Love me,… Devil? von Satnel ================================================================================ Kapitel 53: ------------ Titel: Love me,… Devil? Teil: 53 „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall. „Ihr begleitet mich doch heute Abend auf diese langweilige Musikdarbietung, oder?“ Karen sah ihn fragend an, doch ihr Tonfall hörte sich eher wie eine Feststellung an. Shay schüttelte leicht den Kopf. „Ich denke nicht.“ Im Moment hatte er wirklich andere Sorgen als seine Vergnügungen. Zum Beispiel wo er heute Nacht schlafen sollte. Bei ihrem Ausritt hatte er Karen über sich und seine derzeitigen Familienverhältnisse in Kenntnis gesetzt. Warum auch nicht, es würde sich sowieso bald herumsprechen. Zumindest bei denen, die sich dafür interessierten. So hatte Karen nur einen kleinen Wissensvorsprung, der ihr kaum etwas nützte, auch wenn sie über den Bruch mit seiner Familie ziemlich erfreut gewirkt hatte. „Ihr benötigt Freunde, Shay. Selbst wenn diese nur so tun als ob. Die bekommt Ihr nicht, wenn Ihr Euch in Eurem Zimmer verkriecht.“ „Das will ich auch gar nicht. Nur interessiert mich im Augenblick eher meine derzeitige Unterbringung.“ Er war deswegen nicht sonderlich beunruhigt. Christian hatte gesagt, dass er sich darum kümmerte, also würde er das auch machen. Allerdings hatte er auch angemerkt, dass es schwer werden würde. „Deswegen besuchen wir nun ja auch Christian.“ Lächelnd streckte Karen die Hand aus und machte eine beiläufige Handbewegung, in die besagte Richtung. „Im schlimmsten Fall quartieren wir eben meine Zofen aus.“ Das war natürlich auch eine Möglichkeit, nur würde er diese nur ungern in Betracht ziehen, schon alleine wegen der Gerüchte, die daraus entstehen würden. Karen sah ihn an und begann zu lachen. „Ihr seht besorgt aus. Keine Angst, mein Mann wird Euch sicher nicht zu einem Duell herausfordern.“ An das hatte er ehrlich gesagt noch nicht einmal gedacht, aber es stimmte. Karen hatte ja auch noch einen Ehemann, den man nicht verärgern sollte. Für dieses Jahr hatte er genug Duelle ausgefochten und war nur den Besten unterlegen gewesen, dabei sollte er es belassen. Karen schwieg für den Rest des Weges, sie schien ihren Gedanken nachzuhängen. Shay überraschte das nicht sonderlich. Sie war schon die ganze Zeit ziemlich ruhig, auch wenn das ihren Begleiterinnen bei dem Ausflug anscheinend nicht aufgefallen war. Entweder das, oder sie waren nicht so eng miteinander befreundet, dass sie Karen darauf ansprachen. Vielleicht hatte das auch seine Gegenwart verhindert. Nur wusste Shay, dass er ebenso kein Recht hatte, sie nach dem Grund dafür zu fragen. So gut kannten sie einander nicht und selbst wenn er eine Antwort bekommen würde, war er sich nicht sicher, ob er sie hören wollte. Er war erleichtert, als Christians Tür in Sichtweite kam und Karen geduldig anklopfte. Es dauerte einige Momente bis sich diese öffnete und sie Rida gegenüberstanden. „Ist er da?“ Rida warf einen Blick hinter sich, so als wüsste er die Antwort nicht genau. „Ja, ist er.“ Damit trat er zur Seite und öffnete die Tür weit genug, damit sie eintreten konnten. Shay bemerkte, dass die Staffelei noch immer im Zimmer stand, auch das Bild hatte sich nicht verändert. Anscheinend hatte Christian nicht allzu große Fortschritte gemacht. Die Tür zum Schlafzimmer öffnete sich und Christian betrat den Wohnraum. „Ah, Karen, Shay.“ Als er die Namen nannte, nickte er den betreffenden Personen kurz lächelnd zu. „Es freut mich, dass ihr kommt. Wenn mich diese Konstellation auch etwas beunruhigt.“ Karen lächelte und näherte sich ihm. „Du musst keine Angst haben, ich vergreife mich schon nicht an fremdem Eigentum. Wenn ich auch nicht glaube, dass du hier Besitzansprüche geltend machen wirst, oder?“ Christian nahm eine ihrer Hände und führte sie an seine Lippen. „Du kennst mich einfach schon zu gut, Karen.“ Sie seufzte bedauernd. „Ich weiß, wirklich tragisch, denn ansonsten könnte ich dich richtig nett finden.“ Shay sah dem freundschaftlichen Geplänkel schweigend zu. Das war nichts, das ihn etwas anging und deswegen würde er sich auch nicht einmischen, das verbot ihm die Höflichkeit. Endlich wandte Christian sich ihm zu. „Ich habe auch mit Raoul gesprochen und eine passende Unterkunft gefunden.“ Das hörte sich gut an, wenn er sich auch die Frage stellte, was das für eine Unterkunft war. Jedoch wäre er momentan für alles dankbar, das weich und trocken war und so etwas ließ sich hier sicher finden. „Danke.“ „Kannst du uns kurz entschuldigen, Karen?“ Karen winkte nur ab. „Ich war nur der Begleitschutz, nehmt euch ruhig alle Zeit der Welt.“ Dann jedoch hob sie drohend einen Zeigefinger. „Allerdings will ich ihn heute Abend präsentabel an meiner Seite vorfinden. Er ist nämlich meine Begleitung.“ Verwundert hob Christian eine Augenbraue, nickte aber zustimmend. „Das wird sich bestimmt einrichten lassen.“ Mit diesen Worten legte er eine Hand um Shays Hüften und führte ihn aus dem Raum. Auf dem Gang löste er sich wieder von ihm. „Du begleitest sie heute Abend?“ Shay kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Bis jetzt habe ich noch nicht zugesagt.“ „Doch hast du. Sie hat diese Entscheidung schon für dich getroffen und du solltest dich daran halten.“ „Das habe ich befürchtet.“ Shay seufzte tief. Eigentlich störte es ihn nicht, mit Karen auf diese Veranstaltung zu gehen, nur die Art wie diese Verabredung zustande gekommen war. Er hatte sich von seiner Familie gelöst, um seine eigenen Entscheidung zu treffen und nun war die erste Entscheidung in seinem neuen Lebensabschnitt wieder fremdbestimmt. Allerdings war es Karen, da galten andere Maßstäbe. Christian führte ihn einen Weg entlang, der ihm unangenehm bekannt vorkam. Raoul hatte ihn doch hoffentlich nicht in der Nähe seines Bruders einquartiert, oder? Schließlich hatte er Christian doch erzählt, dass er mit seiner Familie gebrochen hatte. Sie jetzt so unterzubringen, dass sie sich gezwungenermaßen über den Weg laufen mussten, würde nur unnötige Aggressionen schüren. Shays Unbehagen wurde noch größer, als Christian wirklich in den Gang einbog, in dem sich das Zimmer seines Bruders befand. „Christian? Ich denke das ist keine so gute Idee.“ Der Ältere jedoch antwortete nicht und blieb vor einem Zimmer stehen, deren Tür er öffnete. Die grauen Augen des Jüngeren weiteten sich ungläubig. Er kannte diese Tür, schließlich war es erst wenige Stunden her, seit er sie selbst geöffnet hatte. Unsicher folgte er Christian, doch im Inneren des Zimmers ließ nichts mehr darauf schließen, dass es noch am Vormittag dieses Tages bewohnt gewesen war. Vor dem Bett standen seine Kisten, die man anscheinend aus seinem früheren Zimmer geholt hatte. Shay schloss die Zimmertür hinter sicher. „Aber wie…“ Christian lächelte und drehte sich zu ihm um. „Nun, man hat deinem Bruder erklärt, dass dieses Zimmer für einen wichtigen Gast benötigt wird und er für die restliche Dauer seines Besuches mit seiner Schwester zusammenleben soll. Immerhin ist dort ein Zimmer freigeworden.“ Liam und Susan, die gezwungen waren sich ein Gemach teilen? Shay musste sich ein Lächeln verkneifen, als er sich das vorstellte. Zu gerne hätte er Susans Gesicht gesehen, als Liam, bestimmt wütend, zu ihr gezogen war. Nun, die beiden hatten einander verdient. „Außerdem wurde beiden nahegelegt, den Zeitpunkt ihrer Abreise vorzuverlegen. Ich denke, nach einigen Tagen des erzwungenen Zusammenlebens werden sie mehr als froh darüber sein.“ Wenn sie dann noch lebten. Bis jetzt hatten sich weder Susan noch Liam direkt miteinander befassen müssen. Er hatte immer als Dämpfer zwischen ihnen gedient, doch diese Zeit war vorbei. Sollten sie doch übereinander herfallen, das war nun nicht mehr sein Problem, nie wieder. Er war frei und es lag an ihm, ob er sich ihnen wieder annähern wollte oder nicht. Derzeit benötigte er diesen Abstand jedoch. Erst jetzt wurde ihm aber klar, was Christians Worte wirklich bedeuteten. „Du hast sie rausgeworfen?“ Christian lächelte spöttisch, schüttelte aber den Kopf. „Nein. Auch wenn ich es gerne hätte, ich habe nicht die Macht, zu bestimmen wer hier bleiben darf und wer nicht. Allerdings habe ich Raoul diesen Gedanken nahegelegt und auf wen muss Raoul schon Rücksicht nehmen?“ Auf niemanden, bei dem Stammbaum, den er hatte. Er hatte einen großen Namen, hinter dem sich eine einflussreiche Familie verbarg und er war der Erstgeborene und Erbe des Ganzen. Erfreut näherte er sich dem Älteren und umarmte ihn glücklich. „Danke.“ Er war erleichtert, dass er sich so nicht noch länger mit seinen Geschwistern auseinandersetzen musste. Eine Aufgabe, die er jahrelang hatte erfüllen müssen, aber jetzt konnte er sich ganz auf sich selbst konzentrieren. Auf sich und dieses Problem, das er jetzt hatte. Oh ja, er merktem dass Christian diese Umarmung nicht erwiderte, ja anfangs sogar zusammengezuckt war und sich erst langsam wieder entspannte. Das mochte ja eine normale Reaktion bei Männern sein, aber nicht bei dem, was sie schon miteinander geteilt hatten. Nicht, bei einem Mann wie Christian. Was nur bedeuten konnte, dass er dies absichtlich machte. Das war eine Erkenntnis, die ihn hart traf, vor allem weil er sich keine Erklärung dafür wusste. Erst als die Dauer dieser Umarmung wirklich schon peinlich wurde, hob Christian eine Hand und klopfte ihm auf die Schulter. „Ist schon gut.“ Shay beschloss es dabei beruhen zu lassen, mehr würde er jetzt nicht bekommen. Seine Euphorie von eben war wie weggeblasen. Vermied er nun schon jeglichen Körperkontakt zwischen ihnen? Zuvor hatte er den Griff um seine Hüfte auch wieder rasch gelöst, wobei Shay da gedacht hatte, dass er das wegen möglichen Beobachtern gemacht hatte. Jetzt war er sich dessen nicht mehr so sicher. Mit einem leisen Seufzen löste er sich von dem Blonden und sah zur Seite. Er wollte ihn nicht ansehen, aus Angst was er vielleicht in dessen Gesicht lesen würde. „Auf jeden Fall noch einmal vielen Dank dafür.“ Christian winkte nur beiläufig ab. „Dank ist unnötig. Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich auch froh, dass sie endlich abreisen. So wird es angenehmer für uns alle.“ In diesem Moment hasste sich Shay dafür, dass Christians Worte wieder so leicht Hoffnung in ihm wecken konnten. Bedeuteten diese Worte etwa, dass er sich nur so distanziert verhielt weil seine Familie dahinter steckte, oder war es nur ungeschickt formuliert gewesen. Allerdings was konnte seine Familie Christian schon androhen, um ihn von sich fernzuhalten. „Ich lass dich jetzt lieber alleine. Schließlich musst du deine Sache ausräumen und dich für heute Abend herrichten.“ Christian neigte zum Abschied den Kopf, eine Geste die etwas zu förmlich wirkte und verließ den Raum. Shay wollte ihn eigentlich noch etwas fragen und hob die Hand um ihn aufzuhalten, doch dann unterließ er es doch in letzter Sekunde. Er floh vor ihm, waren sie wirklich schon soweit? Doch er konnte ihn auch nicht fragen, was dieses Verhalten zu bedeuten hatte, denn er hatte Angst vor einer für ihn negativen Antwort. Aber er hatte doch das Recht auf eine Erklärung, schließlich betraf es ihn genauso wie Christian. Er litt unter dessen Verhalten, obwohl er nicht einmal den Grund dafür kannte. Frustriert ließ er sich auf eine seiner Kisten sinken und schlug die Faust auf den Deckel. Ob Karen ihm dabei helfen konnte? Im Moment war er wirklich so verzweifelt ihre Hilfe anzunehmen. Sie erhoffte sich doch schließlich auch etwas davon, dann sollte sie ihm auch helfen. Jetzt war er selbst mit seiner Weisheit nämlich am Ende. Christian verlangsamte seinen Schritt erst wieder, als er einige Gänge von dem Zimmer entfernt war. Verdammt, körperlicher Kontakt war das Letzte, das er benötigte. Ein für ihn völlig ungewöhnliches Verhalten, doch bei Shay nötig. Schließlich wollte er diesen auf Abstand halten, musste diesen auf Abstand halten. Denn das Verlangen, das er für ihn empfand, war völlig unangebracht, nicht nach dem was sie schon miteinander geteilt hatten. Eigentlich sollte seine Lust nun schon abgeflaut sein, sich beruhigt haben, doch das Gegenteil war der Fall und das verwirrte ihn. Nein, es machte ihm sogar Angst. Das war etwas, das er nicht verstand, nicht verstehen wollte. Er wusste zwar ein Wort für diesen Zustand, doch würde er sich eher die Zunge abbeißen, als es auszusprechen. Denn sobald er es aussprach, war es ihm nicht mehr möglich, es zu ignorieren. Sein Blick glitt aus dem Fenster, das einen guten Ausblick auf die Gärten des Schlosses bot. Bis jetzt hatte er mit seiner bisherigen Einstellung keine Probleme gehabt. Keine Gefühle außer denen die kurzweilig waren. Lust, Verlangen, Freude und Langweile, das waren Gefühle mit denen er umgehen konnte, da er wusste, dass sie nach einiger Zeit wieder vergingen. Auch Liebe war von kurzer Dauer, aber anders als der Rest hinterließ sie Wunden und den damit verbundenen Schmerz. Und wenn man Pech hatte, verheilten diese Wunden nie. Die Glücklichen mussten sich nur mit lebenslangen Narben herumschlagen. Nein, Liebe war nichts, mit dem er sich ein zweites Mal belasten würde. Schon gar nicht, wenn er im Vorhinein wusste, dass es zum Scheitern verurteilt wurde. Christian wurde langsamer, als er sich seinem Zimmer näherte. Er hörte Stimmen aus seinem Zimmer, wenn diese auch zu gedämpft waren um sie zuzuordnen. Doch Rida hätte niemanden eingelassen, wenn er nicht da war. Ein Seufzen kam über seine Lippen. Es sei denn natürlich, dieser Gast hatte das Zimmer nie verlassen. Christian öffnete die Tür, nicht sonderlich überrascht über das Bild, das sich ihm bot. „Ich dachte, du müsstest dich präsentabel herrichten?“ Karen, saß am Tisch und warf ihm bei seinen Worten einen herablassenden Blick zu. „Denkst du wirklich ich benötige dafür einen ganzen Nachmittag? Außerdem hat Rida diesen wunderbaren Tee aufgetrieben.“ „Ja, wirklich toll.“ Christian warf seinem Freund einen vielsagenden Blick zu. Darüber würden sie später noch reden, im Moment wollte er allerdings nur seine Ruhe. Etwas das ihm in Karens Nähe kaum vergönnt sein würde. Den sarkastischen Unterton in Christians Antwort einfach übergehend, führte Karen ihre Tasse zum Mund. Nach einem Schluck, bei dem sie genießend lächelte, fuhr sie unbeeindruckt mit ihrer Konversation fort. „Jedoch überrascht es mich, dich schon wieder hier zu sehen. Ich dachte, du würdest Shay helfen sich einzuleben.“ Christian war sich nicht sicher, ob ihm Karens Unterton bei den letzten Worten gefiel. Es war klar, was sie mit einleben meinte, doch das war nicht das, wonach Christian im Moment der Sinn stand. Er ging zu dem Tisch und nahm ihr gegenüber Platz. Gelassen ein Bein über das andere schlagend, lehnte er sich zurück. „Auch wenn es dir scheinbar entgangen ist, das hier sind noch immer meine Räumlichkeiten. Deswegen habe ich jedes Recht, mich hier aufzuhalten.“ „Eigentlich sind es die Räumlichkeiten des Königs, aber da du dich so gut mit dem Freund seines Sohnes verstehst, sieht er sicher über diese kleine Ungenauigkeit hinweg.“ Karen lächelte unschuldig, doch dann wurde sie ernst. „Also was ist los?“ Gelangweilt erwiderte er ihren Blick. „Was soll los sein? Wenn es um das Geschehen am Hofe geht, müsstest du doch am besten informiert sein.“ Das war nicht die Antwort, die sie hören wollte. Zufrieden nahm Christian zur Kenntnis wie sich ihr Blick zornig verdunkelte. Er nahm lieber ihren Zorn in Kauf, als ihre Neugier. Leider hatte er Karens Dickköpfigkeit vergessen. Wenn sie ein Thema wirklich interessierte, dann ließ sie nicht davon ab, bis sie eine Antwort erhalten hatte. „Du weißt genau, wovon ich rede. Aber bitte, ich werde gerne etwas genauer. Was ist zwischen dir und Shay vorgefallen. Warum benimmst du dich nun wie ein Esel?“ Auch wenn diese Bezeichnung eine Beleidigung darstellen sollte, brachte sie Christian zum Lachen. Selbst wenn ihm Karens Neugier lästig war, so hatte sie das seltene Talent, ihn zu wirklich zu unterhalten. Zwar schien das ziemlich leicht zu sein, doch in Wirklichkeit gab es nur wenig, das ihn noch wirklich amüsieren konnte. Auch Shay gehörte zu den Menschen mit diesem Talent, wenn auch eher unwissentlich. Nein, er sollte nun nicht an ihn denken. Sein Lachen verstummte und er sah Karen lächelnd an. „Auch wenn mir deine charmante Beschreibung durchaus schmeichelt, weiß ich nicht, wovon du redest. Ich verhalte mich Shay gegenüber wie bei jedem anderen auch.“ „Nein.“ Karens entschiedene Antwort ließ Christian nicht einmal die Möglichkeit weiterzusprechen. Sie schüttelte heftig den Kopf, um ihrer Meinung noch mehr Nachdruck zu verleihen. „Das tust du nicht. Sogar Leute die dich nicht kennen, sehen wie du Shay von dir wegstößt. Man könnte meinen, er hätte eine Krankheit, mit der du dich nicht anstecken möchtest, weswegen du sogar Berührungen mit ihm vermeidest.“ Wie kam sie nur auf diesen Gedanken? Dabei hatte er doch extra wegen ihr, beim Verlassen des Raumes einen Arm um Shays Hüfte gelegt. Eine Geste, die ihn eine Menge Willenskraft gekostet hatte, vor allem weil er so viel mehr hatte machen wollen. Vielleicht sollte er seiner Fantasie das nächste Mal etwas mehr Freiraum lassen? Wenn es nur dazu diente Karen zu täuschen, konnte er es sicher mit seinem Gewissen vereinbaren. Eigentlich wollte er es leugnen, doch was für einen Sinn hätte das, sie kannte doch sowieso schon die Wahrheit. „Weil ich mich nicht auf etwas einlassen will, das keinen Sinn hat. Shay hat ein Angebot und wird dieses Schloss sicher bald verlassen.“ Auch das war nur eine Ausflucht und nicht der Hauptgrund, doch das Einzige, das er ihr nennen konnte. Karen sah ihn gelangweilt an. „Sagt der Mann, der kurz vor der Hochzeit noch die Braut verführt. Komm schon Christian das kann doch nicht der Hauptgrund sein.“ Dass Karen plötzlich verstummte, ließ Christian annehmen, dass sie fertig war. Dabei entging ihm leider der leicht erstaunte Ausdruck auf ihrem Gesicht. Mit einer Hand winkte er ab. „Das war nur einmal, Karen. Wann wirst du endlich aufhören, mir das vorzuhalten?“ „Nie. Schließlich war es meine Cousine.“ Doch ihre Antwort klang eher uninteressiert, so als würde sie gerade an etwas anderes denken. Erst jetzt sah Christian seine Freundin wieder an. Unsicher musterte er sie, man merkte wie ihr Verstand alle Fakten und Informationen auswertete und zusammenfügte. Erst nach wenigen Momenten, richtete sich ihr ungläubiger Blick auf Christian. „Ich fasse es nicht. Christian, du lie…“ Bevor sie weitersprechen konnte, unterbrach sie der Blonde barsch. „Wage es nicht, diese Vermutung auszusprechen! Du liegst vollkommen daneben. Ich habe und werde mich nicht verlieben. Mit diesem Thema bin ich durch und gerade du solltest das wissen!“ Seine Antwort kam zwar entschieden, aber viel harscher als er beabsichtigt hatte. Doch alleine der Gedanke daran erschreckte ihn, erst Recht wenn ihn andere aussprachen. Das zeigte nur, wie offensichtlich die Angelegenheit war. „Glaubst du wirklich, das macht die Sache leichter für dich? Wenn du dich in Selbstverleugnung übst?“ Momentan klappte es sehr gut und daran änderte auch Karens empörter Blick nichts. „Ja.“ Mehr hatte er ihr nun nicht mehr zu sagen und das schien Karen auch zu spüren. „Gut.“ Sie stand auf, ihr Blick glitt zu Rida. „Ich danke dir für den Tee, er war wirklich gut.“ Rida neigte nur den Kopf. Ein Zeichen, dass er es zur Kenntnis nahm, sich aber nicht in ihre Auseinandersetzung einmischen wollte. „Und du mein Lieber…“ Dabei glitt ihr Blick wieder zu Christian. „… solltest endlich aufhören deine Wunden zu lecken. Denkst du, du bist der Einzige, der nicht den bekommt, den er liebt? Du hast dich doch mit der Situation angefreundet, besser als es jeder Andere in deiner Position könnte. Ich denke eher, dass du einer Illusion nachläufst und darüber hinaus übersiehst, was sich dir sonst bietet.“ „Bist du fertig?“ Desinteressiert erwiderte Christian ihren Blick. Er war kein kleines Kind, das man belehren musste. Seine Gefühle würde er selbst wohl am Besten kennen. Das konnte man mit nichts vergleichen, das andere vielleicht durchmachten, weil niemand er war. Karen seufzte und schüttelte verständnislos den Kopf. „Ja. Ja, das bin ich.“ Christian sah ihr nach, bis Rida die Tür hinter ihr schloss. Mit einem kurzen Blick auf Rida stand er auf und ging zu seiner Staffelei. Bis jetzt war er nicht dazugekommen sein Bild zu vollenden. Auch wenn es nun bereits dunkel wurde, er kannte den Ausblick gut genug um ihn aus dem Gedächtnis zu malen. Und im Moment ging es ihm nicht um künstlerisches Geschick, sondern um Ablenkung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)