Nur eine Nacht von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1 Hermine betrat die karge Zelle. Ihre Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen und so schweiften sie umher, um Draco Malfoy ausfindig zu machen. Hinter ihr rumpelte der Riegel der Kerkertür, als das magische Schloss wieder absperrte und sie mit dem Gefangenen alleine ließ. „Malfoy…?!“ Dann erspähte sie ihn auf einem großen Steinquader – auf Decken liegend hatte er es sich dort bequem gemacht. Draco schaute auf, sie erkannte seinen hellen Schopf in der Dunkelheit und wandte sich ihm zu. „Granger, wie schön dich zu sehen“, begrüßte er sie in süffisantem Ton und drehte den Docht der am Kopfende stehenden Öllampe ein wenig höher. Hermine starrte genervt zur Decke. „Malfoy, was ist es? Warum willst du ausgerechnet mich sehen?“, ihre funkelnden Augen blitzten ihn jetzt gefährlich an. „Nun ja, Potter wollte von mir wissen, wo Snape sich versteckt hält. Aber du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich es ihm verraten würde.“ Malfoy schmunzelte. „Er war kurz davor, den Cruciatus anzuwenden, um es aus mir rauszubringen.“ „Das kann ich mir vorstellen, Malfoy, du hast eine unnachahmliche Art, Menschen auf die Palme zu bringen, insbesondere Harry“, Hermines Stimme wirkte nun bedrohlich, ganz so, als würde sie selbst mit dem Gedanken spielen, Malfoy mit dem Cruciatus so lange zu foltern, bis er endlich das Versteck Snapes preisgäbe. Malfoy erwiderte mit einem unverhohlenen, sarkastischen Lächeln auf den Lippen. „Ja, aber ihr könnt diese Flüche nicht einsetzen. Eure angebliche Moral hält euch davon ab. Und weil meine Tante mir Okklumentik bis zu Perfektion beigebracht hat, werdet ihr es auch nicht anders aus mir rausbringen.“ Hermine schluckte, er hatte Recht. Den unverzeihlichen Fluch konnten sie nicht anwenden und wenn Draco gegen jegliche Legilimens geschützt war, so würde auch dies nicht fruchten. Sie erinnerte sich, dass selbst Snape einst nicht in Malfoys Gedanken blicken konnte. Es entstand eine lange Pause, in der sich die beiden ausgiebig musterten. „Also Malfoy – schön und gut. Ich habe deine Einstellung verstanden. Du wirst uns nicht sagen, wo Snape sich versteckt. Und du hast mich kaum hergebeten, damit ich dich dennoch dazu überrede. Ich wiederhole also meine Frage: Sag endlich, warum du ausgerechnet mich sehen wolltest! Ich habe besseres zu tun, als dir in diesem armseligen Kerker Gesellschaft zu leisten.“ Draco Malfoy erhob sich von dem Steinquader und sah Hermine nun stehend in die Augen. Diese wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als er plötzlich nur wenige Yards vor ihr stand und obwohl sein rechtes Handgelenk über eine eiserne Kette mit einer großen, runden Öse an der Wand verbunden war. Das Lächeln in seinem Gesicht wurde nun diabolisch und seine Stimme klang wie das Zischen einer Schlange. „Ich will eure – oder besser gesagt deine Moral auf die Probe stellen, Granger.“ Malfoy beobachtete sie genau, bevor er fortfuhr, ganz so als wolle er sie taxieren und bis ins Kleinste planen, was er nun sagen würde. Hermines Gesicht nahm schon wieder den genervten Gesichtsausdruck an. „Was meinst du, Malfoy?“ Dann endlich schoss er seine Breitseite ab. „Ich werde euch Snapes Versteck verraten, wenn du mit mir schläfst“, seine grauen Augen schienen bei den Worten im Dunkeln zu leuchten und wirkten noch diabolischer als zuvor. Hermines Mund klappte auf, aber sie brachte zunächst kein Wort hervor. „Wie bitte?“, fragte sie schließlich stockend und durchbohrte ihn mit einem eiskalten Blick. „Du hast mich schon verstanden!“ Seine Antwort kam trocken zurück. „Malfoy, du spinnst wohl! Und außerdem hasst du mich genauso wie ich dich. Warum würdest du Sex ausgerechnet mit mir wollen? Mir, einem Schlammblut?“, Hermine schüttelte ungläubig den Kopf. „Oh, glaube nicht, dass ich es fordere, weil es mir Spaß machen würde“, sein Lächeln wurde noch gemeiner. „Und ich habe dir eben schon gesagt, warum ich es verlange: Ich will eure angebliche Moral auf die Probe stellen.“ „Ich weiß nicht, wie du mit dieser unverschämten Forderung unsere Moral prüfen willst, Malfoy. Ganz im Gegenteil, ein derartig unmoralisches Ansinnen ist von vorneherein…“ „Granger, du bist doch sonst immer so aufgeweckt“, unterbrach er sie. „Muss ich es dir tatsächlich erst noch erläutern?“ Hermine starrte ihn nur verdutzt an. Gespielt angestrengt atmete Malfoy tief durch. „Nun gut – ich erkläre es dir. Ihr müsst Snape finden, um an den Dunklen Lord ranzukommen und ihn zu vernichten. Es ist eure letzte Chance, den Krieg noch zu gewinnen. Und ich bin der einzige, der euch dabei helfen kann. Ich weiß, wo Snape ist, doch selbst mit Legilimens werdet ihr es nicht aus mir herausbekommen. Es bleiben euch also zwei Möglichkeiten. Ihr foltert mich mit dem Cruciatus oder gar den noch widerwärtigeren Muggelinstrumenten, bis ich es euch gestehe oder aber ihr geht auf meinen Handel ein.“ Schlagartig wurde Hermine Malfoys teuflischer Plan klar. Wenn sie ihn folterten und malträtierten bis er Snapes Versteck preisgeben würde, dann würden sie ihre eigene Ziele, Ansprüche und Moral, für die sie kämpften, verraten. Aber andererseits: Wenn sie mit Malfoy schlief und Ron auf diese Weise betrog, würde sie ebenso unmoralisch handeln. Eine perfide Zwickmühle, die Malfoy aufgestellt hatte. In Gedanken verfluchte sie ihn. „Du musst verrückt sein!“, warf sie ihm schließlich aufgebracht an den Kopf. Aber er grinste nur. Hermine ging nun in der kleinen Zelle auf und ab – das von Malfoy Gesagte schoss ihr wieder und wieder durch den Kopf. „Nur eine Nacht, Granger, eine Nacht mir dir“, jetzt klang seine Stimme weich und schmeichelnd aber sie glaubte, immer noch den sarkastischen Unterton darin zu erkennen. Was würde passieren, wenn sie sich wirklich darauf einließe? Nein, niemals, es würde einen nie mehr zu heilenden Keil zwischen Ron und sie treiben. Und genau das wollte sicher dieses Malfoy’sche Aas, Zwietracht und Unfriede sähen, wie immer. Andererseits war es die wohl letzte Chance, den Krieg zu gewinnen und das Leiden und Sterben von so vielen Menschen zu beenden. „Ich hasse dich, Malfoy“, sie warf ihm einen finsteren Blick zu, doch er zog nur die Augenbrauen hoch. Wenn sie es wirklich täte… in Gedanken formierten sich Bilder, in denen sie sich vor Malfoy entkleidete… Nein, nein, nein! Sofort verbannte Hermine sie aus ihrem Hirn. Es konnte doch nicht wahr sein, dass sie seinen Vorschlag überhaupt ernsthaft in Erwägung zog. Sie wurde zusehends wütender und während sie weiter auf und ab ging, warf sie Malfoy immer wieder tödliche Blicke zu. Nein, damit würde er nicht durchkommen. Es musste eine andere Lösung geben, einen anderen Weg, an Snapes geheimes Versteck zu kommen. Sie zermarterte sich den Schädel. Wie? Wie? Wie? Es fiel ihr einfach nichts ein. Schließlich hatte sie genug. Das Blut pochte in ihren Ohren und sie fühlte, wie ein großer Kloß aus ihrem Magen in Richtung Kehle aufstieg. Dann zog sie ihren Zauberstab und zielte auf Malfoy. „Malfoy, du wirst mir jetzt sagen, was ich wissen will: Wo ist Snape?“ „Was sonst? Folterst du mich zu Tode und verrätst die Prinzipien, für die du zu kämpfen behauptest?“, Malfoy gab sich alle Mühe, zuversichtlich zu klingen, doch angesichts des auf ihn gerichteten Zauberstabes und der zitternden Schlammblut-Hexe, die er in eine Ecke getrieben hatte, war er sich seiner Sache nicht mehr ganz so sicher. „Es wird niemand erfahren, wenn ich den unverzeihlichen Fluch einsetze“, zischte sie ihm zu. „Du selbst wirst es immer wissen! Und außerdem: Willst du mich tatsächlich auch noch töten, damit ich es niemandem mehr berichten kann?“ Ihr Zauberstab zuckte in der Hand. „Dir wird niemand glauben!“, ihre Stimme erhob sich – noch lauter und bedrohlicher fuhr sie fort: „Ich zähle jetzt bis drei. Und wenn du bei drei nicht sagst, wo Snape sich versteckt, werde ich den Cruciatus benutzen, um es aus dir rauszuholen, das kannst du mir glauben“, eine Strähne ihres gewellten, langen Haares hing ihr ins Gesicht und sie sah so wild und entschlossen aus wie noch nie. Totenstille. Malfoy spielte kurz mit dem Gedanken eines Widerspruchs, zog es angesichts der wilden Hexe dann aber doch vor, lieber still zu sein. „EINS“ Ihre Hand zitterte erneut. „ZWEI“ Draco ging in die Knie. Einen flüchtigen Moment dachte Hermine, er wolle sie vielleicht anflehen, als er diese unterwürfige Pose einnahm, doch dann war sie sich sicher, stattdessen wollte er es ihr nur noch schwerer machen, den unverzeihlichen Fluch auszusprechen. Ihr Zauberstab war nun abwärts auf seine Brust gerichtet. „DREI“ Draco schloss die Augen. Hatte er diesmal vielleicht zu viel riskiert? Das Schlammblut war nun sein Schicksal. „CRUCIO!“ Er hörte den lauten Ausruf und ließ alle Hoffnung fahren. Sie hatte es tatsächlich getan, sie würde ihn lieber foltern und all ihre Prinzipien aufgeben als sich ihm hingeben. Für einen Moment spürte er einen stärkeren und schmerzhafteren Stich in der Brust als es jeder Cruciatus-Fluch jemals bewerkstelligen könnte. Dann erwartete er die Auswirkungen des echten Zauberspruchs, doch merkwürdigerweise blieben sie aus. Keine höllischen Schmerzen, kein Winden in Agonie, kein Brennen aller Nervenenden und er kniete immer noch, statt sich zuckend vor ihr auf dem Boden zusammenzurollen. Vorsichtig öffnete er wieder die Augen. Hermines Zauberstab war wie zuvor auf ihn gerichtet, aber er erkannte im Halbdunkel schnell, dass dessen Position leicht verändert war. Dieser zielte nun knapp an seiner Brust vorbei in die Wand hinter ihm. Sie hatte danebengeschossen, ihn im letzten Moment absichtlich verfehlt – ihn verschont. Malfoy atmete tief durch und sah in ihre Augen. Hermines ganzer Körper bebte. Sie begriff das alles nicht. Eigentlich wollte sie ihn wirklich foltern, bis dieser unverschämte Slytherin ihr alles gestand und obendrein für seine Frechheiten um Gnade winselte. So sehr wollte sie ihn leiden sehen. Aber im letzten Moment hatte irgendeine kleine Stimme in ihrem Inneren sich gemeldet und es verhindert. Ihr Gewissen? Ihr Anstand? Ihre von Malfoy verhöhnte Moral? Sie erkannte, wie auch Malfoy zitterte, doch der schien sich schnell zu erholen und setzte schon wieder sein überlegenes, schmieriges Lächeln auf. Hermine zog den ausgestreckten Arm mit dem Zauberstab zurück und bemerkte erst jetzt, wie sehr ihr Atem vor Anspannung rasselte. Auf dem Absatz machte sie kehrt und wandte sich Richtung Kerkertüre. Am liebsten hätte sie die ganze letzte Viertelstunde aus ihrem Gedächtnis radiert, um nichts mehr davon zu wissen. Malfoy wollte nicht reden? Gut, sie würden einen andern Weg finden, Snape aufzutreiben, redete sie sich ein. Sollte der blonde Mistkerl doch hier unten verrotten. Mir egal, dachte sich Hermine und diese unverschämte, anzügliche Offerte konnte sich Malfoy gleich dreimal an den Hut stecken. Sie entfernte sich von ihm, während er sich von den Knien wieder erhob und Hermine hinterher blickte. „Gib dich mir hin für eine Nacht und ihr werdet alles erfahren!“, rief er ihr grinsend hinterher als sie durch die Türe die Zelle verließ. Siegessicher ließ er sich auf dem großen Steinquader nieder und musste erschrocken feststellen, wie er sich im Geiste tatsächlich das Schlammblut ohne ihre Kleider vorstellte. - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)