Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 138: ------------- „Ui, übermorgen ist Valentinstag!“ „Mhm.“ Heinrich ist derjenige, der noch im Pyjama vor ihrem Kalender steht, der in der Küche hängt, und mit einem roten Marker im Kästchen für den 14. Februar ein Herzchen zieht. Alexander ist derjenige, der die grummelnde Antwort gegeben hat. Der Junge dreht sich zu ihm herum. „Ich wollte dich grade fragen, ob wir uns was schenken, aber ich glaub, das hat sich erübrigt.“ Leidend stellt Alexander seine Kaffeetasse beiseite. „Du hättest das echt vorgeschlagen? Heinrich, das ist ein Tag, den die Rosen- und Schokoladenindustrie erfunden hat. Wenn wir uns was schenken wollen, dann können wir das doch das ganze Jahr über machen.“ Ein wenig enttäuscht nimmt Heinrich ihm gegenüber am Frühstückstisch Platz. „In der Schule hab ich mir immer einen Freund gewünscht, der mir auch mal ne Rose schickt, als ich immer der einzige war, der nie eine bekommen hat…Und jetzt hab ich einen Freund und…“ Seufzend greift Alexander nach seiner Hand. „Hey…du bist doch nicht mit mir zusammen, damit du einen Freund hast, der dir am Valentinstag eine Rose schenken kann, oder?“ „Nein, aber…“ „Und wieso hast du niemals eine verschenkt? Es gab doch bestimmt auch süße Jungs bei euch in der Klasse.“ „I-ich…das hätt ich doch niemals fertiggebracht…!“, stammelt Heinrich, „Wenn das rausgekommen wär, dass ich…!“ „Okay“, fängt Alexander an, „Wir machen einen Deal.“ Hoffnungsvoll sieht der Junge zu ihm auf. „Wir ignorieren den Tag nicht, aber ich bin nicht dein Prinz, der dich mit Rosen überhäuft, das kannst du von mir nicht erwarten.“ „Aber?“, versucht Heinrich dem Positiven des Ganzen auf den Grund zu gehen. „Aber da du ja anscheinend so eine romantische Ader hast, darfst du mein Prinz sein.“ Erstaunt blickt der Junge seinen Freund an. „U-und du bist mein Mädchen?!“ Alexander muss lachen. „Dein Mädchen, das sich einen Tag lang von dir verwöhnen lässt…“ Der träumerische Gesichtsausdruck des Älteren lässt Heinrich an dessen Selbstlosigkeit gehörig zweifeln. Trotzdem nimmt er das Angebot an. „Okay, Deal.“, meint er und sie besiegeln ihren Valentinspakt mit einem Handschlag. Am Morgen des 14. Februars öffnet Alexander müde blinzelnd seine Augen, als er ein paar sanfte Lippen auf seinen spürt. „Alles Liebe zum Valentinstag, mein Schatz.“ Der Ältere denkt schon, er habe einen Fehler gemacht, diesen Deal vorzuschlagen, da er so früh am Morgen schon damit konfrontiert wird, doch da hört er Heinrichs nächste Worte. „Ich hab dir Frühstück gemacht, Süßer. Setzt du dich ein bisschen auf, damit ich das Tablett auf deinem Schoß abstellen kann?“ Die Lippen, die dabei über sein Gesicht huschen, machen die Worte noch zärtlicher. Mit einem genießerischen Grinsen richtet sich Alexander also ein wenig auf. Heinrich fährt ihm mit einem liebevollen Lächeln durch die Haare, bevor er sich zum Nachttisch umwendet, um das Tablett zu holen. Zwischen roten und weißen Rosenblättern stehen eine dampfende Tasse Kaffee, ein Kakao, Toasts und zwei kleine Teller. Allerlei Brotbelag, der noch Platz hatte, liegt ebenfalls auf dem Tablett. „Heinrich, das…“, beginnt Alexander gerührt, „Ich könnt dich grad flachlegen, so toll– “ „Falsche Antwort.“ Der Ältere seufzt. „Gut, ich könnte dich herzen, so entzückt bin ich.“ Zufrieden grinsend lässt sich Heinrich von seinem Freund küssen. „Richtige Antwort.“ Während der Junge Alexander ein Toast mit seinem Lieblingskäse bestreicht, schafft er es irgendwie ihm Nacken und Ohr zu küssen, sodass dieser fast schnurrend die Augen schließt. „Mmh, du Casanova…“ „Gar nicht.“ „Hmm, doch…“ Überrascht öffnet Alexander wieder die Augen, als ihn ein Finger an die Nase stupst. Das fertige Toast wartet darauf, von ihm verspeist zu werden. „Ich bin dafür, dass wir nach dem Frühstück einen Spaziergang durch den Tiergarten machen.“, schlägt Heinrich vor. Alexander brummt mit vollem Mund eine Zustimmung. So ziehen sie sich nach dem Essen an, wobei Heinrich seinem Freund wie ein echter Kavalier in den Mantel hilft – und sich ein glückliches Lächeln nicht verkneifen kann, als er sieht, dass der seinen selbstgestrickten Schal anhat. Schon als sie aus der Wohnung treten, hält der Junge dem Älteren auch die Tür auf, genauso unten, als sie das Haus verlassen. Hier kann sich Alexander ein Lachen nicht mehr verkneifen. „Was denn?“, fragt Heinrich und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. „Das ist paradox.“ „Nö, find ich gar nicht, Schnucki.“ „Oohnein, jetzt übertreibst du’s aber.“ Der Junge grinst ihn an. „Hab dich nicht so, mein Ally Poo.“ Alexander blickt ihn entsetzt an. „W-w-was?!?“ „Siehst du, es geht noch kitschiger. Darum mecker nicht rum und sei mit dem zufrieden, was du kriegst.“, meint sein Freund und nimmt ihn an der Hand. Alexander gibt sich geschlagen, und so schlendern sie zur nächsten S-Bahn-Station, die sie zum Berliner Tiergarten bringen soll. Als sie in der S-Bahn nebeneinander sitzen, spielt Heinrich mit der Hand seines Freundes, die in dessen Schoß liegt. Dass er Alexanders Hände sowieso traumhaft findet, kommt ihm dabei zugute. Der lacht jedoch wieder leise. „Du bist ja richtig anständig angezogen heute.“, stellt er fest und meint damit die dunkle langbeinige Jeans, die unterm schwarzen Mantel hervorschaut und über die Stiefel reicht. „Und du schlägst deine Beine gar nicht übereinander.“ „Ich bin heute ja auch schließlich dein Prinz, mein Großer, und Prinzen machen so was nicht.“ Alexander erwidert das Grinsen. „Oh, Verzeihung.“, meint er und schlägt seinerseits die Beine übereinander, bevor er sich mit seinem Kopf an Heinrichs lehnt. Beide stört es nicht, dass einige Fahrgäste sie irritiert oder empört anblicken. „Ich mag deine zarten Hände, mein Schatz.“, flüstert Heinrich irgendwann. „Meine zarten Hände.“ „Hihi, jaa…“ Alexander kann nur schmunzeln. Der Boden ist trocken, die Luft aber doch noch recht kühl, obwohl sich die Mehrheit der Menschen schon auf den Frühling freut. Weiterhin Hand in Hand laufen die beiden durch die angelegten Wege des Gartens, ab und zu blitzt über den Baumwipfeln der goldene Engel der Siegessäule auf. „Schau mal, das ist jetzt das zweite Paar, das uns begegnet ist.“, meint Heinrich, „Wir sind nicht die einzigen Verliebten, die am Valentinstag einen Spaziergang mit ihrem Liebsten machen.“ „Die einzigen homosexuellen bis jetzt schon.“ „Och, sei doch nicht so sachlich.“ „Tschuldigung.“ Alexander gibt dem Jungen einen wiedergutmachenden Kuss. Sie bleiben stehen, und Heinrich nimmt seinen Freund in die Arme, als er ihren Kuss intensiver werden lässt. Er sieht dem Älteren tief in die Augen, als sie sich nach einer Weile wieder voneinander trennen. „Ich liebe dich.“, haucht er, „Ich liebe dich immer noch so sehr, Alexander…“ Alexander weiß einen Moment nicht, was er sagen soll, so sehr berühren ihn diese Worte. Er presst ihre Lippen stürmisch ein weiteres Mal aufeinander. „Ich liebe dich auch, Heinrich, und du machst mich mit…mit solchen Worten zum glücklichsten Menschen überhaupt.“ Der Junge grinst ihn an. „Kann doch gar nicht sein, der bin ich schon.“ Alexander lacht leise. Eine Weile stehen sie noch da, blicken sich einfach nur glücklich lächelnd und verliebt in die Augen, bis Heinrich schließlich wieder Alexanders Hand nimmt. „Komm, ich hab uns nen Tisch reserviert.“ „Hu?“ Erstaunt lässt sich der Ältere mit sich ziehen. „Ein Tisch? Wo?“ „Im Englischen Garten, im Teehaus.“ „Oho.“ „Ja“, meint Heinrich und blickt grinsend zu seinem Freund auf, „Für meinen Schatz zieh ich alle Register.“ Alexander scheint einverstanden und gerührt. „Und wehe du wagst es auch nur, bezahlen zu wollen…!“ Alexander unterlässt es, zu widersprechen. Vor der Terrasse des Teehauses erstreckt sich ein sorgfältig angelegtes Stück Garten, das im Sommer bestimmt wunderschön mit bunten Blumen ausgeschmückt ist. Nun ist es jedoch sowieso zu kalt, um an den hölzernen Tischen draußen zu sitzen, weshalb sie von einem der Bedienungen an einen schnuckeligen Zweiertisch nahe der Heizung gebracht werden, auf dem eine weiße Kerze umrahmt von roten Rosenblättern steht. Heinrich schiebt Alexander den Stuhl zurück. Der Ältere nimmt Platz, nicht aber ohne seinem Freund einen kritischen Blick zuzuwerfen. Dieser legt sich keinesfalls, als Heinrich ihnen auch noch einen Wein bestellt. Erst als der Junge über den Tisch hinweg nach seiner Hand greift und ihm ein zuckersüßes Lächeln schenkt, entspannt er sich ein wenig. „Such dir was Schönes raus, Schatz.“ Alexander kann nur schmunzeln. Er durfte ja schon damals in New York am Benehmen des Kleinen Adele gegenüber feststellen, dass sein Heinrich ein wunderbarer Gentleman sein kann, aber dass er gerade sozusagen zur Lady gemacht wird, die der Jüngere beglückt, hätte er sich nicht träumen lassen. „Du bist mein Traummann.“, sagt er leise und legt auch noch seine zweite Hand in Heinrichs. „Das glaub ich nicht.“, lacht dieser. „Doch. Du bist so wunderbar, die Männer an den anderen Tischen müssen fürchten, dass ihnen ihre Frauen wegen dir abhandenkommen.“ „Es wird niemals irgendeine Frau mit mir abhandenkommen, ich gehör doch nur dir.“ „Dann bin ich ja beruhigt.“ Heinrich drückt seinem Freund einen Kuss auf den Handrücken, bevor sie sich der Karte zuwenden. Als sie beide ihr Essen vor sich stehen haben, das selbstverständlich ebenfalls Heinrich bestellt hat, fühlt sich Alexander wunderbar wohl und zufrieden, und das seltsame Kribbeln in seinem Bauch macht es ihm fast gar nicht möglich, einen vernünftigen Bissen hinunterzubekommen. Er ist gerade dabei, sein Gegenüber verträumt anzublicken, da scheppert es plötzlich schräg hinter ihm. „Zensur, what the fuck?!“ „Heinrich…!“ Verwirrt blickt Alexander seinen Freund an. „Heinrich?“, wiederholt er. Der Junge schaut hinüber zu den beiden Männern, die zwei Tische weiter sitzen. „Der eine da muss so heißen.“ Alexander wendet sich vorsichtig um und entdeckt an dem Tisch einen älteren Mann, der im Profil eine ziemlich große Nase hat und sich gerade nach der heruntergefallenen Gabel bückt. Ihm gegenüber sitzt ein weitaus jüngerer Mann, der sicherlich sehr attraktiv aussehen würde, wäre er nicht gerade so vollkommen in Rage. „Was willst du an meinem Artikel schon wieder zensieren, verdammt?! Du hast mir versprochen, ich darf schreiben, was ich will, Campe!“ „Aber doch nicht, dass Wulff auf den Partys von Berlusconi war!“, zischt der Ältere. Heinrich muss leise kichern. „Das ist ein Gedicht!“, verteidigt sich sein Namensvetter, „Soll ich’s noch lächerlicher schreiben?! Und wieso muss der Wodka-Präsident da raus?!?“ „Weil jeder weiß, dass du Putin meinst.“ „Und wenn ich dich mein?!“ „Mensch, ist das ein Giftzwerg…“, murmelt Alexander, was Heinrich doch ein etwas lauteres Kichern entlockt. „Und ihr braucht gar nicht so zu glotzen, Schwuchteln!“ Empört dreht sich Alexander herum, doch weder er noch sein Freund kommen dazu, irgendetwas zu sagen, denn da ist schon der Mann, der hinter der Bar stand und anscheinend der Chef des Teehauses ist, bei ihnen. „Bitte verlassen Sie sofort das Restaurant.“ „Entschuldigung, wir gehen sofort.“, lenkt der Ältere ein, während sein junger Kollege nur gereizt die Arme vor der Brust verschränkt und sich einen weiteren beleidigenden Kommentar wohl mit aller Macht verkneifen muss. „A-also wegen uns müssen Sie sie nicht rausschmeißen.“, mischt sich Heinrich zur Überraschung aller ein, „Der junge Mann hat das bestimmt nicht so gemeint.“ Er wirft seinem Namensvetter ein gutmütiges Lächeln zu, der daraufhin sichtlich irritiert und verlegen seinen Blick senkt. „Wie Sie meinen.“, gibt sich der Besitzer zufrieden und macht sich wieder auf den Weg zur Bar, nicht ohne dem Störenfried noch einen mahnenden Blick zuzuwerfen. Alexander blickt seinen Freund fragend an und formt mit seinen Lippen ein: „Was sollte das eben?!“ Heinrich ignoriert die unausgesprochene Frage jedoch und schaut stattdessen weiter hinüber zu den anderen beiden, wo der Jüngere nun langsam wieder seinen Blick hebt. „Sorry.“, murmelt er, „War nicht so gemeint.“ „Ich nehm die Entschuldigung an, wenn ich das Gedicht mal zu lesen bekomm.“ „Ä-äh…! Ja, natürlich!“, entgegnet er freudig, zum Entsetzen des Älteren. „Hey, ich hab da als Chef der Zeitung noch ein Wörtchen mitzureden.“ Der junge Mann ignoriert den anderen einfach und läuft zu Alexander und Heinrich hinüber, um ihnen die Hand zu geben. „Heinrich Heine, Journalist.“ „Heinrich Kleist.“ Die Augen des Journalisten weiten sich, bevor Alexander auch nur zu Wort kommen kann. „Holy shit, den Kohlhaas hab ich letzte Woche in ner Rezension behandelt!“ Aufgeregt blickt Heinrich zu seinem Namensvetter auf. „U-und?“, bringt er heraus. Heine beginnt zu lachen. Er krümmt sich vor Lachen, sodass der Restaurantbesitzer schon wieder mahnend zu ihnen herüberschaut. „Das Buch ist klasse“, bringt der junge Journalist heraus, „Aber ich hab spekuliert, dass der unbekannte Autor ein Perverser ist! U-und jetzt seh ich dich…!“ Immer noch glucksend wischt Heine sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Wieso pervers?“, fragt Heinrich, ein wenig in seinem Stolz angekratzt. Heine winkt ab, bevor er sich an Alexander wendet. „Ich hatte Sie unterbrochen.“ „Oh, ja. Alexander Humboldt.“ Heines Augen weiten sich abermals und in der nächsten Sekunde prustet er wieder los. „Hilarious! Meister Himboldt in person! Ich krieg mich nicht mehr…! Wenn der jetzt noch auf bondage steht, werf ich mich weg!“ Während Alexander ganz schön Mühe hat, jetzt nicht zu ertappt dreinzublicken, versucht Heinrich die Situation noch zu retten: Indem er Heine an dessen Jeanslasche näher zu sich zieht. „Wenn dir die Szene so gut gefallen hat, kannst du ja nachher mit uns mitkommen…“ „Ä-äh, sorry, nicht so mein Ding…“ „Aber du wolltest mir doch dein Gedicht vortragen…“ Heine fischt mit nervösen Fingern eine Karte aus seiner Hosentasche, die er Heinrich reicht. „Schreib mir einfach ne Mail.“ „Mach ich.“, entgegnet der Junge mit flatternden Wimpern, „Und falls von unserem Gespräch irgendwas in deiner Zeitung erscheint: Wir haben einen super Anwalt. Und der war Vorbild für den Kohlhaas.“ Heine schluckt. „Ookay, ich geb mein Bestes, dem Drang hieraus ne Headline-Story zu machen zu widerstehen.“ „Danke.“, haucht Heinrich. „Wobei die Publicity deinem Buch sicherlich guttun würde.“ „Mein Privatleben und das meines Freundes ist mir mehr wert, danke.“ Heine schenkt ihm ein Grinsen, bevor er sich mit einer Salutartigen Handbewegung verabschiedet. „Komm, Campe, wir gehen, ich muss das verdammte Gedicht nochmal überarbeiten.“ „Ah, wir sind also zur Vernunft gekommen.“ „Achwas! Es ist noch viel zu harmlos!“ Schmunzelnd sieht Heinrich den beiden hinterher, wie sie das Restaurant verlassen. Als er sich wieder zu seinem Freund umwendet, blickt dieser ihn mit großen Augen an. „Der Typ hat Recht: Mit der Story in der richtigen Zeitung würd sich halb Deutschland dein Buch anschaffen wollen! Ich kann nicht glauben, dass du das abgelehnt hast.“ „Och, Alex.“, meint Heinrich und greift nach den Händen des Älteren, „Natürlich hab ich nichts dagegen, dass man erfährt, dass ich tatsächlich schwul bin, aber deinen Namen will ich da raushalten, stell dir vor, Studenten von dir haben das Buch gelesen.“ „Naja…“ „Wir sollten fertigessen, das ist bestimmt schon alles kalt.“ „Oh.“ Nachdem Heinrich bezahlt hat, führt er seinen Freund eine Weile später wieder durch den Tiergarten, mit der Ankündigung, dass er ihnen für heute auch zwei Kinokarten reserviert hat. Den ganzen Weg über zurück in die Innenstadt rätselt Alexander, welchen Film er sich denn nun antun muss, aber weder Titanic noch andere Liebesschnulzen treffen zu. „Aber es ist ein Liebesfilm?“ „Jap.“ „Heinrich, du weißt doch, dass das nicht so meins ist.“ „Hihi, wart’s ab.“ Als sie schließlich am Kino ankommen und Heinrich die Karten vorzeigt, natürlich so, dass Alexander sie nicht sehen kann, darf dieser nur feststellen, dass an den Tischen vor einem der Säle erstaunlich viele schwule Pärchen stehen. „Oh.“, entfährt es ihm. „Hm?“ „Es drängt sich mir eine Ahnung auf…“ Heinrich kichert leise. „Der Film wird extra nochmal heute am Valentinstag gezeigt, und es werden nur männliche Paare reingelassen.“ „Das war sicherlich nicht Ullis Idee.“, kommentiert Alexander. „Nein, irgendein Berliner Schwulenverein hat das organisiert. Hab’s aus dem Internet.“ „Das sind bestimmt die, die da am Eingang stehen und Kondome verschenken.“ „Hihi, man weiß ja nie, ob man die da drinnen vielleicht braucht.“ Der Junge zwinkert ihm zu. Alexander sieht ihn verwirrt an. „Reden wir wirklich vom gleichen Film?“ „Ja, hast du den denn schon mal gesehen?“, hakt Heinrich nach. „Nein, aber nen Trailer hab ich damals gesehen. Und der hat nicht wirklich so gewirkt, als könnte dieser Film zu irgendetwas anregen, wozu man ein Kondom bräuchte.“ „Hm.“, entgegnet der Junge da nur mit spitzen Lippen und hakt sich bei seinem Freund ein. „Was, hm?“ Er muss grinsen. „Ich hab den Film damals, paar Monate nachdem er im Kino war, nachts heimlich im Internet geschaut, und, najaa…die eine Szene hat mich als Fünfzehnjährigen schon, öhm…beachtlich angeregt.“ Mit großen Augen sieht Alexander seinen Freund an. „Hmm…“, meint er dann, „Vielleicht wird die Vorstellung ja doch noch interessant…“ „Bestimmt.“ Heinrich gibt ihm einen Kuss auf die Lippen. Mittlerweile wurde die Tür zum Saal geöffnet und einige Pärchen haben schon auf ihre Plätze gefunden. Heinrich schaut fasziniert einem ziemlich dünnen, großgewachsenen Mann hinterher, der beim Laufen weiblicher Hände und Hüfte schwingt, als es jemals eine Frau hinbekommen würde. Sein Freund gleicht eher einer Mischung aus Boxer und gleichnamigem Hund. „Was sich nicht alles findet…“ „Da hast du Recht.“, lacht Alexander leise und gibt ihm einen Kuss an die Schläfe. Auch sie nehmen auf ihren Sitzen Platz, und als nach zahlreicher Werbung endlich der Vorhang für den Film geöffnet wird, bestätigt sich für Alexander, dass sie doch vom selben Film gesprochen haben: Brokeback Mountain. Schon nach den ersten Minuten muss Alexander zugeben, dass die Bilder, die Typen und die Story doch ganz angenehm zu sein scheinen. Natürlich nicht so angenehm wie Heinrichs Daumen, der ununterbrochen über seinen Handrücken streicht. Als die beiden Cowboys dann endlich in einer Nacht in ihrem Zelt übereinander herfallen, stupst ihn Heinrich mit seiner Nase an. „Das ist die Szene.“, flüstert er. Alexander küsst ihn. Gegen Ende erfasst die traurige Stimmung, als schon ein paar Schluchzer von anderen Männern im Saal zu hören waren, auch ihn. Natürlich weint Alexander nicht, aber er beugt sich zu seinem Heinrich hinab, der sofort besorgt zu ihm aufsieht, und zieht ihn an seine Brust. „Gott, ich würde ausrasten, würde man dich mir auf so grausame Weise wegnehmen…“ Der Junge lächelt gerührt und küsst ihn sanft. „Und…und in anderen Ländern passiert das noch. Genau so.“ „Ich weiß. Leider.“, flüstert Heinrich und schlingt seine Arme um Alexander. Erst als das Licht im Saal wieder eingeschaltet wird, lösen sie sich ein wenig voneinander. „Ich will dich gar nicht mehr loslassen.“, haucht der Ältere. „Dann lass uns nachhause gehen.“ „Wunderbare Idee.“, findet Alexander und küsst seinen Freund noch einmal, bevor sie aufstehen. Ebenso küssend, wie auch schon zuvor in der S-Bahn und im Gang, betreten sie den Flur ihrer Wohnung. Die Tür fällt hinter ihnen ins Schloss. Alexander unterbricht den Kuss, und Heinrich ist ziemlich verwirrt, als sein Freund ihn mit einem für seine Verhältnisse äußerst schüchternen Blick bedenkt. „H-Heinrich“, fängt er leise an, „Dein Mädchen möchte sich…b-bei dir für diesen wunderschönen Tag bedanken…“ Als Alexander sich auch noch einen Finger an die Lippen legt, muss der Junge an sich halten, nicht loszuprusten. „Du bist ein lausiger Schauspieler!“, kichert er. „Sagen wir, die Rolle liegt mir nicht so.“, entgegnet Alexander ein wenig trotzig. „Nein, nein“, fängt Heinrich an und sieht zum anderen auf, „Vielleicht muss ich mich nur drauf einlassen.“ „Es würde schon reichen, wenn du mich nicht auslachst.“ „Ich versuch’s. Mach weiter.“ Alexander muss schmunzeln. Er legt seine Hände an Heinrichs Brust und küsst ihn sanft. Als er wieder von ihm ablässt, liegt in seinen Augen erneut der schüchterne Blick. „Können wir…ins Schlafzimmer? Ich will dich ein wenig verwöhnen…mein Prinz.“ Heinrich lässt sich das nicht zweimal sagen. Auch wenn er diesen Morgen noch Zweifel hatte, ob Alexander nicht vielleicht zu lächerlich in dieser Rolle wirkt, so durfte er den Tag über feststellen, dass das alles nur eine Sache der Gewohnheit ist. Und ganz abstreiten kann er es auch nicht, dass es ihn auf eine gewisse Weise geil macht, wenn sein Freund so unsicher und beschämt ist, das hat ihm schon beim Schlittschuhlaufen wunderbar gefallen. Mit zärtlichen Küssen lässt sich Heinrich unter seinem Freund auf die Matratze sinken, nachdem sie sich ihrer Mäntel, Schuhe und Pullover entledigt haben. Alexanders Mund wandert hinab an Heinrichs Hals, an sein Schlüsselbein. Er gibt sich heute besonders Mühe, findet der Junge und lässt seine Hände nach vorne an die Brust des Älteren wandern. „Jaja, da fassen die Prinzen den Prinzessinnen als erstes hin.“ „A-ach, sei ruhig, Alex…!“ „Zu Befehl, mein Prinz.“ Sofort sind Alexanders Lippen wieder auf der blassen Haut, wandern hinab zu seinem Bauch, wo die Zunge in den Bauchnabel stupst und dem Jungen so ein Keuchen entlocken kann. Geschickt befassen sich Alexanders Hände mit der dunklen Jeans und ziehen sie dem anderen von den Beinen. Das Gesicht zwischen Heinrichs Oberschenkeln blickt der Ältere schüchtern zu ihm auf. „Du freust dich ja schon auf mich, mein Prinz.“ Heinrich lässt eine Hand in Alexander Locken gleiten. „Jah, mein Schatz.“, bringt er heraus. Da zieht sein Freund ihm auch die Unterhose herunter und widmet sich ihm voll und ganz mit Mund und Zunge, ohne seinen Blick von ihm abzuwenden. Der Junge stöhnt ganz angetan auf. „Ah…! Alex…!“ Wie von selbst spreizt er seine Beine weiter und krallt seine Finger fester in den Haaren fest, um Alexander anzuleiten. Der Ältere gönnt seinem Freund dieses Gefühl jedoch nicht lange, denn da befreit er sich aus dem Griff und lässt von ihm ab, um sich selbst von seinen letzten Kleidungsstücken zu befreien. Vollkommen nackt sinkt er wieder auf seinen Freund und küsst ihn leidenschaftlich. „Heinrich…“ „Hnn…“ Alexanders Hände wandern an die Hüfte des Jungen, und er muss schmunzeln, als er an den gebeugten Beinen abliest, was dieser von ihm erwartet. Aber was für eine Prinzessin wäre er, wenn er jetzt seinen Prinzen nehmen würde? Unmöglich! Heinrich sieht etwas verdutzt drein, als Alexander seine Beine wieder flach auf die Matratze drückt und sich anschließend über ihn kniet. Der Ältere genießt währenddessen den Anblick, der sich ihm bietet: Ein Heinrich mit roten Wangen, zerwühltem Haar, geröteten Lippen, Schweiß auf der nackten Brust, die sich zusammen mit dem Bauch unter ihm senkt und hebt, plötzlich schneller, weil er anscheinend endlich gemerkt hat, was sein Freund vorhat. „Mein Prinz… - hn!“ „A-Ah-Ahhleeex…!“ Stöhnend schließt Heinrich die zuvor geschockt aufgerissenen Augen, als sich sein Freund mit einem ebenso gefälligen Stöhnen immer tiefer auf ihn sinken lässt. „G-G-Goott, n-nicht…! Hahh!“ Gleich beginnt sich Alexander auf ihm zu bewegen, während er sich mit den Händen neben Heinrichs Bauch abstützt. „Aaah…so gut~ “ „N-nicht – k-kann – !“ Fast schon verzweifelt windet sich Heinrich unter seinem Freund, versucht seine Hüfte zu heben, was in unkoordiniertem Zucken endet, das Alexander begeistert zurücklässt. „Sch-schneller…! M-mehr!“ Mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht beschleunigt Alexander seine Bewegungen. Er genießt es, dass die Intervalle, in denen ihn der Schmerz wie elektrische Impulse durchzuckt, nun kleiner werden. „Ha-Heinrich…! A-alles, was du willst! I-ich geb dir alles, was du willst, m-mein Prinz…“ „K-küss mich…!“ Alexander zögert keinen Moment und beugt sich zu seinem Freund hinunter, der ihn sofort am Kopf fasst und ihn in einen wilden Kuss verwickelt, der so grob ist, dass der Ältere nur entzückt aufstöhnen kann. „Alex, i-ich k-kann nicht mmh – !“ Er beißt ihm in die Unterlippe. Alexander fühlt das Pochen, das nun von zwei Körperenden durch ihn strömt, und als er spüren darf, wie sein Heinrich unter Keuchen und Stöhnen seine Erlösung findet, wird auch er über die Klippe gerissen. Erschöpft lässt sich Alexander neben seinen Freund auf die Matratze sinken. Heinrich zieht ihn sofort an sich. „D-das…das hätte ich jetzt nicht von dir erwartet.“ Der Ältere bringt ein Schmunzelnd zustande. „War doch selbstverständlich, dass ich mich meinem Prinzen auf diese Weise erkenntlich zeig.“ Heinrich streicht ihm eine Locke aus der schweißnassen Stirn. „War es nicht, deshalb bin ich dir ja so dankbar. Dass du heute mein Mädchen gespielt hast.“ „Es war mir eine Ehre.“, entgegnet Alexander und gibt dem Jungen einen zärtlichen Kuss, „Aber wenn du wieder zum Normalzustand zurückkehren möchtest, dann hätte ich noch was für dich.“ „Hm?“ Fragend sieht Heinrich zu, wie sein Freund sich aus dem Bett erhebt und mit weniger anmutigen Bewegungen das Schlafzimmer verlässt. Er hört die Bürotür klacken, dann kommt Alexander wieder zurück. Heinrich schlägt vor Entzückung die Hände vor dem Mund zusammen. „Während du gestern unseren Valentinstag so eifrig organisiert hast, hatte ich natürlich auch ein wenig Zeit.“, meint der Ältere mit einem Grinsen und steigt wieder zu seinem Freund aufs Bett. „Einen lieben Valentinstag, mein Schatz.“, wünscht er dem Jungen, gibt ihm einen Kuss auf die Stirn und reicht ihm die rote Rose. „D-d-du…! S-so groß…! So schön! Oh, Alex!“ Heftig gerührt und fürchterlich glücklich wirft sich Heinrich seinem Freund um den Hals. „Ich liebe dich.“, haucht er ergriffen, „Ich liebe dich, mein Schatz.“ „Ich dich auch, mein Kleiner.“, flüstert Alexander und lässt sich gerne von seinem Liebsten küssen. ------------------- Hier ist es endlich! Das Valentinstagskapitel! ((mit mehr als einem Monat Verspätung)) Ich hoffe, es hat euch gefallen :3 War ja nicht so ganz gewöhnlich, wie die beiden das geregelt haben XD Heinrich Heine hab ich übrigens spontan reingebracht, nachdem ich's mit Penthesilea davon hatte, wie er sich denn in meiner VLE-Welt machen würde X3 – Wer wissen will, wie er aussieht, schaut hier: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b6/Heinrich_Heine.PNG :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)