Starlight von Switch ([ Kittan x Yoko ] - Übersetzung) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Fünf Monate waren vergangen, nachdem sich alles verändert hatte. Fünf Monate, seit dem Kampf gegen die Antispirale – dem Kampf um ihre Existenz. Fünf Monate seit die spiralen Lebensformen der Galaxie Kontakt miteinander aufgenommen haben und das seit Ewigkeiten. Fünf Monate, nachdem was eigentlich eine Hochzeit gewesen war sich als Beerdigung herausstellte. Als Yoko Simon das letzte Mal gesehen hatte. Sie sah wie er wegging, sich immer weiter entfernte, ohne, dass sich jemand dazu bewegt fühlte, ihn aufzuhalten. Nicht lange danach sagte auch Yoko allen Lebe Wohl. Sie wusste, dass sie nicht geeignet war um nun der neuen Regierung beizutreten – und dann gab es da noch eine handvoll von ängstlichen und auch erleichterten Menschen, die lernten, gemeinsam mit den Beastmen auf der Oberfläche dieses einzelnen Planeten zu leben. Was für einen Platz hätte sie nun in der Politik, wenn jedes Licht am Himmel ein neuer potentieller Feind und damit verbunden potentielle bürokratische Kopfschmerzen? Also ging sie. Sie würde ihrem kleinen Freundeskreis, die Leute, die sie kennenlernen durfte, Lebe Wohl sagen, lud ihr weniges Hab und Gut auf ihrem kleinen, persönlichem Hoverbike und ließ den Kram mit der Regierung lieber Menschen, die qualifizierter für so eine Art von Beruf waren – Rossiu, Leeron, Dayakka und der Generation nach ihnen. Yoko ließ dieses Leben ruhen. Sie musste noch ihr Versprechen einhalten, dass sie vor mehr als fünf Monaten gegeben hatte, auch wenn es sich mittlerweile wie fünf Unendlichkeiten anfühlte. Auf der kleinen Insel wurde rasch alles wieder aufgebaut, was zerstört worden war – nicht nur von den Banditen, die in Ganman aufkreuzten sondern auch vom Chaos, dass sie mit dem Mond gehabt hatten (oder viel mehr der getarnten „Cathedral Terra“), welcher um Haaresbreite auf die Erde gestürzt wäre. Obwohl es kaum einen Monat her war, dass Yoko sich am Krieg gegen die Antispirale beteiligt hatte, hatten sie erstaunliche Fortschritte gemacht, nachdem sie gegangen war. Ihre Häuser waren vielleicht nicht mehr das, was sie früher einmal gewesen waren - deren Reparatur ging aber gut zu statten und so sollte alles so bald wie möglich wieder aufgebaut sein. Yoko bat ihre Hilfe an und innerhalb eines weiteren Monats der eng verbundenen Zusammenarbeit sah alles wieder genauso aus wie früher – wenn nicht besser. Die Häuser waren endlich wieder Heimat, die Schule war die Schule und die einzige Sache, die sich vielleicht geändert hatte war die Tatsache, dass die Zahl der Schüler, die sie als ihre Lehrerin kannten, gewachsen war. Und es gab auch keinen Grund mehr, ihre wahre Identität zu verstecken; doch schien es ihr nicht egal zu sein. Für die Kinder war sie die Yomako-Sensei, als die sie sie kannten. Und Yoko mochte, wie es war. Doch auch so... hat Yomako-Sensei sich nicht sonderlich geändert, auch wenn Yoko wusste, dass sie es war. Die Reise bis zum Ende des Universums und zurück hätte wahrscheinlich den Blick auf die Dinge eines jeden Menschen verändert und alles, was sie sah und was gewesen war, während sie an Simons Seite stand im Kampf, den sie bestritten haben... Na ja, kein Wunder, dass sie sich anders fühlte. War es nicht der einfache Weg, wie die Spirale lebte – sich zu verändern und zu wachsen in jedem Moment, den sie existierten? Andererseits... Fünf Monate waren jetzt vergangen, seit sie ihre Freunde zurückgelassen hatte. Allerdings waren das nicht die einzigen Abschiede, die Yoko machen musste. Menschen, die hier sein sollten – die vor sieben Jahren da waren – waren es jetzt nicht mehr. Der Verlust der Menschen, die sie kannte als Kollegen und Freunde, lag schwer auf ihrem Herzen. Sie starben, damit andere – nicht nur Yoko oder einer der anderen des Chouginga Dai-Gurren, mehr alle spiralen Lebensformen des Universums – leben konnten. Ehrenvoll oder nicht, es machte sie nicht weniger tot. Yoko hatte im Hintergrund gestanden, als die triumphierende Crew von Helden zu ihren geliebten Menschen zurückgekehrt waren, die sie so sehnlichst erwartet hatten... aber Niemand der da war, um ihr zu gratulieren, nach alldem. Dennoch, irgendwie, war diese Tatsache besser als die Alternative, als auf Jemanden zu warten der nicht im Begriff war, zu kommen. Egal ob Männer, Frauen oder Kinder, die sie zuvor noch nie gesehen hatte, die Trauer und der Schock auf ihren Gesichtern war überall gleich. Zoushi, Ailak, Kidd, Jougan und Barinbou, dutzende von Grapearlpiloten, dessen Namen sie nie gelernt hatte... all sie kamen nicht zurück. Dennoch sah sie Reite, die gefasst wie immer wirkte, wie sie zu ihren drei wartenden Kindern zurückkehrte; ohne Makken waren sie nur noch eine auseinandergerissene Familie. Und dann war da noch Er. Kiyoh war da gewesen, mit ihrer neugeborenen Tochter und Yoko konnte all ihre Gefühle der Erleichterung förmlich spüren, als Dayakka oben auf der Spitze der Arc-Gurren Landerampe erschien. Eine Frau hatte ihren Ehemann zurück und eine Tochter hatte einen Vater. Auch Kiyal war bei ihrer Schwester und etwas entfernt von ihnen stand Kinon neben Rossiu, um allen zu gratulieren. Die drei Schwestern der Schwarzen Geschwister standen da und warteten noch immer auf ihren Bruder. Sie wusste es. Noch bevor sie ihre hoffnungsvollen Gesichter sah, wusste und fürchtete Yoko, was kommen würde. Es zu wissen machte es nicht leichter, ebenso wenig wie Dayakka, der verzweifelt nach den richtigen Worten suchte, um ihnen zu erzählen, was geschehen war. Wie ihr Bruder zu einem Helden jenseits aller Helden wurde. Darüber, wie er nur durch die schiere Macht seines Willens alle vor ihrem sicheren Tod bewahrte. Darüber, wie die Antispirale niemals ohne seine selbstloses und mutiges Opfer besiegt werden könnte. Darüber, wie er das Unmögliche möglich gemacht hatte. Ein schwacher Trost für drei Schwestern, deren Bruder niemals zurückkehren würde. Yoko wusste nicht, was schlimmer war: Der schmerzhafte Kloß in ihrem Hals oder das Loch in ihrem eigenen Herzen, als Dayakka seine Frau und deren Schwestern sanft, aber vergebens in die Arme schloss, als sie immer betrübter wurden. Kittan war tot. Es schien für Yoko, dass sein Verlust sie am allermeisten verändert hatte. Die kleine Hütte, die an das Schulgebäude grenzte, welche sie nun Zuhause nannte, war eine der ersten Dinge gewesen, die sie repariert hatten, noch bevor sie zurückgekehrt war. Genau so wie so viele andere Sachen im Dorf, die genau so aussahen, wie sie sie in Erinnerung hatte – nur sie war es nicht mehr. Ihr Heim war eigentlich für zwei Personen gebaut worden. Während ihres ersten Aufenthalts auf der Insel hatte sie das gar nicht mitbekommen. Langsam wurde Yoko jedoch bewusst, dass alles in dieser kleinen Hütte für Zwei eingerichtet war. Der Tisch am Fenster, an dem sie ihr Mahl aß, das kleine Sofa am Kamin und vor dem Fernseher, das Bett... Yoko konnte sich nicht helfen, doch sie fühlte, dass da noch Jemand hätte sein können, der nicht hier war. Er sollte jetzt hier sein, aber er war es nicht. In manchen Nächten erwischte sich Yoko dabei, wie sie ein Bild anstarrte, das an der Wand hing. Ein Foto von ihr, wie sie mit all ihren Freunden vor Jahren dastand, kaum im Stande, ihre Augen davon abzuwenden. Sie hatte sich verändert. Yoko saß allein am Tisch, der für Zwei gebaut war, sah hinauf zum wolkenlosen Nachthimmel, den Kopf in ihrer Handfläche liegend, während der Finger der anderen Hand gemächlich um den Rand ihres halbleeren Weinglases herum strich. Außerhalb ihres Fensters erstreckte sich der Himmel weiter und weiter, ein dunkelblauer Hintergrund getupft mit Millionen von kleinen silbernen Kügelchen, die zusammen ein brillantes, unendliches Meer aus Licht ergaben... das war der Himmel, für den sie so hart gekämpft hatten; um ihn zu erhalten. Dieses wunderschöne und unbegrenzte Firmament; etwas, dass sie nie auch nur vermutet hätte, nur ein paar Jahre zuvor. Sie hob das kristallreine Glas an ihre Lippen, nahm einen kleinen Schluck des süßen blutroten Weines. Es war schwer zu realisieren, auch jetzt noch. Dass sie hier friedlich sitzen konnte in ihrem kleinen Apartment auf dieser kleinen Insel und in den endlosen Himmel blicken konnte... Das Dai-Gurren-Dan hatte gesiegt, gegen alles, was sich ihm in den Weg gestellt hatte. Wenn es nach Chancen und Gesetzen ging, sollten sie es niemals soweit geschafft haben. Der Fall des Mondes, das Death-Spiral-Feld, der finale Kampf gegen die Antispiralen... ...nein, auch nicht davor. Unzählige Male, wieder und wieder, gewannen sie und das obwohl alle Chancen schlecht standen und jeder gesunde Menschenverstand gesagt hätte, dass es nie und nimmer funktionieren könnte. Dass sie nun hier saß... das erstaunte sie. Yoko nippte erneut an dem Wein, ihre Augen auf den endlosen Himmel gerichtet suchte sie nach nichts reellem. Daraufhin schloss sie die Augen für einen Moment – und als sie sie wieder öffnete, war ihr Blick unscharf. Yoko blinzelte verwirrt, hob ihre Hände, um ihre Augen zu reiben... und sie bemerkte, dass sie feucht wurden. Sie weinte, auch wenn sie sich nicht sicher war, wieso. Während sie die plötzlichen, verwirrenden Tränen weg blinzelte, fand sie ihren Blick erneut auf diesem Bild – Eine Erinnerung an eine Zeit, die sich so weit weg anfühlte, dass sie auch gut eine Legende hätte sein können. Zu viele Menschen auf diesem Foto mussten gehen und das alleinige Angucken dieses Bildes schien nur noch mehr Tränen hervorzurufen. Erneut war ihr Blick schummrig, und aus irgendwelchen Gründen konnte Yoko ihre Augen nicht von dem blonden Mann lassen, der neben ihr stand und der ein schiefes Grinsen in die Kamera funkelte. Ein Grinsen, das sie nur zu gut kannte. Das Weinglas in ihrer Hand stellte Yoko etwas grober ab, als sie es geplant hatte, wendete ihren Blick endlich von dem Blick ab, legte ihren Kopf auf ihren Armen ab und fand den immer stärker werdenden Drang, endlich offen zu weinen. ... „Ein... Glücksbringer?“ Kittan fuhr sich mit den Fingern durch sein blondes Haar, zuckte mit den Schultern, als er sich gegen die Querwand tief im Herzen des Chouginga Dai-Gurren lehnte. „Eh, ich dachte, es kann nicht schaden, oder? Ist ja nicht so, dass Simon ihn noch gebrauchen kann...“ Er gab auf, zuckte erneut mit den Achseln und verschränkte seine Arme vor der Brust. Yoko sah von ihrem Platz auf eine der Kisten aus dem Lager zu ihm rüber. „Ich glaube, das macht Sinn.“ Während sie sprach arbeiteten ihre Hände unaufhörlich, Bewegungen zu wiederholen, die sie schon mindestens eintausend Mal gemacht hatte, um den mittlerweile vertrauten Körper ihres Gewehrs zu demontieren. Sie sah hinab auf ihre Waffe. Ihre geschulten Augen scannten rasch die Komponenten, um sicher zu gehen, dass alles war, wie es sein sollte und dass alles im perfekten Arbeitszustand war. Sie begann damit, den Rahmen zusammenzusetzen und sah nur kurz auf, um festzustellen, dass Kittan sie ansah, eine buschige Augenbraue aus Neugier gehoben. Sie fühlte, wie ihr Gesicht heißer wurde – und sie hasste es, so geprüft zu werden, egal wie locker sie das alles machte. Yoko warf einen fragenden Ausdruck zurück, ihre Hände arbeiteten weiter daran, die Waffe zusammenzusetzen. „Was ist?“ „Ah, nichts“, sagte er und wedelte dabei mit den Händen vor dem Gesicht. „Es war nur...“ Kittan sah sie wieder an, schüttelte dieses Mal aber den Kopf. „Du glaubst doch nicht, dass du dieses Ding benutzen musst, oder? Dieses Antispiralending... glaubst du, dass es einfach auftauchen und sich zeigen wird oder so?“ Yoko lachte sanft, trotz ihrer Reaktion, als sie nochmal sicherging, dass der Lauf auch richtig fest saß. „Nein, nichts in die Richtung.“ Die rothaarige Frau schloss ihre Augen für einen Moment, ehe sie sie wieder öffnete und Kittan verlegen anlächelte. „Ich habe nur... es ist nur gerade nichts zu tun. Und wenn es nichts für mich zu tun gibt... na ja, ich glaube, es ist einfach Gewohnheit.“ Er nickte und sie konnte sehen, wie er den Kopf neigte, trotz schwachen Lichtes des porösen Hangars. „Ich denke, das ist wahr, ja“, meinte Kittan mit einem scharfen Unterton in der Stimme. „Reite und Simon haben dieses Super Spiralengeschoss mittlerweile verdickt, eh?“ Das riesige Projektil wartete weit über ihnen, verblasste aber neben den Silhouetten der übrigen Space-Ganmen. „Du hast Recht... wir können gerade nichts tun.“ Kittan atmete scharf aus, trat gegen die metallene Mauer, welche einen dumpfen Klang von sich gab. „Ich hasse es, mich sinnlos zu fühlen...“, murrte er leise und doch hörte Yoko die Frustration aus seiner Stimme. Er musste es nicht in Worten ausdrücken – es war ihr ein einfaches, aus ihm schlau zu werden. Doch ehrlich gesagt, wusste sie mehr als genau, was er meinte. Selbst hier, dutzende von Meilen unterhalb der Außenseite des massiven Kampfschiffes konnte sie das Rumpeln und Knarren an ihren Füßen spüren, als das Chouginga Dai-Gurren tiefer und tiefer in die galaktische Spiralmasse krachte. Da waren sie, zwei Mitglieder des Dai-Gurren-Dan... und es gab absolut Nichts was sie momentan tun konnten. Es lag nicht in ihren Händen. Yoko spürte die Frustration, die sich einen Weg durch ihre Venen bahnte. „Ich wundere mich aber...“, sagte Yoko nachdenklich, ihr Blick wanderte hinauf zu dem Super Spiralengeschoss. „...glaubst du nicht auch, dass es sicherer wäre in die Space Ganmen zu steigen?“ Der blonde Mann wand seinen Blick von dem gewaltigen Geschoss zu ihr. „Was meinst du? „Na ja, du könntest es spüren, wenn wir hier raus wären, oder? Der Druck macht es schwer, sich gut zu bewegen.“ Er nickte als Antwort und sie dachte weiter laut nach: „Ich hab mir vorgestellt, dass es das gleiche sein könnte, wie für das Geschoss. Wenn sie richtig zielen wollten, müssten sie den Druck einberechnen... Es würde schneller gehen, wenn wir die Ganmen im Projektilmodus benutzen, findest du nicht auch?“ Sie seufzte und schüttelte ihren Kopf, ein klitzekleines Lächeln auf ihrem Gesicht. „Ah, vergiss es. Ich denk nur laut nach. Außerdem... wenn es überhaupt Jemanden gibt, der dass anpacken kann, ist das Leeron.“ Anders als sie schloss Kittan seine Augen, lehnte sich erneut zurück gegen die Wand. „Nein, du hast Recht. Das ist wahrscheinlich der beste weg.“ Er nickte unterstützend. Yoko dachte einen Moment, sie würde einen kurzen Augenblick nur irgendwas über seinem Gesichtszug aufblitzen sehen, als es auch schon wieder weg war. Als Yoko den Lauf des Gewehres an seinen rechtmäßigen Platz zurückgesteckt hatte, lehnte sie die zusammengebaute Waffe vorsichtig an die Kiste neben ihr. „Es wird aber ebenso riskant sein, etwas so kleines wie den Spaceganman jetzt rauszuholen. Leeron und Reite wissen was sie tun, nicht wahr?“ „Sieht so aus, als müssten wir uns zurücklehnen und einfach warten.“ Die Unzufriedenheit in seiner Stimme war nur zu deutlich. Ein paar Sekunden, die sich wie Stunden anfühlten, schwiegen die beiden. Die einzigen Klänge, die man hören konnte waren das Zischen und Klirren des massiven Hangars des Chouginga Dai-Gurren, welcher das Equipment für die letzten Details der riesigen Spiralwaffen herstellte. Letztlich war es Kittan, der die Stille mit einem leisen Lachen brach. „Heh. Er hätte es getan, egal wie riskant es gewesen wäre.“ Yoko musste nicht fragen, wen Kittan mit 'er' meinte. „Er würde einfach rausgehen, ohne nochmal nachzudenken.“ Sie sah hinab auf den kalten, grauen Metallboden, ehe sie ihren Kopf schüttelte. Sie lächelte sacht. „Es würde ihn nicht interessieren, auch wenn es ihn umbringen würde.“ „So sollte das sein.“ Da war... irgendwas... hartes in Kittans Stimme, das Yoko überraschte. Sie sah auf den blonden Mann, der seine Hand zur Faust geballt hatte. Bevor sie irgendwas sagen konnte, fuhr er fort: „Heh, vergiss es. Ich... denke nur gerade an die andern, das ist alles...“ „Oh.“ Yoko hörte ihrer Stimme an, dass sie flacher war als üblich, sie räusperte sich unmerklich, sah aber zur Seite hin weg. „Ich... wir hatten noch nicht genug Zeit über sie nachzudenken, hm?“ In irgendeiner Weise schien es ihr noch nicht Real. Sie warf einen vorsichtigen Blick zu der Nothilfe an den Docks der Spaceganman. Sie sah das Gurren-Dan, wie sie da alle saßen und scherzten, als hätte sich nichts geändert. Kittan seufzte schwer, während er seinen Kopf schüttelte. „Sie wollten es so“, wiederholte er die Worte, die er schon Gimmi vor zwanzig Minuten – die ihr wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen waren – gesagt hatte. „Er hat sein Leben riskiert, weil er es wollte. So sollte es sein, nicht?“ Sie widerstand dem Drang, ihr Gewehr zu schnappen und es nochmal auseinander zu schrauben, um wieder eine Beschäftigung zu haben. Sie zuckte mit den Schultern, für sich selbst, und nickte. „Ich denke schon. Ich denke auch, dass wir sie entehren, wenn wir es irgendwie anders machen würden.“ Sie stand auf von ihrem Sitzplatz, um sich nahe Kittan gegen den Bugschott zu lehnen. Yoko lachte auf. „Das ist dämlich.“ „Was ist dämlich...?“ „Na ja... als wir ihn verloren... an das einzige was ich denken konnte war, wie egoistisch er war, das zu tun.“ Yoko schüttelte ihren Kopf. Sie konnte die Verwirrung in Kittans Augen sehen. „Egoistisch? Was zur Hölle meinst du mit 'egoistisch'?“ Sie öffnete ihre Augen, die immer noch auf den kalten Stahlboden fixiert waren und schwieg einen kurzen Moment, ehe sie weiter redete. „Das war... unglaublich selbstsüchtig von mir – glaub mir. Aber...“ Yoko seufzte, ehe sie verlegen lachte. „Vor dem Kampf... versprach er mir etwas. Und dann starb er einfach.“ Sie lachte erneut. „Ein Teil von mir war einfach nur wütend, dass er so ein Idiot war und sein Versprechen nicht halten konnte...“ Yoko zog ihre Schultern hoch. „Nicht nur das... Eine lange Zeit war ich wütend auf ihn, weil er uns einfach im Stich lies, als wir ihn am meisten brauchten. Simon brauchte ihn und...“ Sie wand ihren Kopf weg, bevor sie zu Kittan sah und sich ihre Augen trafen. „Egal was ich über ihn gesagt habe... ich brauchte ihn auch. Wir alle.“ Kittan nickte, wand seinen Blick auf den Boden und kratzte sich konfus am Hinterkopf. „Richtig... Das war 'ne harte Zeit.“ Nun lachte er verlegen. „Als Simon so auseinanderbrach und das einzige was ich tun konnte, war die Anderen wegen jedem Scheiß anzuschreien.“ Seine Worten tönten aus und er sah zu dem mit Nebel gefülltem Hangar. Beide schwiegen für eine kurze Ewigkeit, ehe die rothaarige Frau wieder sprach. „Wir sind weit gekommen.“ „Scheiße, wir sind extrem weit gekommen“, stimmte Kittan ihr zu. Er verstummte für eine Sekunde, ehe er sich zu ihr drehte und dieses schiefe Grinsen aufsetzte, dass sie nur zu gut auf seinem Gesicht kannte. „Und wir geh'n bis zum Ende, egal was es kostet!“ Yoko konnte sich nicht helfen, doch ihr eigener Mund verzog sich zu einem ähnlichen Grinsen. „Selbstverständlich werden wir das. Das ist der Weg, wie das Dai-Gurren-Dan funktioniert, nicht wahr?“ Sie beiden sagten darauf nichts mehr, bis sie die Stille zusammen mit einem leisen Lachen durchbrachen. Sie sah zur Seite weg, wand ihren Blick aber gleich wieder zu ihm und schenkte ihm ein echtes Lächeln. „Sie sind nicht meine, weißt du...“ Kittan sah sie für einen Moment verwirrt an, in dem er versuchte herauszufinden, was oder wen sie meinte. „'Sie'? Wer 'sie'?“ „Die Kinder, von denen ich dir erzählt habe. Es sind nicht meine Kinder“, erzählte sie ihm mit so einem fröhlichen Glänzen in den Augen. „Ich wollte dich nur auf den Arm nehmen. Ich... bin eigentlich ihre Lehrerin. Auf einer kleinen Insel, zwei Stunden von der Stadt entfernt.“ „E-Eine Lehrerin?“ Kittan zog eine der buschigen Augenbrauen hoch, dann grinste er aber und lehnte sich zurück. „Ich verstehe... Ich wette, du bist 'ne großartige Lehrerin! Wie alt sind sie..?“ Auch wenn sie nicht wusste warum, wurden ihre Wangen auf sein Kompliment hin heißter. „Nicht sehr alt. Die Ältesten sind gerade sieben. Sie wurden auf der Oberfläche geboren...“ Irgendwas in Kittans Stimme klang nachdenklich, als er in der Gegend herumstarrte. „Sie sind auf der Oberfläche geboren, eh? ...Dachte nicht, dass ich das jemals hören würde.“ Er dreht sich zu ihr, und wieder dieses Grinsen. „Hey, auch wenn's nicht deine Kinder sind... Ich will trotzdem, dass du sie mir vorstellst, wenn wir hier fertig sind.“ Er kicherte. „Ich musste damals schon auf Kinon und Kiyal aufpassen, als sie klein waren. Ich glaube, ich mag Kinder seitdem...“ Kittan machte eine kurze Pause, in der er sich am Kopf kratzte. „Ich kann's auch immer noch nicht glauben, dass ich Onkel bin.“ Yoko nickte langsam. „Du... hast mir nie wirklich was davon erzählt. Also, als du und deine Schwestern klein waren... Musste schwer gewesen sein.“ Sie schüttelte den Kopf und errötete beschämt. „Ah, vergiss es. - Ich wollte nicht neugierig sein! Du musst mir wirklich nichts erzählen...“ Schräg gegenüber von ihr hatte Kittan einen merkwürdigen Ausdruck, den Yoko nicht zu deuten wusste, was merkwürdig war, denn normalerweise konnte sie ihn gut deuten. Doch schon kurz darauf verwandelte sich dieser Ausdruck in ein aufrichtiges Lächeln. „Ist 'ne lange Geschichte. Ich erzähl sie dir, wenn wir Zeit haben... wenn wir den Scheiß hier gewonnen haben und zu Hause sind.“ Sie erwiderte sein Lächeln, während ihre Arme verschränkt vor ihrer Brust ruhten. „Alles klar! Ich werd dich übrigens dran erinnern.“ Kittan nickte kurz. „Versprochen. - Sobald wir hier fertig sind und wir endlich etwas Zeit haben, legst du die Füße hoch und ich erzähl dir alles.“ Das Lächeln wuchs zu seinem typischen Grinsen an. „Und wir sehen zusammen nach deinen Kindern.“ „Würde mir gefallen“, gab Yoko zurück und sah ihm in die Augen. Sie zögerte einen Moment, bevor ihre Laune wieder aufhellte und da dieser bekannte, neckende Ton in ihre Stimme schlicht. „Ich hab ihnen von dir erzählt.“ Genau wie sie es sich erhofft hatte röteten sich Kittans Wangen merklich. „Du hast... Warte... Was hast du ihnen erzählt? Nur Gutes, richtig?“ Yoko blieb ein paar Sekunden ruhig, um Kittan dabei zu beobachten, wie er nervöser wurde (und versuchte sich nichts anmerken zu lassen), bevor sie ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. „Nur Gutes, Kittan. Weil... weißt du... Ich bin ihre Lehrerin. Und du bist ein Teil der Geschichte.“ Sie zwinkerte ihm zu, fuhr fort und legte nun einen autoritären Ton in ihre Stimme. „Nach allem bist du einer der drei Anführer des Dai-Gurren-Dan...“ Sie lächelte. Sie konnte nicht genau sagen, was ihn mehr verwirrte – die Tatsache, dass sie ihren Schülern von ihm erzählt hatte oder dass er ein Teil der Geschichtsbücher war. Aber egal, Kittan stand da mit rotem Gesicht, zeitweise äußerten sich auch Silben, die geradezu wie Wörter waren. „Nein, Ich...“ Sie begann erneut zu sprechen, senkte ihren Blick nur kurz, sah dann aber zu ihm auf. „Ich wollte ihnen von dir erzählen. Mehr als nur Geschichten... aber sie wussten nicht, wer ich war.“ Als er seine Stimme endlich wiederfand schenkte er ihr gleich einen neugierigen Blick. „Wussten sie nicht? Aber bist du nicht... uh... genauso wichtig in der Geschichte wie.. eh.. du sagst dass ich es bin? Wie..?“ Ihr langes rotes Haar wedelte hinter ihr, als sie ihren Kopf schüttelte. „Ich... wollte ihnen nicht zeigen, wer ich wirklich war.“ Weil er nichts sagte und sie nur mit diesem noch-verwirrtem-einigermaßen-beruhigtem Blick ansah, sprach sie weiter. „Ich wollte mich von allem ein wenig entfernen, glaube ich. Ich kann es nicht genau erklären... Um ehrlich zu sein, weiß ich es selbst nicht so genau.“ „Du musst das nicht...“, antwortete Kittan mit einem Achselzucken. „...mir das erklären. Ich meine... wir haben alle so was, hm? Versteh'n wir nicht mal selbst.“ Yoko nickte sanft, bevor sie ihn wieder ansah. „Ich... habe eigentlich eine Menge über dich nachgedacht, als ich da war.“ Sie konnte spürten, wie sich ihre Wangen wärmten, nachdem diese Worte ihren Mund verlassen hatten. Was auch immer Kittan antworten wollte, er wurde von einem lauten, mechanischem Thrum unterbrochen, als das gigantische Spiralengeschoss von kräftigen, hydraulischen Motoren zum Rumpf bewegt wurde, wo es letztlich in Chouginga Dai-Gurrens Kanonen geladen werden würde. Obwohl es sich anfangs so langsam bewegte, bekamen die Motoren mehr und mehr Kraft, sodass die massive Waffe bald schon im Nebel über ihnen verschwunden war – Ebenso konnten sie noch das Brüllen der Ausrüstung hören, lange nachdem das Projektil verschwunden war. „Sie sind soweit“, hörte Yoko sich sagen (auch wenn das eigentlich klar war)... und beide begangen sich im Einklang zu bewegen, ihr Ziel der Bereich des Hangars, wo Reite und ihre Robotermechaniker warteten und die die zweite der beiden Geschosse vorbereitete. Der riesige Bildschirm zeigte ihnen ein Abbild von dem an, was Dayakka, Leeron und die Anderen auf der Brücke des immensen Schiffs sahen – die Darstellung des eigenen Schiffes und seiner Lage in Relation zu ihrem Ziel, die Death Spiral-Maschine. Wenn man dem Bildschirm glauben schenken konnte, dann erreichten sie nun dem dichtesten Teil des Death Spiral-Feldes, der seinen Ursprung umschloss. Auch wenn es nur in ihrem Kopf war, so dachte Yoko doch, dass sie das Schlachtschiff unter ihren Füßen zittern spürte, als der enorme Druck es tiefer und tiefer drückte. Ihre letzten Fünf Minuten wurden gezählt... und es wirkte nicht so, als ob das Geschoss es bereits zu den Geschützen geschafft hatte, so groß wie die Distanz zwischen Anfangspunkt und Ziel war. Reite arbeitete so leidenschaftlich, wie sie es immer getan hatte und sie und die paar Roboter ignorierten den Bildschirm um das zweite Geschoss so schnell es ihnen möglich war fertigzustellen. Und trotz der Tatsache, dass Gimmi und Darry neben ihnen standen, schien es für Yoko, als würde nur sie und Kittan dem riesigen Monitor ihre Aufmerksamkeit schenken. Plötzlich veränderte sich das Bild des Bildschirms zu dem, was anscheinend die Außenseite des Chouginga Dai-Gurren darstellte. Er gab einen vollen Einblick auf die Kanonen, die aus der Hülse heraus entstanden – die schließlich feuerten, mit einer solchen Kraft, dass sie das Grollen unter ihren Füßen spüren konnten. Das Super-Spiral-Geschoss wurde eingeführt – ihre Hoffnungen und Gebete mit ihm – und das Bild änderte sich zu dem vorherigen, machte den Pfad der Kanone ausfindig, als diese sich ihrem Ziel näherte. Yokos Stimme war trotz der aufgeregten Atmosphäre um sie herum leise und ruhig, als sie sich zu Kittan lehnte und zu seinem Gesicht hinaufsah – seine Braue war zerfurcht und sein Blick gehörte, einen Anblick, den sie nur zu gut kannte. „Hast du Angst?“ Kittan sah zu ihr hinab, seine dunkelblauen Augen sahen in ihre Bernsteinfarbenen und sie konnte sehen, wie sich sein Kehlkopf bewegte als er schluckte, bevor er antwortete. „Ja.“ „Gut.“ Yoko schluckte ebenfalls, machte einen Schritt zu ihm, griff nach seiner Hand und umschlang sie fest, ihr Blick richtete sich erneut zum Bildschirm. „... ich auch.“ Sie konnte sich noch gut an den Geschmack seiner auf ihren Lippen erinnern. Konnte sich gut an die Hitze erinnern, die von seinem Körper ausging, als sie ihn umarmte. Konnte sich gut an seine Schulter unter ihrem Kinn erinnern. Yoko konnte sich noch kristallklar an diesen Moment erinnern, doch an nichts konnte sie sich lebhafter erinnern, als an den Moment, als sie sich voneinander trennten. Das Streifen seiner Jacke über ihren Arm, die Wärme seines Körpers, die durch die kalte Luft des Hangars ersetzt würde, die Art, wie er sie angesehen hatte kurz bevor beide die Hand des Anderen losgelassen hatten... Ihr Herz hatte in diesem Moment so laut in ihren Ohren geschlagen, dass sie nie gehört hatte, was er zu den Zwillingen oder zu Reite gesagt hatte, bevor er über das kleine Skiff kletterte, das ihn geradewegs in seinem Space King Kittan führte. Kittan hatte zurück gesehen und dieses schiefe Grinsen, dass sie so gut kannte, war auf seinem Gesicht gewesen, als er Reite zusalutierte und Gimmi und Darry gegenüber zuversichtlich den Daumen hob. Er sagte nichts, als sein Blick zu ihr wanderte. Und auch wenn er sich immer weiter wegbewegte, weiter und weiter weg von ihr, konnte Yoko sehen, dass sein Grinsen lansgam aus seinem Gesicht gewischt wurde, als sich ihre Augen noch ein letztes Mal trafen – sie war immer gut darin gewesen, ihn zu deuten. Yoko stand still da, ihr Körper war gefroren, auch wenn sie ihre Seele schreien hörte. Mach irgendwas, Yoko! Sag ewas, Yoko! Sag irgendwas... Aber da war nichts, was sie machen könnte und da war auch nichts, was sie als richtig empfand zu sagen oder zu tun- „Bitte risikier nicht heldenhaft dein Leben um uns alle zu retten und gib uns noch eine Chance zu kämpfen.“ „Danke.“ „... ich liebe dich.“ „Lebewohl.“ Das alles schien ihr leer. Und nichts Anderes kam ihr in den Sinn. Yoko stand komplett gefroren da, ihre Augen auf seinen, bevor er sich abwand, um in das Cockpit seines riesigen Ganmans zu steigen. Sie sah seinen Blick immer noch fokusiert auf ihr, bevor die Luke der Maschine sich schloss und er weg war. Ein Strahl von schillerndem Licht kam durch das Fenster und blendete Yoko – sie rührte sich, hob ihre Hand, um ihre Augen abzuschirmen, als sie realisierte, dass sie noch immer am Tisch saß, ein leeres Glas Wein vor ihr. Scheinbar war sie hier eingeschlafen... und ihr Körper knackte vor Protest, als sie sich in ihrem Stuhl aufrichtete. Zum Glück haben die Kinder heute keine Schule, erinnerte sie sich... also war es gar nicht so schlecht, wie es war. Yoko sah nach draußen, um das Licht zu sehen, dass sie einfach geweckt hatte – Sie konnte knapp die Hälfte der Sonnenscheibe sehen, die sich über das stille, flache Wasser gen Horizont vorstieß. Der Tag begann. Yoko stand auf, streckte ihre steifen Gelenke und öffnete die Tür, um nach draußen zu gelangen. Sie atmete die frische Seeluft ein, konnte ein paar leise Stimmen der Bewohner hören, die ihren Tag nun auch begannen, aber die meiste Zeit war es komplett still, ausgenommen der Wellen, sanft unten am Sand brachen. Die Sonne stieg nun auf und der unendliche Ozean aus Sternen aus der Nacht davor wurde davongewaschen. Doch selbst in der Frühe waren noch ein paar sichtbare Sterne am Himmel und einer nach dem anderen glitzerte noch einmal, ehe das Licht der Sonne das der Sterne vertrieb. Sie stand still da und sah zu, wie ein Stern nach dem anderen verschwand um dem Sonnenaufgang den Weg für das Licht des Tages frei zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)