seine Schädelwand ein. Da Yuuki nun wusste, wie es um sein Äußeres stand, schritt er ein und begann mit der täglichen Körperpflege. Zuerst griff er nach seiner Zahnbürste, denn der fade Geschmack in seinem Mund, der ihn an den Geruch alter Sportsocken erinnerte, musste schleunigst weg. Zum wach werden gab es eine ausgiebige kalte Dusche, was auch seine, dank Haarspray verfilzten, Haare wieder kämmbar machte. Seufzend zog er den Duschvorhang zur Seite und stieg aus der Wanne. Allerdings stockte er und blieb geschockt auf seinem fransigen Vorleger stehen. Wieso stand dort Tetsu nur in Unterwäsche und erleichterte sich gerade? Und das ohne die Brille hochzuklappen! „Alter, was hast du hier zu suchen?“, kam es empört von dem Blonden, der sich für den lauten Ton am liebsten selbst geschlagen hätte, wenn es nicht mindestens genauso sehr wehtun würde, wie sein dröhnender Kopf alleine. Noch immer fassungslos, schnappte er sich sein Handtuch, wickelte es um die Hüften. Die Antwort von Tetsu ließ auf sich warten. Dieser starrte ihn nur unbeeindruckt an. „Stell dich nicht so an. Das ist nichts, was ich nicht kennen würde. Falls es dir noch nicht entgangen ist, ich habe auch einen!“, meinte der Schwarzhaarige und drehte sich demonstrativ um. Zum Glück war er fertig mit pinkeln, denn sonst hätte es eine riesige Schweinerei gegeben. „Alter lass das! Ich will deinen Schwanz nicht sehen!“, nörgelte Yuuki und ging schließlich zum Spiegel um seine Haare zu föhnen und in Form zu bringen. Als Antwort darauf, bekam er im Spiegel nur den reizenden Mittelfinger Tetsus zu sehen, der sich am Arsch kratzend das Badezimmer verließ. „Danke noch mal, dass ich hier pennen durfte!“, tönte es aus dem Schlafzimmer. So war das also. Tetsu hatte bei ihm gepennt. Klasse, er hatte wohl seinen großzügigen Abend gehabt. Aber wo hatte er nur geschlafen. Schließlich gab es in dieser Wohnung nur einen Futon. Es brauchte einige Momente, bis Yuuki geschockt die Augen aufriss und zu Tetsu eilte. Dieser war gerade dabei, seine Klamotten einzusammeln. „Du solltest dir mal einen zweiten Futon anschaffen. Dein Boden ist so scheiß unbequem. Und mit einer Wolldecke wird es nicht besser!“ Frage beantwortet, obwohl er nichts gesagt hatte. Wie gut er doch manchmal war. „Wieso sollte ich mir einen Futon anschaffen. Ich will nicht, dass irgendjemand hier pennt!“ ‚Schon gar nicht du!’, fügte er im Gedanken hinzu. Ein wenig verwundert zog Tetsu seine Brauen nach oben und runzelte die Stirn. "Wie wäre es, wenn du einfach mal eine Beziehung eingehst. Vielleicht bist du deswegen so schlecht drauf." Das konnte Yuuki am frühen Morgen nun mal gar nicht gebrauchen. Beziehungsberatung von einem Kerl, der sogar eine Ente anbaggern würde, wenn sie nur einen Rock an hätte. Auch das Tetsu annahm, er würde sich in dieser Katerstimmung Gedanken darüber machen, war wirklich ungewöhnlich. Er würde niemals aus diesem tristen Alltag ausbrechen können. Schon gar nicht in einer Beziehung. Solche engen Verbindungen kerkerten ihn nur noch mehr ein. Die ersten paar Wochen wäre es schön, dann würde sie der Alltag einholen, vorbei wäre es mit dem Sex und ehe man es sich versah, wohnte man in der Vorstadt in einem kleinen Häuschen mit seiner Frau und den Kindern und fuhr einen hässlichen Familienvan. Langsam wurde es mit der Zeit knapp und Yuuki holte sich aus dem kleinen Wandschrank ein paar Klamotten, die er schließlich auch anzog. Tetsu sagte derweil der Kaffeemaschine den Kampf an. Immer wieder drangen Flüche aus der Küche. Die Maschine war nicht gerade einfach zu bedienen. Sie war alt, hatte ihre Höchstform schon lange hinter sich gelassen und konnte nur mit ein paar Tricks betätigt werden. Dass Tetsu daran scheiterte war eigentlich logisch. Fertig angezogen ging Yuuki in die Küche und schob den Schwarzhaarigen zur Seite. „Lass mich das machen und geh du dich anziehen!“, grummelte er, „Du bekommst das ohnehin nicht auf die Reihe!“ Für diesen Spruch gab es einen Schmollmund vom Feinsten, aber keine weitere Nörgelei. Tetsu hatte wohl kapituliert und sah ein, dass er gegen die Kaffeemaschine verloren hatte. Es dauerte keine zehn Minuten da drang das herbe Röstaroma der kleinen schwarzen Bohnen durch die winzige Wohnung und zog einen frisch geduschten Tetsu magisch an. Seine Hose hatte er noch nicht richtig angezogen und baumelte auf Halbmast an seinen Oberschenkeln. Yuuki betrachtete dieses Schauspiel eher unbeeindruckt. Wenn sich sein Kollege auf die Fresse legen würde, wäre es umso schöner für ihn. Einen Krankenwagen würde er bestimmt nicht bestellen. Schweigend saßen sie am Tisch, Tetsu hatte sich zu seiner Tasse Kaffee noch eine Schale von Yuukis Cornflakes gegönnt. Normalerweise hielt Tetsu nie die Klappe, aber heute war irgend etwas anders. Die ganze Zeit klebte sein Blick an Yuuki, doch er sagte kein Wort. Äußerst unegwöhnlich für den Schwarzhaarigen, wie Yuuki befand, jedoch nicht bedenklich genug, um deswegen nachzufragen. Allerdings hatte er sich zu früh gefreut, denn Tetsu war heute anscheinend nicht früh genug auf Hochtouren und begann zeitverzögert mit seinen nervigen Gesprächen. „Warum bist du wieder so?“, fragte er schließlich und Yuuki rollte die Augen. „Ich weiß nicht was du meinst!“ „Weich mir nicht ständig aus.“ „Magst du noch Kaffee?“ „Yuuki!“ Tetsu funkelte den Blondierten böse an. Allerdings nicht so, wie sonst immer, wenn er eingeschnappt war, sondern richtig ernst. „Was ist?“ Yuuki machte sich nicht viel daraus, er war schlimmeres gewohnt. „Gestern Abend warst du so anders. Es war angenehm mit dir. Wieso nicht auch heute?“ Seufzend erhob sich der Blonde und ging an die Kaffeemaschine, um sich erneut etwas von dem Heißgetränk in die Tasse zu gießen. „Wenn du hier bist, um mich umzukrempeln, dann bist du hier falsch.“, war die karge Antwort, wobei Tetsu auch nicht schlauer daraus wurde. Dafür starrte er ihn nur fassungslos an. Wo war nur wieder der Yuuki hin, der noch gestern mit ihm geblödelt hat und voller Lebensfreude steckte. Tetsu war sich sicher gewesen, er hätte ihn endlich aufgetaut und diesen neuen Yuuki aus seinem Versteck hervorgeholt, doch anscheinend hatte er sich geirrt. Der Größere war stattdessen noch unfreundlicher und abweisender als sonst. „Langsam frage ich mich auch, warum ich mir das noch antue. Für jemanden wie dich lohnt sich der ganze Aufwand nicht.“ Das waren die letzten Worte, die er von Tetsu hörte. Dann stand er auf und ging. Anschließend trafen sie sich nie wieder. Sein Kaffee war schwarz, wie die Nacht. Der Dunst stieg in milchig weißen Schwaden in die Luft. Dazwischen nur grau. ~ Am nächsten Morgen erschien Tetsu nicht zur Arbeit. Keiner wusste was los war. Ungewöhnlich, denn trotz seiner lockeren Art, war der kleine Schwarzhaarige immer zuverlässig gewesen. Alle fragten Yuuki, doch dieser tat es mit einem Schulterzucken ab. Wenn Tetsu ihm nicht sagte, wo er war, und das hatte er bisher immer getan, dann musste er es auch nicht. Wieso sollte er ihn auch anrufen. Er hatte besseres zu tun. Den ganzen Tag erhielt er keine Nachricht, weder auf seinem Anrufbeantworter, noch SMS oder Email. Für Yuuki jedoch kein Grund zur Sorge. Er war schließlich keine besorgte Mutter, die sich um ihre Kinder kümmern musste. Kurz nach der Arbeit klingelte sein Telefon. Die Nummer auf dem Display war unterdrückt, also konnte es nicht sein verschwundener Kollege sein. „Moshi moshi?“ „Inspektor Yoshida! Spreche ich mit …?“, die Stimme am anderen Ende des Hörers stockt und man merkte direkt, dass etwas nicht stimmte. „Yuuki?“ „Hai!“ „Ich möchte Sie zu uns ins Präsidium bitten. Es geht um ihren Freund Tetsu Nakamura.“ Tokyo. Tödlicher Unfall in der Innenstadt, Sotobori Dori. Gestern Nachmittag kam ein 22-jähriger von einem Auto erfasst und erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Laut Polizei war der Autofahrer betrunken gewesen und hatte den Fußgänger trotz roter Ampel mit dem Auto erfasst, der gegen die Frontscheibe geschleudert wurde. Augenzeugenberichten zufolge floh der Fahrer direkt nach dem Aufprall, konnte allerdings von der Polizei gefasst werden. ~Kapitel Ende~ Anm.: Hangover= Kater => scheiß Tag Kapitel 4: Farbe der Trauer --------------------------- Farbe der Trauer Das Polizeipräsidium war vollkommen überfüllt und laut. Müde Polizisten schleiften Betrunkene oder Kleinkriminelle in kleine Zellen, andere nahmen an ihren mickrigen Schreibtischen Zeugenaussagen auf, oder versuchten sich mit dem schlecht gebrühten Kaffee aus dem Automaten, von ihrer Nachtschicht zu erholen. Der Lautstärkepegel war unerträglich, ständig versuchte irgendein Yakuza-Zögling Ärger zu machen und hysterische Nutten keiften Freier an, die nicht für ihre Dienstleistung gezahlt hatte. Der Alltag auf einer Wache und doch unwirklich und ganz weit weg, als Yuuki den Raum betrat. Das bunte Treiben auf der Wache, schien ganz weit weg zu sein, schemenhafte Gestalten rempelten ihn an und ließen ihn auf dem schlammig nassen Boden taumeln. Sein Weg führte ihn an den Tresen, dort wo ein aufgedunsener Beamter mittleren Alters auf seine nächste Aufgabe wartete. Seine Motivation war wohl schon lange geflohen und die dunklen hängenden Augenlider sprachen das aus, was er am liebsten wollte: nach Hause zu seiner Familie und die düsteren Tage mit seiner Familie verbringen, damit wenigstens ein bisschen Licht an sein Herz drang, ehe er von dem skrupellosen Alltag eingeholt wurde. Noch immer stand in den Räumen die Weihnachtsdekorationen, der man die Zeichen der Zeit schon ansah. Warmherzige Stimmung kam dadurch leider nicht in den Raum. Woher sollte sie auch kommen? Niemand hielt sich gerne auf einer Polizeiwache auf, weder Täter, noch Opfer und daran würde auch klein Plastikweihnachtsmann mit verfilztem Bart etwas ändern. Auch die Anspannung bei Yuuki wollte sich nicht lösen. Aus dem anfangs nur mulmigen Gefühl war inzwischen ein Knoten aus purer Angst geworden, der ihm fast die Luft abschnürte. Man hatte ihm keinen richtigen Grund für sein Kommen genannt, aber es ging um Tetsu, der nun schon einen Tag verschwunden war. Normalerweise hätte sich der Blonde nicht unbedingt so große Sorgen gemacht, aber wenn die Polizei anrief, konnte es nichts Gutes bedeuten. Im besten Fall musste er seinen Kollegen nur aus der Ausnüchterungszelle holen, aber es konnte jederzeit schlimmer kommen. Niemand garantierte für das Wohlergehen des Schwarzhaarigen und bei Yuukis Glück, musste es sich um schlechte Nachrichten handeln. Der Polizeibeamte blickte von seinen Unterlagen auf und betrachtete den Größeren mit einem abwertenden Blick. Wahrscheinlich war er der Annahme Yuuki sei einer dieser Kleingangster, Host oder Zuhälter, was ein beliebtes Vorurteil war, wenn man sich die Haare aufhellte. Man verschaffte sich tatsächlich ein sehr rebellisches Image. „Kann ich ihnen helfen?“, brummte der Polizist in seinen nicht vorhandenen Bart. „Ich möchte mit Inspektor Yoshida sprechen.“, kam die knappe Antwort zurück. „Name?“ Der Ton wurde nicht freundlicher. Im Gegenteil. Anscheinend erweckte Yuukis kühle Aussage noch mehr Misstrauen. „Watanabe, Yuuki. Der Inspektor hat mich auf das Präsidium gebeten.“ Der Polizist überflog eine Liste, die vor ihm lag und wurde anscheinend fündig. Jeder normale Mensch hätte sich für diesen unfreundlichen Ton und das Misstrauen, was man Yuuki entgegenbrachte entschuldigt. Stattdessen nickte er nur und bat den Blondierten ihm zu folgen. Er ließ den jungen Mann hinter den Tresen, führte ihn anschließend in ein separates Büro, wo schon an der Tür der Name des Inspektors prangte. Der unfreundliche Kerl klopfte an und öffnete die Tür, ohne auf die Zustimmung des Chefs zu warten. „Hier ist einer, mit dem Sie reden wollen!“, raunte er und ließ Yuuki eintreten. Dicke, nach Schweiß und kalten Rauch riechende Luft kam ihm entgegen, was ihn das Gesicht verziehen ließ. Ein großer schlanker Mann Ende fünfzig saß am Schreibtisch, auf dem sich zum Teil geöffnete Akten stapelten und studierte gerade einer dieser Unterlagen. Sein Blick wandte sich nicht von den Schriftstücken ab. Nur ein bestimmter Schwenk mit der Hand, wies Yuuki darauf hin, sich zu setzen. Er folgte der Anweisung, denn das letzte was er wollte war Ärger mit einem Polizisten. Das furchige Gesicht mit den wachsamen Adleraugen erinnerte ihn ein wenig an Clint Eastwood und wenn der erst einmal seine Waffe ausgepackt hatte, hielt ihn so schnell nichts mehr auf. Der Inspektor flößte Respekt ein, ohne auch nur ein Wort zu sagen. „Wantanabe-san, nehme ich an!“ Die Stimme war rau, geprägt von den vielen Zigaretten, die ihren Tod schon lange in dem überfüllten Aschenbecher auf dem Schreibtisch gefunden hatten. „Kommen wir gleich zur Sache. Die Personalien kann mein Kollege später aufnehmen.“ Das Stichwort für den ‚herzigen’ Polizisten zu gehen. Erleichternd war es für Yuuki trotzdem nicht. „In welchem Verhältnis stehen Sie zu Tetsu Nakamura?“, fragte der ihm gegenüber sitzende Mann. Die Akte hatte er inzwischen zur Seite gelegt und sich in seinem alten Schreibtischstuhl zurückgelehnt. Das Leder knarrte dabei durch die Reibung, die dabei entstand. „Er ist ein Arbeitskollege…“, antwortete Yuuki wahrheitsgetreu, „und ein Freund.“ Inspektor Yoshida nickte und beugte sich über seinen Schreibtisch, zog eine Akte hervor und schlug diese auf. „Gestern Nachmittag wurden wir zu einer Unfallstelle gerufen. Ein Fußgänger kam dabei ums Leben. Den Fahrer haben wir gefasst, doch wir mussten die Angehörigen des Verstorbenen ausfindig machen. Er hatte leider nur eine Geldbörse ohne gültige Ausweise dabei…Moment, da war noch ein Büchereiausweis von der High School mit seinem Namen, doch sicher waren wir uns nur dank seinem Mobiltelefon!“ Der Ermittler zog ein paar Bilder aus der Laufmappe hervor. „Zudem muss der Tote in einem solchen Fall immer identifiziert werden. Sie waren der letzte Kontakt, der in seinem Handy angezeigt wurde und mit ihnen hatte er auch am meisten telefoniert. Darum gingen wir davon aus, dass sie in einem besonderen Verhältnis zueinander standen.“ Keinerlei Mitgefühl schwang in der Stimme mit, oder es lag an Yuuki, der die Worte nur noch dumpf wahrnahm. Tetsu war tot. Noch nie hatte ihn etwas getroffen, niemals hatte er den Verlust eines Menschen zu spüren bekommen, doch nun machte sich das erdrückende Gefühl der Trauer in ihm breit. Alles in seinem Körper zog sich zusammen und seine Sicht verschwamm, denn seine Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte Tetsu nie mit besonders viel Respekt empfangen, doch nun, da er für immer fort war, bereute er sein Verhalten. Er hatte seinen wohl einzigen richtigen Freund verloren. Es wurde Schwarz um ihn herum. In der Stille der Dunkelheit kannst du die Trauer deines Herzens hören. Und manchmal kannst du den Wahnsinn dieses Lebens fühlen. „Wantanabe? Wantanabe, reißen Sie sich bitte nur einen Augenblick zusammen! Handelt es sich hierbei um Ihren Freund?“ Der scharfe Ton des Polizisten ließ ihn aufschrecken. Yoshida hatte ihm die Bilder aus der Akte zugeschoben. Darauf war ein junger Mann zu erkennen, etwa in seinem Alter. Das Gesicht zeigte viele Fleischwunden, zum Teil traten auch die Knochen hervor. Dreck, Glassplitter und Split des Asphalts klebten in den blutigen wunden, waren teilweise schon schwarz und verkrustet. Die blonden Haare wirkten durch den dunklen Lebenssaft verfilzt. Yuuki wurde schlecht. Es war anders eine Leiche zu sehen, wenn man wusste, dass sie real war und nicht dem Kopf eines Krimi-Regisseurs entsprungen war. Er musste sich nun zusammenreißen, schließlich war es wichtig für die folgenden Ermittlungen, auch wenn der Ekel in ihm langsam Überhand nahm. „Das ist nicht Tetsu!“ ~ Es war schon später Nachmittag, als Yuuki endlich wieder seine Wohnung betrat. Lustlos war er seine Jacke über seinen Stuhl, die schwarzen Bikerboots kickte er in die nächstbeste Ecke. Der Blondschopf war am Ende seiner Kräfte. Auch wenn er am heutigen Tag nicht viel erledigt hatte, fühlte er sich ausgelaugt. Seine Nerven waren überstrapaziert, man hatte ihm schließlich auch den Schrecken seines Lebens eingejagt. Wenn auch nur für einen kurzen Moment hatte er geglaubt, den einzigen Menschen, der ihm jemals ein bisschen näher gestanden hatte, verloren zu haben. Noch nie hatte er so viel über sein Leben nachgedacht wie heute. Über seine oberflächlichen Freundschaften, die eigentlich nicht mehr waren als flüchtige Bekanntschaften, über die kürze eines ganzen Lebens, Dinge über die sich ein Mann in seinem Alter normalerweise keine Gedanken machte. Der Schock saß ihm allerdings zu tief in den Knochen, sodass er gar nicht um diese Gedankengänge herumkam. Der Inspektor hatte ihn noch lange befragt und es fand noch eine direkte Identifizierung in der Pathologie statt, wo sich Yuuki letztlich doch noch übergeben hat. Für die Anwesenden war das nichts neues, das passierte laut Pathologen auch manch neuen Medizinstudent, der das erste Mal das Innere eines Menschen sah. Keine große Ermutigung, aber immerhin wurde er nicht als Weichei abgestempelt. Wirklich gelohnt hatte sich die Anhörung nicht, denn wieder musste der Blonde bestätigen, dass es sich bei dem Toten nicht um Tetsu handelte. Die Polizei stand erneut vor einem Rätsel und bürdete zugleich Yuuki ein eigenes auf. Wieso hatte der tote Kerl das Handy seines Kollegen und zudem noch dessen Geldbörse? Und wo zur Hölle war Tetsu? Draußen fing es an zu regnen. Dicke Tropfen vielen vom Himmel und vermischten sich mit dem schlammigen Dreck, der sich über die Feiertage angehäuft hatte. Yuuki kochte sich in seiner kleinen Wohnküche eine Tasse grünen Tee zur Beruhigung, was nicht besonders hilfreich war, denn er schlich weiterhin wie ein eingepferchtes Tier in der kleinen Wohnung herum, grübelnd, was mit seinem Freund geschehen war. Das gleichmäßige Trommeln an der Fensterscheibe spornte sein Hirn zu den tollkühnsten Fantasien an, von Ufos bis hin zu Tetsus, die ihrem Anti-Tetsu über den Weg gelaufen und deren Materie sich deswegen aufgelöst hatte. Yuuki merkte wie albern er wurde und sein Kopf schmerzte, als ob er gleich zerbersten würde. Genau wie der Kopf des überfahrenen Kerls. Ein Blick auf die Uhrzeit, die seine Mikrowelle anzeigte, verriet ihm, dass er schon auf Mitternacht zusteuerte. Seine Vernunft riet ihm schlafen zu gehen, auch wenn er sich ziemlich sicher war, nicht einschalfen zu können. Trotzdem zog er sein Schlafsofa aus, kramte ein frisches Shirt aus seinem überfüllten Schrank und machte sich auf den Weg ins Bad. Mitten in seiner Zahnpflege klingelte es an der Tür. Es war eigentlich eine Unverschämtheit zu so einer unchristlichen Stunde vor der Tür zu stehen, aber heute verzieh Yuuki jedem, da er einfach nur hoffte, Tetsu würde vor der Tür stehen. Schaum und Zahnbürste wurden in einem ins Waschbecken gespuckt, die Tür des Badezimmers fiel laut knallend ins Schloss und der Türöffner wurde betätigt. Die Sprechanlage funktionierte schon lange nicht mehr, sonst hätte sich Yuuki wohl erkundigt, wer dort vor der Eingangstür des Wohnkomplexes stand. Wie gebannt starrte er auf den Fahrstuhl, dessen Anzeige schon lange nicht mehr die Stockwerke in der richtigen Reihenfolge aufzählte. Aber Yuuki kannte diese merkwürdige Zahlenkombination auswendig um zu wissen, dass nur noch ein Stockwerk zwischen ihm und hoffentlich Tetsu standen. Ein leises Läuten kündigte die Ankunft an und die Türen schoben sich auseinander. ~Kapitel Ende~ Ahahaha! das wollte ich schon immer mal machen. Abbrechen wenns am schönsten ist! Bewerft mich mit euren verbalen Exkrementen und setzt mich auf die Blacklist. Macht was ihr wollt, ich sags dann meiner Muddih! Gosh ich war so entsetzt, dass alle um Tetsu getrauert haben. War zwar der Falsche, den sie gefunden haben, aber womöglich liegt er tot in einer Gasse herum und wird von Pennern als Brennholz verwendet. Vielen Dank für die Stimmen bei meiner Umfrage. Dabei ist leider nicht viel herausgekommen. Alle vier haben jeweils zwei Stimmen erhalten, also hab ich nun einfach gelost. Verraten wird aber nichts ;D Das Zitat stammt im übrigen von Ivonne Weingart, wir wollen ja keine fremden Lorbeeren einheimsen! Kapitel 5: Green Lantern ------------------------ Green Lantern Sein Herz klopfte bis zum Hals, wesentlich schneller als sonst, sodass sein Blut in den Ohren rauschte. Yuuki glaubte Schwindel überkäme ihn, als die Türen des Fahrstuhls sich langsam öffneten und zwei dunkle Gestalten heraustraten. Im Flur brannte kein Licht mehr. Nur das Leuchtschild, der den Fluchtweg im Brandfall anzeigte, leuchtete in einem zarten Grün. Grün. Farbe der Hoffnung. Lange schon hatte Yuuki sie nicht mehr gesehen, aber als der Blonde seinen Freund Tetsu, der ihm im Flur entgegen hinkte,entdeckte, flimmerte sie wieder lichterloh auf. Der Kleinere schaffte es kaum zur Tür, Yuuki war einfach schneller und schloss diesen womöglich das erste Mal seitdem sie sich kannten in die Arme. Zitternd umklammerte er die schmalen Schultern. Ein kleines Rinnsal bahnte sich brennend heiß über seine Wange und versickerte in dem zum Teil zerfetzten Hemd. Dann, kaum ein paar Sekunden später, pressten sich ein paar Hände gegen seine Brust und drückten ihn ruckartig weg. „Alter, was geht denn mit dir?“, fragte Tetsu entsetzt und starrte Yuuki an, als käme er von einem völlig fremden Planeten. Das tat nun weh. Er hatte sich solche Sorgen um den Schwarzhaarigen gemacht und so wurde es ihm gedankt. Jetzt sah er rot. Die Gelenke seiner Finger knackten, als sie sich ballten und mit einem gewaltigen Schlag gegen Tetsus Gesicht prallen sollten. Jedoch hatten sich ein paar Hände um seinen Ellbogen gekrallt und hielten den Aufprall ab. „Sofort loslassen, sonst...“ „Sonst was?“ Dunkle Iriden durchdrangen Yuukis und verursachten einen regelrechten Kurzschluss. ~ Die drei Bierflaschen klapperten, als Yuuki diese aus dem Kühlschrank holte und öffnete. Anschließend verließ er den kleinen Raum, der sich Küche schimpfte und eher die Größe einer Abstellkammer hatte, um seinen beiden Gästen den gekühlten Alkohol in die Hände zu drücken. Tetsu und seine Begleitung saßen auf dem Schlafsofa. Eigentlich hatte es Yuuki schon ausgeklappt, weil er vor hatte, schlafen zu gehen. Das plötzliche Auftauchen seines Freundes hatte seinen ursprünglichen Plan komplett über den Haufen gefahren.Sie hatten den sichtlich geschockten Blonden in seine Wohnung gedrängt und beruhigend auf ihn eingeredet, bis er sich ein wenig gefasst hatte. Nun saßen sie hier und tranken schweigend ihr Bier. Wirre Gedanken rasten durch Yuukis Kopf.So viele, dass er sie gar nicht mehr ordnen konnte. Fragen brannten auf seiner Zunge, doch kein Wort verließ seine Lippen. Er wusste sowieso nicht, wo er anfangen sollte. Mit einer Entschuldigung, wegen seines Verhaltens vom gestrigen Tag, oder mit Fragen, die ihn wie eine besorgte Mutter klingen ließen. Tetsu nahm ihm diese Entscheidung einfach ab. „Gestern war ein verdammt mieser Tag. Ohne Shou hier, wäre ich wohl nicht so glimpflich weggekommen.“ Der Schwarzhaarige nickte zu seinem Sitznachbarn herüber, der Yuuki nur ein Kopfnicken schenkte. Dann sah er wieder auf seine Bierflasche. „So eine Gruppe Typen hatte mich einfach zusammengeschlagen. Wäre er nicht aufgetaucht, wäre ich wohl nicht mehr am Leben.“ „Vorhin bist du für mich gestorben.“, war Yuukis trockene Aussage, die seinen Freund ein entsetztes Japsen entlockten. „Nein! So war das nicht gemeint! Nicht falsch verstehen.“, sagte er gleich, um Tetsu zu beruhigen, „Da war dieser Inspektor und er meinte, man hätte dich überfahren! Der Mann hatte dein Handy und deine Geldbörse. Ich sollte dich identifizieren...“ Allein bei dem Gedanken an die Leiche des Fremden drehte sich ihm der Magen um. „Ja, die haben mich beklaut! Aber ich hatte geringere Sorgen als mein Handy oder mein Geld.“ Tetsu hob sein Hemd an und zeigte einen Verband. Blaue Flecken zierten seine Haut. „Drei Rippen sind angeknackst. Zum Glück musste die Platzwunde an der Lippe nicht genäht werden. Shou hat mich eingesammelt und in versorgt.“ Wieder nickte Shou, diesmal zeigte er aber auch das Victory-Zeichen und grinste. „Mein Vater ist Arzt und ich arbeite momentan als Rettungssanitäter.“ Die Erklärung reichte Yuuki. Tetsu schien hellauf zu sein, was ihn doch ein wenig beruhigte. Die Angst, die ihm so tief in den Knochen gesteckt hatte, wich langsam aus seinem Körper und das grüne Licht seiner alten Lavalampe wärmte sein ziemlich frostiges Gemüt auf. „Nun verstehe ich deine Reaktion doch ein wenig. Nur ist das total ungewohnt. So viel Zuneigung auf einmal und das noch von dir!“, lachte Tetsu, hielt sich aber gleich den Bauch und verzog das Gesicht. Lachen schmerzte in seinem Zustand. Auch die kleinsten Bewegungen oder die hastige Umarmung auf dem Flur hatten unglaublich weh getan, obwohl ihn diese Geste total überwältigt hatte. Diese Art von Gefühlsausbruch hätte er nie von Yuuki erwartet. Umso mehr freute es ihn, Yuuki doch als Freund gewonnen zu haben, auch wenn er nach wie vor ein griesgrämiger Mistkerl war. Shou legte eine Hand auf Tetsus Schulter. „Du sollst doch langsam machen!“, ermahnte er ihn und richtete seinen tadelnden Blick auf seinen Sitznachbarn. Yuuki verfolgte jeder seiner Bewegungen, ja man konnte sogar sagen, er starrte den Neuzugang an. Alles an ihm wirkte so zart und zerbrechlich, dabei täuschte der Anblick. Er hatte die Kraft zu spüren bekommen, schließlich hatte Shou vorhin verhindert, dass er Tetsu schlug. Diese Kraft war mindestens so geheimnisvoll, die der Rest dieses Menschen. Wenn er lächelte, dann schimmerten seine Augen, als würde gleich ein Meer an Tränen ausbrechen. Dabei schien er glücklich zu sein. Er kaute auch an der Innenseite seiner Unterlippe, die sich ab und an zu einem süßen Schmollen verzogen, ganz unbewusst und ungewollt. „Nicht wahr Yuuki? Yuuki? YUUUKI?“ Die nervig schrille Stimme von Tetsu riss ihn aus seinen Gedanken. „Hm?“ Der Blonde blinzelte halb verträumt, zum Teil auch verwirrt sein Gegenüber an. „In welchen Sphären warst du denn unterwegs?“, giggelte der Schwarzhaarige wieder und bereute es recht schnell, weil dieser seine Rippen vom vibrierenden Zwerchfell zerdrückt wurden. Womöglich wäre das Gelächter nicht abgerissen, hätte er einen direkten Einblick in seinen Kopf gehabt. Erstaunlicherweise, es verwirrte Yuuki selbst, galt sein Interesse inzwischen mehr Shou als Tetsu, dem ja nun nach einem solchen Vorfall wirklich mehr Aufmerksamkeit zustand. Allerdings kannte er den Schwarzhaarigen, Shou nicht. Tetsu hatte er nie kennenlernen wollen, er hatte sich nur aufgedrängt, auf eine ganz sympathische und zugleich idiotische Art. Shou war einfach nur in sein Leben gestolpert und legte auch nicht wirklich viel Wert darauf, ihn näher kennenzulernen. Er begleitete nur Tetsu, den wie einen Schatz hütete. Dabei kannten sie sich doch auch kaum mehr als vierundzwanzig Stunden. War es normal, dass seine Lampe plötzlich in einem hässlichen Gelb schimmerte? Und wieso nahm er es Tetsu nun übel, weil er sich mehr mit Shou beschäftigte und nicht mit ihm. Warum überhaupt schenkte Shou ihm nicht mehr Aufmerksamkeit? Schließlich war er der Leidtragende. Tetsu wurde bestimmt den ganzen Tag gepflegt und verhätschelt. Er hatte sich noch bis vor einer knappen halben Stunde Sorgen gemacht und musste sogar Leichen identifizieren. Wenn das mal kein Grund war, Mitleid mit ihm zu haben. „Warum zur Hölle tauchst du erst um diese Uhrzeit auf?“, fragte Yuuki schließlich und nippte an seinem Bier. Eigentlich hatte er gar keine Lust das Gesöff zu trinken, dazu war er eindeutig zu müde und aufgewühlt. Der verlorene Sohn hingegen kippte es feuchtfröhlich in sich hinein und plapperte mit dementsprechend gelockerter Zunge drauf los. „Mir war langweilig. Ich habe mich fast den ganzen Tag nicht bewegt.“ „Und mir ist er auf die Nerven gegangen, weil er nur von dir geschwärmt hat!“, warf Shou noch ein, weswegen Tetsu empört die Arme vor der Brust verschränkte. „Da hast du es. Manchmal bist du eben einfach nur eine Nervensäge!“, lachte Yuuki trocken auf, was Tetsu die Wangen aufplustern ließ. Jammernd warf er sich quer über Shous Beine, wimmerte auch kurz auf, da er immer wieder seine schmerzenden Rippen vergaß. „Niemand hat mich lieb!“ „So würde ich das nicht sagen. Du hast eben auch die Neugier in mir geweckt!“ Shou lächelte schüchtern und Yuuki glaubte er erkannte sogar einen leichten Rotschimmer auf dessen Wangen. ~ Obwohl Yuuki eigentlich verdammt müde war und vorgehabt hatte ins Bett zu gehen, machten seine zwei Gäste dieses Vorhaben zunichte und sie saßen noch annähernd drei Stunden in seiner Wohnung. Als Tetsu schließlich doch die Müdigkeit überkam, Asahi sei Dank, und an Shous linken Schulter einnickte, beschloss Yuuki die Beiden rauszuwerfen. Nicht dass er sie gehen lassen wollte, gerade dieser schwarzhaarige Neuzugang hatte es ihm angetan, aber seine Vernunft tadelte ihn. Sie weckten Tetsu, der das nicht ganz so lustig fand, aber es einfach hinnahm. Schließlich winkte sein warmes Bett. Yuuki begleitete die zwei Schwarzhaarigen noch zur Tür. Die Umarmung fiel ein bisschen vorsichtiger aus, wie am Anfang, als Yuukis Sorgen um Tetsu komplett abgefallen waren. Viel erstaunlicher fand er Shous Reaktion. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem unglaublich süßen, schüchternen Lächeln, ehe er sich dann doch traute den Blonden zu umarmen. Es war ungewohnt für den Größeren. Nur selten wurden ihm solche netten Gesten zuteil, was wohl auf sein griesgrämiges Verhalten zurückzuführen war. Die meisten fanden ihn unhöflich und flegelhaft, stempelten ihn als Freak ab. Er hatte schließlich auch blondierte Haare. Eigentlich musste er deswegen in kriminelle Machenschaften verwickelt sein. Es war letztendlich nur eine Reaktion, die aus dem Trotz heraus entstand. Yuuki rebellierte, die anderen fanden das scheiße, weswegen er sie es dann auch glauben ließ. Und wie Tetsu immer sagte, eigentlich war er keine schlechter Kerl, nur eine Miesmuschel (auch diesen Ausdruck hatte er von Tetsu zu hören bekommen). „Bis die Tage!“, murmelte sein schwarzhaariger Freund verschlafen und betätigte den Knopf zum Aufzug, der sich gleich öffnete, weil er zu dieser Stunde ohnehin von niemandem genutzt wurde und stolperte direkt hinein. Shou blieb noch einen Augenblick bei Yuuki stehen und kramte in seiner Tasche herum, zückte dann eine kleine Visitenkarte. „A-also, wenn du magst, kannst du mich ja mal anrufen...“, stotterte er noch zusammen, ehe er zu Tetsu in den Aufzug flitzte, der schon schwer am nörgeln war, wo er denn blieb. „Gerne~“,sagte Yuuki leise, aber weder das noch das Nicken, bekam Shou noch mit. ~ So ihr Lieben! Kapitel ist fertig und nun sollen alle glücklich sein. Ja, Tetsu lebt, aber das war auch nicht anders zu erwarten. Ich hasse ewige Dramen. Zudem bin ich gerade ziemlich stolz auf mich, schließlich habe ich überhaupt mal ein Kapitel geschrieben und sitze sogar schon an dem nächsten zu einer weiteren FF. Hoffentlich gefällt es euch, auch wenn Yuuki ziemlich gefühlsduselig wirkt. Lag wohl an der Musik, die mich beim schreiben begleitet hat. Voll UNUNSRAWMÄSSIG!!! : Kyarypamyupamyu - Ponponpon XD Kapitel 6: Nur ein Wort ----------------------- Hallo zusammen! Nach langer Zeit gibt es mal wieder ein neues Kaptiel von mir. Es ist mal wieder viel zu kurz ausgefallen, dafür werde ich mich beim nächsten und damit auch letzten Teil dieser Fanfiction bemühen. Dieses Mal springe ich kurz in der Erzählform, aber ihr werdet es schon merken, es ist extra hervorgehoben. Zudem ist auch der Songtext von Wir sind Helden eingebaut...der Titel des Kapitels sagt schon alles. Ich fand ihn sehr passend bei Yuuki, wie Arsch auf Eimer! Genug geredet, viel Spaß beim Lesen von: Nur ein Wort Vor einigen Wochen hatte es der Zufall gewollt, dass Yuuki um eine Haaresbreite seinen besten Freund verloren hatte. Tetsu wurde fälschlicherweise von der Polizei verwechselt, da der Schwarzhaarige überfallen und ausgeraubt wurde, woraufhin der Täter floh und ein jähes Ende vor einem Auto fand. Damals hatte man Yuuki zur Identifizierung der Leiche gebeten, der sich nur halb so sehr freuen konnte, dass es nicht sein bester Freund war der auf der kalten Metallplatte vor ihm lag. Erst mitten in der Nacht war er bei ihm aufgekreuzt, nicht alleine sondern im Schlepptau mit dem bezauberndsten Wesen, was Yuuki je zuvor gewesen hatte. Es war der Abend, an dem Shou ihn aufgerüttelt und damit sein ganzes graues Leben auf den Kopf gestellt hatte. Alles hatte sich geändert. Er ging öfter mit Tetsu weg, war endlich dankbarer für ihre Freundschaft, arbeitete mit mehr Elan und sah jetzt sogar den Sinn dahinter, auf dessen Suche er nie gewesen war. Doch eines blieb nach wie vor so, wie es schon den Großteil seines Lebens gewesen war. „Yuuki, echt mal. Sag‘ du doch auch mal etwas!“, pflaumte Tetsu ihn an, während er genüsslich seine Zigarette weiterrauchte. „Du musst es essen, nicht ich.“, murrte der und stieß seinen letzten Zug aus der Lunge. Die Disukussion hatten sie schon vor einer Stunde gehabt. Tetsu wusste nicht, wo sie zur Feier des Tages Essen gehen sollten. Tetsu war befördert worden. Nun hatte er seinen eigenen Schreibtisch, allerdings in einem riesigen Raum, wo nur etwa körperhohe Regipswände die Arbeitsbereiche voneinander trennten. Doch es war ein enormer Fortschritt. Vorher hatten sie noch nicht mal einen eigenen Tisch gehabt. Yuuki hätte diesen Tisch sowieso nicht bekommen und er war auch mit dem zufrieden was er hatte. Tetsu hingegen hatte eine Fortbildung gemacht, damit er in der Firmenhierarchie ein wenig aufsteigen und damit mehr Geld verdienen konnte. Das hatten sie der neuen Flamme des Schwarzhaarigen zu verdanken. Sie hatte es geschafft, dass er halbwegs sesshaft wurde. Zwar waren sie nicht zusammen, aber Tetsu versuchte einfach alles um sie zu beeindrucken, bislang erfolglos. Aber er versuchte eben alles dafür um diese Tatsache zu ändern. Leider hatte sich nichts an der Anhänglichkeit von Tetsu geändert und er klebte noch immer an Yuuki, was den netten Nebeneffekt hatte, dass Shou jedes Mal bei ihnen war, wenn sie sich trafen. Obwohl Shou ihm damals seine Nummer gegeben hatte, musste er ihn noch nie anrufen, weil er ohnehin bei ihm war. Heute eben in einem Restaurant, einem äußerst schicken Laden, der normalerweise über ihrem Budget war, aber man gönnte sich ab und an auch mal etwas Gutes. Deswegen hatten sie auch eine lange Debatte gehabt. Die Entscheidung in welches Restaurant sie gingen hatte sich ewig lange hingezogen, obwohl er nichts dazu gesagt hatte. Und genau dieser Punkt brachte Tetsu erneut zur Weißglut. Er konnte sich nicht zwischen Filet Wellington und Entrecôte Pastis entscheiden und verlangte Shou und Yuuki die Entscheidung ab. Shou hatte sich schon für das Filet Wellington entschieden, der Blonde hingegen hatte nur mit den Schultern gezuckt, weswegen Tetsu nun ausrastete. „Krieg doch wenigstens einmal das Maul auf!“, schimpfte er in einer Lautstärke, sodass die Gäste im Restaurant sich schon umsahen. „Du benimmst dich nicht gerade angemessen. Nimm doch seinen Vorschlag.“, meinte Yuuki nur knapp und studierte weiter die Karte. Sein Freund beruhigte sich keinesfalls, erst Shous Hand an seiner Schulter, die alles beruhigende Hand, stellte seine wüsten Beschimpfungen ein. Yuuki blickte kurz auf, worauf sich die Blicke von ihm und ihrem Neuzugang für einen Augenblick trafen. Sofort senkte Yuuki die Lider und widmete sich seiner Auswahl des Abendessens. Ich sehe, dass du denkst Ich denke, dass du fühlst Ich fühle, dass du willst Aber ich hör dich nicht Der restliche Abend verlief tatsächlich noch ohne weitere Zwischenfälle, bis auf Tetsus Unverträglichkeit von Rotwein. Schon nach wenigen Gläsern lallte er und sprach in einer unangenehm Lautstärke, die selbst Shou nicht mehr unterbinden konnte. Peinlich berührt beglichen sie ihre Rechnung und schafften Tetsu aus dem Restaurant, weswegen die Kellner beruhigt aufatmeten. Shou entschuldigte sich sogar noch für das Verhalten ihres Freundes und schon waren sie verschwunden. Sie nahmen sich draußen ein Taxi, so konnten sie Tetsu am einfachsten und weniger peinlich zu ihm nach Hause bringen. Taxifahrer waren solche Gäste gewohnt und nahmen das Lallen einfach hin, ohne dabei auch nur eine Miene zu verziehen. Da Tetsu heute in Gönnerlaune war, bezahlte er auch ihre Fahrt. Eigentlich hatte Yuuki nur sein Portemonnaie aus seiner Jackettasche gezogen und dem Fahrer das Geld in die Hand gedrückt. Das war die Entschädigung für die Plage, die sie nun abtransportieren durften. Sie hievten den Schwarzhaarigen aus dem Auto, der sich gar nicht mehr richtig auf den Beinen halten konnten. Während Shou voraus lief und die Türen aufhielt, legte Yuuki den Arm des Kleineren um seine Schultern und packte ihn um den Bauch, damit er ihn ordentlich im Griff hatte und Tetsu nicht taumeln konnte. Alles in allem verlief der Abtransport gut und Yuuki konnte sich mit Shou aus dem Staub machen, nachdem sie ihren Kumpel aus den Klamotten befreit und ihm einen Eimer neben dem Bett bereitgestellt hatten. Draußen vor der Tür steckte sich Yuuki erneut eine Kippe an, streckte sich kurz und schlug dann den Weg in Richtung Heimat ein. Zum Glück wohnte er nur ein paar Blocks entfernt und hatte keinen weiten Weg vor sich. „Yuuki? Kann ich bei dir pennen?“ Prompt blieb der Blondierte stehen und drehte sich um. Shou verweilte immer noch vor der Tür des Hochhauses und sah ihn erwartungsvoll an. Die Antwort lag auf der Hand. Yuuki würde alle dafür geben, neben Shou einschlafen zu können. Seitdem er ihn kannte, wurde alles in seiner Nähe in ein einen warmen Rotton getaucht, der ein wohliges Gefühl in ihm verbreitete. Doch die letzte Hürde hatte er immer noch nicht genommen. Seitdem sie sich kennengelernt hatten, gab es kaum Momente, in denen sie sich unterhalten hatten. Nicht das Shou es nicht versucht hätte, aber Yuukis Angewohnheit lieber die Fresse zu halten behielt immer noch die Oberhand und setzte Stein für Stein, wodurch die unsichtbare Mauer zwischen ihnen weiter in die Höhe wuchs. Der Blonde kannte seine Fehler. Eigentlich konnte er gut mit ihnen Leben, die meisten nahmen seine merkwürdige Art einfach hin. Nur in diesen Momenten hasste er sich selbst. Das tolle Rot verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht, umschlang alles was er erblickte in einem schlammigen Braun. Und drohte Shou mit sich zu ziehen, versunken in der tristen Einöde von Yuukis Schattenseite. Es ist verrückt, wie schön du schweigst Wie du dein hübsches Köpfchen neigst Und so der ganzen lauten Welt und mir Die kalte Schulter zeigst Es war das erste Mal, dass ich den Mut zeigte und einen größeren Schritt als sonst wagte. Yuuki wusste es, denn er dachte nach, als er mich wieder so ansah. Der Blick, den ich nie genau deuten konnte. Es war wie so vieles um diesen Mann einfach nur mysteriös, doch nicht unheimlich. Es weckte eher ein gewaltiges Interesse alles über ihn herauszufinden. Auch Tetsu ging es ähnlich. Doch im Gegensatz zu ihm schlug mein Herz schneller, wenn ich den Blonden sah. Gleich bei unserer ersten Begegnung hatte ich gespürt, wie einzigartig Yuuki war, warum Tetsu so vernarrt in den für auf viele Menschen ignorant wirkenden Jungen war und innerhalb weniger Stunden war ich ihm ebenso verfallen, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte an ihn zu denken. Es war verrückt. Kein Mensch konnte sich vorstellen, wie es sich anfühlte mehr und mehr einem Menschen zu nahe zu fühlen, der nichts von sich Preis gab. Wenn man glaubte, man näherte sich ihm, dann sagte er etwas, was dich und deine Theorie um Meilen zurückwarf und trotzdem den Ehrgeiz weckte, es noch einmal zu versuchen. Und nun stehe ich hier. Sehe ihn erwartungsvoll an. Warten… Nichts in diesem Moment hätte eine süßere Qual sein können und Yuuki beherrschte dieses Handwerk perfekt. Er foltert mich Tag für Tag, immer wenn ich auf mein Handy sehe und hoffe Yuukis Namen zu lesen. Immer, wenn ich ihm eine Frage stelle und nur ein lässiges Schulterzucken als Antwort bekomme. Auch dann wenn ich es mit unauffälligen Annäherungsversuchen probiere. Eine kleine Berührung an der Hand, eine Umarmung. Ich bin ihm nah und doch so fern. Doch es war immer noch die schlimmste Strafe einfach angeschwiegen zu werden. So wie jetzt. Und wo du hingehen willst Ich häng an deinen Beinen Wenn du schon auf den Mund fallen musst Warum dann nicht auf meinen? Ein eisiger Wind fegte durch die Straße und Yuuki zog sich seinen Mantel noch ein wenig enger um den Körper. „Ich muss morgen arbeiten.“, sagte er. Shous Mundwinkel zuckten kurz, doch sie konnten ihm kein Lächeln vorgaukeln. Nicht dieses hübsche Lächeln, was ihn jedes Mal aufs Neue verzückte. Auch sein Blick sank nach unten und Yuuki konnte ein leise gemurmeltes „Schon in Ordnung!“ vernehmen. So hatte er es nicht gemeint. Es war typisch von ihm. Er sprach nicht besonders viel, wie konnte er die Worte geschickt wählen? Aber er konnte diese Fehler ausmerzen. „Du musst dann morgen ganz früh mit mir aufstehen.“ Schwarze Kulleraugen huschten in die Höhe und starrten ihn verwundert an. „Meine Zahnbürste darfst du aber nicht benutzen!“ Kapitel Ende Kapitel 7: He will be loved --------------------------- He will be loved „Ich habe heute Nacht bei Yuuki geschlafen!“ „Wirklich? Und wie war es? Hat es endlich geklappt? „Nein. Also, nicht wirklich. Ich habe einfach nur dort geschlafen. Aber es war so toll, ihn neben mir liegen zu haben.“ „Du bist echt ein hoffnungsloser Fall!“ „Ich glaube bei Yuuki verliert man schnell die Hoffnung!“ „Da hast du auch wieder Recht.“ ~ Der Tag hatte so schön angefangen, mal davon abgesehen, dass sein Wecker die grausame Angewohnheit hatte ihn immer zu einer unmenschlichen Stunde zu wecken. Aber selbst das war heute nicht ganz so unangenehm, wie sonst immer, denn dieses Mal lag Shou neben ihm und schlummerte tief und fest. Es kam nur selten vor, Yuuki wirklich wach zu erleben, wenn er zur Arbeit musste. Heute früh allerdings musste er einfach wach sein, nur damit er den Schwarzhaarigen noch ein wenig beobachten konnte. Seine Haare fielen ihm kreuz und quer ins Gesicht. Wenn er seine Lippen bewegte und leise schmatzte, kitzelten ihn die Strähnen, worauf er dann seine Nase kräuselte und seufzend Luft einzog. Mit einem Lächeln strich er ein paar Haarfransen hinter Shous Ohr, kam dabei nicht umhin sachte über die Wange zu streicheln. Die sonst so hübschen und verträumten Kulleraugen waren geschlossen, doch auch so waren sie wunderschön, umrandet von den langen dunklen Wimpern, die sich auf die Haut des unteren Lids betteten. Yuuki hätte ihn stundenlang beobachten können, leider klingelte sein Wecker das zweite Mal und nun regte sich auch der junge Mann neben ihm. Hastig streckte Yuuki sich und richtete sich auf, sodass er senkrecht auf seinem Schlafsofa hockte. „Guten Morgen“, murmelte Shou während er sich reckte und ein Gähnen unterdrückte. „Morgen“, erwiderte Yuuki nur leise, stand dann aber gleich auf und verzog sich ins Bad, ließ Shou einfach alleine im Zimmer zurück. „Ach manno!“, maulte Shou und zog sich die Decke über den Kopf. Am liebsten hätte er sich für seine Dummheit, sich in einen solchen Eisklotz verliebt zu haben, geschlagen. Es war einfach offensichtlich, dass Yuuki keinerlei Interesse an ihm zeigte und trotzdem versuchte er es weiter. Immer und immer wieder. Vielleicht sollte er sich endlich eingestehen, dass er keinerlei Chance bei ihm hatte und sich nach jemanden umschauen, der wenigsten wusste, wie er mit Nachnamen hieß. Für Yuuki war er niemand, nur irgendwer, noch weniger als Tetsu es für Yuuki war und die Zeit, die sie beide miteinander verbracht hatten, veränderte nichts an dieser Tatsache. ~ „Guten Appetit!“ Tetsu stellte sein Tablett mit dem Kantinenessen auf den Tisch direkt gegenüber von Yuuki, der wie immer alleine an seinem Platz saß. „Danke, dir auch“, sagte der Blonde nur leise, schaute dabei nicht von seinem Curry auf und aß ungestört weiter. „Man habe ich einen Kohldampf! Das Essen gestern war doch wohl eher für Topmodels gedacht. Davon konnte man ja gar nicht satt werden!“ Wie immer fing Tetsu ein Gespräch an und wie sooft bekam er keine Antwort, was er aber inzwischen schon gewohnt war. Wenn man Yuuki nicht direkt ansprach oder eine Frage stellte, dann sagte er auch nichts. Aber das war Tetsu egal: Sein Freund hatte sich schon ziemlich gebessert und womöglich hatte er noch eine Antwort irgendwo in seinem Kopf versteckt, die früher oder später ausbrach. Heute war Tetsu leider ziemlich ungeduldig, weswegen er den direkten Weg nahm und mit offenen Karten spielte. „Habe gehört, Shou hätte bei dir geschlafen. Und?“ Yuuki zog die Brauen nach oben und stierte den Störenfried an. „Was?“ Tetsu grummelte. „Dir muss man wirklich alles aus der Nase ziehen! Hat es endlich bei euch gefunkt?“ Yuuki schnaubte. Er hätte nicht erwartet, dass es für andere doch so offensichtlich war, dass er ein kleines bisschen auf Shou stand. Wobei ein kleines bisschen bei weitem übertrieben war. Aber er gab sich doch vor Tetsu nicht die Blöße und gab es offenherzig zu. Das passte einfach nicht zu ihm. „Wieso sollte es zwischen uns funken? Da gibt es nichts.“ „Selbst mich hast du nur ungern bei dir schlafen lassen und wir sind Freunde!“ „Du hast dich immer aufgedrängt!“ „Aha! Shou hat das also nicht gemacht! Das bedeutet, du hast ihn freiwillig dort schlafen lassen und das ist sehr verdächtig, Mister!“, plapperte Tetsu weiter und war sich seines Sieges ziemlich sicher. Er hatte langsam den Dreh raus und konnte wesentlich besser Geheimnisse aus Yuuki herauskitzeln. Nur an der Überzeugung haperte es noch ein wenig. Spätestens jetzt hätte sein blonder Freund sich eingestehen können, wie gerne er Shou tatsächlich hatte, aber kein weiteres Wort verließ seine Lippen. „Wann begreifst du endlich, dass Shou nach dir verrückt ist? Okay, ich kann es auch nicht verstehen, aber es ist eine Tatsache. Mir tut es wirklich leid für ihn, was du da mit ihm machst. Er gibt sich Mühe und alles was du machst, ist ihn anstarren und nichts erwidern. Ich weiß, es geht mich nichts an. Aber es tut Shou weh, darum beweg deinen Arsch, geh zu ihm und sag es ihm endlich!“ Stille. Yuuki kaute weiter sein Mittagessen und starrte Tetsu mit leerem, ziemlich unbeeindrucktem Blick an. „Bist du fertig?“ „Mistkröte!“ Mit diesen letzten Worten stand der Schwarzhaarige auf und setzte sich demonstrativ zu anderen Kollegen, um dort seine Mittagspause zu genießen. Yuuki sollte bleiben wo der Pfeffer wächst und wenn er das nicht einsah, dann musste er es einfach auf die harte Tour lernen. ~ Die nächsten Tage auf der Arbeit verliefen für Yuuki sehr ruhig, genauso wie er es sich immer wünschte. Tetsu sprach nur das Allernötigste mit ihm und verschonte ihn nach der Arbeit mit Besuchen, oder Anrufen. Vielleicht hatte er endlich das Herz dieses Mädchens erobern können und war mit ihr beschäftigt und verbrachte die Zeit mit ihr, anstatt sich um Yuuki zu kümmern. Doch seine zweite Vermutung war weitaus plausibler. Er war sauer auf ihn, richtig sauer. Und damit hatte Yuuki ein richtiges Problem. Tetsu außer bei der Arbeit nicht zu sehen, war nur halb so dramatisch, wie der Verzicht auf Shou. Sie hatten sich seit dem Morgen der Übernachtung nicht mehr gesehen oder gesprochen. Abends lag Yuuki meist im „Bett“ und dachte darüber nach, wie er Shou begegnen konnte, aber er setzte seine Überlegungen nie in die Tat um. Unzählige Male hatte er die Visitenkarte in der Hand gehalten und mindestens doppelt so oft hatte er die Handynummer des Schwarzhaarigen in sein Handy eingegeben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt scheiterte sein Vorhaben. Er fand keine Worte, weder schriftlich noch mündlich. Er schwieg und mit seinem Schweigen brach seine neue farbenfrohe Welt, wie ein Kartenhaus im Wind, zusammen. Der Frühling kehrte ein, es war überall zu sehen und zu spüren. Die ersten Knospen reckten ihre Köpfe aus der Erde, die Tage wurden länger und auch die Sonne ließ sich öfter als sonst sehen. Die Natur zeigte sich von ihrer schönsten Seite, sie hätte kaum hübscher sein können. Ein traumhafter Anblick, grau in grau. Yuuki saß auf einer Parkbank und starrte auf die große Wiese vor sich, wo Spaziergänger mit ihren Hunden tobten oder ganz mutige schon das erste Picknick des Jahres veranstalteten. Sie alle hatten sich zusammengefunden und sahen ihre Liebsten, seien es Freunde und Verwandte, oder doch der Mensch, mit dem sie den Rest ihres Lebens teilen wollten. Auf dem Gesicht des Blonden war keine Regung zu erkennen. Gestraft mit der Unfähigkeit Farben zu erkennen saß er hier und träumte davon auch irgendwann diesen Moment zu erleben, und mit seinem Seelenverwandten auf der Wiese liegen konnte. Er wusste auch welcher jemand an ihm geschmiegt sein sollte. Derjenige, der für einen Moment, seine dunkle Welt zum Leuchten brachte, durch den das Lila der Krokusse eine Art Blütenteppich bildete. Eine Erinnerung, die so schnell erstarb, wie sie in seinen Gedanken gekommen war. Schon einen Monat hatte er ihn nicht mehr gesehen, geschweige denn etwas gehört. Tetsu hatte ihn nie erwähnt, nie wieder nach ihrer Auseinandersetzung. Es musste ja nicht unbedingt an ihm liegen, womöglich kam der Schwarzhaarige nicht dazu, sich bei ihm zu melden. Oft hatte er deswegen in seinem Kopf die unterschiedlichsten Szenarien durchgespielt. Shou war nun mit jemand anderem zusammen. Shou arbeitet zu viel. Shou hatte ihn vergessen. Shou war weggezogen. Shou hier, Shou da. Seine Gedankenwelt drehte sich nur noch um ihn. Immer wenn er seine Augen schloss und ihn sah, taute sein kaltes Herz, durchblutete seinen Körper und verwandelten seine Erinnerungen an Shou in ein natürliches Farbenspiel, so als ob er direkt vor ihm stehen würde. So mussten sich die Menschen gefühlt haben, als der erste Film gedreht und vorgeführt wurde. Momentaufnahmen kurzer Augenblicke, die sich für die Ewigkeit in der Netzhaut eingebrannt hatten. Sekunden, die seinen Puls rasen ließen und ihm kindliche Freude schenkten. Doch sobald er diese Traumwelt verließ, seine Augen öffnete, erlosch alles, das Licht wurde ausgeschaltet, der Vorhang fiel. Prentice Mulford sagte einst: „Es ist heilsam, sich mit farbigen Dingen zu umgeben. Was das Auge freut, erfrischt den Geist, und was den Geist erfrischt, erfrischt den Körper.“ Shou war Farbe. Er war Medizin, sein Opium, für das es kein Rezept gab. Die letzten Wochen waren sein kalter Entzug, ohne die Droge, die ihm sein Leben noch lebenswert machten. „Hey!“ Diese Stimme. Yuuki schaute auf und sah in das Gesicht mit dem Lächeln wofür Da Vinci seine Mona Lisa in der Luft zerrissen hätte. „Hey Shou!“ „Was machst du hier? Ich habe dich noch nie im Park gesehen.“, stellte der Schwarzhaarige fest und setzte sich zum Verdruss seines kleinen Hündchens neben Yuuki auf die Parkbank. „Ich sitze hier so rum.“ Schweigend starrte er auf seine Hände und es fielen fast 2 Minuten keine Worte. Da war sie wieder, seine Verschwiegenheit. Er konnte es nicht verhindern. Yuuki hätte es Shou noch nicht einmal verübelt, wenn er einfach aufgestanden und gegangen wäre. Aber wieder einmal unterschätzt er die Gutmütigkeit und Geduld des Anderen. „Ihr kennt euch noch gar nicht. Darf ich vorstellen? Das ist…“ „Apple!“ „Was?“ „Sie heißt Apple!“ Die Kinnlade des Schwarzhaarigen sank nach unten. Nicht nur, das Yuuki einfach so geredet hatte, nein, er wusste sogar noch, wie sein Zwergspitz hieß. Selbst Yuuki war in diesem Moment stolz auf sich. Shou hatte schon ein paar Mal von ihr erzählt, doch eine Reaktion von Yuuki hatte er nie bekommen. Nur Tetsu hatte sich gefreut und erzählt, wie sehr er die Kleine doch mochte und das er unbedingt mit ihr Gassi gehen wollte. Der Blonde jedoch hatte nur abwesend an seinem Bier genippt, oder andere Dinge für wichtiger erachtet. Doch das stimmte nicht. Er hatte jedes gottverdammte Wort aufgesogen wie ein Schwamm und es in seinem Kopf eingeschlossen, um sich jedes Detail von Shou zu merken. Nun sah er endlich nach oben, in das verdutzte Gesicht seines Gegenübers. Wenn er jetzt nicht über seinen Schatten sprang, wann sollte er es sonst tun? „Wollen wir ein Stückchen gehen?“, murmelte er leise und konnte beobachten, wie Shous verwunderter Gesichtsausdruck in einen freudigen wandelte und schließlich ein begeistertes Nicken als Antwort bekam. „Nur ein Stückchen?“ Yuuki lächelte. „Vielleicht auch ein bisschen länger.“ Aus dem Stückchen wurde wirklich ein langer Weg. Shou und Yuuki umkreisten den Park fast zweimal, bis Apple schließlich schlapp machte und sich keinen Meter mehr bewegen wollte. Für einen so kleinen Hund war diese Reise wesentlich weiter, als für die riesigen Zweibeiner, die sie durch das Grün der Stadt hetzten. In ihrem Starrsinn hatte sie sich auf den Boden gelegt und wagte keinen weiteren Schritt zu machen. Lächelnd ging Shou in die Hocke und nahm die Zwergspitz-Hündin auf die Arme. „Ist da jemand müde?“, flüsterte er ihr leise zu und kraulte das weiche Fell hinterm Ohr. Yuuki stand eher teilnahmslos daneben und beobachtete das Schauspiel. Apple näherte er sich lieber nicht, denn die kleine Zicke hatte vorhin nach ihm geschnappt, als er sie einmal streicheln wollte. Shous Erklärung dazu war nur gewesen, sie möge keine anderen Männer, Ausnahme war sein Vater, mit dem sie nun einmal auch groß geworden war. Yuuki hingegen glaubte, das Miststück wollte Shou nur für sich alleine haben, dabei hatte er ein Anrecht auf den Schwarzhaarigen. Er hatte es sich in den letzten zweieinhalb Stunden hart erkämpft, er hatte sogar erzählt wie es ihm auf der Arbeit erging. Shou musste zwar ein wenig nachstochern, aber er hatte es erzählt. Die ganze Zeit über hatte Shou ihn angelächelt und war sehr geduldig mit ihm gewesen, hatte ihm die Zeit gegeben, die er zum Antworten gebraucht hatte. Die letzten Meter waren sie schweigend nebeneinander gelaufen. So mochte Yuuki es eigentlich am liebsten, vor allem wenn das Schweigen nicht unangenehm war, sondern einfach nur entstand, weil alles gesagt war. Fast alles. Eines brannte Yuuki immer noch auf der Zunge, doch er war unfähig es auszusprechen. „Wir werden jetzt nach Hause gehen. Es ist schon spät.“, sagte Shou und nahm seine Hündin in einen sicheren Griff, damit er sie ordentlich tragen konnte, „Es war schön dich gesehen zu haben. Und auch das Reden. Ich höre dir gerne zu, wenn du denn mal sprichst.“ Die letzten Worte klangen leicht verbittert, was man auch seinem sonst so fröhlichen Lächeln ansah. Es war ein wenig schief und den traurigen Schimmer in seinen Seelenspiegeln konnte er auch nicht verbergen. Yuuki konnte darauf nichts erwidern. Er hatte Recht, mit allem. Shou hatte schlichtweg Recht. Sein anfangs so trister Nachmittag war wirklich schön gewesen, ohne etwas Besonderes gemacht zu haben, außer zu laufen und zu reden. „Geht ihr morgen wieder Gassi?“, kam es schließlich nach einigen Momenten der Stille von Yuuki. „Ja, warum fragst du?“ „Dann sehen wir uns morgen wieder!“ Yuuki sah in das lächelnde Gesicht von Shou und auch er lächelte zurück. Kapitel Ende Zerreißt mich in der Luft. Es ist ein untypisches Kapitel, aber ich mag es. Und ich steh auf den Namen Apple! Kapitel 8: Fall for You ----------------------- Fall for You Der Abend brach hinein. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in zarte Rottöne, der sich im dunklen Blau des Nachthimmels verlor. Shou konnte dieses Schauspiel aus dem Fenster des Busses betrachten, während Apple auf seinem Schoß schlummerte. Normalerweise wäre er schon lange auf dem Weg zum Supermarkt gewesen, aber die Begegnung mit Yuuki hatte seinen kompletten Zeitplan durcheinandergeworfen, was er verkraften konnte in Anbetracht der schönen Zeit die sie miteinander gehabt hatten. Jetzt führte ihn sein Weg zu Tetsu. Schon gestern hatten sie sich verabredet und Shous Aufgabe für ihren gemeinsamen DVD-Abend war das Mitbringen ihres Abendessens gewesen. Wäre ihm Yuuki nicht über den Weg gelaufen, hätte er auch garantiert gekocht. Nur war das jetzt zu spät. Er war einfach in einen Convenience-Store reingesprungen und hatte für sie beide irgendein Fertiggericht mitgenommen. Tetsu würde nörgeln, weil er das selbstgekochte Essen von ihm liebte, aber die Berichterstattung über den heutigen Nachmittag würde seine schlechte Laune schon wegblasen. Die letzten Wochen waren sie des Öfteren weggegangen, immer ohne Yuuki, was Shou gewundert hatte. Erst nach dem sechsten gemeinsamen Kinobesuch hatte er schließlich gefragt, warum der blonde Kollege des Anderen nicht mehr mitkam. Tetsu berichtete ihm daraufhin, weswegen sich der Schwarm von Shou nicht mehr blicken ließ. Eigentlich dachte Shou immer, es würde nicht auffallen wie er den Größeren heimlich anschmachtete, nur war Yuuki wohl der Einzige, der es nicht bemerkte und ihn weiter ignorierte. Wenn sogar eine Pfeife wie Tetsu, Shou meinte das keineswegs böse, durchschaute, was sich zwischen den beiden abspielte, dann musste Yuuki entweder ein noch größerer Idiot in Sachen Liebe sein, oder er konnte ihn nicht leiden und zog sich deswegen zurück. Shou hoffte immer, seine erste Vermutung würde zutreffen, aber das Wegbleiben des Älteren hatte ihn schließlich zweifeln lassen, bis Tetsu ihm von seinem Yuuki-Boykott erzählt hatte. Shou fand das unglaublich traurig, dass sich die beiden nun wegen ihm mehr oder weniger in den Haaren hatten, nur hatte Tetsu ihm auch verboten zu Yuuki zu gehen und ihn aufzuklären. „Dieser Depp soll dich gefälligst anrufen! Das musst du ihm wert sein!“, hatte der Schwarzhaarige ihm immer wieder gesagt und Shou hatte sich auch daran gehalten, obwohl er Yuuki unglaublich vermisst hatte. Er konnte gar nicht aufzählen, wie oft er schon sein Telefon in den Hände gehalten hatte, um die Nummer von dem Blonden zu wählen, aber jedes Mal hatte er sich der Worte von Tetsu erinnert, woraufhin er es doch bleiben ließ. In solchen Momenten hätte er an liebsten in sein Kissen geweint und eigentlich hatte er das auch getan. Das allerdings erzählte er niemandem. Es war ihm unglaublich peinlich. Er verhielt sich wie ein verliebter Teenager mit Bieber-Fever, nur das sein Justin viel cooler war. Yuuki eben. Doch wie Justin Bieber, rief er Shou nie an und er musste sich langsam mit dem Gedanken abfinden, niemals auch nur den Hauch einer Chance bei Yuuki zu haben. Der heutige Nachmittag hatte alles geändert. Sie waren spazieren gewesen, sie hatten sich unterhalten (Shou hatte sich unterhalten und Yuuki hat dann und wann geantwortet), was ein wohliges Gefühl in dem Schwarzhaarigen verbreitete. So wie er gerade musste sich ein Wattebausch fühlen, ziemlich leer und zeitgleich voll mit Luft, unglaublich weich und eigentlich doch mehr wie eine Wolke. Shou wusste nicht, wie er dieses Gefühl einschätzen sollte, darum philosophierte er weiter, kam aber auf kein sinnvolles Ergebnis. Es war auch eine schwachsinnige Idee Liebe greifbar zu machen. Eine freundliche Frauenstimme aus der Lautsprecherbox kündigte seine Haltestelle an und so packte er sich Apple und stieg gemeinsam mit ihr aus. Zu Tetsu waren es keine zwei Straßen und nach zwei Minuten stand er schon vor dem Wohnblock und suchte die Klingelschilder nach Tetsus Namen ab. So gut sich die beiden auch verstanden, im Namen merken war Shou nie sonderlich gut gewesen. Zudem sprachen sie sich nicht mit dem Nachnamen an. Doch er wurde fündig und wenig später betätigte Tetsu den Türöffner ohne sich an der Tür nach seinem Gast zu erkundigen, schließlich lag es auf der Hand, wer da gerade bei ihm klingelte. Shou fuhr mit dem Aufzug nach oben und bog im richtigen Stockwerk in Tetsus Wohnung ein, da die Tür angelehnt und vom Gastgeber keine Spur war. Der Schwarzhaarige ließ Apple auf dem Boden hinab, zog sich selbst die Stiefel aus und stellte seine Schuhe ordentlich auf die Seite. Anschließend sah er sich in der kleinen Wohnung um. Hier war niemand zu sehen, aber in der Küche konnte man das Geschirr klappern hören gepaart mit einigen unschönen Schimpfwörtern. Lächelnd lehnte sich Shou in den Türrahmen und beobachtet seinen Kumpel beim Ausräumen der Spülmaschine. „Wo warst du nur so lange? Ich habe solchen Hunger!“, beschwerte sich der Kleinere, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. „Ich war mit Apple spazieren.“, entgegnete Shou und setzte sich auf den Barhocker an der Küchentheke und konnte deswegen gar nicht weiter berichten. Schon wurde er von Tetsu unterbrochen. „Das hast du mir vor drei Stunden schon gesagt. So lange bist du nie mit ihr weg!“ Apple, die es sich auf dem Fußboden gemütlich gemacht hatte, gab ein herzzerreißendes Fiepen von sich und erlangte somit die Aufmerksamkeit des Gastgebers. Tetsu ging gleich in die Hocke und kraulte sie hinterm Ohr. „War dein Herrchen zu lange mit dir draußen, hm? Ja, das war er. Ach Honigschnute, du kriegst gleich ein Leckerli!“ Der Schwarzhaarige sprach in einer dämlichen Babysprache und der Hündin schien das zu gefallen, vor allem, wenn sie dabei so verwöhnt wurde. Sie rollte sich direkt auf den Rücken und ließ sich am Bauch streicheln, die Äugelein nur noch einen Spalt breit geöffnet und die Zunge hing hechelnd aus dem Maul. Vor einer Weile hätte sie das noch nicht gemacht, aber inzwischen hatte sie sich an Shous Freund gewöhnt und ließ sich sogar sehr gerne streicheln. Shou lästerte deswegen immer, da er der festen Überzeugung war, Apple würde Tetsu nur mögen, weil er ihr immer Hundekekse zu fressen gab. Einen solchen erhielt sie auch von dem Schwarzhaarigen und kaute sehr glücklich darauf herum. „Ich habe Yuuki getroffen.“ Bis eben war Apple noch der Mittelpunkt des heutigen Abends gewesen, doch mit einem Satz war Tetsu wieder auf die Füße gekommen und klebte regelrecht an Shous Lippen. „Wie? WO? Was ist passiert?“ Tetsu wollte alles wissen, am besten alles gleichzeitig und er ließ Shou auch kaum Zeit zum Überlegen. „Wie ich schon sagte, ich war mit Apple draußen im Park. Und da saß er. Er hat einfach Löcher in die Luft gestarrt. Keine Ahnung was er da wollte, ich habe ihn nie zuvor im Park gesehen. Er selbst konnte es mir auch nicht sagen. Vielleicht wollte er nur ein bisschen Sonne tanken. Aber das ist ja auch egal. Er war da und ich bin ihm begegnet!“ Shou holte Luft. Seine Gedanken hatte er noch immer nicht geordnet und er verfiel in ein altes Schema, was Tetsu ihm eigentlich ausgetrieben hatte. Dem Schwärmen. „Er sah so toll aus, auch wenn er sich nicht schick gemacht hatte. Ist dir schon mal aufgefallen, dass er sich, wenn er raucht, gerne mit der Unterlippe die Oberlippe befeuchtet? Und seine Stimme ist auch so toll! Er konnte sich sogar an den Namen von Apple erinnern. Kannst du dir das vorstellen?“ „Shou? Fakten bitte!“ der Größere entschuldigte sich, woraufhin Tetsu ein wenig kichern musste. So süß es auch war, wenn sein Kumpel wie ein 16-jähriges Mädchen über den Typen sprach, der ihm den Kopf verdreht hatte, er konnte es sich nicht schon wieder anhören. Für ihn war es nun viel interessanter, was zwischen den beiden gelaufen ist. Diese Informationen erhielt er natürlich auch noch von Shou, dem es sichtlich schwer fiel, nicht über Yuukis tolles Aussehen oder sonstigen Macken des Blonden zu berichten. Tetsu hörte den Erzählungen ganz gebannt zu, rührte vor lauter Spannung seinen Kakao ganz kalt, ohne davon überhaupt nur einen Schluck zu trinken. „Wow, so wie sich das anhört, hast du dem Sturkopf wirklich ein paar Worte abringen können. Das habe selbst ich nicht geschafft.“ Shou Kumpel pfiff anerkennend. „Und was machst du nun morgen? Willst du wieder nur spazieren gehen, oder willst du die Leine reinholen und dir einen dicken Fisch an Land ziehen?“ „Ich war mal, als ich klein war, mit meinem Dad angeln. Ich habe es nicht auf die reihe gekriegt.“ Tetsu lächelte. „Du bist ja nun groß!“ ~*~ Das Wetter war genauso schön, wie am gestrigen Tag und auch heute saß Yuuki wieder auf der Bank, die er schon am Vortag beansprucht hatte. Niemand setzte sich zu dem komischen Kauz mit den blondierten Haaren, der mit Adleraugen den Weg beobachtete. Bisher hatte sich das Objekt seiner Begierde nicht blicken lassen, dabei war er gestern um diese Uhrzeit hier mit seinem Hund aufgekreuzt und hatte seine komplette Gefühlswelt auf den Kopf gestellt. Keiner konnte sich auch nur annähernd vorstellen, was gerade in Yuuki vorging. Er war aufgeregt, unglaublich aufgeregt. Shou wollte sich mit ihm treffen, etwas, was er sich schon lange nicht mehr erträumt hatte. Er hatte sein Herz unmerklich höher schlagen lassen und auch das ein oder andere Lächeln entlocken können. Yuuki hätte so gerne viel mehr von sich gezeigt, aber er schaffte es nicht, so sehr er sich auch bemühte. Seine Vorsätze wurden wie eine Düne vom Wind davongetragen, wodurch sie aber auch nicht verschwanden. Er begann immer wieder von neuem und scheiterte. Darum schwang seine Aufregung im Minutentakt um in Unsicherheit und Angst. Was wenn Shou gar nicht kam? Vielleicht hatte er nur aus Höflichkeit zugestimmt und ließ ihn einfach sitzen. Womöglich würde er die Flucht ergreifen, so dämlich wie Yuuki sich in Liebesdingen anstellte. Er war noch nie gut darin gewesen. Einmal hatte Tetsu ihn gefragt, ob er überhaupt schon mal mit jemandem zusammen gewesen war. Die Antwort auf diese Frage war nur eine hochgezogene Augenbraue gewesen und der Schwarzhaarige gab auf weiterhin nachzubohren. Solche Fragen waren Yuuki viel zu indiskret. Er sprach nur ungern, weder über seine Vergangenheit, noch über die Gegenwart, geschweige denn über die Zukunft. Er war nicht immer so gewesen. In der Oberstufe hatte er mal eine Freundin gehabt, nicht allzu lange, so war das eben mit der Jugendliebe. Die darauf folgenden Beziehungen bezeichnete er gar nicht als solche. Es waren vielmehr Affären und Experimente, wodurch er auch zu seiner Vorliebe für Männer gefunden hatte. Yuuki war auch nie ein Kind von Traurigkeit gewesen. Ab und an konnte man ihn auch in Clubs antreffen. Da war es leicht Leute, sei es nun Junge oder Mädchen abzuschleppen. Man unterhielt sich schließlich nicht, dazu war es schlichtweg zu laut. Am nächsten Tag merkten sie aber schnell, was für ein merkwürdiger Typ er doch war und es wunderte ihn, dass der Geheimdienst noch nicht vor seiner Tür gestanden hatte, um ihn unter die Lupe zu nehmen. Sobald man sich nicht verhielt wie andere es taten, bewegte man sich außerhalb der Norm. Man war Serienkiller, Yakuza (was das Andere nicht ausschloss), geistig zurückgeblieben oder schlecht erzogen. Nichts davon traf auf Yuuki zu. Er mochte es eben einfach nur still. Und weil alles um ihn herum zu laut war, baute er eine schalldichte Mauer um sich herum auf. Blinde sehen ihre Welt nicht so wie wir. Sie nehmen sie mit all ihren noch vorhandenen Sinnen wahr. Yuuki konnte sehen, aber sein frei gewähltes Exil ließ ihn erblinden, schließlich wollte er seine Ruhe haben. Er hörte nicht mehr zu, redete nicht mehr, denn selbst seine eigene Stimme war ein Geräusch. Gerüche und Geschmack wurden automatisch fad. Es interessierte ihn nicht mehr. Selbst ein Blinder nahm mehr von der Umwelt wahr, als Yuuki, denn im Gegensatz zu ihm lebten sie. Ab und an traten Menschen in sein Leben, Menschen wie Tetsu, die wie ein Irrlicht in der Dunkelheit seinen Geist anlockten, um ihn an einen schöneren zu bringen. In manchen Momenten ging der Plan dieser Lichter auf und weckten seine Lebensgeister, aber nur eine Person hatte es geschafft, ihn davon zu überzeugen für immer seine Augen vor der Wirklichkeit zu öffnen. Shou. Auf dem Zifferblatt seiner Armbanduhr sprang der Minutenzeiger auf die Sechs. Shou war schon fünfzehn Minuten zu spät. Eigentlich war Yuuki niemand, der es mit der Uhrzeit nicht besonders genau nahm. Zwar war er selbst meist vor dem gewählten Zeitraum da, doch er nahm es niemandem übel, wenn er sich verspätete und die akademische viertel Stunde plante er aus Prinzip ein. Doch seine Verabredung hatte sie überschritten, weshalb er doch ein bisschen Nervös wurde. Nervosität konnte man an ihm nicht offensichtlich erkennen. Nur wer ihn wirklich gut kannte, und das war eigentlich niemand, wusste dass er nun innerhalb weniger Minuten ein halbes Päckchen von seinen Pianissimo wegqualmen würde. Genau nach diesen suchte er jetzt in seiner leicht verschlissen aussehenden Lederjacke, wurde sogar fündig, doch bevor er eine Kippe zücken konnte, riss Shous weiche Stimme ihn in die Wirklichkeit zurück. „‘Tschuldige, habe meinen Bus verpasst. Wartest du schon lange?“ Yuuki schüttelte den Kopf. Sein gegenüber sah wirklich bezaubernd aus. Eigentlich war nichts ungewöhnlich an ihm. Er trug eine einfache graue Jeans im Used-Look, ein schwarzes Hemd und darüber einen anthrazitfarbenen Ulstermantel, nicht besonders dick, mehr eine Übergangsjacke. Seine dunklen Haare fielen ihm ein bisschen wirr ins Gesicht, wahrscheinlich weil es heute leicht windig war. Wie immer zierte ein Lächeln seine Züge und auch Yuuki konnte sich einen zuckenden Mundwinkel abringen. Immer wenn Shou lachte, konnte man seinen leicht schiefen Vorderzahn sehen, der ihn aber keineswegs entstellte, sondern nur noch niedlicher machte. „Wo ist der Hund?“, fragte der Blonde schließlich und erhob sich von seiner Sitzmöglichkeit. Ein paar Tauben, die um die Bank herumstolziert waren, um kleine Essensreste vom Boden aufzupicken, flatterten aufgeregt mit den Flügeln und brachten ein wenig Abstand zwischen die beiden Herren. „Apple ist bei Tetsu. Er hat sie gestern nicht lange gesehen und hat darauf bestanden mit ihr spazieren zu gehen. Ich konnte ihn nicht überzeugen mit uns beiden zu laufen.“ Das hörte sich ganz und gar nach Tetsu an. Auch wenn er momentan ein Schweigegelübde abgelegt hatte und kaum etwas mit Yuuki zu tun haben wollte, im Hintergrund zog er immer noch die Fäden, wobei der Blonde ihm deswegen schon sehr Dankbar war. So hatten sie tatsächlich ihre Ruhe und ein knurrender Köter konnte sie dabei stören. „Wir können auch etwas anderes machen, wenn du magst.“, schlug Shou vor. Leider kam ihm keine besondere Idee in den Sinn, außer vielleicht ein Restaurant aufzusuchen oder sich in eine Bar zu hocken. Kino fand er scheiße. Die Boxen dröhnten so laut und zum Unterhalten war das auch nicht der geeignete Ort. „Weiß nicht. Worauf hast du Lust?“, fragte Yuuki, der sich inzwischen doch eine Kippe angesteckt hatte. Shou zuckte nur mit den Schultern und antwortete: „Eigentlich finde ich den Park schön. Vielleicht gibt es hier irgendwo einen Ort, an dem wir mehr Ruhe haben. Hier sind doch immer ziemlich viele Fußgänger unterwegs.“ Shou schien seine Gebete erhört zu haben, oder er kannte ihn doch besser, als er vermutete. Als er ihm mit einem Nicken zustimmte, hakte sich Shou bei ihm ein und die Krokusse fingen an in den schönsten Farben zu strahlen. Kapitel Ende Es ist so kitschig. Egal, ich steh momentan auf Kitsch. Liegt aber eher an meiner eigenen Gefühlswelt. Am liebsten würde ich den ganzen Tag mit einem Pott Hägen Dazs vorm TV hocken und mir „P.S.: Ich liebe dich!“ in Dauerschleife reinziehen, nur damit ich Heulen kann. XD Versteh einer mal die Frauen! Aaaber, stattdessen habe ich mich hingesetzt und das vorletzte Kapitel geschrieben. Ja, das Vorletzte. Eigentlich sollte das schon das Letzte sein, aber dann wurde es mir zu lang und ich habe es einfach gekürzt. Bitch please! Um etwas vorweg zu nehmen. Ich schreibe keine Adult-Kapitel. Darin bin ich einfach nicht gut und es soll schließlich allen gefallen, auch den Protagonisten *hust* Genug gelabert. Vielen Dank fürs lesen, vor allem meinen Kommi-Schreibern! Eure mentalen Fußtritte fühlen sich so gut an, wenn mir die Motivation fehlt. Kapitel 9: Nothing but you -------------------------- Der letzte Teil meiner FF. Viel Vergnügen bei: Nothing but you Der Teil des Parks, den Shou ihm gerade zeigte, kannte Yuuki gar nicht. Er hatte sich ohnehin nie sonderlich viel Zeit genommen, durch die Gegend zu streifen und sich alles anzuschauen, denn er hätte es sowieso nie schön finden können, so trist und farblos, wie es immer gewesen war. Heute litt Yuuki jedoch fast an Reizüberflutung, dank der vielen Farben, die er sehen konnte. Auch das Zwitschern der Vögel war lauter als sonst, doch keinesfalls störend. „Apple ist mir einmal ausgerissen, weil sie Enten entdeckt hatte. Das war vielleicht schwer gewesen, sie hier zu finden!“ Shous Augen glänzten, während er den Pfad suchte. Sie hatten wider den Verbotsschildern die bepflasterten Wege verlassen und waren zwischen einigen Sträuchern und Bäumen hindurch zum Teich, der in der Mitte des Parks lag, gelaufen. Durch die Hecken konnte man sie von den Wegen aus nicht sehen. Nur vom Teich selbst, der allerdings nur im Sommer von Tretbooten befahren wurde, hätte man sie erkennen können. Hierher kam kaum jemand, höchstens ein paar Jugendliche, die ab und an heimlich rauchen oder trinken wollten, denn manchmal stolperte man über leere Dosen oder Zigarettenpäckchen. „Den Kram hätten die wegräumen können!“, murmelte Yuuki verärgert. Er selbst war kein Freund der Ordnung. Seine eigenen vier Wände sahen gerne ein bisschen chaotisch aus, aber wenn er seine Wohnung verließ, und trug Müll bei sich, dann warf er ihn wenigstens in die Mülleimer, die wirklich an jeder Straßenecke zu finden waren. Shou lachte. „Du kannst ja ein richtiger Spießer sein.“ „Bin ich nicht, aber ich gehe ja auch nicht in fremde Wohnungen, um dort mein Leergut abzuladen. Der Park ist für alle da und Natur sollte sowieso sauber gehalten werden.“ ~*~ Der Schwarzhaarige, der sich eben auf der freien Fläche am Ufer hingesetzt hatte, sah ihn ein bisschen verdutzt an. Solche Worte aus Yuukis Mund hätte er nie erwartet. Dabei sollte er doch gelernt haben, dass Yuuki immer wieder für eine Überraschung gut war. Dieser steckte sich gerade eine Kippe an und gesellte sich anschließend neben ihn, den Blick auf den stillen Teich gerichtet. „Es ist schön hier.“, stellte der Blonde trocken fest und stieß den bläulichen Rauch aus seinen Lungen. Die ganze Zeit sah Shou ihn an, oder besser gesagt starrte er ziemlich offensichtlich, was den Blonden nicht sonderlich zu stören schien. Erst als er ihm einen Blick von der Seite zuwarf senkte er seinen Blick und bekam gar nicht mit, dass auch Yuuki nervös den ungemähten Rasen mit seiner freien Hand zerpflückte. Da war es wieder, dieses unangenehme Schweigen, weil keiner, insbesondere Yuuki, nicht Irgendwann hielt Yuuki ihm schweigend seine Pianissimo hin, doch Shou schob sie einfach weg. „Ich rauche nicht. Und du solltest es eigentlich auch nicht tun.“, meinte er kleinlaut, als wüsste er schon, dass er Yuuki nicht so einfach das Rauchen abgewöhnen konnte. „Warum nicht?“, fragte Yuuki locker, als habe er noch nie im Leben von den Folgen von Zigaretten gehört. „Die machen die Lunge kaputt. Nein, eigentlich den ganzen Körper. Man kriegt faltige Haut und gelbe Zähne. Und man stinkt ganz arg.“ „Ich stinke?“ „Nein, du riechst gut!“ Im selben Moment merkte Shou, was er da eigentlich gesagt hatte und schlug sich vor Schreck die Hand vor den Mund, weswegen Yuuki lachen musste, richtig herzhaft. Die braunen Kulleraugen starrten Yuuki erst verwirrt an, bis Shou wirklich in sein Gelächter einstieg. „Man, lach nicht!“, gackerte er und boxte den Blonden halbherzig gegen die Schulter, erzielte damit aber nicht, was er eigentlich bewirken wollte, denn Yuuki lachte einfach weiter. Shou fragte sich, ob er wusste, wie unglaublich hübsch er aussah, wenn er sich so verhielt. Yuuki konnte wirklich schön lachen, besonders weil seine Stimme zugleich noch so melodisch klang. Allerdings wäre es schöner gewesen, wenn nicht er Grund für sein Gelächter gewesen wäre. Irgendwann drehte er sich schmollend um, kehrte Yuuki somit den Rücke, bis es irgendwann stiller hinter ihm wurde und er nur noch ab und an ein Glucksen vernehmen konnte. Doch eine Entschuldigung kam nicht. Shou wand den Kopf kurz zu seiner Begleitung um, die seelenruhig auf den Teich starrte und die Asche in eine der herumliegenden Bierdosen schnippte. Es half also nichts, sich wie ein trotziges Kind zu verhalten, die Masche zog bei Yuuki nicht. Er schien nie jemanden hinterherzurennen, schon gar nicht bei solchen Lappalien. Shou resignierte und kramte irgendwann in seiner Umhängetasche aus Leder herum, sie so aussah, als hätte er sie schon zu seiner Schulzeit bei sich getragen. Zum Vorschein kam ein Päckchen Instantnudeln, die er in der Packung zerdrückte, anschließend das Plastik aufriss und das Brühpulver darüber streute. „Und du willst mir erzählen, Kippen seien ungesund. Du weißt schon, was da alles drin ist?“ Der Schwarzhaarige hatte wieder Yuukis volle Aufmerksamkeit. "Hauptsächlich gehärtete Fette und Geschmacksverstärker.“, gab Shou trocken zurück und knabberte unbeeindruckt an seinen Nudeln herum. Yuuki hingegen verzog das Gesicht. „Hast du da nichts Anständiges drin?“ Der Blonde deutete mit einem Kopfnicken auf die Tasche. „Nur Papierkram und Kochsalzlösung. Ist aber beides nicht so das wahre!“ Der Größere hakte gar nicht erst nach, warum Shou Kochsalzlösung mit sich herumtrug. Es war irgendwie logisch, denn Shou arbeitete als Sanitäter, aber welcher normale Sanitäter schleppte schon Kochsalzlösung mit sich herum. Als ob Shou die Fragen aus seinen Augen lesen konnte, kam auch prompt die Antwort. „Meine Mutter hatte die letzten Tage Kreislaufprobleme. Mein Dad hat über die Praxis ein bisschen mehr von dem Zeug mitliefern lassen, damit wir im Notfall etwas für sie da haben. Ich habe es heute nach der Arbeit mitgenommen und war noch nicht daheim.“ Das erklärte sein ungewöhnliches Gepäck. „Sollen wir es vielleicht zu dir bringen und danach gehen wir essen? Glaub mir, echte Ramen schmecken besser, als das Zeug da!“, schlug Yuuki vor und hatte plötzlich einen freudestrahlenden Shou am Hals hängen, der „Ich liebe Ramen!“ quiekte. Gerade als Yuuki die Arme um ihn legen wollte, ließ der Schwarzhaarige ihn peinlich berührt los. „Tut mir Leid.“, nuschelte er leise in seinen nicht vorhandenen Bart und fing wieder an auf seiner Unterlippe zu kauen. „Schon okay!“ Das klang nicht sonderlich romantisch, aber Shou hatte auch nicht mit Yuukis eigentlichen Vorhaben gerechnet, weswegen er sich nun mit dieser Antwort zufrieden geben musste. Jetzt, da sie einen neuen Plan verfolgten, standen sie schweigend auf und der Kleiner führte sie aus dem Park heraus. Sein Elternhaus lag nicht unweit des Parks, weshalb er auch immer hier mit Apple spazieren ging. Ganz in der Nähe war eine ruhiger Wohnblock mit vielen kleinen Familienhäusern, die teilweise sogar einen Garten hatten. Nicht groß, aber groß genug für die Stadt. Vor einem dieser Häuser machten sie halt. „Willst du kurz mit hereinkommen, oder wartest du hier?“, erkundigte sich Shou, der allerdings keine eindeutige Antwort erwartete und deswegen wieder einmal von Yuuki überrascht wurde. „Ich komm mit“, sagte er nur, als sei es nichts Besonderes. Für Shou war es doch sehr ungewöhnlich. Gleich würde sein Begleiter seine Familie, zumindest seine Mutter und seine Schwester, kennenlernen und das war schon etwas Besonderes, so als ob er seinen festen Freund vorstellte. Wie toll es doch wäre, würden sie wirklich zusammen sein. Auf den Wangen des Schwarzhaarigen zeichnete sich ein leichter Rotton ab, als er die Tür aufschloss. „Hi, ich bin zu Hause!“, rief er in den Flur hinein und schlüpfte aus seinen Boots. Es kam keine Antwort, was ihn wunderte. Gerade zog Yuuki seine Schuhe aus, da kam ein junges Mädchen die Treppe heruntergehüpft. Sie hatte schulterlanges schwarzes Haar und trug die Schuluniform einer Mädchenschule aus diesem Bezirk. „Nii-saaaaan!“ Shou keuchte auf, als ihm das Mädchen um den Hals fiel und ihm für einen Moment die Luft wegnahm. „Mensch Migumi! Sei doch nicht immer so hektisch! Ähm… Megumi, das ist Yuuki. Yuuki, darf ich vorstellen? Meine kleine Schwester.“ Yuuki verneigte sich höflich vor ihr, aber nicht allzu tief und die Schwarzhaarige tat es ihm gleich. „Ist Mama da?“ Shou wand sich nun zu seiner kleinen Schwester um, die den jungen Mann, den Shou dabei hatte, im Moment viel interessanter fand. „Nein, sie ist einkaufen. Bist du mit ihm zusammen?“ „Megumi!“, stieß Shou entsetzt hervor und schob sie hektisch durch den Flur in Richtung Küche. Yuuki folgte ihnen einfach. Das Haus war hübsch. Alles war sehr schlicht, aber trotz allem einladend eingerichtet, wie es bei solchen Familien eben typisch war. Es war nicht unbedingt der Geschmack von Yuuki, er liebte seine Bruchbude irgendwie, aber er konnte auch verstehen warum Shou immer noch hier lebte. Er hatte mal erzählt er wolle ausziehen, was allerdings jedes Mal scheiterte, weil die Wohnungen, die ihm gefielen keine Haustiere gestatteten. Und ohne seine Apple wollte er garantiert nicht umziehen. In der Küche legte Shou die Päckchen mit der Kochsalzlösung auf den Tisch. „Papa kommt heute eine Stunde später aus der Praxis, die sitzen noch an der Monatsabrechnung. Und ich bin auch gleich wieder weg.“, erklärte er Megumi, „Du weißt ja was zu tun ist, wenn es Mama wieder schlecht geht.“ „Aye Sir! Gerade hinlegen, Beine hoch, Wasser geben und Papa anrufen!“, kam es wie aus der Kanone geschossen. „Oder mich! Ich habe mein Handy einstecken. Bis später!“ Shou lächelte das Mädchen an und sie gab ihm noch ein Küsschen auf die Wange. „Treibt es nicht zu wild.“, kicherte sie leise und kassierte dafür einen bösen Blick von ihrem Bruder, der sich mit Yuuki zusammen umwand, um zu gehen. Im Flur entschuldigte sich Shou für das freche Mundwerk seiner Schwester. „Seitdem sie weiß dass ich nicht besonders viel für Frauen übrig habe, glaubt sie mein Leben sei ein Shonen-Ai-Manga. Selbst Tetsu war schon mal ein tendenzieller Liebhaber in ihren Augen. Das nervt total.“, murrte er. „Wäre es denn schlimm?“ „Was?“ Shou sah einen Moment auf. Sie beide waren gerade in der Hocke, um sich ihre Schuhe anzuziehen. Yuuki schenkte ihm nur einen flüchtigen Blick und zog die Bänder seiner Springerstiefel locker durch die Schlaufen. „Wäre es schlimm, wenn wir ein Paar wären?“ Normalerweise lief dieses Spiel immer umgekehrt ab. Shou fragte etwas und erwartete einer Antwort von Yuuki. Er antwortete meist nicht. Doch jetzt war es der Schwarzhaarige, der stumm blieb. Ungläubig starrte er den Blonden an. Dessen Worte waren nicht wirklich zu ihm durchgedrungen. Meinte Yuuki das gerade ernst, oder verarschte er ihn nur, weil seine Schwester in so einer peinlichen Teenie-Phase war? Sein Herz klopfte bis zum Hals und er wusste, dass sein Gesicht bestimmt einer Tomate glich. Sein Mund schnappte auf und zu, wie bei einem Fisch. Als sich Yuuki wieder aufrichtete, weil er fertig angezogen war, wurde Shou bewusst, wie blöd er gerade aussehen musste und beeilte sich jetzt, seine Schuhe zu verschnüren. „Wir können los!“, meinte er hastig und öffnete schnell die Tür, damit sie an die frische Luft kamen. Die hatte er dringend nötig, nach einer solch merkwürdigen Frage. Yuuki und er gingen schließlich noch wie versprochen in ein kleines Restaurant, dass für seine Tonkotsu Ramen bekannt war. Shou war für den Moment glücklich. Es konnte kaum etwas Besseres geben, als zusammen mit Yuuki Ramen zu essen. Den Kopf konnte er trotzdem nicht frei kriegen. Immer wieder, wenn sie ein wenig redeten, schoss ihm die Frage in den Kopf, die Yuuki ihm gestellt hatte. Diesen schien es gar nicht zu stören, dass Shou sich um eine Antwort gedrückt hatte und hakte gar nicht mehr nach. Trotz allem ließ es ihm keine Ruhe. Selbst nachdem Yuuki den Kellner gebeten hatte, ihnen die Rechnung zu bringen, kam nichts dergleichen über seine Lippen. Vielleicht machte sich Shou wirklich zu viele Gedanken über diese Sache. Es war bestimmt nur ein Scherz gewesen, auch wenn solche Scherze untypisch für Yuuki waren. Shou machte sich bestimmt zu viele Gedanken über die Sache und versuchte nun wieder ein bisschen lockerer zu werden, was ihm mehr oder weniger gelang, bis schließlich sein Handy klingelte. Ein Blick auf den Display nahm ihm schon die Sorge um seine Mutter, denn es blinkte der Name von Tetsu auf. „Was gibt’s?“, fragte er gleich, ohne dabei erkenntlich zu machen, wer da am Telefon war. Yuuki schien es allerdings nicht zu interessieren, denn er trank in Ruhe sein Bier leer. „Und läuft es gut? Soll ich Apple heute Nacht bei mir behalten?“ „Ja, alles gut soweit. Nein, brauchst du nicht. Ich kann sie gleich holen!“ „Ernsthaft? Ihr habt es also immer noch nicht geschafft. So ein Mist aber auch. Na gut, dann komm vorbei! Bis gleich.“ Shou konnte sich gar nicht richtig verabschieden, da hatte Tetsu schon aufgelegt. „Macht es dir etwas aus, wenn wir Apple bei Tetsu holen?“ Yuuki schüttelte den Kopf. „Wir haben bezahlt, wir können ruhig gehen.“, meinte dieser nur und zog sich wieder seine Lederjacke über. Jetzt ging ihm doch einiges viel zu schnell. Sie verließen das Haus, nahmen die U-Bahn bis zu Tetsus Wohnblock und ihm nächsten Moment standen sie auch schon vor dessen Wohnungstür. Als sie die Klingel betätigt hatten drehte sich Shou zu Yuuki um, der ihn allerdings nur ansah und sonst nichts erwiderte. Der Summer sprang an und sie konnten das Haus betreten. Tetsu wartete schon in der Wohnungstür mit Apple im Arm. „Da seid ihr ja. Das ging aber schnell!“, meinte er doch ein wenig überrascht. Er hatte wohl doch nicht in der nächsten halben Stunde mit ihnen gerechnet. „Ja, wir waren schon fertig mit dem Essen, als du angerufen hast.“, erwiderte Shou nur leise und nahm sein Hündchen entgegen. Die Kleine freute sich ungemein ihr Herrchen empfangen zu können und schleckte ihm aufgeregt über den Hals. „Danke, dass du auf sie aufgepasst hast!“ „Hey, ich habe sie dir förmlich aus den Händen gerissen. Dafür brauchst du dich nicht bedanken. Ich treffe mich aber bald mit Hina, deswegen muss ich euch abwimmeln. Wir sehen uns die Tage!“ Sie verabschiedeten sich noch ordentlich voneinander, ehe die Tür wieder ins Schloss fiel. Lächelnd wand sich Shou zu Yuuki um. „Na dann wollen wir mal.“ ~*~ Die ganze Zeit war er sehr ruhig gewesen. Es hatte ihn verwirrt, keine Antwort von Shou zu bekommen. Vielleicht hatte er das alles doch falsch eingeschätzt und der Schwarzhaarige hatte wirklich kein Interesse an ihm. Aber wie waren die Blicke zu deuten, die er ihm ständig zuwarf. So verpeilt in Sachen Liebe konnte er doch gar nicht sein. Selbst Tetsu hatte sie Beide eben beäugt, als ob er so abscannen konnte, ob sie nun etwas am Laufen hatten oder nicht. Und Tetsu war es ja auch, der ihm zu dem Ganzen geraten hatte. All diese Fragen fraßen ihn von innen auf. Eigentlich war er der Schweigsame, nur drehte Shou, sein aufgeweckter Shou, den Spieß einfach um. Im Aufzug herrschte weiter eisiges Schweigen. Die Ziffern, die die Stockwerke anzeigten sprangen nur langsam um, bis Yuuki es nicht mehr aushielt und einfach den Notschalter drückte, sodass der Aufzug ruckartig stehen blieb. Apple kläffte einen Moment auf und Shou versuchte sie zu beruhigen, wobei er immer verwirrt zwischen seiner Hündin und Yuuki hin und her sah. „Was ist denn nun kaputt?“, keifte Shou plötzlich und Yuuki wich ein bisschen erschrocken zurück, doch er stellte sich geschickt zwischen die Wahltasten für die Stockwerke und Shou, als dieser die Blockierung lösen wollte. „Yuuki lass den Scheiß!“, zeterte er weiter. Ein bisschen merkwürdig war es schon, denn so hatte der Blonde seinen Schwarm noch nie erlebt, aufbrausend und sogar ein bisschen wütend. „Wir müssen reden.“, sagte er mit ruhiger aber fester Stimme und wurde deswegen entgeistert angestarrt. „Wir? Wir müssen reden? Wer redet denn nicht mit mir, hm?“ Ertappt biss sich Yuuki auf die Unterlippe. „Normalerweise ich.“ Es war ein wirklich leises Eingeständnis. Fehler gab er nur ungern zu, aber hier ging es auch um mehr. „Aber momentan redest du nicht mit mir. Warum hörst du auf?“ Die Worte kamen nur langsam, so als müsste er jedes Wort in seinem Kopf nachschlagen und korrigieren, ob es denn richtig war. Sprechen war nicht seine Stärke. Verkniffen sah Tetsu auf Apple, die noch immer leicht zitternd in seinen Armen hing. Eben noch hatte Yuuki geglaubt Tetsu würde gleich explodieren, doch er reagierte anders, sodass Yuuki nicht wusste, was er nun tun sollte. Er weinte. Eigentlich hatte er immer geglaubt, diese wässrigen Rehaugen seien wunderschön. Doch als tatsächlich feuchte Rinnsale die Augenwinkel verließen, zog sich alles in ihm zusammen, schnürte ihm fast den Atem ab. „Ich dachte du magst mich! Aber dann sagst du nichts, oder eben Sachen, mit denen ich nichts anfangen kann. Du reagierst nicht und ich weiß nicht ob es dich interessiert, was ich dir überhaupt erzähle, ob ich dich ganz und gar nerve. Und…“, Shou schluchzte einmal laut auf und wischte sich recht kompliziert über die Augen, weil er ja immer noch seinen Hund festhielt, „…und dann machst du mir jetzt noch Angst! Was habe ich denn bitte falsch gemacht?“ Die verheulten Augen sahen nun auf, direkt in sein Gesicht und Yuuki schämte sich. Noch nie in seinem Leben (soweit er sich denn erinnern konnte) hatte er sich so mies gefühlt. Seine Mutter hatte schon des Öfteren versucht ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, was sie bisher noch nie geschafft hatte. Aber Shou schaffte es innerhalb weniger Sekunden. Schlimmer war nur, dass er wieder keine Worte fand. Yuuki rang mit sich selbst. Jetzt konnte man ihm wirklich ansehen, dass er etwas sagen wollte, doch nur ein drucksen kam dabei heraus, was Shous Stimmung auch nicht verbesserte. Der rutschte nur heulend die Wand herunter und vergrub sein Gesicht in dem weichen Fell von Apple, die noch irgendwo zwischen Armen, Beinen und schwarzen Haaren hervorlugte. Auch Yuuki ging in die Hocke und lehnte sich gegen die verspiegelten Aufzugwände. „Ich lese gerne.“, murmelte er leise und Shous Kopf ruckte ein wenig hoch, sodass man hinter seinen Ponysträhnen seine Augen nur vermuten konnte. „Was?“, fragte er ungläubig, weil er den Zusammenhang zwischen seinen und Yuukis Worten nicht verstand. Yuuki hätte genausogut mit den Worten "Gemüseauflauf" antworten können und es hätte ähnlich viel Sinn ergeben. „Ich lese wirklich sehr gerne. Immer wenn ich alleine bin. Ich habe auch schon ziemlich viel gelesen, auch über Liebe. Aber ich verstehe nicht viel davon, obwohl ich sie erkenne. Und da gibt es einen Satz, den ich immer sehr schön fand. ‚Liebe verkünden ist leichter, als sie zu geben‘. Bei mir ist es wohl umgekehrt.“, sagte Yuuki, strich sich ein paar Haarsträhnen hinters Ohr und verfiel wieder in sein Schweigen. Es das Halsband klirrte leise, als Shou die Hündin auf den Boden setzte und sein Gegenüber richtig anstarrte. „W-würdest du es denn gerne aussprechen wollen?“ Shous Stimme war leise und belegt vom Weinen. Yuuki nickte und sprach damit mehr als tausend Worte. ~Ende~ Ich bin schon in Deckung gegangen. Es macht mir also nichts aus, wenn ihr mich mit faulem Obst oder Fäkalien bewerft. Ich mag das Ende, obwohl es noch nicht mal einen Kuss beinhaltet. Es ist irgendwie so minimalistisch wie Yuuki, der für seine Verhältnisse ja fast aus einem Lexikon vorgetragen hat. Außerdem ist das Ende so offen, dass ihr euch euren Teil denken könnt ;D Danke für eure Aufmerksamkeit und all die Lieben Kommis, die mir echt geholfen haben, dieses Ding hier zu schreiben Eure FouF Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)