Träume eines Siebenjährigen von yubae (Conan (Shinichi) X Heiji) ================================================================================ Kapitel 30: Siebzehn -------------------- Shinichi Kudou. Er war zurück. Er war wieder der Junge, der er gewesen war. Nach so vielen Jahren des Wartens, war er endlich wieder er selbst. Jedes Mal, wenn er sich im Spiegel sah, kam er nicht umhin leicht zu lächeln, seine Wangen zu berühren und die dunklen Haare, die er so trug, wie er es immer getan hatte. Wenige Tage nach seinem Geburtstag, rief ihn Lianna zu sich. „Es kommt etwas spät, aber ich hab dich nie erwischt, weil du ständig unterwegs warst“, erklärte sie sich. „Das hier... kam wenige Tage nach deinem Erscheinen hier an.“ Sie reichte ihm ein kleines Päckchen. „Es stand dabei, du sollst das an deinem siebzehnten Geburtstag bekommen.“ Shinichi sah auf das Papier, zögerte, ehe er das schmale Päckchen öffnete. Ein Reisepass. Er blickte hinein, verzog das Gesicht etwas. Noch immer war er Ken, doch konnte er es nachvollziehen. Immerhin konnte er nicht als Shinichi einreisen. Die Männer in Schwarz würden irgendwie Wind davon bekommen. Doch nun... Er hatte eine andere Identität, war ein anderer Mensch. Er konnte nach Japan zurück, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Doch zurück zu den Menschen, die er dort zurückgelassen hatte... zu ihnen konnte er nicht. Die Gefahr war trotz allem für ihn zu groß, dass sie noch immer unter Beobachtung standen... Würde er dort auftauchen, würde womöglich wirklich jemand den Tod finden... „Vielen Dank“, sagte er nur, steckte den Reisepass ein. Lianna musterte ihn sanft. „Du bist so gewachsen in all den Jahren. Und nun bist du wieder der junge Mann, den ich damals kennengelernt habe. Ich kanns kaum glauben, dass du doch eigentlich schon so viel älter bist...“ Sie lächelte schwach und Shinichi senkte den Blick. Ja, richtig. Er war keine siebzehn. Er war siebenundzwanzig. Er war erwachsen und sollte nicht mehr zur Schule gehen. Dennoch war es inzwischen angenehmer geworden. Er fühlte sich wohl in seiner Umgebung, hier und an seiner Highschool, die er noch ein Jahr besuchen würde. Danach würde er studieren gehen. Was, das hatte er sich noch nicht überlegt, jedoch blieb ihm ja noch einige Zeit. „Oh, und hier ist noch die Zeitung von heute“, hielt Lianna ihn auf, als Shinichi gerade den Raum verlassen wollte. Er nahm das Bündel entgegen, bedankte sich und verließ das Zimmer. Normalerweise bekam er die Zeitung am Morgen, doch hatte er heute so früh los gemusst, dass er keine Zeit mehr dafür gehabt hatte. Er ließ sich auf sein Bett fallen, blätterte die Seiten durch und las ein wenig darin. Als er beim Sportteil ankam, las er einiges über Fußball und Erinnerungen kamen in ihm auf. Früher hatte er sehr oft im Garten gespielt. Nun aber blieb ihm keine Zeit mehr dafür. Er beabsichtigte es ja doch irgendwie, schließlich gab es sehr wohl eine kleine Fußballgruppe an der Schule. Im Augenblick genoss er es jedoch mehr ungestört in der Bibliothek zu sitzen und Bücher zu lesen, auch wenn man ihn dafür schon häufiger schräg angesehen hatte. Für die Ferien nahm er sich jedoch vor, wieder mehr in den Garten zu gehen und dort zu kicken. Er vermisste es doch ein wenig. Er blätterte etwas weiter, schloss die Zeitung wieder und legte sie zur Seite. Alle Aufgaben für morgen hatte er bereits in der Schule erledigt, sodass ihm der Abend zum Ausspannen blieb. Es war nicht mehr lange bis zu den Ferien, doch gerade die letzten Wochen waren vollgepackt mit Klausuren und Hausarbeiten, die er abgeben musste und so noch viel länger in der Schule blieb. Diesmal jedoch nicht, um sich die Zeit in der Bibliothek aus Spaß zu vertreiben, sondern um zu recherchieren. Kaum einen Tag kam er mehr vor acht Uhr zurück ins Heim und wenn, fiel er dennoch sofort ins Bett. Als endlich alle Aufgaben erledigt waren, war er sichtlich erleichtert. Es gab noch eine Klausur, die er jedoch mit ein wenig Lernen sicher bestehen würde. So machte er sich nicht mehr viele Gedanken darum. Er brachte wenige Tage später die Klausur hinter sich und genoss die folgende freie Zeit. Immer wieder konnte man den Jungen im Garten des Heimes sehen, wie er dort ein wenig Fußball mit sich selbst oder gegen eine Gruppe Kleinerer spielte. Gelegentlich mischten auch die älteren mit, schlossen Teams und versuchten gegeneinander zu gewinnen. Shinichi fühlte sich an seine Zeit in der Highschool in Japan erinnert, wo er auch immer Fußball mit den anderen aus dem Club gespielt hatte. Doch eines war hier in Kanada schwer von Vorteil: Die angenehme Luft. In Japan war es manchmal so drückend heiß gewesen und kein Wind war gegangen. Hier jedoch war die Luft selbst im Hochsommer noch recht kühl und es war meist etwas windig. Dafür hatte der Winter so seine Tücken. Manchmal war so viel Schnee gefallen, dass sich die Lieferung mit neuen Nahrungsmitteln verschoben hatte und sie mehrere Tage nur von Nudeln und Weißbrot hatten leben können. Doch der Sommer war eine schöne, angenehme Zeit. So konnte er auch die Jüngeren besser kennenlernen, die das Jahr hinweg ins Heim gekommen waren. Durch die viele Zeit, die er in der Schule verbracht hatte, hatte er kaum irgendwas mitbekommen. An jenem späten Nachmittag saß Shinichi mit ein paar Gleichaltrigen, mit denen er bis eben gespielt hatte, auf dem Rasen und unterhielt sich mit ihnen. Seufzend ließ er sich ins Gras fallen. „Du bist echt gut in Fußball. Bist du an der Highschool in einem Club?“, fragte einer. „Nein, aber ich war früher, an meiner alten Schule, in einem“, antwortete er ehrlich. Die anderen sahen ihn verwirrt an. „An deiner alten Schule?“ Ruckartig setzte sich Shinichi auf. „Ja, ich meine, also... Hier. Als ich noch nicht auf der Highschool war“, versuchte er sich raus zu reden. Manchmal war seine Vergangenheit einfach zu präsent. Die anderen nahmen es so hin. „So wie du spielst, könntest du in die Profi-Liga!“, warf einer ein, doch Shinichi schüttelte lachend den Kopf. „Schwachsinn. So gut bin ich auch nicht. Hobbyspieler. Weiter nichts“ Er lächelte den anderen etwas zu, stand dann auf. „Ich werde mal rein gehen und duschen. Gibt ja auch bald Abendessen.“ Damit zog er sich zurück, betrat das Gebäude und holte frische Kleidung aus seinem Zimmer. Damit ging er zu den Duschen. Er konnte nicht sagen wieso, doch in diesem Moment überrannten ihn all die Gedanken an früher. Unter der laufenden Dusche ließ er sich zu Boden sinken, vergrub das Gesicht in den Händen und zitterte leicht. Er wollte nicht weinen. Niemand sollte ihn hören, doch war es so schwer sich zu beherrschen. Nicht oft hatte er solche Zusammenbrüche, doch wenn er sie hatte, waren sie schrecklich. //Heiji...// so lange schon, war ihm dieser Name nicht mehr über die Lippen gekommen. Auch jetzt, wo er unter dem heißen Wasser saß... es war, als wäre seine ganze Kehle zugeschnürt. Er konnte den Namen nicht aussprechen. Er war so fremd. Jetzt, wo er bewusst über alles nachdachte, schien ihm selbst seine Sprache fremd. Seit zehn Jahren hatte er nicht ein Wort mehr auf Japanisch gesagt. Er war sich nicht mal sicher, ob er sie noch sprechen konnte, noch lesen oder schreiben. Vermutlich war das Sprechen das kleinste Problem. Sowas verlernte man doch nicht so schnell. Aber Lesen und Schreiben...? Würde er Probleme damit haben? Natürlich konnte er die einfachen Zeichen noch, doch gerade jetzt fiel ihm nicht einmal mehr ein, wie man Heijis Namen richtig schrieb. Mit einem Finger malte er die Striche auf den Boden, stöhnte dann frustriert auf. Er konnte es nicht. Er wusste nicht, wie er seinen Namen schreiben sollte. Er hatte ihn vergessen. Als er später auf seinem Zimmer war und vom Bett aus an die Decke starrte, dachte er immer wieder angestrengt über Heijis Namen nach. Er rollte sich auf den Bauch, zog Papier und Stift heran und versuchte sich an den komplizierten Schriftzeichen. Als er es auch beim zehnten Mal nicht schaffte, knüllte er das Papier zusammen, warf es gegen die Wand, worauf hin es abprallte, ein wenig durch die Luft flog und folgend auf dem Boden landete. Frustration machte sich in ihm breit. Er wollte nach Japan zurück, doch gerade jetzt hatte er fast Angst davor. Was, wenn er sich nicht zurechtfinden würde? Er verstand sich selbst dabei kaum. Wie konnte er sich davor scheuen zurück in seine Heimat zu gehen? Er war dort aufgewachsen. Er hatte immer dort gelebt. Doch jetzt... nun war er hier und konnte nicht einmal mehr schreiben. Er presste die Lippen zusammen, fuhrt sich durchs Haar. Es belastete ihn, dass es nun so lief. Wie hatte es überhaupt so kommen können? Die nächsten Tage verbrachte Shinichi sehr zurückgezogen, ging kaum mehr raus zum Fußball spielen. Seinen Zimmergenossen fiel das nach einiger Zeit auf. Sie hatten ihn immer wieder gefragt, ob er nicht mit raus kommen wolle, doch jedes Mal hatte Shinichi abgeblockt. „Ken, nun komm schon... Du bist die ganze Woche drin gesessen“, sagte einer, kam zu ihm und blickte auf den Schreibtisch, an dem Shinichi saß und am Werkeln war. „Oh... was ist das?“ „Hm? Oh, das?“ Shinichi schob ein Blatt mit Schriftzeichen zu ihm. „Meine Muttersprache. Also... die meiner Eltern. Ich hab so viel davon vergessen... Ich würde sie gerne wieder lernen“, gab er zur Antwort und seufzte, lehnte sich zurück. „Hol dir doch ein Buch darüber. Ist doch einfacher damit zu lernen“ „Ein Buch?“ Shinichi blickte ihn kurz an. Das wäre natürlich eine Idee. Doch er konnte sich doch kein Buch leisten. In der Bibliothek hatte er schon nachgefragt, doch man hatte ihm keines geben können. „Gibt es nirgends“ „Ach, du hast nur noch richtig gesucht.“, erwiderte der Junge, ehe er sich abwandte. „Wir gehen dann mal wieder“ Er schnappte sich die anderen, die noch in der Tür standen und verließ mit ihnen das Heimgebäude. Erst am Abend kamen sie wieder zurück, gesellten sich beim Essen zu Shinichi und ließen einen kleinen Stapel Bücher, bestehend aus drei davon, neben ihm auf den Tisch fallen. Leicht zuckte Shinichi zusammen, starrte auf die Bücher, dann zu den Jungen auf. „Was...?“ „Du hast gesagt es gibt keine. Gibt es aber sehr wohl“ Sie lachten, setzten sich zu ihm. Shinichi schob seinen Teller weg, blätterte die Bücher durch. „Die müssen doch ein Vermögen gekostet haben!“ „Ach was, das passt schon“, sagte einer und winkte ab. „Vielen, vielen Dank!“ Shinichi nahm die Bücher an sich, als wären sie ein Schatz. Wo hatten die drei die Bücher nur aufgetrieben? Er lächelte leicht und seine Augen schienen zu strahlen. Er konnte es kaum erwarten, sich darin zu vertiefen. Er wusste, selbst wenn sie eigentlich nicht teuer gewesen waren, musste es für die anderen sehr viel Geld gewesen sein. Immerhin hatte hier niemand viel. Als er später auf seinem Zimmer saß, blätterte er in den Büchern, machte sich Notizen und las die Texte so gut es ging. Zu Anfang war es eher mühsam, doch mit den Tagen die vorbeizogen, bemerkte er, dass mehr und mehr wieder zurück in seinen Kopf kam. Es war trotz allem seine Muttersprache und er hatte so viele Jahre damit gelebt. Einiges konnte man vergessen, doch alles? Er war zumindest froh, dass es bei ihm nicht so war und er nur wieder Übung brauchte. Natürlich hatte er auch viele Schriftzeichen zu lernen und zu wiederholen, aber auch das würde er schaffen, da war er sich sicher. Er wollte es wieder können, er wollte lesen und schreiben können, sich verständigen können, auch wenn er hier niemanden hatte, mit dem er sich hätte verständigen müssen. Sehr gerne hätte er schon früher damit angefangen, doch der Mangel an Büchern und die Preise hatten ihn immer davon abgehalten. Das vom Heim zahlen zu lassen, wäre unmöglich. Gebrauchte Bücher aus Spenden waren okay, aber da war nun mal so etwas nie dabei gewesen. Nun endlich konnte er japanische Bücher wieder in seinen Händen halten. Seine Zimmergenossen beobachteten zufrieden, wie er sich jeden Tag mit den Büchern beschäftigte. Langsam kam Shinichi dadurch auch wieder aus sich raus. Es war, als würde eine Blockade durch dieses Lernen abgebaut werden. Immer wieder ging er mit den anderen raus und spielte Fußball mit ihnen. Doch die Ferien neigten sich langsam ihrem Ende und es hieß wieder für die Schule zu arbeiten. Eines Tages setzte er sich, nach dem Erledigen seiner Hausaufgaben, mit der aktuellen Zeitung auf sein Bett, blätterte sie durch. Als er zum Sportteil gelangte, umgriff er die Zeitung fester. „Heiji...“, murmelte er zu sich selbst. Da war ein Foto von Heiji. Er war zwar älter geworden, doch hatte sich nicht viel an ihm geändert. Er musste es sein. Schnell las Shinichi den Artikel darunter. Kendo-Weltmeisterschaft... Toronto. Er umgriff die Zeitung nun so fest, dass er sie schon fast zusammenknüllte. Sein Herz schlug wie verrückt und er konnte kaum einen Gedanken fassen. Die Weltmeisterschaft im Kendo würde in Toronto ausgetragen werden und offensichtlich war Heiji einer der Teilnehmer. Er würde hier her kommen. Hier, nach Kanada. Hitze stieg in seinen Wangen und er lief vor Aufregung rot an. Erst einige Sekunden später wurde ihm bewusst, dass er gar keine Chance hatte dort hin zu gehen. Er seufzte etwas, ließ sich auf das Bett zurück sinken und betrachtete einfach nur Heijis Bild. Man konnte ihn zwar nur bis zu den Schultern sehen, doch das reichte schon, um zu zeigen, wie muskulös er geworden war. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Shinichis Lippen und er ließ seine Finger hauchzart über das Foto gleiten. Je länger er das Bild ansah, desto mehr Sehnsucht bekam er nach dem, den es zeigte. Shinichi dachte kaum einen Tag über was anderes nach, als die Weltmeisterschaft. Ihm war klar, dass er keine Chance haben würde sie zu besuchen. Außerdem wusste er auch, dass es viel sicherer wäre, sich dort erst gar nicht blicken zu lassen. Dennoch ließ ihn der Gedanke nicht los. Er sprach mit den anderen aus seinem Zimmer darüber, die überrascht waren, dass Shinichi auch mal an einem anderen Sport als Fußball, Interesse zeigte. Helfen konnten sie ihm allerdings nicht. Jeder von ihnen war knapp bei Kasse. Geld leihen ging also nicht. Die Tage zogen vorbei und Shinichi wurde immer aufgeregter. Es wäre nicht mehr lange bis zu der Meisterschaft. Noch ein Monat. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen. Als er am Abend in sein Zimmer kam, schaltete er das Licht ein. Überall sah er Girlanden, seine Zimmergenossen bließen in Papiertröten und riefen dann. „Alles Gute zum Geburtstag!“ Auch Lianna stand dabei, lächelte breit. Shinichi sah verdutzt von einer Person zur nächsten. „Ich hab... noch nicht Geburtstag...“ „Ja, wissen wir. Du hast kurz nach der WM.“, meinte einer seiner Zimmergenossen. „Aber du sollst dich ja auf dein Geschenk einstellen können.“ Lianna ging auf ihn zu, reichte ihm einen Umschlag. Etwas unsicher öffnete Shinichi diesen, entnahm drei Karten. Zwei davon waren für einen Bus, die andere... „Danke... Vielen... Dank!“, brachte er gerade so heraus. Er hielt die Karte für das Turnier fest in der Hand. Heiji würde an diesem Tag kämpfen. Und er konnte dabei sein. Er würde ihn sehen. Er würde Heiji wiedersehen... Shinichi drehte das Ticket aufgeregt in seinen Fingern, bis die Türen des Busses aufgingen. Es war spät am Abend und er war froh, als er endlich in dem Nachtbus Platz genommen hatte. So viel Erwartung und Aufregung er auch in sich trug, schlief er nicht viel später auf seinem Sitz ein. Sie fuhren die ganze Nacht durch und waren erst am nächsten Mittag in Toronto. Der Bus hielt ganz in der Nähe der Hallen, sodass es ein Leichtes war dort hin zu kommen. Doch je näher Shinichi kam, desto unsicherer wurde er. War es gut, wenn er nun dort hingehen würde? Er zögerte, seine Hände zitterten. Letzten Endes ging er aber in die Halle, suchte sich seinen Sitz und ließ sich darauf sinken. Er hörte kaum, was die Ansprachen sagten, achtete auch nicht wirklich auf das Treiben um sich herum. Erst, als er Heijis Namen durch die Lautsprecher vernahm, sah er auf. Da stand er, bekleidet mit seiner Rüstung, aber noch ohne den Helm. Shinichis Hände wurden feucht. Er sah unruhig auf den Mann runter, der dort stand und sich in aller Ruhe nun das letzte Teil seiner Rüstung anzog. Ein Helfer band den Helm weiter zu, reichte ihm dann das Bambusschwert. Shinichi verfolgte jede seiner Bewegungen, ließ ihn nicht für eine Sekunde aus den Augen. Sein Herz raste. Als der Kampf mit dem Sieg Heijis zu Ende war, hielt er es nicht mehr aus. Er stand auf und rannte bis an die Bande. „Heiji!“, rief er ihm laut zu, doch die Ansager und die vielen anderen Menschen übertönten ihn. „HEIJI!“, versuchte er es nochmal lauter. Der Angesprochene zog langsam seinen Helm ab, entfernte das Tuch, mit dem seine Haare weggebunden waren und strich sich über die feuchte Stirn. Dann hörte er es. Dieses Rufen, zwischen den anderen Schreien und Stimmen und zwischen den dröhnenden Lautsprechern. Diese Stimme... Zögerlich wandte er sich um. „Heiji!“ Noch einmal. Er drehte sich etwas weiter und erkannte dann Shinichi, der dort an der Bande stand und nach ihm rief. „Shinichi...“, wisperte er, lief dann sofort auf ihn zu. Er war hier. Shinichi war hier. Seine Augen strahlten, wie sie es lange nicht mehr getan hatten. Heiji nahm Shinichi mit in die hinteren Bereiche der Halle. Keiner sagte ein Wort, bis sie ungestört waren. Dann fiel Shinichi ihm einfach um den Hals, küsste ihn zärtlich. Heiji krallte seine Finger in Shinichis Rücken, hielt den Jungen feste bei sich. „Shinichi... ich... ich hätt nich geglaubt dich nochmal zu sehen...“ „Glaubst du... mir ging es anders?“, erwiderte dieser, strich über Heijis Wange. Es würde ihnen nicht viel Zeit bleiben, das wussten sie beide, doch wollten sie diese gemeinsam nutzen. Sie beide fühlten sich, als wäre nicht ein Tag vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Und doch war da diese Distanz. Jener Kuss blieb die einzige Intimität, die sie austauschten. Eine kurze Berührung ihrer Hände, ein sanftes Lächeln. Sie mussten nichts sagen, denn sie beide wussten, wie sie fühlten, wenngleich es niemand aussprach. Sie liebten sich. Und daran würden auch weitere zehn Jahre nichts ändern. 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