Regenfänger von Kallen-Kozuki ================================================================================ Kapitel 12: Aufruhr ------------------- Ausgelöst durch eine weiteren zielsicheren Schuss, regnete es noch mehr Holzplanken. Es schien, als würden immer mehr Marineschiffe aus den Nebelschwaden kommen und Stellung nehmen. "Vivi.. hey, Vivi", redete Ace mit beinahe flehendem Tonfall auf die Blauhaarige ein. Er war dabei, ihre Jacke von dem Pfeiler, der sie gegen die Tür des Männerzimmers drückte, zu befreien, aber der Stoff wollte sich einfach nicht lösen, was größtenteils an Ace' Nervosität und Hast lag. Als er den lauten Krach der Kanonenkugel in den Planken vernommen hatte, wirbelte herum und riss die Augen weit auf. Schützend stellte er sich vor Vivi als ein weiterer, sperriger Balken direkt auf die beiden zusteuerte. Er schloss die Augen. Das Holz würde nur ihn treffen, ihn und nicht Vivi. Das war das Letzte, was er dachte. "Was zum..?!" Verwirrt öffnete er die Augen. Der erwartete Schmerz war nicht eingetreten. Wie konnte das sein? "Das war knapp", bestätigte ihm eine weibliche Stimme. Ruckartig drehte er den Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Immer wieder sah er zwischen dem Mast und der Frau hin und her und wollte gerade die Lippen bewegen, um die obligatorische Frage zu stellen, die Frage, die in einem solchen Moment jeder stellen würde. Doch er tat es nicht, sah er doch, was ihn gerettet hatte. Der Mast schwebte nur knapp vor Vivi und ihm in der Luft, gehalten von zahlreichen, schlanken Händen. Eine Teufelsfruchtnutzerin. Das musste dann wohl Nico Robin sein, schlussfolgerte er. Er hatte natürlich über ihre Aufnahme in die Strohhutbande gelesen. Sie war eine wirkliche Bereicherung für Ruffys Crew, das musste er zugeben. "Vielen Dank." Sie lächelte nur süffisant und mit wenigen Worten ging der Stamm über Bord. "Kein Problem." "Franky, ich glaube wir sollten.." - "Schon dabei! Lysop und ich haben alles im Griff!", rief der Schiffszimmermann mit einem breiten Grinsen in Richtung Nami. Während Sanji und Zorro noch immer die eintreffenden Kugeln abzuwehren versuchten und Ruffy zurückfeuerte, blickte sich Nami auf der Suche nach Ace um. Er war doch eben auch noch bei den anderen Männern gewesen und.. "Vivi?" Perplex blinzelte die Navigatorin, vergaß sogar für einen Moment, dass um sie herum Kanonenkugeln flogen. Als sie aus ihrer Starre erwacht war, rannte sie sofort zu Ace, um ihm zu helfen. Sie hatte Vivis kritische Lage erkannt und auch Ace, obwohl er ein unfassbar starker Mann und Teufelsfruchtnutzer war, konnte die Blauhaarige ohne Hilfe nicht befreien. "Warte, ich helf' dir!" Ace schenkte ihr ein flüchtiges, aber warmes Lächeln, ehe Nami ihm Anweisungen gab. "Kannst du den Mast ein paar Sekunden hochhalten? Währenddessen kann ich Vivis Jacke losmachen und sie herausziehen." - "Alles klar, aber sei vorsichtig, Nami. Vivi ist schwer verletzt. Wenn wir zu unvorsichtig sind, könnte sich ihr Zustand verschlechtern", erklärte Ace. Schock zeichnete sich auf Namis Gesicht ab. Was war mit ihrer Freundin passiert? Sie hatte schon so eine Vorahnung gehabt, dass der Anlass für Ace' Besuch einen gravierenden Umstand hatte. Aber, dass es dabei um Vivi ging.. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, entgegnete er ihr: "Ich erklär' dir das später, aber erst müssen wir Vivi so schnell wie möglich da raus bekommen!" Auf Namis Nicken hin, hob er den Mast an. Die Navigatorin registrierte noch, wie sich seine Muskeln anspannten und feine Adern hervortreten ließen. Sie schluckte. Und dann nestelte sie mit geschickten Fingern an Vivis Jacke herum und hatte sie in wenigen Sekunden befreit. Auf allen Vieren griff sie unter Vivis Arme hindurch und manövrierte sie unter dem Holz hervor, doch dies gestaltete sich relativ schwierig, da Vivis Kleidung immer wieder an zersplitterten Holzplanken hängen blieb. Erst jetzt bemerkte sie, wieso die Blauhaarige nicht mehr frei kommen konnte. Der Hauptmast hatte sich in seiner gesamten Länge quer vor der Tür zum Männerzimmer verankert und ließ Vivi keinen Freiraum. Sie versuchte vorsichtig Vivis Körper weiterzubewegen, aber der Boden war übersät von diesen verfluchten Teilen! Das würde Vivis Verletzungen sicher nicht besser machen, aber es gab keine anderen Möglichkeiten. Auf einmal erschienen wieder einige Hände, die Vivi vom Boden erhoben und wie ein Fließband über das Deck trugen. Schlagartig erhellte sich Namis Gesicht. "Robin, du bist klasse!" Die Angesprochene lächelte wieder nur. "Nimm du die Prinzessin und bring sie in ein Zimmer, sobald Ace und ich den Mast aus dem Weg geschoben haben", meinte die Schwarzhaaarige und kreuzte abermals ihre Arme. Die Orangehaarige nickte und tat dann wie ihr geheißen. Plötzlich ertönte ein lauter Ruf "Coup de Burst!" und das Schiff wurde mit gewaltigem Druck in die Luft befördert. *** "So ist das also passiert", kommentierte Nami fassungslos, während Sanji in Raserei ausbrach. "Dieser Bastard! Sich an meiner Vivimaus zu vergreifen! Ich werde ihn eigenhändig filettieren!" Zorro schenkte ihm daraufhin nur ein Schnauben, gepaart mit einem spöttischen Lächeln. "Davon wird sie auch nicht mehr gesund, Schnitzelklopfer." Noch ehe Sanji einen gezielten Tritt abfeuern konnte, wurde er schon von Lysop und Nami zurückgehalten. "Wenn die auf der Suche nach Vivi und dir sind, dann sind wir da natürlich auch dabei!", verkündete Ruffy entschlossen. "Das ist nett von euch, Ruffy, aber ich möchte euch da nicht noch mehr mit reinziehen. Vivi muss jetzt erstmal gesund werden und -" - "Das wird sie auch", versicherte Nami und legte ihm die Hand auf den Arm. Warm und sicher fühlte sich die Berührung mit seiner Haut an, dachte Ace. "Genau! Chopper ist der beste Arzt der Welt!", grinste Ruffy breit. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür zur Kombüse, wo sich alle versammelt hatten. "Sie schläft jetzt", verkündete Chopper mit einem halb-zufriedenen und halb-sorgenvollen Blick. "Wie geht es ihr? Ist die OP gut verlaufen?", fragte Sanji. Der Schiffsarzt blickte zu Boden. "Ihr Zustand ist kritisch, aber nicht lebensgefährlich. Sie wird ein paar Tage, wenn nicht länger, brauchen, um sich zu erholen. Sie sollte auf jeden Fall nicht herumlaufen, wenn sie aufwacht. Darauf müssen wir besonders achten." Die Gesichtszüge aller entspannten sich ein wenig. Vor allem Ace fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Seine Prinzessin würde wieder gesund werden! Moment mal.. sie war nicht seine Prinzessin! Sofort färbten sich seine Wangen tiefrot. Oder? Was war sie denn eigentlich? Doch seine wirren Gedanken wurden von einem krakeelenden Ruffy unterbrochen. "Dann können wir ja jetzt was essen!" *** Langsam verzog sich der weiße Nebel aus Vivis Gedanken und sie konnte die Augen ein Stückchen öffnen, nur um sie kurz darauf hektisch wieder zu schließen. In ihren Ohren pochte es heftig und sie fühlte sich steif. Und irgendwie.. eingeengt. Schließlich wagte sie einen zweiten Versuch. Das Bild vor ihren Augen war zwar noch leicht verschwommen, aber gut genug, um sich orientieren zu können. Vorsichtig, um die milden Schmerzen, die sie nur wie einen Schleier auf ihrer Haut spürte, nicht doch zu verschlimmern. An der Bettkante angekommen, schwang sie ihre langen, blassen Beine aus den Laken. Man hatte sie in ein dünnes Nachthemd gesteckt. Obwohl sie sich kraftlos fühlte, wollte sie aufstehen und griff dabei nach allem, was sich in ihrer Nähe befand. Sie hatte gewusst, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, vor allem ihre linke Seite reagierte nur schwach auf die Befehle ihres Gehirns. So kam es, dass sie sich schleppend voranarbeiten musste. Als sie nach einigen Minuten die Zimmertür erreicht hatte, stieß sie diese ungeduldig auf. Gierig sog sie die Nachtluft - oder war es die Morgenluft? - ein und klammerte sich an das Treppengeländer, um sich hinunterzuhangeln. "Das ging ja einfacher als gedacht", murmelte sie und verzog die Lippen. Es war nur das Schmerzmittel, dass ihr jetzt half, sich so gut zu halten. In ein paar Stunden würden die Schmerzen zurückkehren und ihr dann diese törichte Aktion in Rechnung stellen. Doch daran wollte sie nicht denken. Sie hatte die Anderen so lange nicht gesehen und jeder Einzelne hatte ihr geholfen, sie gerettet. Außerdem mochte sie unter keinen Umständen allein sein. Nur noch ein kleines Stück. Der Türgriff zur Kombüse war in Reichweite und mit einiger Kraft drückte sie diesen herunter und dann schob sie die Tür auf, nur um in ein helles Licht und überraschte Gesichter zu blicken. Sie stützte sich erschöpft im Türrahmen ab, lächelte aber erleichtert. Ihre Lider waren halbgeschlossen und sie atmete schwer. Trotzdem brachte sie noch ein schwaches "Hallo" zustande. Sie wollte so viel mehr sagen, aber ihr Kopf wollte ihr nicht gehorchen. Sie sah bestimmt so schrecklich aus, wie sie sich fühlte. Aber wen interessierte das jetzt schon? Schließlich öffnete sie die Augen ganz, inspizierte den ganzen Raum. Da saßen sie alle, aßen, lasen und hielten mitten in ihren Unterhaltungen inne. Sanji hatte gerade eine Pfanne in der Hand, Zorro rieb sich verschlafen die Augen, Lysop und Chopper starrten sie entsetzt an, Nami blickte aus ihrer Unterhaltung mit Ace auf und Ace - Ace starrte sie nur kreidebleich an. Nur Ruffy aß putzmunter weiter und winkte ihr dabei, während Nico Robin von ihrem Buch aufsah. Nico Robin! Vivi würde sich wohl erst an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die Frau, die damals ihre Familie zerstören wollte, zu dieser Crew gehörte. Bevor Vivi noch weiter ihren Gedanken nachhängen konnte, stapfte ein fuchsteufelswilder - oder zumindest so wild, wie Chopper bei seinen Freunden eben werden konnte - Schiffsarzt auf sie zu. Auch Sanji kam ihr sofort zur Seite geeilt. "Vivi, du solltest nicht so herum..laufen", meinte er besorgt. Auch Chopper legte gleich mit einer Schimpftirade los. Und die die Anderen, Nami voran, ebenfalls. Nur Ace konnte sie kaum ansehen, war kalkweiß und scheinbar entsetzt. Sie konnte ihn schwer schlucken sehen. Was war nur los? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)