Where the heart truly lies von Sarah_von_Krolock (James Norrington x OC) ================================================================================ Kapitel 8: London, Frühjahr 1748 ~ Londoner Hafen ------------------------------------------------- London, Frühjahr 1748 Londoner Hafen Sie war hin- und hergerissen innerlich. Einerseits hatte sie es ihm versprochen und sie wollte es auch, aber andererseits wollte sie wiederum nicht zusehen wie das Schiff auslief und langsam verschwand. Aber sie hatte es ihm versprochen und im Nachhinein hätte sie sich gewiss gescholten dafür wenn sie nicht noch einen letzten Blick auf ihn geworfen hätte für die folgenden Wochen und Monate. Die kleine blaue Flagge, welche signalisierte, dass ein Schiff bald auslaufen würde, wurde eingeholt. Angelica hatte sie zu Hause gelassen. Sie war ohnehin penetrant genug was dies betraf. Seufzend ließ sie ihren Blick über die HMS Dolphin wandern und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen als sie James entdeckte. Sie konnte nicht anders als ihm zu zuwinken. Er konnte nicht anders als zu Lächeln als er sie unten sah zwischen den anderen Frauen die ihren Männern und Söhnen zu winkten. Sachte hob er seine Hand, zögernd winkte er ihr zu und erntete ein Lächeln von ihr. Sein eigenes wurde ein wenig breiter bis er einen Freundschaftlichen Klaps auf die Schulter bekam. „Du siehst ganz so aus, als hast du da unten auch endlich ein Mädchen zu stehen, James.“, grinste sein Freund und Kollege Theodore Groves ihn an. „Lass mich raten… die ihn Meeresgrün die dich mit ihren Augen so anhimmelt?“ Augenblicklich verschwand der heitere Gesichtsausdruck und James setzte wieder seine ernste Miene auf, verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. „Ich habe kein ´Mädchen` wie du es auszudrücken pflegst, Theodore…“ „Bist du deswegen dienstags immer verhindert?“, schmunzelte sein Freund. „Wegen der jungen Lady?“ „Das ist hier nicht von Interesse.“ „Komm schon, du hast jemanden zugelächelt und gewunken und deine Eltern habe ich nicht gesehen. Wer ist sie denn? Einem Freund kannst du es doch erzählen.“ „Das gehört nicht hierher, wir sollten auf unsere Posten…“ „Ich hoffe sie ist eine angenehmere Natur als Catherine.“ „Ich kenne keine Catherine.“ Theodore musste auflachen und folgte seinem Freund und Kollegen. Auch er bekleidete den Rang eines Midshipman, würde jedoch zwei Jahre länger als James diesen ausführen bevor er sein Examen zum Leutnant ablegen konnte. „Muss ich dich so lange fragen bis du aufgibst? Du weißt, ich kann hartnäckig sein.“ „So etwas gehört nicht hierher.“ „Wir trinken heute Abend einen Brandy und dann wirst du mir alles erzählen, selbst wenn die ganze Flasche dazu benötigt.“ Die HSM Dolphin verließ den Londoner Hafen auf der Themse nach Osten um auf offenes Gewässer zu gelangen und über den Ärmelkanal kann auf den Atlantik zu kommen. Alle Männer waren an Deck und gingen ihrer Arbeit nach, der Wind war gnädig und bauschte die weißen Segel auf. Blieb der Wind ihnen weiter wohlgesonnen würde die Fahrt nicht zu lange dauern. „Nun erzähl. Wer ist die Lady die dich von nun an am Hafen verabschiedet?“ Theodore Groves setzte sich zu seinem Freund an einem Tisch in dessen Kajüte und schob ihm ein Glas Brandy zu. Die See war ruhig und da die Nacht hereingebrochen war mittlerweile und keinen Nachtdienst hatte, konnten sie sich Zeit lassen. „Und leugne nicht, dein Lächeln sprach Bände. Wer ist sie?“ James Norrington nahm erst einen Schluck aus dem Glas bevor er, nach reichlicher Überlegung, zu sprechen begann. „Victoria Montague.“ „Montague…“ Theodore schien zu überlegen. „So wie in… Montague and Barish?“ „Ja. So wie in Montague and Barish.“ „Oh James…“ Theodore musste erneut auflachen. „Da lachst du dir eine reiche Kaufmannstochter an… wo hast du sie denn kennen gelernt und vor allem wann?“ „Vor knapp einem Monat. Auf einem Ball der Lady Summerset.“ „Sogar mit der Lady Summerset ist sie befreundet… Und dienstags bist du bei ihr zum… Tee, nehme ich an?“, grinste der jüngere Midshipman. „Ich bin nur zum Tee bei ihr geladen gewesen.“ Er nahm noch einen Schluck des edlen Alkohols. „Da muss wohl mehr dahinter stecken als eine angenehme Teegesellschaft wenn sie am Hafen steht und dich verabschiedet. Wie ist sie denn? Wie eine gewöhnliche, reiche und verwöhnte Kaufmannstochter oder…“ „Einzigartig…“, hauchte der Ältere leise, drehte versonnen das Glas in seiner Hand und beobachtete wie das Kerzenlicht die Flüssigkeit in einen Goldbraunen Ton verwandelte. „Sie ist die Schönste auf allen Kontinenten dieser Welt. Selbst wenn man alle 7 Weltmeere bereist wird man kein reizenderes Geschöpf finden als sie. Ihre grünen Augen strahlen heller als die reinsten Smaragde Kolumbiens. Und ihr Haar besitzt so viele Nuancen… im sanften Kerzenschein schimmert es in einem sanften Braun und in der hellen Sonne hat es einen zarten Rotstich… und ihr Lachen ist so… keine Sirene auf allem Meeren kann verlockender klingen… Keine Nixe kann verführerische Lippen haben, keine Fee kann sich zierlicher und eleganter bewegen…“ Er seufzte leise auf bei dem Gedanken als ihm wirklich bewusst wurde, dass er sie für Wochen nicht sehen würde und noch einmal als ihm bewusst wurde, dass er aufgrund von ihr geseufzt hatte. „Es hat dich ja richtig erwischt, mein Freund.“, schmunzelte Theodore. „Und… wie ist sie sonst so? Abgesehen von ihrem wohl unbeschreiblich wunderschönen Aussehen?“ „Sie mag Händel und ist sehr belesen.“ „Lass mich raten, Happily Ever After…” „Sie liest Swift und Defoe, Pope und Philips… sie wusste sogar wer Sir Robert Holmes war.“, lächelte er. „Ich hätte noch Stundenlang mit ihr über Robinson Crusoe reden können.“ „Die Frau bringt dich dazu Romane zu lesen?“ Etwas verwundert war Theodore Groves schon, das musste er zugeben. Sein Freund war bei weitem niemand der Romane las. Wenn er Bücher in den Händen hielt, dann waren es Tagebücher großer Admiräle oder sie hatten mit Strategien für Kriege zur See oder generell der Nautik zu tun. Keineswegs war er ungebildet, für jemanden aus dem Bürgertum hatte er die beste Bildung die man haben konnte, aber… er war nicht der Typ der sich mit Romanen befasste oder gar… Musik. „Deswegen also auch die Karten für Händels Oratorium... Wenn du für sie sogar schon Romane ließt und Konzerte besuchst… Hoffentlich bleibst du der Navy erhalten.“ „Keine Sorge.“, lachte James leise. „Ich habe nicht vor eine Landratte zu werden.“ „Das beruhigt mich. Da kennst du die Dame erst seit kurzem und schon bist du verliebt, mein Freund. Du lässt dir ja dieses Mal Zeit.“, schmunzelte er. „Frisch verliebt und schon für Wochen getrennt. Was wirst du machen?“ Er protestierte gar nicht mehr. Er hatte es sich zuerst selber nicht eingestehen wollen aber als ihm bewusst wurde, dass er nur noch an sie denken konnte und vor allem die Begegnung auf dem letzten Ball, hatte ihm bewusst gemacht, dass er wohl doch verliebt war in Victoria Montague. Nicht zu letzt auch, weil es ihm schwer wurde in der Brust bei dem Gedanken sie erst in Monaten wieder zusehen. „Es bleibt mir nichts anderes als Briefe zu schreiben.“ „Ich meine, wenn wir zurück sind. Hast du dich schon bei Mister Montague vorgestellt?“ „Er ist in Amerika. Die Gelegenheit hatte ich daher noch nicht.“ „Und dennoch lädst du sie zu einem Konzert ein? James, du bist ein böser Junge.“ Beide Männer mussten schmunzeln und nahmen einen Schluck aus ihren Gläsern. „Ich… werde sie wohl einladen. Zu meinen Eltern. Meine Mutter würde sie gerne kennen lernen.“ „Das untrügsame Gespür von Müttern.“ „Schon nach zwei Wochen hat sie gefragt `James, wie heißt denn das Mädchen?`.“ „Es gibt nichts, was Mütter nicht herausfinden würden. Auf Victoria Montague.“ Theodore hatte sein Glas zum Toast erhoben, James tat es ihm gleich. „Auf das du bald in den Hafen der Ehe einläufst.“ Mit einem schweren Seufzen ließ sich Victoria auf das Sofa im Salon nieder als sie wieder zu Hause war. Es fiel ihr schwer zu akzeptieren, dass sie ihn nun für drei ganze Monate nicht mehr sehen würde, wo es… so normal geworden war ihn mindestens einmal in der Woche zu sehen und bei sich zum Tee zu begrüßen. Drei Monate lang auf sein charmantes Lächeln und jungenhaftes Grinsen zu verzichten, in seine blauen Augen nicht sehen zu können, seine Stimme nicht zu hören und irgendwie wusste sie schon jetzt, dass sie die angenehmen Gespräche mit ihm beim Tee vermissen würde. Erneut entfloh ihr ein Seufzen und sie blickte sie ein wenig in dem Salon um. Ganz schwer wurde es ihr in der Brust und sie hoffte das Meer bliebe die gesamte Fahrt über ruhig und es möge kein Sturm aufziehen. Sie wollte an solch ein Szenario gar nicht erst denken, aber… was alles auf hoher See passieren konnte…! „Na, hast du James und gut verabschiedet und ihm etwas mitgegeben damit er dich nicht vergisst? Zum Beispiel… einen Kuss?“ Dieses Mal seufzte Victoria aufgrund ihrer Schwester auf. „Ja, ich habe ihn verabschiedet indem ich am Pier stand und ihm zu gewunken habe, mehr nicht.“ „Kein Küsschen zum Abschied für den lieben James?“ „Noch ein Wort Angelica und du kannst Aufsätze schreiben bis du deine Hand nicht mehr spürst…“ Schwerfällig erhob sie sich von dem Sofa, nahm ihren Hut und verließ langsam den Salon, wollte hinauf in ihr Schlafzimmer. Nun war es Angelica die aufseufzte. Der Liebeskummer war ja furchtbar den ihre Schwester hatte, und es war unverkennbar Liebeskummer. So lethargisch und deprimiert klang nur jemand der argen Liebeskummer hatte und seinen Liebsten verabschieden musste. Sie hoffte für ihre Schwester, dass die ersten Briefe von James bald eintreffen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)