Regenfänger von Kallen-Kozuki ================================================================================ Kapitel 8: Auf zur Strohhutbande! --------------------------------- Kapitel 7 - Auf zur Strohhutbande! Achtlos legte Vivi einen Kleidungsstapel in ihren Rucksack, ebenso die Lunchpakete, von denen Terrakotta ihnen haufenweise gemacht hatte. Man könnte beinahe meinen, dass Ace und sie eine zweiwöchige Reise antreten wollten. Leise lachte sie. Igaram und seine Frau waren immer zu fürsorglich, wenn es darum ging, dass die Prinzessin das Haus verließ, sei es nur für ein paar Stunden. Obendrauf packte sie Wasserflaschen und einen Kulturbeutel, dessen Inhalt aus notwendigen Dingen wie Seife, Zahnbürste und Kamm bestand. Immer wieder schwirrte die Berührung von Ace‘ Lippen in ihren Gedanken herum und raubte ihr den Verstand. Es verwirrte sie, mit welcher Schnelligkeit und zugleich Zärtlichkeit er sie geküsst hatte, wie seine Augen gefunkelt und seine sommersprossigen Wangen einen zarten Rotschimmer angenommen hatten. Letztendlich waren es das freche Grinsen und sein schnelles Verschwinden, was sie auf die Palme gebracht hatte. Es war richtig unfair von ihm gewesen, dass er sie nach dieser sanften Berührung einfach hatte stehen lassen. Dieser Blödmann wusste wirklich, wie er jemanden verrückt machen konnte. Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Wie wird wohl unser Wiedersehen aussehen? Ich weiß überhaupt nicht, wie ich reagieren soll. Ob ich mich ganz normal verhalten soll, als wäre nichts gewesen? Er hätte es nicht anders verdient, immerhin ist er nach dem Kuss einfach verschwunden und hat mir keine Chance gegeben, darauf zu reagieren“, überlegte sie, während sie nach ihrer Kleidung suchte, die sie während der Reise tragen wollte, als es plötzlich leise klopfte. Ein wenig unsicher bat sie die Person herein. War Ace vielleicht vor der Tür? Herein kam Terrakotta. „Wartet, Prinzessin, ich helfe Euch beim Ankleiden“, beeilte sie sich zu sagen und half Vivi aus dem Kleid. Mit Terrakottas Hilfe schlüpfte sie in eine kurze weiße Hose, ein gemustertes Shirt und eine grüne, pelzbesetzte Jacke – die Kleidung, die sie als Miss Wednesday getragen hatte. Sie mochte die Kleidung, sie war bequem und leicht und eignete sich besser für freizeitliche Aktivitäten. Außerdem erinnerte sie die Blauhaarige an die Zeit mit der Strohhutbande. „Danke, Terrakotta. Alleine hätte ich da wohl ewig gebraucht“, schmunzelte sie. „Das ist doch selbstverständlich, Prinzessin. König Kobra hat mich geschickt, dass ich Euch an die Abreise erinnere, damit Ihr nicht zu spät kommt. Peruh bringt Euch in Richtung Strand.“ „Ich bin bereits fertig. Wir können gehen.“ Als die Köchin bereits das Zimmer verließ zog Vivi noch die Vorhänge ihres Zimmers zu und warf zuvor noch einen Blick nach draußen. In der Ferne erkannte sie ein kleines Licht, welches von einem Feuer stammte, was ihr sofort ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Denn wer, außer Ace, konnte das schon sein? Nachdem Vivi ihre Sachen gepackt und sich von ihren Vertrauten verabschiedet hatte, machte sie sich wenige Minuten bevor die Turmuhr Mitternacht schlug, auf den Weg zum Strand. Zwar bezweifelte sie, dass sie pünktlich dort ankommen würde, da ihr Rücken massive Probleme bereitete, doch wollte sie Karuh um die Uhrzeit nicht aufwecken. Die Kleine hatte die letzten Wochen viel Zeit aufgewendet, um den Rennentenkorps auf Trab zu bringen, da wollte sie ihr die verdiente Ruhe gönnen. Zudem hatte Peruh sie schon bis zum Pfad Richtung Strand hinunter gebracht, aber ab da konnte er sie nicht mehr begleiten, da die Gefahr bestand, dass die Einwohner von der Verletzung der Prinzessin etwas mitbekamen und dann würde es sicherlich Gerede über eine weitere Rebellion oder gar Tyrannei geben. Nachdenklich ging sie den schmalen Weg entlang, der sie immer weiter vom Palast wegführte. Ace und sie hatten vereinbart sich um Punkt Mitternacht am Strand zu treffen, um nicht gemeinsam zur Anlagestelle des Bootes gehen zu müssen, da passierende Stadtbewohner sie so hätten entdecken können, was wiederum eine Gefährdung für die beiden darstellte. Der Blauhaarigen war das nur allzu recht. Sie musste immernoch andauernd an den flüchtigen Kuss denken und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, wenn sie am Strand auf Ace traf. Keinesfalls wollte sie, dass sie sich gegenseitig anschwiegen. Sie hatten sich seither auch nicht mehr gesehen. Schließlich war Chaka es gewesen, der die beiden vom Treffpunkt informiert hatte und dass jeder allein dorthin gehen sollte. Ein lautes Läuten verhallte in der Dunkelheit. Die Turmuhr schlug Mitternacht. Hastig zog Vivi die grüne Jacke fester zu. Ihr Rucksack baumelte an ihrem Unterarm, denn das viele Gewicht hätte ihren Rücken nur unnötig belastet. Als sie endlich den Steinpfad verließ und den Strand betrat, gab der Sand immer wieder unter ihren Füßen nach. Wenige Meter vor ihr entdeckte sie Ace, der auf dem Bug seines Bootes saß und mit Flammen, die von seinem Zeigefinger ausgingen, spielte. Er trug wie immer nur Hose und Stiefel, seinen schwarzen Mantel hatte er mit seinen Rucksackgurten verknotet. Ein wenig verwundert überwand sie den Abstand, der sie voneinander trennte und ließ ihren Rucksack auf dem Boden nieder. Überrascht sprang der Schwarzhaarige auf, schwankte gefährlich und fing sich gerade noch; er hatte sie gar nicht kommen hören. „Wo kommst du denn jetzt her?“ Er starrte sie ungläubig an. Ein leises Kichern drang an sein Ohr, was ihm eine Gänsehaut bereitete. „Peruh hat mich gebracht. Ich bin die letzten Meter zu Fuß gegangen.“ „Du hättest runterbrüllen können, ich hätte dich geholt! Du weißt, dass du mit deinem Rücken nicht herumspazieren sollst wie ein trotziges, kleines Kind!“ Sein zuerst ungläubiger Blick war nun anklagend und vorwurfsvoll. Streng bohrten sich seine schwarzen Augen in ihre braunen. „Ist doch halb so wild. Man hätte uns sehen können.“ Schließlich hievte sie ihre Tasche in das Boot, welches sie stirnrunzelnd betrachtete. „Sag mal, Ace, wie sollen wir da zu zweit rein passen?“ Überlegen grinste er sie an, stolzierte an ihr vorbei, hob sie mit Leichtigkeit hoch und hüpfte in das Boot. Dann entfachte er ein kleines Feuer und beleuchtete das Miniaturschiff. „Du sitzt vor dem Mast. Du musst dich gegen ihn lehnen, aber dazwischen müssen wir eine Decke klemmen.“ Amüsiert beobachtete er wie ihre Gesichtsfarbe von blass zu schneeweiß wechselte. „D-das ist doch total gefährlich bei der Geschwindigkeit, die du drauf hast! Da geh ich bei der erstbesten Welle über Bord.“ Sie konnte kein bisschen verstehen, wieso sich sein Grinsen immer mehr vertiefte. Sollte das ein Scherz sein? „Keine Sorge, Prinzessin. Ich werde schon dafür sorgen, dass ihr an Bord bleibt. Übrigens..“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause und sofort verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht und machte einem ernsten, reuevollen Ausdruck Platz. „Ich hoffe, Ihr habt mir meine Unverschämtheit vorhin in Eurem Zimmer verziehen.“ Es hätte ihr klar sein müssen, dass er auf das Thema einging. Und dann mit solch ernster Miene, wo er doch gedanklich wahrscheinlich gerade sein breitestes Grinsen grinste. „Ich wüsste nicht, wieso ich dir das einfach so verzeihen sollte, wenn ich dafür auch eine Wiedergutmachung fordern könnte.“ Scharf sog er die Luft ein. „Eine Wiedergutmachung?“ Interessiert wartete er auf ihre Antwort. „Tja, das – heb ich mir auf. Ich kann mir jederzeit etwas aussuchen. Oder bist du damit nicht einverstanden?“ Benommen schüttelte er den Kopf. Mit diesem überlegenen Grinsen ihrerseits und einer Entschädigung, wie sie es verschleiernd betitelte, hatte er nicht gerechnet. Was sie sich wohl ausdachte? Doch er war sich sicher, dass sich diese Frau etwas Originelles einfallen lassen würde; die Chance ließ sie sich garantiert nicht entgehen. „Nein, das ist mir nur recht. Dann sollten wir jetzt das Segel setzen, denn ich habe gehört, dass es heute Nacht noch einen Sturm geben soll.“ Vivi wusste genau, womit er mit der Aussage und seinem süffisanten Grinsen hinauswollte. Bei einem Sturm wäre ihre Position wirklich ungünstig; den Mast im Rücken und ohne irgendwelchen Halt auf dem kleinen Boot zu sitzen, während wilde Wellen unnachgiebig versuchen würden das Boot zu bezwingen, war keine schöne Aussicht. Glücklicherweise begann das Schmerzmittel, welches ihr Doktor Oho vor ihrer Abreise verabreicht hatte, schon zu wirken begonnen. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, setzte Ace die Blauhaarige auf ihren Platz und schob eine Decke zwischen ihren Rücken und den Mast. Er musste ihren verstörten Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er beugte sich zu ihr runter und murmelte an ihr Ohr: „Du brauchst keine Angst zu haben, ich pass schon auf dich auf.“ Sein warmer Atem streifte dabei ihre Haut und bereitete ihr eine Gänsehaut. Dieses Gefühl war ihr neu, das erste Mal, dass sie in der Gegenwart eines Mannes so empfand und doch konnte sie es nicht einordnen. Schließlich hisste er das Segel und gab ihr Anweisung sich festzuhalten. Dann, mithilfe seine Teufelskraft, loderten zu seinen Füßen Flammen auf, die einen Generator antrieben und somit mit einem gewaltigen Druck das Wasser seitlich und hinter dem Boot zu verdrängen. Dann widmete er sich wieder Vivi. „Würdest du bitte für einen Moment die Decke halten?“ Verwirrt holte die Angesprochene diese gerade hinter ihrem Rücken hervor, als sie sich schon auf Ace‘ Armen wiederfand. Dieser setzte sich dorthin, wo eben noch die Prinzessin gewesen war und platzierte sie wie eine Puppe auf seinem Schoß. „Darf ich?“, fragte er und blickte ihr dabei kurz in die Augen, bevor er auf ihr Nicken hin die Decke nahm und über ihnen ausbreitete. Vivi, die befürchtete, dass die Decke Feuer fangen würde, wollte gerade zu einem Satz ansetzen, doch er kam ihr wieder einmal zuvor: „Sie ist feuerresistent, keine Sorge.“ Er merkte deutlich, wie angespannt sie war. „Versuch ein wenig zu schlafen. Das solltest du deinem Körper gönnen“, bemerkte er fürsorglich. „Danke, Ace“, flüsterte sie nur lächelnd. Wenig später war sie bereits eingeschlafen. Dabei merkte sie auch nicht, wie Ace ihr einen leichten Kuss auf die Stirn gab und sie an seine Brust drückte. Hosted by Animexx e.V. 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