Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 141: ------------- Heinrich betrachtet sich zufrieden im Spiegel. Er hat wieder seinen schwarzen Anzug an, die Haare ordentlich gekämmt und richtet sich eben noch die Fliege. Da kommt Alexander nur in Unterhose ins Schlafzimmer und seufzt unmotiviert, als er sich seine Anzugshose vom Bett nimmt. Die Hände in die Hüften gestemmt dreht sich Heinrich zu ihm um und wirft ihm einen mahnenden Blick zu. „Du übertreibst, Alex, so schlimm fandst du’s letztes Mal doch auch nicht.“ Der Ältere hält kurz inne und betrachtet seinen Freund von oben bis unten. Letztendlich schleicht sich ein Schmunzeln auf seine Lippen, während er sich seinen Gürtel schließt. „Stimmt. Als wir nachhause gekommen sind und ich dich ausziehen durfte, hat mir der Abend wirklich gefallen.“ Heinrich grinst nur leicht und verlässt das Schlafzimmer – nicht ohne Alexander dabei einen Klaps auf den Hintern zu geben. „Wart nur ab, wer heute Abend wen auszieht!“, ruft er drohend. Der Ältere hat es plötzlich viel eiliger, fertig zu werden. Die Vorstellung ist heute ein Medley aus den Schauspielen, Opern und Ballettvorführungen des letzten Jahres, um die Theatersaison für dieses Jahr zu eröffnen. Da Heinrich weiß, dass Goethe auf jeden Fall da sein wird, ist er schon ein wenig aufgeregt, welche Neuigkeiten der Verlagschef wohl über sein Buch haben wird. So fingert er die ganze Fahrt über an den Knöpfen seines Anzugs herum und antwortet auf die Fragen seines Freundes nur flüchtig. Als sie im Foyer das Glas Sekt entgegengenommen haben und wieder etwas abseits stehen, stupst Alexander ihn endlich an. „Was ist denn los mit dir?“ „W-was soll los sein?“, entgegnet der Junge irritiert. „Ich merk doch, dass du nervös bist.“, meint Alexander. „J-jaa…“, gibt Heinrich da zu, „Wegen meinem Buch…was Goethe für Neuigkeiten hat. Vielleicht läuft es ja trotz Lesungen weiter scheiße u-und er kündigt mir den Vertrag oder so…!“ Beruhigend fährt ihm der Ältere über den Rücken. „Das wird er nicht machen, Schatz, ich kann mir gar nicht vorstellen, wieso die Verkaufszahlen nach den Lesungen jetzt nicht rapide ansteigen sollten. Außerdem“ Er zwinkert dem Jungen zu. „hat Goethe heute wohl andere Sachen im Kopf.“ Fragend sieht Heinrich ihn an. „Wieso das denn?“ „Schiller kommt heute zurück.“ Der Junge wirft ihm einen skeptischen Blick zu. „Wie kommst du darauf?“ „Na“, meint Alexander und verweist auf ihre Umgebung, „Heute wird die Theatersaison eröffnet. Ich bin mir sicher, da haben die beiden die Lesungen natürlich so gelegt, dass Schiller heute dabei sein kann.“ Heinrich muss grinsen. „Das leuchtet ein.“ Gerade hat er sich also ein wenig beruhigt, da räuspert es sich plötzlich hinter ihnen. Sofort weiß Heinrich, dass es Goethe ist. „Guten Abend, die Herren.“ „Herr Goethe!“ Erstaunt dreht sich Alexander zu dem Verlagschef um. „Guten Abend.“, grüßt ihn Heinrich höflich, aber ein wenig eingeschüchtert zurück. „Schön Sie hier anzutreffen“, ergreift Goethe wieder das Wort und wendet sich dem Jungen zu, „Ich hätte noch ein paar Sachen bezüglich Ihres Buches zu- “ Irritiert blickt Heinrich den anderen an, da dieser plötzlich innegehalten hat. Als er seinem Blick folgt, weiß er sofort, was der Grund dafür ist: Durch die große Eingangstür des Theaters kommt ein atemloser Schiller gespurtet, die offenen Haare hinter ihm her wehend. „E-entschuldigen Sie mich einen Augenblick.“, hören sie Goethe noch murmeln, während er dem Blonden schon entgegeneilt. Grinsend sehen ihm Alexander und Heinrich hinterher, und dem Jungen entweicht ein gerührtes Seufzen, als die beiden Autoren sich in die Arme fallen, als wenn sie sich gar nicht mehr wieder loslassen wollten. „Goethe! Ich hab gedacht, ich bin zu spät!“, hören sie Schiller außer Atem haspeln, doch er verstummt, als der Ältere ihm fahrig über die Wange streicht und für einen Augenblick ihre Stirn aneinanderlegt. „Ich hab Sie vermisst, hat Goethe eben geflüstert.“, glaubt Heinrich erkannt zu haben. Alexander grinst ihn an. „Du hast das schrecklich vergessen.“ Da nimmt Goethe Schiller am Arm und geleitet ihn hastig zum Eingang ihrer Loge. „Ich versteh nicht“, fängt Heinrich an, „wieso die sich vermisst haben, wenn sie doch nichts Körperliches miteinander haben. Haben sie nicht jeden Abend telefoniert?“ „Heinrich“ Schmunzelnd nimmt Alexander seine Hände. „Auch geistige Liebe braucht Nähe, das ist nur menschlich. Du kannst ja auch nicht mit Tim richtig befreundet sein, wenn er nur noch in Stuttgart leben würde.“ Der Junge gibt ein nachdenkliches „Hm“ von sich und lässt sich schließlich von seinem Freund zu einem der Eingänge ziehen, die soeben geöffnet werden. Sie nehmen wieder im Parkett Platz, obwohl, wie Wilhelm noch bei einem letzten Telefonat angemerkt hat, zwei Plätze in dessen Loge stets für sie reserviert sind. Heinrich hat es aber lieber, wenn er mittig vor der Bühne sitzt und sich sozusagen mitten im Geschehen befindet. Iffland ist es wieder, der die Gäste begrüßt, diesmal in einem langen schwarzen Frack mit silberglitzernden Rüschen, was sogar Heinrich zu kitschig findet. „Ich freue mich, dass Sie alle die neue Theatersaison mit uns beginnen möchten, und bedanke mich, auch im Namen der Schauspieler, für Ihre Unterstützung im letzten Jahr, welche wir uns natürlich auch für dieses erhoffen.“ Nachdem er noch einmal angekündigt hat, was gleich eine gute Stunde lang zu sehen ist, wünscht er viel Spaß. Den hat Heinrich auch, nur neigt er sich bei fast jedem Stück des Medleys zu seinem Freund, um ihm vorzujammern, was sie letzte Saison alles verpasst haben. Als die Balletttänzer auftreten, kommt er Alexanders Ohr mit seinem Mund noch ein wenig näher. „In solchen Hosen will ich dich mal sehen.“, haucht er. Der Ältere muss schmunzelnd, was den Jungen erfreut, denn sein Alex soll diesen Abend ja auch ein wenig Spaß haben. Sofort ist Alexanders Mund an seinem Ohr. „Dann darfst du aber nicht in der Nähe sein, mein Kleiner“, raunt er ihm zu, während er ihm wie beiläufig eine Hand auf den Oberschenkel schiebt, „Sonst können alle sehen, wie gern ich dich hab.“ Dem Jungen läuft ein wohliger Schauer über den Rücken. Dieser Schauer wandert auch hinab in seine Lendengegend, als Alexanders Zunge ihm über die Ohrmuschel leckt. „A-Alex, bitte.“, bringt Heinrich heraus. Leise lachend lässt sein Freund von ihm ab und nimmt stattdessen seine Hand, um sie mit seiner fest zu umschließen. Für Heinrich geht die Vorstellung schneller zu Ende, als es ihm lieb ist. Ifflands Abschiedsworte für diesen Abend und seine Einladung ins Foyer machen ihm erst klar, dass die abwechslungsreiche und bunte Show vorbei ist. „Diese Theatersaison werden wir keines der Stücke mehr verpassen!“, beschließt der Junge und blickt seinen Freund entschlossen an, als sie zusammen mit den anderen Zuschauern nach einem nochmaligen Applaus aufstehen. Alexander seufzt auf. „Du wirst keines der Stücke verpassen.“, verbessert er ihn, „Ich glaub nicht, dass ich jedes Mal mitgehen will.“ Ein wenig traurig sieht Heinrich zu ihm auf und nimmt ihn am Arm. „Aber ich geh doch nicht alleine ins Theater…!“ Der Ältere muss plötzlich grinsen. „Musst du auch nicht.“, meint er und nickt in Richtung einer der Stehtische im Foyer. Heinrich folgt seinem Blick. „Wilhelm!“ Kaum hat der Ältere der Humboldtbrüder sie erblickt, beginnt er zu strahlen, während Heinrich schon zu ihm herüberkommt. „Heinrich! Alexander! Habt ihr es auch mal wieder ins Theater geschafft.“ Grinsend nimmt der Junge die Hand des Älteren entgegen und lässt sich seine fest drücken. „Ja, ihr sollt mir zu Weihnachten das Abo ja nicht umsonst geschenkt haben.“, sagt er. „Das haben wir bestimmt nicht.“, entgegnet Wilhelm und tätschelt Heinrich die Schulter. Als er den wenig erfreuten Blick seines Bruders bemerkt, muss er lachen. „Das find ich großartig von dir, Alexander, dass du deinem Freund die Freude machst und ihn begleitest.“, meint er und drückt den Jüngeren zu dessen Erstaunen kurz an sich. „Ja, ähm…Wo ist Caroline?“, gibt Alexander verwirrt von sich, „Schon wieder nicht dabei?“ „Sie ist sich frischmachen.“ „Oh, ich glaub da muss ich auch mal hin.“, wirft Heinrich ein und schlendert hinüber zu den Toiletten. Die zwei Humboldtbrüder sehen ihm nach. „Na, hoffentlich nimmt er nicht die falsche Tür.“ „Was willst du damit sagen, Wilhelm?!“ „Der Anzug steht ihm richtig gut.“ „Hey!“ Heinrich ist erstaunt, dass trotz des festlichen Anlasses und der schicken Anzüge einige Herren an den Pissoirs stehen. Früher ist er deswegen immer ganz erpicht darauf gewesen, aufs Männerklo zu gehen – natürlich hat er sich selbst nie dazugestellt, das wäre bei seiner geringen Selbstbeherrschung richtig peinlich geworden – aber ein paar unauffällige Blicke sind immer drin gewesen. Heute muss er feststellen, dass er, als er schon in der Kabine ist, sich die eben erhaschten Bilder gar nicht mehr ins Gedächtnis rufen kann; vor kurzem noch hätten ihm eben jene eine mittelprächtige Erektion eingebracht, die ihn nun daran hindern würde, sich zu erleichtern. Aber jetzt kann er lediglich an seinen Alexander denken, und von dessen Anblick erregt zu werden, wenn es gerade ungünstig ist, hat er sich schon lange abtrainiert – wo würde er da denn auch hinkommen? Als er die Kabine wieder verlässt, steht nur noch ein Mann am Waschbecken – und zieht sich den Lidstrich nach. Heinrichs Herz beginnt wie wild zu pochen. Noch bevor er sich überlegt hat, wie er Iffland ansprechen soll, hat ihn dieser durch den Spiegel bemerkt. „Willst du auch, Kleiner?“ Er hält ihm den Kajal entgegen. Heinrich öffnet den Mund und schließt ihn wieder. Lachend dreht sich Iffland zu ihm um und streicht sich die schwarzen seidigen Haare über die Schulter zurück. „ Ich nehm an, du willst ans Waschbecken.“ „A-äh, ja.“, bringt der Junge heraus und schiebt sich an dem Regisseur vorbei, wobei er feststellt, wie stark dieser einparfümiert ist. „Und schön die Seife benutzen, damit deine Hände auch ja sauber sind, wenn sie das nächste mal was anfassen.“ Heinrich hält den Atem an, als der andere sich wie beiläufig der Länge nach von hinten an ihn drückt, um ihn auf den Seifenspender aufmerksam zu machen. „D-danke.“, entgegnet er, obwohl er sich nicht ganz sicher ist, was Iffland damit meint. Als er seine Hände abgetrocknet hat, hält ihm der andere seine rechte entgegen. „Iffland.“ „I-ich weiß – äh, Heinrich Kleist.“ Die seltsam cafébraunen Augen weiten sich. „Neiiin!“ „D-doch.“ „Kleist!“, ruft Iffland begeistert und tätschelt ihm die Wange, „Niemals hätt ich dich Bübchen für den Autor dieses schrecklichen Buchs ohne befriedigendes Happy End gehalten.“ Heinrich verzieht ein wenig beleidigt das Gesicht. „Aber ich hab gleich erkannt, dass du auf Bübchen stehst.“ „Hey“, ermahnt ihn der Ältere, „Wer wird denn gleich so direkt, wir haben uns doch erst kennengelernt.“ Er zwinkert dem Kleineren zu. „Andererseits…alle Kabinen sind frei, wir haben die Auswahl, Süßer.“ Überrumpelt macht Heinrich einen Schritt zurück. „I-ich meinte nicht – ich bin n-nicht…interessiert…“, stammelt er. Da muss Iffland lachen. „Und ich bin in einer festen Beziehung. Auch wenn es vielleicht nicht so wirkt, ist das ein Grund für mich, auf Quickies auf dem Herrenklo zu verzichten.“ Heinrich läuft rot an. Iffland tritt noch einmal an den Spiegel und streicht sich durch die Haare. „Schiller?“, entfährt es da dem Jungen, ohne nachzudenken, was er da überhaupt sagt. Aber ein offizielles Gespräch ist es ja schon nicht mehr, seit Iffland sich von hinten so an ihn rangepresst hat. Der Regisseur blickt ihn durch den Spiegel kritisch an. „Schiller?“ „D-deine feste Beziehung.“ Lachend schüttelt der andere den Kopf. „Lass das Goethe ja nicht hören.“ „Ich dachte…“, beginnt Heinrich, „Mir wurde gesagt, die beiden haben nichts Körperliches miteinander?“ Verwirrt dreht sich der Ältere wieder zu ihm herum. „Und deshalb, meinst du, kann Schiller mit mir ins Bett hüpfen?“ Er winkt ab. „Schiller ist nicht schwul; der einzige Mann, den er liebt, ist Goethe.“ Mit einem dreckigen Grinsen ergänzt er: „Was natürlich ärgerlich ist, ich hätt ihn liebend gerne mal vernascht.“ Heinrich sieht dem anderen ein wenig peinlich berührt zu, wie der sich in Gedanken in den Ringfinger beißt und ihn ableckt. „A-Also seine Haare sind ja…wunderschön.“ Sofort ist Iffland wieder im Hier und Jetzt. „Jaa!“, stimmt er begeistert zu, „Stell dir vor, wie sie ihm auf der Stirn und im Nacken kleben, wenn er schweißgebadet unter dir liegt…“ An dieser Stelle gibt er fast schon ein Schnurren von sich. Heinrich räuspert sich unbeholfen. Iffland seufzt. „Wenigstens Schillers Haare weiß Goethe zu schätzen.“ „So?“, hakt der Junge interessiert nach. Der andere wirft ihm nur ein Grinsen zu. „Ich hab genug Privates über die beiden preisgegeben, lass uns zurück ins Foyer gehen, sonst wird mir noch ne Affäre mit dir angedichtet, Kleist.“ Mit einem „Bitteschön“ hält er ihm die Tür auf. „Danke.“, entgegnet Heinrich und kann sich einen erschrockenen Laut gerade noch verkneifen, als Iffland ihm beim Vorbeigehen einen Klaps auf den Hintern gibt. Mit geröteten Wangen bleibt er ein wenig überrumpelt vor der Toilettentür stehen, während der andere schon längst weg ist. Erst ein paar Sekunden später bemerkt er Alexanders Blick auf sich. Schnell läuft er zu ihm herüber. „Heinrich, endlich!“ „Alexander wäre beinahe schon losgestürmt, nach dir schauen.“, erklärt Wilhelm, der seinem Bruder eine Hand auf die Schulter gelegt hat. „Was hat denn so lange gedauert?“, will dieser wissen, noch während Heinrich Caroline gerade mit einem Händedruck begrüßt. „Äh…ich hab…Iffland getroffen.“, meint er dann. Alexander verzieht skeptisch das Gesicht. „Iffland? Auf dem Klo?“ „W-wir haben uns nur unterhalten!“, beteuert der Junge. „So lange?“, hakt sein Freund misstrauisch nach. Caroline setzt zu einem Lachen an. „Sei doch nicht albern, Alexander, dein Heinrich wird dich doch nicht betrügen.“ Erstaunt blicken die Männer sie an, doch keiner von ihnen kann noch etwas sagen, bevor Goethe und Schiller zu ihnen treten. Während Heinrich schon wieder nervös wird, begrüßen sich die anderen höflich und man erkundigt sich über das gegenseitige Wohlbefinden. „Sie müssen unbedingt mal wieder zum Kaffee zu uns kommen.“, findet Caroline, an Goethe gerichtet, „Das haben wir schon so lange nicht mehr gemacht.“ „Das stimmt.“, entgegnet der Verlagschef lächelnd und blickt zu Schiller. „Du bist natürlich auch herzlich eingeladen, Friedrich.“, ergänzt Wilhelm. „Wir haben nur ständig so viel zu tun.“, entgegnet Goethe. Mit einem „Apropos“ wendet er sich an Heinrich. „Ich wollte ja noch etwas mit Ihnen besprechen. Könnten wir dazu gerade ein paar Schritte gehen?“ „G-gerne.“, antwortet der Junge und folgt dem Älteren mit schwitzigen Händen, nachdem ihm Alexander noch ein aufmunterndes Lächeln zugeworfen hat. Sie laufen ein Stück durch Foyer, um nahe der Logenaufgänge, wo mittlerweile weniger los ist, stehenzubleiben. Erst dort räuspert sich Goethe und erlöst Heinrich von seiner Spannung. „Die Lesungen liefen gut, die Verkaufszahlen sind zufriedenstellend angestiegen.“ Der Junge atmet erleichtert aus. „Aber“, bremst ihn der andere sogleich, „Es könnte besser laufen. Sie wissen, was das heißt?“ „N-nein…“, antwortet der Junge zögerlich. „Ich organisiere für nächste Woche ein Interview.“ Heinrich schluckt. „A-aber nicht im Fernsehen, oder?“ Goethe sieht ihn stutzig an. „Für wen halten Sie sich? Natürlich nicht im Fernsehen! Ich werde zwei Reporter einladen, beide arbeiten für meinem Verlag wohlgesonnene Zeitungen.“ Der Junge nickt. Das beruhigt ihn etwas. „Sie sollten also nächste Woche Mittwochabend um 17:00 Uhr bei mir im Verlag erscheinen. Melden Sie sich einfach bei meiner Sekretärin.“ „Jawohl.“, antwortet Heinrich ergeben. „Und seien Sie pünktlich, wir müssen vor dem Interview, das um 17:30 Uhr beginnt, noch einiges besprechen.“ „Ist gut.“ Goethe nickt zufrieden und will schon wieder zur Gruppe hinüber, da fällt Heinrich noch etwas ein. „He-Herr Goethe, darf ich noch einen Wunsch äußern?“ „Äußern dürfen Sie ihn schon.“, entgegnet der Verlagschef kritisch. „I-ich würde gerne noch einen Journalisten dabeihaben: Heinrich Heine, wenn Ihnen der Name was sagt.“ Goethes Augen weiten sich. „Und ob mir der Name etwas sagt! Dieser Mensch hat doch von Literatur gar keine Ahnung! Nur provozieren will er ständig – grundgütiger, wie kommen Sie auf die Idee, gerade den dabeihaben zu wollen?!“ „Er hat mein Buch gut rezensiert.“, verteidigt Heinrich seinen Namensvetter ein wenig kleinlaut, „Und ich find ihn – find ihn ganz sympathisch.“ Goethe fährt sich seufzend übers Gesicht. „Da haben sich ja zwei gefunden…“, murmelt er. „Gut“, gibt er schließlich nach, „Wie Sie wollen, ich werde ihn einladen.“ „Danke!“, ruft der Junge begeistert und verneigt sich leicht. Jetzt fühlt es sich schon so an, als brauche er nicht mehr ganz so viel Angst vor nächstem Mittwoch zu haben. Mit einem nicht sonderlich überschwänglichen, aber doch wahrzunehmendem Lächeln tritt Heinrich also wieder zu seinem Freund, der ihm sofort einen Arm um die Schultern legt. „Und?“, fragt er. „Ich muss am Mittwochabend ein Interview geben.“ „Oh.“ „Aber das wird bestimmt ganz wunderbar laufen.“, mischt sich Schiller optimistisch ein, an dessen Seite Goethe sich wieder gesellt hat. „Naja, ich werd mir Mühe geben.“, entgegnet Heinrich ein wenig skeptisch, „Oh!“, fällt es ihm aber ein, „I-ich wollt mich noch bei Ihnen bedanken. Das…das ist unheimlich großzügig von Ihnen, dass Sie das mit den Lesungen für mich machen, ohne – ich nehme an, ohne Bezahlung.“ Schiller zwinkert Goethe kurz zu, bevor er sich mit einem breiten Grinsen an Heinrich wendet. „Nein, ich werd nicht bezahlt, aber es macht mir außerordentlich Spaß, und weil ich das Buch so toll finde, helf ich Ihnen doch gerne.“ Der Junge nickt gerührt. „D-danke.“ In dem Moment schiebt sich Iffland zwischen Schiller und Wilhelm und zwickt dem Blonden zur Begrüßung in die Seite. „Guten Abend, die Herrschaften.“, grüßt er mit einem für ihn so typischen Grinsen in die Runde, bevor er auf Caroline zutritt, um ihr mit überschwänglicher Geste einen Handkuss zu geben. „Madame.“ Heinrich kommt gar nicht so richtig dazu, den zunehmend mehr genervten Blick Goethes auszukosten, da visieren ihn die cafébraunen Augen an. „Oh, sieh an! Kleist!“, stellt Iffland freudig fest, und der Junge merkt, wie Alexanders Arm um seinen Schultern ihn noch ein wenig fester umschließt. Sofort hat Iffland die Situation natürlich durchschaut und sein Grinsen wird breiter. „Ich will dir ja nicht zu nahe treten, Kleist, aber bei so einer attraktiven Begleitung kann ich’s verstehen, dass du dich nicht auf mich eingelassen hast.“ „D-das ist nicht nur meine Begleitung, das ist mein Freund Alexander Humboldt.“, verbessert ihn Heinrich, um Alexander ein wenig zu besänftigen. „Ach, schau an! Ihr Bruder, Humboldt?“, wendet sich Iffland an Wilhelm, und während dieser bejaht, reicht der Theaterregisseur Alexander die Hand, die dieser mit einem gezwungenen Lächeln entgegennimmt. „Keine Sorge, der Kleine wollte noch nicht mal meinen Kajal.“, beruhigt ihn Iffland grinsend, wobei Heinrich weiß, dass er seinem Freund erklären müssen wird, was ein Kajal ist. Als Caroline dann irgendwann ihre kleine Gesprächsrunde mit der Anmerkung auflöst, sie wolle Gabriele nicht so lange alleine zuhause lassen, verabschiedet man sich voneinander, und Heinrich jedenfalls verspricht, zur nächsten Vorstellung wieder da zu sein. Während Iffland noch bleibt, da er ja warten muss, bis alle Gäste gegangen sind, steigen Schiller und Goethe in den silbernen Mercedes des Älteren, und Alexander und Heinrich in den schwarzen Jeep. Letzterer besteht darauf, zu fahren. „Dieser Iffland ist ein richtig schmieriger Typ.“, kommt es nach den ersten Ecken angewidert vom Älteren. „Najaa…so schlimm ist er auch wieder nicht.“ „Er baggert alles an, was ihm in den Weg läuft!“ „Er ist eben charmant.“ Alexander gibt ein Schnauben von sich. „Ich kann verstehen, wieso Goethe ihn nicht mag.“ „Er hat nen festen Freund, hat er gemeint.“ Auf dieses Argument Heinrichs geht der Ältere nicht ein. Erst zuhause kann ihn der Junge mit ein paar liebevollen Küssen und Streicheleinheiten besänftigen. Mit einem Kichern stößt er seinen Freund aufs Bett und nimmt auf seinem Schoß Platz. „So…“, haucht er, „Jetzt schauen wir mal, wer am Ende wen auszieht…“ Alexander erwidert sein Grinsen, bevor er ihn an den Wangen fasst und leidenschaftlich küsst. ------------------------- Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich muss so langsam mal wieder ein paar Kapitel im Zusammenhang schreiben, weshalb ich nicht gleich, wenn ich eines fertig hab, es hochladen kann^^' Es passiert jetzt hier nicht so viel, hab ich das Gefühl, aber ich hoff, dass es euch trotzdem gefällt :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)