Love me,… Devil? von Satnel ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Titel: Love me,… Devil? Teil: 8 „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Shay fühlte sich unwohl in seiner Haut. Es hatte einige Zeit gedauert, bis er sein Zimmer wieder verlassen hatte. Wenn sein Stolz sich nicht irgendwann gemeldet hätte, dann würde er sich wahrscheinlich noch immer darin verbarrikadieren. Was dumm war, den spätestens beim Turnier müsste er dieses wieder verlassen. Und wenn er dafür nicht etwas trainieren würde, wäre er bei einer Niederlage nur auf sich selbst sauer. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, das ihn jeder Mensch hier beobachtete und über ihn redete. Seine Niederlage hatte sich sicher schon herumgesprochen, so etwas machte schnell die Runde. „Lord Feran.“ Eine weibliche Stimme ließ sich hinter ihm vernehmen. Nun fing es also an. Shay beschleunigte seine Schritte, es war zwar nicht sehr ehrenhaft vor einer Frau wegzulaufen, doch er wollte nicht darüber reden. Allerdings kam ihm ihre Stimme bekannt vor, doch wagte er es nicht sich umzudrehen, denn dann würde der Sprecher erkennen, dass er ihn bemerkt hatte. „Shay Feran, wirst du wohl stehen bleiben. Sofort!“ Nicht, dass Shay es vorhatte, doch der Befehlston des letzten Wortes, ließ ihn im Schritt erstarren. Er war es einfach gewohnt sofort auf Befehle zu reagieren, egal von wem sie kamen. Selbst wenn es nur in den wenigsten Fällen eine Frau war die sie ihm erteilte, sein Vater hatte ganze Arbeit geleistet. Jetzt musste er sich auch umwenden, was er auch machte. Er sah eine schwarzhaarige Frau, die ihm gelassen entgegenkam. Nur ihr schneller Atem zeigte, dass sie bis eben noch ein schnelleres Tempo angeschlagen hatte. Shay kannte sie, bis vor einigen Jahren war sie noch Gast auf ihrer Burg gewesen, um Susan ein wenig zu unterhalten, oder auch umgekehrt. Auch wenn sie eher an Sebastian interessiert gewesen war, der ebenso alt wie sie war. Es waren immer seine Brüder gewesen, für die man sich interessiert hatte, nie er. Sie blieb neben ihm stehen, ihre grünen Augen erinnerten an eine Katze und mit einem undeutbaren Blick, der diesen Tieren ebenso zueigen war, sah sie ihn auch an. Shay war sich bewusst, dass er etwas sagen musste, nur was? Vor allem weil ihm nun in der Hektik nicht einmal ihr Name einfiel. Immer in so unpassenden Momenten musste ihn sein Gedächtnis im Stich lassen! „Wenn Ihr nun meinen Namen vergessen habt, bin ich ernstlich verstimmt, Shay.“ „Aber iIhr würdet es mir doch nachsehen, oder?“ Er rettete sich in ein, wie er hoffte, versöhnliches Lächeln. Nein er wusste es wirklich nicht und es gab auch keine Garantie, dass es ihm in den nächsten Sekunden noch einfallen würde. „Kommt immer auf die Gegenleistung an. Mein Name und meine Vergebung, gegen etwas von Eurer Zeit.“ Dabei hielt sie ihm eine Hand hin und lächelte zufrieden, als er sie pflichtschuldig ergriff. „Ihr verkauft euch dabei deutlich unter Wert.“ Shay führte ihre Hand zu seinem Mund, stoppte aber knapp davor, bevor er sie wieder senkte. Dafür bettete er sie auf seinen Arm. Ein anerkennendes Lächeln umspielte die Lippen der Frau, als sie einige Schritte machte und so auch die Richtung ihres Spaziergangs bestimmte. „Ein Mann, der den Wert einer Frau noch zu schätzen weiß, wie selten. Ihr könntet beinahe Lord Alrin Konkurrenz machen.“ Egal woher Shay seinen Charme eben bekommen hatte, bei der Erwähnung dieses Namens verschwand er wieder. Doch er war zu gut erzogen, um gegenüber einer Dame unfreundlich zu sein, seine Mutter würde das niemals dulden. Aber ihm gefiel weder die Richtung dieses Gesprächs, noch die ihres Weges, denn dieser führte in die belebteren Gebietes des Schlosses. Genau die, die Shay bewusst gemieden hatte. „Ich glaube nicht, dass Lord Alrin den Wert irgendeines lebenden Wesens zu schätzen weiß.“ Seinen Arm tätschelnd, folgte seine Begleiterin unbeirrbar ihrem Weg. „Da tut Ihr ihm Unrecht. Lady Karen.“ „Was?“ Bei dem abrupten Themenwechsel, denn nichts anderes konnte ihre letzte Bemerkung sein, sah er sie überrascht an. Aber es stimmte, nun wo sie ihm diesen Namen gesagt hatte, fügten sich die Teile in seinem Gedächtnis wieder zusammen. Die guten und schlechten Erinnerungen kamen wieder. Zum Beispiel fiel ihm wieder ein, dass er ihr ein unfreiwilliges Bad im Fischteich seiner Mutter verdankte. Sie lachte amüsiert. „Das ist mein Name. Aber wo wir schon einmal bei Lord Alrin sind, geht es Euch gut? Sind Eure Verletzungen schon wieder verheilt?“ „Bitte?“ Verständnislos sah Shay die Ältere an. Welche Verletzungen? Waren das die Gerüchte, die um ihn herum kursierten? Er war nicht verletzt, das war ja das Demütigende an dem ganzen Duell. Nicht einen einzigen Kratzer hatte Christian ihm zugefügt und war trotzdem als Sieger hervorgegangen. Um sie herum füllten sich nun die Gänge, Adelige standen in Gruppen, oder auch alleine in den Gängen oder folgten ihren Wegen. Karen erwiderte seinen Blick unschuldig. Doch dann glitt ihr Blick beinahe unverschämt prüfend über seinen Körper. „Na Eure Verletzungen von dem Duell. Welchen Grund hättet Ihr sonst, euch tagelang in Eurem Zimmer aufzuhalten?“ Wenigstens benutzte sie nicht das Wort verstecken, wenn sie es auch eindeutig dachte. Ihm war das kurze Stocken kurz vor dem Satzende nicht entgangen und sie hätte damit ja auch Recht. Er hatte sich versteckt und für sein Verhalten schämte er sich auch, doch das war immer noch seine Privatangelegenheit. „Ich war nicht verletzt.“ Wenn dann war es nur sein Stolz, das konnte er jedoch nicht aussprechen. Seine Stimme war nicht mehr als ein Murmeln, doch war es seiner Begleiterin nicht verborgen geblieben, zumindest reagierte sie darauf. „Und warum habt Ihr dann nicht am gesellschaftlichen Leben teilgenommen?“ Karen blickte ihn nun ihrerseits verständnislos an. Sie sah aus, als sähe sie etwas sehr Seltenes vor sich. „Das versteht sich doch von selbst!“ Hastig sah Shay sich um und senkte seine Stimme wieder. „Ich habe verloren.“ Karen führte ihn in einen Seitengang, blieb aber sofort stehen, sobald sie nicht mehr vom Hauptgang aus zu sehen waren. Sie legte eine Hand unter sein Kinn und hob es so, das sie sich ansahen. „Dummer, dummer Junge.“ Shay wollte auffahren, doch der ernste Blick von Karen hielt ihn davon ab. Ebenso wie die Tatsache, dass sie gleich wieder weiterredete. „Glaubst du, du bist der Einzige, der gegen ihn verloren hat? Halte dich bloß nicht für etwas Besonderes, denn das bist du nicht. Christian hat schon viele Duelle gewonnen und jeder seiner Gegner hat verloren und überlebt, doch hatten diese genug Rückgrat ihre Niederlage wie ein wahrer Mann durchzustehen. Sie haben sich nicht verkrochen, weil ihr Stolz das nicht vertragen konnte. Glaubst du wirklich, die Leute zerreißen sich den Mund über dich? Wir sind am Hofe! Hier passiert laufend etwas Neues, das wesentlich interessanter ist als ein weiteres gewonnenes Duell von Christian. Wenn dich wirklich jemand darauf anredet, dann ist er entweder dein Gegner, oder ein Idiot. Und nun solltest du dir eine Verletzung ausdenken, die deine Abwesenheit erklärt.“ Shay sah sie fassungslos an. Bis jetzt hatte außer seiner Familie noch nie jemand so mit ihm geredet. Allerdings glaubte er ihr nicht ganz, wie gesagt dies war der Hof, da sprach sich alles herum, sogar ein Duell. Karen war eben eine Frau, sie verstand nicht die Bedeutung eines Duells. Es ging dabei um Ehre, um Mut und um… verdammt, es schien tatsächlich niemanden zu interessieren! Karen hatte seine Hand ergriffen und sie wieder in den anderen Gang geführt. Es war wie sie gesagt hatte, kein Mensch interessierte sich für ihn. Zwar beobachteten die Adeligen alle jemanden, doch war das nicht er. Kein einziger Blick ruhte auf ihm, niemand schien gar Notiz von ihm zu nehmen. Sanft tätschelte Karen abermals seinen Unterarm. Sie lächelte nun wieder versöhnlich. „Mach dir nichts daraus. Hier ist jeder damit beschäftigt seine eigenen Duelle auszufechten, nur tun sie das nicht mit Gewalt oder Waffen. Jeder behält seine Intrigen ihm Auge, informiert sich bei seinen Spionen über die wirklich wichtigen Dinge und organisiert sich selbst den neuesten Klatsch. So etwas wie euer Duell ist nicht zu verwerten.“ Shay war erschüttert, wie wenig seine Anstrengungen zählten, die Ehre seiner Familie wieder herzustellen. Das interessierte hier niemanden außer ihm selbst, ja nicht einmal seine eigene Schwester. Er hätte sterben können und es wäre allen hier nur einige Worte wert gewesen, die gleich wieder vergessen wurden. „Dann muss ich mir auch keine Geschichte für meine Abwesenheit ausdenken, weil ich sowieso keinen interessiere.“ Es erstaunte Shay selbst, wie bitter seine Stimme bei dieser Bemerkung klang. Karen schüttelte bedacht den Kopf. „Nein, die Leute kennen dich, sie reden über dich. Nur nicht wegen des Duells mit Christian, sondern weil du der Schoßhund deiner Schwester bist.“ Sie löste ihre Hand von seinem Arm und wies mit der anderen Hand in einen Seitengang. „Wenn du diesem Gang folgst, kommst du ungesehen zu den Trainingsplätzen. Falls du vorhast dich weiter zu verstecken.“ Mit einem leicht spöttischen Lächeln wandte sie sich um und folgte einem anderen Seitengang. Wie betäubt nickte Shay. So sah man ihn also, als das Schoßhündchen seiner Schwester? Er wollte sie doch nur beschützen vor allen Gefahren die hier am Hofe lauerte. Nur nach Karens Worten wusste er nicht mehr, ob diese Gefahren nicht anders aussahen als er gedacht hatte. Scheinbar musste sich nun einiges bei ihm ändern und damit sollte er sofort beginnen. Dem Seitengang keine Beachtung schenkend, folgte er dem Weg, den alle Adeligen benutzten, um die Trainingsplätze zu erreichen. Mit einem erfreuten Lächeln, sah Karen wie Shay den Hauptweg zu den Trainingsplätzen folgte. Dann zog sie ihren Kopf wieder zurück und sah zu der Person, die in diesem Seitengang auf sie gewartet hatte. „Zufrieden?“ „Voll und ganz, ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.“ Das ging runter wie Honig. Sie war eben eine Frau und als solche erfreute sie jedes Lob, das sie bekam, vor allem wenn sie es von ihrem Gegenüber hörte. „Ich habe das nicht nur für dich getan, das sollte dir klar sein.“ Ihr Gesprächspartner bewegte sich und zwei Hände legten sich auf jeder Seite ihres Kopfes auf die Mauer. Christian schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln. „Ach liegt dir etwa etwas an seinem Wohlergehen?“ Karen benötigte einen Moment um sich wieder zu beruhigen und sich nichts anmerken zu lassen. Gott, dieses Lächeln gehörte verboten. Im Moment wusste sie, wie sich all die Frauen fühlten, die sich zu ihm hingezogen fühlten. Jede von ihnen wusste, dass sie nicht die Einzige war und am nächsten Morgen schon Geschichte sein würde und doch ließen sie sich auf ihn ein. Doch Karen war nicht so töricht wie diese Frauen, oder auch Männer. Sie würde ihre Freundschaft nicht einer Nacht opfern, dafür war ihr diese zuviel wert. So einen Mann wie Christian fand man nicht alle Tage. Humorvoll, geradeheraus für jede Schandtat zu haben und so herrlich verdorben, eben genau wie sie. Auch sie lächelte nun, als sie Christians Blick amüsiert erwiderte. „Er ist ein alter Freund von mir, natürlich sorge ich mich um sein Wohlergehen. Vielleicht kann man ja sogar diese Freundschaft wieder aufleben lassen?“ Als ob sie dieser kleine Junge reizen würde. Nein, ihr ging es nur um Christians Reaktion auf ihre kleine Kampfansage. Diese ließ auch nicht auf sich warten, als er sich näher zu ihr beugte. „Aber, aber Karen du wirst mir doch nicht in die Quere kommen?“ Dass er immer noch lächelte, war ein gutes Zeichen, das hieß er hatte ihre Worte als das aufgefasst was sie waren. Eine freundschaftliche Provokation. Karen legte eine Hand auf Christian Brust und drückte ihn etwas von sich weg, um sich wieder zu befreien. Sie ging einige Schritte, bevor sie sich wieder umdrehte. „Das muss ich nicht, das wirst du selbst. Ich habe dir bereits gesagt wie Shay ist, das wird es dir sehr schwer machen. Allerdings freue ich mich auf das Schauspiel, das ihr beide mir bieten werdet.“ Mit diesen Worten drehte sie sich wieder um und folgte ihrem Weg. So entging ihr das amüsierte Kopfschütteln ihres Freundes, doch das spielte keine Rolle. Eines wusste Karen auf jeden Fall, wenn er ihre Worte nicht ernst nahm, würde er sich diesmal übernehmen. Shay war vielleicht ein kleiner Junge, doch seine Eltern hatten bei seiner Erziehung eine Menge falsch gemacht. Der Mensch, der dabei herausgekommen war, war wirklich nicht gerade umgänglich. Daran konnte nicht einmal mehr Christian etwas ändern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)