Behind black-white clouds von Hana_no_Kon (Is there something like freedom?) ================================================================================ Kapitel 1: Es darf nicht sein ... --------------------------------- "So, der Unterricht ist damit zu Ende." Das ist das lange erhoffte Signal für alle Studenten der Shibusen ihre Sachen zusammenzupacken und sich auf den Heimweg zu machen. Wie es alle anderen auch machen, erhebe auch ich mich von meinem Platz und gehe Richtung Ausgang. Natürlich werde ich dabei von meinen beiden Waffen begleitet. Liz und Patty, meine Pistolen, die unterschiedlicher nicht sein könnten ... ... und worüber ich mich immer wieder ärgern könnte ... Vollkommen unsymmetrisch! In ihrer Waffengestalt sind sie geradezu perfekt. Aber in menschlicher Form ... ... okay, Kid, ganz ruhig, denk nicht weiter darüber nach, sonst verlierst du noch den Verstand ... ... obwohl, habe ich ihn überhaupt noch ... ich meine, seitdem ich und ... "Kid? Hey, Kid, lebst du noch?" Ich war so tief in Gedanken, dass ich nicht bemerkt habe, dass jemand mit mir spricht. Ich drehe mich zu der Person. Es sind Maka und Tsubaki. Naja, Maka hat mich angesprochen, Tsubaki ist mehr darauf fixiert, ihren Meister Black Star zu beruhigen, der wieder nichts besseres zutun hat, als sich wichtig zu machen. Typisch. Maka wiederholt ihre Aussage, die ich wegen meiner geistlichen Abwesenheit nicht wahrgenommen habe: "Ich wollte dich eigentlich fragen, ob der Termin steht." Was für ein Termin? ... Achja, jetzt weiß ich es wieder. Unsere Clique plant wieder eine Party zu geben. Sie soll in den nächsten Tagen stattfinden. Das habe ich komplett verdrängt. In letzter Zeit dreht sich mein Kopf auch nur um eines. Und jemanden ... Wie soll ich es beschreiben ... Ich weiß es nicht, ganz ehrlich. Es sind ... Gefühle ... starke Gefühle ... Für diese gewisse Person ... von der seit heute morgen schon jede Spur fehlt. Wo ist er? Hat er etwa geschwänzt? Typisch, da ist es kein Wunder, dass er nichts im Kopf hat. Dass er immer alles offensiv angehen muss. Nichts an ihm ist makellos und perfekt ... ... und trotzdem geht er mir nicht aus dem Kopf ... Aber ... ich muss ihn endlich aus meiner Gedankenwelt verbahnen. Es ... soll nicht sein ... Maka wartet immer noch auf eine Antwort. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und nicke einfach zustimmend. Darauf lächelt die blonde Waffenmeisterin zufrieden, wünscht mir noch einen schönen Tag und läuft an mir vorbei. Tsubaki ist auch inzwischen fort, läuft hinter Black Star her, der sich wohl wieder irgendeine Dummheit vorgenommen hat. Schweigend mach ich mich auch auf den Weg, begleitet von Patty und Liz. Außerhalb der Shibusen überkommt mich ein Gefühl. Ein Drang nach Ruhe und Stille. Ruhe zum Nachdenken ... Den habe ich seit Tagen mehr als nötig. Also erkläre ich meinen beiden Waffen: "Liz, Patty, geht schon mal voraus nach Hause. Ich muss noch etwas erledigen." Patty entgegnet meiner Aussage, naiv, wie sie ist, mit einem lauten Ja. Nur Liz sieht mich etwas misstrauisch an und will nachfragen, was ich vorhabe, das erkenne ich an ihrer Körperhaltung. Doch ich werfe ihr nur einen gewissen Blick zu, woraus sie ablesen kann, dass sie nicht nachhacken soll. Darauf zuckt die Ältere nur ihre Schultern und schlussendlich gehen die Beiden doch noch voraus. Gut, jetzt habe ich Zeit zum Nachdenken. Das brauche ich jetzt gerade wirklich. Ich suche mir am Besten einen Ort, wo niemand ist. Grübelnd wandere ich durch die leersten Straßen von Death City. Aber mein Kopf wird einfach nicht frei. Meine Gedanken drehen sich allein um ihn ... ... um das, was ich für ihn empfinde ... ... und auch um das, was uns verbindet, womit ich zu dem Problem komme ... Es geht einfach nicht. Wir dürfen ... einfach nicht ... Verdammt, ich halt es nicht mehr aus. ... Plötzlich spüre ich die Anwesenheit einer anderen Person. Sie beobachtet mich. Ist mir ganz nah. Diese Wellenlänge ... kenne ich nur zu gut ... Ich begebe mich zur nächstbesten, dunklen Gasse und bleibe dort stehen. Rühre mich nicht. Lasse ihn auf mich zukommen. Und im nächsten Moment spüre ich seinen warmen Atem an meinem Nacken. Seine Arme haben sich um meinen Körper geschlungen und hindern mich so an jegliche Form von Flucht. Als würde ich fliehen wollen ... Seine Nähe bringt mich zum seufzen. "Du hast wieder geschwänzt, gib es zu", sage ich nach kurzer Zeit. Als Antwort kommt fast schon flüsternd vom Jungen hinter mir: "Sorry, wenn du dir Sorgen gemacht hast, Kid. Aber du weißt doch, wie ich bin, wenn ich dich nur ansehe. Oder sollte ich vor Publikum über dich herfallen?" Mir steigt das Blut ins Gesicht und eine erstickende Wärme macht sich in mir breit. Das er immer so direkt sein muss ... "Soul ..." Statt einer Erwiderung nachzugehen, löst Soul einpaar Knöpfe vom Hemd, was ich gerade trage und legt den Bereich zwischen Hals und Schulter frei. Ohne jegliche Vorwarnung fängt er an, genau diese Stelle zu liebkosen. Ich lass es einfach geschehen. Mit jedem Kuss, jedem Biss, jeder Berührung seiner Zunge auf meiner Haut, steigt mein Puls. Ich darf auf keinen Fall das Atmen vergessen ... Wie er das nur immer macht ... Ein lautes Keuchen entflieht meiner Kehle. Soul lockert seinen Griff, so dass ich mich befreien kann. Ich drehe mich zu ihm um und sehe ihm direkt in seine blutroten Augen. Er hat sein typisches Grinsen aufgesetzt. "Du scheinst heute besonders empfindlich auf Berührungen zu reagieren", meint die Sense fast schon lachend. Beschämt drehe ich meinen Kopf zur Seite. Ich glaub, mein Gesicht ähnelt nun sehr einer Kirsche. Jep, er ist immer so direkt, da kann ich nichts dran ändern. Er legt seine Hand auf meine Wange und dreht mein Gesicht wieder in seine Richtung. Seine Stirn berührt meine. Unser Blick ist ineinander verwoben. Das Grinsen von vorhin ist verschwunden. Stattdessen ziert das Gesicht meines weißhaarigen Freundes ein verträumtes Lächeln. Solche Momente ... sollten meiner Meinung nach gar nicht aufhören. Nach wenigen Sekunden spüre ich Souls Lippen auf meinen. Für einen Moment habe ich jetzt wirklich gedacht, mein Herz zerspringt vor Hitze. Es rast ununterbrochen. Wie damals ... bei unserem ersten Kuss ... Meine Augenlider fallen einfach zu und ich erwidere seinen Kuss mit Freuden. Alles um mich herum verliert in dem wundervollen Augenblick jegliche Bedeutung für mich. Es ist ... so ... ... so ... Was mach ich da?! Meine Augen schlagen ruckartig auf. Verdammt, wir ... Schnell reiß ich mich von Soul los. Dieser sieht mich nur verwundert an. Zur Seite schauend erinnere ich ihn: "Soul, hast du es schon vergessen? Wir ... es darf nicht sein ..." Da fällt es ihm wieder ein. Was ich ihm erzählt habe, was ich rausgefunden habe ... auf welche Weise die Geschichte unserer Vorfahren verknüpft ist ... Sichtlich nervöser als vorher sagt die Sense: "Mensch, Kid, das ist Jahrzehnte her. Kennt die Skelettmaske keine Nachsicht oder was?" Ich beiß mir auf die Unterlippe und versuche nicht die Fassung zu verlieren. Er weiß genau, dass ich es nicht leiden kann, wenn jemand so über meinen Vater redet. Selbst wenn er Recht hat ... "Selbst wenn", redet Soul weiter, "wir können es immer noch geheim halten. Es muss ja keiner wissen, was zwischen uns ist ... Verdammt nochmal, ich liebe dich halt, köpf die Welt mich doch dafür!" Zuletzt ist er lauter geworden. Seine Hände sind zu Fäuste geballt und zittern. Wie sehr ich ihn verstehe ... Mir schmerzt das Herz und in meinem Hals hat sich ein großer Kloß gebildet, das droht mich zu ersticken. "Soul ... ich weiß es doch ... ich liebe dich auch, aber ... wir können das auch nicht einfach geheim halten. Ich weiß nicht, ob ich das aushalten kann ..." Mein Körper zittert und ich muss krampfhaft versuchen, jegliche Ausbrüche zu vermeiden. Die Schmerzen in meinem Brustkorb wollen nicht vergehen. Soul sieht mich erst entsetzt an, dann wandelt sich sein Blick ins Trauervolle ... als wäre gerade jemand gestorben ... "Wenn das so ist ... dann wäre es wohl besser, wenn wir das Ganze einfach beenden." Ich sehe die Sense geschockt an. Hat er das gerade jetzt wirklich gesagt? Das Ganze beenden? "Meinst ... meinst du das ernst?" Ohne jeglichen Glanz in seinen Augen antwortet er: "Uns bleibt ja nichts anderes übrig. Wir ... dürfen ja schließlich nicht." Wir sehen uns noch lange schweigend und mit todtraurigem Blick an. ... im Grunde ... hat Soul recht ... es muss sein ... Dieser dreht sich schließlich um und ist im Begriff zu gehen. Doch bevor er dies tut, sagt er noch so leise, dass ich mich anstrengen muss, ihn überhaupt zu verstehen: "Wir sehen uns, Kid." Und so geht er ... ohne sich nochmal umzudrehen ... und lässt mich hier zurück ... ... er hat ja recht ... es ist am Besten so ... Es ist uns nicht erlaubt, zusammen zu sein. Wir müssen loslassen. ... Aber es ... ... es tut so weh ... ... so entsetzlich weh ... Jetzt kann ich mich nicht mehr im Zaum halten. Schreiend schlage ich meine Faust mehrmals fest gegen die nächstbeste Wand. So fest, dass meine Hand nach wenigen Schlägen zu bluten anfängt. Es schmerzt ... Allerdings nicht so sehr wie in meinem Herzen. Tränen bahnen sich ihren Weg über mein Gesicht. Es tut so weh ... Aber wir dürfen uns einfach nicht lieben ... Es darf einfach nicht sein ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)