Tokyo Summer Rain von RUIZA ================================================================================ Kapitel 1: tokyo summer rain ---------------------------- Jeden Sommer das Selbe. Heftiger Regen flutete die Straßen, prasselte auf den Asphalt, ließ die ganze Welt wie in einem grauen Schimmer verschwimmen. Uruha ging die Straße entlang, fast alle Straßen waren leer, die Leute waren in ihre Häuser oder in irgendwelche Geschäfte geflüchtet. Nur wenige Menschen eilten mit einem Schirm an ihm vorbei. Keiner wollte wirklich lange bei diesem Wetter draußen bleiben. Anders als Uruha. Er genoss die Ruhe, genoss es, dass die sonst so belebte Stadt nun stehen zu blieben schien. Er starrte durch den Schirm in den grauen Himmel, sah wie die einzelnen Tropfen an seinem Schirm abperlten. Genau an einem dieser verregneten Tage hatten sie sich vor einem Jahr kennengelernt. Er war genau wie heute durch die fast einsamen Straßen gegangen, hing seinen Gedanken nach. Und dann stand er da, mitten im Park, hatte die Arme ausgebreitet und starrte in den Himmel. Uruha war zu ihm gegangen, hatte seinen Schirm mit über den schon völlig durchnässten Körper gehalten. Ruki hatte ihn etwas fragend gemustert, doch als Uruha meinte er würde sich doch verkühlen, hatte sich ein Lächeln auf Rukis Lippen geschlichen. Das war jetzt ein Jahr her und seit diesem Treffen hatten sie sich immer wieder gesehen. Auch wenn Uruha nicht wirklich wusste, warum sie überhaupt befreundet waren. Bis auf ihre Vorliebe für Sommerregen hatten sie beim besten Willen nichts gemeinsam. Uruha war Kunststudent an der Keio University. Seine Eltern finanzierten ihm das Studium und eine Wohnung hier in Tokyo. Er war eigentlich nicht so der Stadtmensch, kam aus eher ländlichen Verhältnissen. Doch da seine Eltern ihn auf eine der Eliteuniversitäten unterbringen mussten, war ihm nichts anderes übrig geblieben, als in die Stadt zu gehen. Er war schon immer eher ein Eigenbrötler gewesen, auch hier in Tokyo beschränkte sich sein Freundeskreis auf wenige Leute. Er saß nun Mal einfach viel lieber auf einer Bank im Park und fertigte Skizzen an. Sowieso bedeutete ihm die Kunst das Meiste in seinem Leben. So war es schon seit Jahren gewesen. Er hielt sich so gut es ging aus allen Partys raus, Uruha konnte es nun einmal nicht ausstehen wenn zu viele Menschen betrunken waren. Er trank so gut wie keinen Alkohol. Eigentlich war er sowas wie der perfekte Sohn, wenn man die Tatsache außer Acht ließ, dass er Kunst studierte und schwul war. Ja er war sozusagen das krasse Gegenteil zu Ruki. Ruki war ein Draufgänger wie er im Buche stand. Sein Studium hatte er bereits nach noch nicht mal einem Semester wieder geschmissen. Er hatte es eh nur neben der Musik machen wollen. Ruki war Sänger in einer eher unbekannten Visual Kei Band und dies mit seiner ganzen Leidenschaft. Da er mit der Musik jedoch keine Wohnung finanzieren konnte, hatte er nach einem kurzen Aufenthalt auf der Straße einen richtigen Job suchen müssen. Nun verdiente er sich sein Geld als Kellner in diversen Nachtclubs. Ruki hatte einen ausgedehnten Freundeskreis und war überall dort zu finden, wo es Party gab. Uruha wusste nicht, ob es an der offenen Art des Schwarzhaarigen lag, aber dieser war überall beliebt. Er musste nur einen Raum betreten und schon wurde ihm alle Aufmerksamkeit geschenkt. Uruha bewunderte ihn deswegen, beneiden tat er ihn aber nicht, mochte er es lieber seine Ruhe zu haben. Uruha wusste selber nicht, was ihn damals geritten hatte einfach auf den Schwarzhaarigen zuzugehen. Er hatte im ersten Moment einfach nur diese Gemeinsamkeit gesehen. Hatte endlich noch einen Menschen gefunden, der den Regen nicht mied. Ruki hatte ihm damals sofort seine Handynummer in die Hand gedrückt und gemeint, sie könnten sich ja ein Mal treffen. Uruha hatte Tage lang überlegt ob er überhaupt auf das Angebot eingehen sollte. Er war nicht der Mensch, der sich einfach mit fast wildfremden Menschen traf. Doch hatte er sich überwunden und von ihren ersten Treffen an hatten sie sich gut verstanden. Sie hatten viel über Kunst geredet, etwas was sie beide gemeinsam hatten, wenn auch auf unterschiedliche Arten. Ruki hatte ihn immer wieder mit auf Partys genommen, hatte ihm versucht seinen Lebensstil schmackhaft zu machen. Doch auch nach diesem einen Jahr hatte er noch immer keinen Gefallen an lauter Musik und besoffenen Leuten gefunden. Er ging nur mit um in Rukis Nähe zu sein. Uruha hatte diesem auch versucht seinen eigenen Lebensstil näher zu bringen, doch Ruki war nun Mal einfach nicht der Typ der gerne ruhig dasaß. So war Uruha meist mit auf Rukis Konzerten oder ging mit ihm auf Partys. Er schaute sogar öfters in den Clubs vorbei, in denen der Schwarzhaarige arbeitete. Im Laufe der Monate, war ihm dieser aufgekratzte Typ immer mehr ans Herz gewachsen und ob er wollte oder nicht, er hatte sich in ihn verliebt. Doch Ruki machte es einem nicht leicht, seine Liebe zu gestehen. Was nicht zuletzt daran lag, dass Ruki seine Bettgeschichten mit der Unterwäsche wechselte. Aber auch dies schien zu Rukis Lebensstil zu gehören. Immer wieder wollte er seinen Mut zusammen fassen und mit Ruki über seine Gefühle sprechen, doch immer wenn sie einmal einen ruhigen Moment gefunden hatten, fand er nicht die richtigen Worte. So auch heute nicht. Er hatte sich mit Ruki zum Kaffee trinken verabredet gehabt. Die Sonne hatte geschienen und Uruha hatte sich darauf gefreut einmal wieder mit Ruki unter vier Augen sprechen zu können. Uruha hatte sich den ganzen Morgen überlegt, wie er Ruki von seinen Gefühlen erzählen konnte und hatte sich die passenden Worte schon zurechtgelegt. Doch es kam anders als er geplant hatte. „Darf ich dir Kai vorstellen?“, hatte er den Blonden mit einem fetten Grinsen begrüßt, „wir sind zusammen.“ Uruha hätte eigentlich damit rechnen müssen, doch in diesem Moment brach eine Welt zusammen. Er brauchte ein Weile bis seine Gesichtszüge wieder Normalform annahmen. Es war nicht das erste Mal, dass ihm Ruki irgendwelche Leute als seinen Freund vorstellte, doch hatte er gehofft, der Schwarzhaarige würde irgendwann einmal damit aufhören, seine Freunde im Wochentakt zu wechseln. Doch wie immer hatte er einfach nur gelächelt, sich vorgestellt und ein unbefangenes Gespräch begonnen. Egal ob er gerade innerlich heulte, er würde Ruki nicht den Tag verderben. Dieser saß noch immer mit einem dicken Grinsen vor ihm und nippte an seinem Kaffee. Ruki schien wirklich glücklich mit diesem Kai zu sein. Uruha hatte seinen Kaffee schneller getrunken, als sonst. Auch wenn er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, so wollte er einfach nur noch weg. Uruha hatte sich mit einem leichten Lächeln verabschiedet. Ihm war einfach nur noch nach Heulen zumute. Es war immer wieder das Selbe. Gerade wenn er all seinen Mut zusammen gefasst hatte, versetzte Ruki ihm einen Tiefschlag. Merkte der Schwarzhaarige denn gar nichts? Es müsste ihm doch auffallen, dass Uruha sein ganzes Verhalten nur änderte um in Rukis Nähe zu sein, dass er einfach alles für den Schwarzhaarigen tat. Das Wetter hatte sich Uruhas Laune angepasst, die Wolken zogen sich bereits zusammen und es dauerte nicht lange, bis Monsunartiger Regen auf ihn niederprasselte. Als er den Park erreicht hatte, waren bereits alle Wege leicht überflutet, kein Mensch befand sich mehr auf den Grünflächen. Uruha ging zu einer kleinen Wiese, stellte sich auf deren Mitte und schaute durch den Schirm in den Himmel. Es war genau die Stelle, an der sie sich das erste Mal getroffen hatten. Uruha kam oft im Regen hier her. Auch wenn es im Moment schmerzte, so würde er es nie bereuen den Schwarzhaarigen getroffen zu haben. Er würde immer wieder versuchen seinen Mut zusammen zu nehmen und vielleicht würde er eines Tages wirklich Ruki sagen, dass er ihn liebte. Uruha streckte seine Arme aus, ließ den Schirm sinken. Es war ihm egal, dass seine Kleidung durchnässte. „Du erkältest dich doch“, hörte er leiste hinter sich gehaucht. Erst glaubte Uruha er habe sich einfach nur Rukis Stimme eingebildet, doch als ihm der Schirm aus der Hand und über sie beide gehalten wurde, wusste er, dass er es sich nicht nur eingebildet hatte. Ruckartig drehte Uruha sich um, schaute fragend zu Ruki. Diese lächelte ihn nur schweigend an. Eine ganze Weile standen sie sich gegenüber, Uruha wusste nicht, was er sagen sollte. Warum war Ruki ihm hinterhergegangen? Warum war er nicht bei seinem Freund? „Warum sagst du nie was?“, brach der Kleinere die Stille, „glaubst du ich merke nicht, was mit dir ist? Warum sagst du mir nicht, dass es dich verletzt, wenn ich andauernd neue Freunde habe?“ Uruha starrte ihn ein wenig verdutzt an. Wusste nicht worauf der kleinere hinauswollte. Wenn Ruki doch wusste, dass es ihn verletzte, warum tat er ihm das dann an? „Ich warte doch nur darauf, dass du mir endlich sagst, dass du mich liebst“, flüsterte Ruki. Er war ein Stück näher an den Dunkelblonden gerückt. „Was?“, stotterte Uruha. „Ich habe dich doch nur provozieren wollen, damit du endlich mit der Sprache rausrückst“, erklärte sich der Schwarzhaarige. Uruha starrte noch immer auf Ruki hinab. Ruki hatte ihn provozieren wollen? Fühlte er etwa doch das Selbe, wie er für den Schwarzhaarigen? „Ich liebe dich“, hauchte er gegen Uruhas Lippen eher er sie mit den eigenen verschloss. Dieser erwiderte zart den Kuss, schmiegte sich an Rukis völlig durchnässten Körper. Hätte er doch nur früher den Mut gefasst seine Liebe zu gestehen, dann hätte er sich so einiges Leid ersparen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)