Rubina von Rose-de-Noire (Piraten unter sich.) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- VIII „Hievt auf, hievt auf, auch im grössten Sturm, setzt die Segel an den höchsten Mast, auch wenn er birst und bricht...“ „Wir fürchten weder Tod noch Teufel, yo ho, yo ho...“ „Denn wir reiten den Sturm und fangen den Wind, fliegen übers Meer...“ „... trotzen den Fluten und zähmen die Wellen...“ „Wir fürchten weder Tod noch Teufel, yo ho, yo ho...“ „Denn wir sind frei und wir sind wild, lassen uns nicht fangen...“ „Denn fängt man uns, dann wird gehangen...“ „Wir fürchten weder Tod noch Teufel, yo ho, yo ho...“ Ich sitze auf der Treppe die hoch zur Brücke führt und lausche dem letzten „Yo Ho“ hinterher, geniesse die frische Luft, den Regen auf meinem Gesicht – einer der letzten Ausläufer des Unwetters – und den Apfel. Gerade jetzt ist mein Leben ziemlich vollkommen. Das liegt wohl auch daran, dass ich mich für die letzten sechzehn Stunden freiwillig unter Deck in der Kombüse eingesperrt habe. Ich glaube, dass war das erste Mal seit meinem achten Lebensjahr, dass ich mich während eines Sturmes konstant unter Deck „verkrochen“ habe. Wenigstens gab mir das Kochen, eine sinnvolle Aufgabe. Ganz besonders dann, wenn einer nach dem anderen herein stapfte, sich kurz trocken schüttelte und dann schnell, mit dankbarem Blick seine Suppe verschlang, nur um gleich wieder an Deck zu verschwinden. Diese Blicke, waren die selben die sie mir sonst zuwerfen, wenn ich im Sturm das Ruder zusammen mit Silver übernehme und uns herausbringe. Silver... Er sieht so müde aus. Nass und Müde. Sein langes Haar klebt ihm am Kopf, sein Hut ist nirgendwo mehr zu sehen und seine Jacke trieft ebenso wie der ganze Rest von ihm. Und ich bin ziemlich erleichtert, als er das Ruder an Irina übergibt um sich zu mir zu setzen. Er war der Einzige, der nicht einmal nach unten kam um was warmes zu essen oder trinken... „Möchtest du eine Suppe, Kapitan John?“ In seinen Blick schleicht sich Verwirrung: „Sei nicht so brav...“ er grinst, „Das ist mir unheimlich...“ So, so, ich soll nicht brav sein? Kann er haben! Ich rutsche schnell zwei Stufen nach oben, beuge mich zu ihm hinunter und erobere ihn mit einem leidenschaftlichen Kuss. Regenwasser, Salz von der Gischt, das leichte Kratzen von Bartstoppeln und eine sehr heisse Zunge die sich mit meiner anlegt, starke Hände die mich packen und auf seinen Schoss zerren – rittlings; und ein sehr präsentes Körperteil seinerseits, das sich gegen meinen Bauch drückt. Ich schlage vor, wir bleiben erst mal ganz genau so sitzen. Luftholen, in ozeanblauen Augen versinken, erneut in einem Kuss ertrinken – und ich fange ein leises Stöhnen mit meinem Mund auf, bevor irgendwer es zu hören bekommt, löse mich kurz von Silvers Lippen und raune in sein Ohr: „Streich die Segel, John...“ Er zwinkert verblüfft, überrascht und lacht dann befreit auf: „Hab ich gesagt, du seist brav, Kitten?“ „Niemals!“ Ich schmiege mich an Johns Seite, küsse mich über die Narben und seufze abwesend: „Warum nur immer links?“ Er verschluckt sich beinahe an seinem Grog weil ich der Frage mit einem sanften Kratzen, der Innenseite seines Schenkels folgend, untermale. „Ich meine,“ meine Hand rutscht nach unten, streichelt zärtlich über seinen Beinstumpf, „das und...“ wieder nach oben, bis zu der Schusswunde, diejenige die viel zu nah an seinem Herz liegt, „... die hier...“von hier weg mache ich mit meinen Lippen weiter, hinauf zu seiner Schulter, „...diese und...“ einen kleinen Abstecher zu der Narbe die so gut versteckt in seinen Haaren liegt, „...diese.“ Johns Grog werd ich wohl später aufwischen... Ob das an unserem „kleinen Piraten“ liegt, dass ich meine Finger jetzt gar nicht mehr von Silver lassen kann? Und was ist eigentlich mit... seltsamer Zeitpunkt. „John,“ klingt irgendwie immer noch atemlos, „was hältst du von James, nach meinem Vater?“ Er blinzelt zu mir hoch und gleich darauf fühle ich sein lautloses Lachen. „Was...“ ich bin verwirrt, „... Liebling?“ und ich mustere ihn verwirrt, nur um dabei irgendwie wieder in den amüsiert blitzenden Tiefen seiner Augen zu ertrinken. „Du bist,“ er grinst, „mit Verlaub, unmöglich...“ Ich lächle verlegen. „... wie kannst du hiernach,“ seine Hüfte vollführt eine Bewegung, die mir einen leisen Seufzer entlockt, „nur an deinen Vater denken?“ „Tschuldige...“ und meine Wangen brennen verdächtig, „... ich hab nicht an Vater gedacht sondern an unseren Sohn!“ und ich erwidere seine Bewegung. Mhmmm... „James...“ raunt er leise. „James Silver...“ flüstere ich atemlos. Silvers Augenbrauen wölben sich verwundert: „Silver?“ „Wenn du uns haben willst...“ was ich schwer hoffe, weil, sonst schmeiss ich dich über Bord und spring hinterher. Er grinst, rollt uns herum und erklärt: „Richards, ist bestimmt so nett uns zu trauen...“ Ich lächle, ziehe ihn an einer Haarsträhne zu mir heran: „Wenn nicht, bedrohen wir ihn mit unseren Kanonen...“ und ich küsse ihn sanft. Ein weiteres süsses Intermezzo liegt hinter uns und ich bin zugegeben müde, doch Silvers Stimme hält mich noch einmal davon ab weg zu dämmern: „Wie soll unser kleiner Pirat heissen, sollte es ein Mädchen werden, Kitten?“ Blöde Frage: „James natürlich.“ Darf ich jetzt schlafen? Am besten ganz dicht an diese breite Brust gekuschelt, diesem ruhigen Herzschlag lauschend. „...aber James ist kein Name für ein Mädchen!“ Irina kichert und schüttelt den Kopf. „Nu,“ ich zucke die Schultern, „dann wird es einer werden. Du kannst James ja immer noch Jamie rufen!“ Unser Steuermann grinst und murmelt: „Du bist unmöglich...“ hab ich das in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht schon mal gehört? „...und Silver gleich mit!“ Ich grinse unverschämt zurück und befinde: „Das ist der Grund weshalb ich ihn so liebe!“ und ich rolle mich auf die Seite – wir liegen beide ziemlich nutzlos auf dem Achterdeck im Sonnenschein und lassen es uns gut gehn – füge leise hinzu: „Und deshalb wird Richards uns trauen...“ Irina die bis eben noch auf dem Rücken lag, fährt herum, starrt mich an, will was sagen und schüttelt dann, noch breiter grinsend als zuvor, den Kopf: „Dann darf man wohl gratulieren...“ „Wenn's sein muss...“ ich seufze, „... aber behalt's noch für dich. Eine Feier überlebe ich heute nicht...“ viel zu müde, „... Silver und ich haben schon gefeiert...“ Irina starrt mich einen Moment an, errötet und murmelt: „Dinge die ich nie wissen wollte und dennoch erfahren musste...“ Hosted by Animexx e.V. 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