Where the heart truly lies von Sarah_von_Krolock (James Norrington x OC) ================================================================================ Kapitel 6: London, Frühjahr 1748 ~ Montague Anwesen ~ Summerset Palais ---------------------------------------------------------------------- London, Frühjahr 1748 Montague Anwesen ~ Summerset Palais Schon zum dritten Male an diesem Tag las sie sich den Brief durch den sie am Morgen erhalten hatte. Seit sie diesen erhalten hatte, trug sie ein dauerhaftes Lächeln auf ihren Lippen und summte sogar leise vor sich hin, egal was sie tat. Und immer wenn ihr Blick auf den Brief fiel musste sie leise seufzen. Es fiel ihr schwer sich auf andere Dinge an diesem Tag zu konzentrieren, was ihrer Schwester natürlich nicht verborgen blieb. Es war Monatsende und so überprüfte Victoria das Haushaltsbuch und sämtliche Rechnungen. Eher gesagt, sie wollte. Aber seufzend fiel ihr Blick dann wieder auf den Brief. „Lass mich einmal sehen, was ausgerechnet dich davon abhält deine Aufgaben zu verrichten.“ Noch ehe Victoria etwas machen konnte hatte Angelica über den Tisch gelangt und sich den Brief geschnappt. „Gib ihn mir wieder her! Der ist nicht für deine Augen bestimmt! Angelica!“ „Oh, ein Brief von deinem James!“ Sie räusperte sich leise. „Meine teuerste Victoria… Oh, du bist seine teuerste Victoria!“ „Angelica! Gib mir diesen Brief sofort zurück! Auf der Stelle!“ „Ich konnte nicht wiederstehen euch zu schreiben, da mir die Tage bis zu unseren nächsten Wiedersehen, zu lang schienen.“ „Angelica!“, fauchte Victoria wütend und kam eilig um den Tisch herum, Angelica floh vor ihr. „Oh, ja, es dauerte ja noch so lange bis er wieder zum Tee hier ist und dir wieder irgendwelche Blätter aus China schenken kann. Ganz abgesehen davon, dass sein Blick beim letzten Mal nicht immer auf deinem Gesicht gelegen hat…“ „Angelica!“ Diese floh um den Tisch herum vor ihrer älteren Schwester. „Ich muss euch erneut danken für die Einladung zum Tee. Ich fühle mich geehrt so schnell wieder euer Gast sein zu dürfen… Oh und ihm hat der Abend im Theater sehr gefallen, na ob das am Theater lag und nicht an dir? Er ist ja ganz schön forsch meiner Meinung nach, was Papa wohl dazu sagen würde? Da wird meiner Schwester tatsächlich der Hof gemacht…Ich bin jetzt umso mehr auf den Ball gespannt. Wenn ich euch nicht mehr sehe, kann ich mir ja vorstellen wo ihr hin entschwunden seit.“ „Wenn du mir den Brief nicht auf der Stelle zurückgibst, dann wirst du keinen Ball besuchen bis du Dreißig bist!“ Es war schon regelrecht Zorn der sich im Gesicht von Victoria spiegelte, die Wangen fast glühend rot, bebend vor Wut. Schnell händigte Angelica den Brief ihr über und raffte den Rocksaum um schnellen Abstand zwischen sich und ihrer Schwester zu bringen. „Meine Korrespondenz hat dich nicht zu interessieren, verstanden?!“ „Die liest dir den Brief aber immer und immer wieder durch und seufzt ständig. Und es ist kein einfaches Seufzen.“, grinste die Jüngere. „Es ist ein… verliebtes Seufzen!“ „Unsinn! Ich kann doch wohl Seufzen wann ich will! Und was willst du davon schon wissen? Gibt es da etwas was ich wissen müsste? Oder Vater?“ „Bei mir gewiss nicht. Aber bei dir? Papa würde es bestimmt interessieren, dass ein Mann der Royal Navy dir den Hof macht und dich bereits ins Theater eingeladen hat. Ohne, dass Papa ihn überhaupt kennt und ohne, dass er Papa überhaupt um die Erlaubnis gebeten hat dich ausführen zu dürfen. Ich würde Papa ja zu gerne schreiben!“, grinste Angelica, stemmte die Hände in die Hüften und fühlte sich ihrer älteren Schwester gegenüber überlegen. „Du vergisst wohl wer dich zum Ball mitnehmen wird, hm?“, grinste Victoria. Schlagartig verlor Angelica ihren überlegenen Gesichtsausdruck. „Das ist ungerecht… das… das ist gemein von dir. Du lässt dich von einem Mann ausführen und ich darf gar nichts!“ „Ich bin auch älter als du. Und damit ist das Thema beendet, verstanden?“ „Ja, ja… Trotzdem ist er ganz schön forsch. Ihr kennt euch höchstens einen Monat… und dann schon so ein Brief. Es klingt ganz so als würde er mehr mit dir wollen als nur Tee trinken… und du seufzt immer auf bei dem Brief… Ich habe gelesen, dass es sich anfühlt als hätte man Schmetterlinge im Bauch…“ Victoria seufzte leise auf. Es gab Tage da würde sie ihrer Schwester gerne den Hals umdrehen wie bei einer Gans. Sie faltete den Brief wieder zusammen und setzte sich, nahm sich nun das Haushaltsbuch vor. „Ich fühle mich geschmeichelt seine Aufmerksamkeit auf mich gezogen zu haben, wenn du das damit ausdrücken willst.“ „Nun komm schon, ich bin deine Schwester! Mir kannst du doch so etwas erzählen, hm?“ „Dir kann ich wenn so etwas am allerwenigsten erzählen.“ „Was soll das denn heißen?“, empörte sich Angelica. „Dass du dein Mundwerk einfach nicht halten kannst.“ „Oh, ich freue mich so sehr! Ich finde es toll, dass Mary-Anne uns schon früher eingeladen hat! Ich kann auf dem Gelände den ganzen Tag reiten! Es muss wundervoll sein so viele Bedienstete zu haben, gar nichts mehr machen zu müssen! Das muss so traumhaft sein! Wenn Vater nur etwas weniger geiziger wäre, dann…“ „Vater ist nicht geizig. Er denkt nur voraus. Du weißt, dass das Geld als unsere Mitgift erhalten soll. Je höher die Mitgift ist, desto bessere Partien kann man machen und Vater möchte nur das Beste für uns. Außerdem haben wir alles was wir brauchen. Es gibt kein Grund zum klagen. Und jetzt kein Wort mehr darüber, wir sind gleich da. Über Geldangelegenheiten spricht man nicht in der Öffentlichkeit.“ Und schon bog die Kutsche die Auffahrt zum Anwesen der Summersets ein. Die Kutschräder knirschten auf dem Kiesweg, ebenso die beschlagenen Hufe der Pferde. Die Auffahrt war link und rechts von Bäumen gesäumt bevor sich eine große Freifläche vor ihnen erstreckte an deren Ende das Palais stand. Zu beiden Seiten waren kunstvolle Blumenbeete angelegt worden die im Sommer ihre ganze Farbenpracht entfalten würden zusammen mit dem saftigen Grün der Hecken und Rasenflächen. Der rosa Putz der Fassade strahlte im Licht der Sonne, ebenso wie das Weiß der Fensterfassaden, des verkropften Giebels mit seinen Putten und Voluten und der reichverzierten Balkonfassade mitsamt den angedeuteten Säulen welche den Hauptteil des Palais einrahmten. Sowohl Voluten wie auch die Putten waren mit wenig Gold verziert, genug um das Palais noch prächtiger aussehen zu lassen und nicht geblendet zu werden die Sonne darauf schien. Angelica konnte gar nicht anders als zu staunen. Und dabei hatte sie noch nicht einmal das Innere gesehen. Sie war schon jetzt hin und weg von dem Anwesen und es wurde nicht besser als die Kutsche anhielt und sie ausgestiegen waren. Gerade in diesem Moment kam Mary-Anne aus der Tür und stürmte schon beinahe auf ihre Freundin zu, nahm sie fest in die Arme. „Oh, es ist so schön dich hier wieder begrüßen zu dürfen und ich freue mich unheimlich, dass du meine Einladung angenommen hast!“ „Ich muss noch einmal für die Einladung danken.“ „Ach, das ist doch selbstverständlich! Guten Tag Angelica, du bist aber groß geworden, wie lange ich dich nicht gesehen habe, du wirst ja langsam zu einer richtigen kleinen Schönheit! Aber da rede, rede und rede ich, kommt hinein, der Tee wartet bereits, euer Gepäck wird in die Gästewohnung gebracht.“ „Eine Gästewohnung…“, hauchte Angelica ehrfürchtig. Sogar eine Gästewohnung hatte das Palais in welcher sie unterkommen würden… Im Innern des Palais selbst fiel es der Jüngsten schwer den Mund vor Staunen auch geschlossen zu halten. Allein die Deckenfresken waren so kunstvoll und farbenprächtig… Alles schrie schon förmlich danach, dass hier hoher Adel lebte. Bevor sie jedoch den Tee einnehmen konnte, entschuldigte sich Victoria, sie wollte sich etwas frisch machen, Angelica wollte es ihr gleich tun, aber… da Angelica ja so eine Quasselstrippe war und Victoria ihr nichts erzählte… Mary-Anne musste schließlich auf dem neusten Stand sein. „Aber nun, meine Liebe, sag mir… was ist da zwischen dir und James Norrington?“, grinste Mary-Anne die nach dem Tee ihre Freundin beiseite genommen hatte und mit ihr in den Garten gegangen war. „Du lädst ihn zum Tee ein, er dich auf ein Schiff und ins Theater… Ihr habt euch jede Woche bisher gesehen, hm? Angelica erzählte mir er habe dir auch einen Brief geschrieben, weil er… nicht mehr abwarten konnte? Und er war erst Vorgestern wieder zum Tee bei dir und er hätte seinen Blick nicht von dir genommen?“, lachte sie leise. „Diesem Kind muss man das Mundwerk zunähen…“, grummelte Victoria leise vor sich hin. „Ach meine Liebe, gib es ruhig zu, unser guter James macht dir den Hof. Das ist doch wunderbar! Ich wusste gleich, dass ihr beide gut zueinander passt.“ „Er macht mir nicht den Hof. Ich habe ihn zum Tee eingeladen, na und? Ist das ein Verbrechen?“ „Nein, natürlich nicht. Aber erzähl, wie war denn die zweite Teestunde mit James? Angelica meinte er hätte die Blumen mitgebracht. Sie fand es weitaus romantischer als den Tee, den er dir wohl beim ersten Mal mitgebracht hatte.“ „Der Tee, zur Information, war wirklich wunderbar. Wir haben nur miteinander geredet. Wir haben Tee getrunken und miteinander geredet.“ „Und über was kannst du mit James Norrington reden?“ „Ich hatte erzählt gehabt, dass ich gerade die Romane Gulliver´s Reisen und Robinson Crusoe lese. Als wir ins Theatre Royal gefahren sind. Er hatte nun Robinson Crusoe gelesen seit dem, ich bin ebenfalls dazu gekommen das Buch zu ende zu lesen und… wir haben uns halt darüber unterhalten.“ „Für dich würde er gewiss auch Liebesromane lesen wenn sie dir gefallen würden.“, lachte Mary-Anne leise. „Der Mann versucht ja nach allen Regeln der Kunst dir zu gefallen. Ich bin nun wahrlich auf meinen Ball gespannt. Hat er dich schon gefragt, ob du wieder mit ihm tanzen würdest? Den ganzen Abend?“, schmunzelte sie. „Du wirst es sehen.“ Mary-Anne musste lachen. Es war für sie nur eine Bestätigung, dass sie einfach immer das richtige Gespür hat und sie würde einen Besen essen wenn die zwei nicht zumindest Verlobt wären bis zum Ende des Jahres. „Wir müssen dich dann ja besonders herausputzen für den Ball, damit du James völlig den Kopf verdrehst.“, schmunzelte die Blonde. „Obwohl es dazu ja nicht mehr viel benötigt wie Angelica mir berichtete, du erzählst mir ja nichts… Und das wo ich euch miteinander bekannt gemacht habe, das ist nicht nett Victoria.“ „Ich verstehe nicht was das soll, warum ist jeder von der Idee besessen er würde mir den Hof machen, will mir jetzt jeder Mann den Hof machen den ich zum Tee einlade oder mit dem ich in das Theater gehe?“ „Nein, das natürlich nicht, aber ist es nicht schon verdächtig, dass ihr euch erst seit kurzem kennt und euch bisher einmal in der Woche mindestens gesehen habt? Er schenkt dir frischen Tee, Blumen, lädt dich ins Theater ein, erträgt sogar deine kleine Schwester.“, lachte sie. „Bittet dich darum nur mit ihm zu tanzen. Meine Liebe, du musst selber zugeben, dass das nicht der Normalfall ist. Warum versuchst du zu leugnen? Deinem Vater würde er ganz gewiss gefallen, deswegen brauchst du dich nicht zu sorgen. Was ist es, hm?“ Victoria tat einen tiefen Atemzug, seufzte leise auf und brauchte ein wenig bevor sie wieder ihre Stimme erhob. „Ich weiß nicht was es wirklich ist, wie ich mich verhalten soll, was ich tun soll… Ich… es ist nicht so, dass ich noch nie verliebt war. Als ich so alt wie Angelica hatte ich auch meine Schwärmereien. Aber es waren nur Schwärmereien. So schnell wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder verflogen. Aber… ich merke wie ich erröte wenn er mir Komplimente macht. Bei seinem Lächeln wird mir ganz warm. Wenn ich ihm in seine Augen sehe, dann fällt es mir schwer den Blick überhaupt noch zu senken. Er ist immer so höflich und zuvorkommend, ich lausche gerne seiner Stimme. Ich… ich fühle mich ganz durcheinander.“, seufzte sie leise. „Denk nicht darüber nach.“, schmunzelte Mary-Anne. „Genieße es und lass dich einfach von deinen Gefühlen leiten. Dagegen wehren kannst du dich ohnehin nicht. Ein schönes Gefühl, hm? Wenn da jemand ist der an dich denkt… und du an ihm… du es kaum erwarten kannst ihn wieder zusehen… seine Stimme zu hören… in seine Augen zu blicken… dir ganz warm wird in seiner Nähe und du irgendwann anfängst ganz unanständige Gedanken zu bekommen…“ „Mary-Anne!“ Diese kicherte erneut leise und amüsierte sich herrlich über ihre beste Freundin. „Wenn es soweit ist, dann sag mir bescheid, ich habe da ein ganz gutes Mittelchen das verhindert, dass du noch vor einer Hochzeit einen kleinen Racker in die trägst.“, schmunzelte sie. „Das genügt jetzt Mary-Anne!“ „Wie niedlich, du wirst ja ganz rot!“, lachte die Blonde. „Du musst dich doch nicht schämen. Frisch verliebt können wir uns alle nicht zurückhalten. Das ist ganz normal. Oder glaubst du etwa ich wäre noch unberührt bei meiner Hochzeit gewesen? Gott bewahre, ich hatte zum Glück einen sehr einfühlsamen und liebevollen Küchenjungen zuvor gehabt. Sonst wäre ich für mein Leben traumatisiert gewesen. Wichtig ist nur, dass du erst nach einer Hochzeit etwas Kleines unter deinem Herzen trägst. Danach ist das alles gar kein Problem… Deshalb musst mir dann auch sofort bescheid geben, das Mittel schmeckt zwar scheußlich… aber es wirkt!“ „Wie kannst du nur an so etwas denken? So etwas tut man nicht vor der Ehe…! Es sind erst vier Wochen und schon denkst du an so etwas bezüglich James und… schämen solltest du dich! „Ich komme darauf zurück, wenn du bei mir Anklopfst und nach einem guten Rezept fragst…“, grinste Mary-Anne. „Aber ein Glück, dass er länger in London bleibt, wie ich hörte, hm? Hast du ihn noch etwas Länger. Weißt du wann er wieder zur See fährt.“ „Das konnte er nicht sagen. Er dient auf der Dolphin und die liegt trocken wegen irgendwelchen Reparaturen.“ „Welch ein Glück für eure junge Bekanntschaft. Vielleicht wüsste er mittlerweile auch gar nicht was er dienstags um 5 Uhr Nachmittags tun sollte wenn er nicht zum Tee bei dir ist.“, lachte sie. „Hast es denn schon deinem Vater geschrieben?“ „Was sollte ich ihm denn schreiben…?“ „Dass da ein junger, hübscher Mann der Royal Navy ist der dir sehr sympathisch ist, dem du sehr sympathisch bist, der dich in das Theater einlädt und…“ „Ich habe vor ihm bald zu schreiben… und dann werde ich auch James erwähnen.“ „Braves Mädchen. Da freue ich mich schon richtig auf meinen Ball euch zwei wieder zusammen zu sehen! Nicht, dass ihr aber alleine entschwindet, das schickt sich nun wirklich nicht nach so kurzer Zeit.“ „Ganz gewiss wird das nicht passieren, Mary-Anne…! Unerhört, dass du überhaupt an so etwas denkst…“ „Wie ich sagte meine Liebe, frisch verliebt…“, lachte sie leise. „Aber nun komm, wir sollten uns Gedanken darüber machen was du zum Ball trägst, ich bin zu gerne bereit dir auszuhelfen bezüglich der Robe, du sollst glänzen an dem Abend, du sollst dir James um den Finger wickeln, so dass keine Sirene und Nixe der sieben Weltmeere ihn dir mehr abspenstig machen kann!“ „Übertreibe bitte nicht.“ „Das tue ich keineswegs, ich möchte nur in der ersten Reihe sitzen wenn ihr heiratet und dann solltet ihr denken wem ihr euer Glück zu verdanken habt.“, schmunzelte die Blond und führte ihre Freundin wieder in das Innere des Palais. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)