Farbenblind von Shuu (Zwischen Hell und Dunkel) ================================================================================ Kapitel 5: Green Lantern ------------------------ Green Lantern Sein Herz klopfte bis zum Hals, wesentlich schneller als sonst, sodass sein Blut in den Ohren rauschte. Yuuki glaubte Schwindel überkäme ihn, als die Türen des Fahrstuhls sich langsam öffneten und zwei dunkle Gestalten heraustraten. Im Flur brannte kein Licht mehr. Nur das Leuchtschild, der den Fluchtweg im Brandfall anzeigte, leuchtete in einem zarten Grün. Grün. Farbe der Hoffnung. Lange schon hatte Yuuki sie nicht mehr gesehen, aber als der Blonde seinen Freund Tetsu, der ihm im Flur entgegen hinkte,entdeckte, flimmerte sie wieder lichterloh auf. Der Kleinere schaffte es kaum zur Tür, Yuuki war einfach schneller und schloss diesen womöglich das erste Mal seitdem sie sich kannten in die Arme. Zitternd umklammerte er die schmalen Schultern. Ein kleines Rinnsal bahnte sich brennend heiß über seine Wange und versickerte in dem zum Teil zerfetzten Hemd. Dann, kaum ein paar Sekunden später, pressten sich ein paar Hände gegen seine Brust und drückten ihn ruckartig weg. „Alter, was geht denn mit dir?“, fragte Tetsu entsetzt und starrte Yuuki an, als käme er von einem völlig fremden Planeten. Das tat nun weh. Er hatte sich solche Sorgen um den Schwarzhaarigen gemacht und so wurde es ihm gedankt. Jetzt sah er rot. Die Gelenke seiner Finger knackten, als sie sich ballten und mit einem gewaltigen Schlag gegen Tetsus Gesicht prallen sollten. Jedoch hatten sich ein paar Hände um seinen Ellbogen gekrallt und hielten den Aufprall ab. „Sofort loslassen, sonst...“ „Sonst was?“ Dunkle Iriden durchdrangen Yuukis und verursachten einen regelrechten Kurzschluss. ~ Die drei Bierflaschen klapperten, als Yuuki diese aus dem Kühlschrank holte und öffnete. Anschließend verließ er den kleinen Raum, der sich Küche schimpfte und eher die Größe einer Abstellkammer hatte, um seinen beiden Gästen den gekühlten Alkohol in die Hände zu drücken. Tetsu und seine Begleitung saßen auf dem Schlafsofa. Eigentlich hatte es Yuuki schon ausgeklappt, weil er vor hatte, schlafen zu gehen. Das plötzliche Auftauchen seines Freundes hatte seinen ursprünglichen Plan komplett über den Haufen gefahren.Sie hatten den sichtlich geschockten Blonden in seine Wohnung gedrängt und beruhigend auf ihn eingeredet, bis er sich ein wenig gefasst hatte. Nun saßen sie hier und tranken schweigend ihr Bier. Wirre Gedanken rasten durch Yuukis Kopf.So viele, dass er sie gar nicht mehr ordnen konnte. Fragen brannten auf seiner Zunge, doch kein Wort verließ seine Lippen. Er wusste sowieso nicht, wo er anfangen sollte. Mit einer Entschuldigung, wegen seines Verhaltens vom gestrigen Tag, oder mit Fragen, die ihn wie eine besorgte Mutter klingen ließen. Tetsu nahm ihm diese Entscheidung einfach ab. „Gestern war ein verdammt mieser Tag. Ohne Shou hier, wäre ich wohl nicht so glimpflich weggekommen.“ Der Schwarzhaarige nickte zu seinem Sitznachbarn herüber, der Yuuki nur ein Kopfnicken schenkte. Dann sah er wieder auf seine Bierflasche. „So eine Gruppe Typen hatte mich einfach zusammengeschlagen. Wäre er nicht aufgetaucht, wäre ich wohl nicht mehr am Leben.“ „Vorhin bist du für mich gestorben.“, war Yuukis trockene Aussage, die seinen Freund ein entsetztes Japsen entlockten. „Nein! So war das nicht gemeint! Nicht falsch verstehen.“, sagte er gleich, um Tetsu zu beruhigen, „Da war dieser Inspektor und er meinte, man hätte dich überfahren! Der Mann hatte dein Handy und deine Geldbörse. Ich sollte dich identifizieren...“ Allein bei dem Gedanken an die Leiche des Fremden drehte sich ihm der Magen um. „Ja, die haben mich beklaut! Aber ich hatte geringere Sorgen als mein Handy oder mein Geld.“ Tetsu hob sein Hemd an und zeigte einen Verband. Blaue Flecken zierten seine Haut. „Drei Rippen sind angeknackst. Zum Glück musste die Platzwunde an der Lippe nicht genäht werden. Shou hat mich eingesammelt und in versorgt.“ Wieder nickte Shou, diesmal zeigte er aber auch das Victory-Zeichen und grinste. „Mein Vater ist Arzt und ich arbeite momentan als Rettungssanitäter.“ Die Erklärung reichte Yuuki. Tetsu schien hellauf zu sein, was ihn doch ein wenig beruhigte. Die Angst, die ihm so tief in den Knochen gesteckt hatte, wich langsam aus seinem Körper und das grüne Licht seiner alten Lavalampe wärmte sein ziemlich frostiges Gemüt auf. „Nun verstehe ich deine Reaktion doch ein wenig. Nur ist das total ungewohnt. So viel Zuneigung auf einmal und das noch von dir!“, lachte Tetsu, hielt sich aber gleich den Bauch und verzog das Gesicht. Lachen schmerzte in seinem Zustand. Auch die kleinsten Bewegungen oder die hastige Umarmung auf dem Flur hatten unglaublich weh getan, obwohl ihn diese Geste total überwältigt hatte. Diese Art von Gefühlsausbruch hätte er nie von Yuuki erwartet. Umso mehr freute es ihn, Yuuki doch als Freund gewonnen zu haben, auch wenn er nach wie vor ein griesgrämiger Mistkerl war. Shou legte eine Hand auf Tetsus Schulter. „Du sollst doch langsam machen!“, ermahnte er ihn und richtete seinen tadelnden Blick auf seinen Sitznachbarn. Yuuki verfolgte jeder seiner Bewegungen, ja man konnte sogar sagen, er starrte den Neuzugang an. Alles an ihm wirkte so zart und zerbrechlich, dabei täuschte der Anblick. Er hatte die Kraft zu spüren bekommen, schließlich hatte Shou vorhin verhindert, dass er Tetsu schlug. Diese Kraft war mindestens so geheimnisvoll, die der Rest dieses Menschen. Wenn er lächelte, dann schimmerten seine Augen, als würde gleich ein Meer an Tränen ausbrechen. Dabei schien er glücklich zu sein. Er kaute auch an der Innenseite seiner Unterlippe, die sich ab und an zu einem süßen Schmollen verzogen, ganz unbewusst und ungewollt. „Nicht wahr Yuuki? Yuuki? YUUUKI?“ Die nervig schrille Stimme von Tetsu riss ihn aus seinen Gedanken. „Hm?“ Der Blonde blinzelte halb verträumt, zum Teil auch verwirrt sein Gegenüber an. „In welchen Sphären warst du denn unterwegs?“, giggelte der Schwarzhaarige wieder und bereute es recht schnell, weil dieser seine Rippen vom vibrierenden Zwerchfell zerdrückt wurden. Womöglich wäre das Gelächter nicht abgerissen, hätte er einen direkten Einblick in seinen Kopf gehabt. Erstaunlicherweise, es verwirrte Yuuki selbst, galt sein Interesse inzwischen mehr Shou als Tetsu, dem ja nun nach einem solchen Vorfall wirklich mehr Aufmerksamkeit zustand. Allerdings kannte er den Schwarzhaarigen, Shou nicht. Tetsu hatte er nie kennenlernen wollen, er hatte sich nur aufgedrängt, auf eine ganz sympathische und zugleich idiotische Art. Shou war einfach nur in sein Leben gestolpert und legte auch nicht wirklich viel Wert darauf, ihn näher kennenzulernen. Er begleitete nur Tetsu, den wie einen Schatz hütete. Dabei kannten sie sich doch auch kaum mehr als vierundzwanzig Stunden. War es normal, dass seine Lampe plötzlich in einem hässlichen Gelb schimmerte? Und wieso nahm er es Tetsu nun übel, weil er sich mehr mit Shou beschäftigte und nicht mit ihm. Warum überhaupt schenkte Shou ihm nicht mehr Aufmerksamkeit? Schließlich war er der Leidtragende. Tetsu wurde bestimmt den ganzen Tag gepflegt und verhätschelt. Er hatte sich noch bis vor einer knappen halben Stunde Sorgen gemacht und musste sogar Leichen identifizieren. Wenn das mal kein Grund war, Mitleid mit ihm zu haben. „Warum zur Hölle tauchst du erst um diese Uhrzeit auf?“, fragte Yuuki schließlich und nippte an seinem Bier. Eigentlich hatte er gar keine Lust das Gesöff zu trinken, dazu war er eindeutig zu müde und aufgewühlt. Der verlorene Sohn hingegen kippte es feuchtfröhlich in sich hinein und plapperte mit dementsprechend gelockerter Zunge drauf los. „Mir war langweilig. Ich habe mich fast den ganzen Tag nicht bewegt.“ „Und mir ist er auf die Nerven gegangen, weil er nur von dir geschwärmt hat!“, warf Shou noch ein, weswegen Tetsu empört die Arme vor der Brust verschränkte. „Da hast du es. Manchmal bist du eben einfach nur eine Nervensäge!“, lachte Yuuki trocken auf, was Tetsu die Wangen aufplustern ließ. Jammernd warf er sich quer über Shous Beine, wimmerte auch kurz auf, da er immer wieder seine schmerzenden Rippen vergaß. „Niemand hat mich lieb!“ „So würde ich das nicht sagen. Du hast eben auch die Neugier in mir geweckt!“ Shou lächelte schüchtern und Yuuki glaubte er erkannte sogar einen leichten Rotschimmer auf dessen Wangen. ~ Obwohl Yuuki eigentlich verdammt müde war und vorgehabt hatte ins Bett zu gehen, machten seine zwei Gäste dieses Vorhaben zunichte und sie saßen noch annähernd drei Stunden in seiner Wohnung. Als Tetsu schließlich doch die Müdigkeit überkam, Asahi sei Dank, und an Shous linken Schulter einnickte, beschloss Yuuki die Beiden rauszuwerfen. Nicht dass er sie gehen lassen wollte, gerade dieser schwarzhaarige Neuzugang hatte es ihm angetan, aber seine Vernunft tadelte ihn. Sie weckten Tetsu, der das nicht ganz so lustig fand, aber es einfach hinnahm. Schließlich winkte sein warmes Bett. Yuuki begleitete die zwei Schwarzhaarigen noch zur Tür. Die Umarmung fiel ein bisschen vorsichtiger aus, wie am Anfang, als Yuukis Sorgen um Tetsu komplett abgefallen waren. Viel erstaunlicher fand er Shous Reaktion. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem unglaublich süßen, schüchternen Lächeln, ehe er sich dann doch traute den Blonden zu umarmen. Es war ungewohnt für den Größeren. Nur selten wurden ihm solche netten Gesten zuteil, was wohl auf sein griesgrämiges Verhalten zurückzuführen war. Die meisten fanden ihn unhöflich und flegelhaft, stempelten ihn als Freak ab. Er hatte schließlich auch blondierte Haare. Eigentlich musste er deswegen in kriminelle Machenschaften verwickelt sein. Es war letztendlich nur eine Reaktion, die aus dem Trotz heraus entstand. Yuuki rebellierte, die anderen fanden das scheiße, weswegen er sie es dann auch glauben ließ. Und wie Tetsu immer sagte, eigentlich war er keine schlechter Kerl, nur eine Miesmuschel (auch diesen Ausdruck hatte er von Tetsu zu hören bekommen). „Bis die Tage!“, murmelte sein schwarzhaariger Freund verschlafen und betätigte den Knopf zum Aufzug, der sich gleich öffnete, weil er zu dieser Stunde ohnehin von niemandem genutzt wurde und stolperte direkt hinein. Shou blieb noch einen Augenblick bei Yuuki stehen und kramte in seiner Tasche herum, zückte dann eine kleine Visitenkarte. „A-also, wenn du magst, kannst du mich ja mal anrufen...“, stotterte er noch zusammen, ehe er zu Tetsu in den Aufzug flitzte, der schon schwer am nörgeln war, wo er denn blieb. „Gerne~“,sagte Yuuki leise, aber weder das noch das Nicken, bekam Shou noch mit. ~ So ihr Lieben! Kapitel ist fertig und nun sollen alle glücklich sein. Ja, Tetsu lebt, aber das war auch nicht anders zu erwarten. Ich hasse ewige Dramen. Zudem bin ich gerade ziemlich stolz auf mich, schließlich habe ich überhaupt mal ein Kapitel geschrieben und sitze sogar schon an dem nächsten zu einer weiteren FF. Hoffentlich gefällt es euch, auch wenn Yuuki ziemlich gefühlsduselig wirkt. Lag wohl an der Musik, die mich beim schreiben begleitet hat. Voll UNUNSRAWMÄSSIG!!! : Kyarypamyupamyu - Ponponpon XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)