Love me,… Devil? von Satnel ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Titel: Love me,… Devil? Teil: 5 „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Nachdenklich saß Shay über einem weißen Blatt Papier. Jetzt war er da, der Moment in dem es unausweichlich war. Er musste seinem Bruder antworten. Heute war ein Bote aus ihrer Burg gekommen mit einem Brief für ihn. Natürlich stand nichts Wichtiges in dem Brief, das war nie der Fall. Liam und er unterhielten sich nicht über wichtige Dinge, dafür hatte sein Bruder ihren Vater. Das war schon seit Jahren so, warum sollte sich das mit einem Mal ändern? Seit sein Bruder wusste, dass er Vaters Nachfolger werden sollte, hielt er sich für etwas Besseres. Auch wenn man nicht so über seinen Bruder denken sollte, anders konnte er es nicht ausdrücken. Ja, er war etwas Besseres als die Bauern und Arbeiter, das waren sie alle, aber er war doch nicht besser als seine Geschwister. Doch auch wenn der Inhalt dieses Briefes ohne tieferen Sinn war, so verstand Shay die Warnung dahinter. Wenn er nicht antwortete, dann würde Liam oder gar ihr Vater selbst kommen. Genau das war aber das, was Shay verhindern wollte. Nicht weil er Susan schützen wollte, sondern weil er nicht wollte, dass Liam die Dinge hier in die Hand nahm. Er wollte nicht, dass sein Bruder das schaffte, woran er scheiterte. Das war ihm schon zu oft passiert. Stöhnend barg er sein Gesicht in seinen Händen. Eigentlich hätte er ihm schon längst geantwortet, doch was sollte er ihm erzählen? Dass er versagt hatte, oder dass er die Dinge im Griff hatte? Nichts davon entsprach der Wahrheit. Er hatte nicht versagt, denn er würde die Dinge regeln, aber im Griff hatte er sie auch nicht, am wenigsten Susan selbst. Seine Schwester widersprach ihm in allem und folgte nie seinen Anweisungen. Nicht einmal seine Strafen konnte er richtig durchsetzen, weswegen Susan diese auch nicht fürchtete. Die einzige Strafe, die sie fürchtete, würde ihn gleichzeitig wieder demütigen. Denn wenn er sie heimschickte, dann zeigte er zeitgleich, dass er versagt hatte. Wenn er nicht einmal seine Schwester beschützen konnte, wie sollte er es dann einmal bei seiner Familie schaffen? Dieses Signal wollte er nicht setzen. Hinter ihm knallte eine Türe zu, Susan war wieder da. Shay erwartete gleich die Tür zu ihrem Zimmer zu hören, doch stattdessen wurde seine Tür aufgerissen. „Ich will, dass du ihn tötest!“ Was war denn nun schon wieder los? Gelassen drehte sich der Braunhaarige um. „Wen meinst du?“ „Wen soll ich schon meinen? Lord Alrin!“ Susan wirkte wie der personifizierte Racheengel so wie sie in der Tür stand. In ihren Händen hielt sie noch immer die Türklinken der beiden Türflügel und ihre Augen blickten ihn hasserfüllt an. Jedoch galt der Hass nicht ihm, was ihn beruhigte. Es war nie gut, wenn seine Schwester auf jemanden wütend war und schon gar nicht auf ihn. Denn im Gegensatz zu ihm, glaubte man ihr alles. „Das habe ich auch vor. Das sagte ich dir doch sch…“ Shay stockte mitten im Satz. Hier stimmte etwas nicht. Noch gestern war ihr Christians Leben wichtiger gewesen als seines und jetzt wollte sie, dass er ihn umbrachte. „Du warst bei ihm!“ Schon wieder hatte sie sich über sein Verbot hinweggesetzt. Wie sollte er sie so beschützen? Das war unmöglich, konnte sie das nicht einsehen? Man merkte, dass dies nicht die Reaktion war, die Susan erwartet hatte. Doch davon ließ sie sich nicht einschüchtern. „Natürlich war ich bei ihm. Ich war um dich besorgt und wollte, dass er das Duell absagt.“ „Dein Vertrauen in meine Fähigkeiten ist wirklich überwältigend.“ Der Ältere wusste nicht, ob er nun enttäuscht oder beleidigt sein sollte. Es hielt sich gerade beides die Waage. Warum konnte sie nicht einfach darauf vertrauen, dass er es schaffte sie zu rächen? Das stellte zwar ihre Ehre nicht mehr her, sorgte aber für ausgleichende Gerechtigkeit. Und der Name ihrer Familie war wieder unbefleckt und das war, was in den Augen seiner Eltern zählte. Wenn man davon absah, dass es nicht einmal soweit hätte kommen dürfen. Wenigstens konnte man ihm nicht vorwerfen, dass er seine Fehler nicht ausbesserte. „Ich kenne deine Fähigkeiten, Shay.“ Susan verließ ihren Posten bei der Tür und kam auf ihn zu. Ihre Stimme hatte nun einen versöhnenden Ton und sie wirkte ruhig, als sie sich auf die Truhe setzte, die am Fußende seines Bettes stand. „Du bist ein guter Kämpfer, doch nicht der Beste. Bis jetzt hat Lord Alrin jedes Duell gewonnen, das sind leider sehr gute Ergebnisse.“ Ja, davon hatte er gehört, doch das schüchterte ihn nicht ein. Das sagte gar nichts aus. Wie viel war jedes Duell? Zwei, drei? Das machte keinen guten Kämpfer aus, auch er gewann die meisten seiner Übungskämpfe. „Sagst du das, weil du dich wirklich um mich sorgst, oder weil du Angst hast, dass Liam meinen Platz einnehmen könnte?“ Der Gesichtsausdruck seiner Schwester sprach Bände. Das war wohl eine Möglichkeit, die sie noch gar nicht in Betracht gezogen hatte. Und sie gefiel ihr nicht. Shay seufzte abermals. „Keine Sorge, ich habe nicht vor zu verlieren. Jetzt muss ich aber einen Brief an Liam schreiben.“ „Nein!“ Mit einem Mal fuhr Susan hoch und kam zu ihm. Sanft legte sie ihm die Hände auf die Schultern und lächelte leicht. „Ich werde diesen Brief schreiben, geh du lieber trainieren.“ Das war eine gute Idee vor allem, weil er sowieso nicht darauf erpicht war diesen Brief zu schreiben. Jedesmal fehlten ihm dabei die Worte. Nur gab es bei der Sache einen Haken. „Susan, du hast das letzte Mal einen Brief geschrieben, als du dreizehn warst.“ Und das Ergebnis sprach nicht gerade für sich. Zwar hatte sie wie ihre Brüder Unterricht in lesen, schreiben und rechnen erhalten, doch nur soweit wie es für ein Mädchen sinnvoll war. Ein formeller Brief gehörte nicht dazu. „Dann werde ich ihn einem Sekretär ansagen, der weiß schon wie er meine Worte auslegen muss. Geh du trainieren, wir wollen doch nicht, dass Liam sich hierher bemühen muss.“ Auch wenn ihre Stimme bei den ersten Worten wieder scharf geklungen hatte, so war sie am Ende wieder schmeichelnd geworden. „Du weißt, dass Liam diesen Brief bekommen muss?“ Jedoch stand Shay bereits auf und griff nach seinem Schwert. Susan machte nur eine wedelnde Handbewegung, deren Bedeutung klar war. „Ich weiß. Geh trainieren.“ Kopfschüttelnd verließ Shay den Raum. Auch wenn er nicht dachte, dass er das Training benötigte, so würde er trotzdem etwas üben. Seit er hier war hatte er seine Fertigkeiten etwas vernachlässigt. Wie sollte man sein Training auch einhalten, wenn man immer ein Auge auf seine Schwester haben musste? Mit einem lauten Gähnen stieg Christian in die Kutsche ein, in der bereits Raoul auf ihn wartete. Dieser grinste ihn vielsagend an. „Anstrengende Nacht gehabt?“ „Wie kommst du nur darauf? Sie war eher zu lang und zu einsam.“ Auch wenn Christian von seinem Können überzeugt war, so schwächte er sich nicht absichtlich vor einem Kampf. Nein, diese Nacht hatte er alleine verbracht, was er wirklich bedauerte. Es hatte durchaus einige Schönheiten auf Karens Empfang gegeben, da war es wirklich schwer gewesen standhaft zu bleiben. Bei der Bemerkung hob Raoul eine Augenbraue. „Tja, dann hoffe ich, dass ich deinem Bruder keine schlechte Nachricht überbringen muss.“ Christian hob eine Hand und klopfte an die Kutschenwand hinter sich. Auf das Zeichen hin setzte sich diese auch in Bewegung. „Du musst ihm gar keine Nachricht überbringen, wenn ich gewinne. Glaub mir, er muss gar nicht wissen, was ich alles so treibe.“ Im Gegensatz zu seiner Mutter würde er diese Nachricht wohl verkraften, doch nicht unbedingt gutheißen. Sie verstanden sich, doch er musste im Gegensatz zu Christian so tun, als würde ihm der gute Name ihrer Familie etwas bedeuten. Nun was Geschäfte anging konnte man sich auf ihre Familie durchaus verlassen. Ihre Ländereien versorgten sie mit genügend Geld, um damit großzügig zu spekulieren und sie hielten all ihre Versprechen. Christian lächelte und wand sich seinem Freund zu. Wenn er schon einmal die Gelegenheit hatte mit ihm zu reden, dann wollte er diese Möglichkeit auch nutzen. „Was macht eigentlich deine Aufgabe? Hört dein Schützling auf dich?“ Das war nicht das was er fragen wollte, aber das Einzige, das er fragen konnte. Einige ahnten, dass zwischen Casey und Raoul mehr lief als nur ihre berufliche Beziehung, doch niemand sprach es aus. Es war eben ersichtlich für jemanden, der wusste, nach was er suchen sollte, aber aussprechen sollte man es nicht. Der Kronprinz und sein Berater? Das war undenkbar. Wenn auch ihre neue Prinzessin damit einverstanden war, wenn man dem Anschein glauben konnte. Na ja Kiana war immer eher ungezwungener gewesen, wenn auch nicht so ungezwungen sich auf ihn einzulassen. Raoul seufzte tief und lachte dann. Der Blonde fiel in dieses Lachen ein. Das war wohl Antwort genug, da benötigte es keine Worte. Sie schwiegen eine Weile, doch war es kein unangenehmes Schweigen. Sie schwiegen ja nicht, weil sie sich nichts zu sagen hatten, sondern weil es nichts gab das erwähnenswert war. Es war Raoul, der das Schweigen wieder brach. „Was ist? Hast du herausgefunden, ob du schuldig bist?“ „Nein ich bin nicht schuldig. Ich habe nicht mit ihr geschlafen, das hat mir sogar Rida bestätigt und wenn jemand in meinem Bett war, dann weiß er es.“ Schließlich war es seine Aufgabe auf ihn aufzupassen. Das schloss auch solche Situationen mit ein. Manchmal fragte sich Christian wirklich wann Rida überhaupt schlief? „Dann hattest du Recht.“ „Warum erstaunt dich das?“ Grinsend sah Christian den Schwarzhaarigen an. Natürlich war das keine ernst gemeinte Frage. Sie kannten schließlich Beide seinen Ruf. „Weil ich dich kenne.“ Raoul erwiderte sein Lächeln. Allerdings wurde er dann wieder ernst. „Wirst du es ihm sagen?“ Christian schüttelte den Kopf. Er hatte schon darüber nachgedacht, doch das würde kaum etwas bringen. Es gab keine Beweise, die Shay akzeptieren würde, da er dem Wort seiner Schwester vertraute. Was in seinen Augen unverständlich war. „Es würde nichts nützen.“ Leise seufzte sein Begleiter. „Wenn ich ehrlich bin, dann kann ich ihn verstehen.“ „Würdest du deinen Schwestern jedes Wort glauben?“ Da er keine Schwestern hatte, konnte er das nicht verstehen. Aber Raoul war mit mehr Frauen in der Familie gesegnet, als für einen Mann gut war. „Weißt du Marie redet viel wenn der Tag lang ist. Eigentlich redet sie nur, es ist schwierig, da das Wichtige herauszufiltern. Bei Claire jedoch nehme ich jedes Wort für bare Münze. Sie ist nicht der Mensch für belanglose Unterhaltungen.“ Raoul zuckte nur mit einer Schulter. Was ihr auch schwer fallen würde, da sie stumm war, doch das sprach Christian nicht aus. Er wusste, dass Raouls Schwester trotz ihrer Behinderung nicht dumm war. Und eine Frau, die nichts sprach war einmal eine nette Abwechslung. Die Kutsche wurde langsamer und hielt dann an. „Ich schätze, wir sind da.“ Es war ein unnötiger Kommentar, doch Christian fieberte diesem Duell nicht gerade entgegen. Wenn er ehrlich war, fehlte ihm jegliche Motivation dafür. Leider, würde das wohl kaum auf seinen Gegner zutreffen, dem er sich nun stellen musste. Mit einem letzten Lächeln zu Raoul öffnete er die Tür und verließ die Kutsche. 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