Love me,… Devil? von Satnel ================================================================================ Kapitel 57: ------------ Titel: Love me,… Devil? Teil: 57 „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall. Shay sah aus dem Fenster auf den Hof hinunter, wo Diener gerade dabei waren, die letzten Kisten auf den Kutschen zu verstauen. Es war seltsam. Noch vor einigen Tagen war eine dieser Kutschen für ihn reserviert gewesen und er hätte diesen Hof verlassen müssen. Es war erstaunlich wie sehr sich das Blatt gewendet hatte. Eigentlich bestand keine Notwendigkeit, die Abreise seiner Geschwister zu beobachten. In ihren Augen würde es wahrscheinlich wie Hohn wirken, wenn sie ihn überhaupt bemerkten. Doch wenigstens das war er seiner Familie schuldig, das nannte man Respekt vor seiner Abstammung. Außerdem wollte er sicher gehen, dass sie auch wirklich abreisten. Obwohl er nicht glaubte, dass sie sich gegen eine Anweisung von ganz oben sträuben würden. Das konnten sie auch gar nicht, schließlich kam die Aufforderung des Königs einem Rausschmiss aus seinem Haus gleich. Ab und zu gingen Leute an ihm vorbei. Manche warfen ebenfalls einen interessierten Blick aus dem Fenster, andere ignorierten ihn und das Treiben einfach. Nur ein Adeliger blieb neben ihm stehen. Jedoch sprach Shay ihn nicht an, er hatte ihm ja nichts zu sagen, jedenfalls nicht im Moment. Endlich kamen auch die Leute, wegen denen dieser ganze Aufwand betrieben wurde. Susans Gesichtsausdruck konnte er nicht erkennen, da sie sich die Kapuze ihres Mantels über den Kopf gezogen hatte. Ohne diesen Schutz würde sie wahrscheinlich vor Scham im Boden versinken, denn für einen Mantel war es definitiv zu warm. Liam folgte ihr mit verkniffenem Gesichtsausdruck und dem verzweifelten Versuch auch bei diesem erzwungenen Abgang würdevoll zu wirken. Leider versagte er bei diesem Versuch, doch das tat er immer, wenn er Eigenschaften vortäuschen wollte, die er nicht besaß. Die Türen der Kutsche schlossen sich und der Kutscher ließ die Peitsche knallen. Die zweite Kutsche folgte ihnen mit kurzem Abstand. Damit waren sie also weg. Seltsam, Shay fühlte sich dabei gar nicht so erleichtert, wie er gehofft hatte. „Und? Fühlst du dich nun besser?“ Shay blickte den Kutschen nach, die auf der Straße nur mehr schwach zu erkennen waren und neigte leicht den Kopf. „Ja, ich denke schon. Es wird nun auf jeden Fall einfacher.“ Ja, er musste nicht immer aufpassen, ob er einem von ihnen über den Weg lief. Und wenn das der Fall war, sich verbal verteidigen. „Kann ich mit dir reden?“ Shay drehte nun seinen Kopf zu Christian, der neben ihm stand. „Ach, auf einmal willst du wieder mit mir reden?“ Er konnte nicht verhindern, dass sein Ton einen sarkastischen Klang annahm. Aber momentan wollte er zu dem Älteren auch gar nicht nett sein. Christian lächelte etwas unglücklich. „Ich schätze, das habe ich verdient. Können wir trotzdem kurz miteinander reden?“ Warum sollte er ihm nicht eine Chance geben? Die letzten Tage hatte er doch immer auf so ein Zeichen gewartet, ein Zeichen, dass Christian wieder zugänglicher wurde, was ihn betraf. Jetzt wollte er diese Chance nicht verstreichen lassen, weswegen er zustimmend nickte. Erleichtert lächelte der Ältere und deutete in eine Richtung, ging dann aber gleich los wobei er die Führung übernahm. Shay bemerkte, dass sie in Richtung von Christians Zimmer gingen. Wahrscheinlich wollte dieser die Unterhaltung lieber auf bekanntem Terrain und ungestört führen. Wobei Shay sich noch immer nicht vorstellen konnte, worüber er reden wollte. Doch, eigentlich konnte er es sich schon vorstellen, nur gab es zwei Szenarien und nur eines ging positiv für ihn aus. Auch wenn er dieses Gespräch herbeigesehnt hatte, jetzt hatte er Angst davor. Sie betraten Christians Zimmer und Shay fiel auf, dass jede Spur von Rida fehlte. Das war nicht unbedingt aussagekräftig, hinterließ aber ein ungutes Gefühl in ihm. „Willst du etwas zu trinken haben?“ Shay betrachtete Christian misstrauisch. Versuchte er etwa Zeit zu schinden? Das sähe ihm gar nicht ähnlich, irgendwie wirkte er auch nervös. Was war hier los? „Weswegen wolltest du mit mir reden?“ Christian, der gerade dabei war, sich ein Weinglas zu füllen, stockte kurz und ließ dann seufzend die Flasche sinken. Ohne dem gefüllten Glas Beachtung zu schenken, wandte er sich zu ihm um. „Ich denke, erst einmal sollte ich dich um Verzeihung bitten. In den letzten Tagen war ich nicht gerade nett zu dir.“ Shay schüttelte den Kopf. „Nein, das stimmt nicht. Denn um unfreundlich oder nett zu sein, hättest du mich beachten oder wenigstens mit mir reden müssen.“ „Du hast nicht vor, mir das einfach zu machen, was?“ Diese Bemerkung wurde nicht bösartig, sondern eher in einem leidenden Tonfall vorgebracht. Er schüttelte den Kopf und kam so jeder Antwort Shays zuvor. „Ja, schon gut. Es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe.“ „Nun, Karen hat mich etwas besänftigt. Zumindest denke ich, dass sie es mir erklären wollte, doch dann ist sie irgendwie in eine Erklärung über Esel und ihren Starrsinn abgerutscht.“ Irgendwie war ihm während dieses Gesprächs allerdings die Ahnung gekommen, dass sie sich dabei nicht auf die Tiere bezog. Allerdings hatte er das nicht näher hinterfragen wollen. „Diesen Vortrag kenne ich nur zu gut.“ Christian seufzte und sah sich kurz im Zimmer um. „Wir sollten das nicht im Stehen besprechen. Setzen wir uns doch.“ Damit ging er schon zu seinem Sofa und nahm darauf Platz. Abwartend sah er zu dem Jüngeren. Es konnte ja nicht schaden, wenn er sich alles anhörte, was Christian zu sagen hatte. Zwar war er noch wütend, doch er wollte den Kontakt zu ihm ja nicht abbrechen. Aus diesem Grund nahm auch Shay auf dem Sofa Platz, wenn auch mit etwas Abstand. Schließlich wusste er noch immer nicht, was Christian eigentlich von ihm wollte. „Ich weiß nicht, wie viel Karen dir gesagt hat, um meine Ehre zu retten, oder wie viel du vorher schon wusstest. Um dir mein Verhalten in den letzten Tagen zu erklären, muss ich weiter ausholen, als ich eigentlich möchte. Was du wissen musst ist, dass ich vor einigen Jahren einmal verliebt war. So verliebt, dass ich bereit war eine riesengroße Dummheit zu begehen.“ „In Juliet, oder?“ Erschrocken hob Shay eine Hand zum Mund. Das hatte er eigentlich nicht laut aussprechen wollen. Er hatte es sich gedacht, weil er da ja noch immer keine Sicherheit hatte. Christian sah ihn überrascht an, lächelte dann aber traurig. „Ja, in Juliet, die Frau meines Bruders. Nur war sie damals noch nicht seine Frau, sondern nur Verlobte. Die Vorgeschichte ist egal, wichtig ist nur, dass ich sie genug geliebt habe, um mit ihr weglaufen zu wollen. Ich wollte mich von allem lösen, meiner Familie, meinem Titel, egal solange ich sie nur für mich gewinnen konnte. Zum Glück war Juliet klug genug, mir das auszureden und mir meinen ersten Korb zu geben.“ „Hat sie dich geliebt?“ Shay wusste nicht, warum ihn diese Frage interessierte, da es ihn nun wirklich nichts anging. Doch bei ihrem Umgang miteinander merkte man doch, dass sie einander mochten. Nur passte dann ihr Korb nicht. Christian schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Sie war hin und hergerissen zwischen Benedikt und mir, die beide ihre Zuneigung gewinnen wollten. Welche Frau wäre da nicht verwirrt? Aber ich denke, dass sie in mir immer nur einen kleinen Bruder gesehen hat und ich habe diese Liebe einfach verwechselt und als Aufforderung gesehen. Was meine Geschichte betrifft, spielt das aber keine Rolle. Ich blieb also bei meiner Familie, war aber nicht mehr wirklich glücklich dort. Das war wohl der Grund, warum mich mein Vater hierher an den Hof schickte. Hier gibt es genug, was einen ablenkt und ich habe mich rasch eingelebt, Freunde gefunden und gelernt aus diesem Leben das Beste zu machen.“ Christian endete und Shay sah ihn fragend an. Das sollte sein Verhalten nun erklären? Eher erklärte das, wie er zu dem wurde, der er nun war und wie seine Beziehung zu Juliet war, aber nicht mehr. Bei seinem Blick lächelte der Blonde. „Soviel zur Vorgeschichte. Was du aber noch nicht weißt, ist, dass ich nach Juliets Ablehnung und Zurückweisung einen Schwur abgelegt habe. Ich werde mich nicht mehr verlieben und jede intime Beziehung nur mehr für mein Vergnügen nutzen. Bis jetzt habe ich mich auch immer daran gehalten.“ „Bis jetzt?“ Natürlich der Schwur war dumm, das hätte er ihm gleich sagen können. Man konnte nicht steuern, ob man sich verliebte oder nicht, doch darum ging es nicht. Es ging um diese beiden Worte, die in ihm wieder Hoffnung weckten. Hoffnung, dass es vielleicht doch ein positives Ende für ihn geben konnte. So etwas erzählte man doch nicht, wenn man sich von jemanden distanzieren wollte, oder? Christian seufzte abermals tief und sah kurz zu Boden. „Ja, bis jetzt. Ehrlich gesagt, wollte ich es bei dir auch so halten. Nur hat das nicht funktioniert.“ Christian hob den Kopf und erwiderte Shays Blick ernst. „Ich…“ Er räusperte sich einmal, bevor er noch einmal ansetzte. „Ich liebe dich…“ Es wirkte so, als wollte er noch etwas hinzufügen, unterließ es aber. Stattdessen fuhr er mit etwas anderem fort. „Das ist der Grund, warum ich mich in den letzten Tagen so idiotisch verhalten habe. Ich wollte wohl nicht wahrhaben, was ich innerlich schon wusste. Jetzt ist die Frage nur, ob du einen weiteren Versuch mit mir wagen willst?“ „Gut.“ Das war wohl nicht die Antwort, die Christian erwartet hatte und Shay wusste selbst nicht, auf was er da gerade antwortete. Er war wie erstarrt seit Christians Geständnis. Eigentlich war er sich sicher, dass er sich verhört hatte. Der Andere konnte ihm doch nicht wirklich gerade seine Liebe gestanden haben. Doch nicht Christian! Das war mehr als er sich je erhofft hatte, mehr als er je erwartet hatte. Was sollte er nur darauf antworten? Jede Antwort erschien ihm momentan so banal. „Shay?“ Christians fragende Stimme riss ihn wieder aus seiner Lethargie. „Du liebst mich und willst mit mir zusammen sein?“ Auch wenn der Ältere bei seiner Antwort zögerte, so war sie eindeutig. „Ja. Ja, das will ich.“ Shay nickte, so als würde er jetzt erst alles verstehen. „Ja, das will ich auch. Natürlich will ich.“ Erleichtert lächelte er, als er Christians Blick erneut erwiderte. Er wollte ihm nun nicht so einfach ein Liebesgeständnis zurückwerfen, das würde ihm dann nur wertlos vorkommen. Dafür wartete er lieber den richtigen Moment ab. „Gut.“ Auch der Blonde wirkte sichtlich beruhigt, nun da er seine Antwort bekommen hatte. „Ich denke, da wird auch die Entfernung keine Rolle spielen.“ „Entfernung?“ Verwundert sah Shay den Anderen an. Im Moment wusste er wirklich nicht, wovon dieser sprach. „Du hast doch diese Stelle angenommen. Auch wenn ich nicht weiß bei wem, so bin ich mir sicher, dass du nicht hierbleiben kannst.“ „Ach das.“ Er sprach die Stelle bei Raoul an. Der Jüngere konnte sich ein Lächeln gerade noch verkneifen. Nun, die Entfernung würde nicht ganz so weit sein, wie Christian vermutete. „Das ist natürlich gut möglich, aber das wird sich noch zeigen.“ Warum sollte er ihn nicht noch etwas unwissend lassen. Das schien ein Thema zu sein, über das er sich den Kopf zerbrach, sollte er ruhig. Ein wenig Rache wollte Shay sich schon gönnen. Dann stand er lächelnd auf und nahm Christians Hand in seine. „Nun hast du mir gesagt, was du für mich empfindest. Aber ich hätte gerne Handlungen, die das auch beweisen.“ Als Christian ihn fragend ansah, machte Shay eine Kopfbewegung Richtung Schlafzimmer. Auf die Lippen des Älteren legte sich ein wissendes Lächeln. „Ach, solche Handlungen. Mit Vergnügen.“ Dabei stand Christian auf und ließ sich von Shay ins Schlafzimmer führen. „Ich wusste, wir verstehen uns.“ Nun konnte er ja wieder einfordern, was er schon die ganze Zeit vermisste und einfordern würde er es. Christian musste sich anstrengen, wenn er wiedergut machen wollte, was er angerichtet hatte. Denn nun wollte er mehr als das letzte Mal, schließlich hatte er deutlich mehr nachzuholen als damals. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)