Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 130: ------------- Als Heinrich und Gabriele unten ankommen, ist schon die seichte Musik eines Streichorchesters zu hören, das Weihnachtslieder von einer CD abspielt. Caroline und die zwei Humboldtbrüder stehen vor dem Weihnachtsbaum, Alexander an das kleine Tischchen gelehnt, sodass Caroline ihm wegen der Vase hinter ihm beängstigende Blicke zuwerfen muss, Belcastel hat es sich in seinem Körbchen neben dem Kamin bequem gemacht. Gabriele marschiert sofort auf den Baum zu, unter dem nun etwas künstlicher Pulverschnee und einige in golden-rotes, blau-silbernes oder grünes Papier eingepackte Geschenke liegen. „Haalt.“, kommt es von Wilhelm und er sieht sie auffordernd an. Sie seufzt, bevor sie sich grinsend zu ihm hinaufreckt, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. „Frohe Weihnachten, Papi.“ Das gleiche wiederholt sie bei ihrer Mutter, die ihr mit einem Lächeln zärtlich über den Kopf streicht. „Du auch, Heinrich, sonst bekommst du nix!“, meint sie schließlich und stößt ihren neugewonnen Freund ihrem Onkel in die Arme, sodass Caroline ob der bedrohlich wackelnden Vase einen spitzen Schrei von sich gibt. Alexander lässt sich davon nicht stören, sondern legt schmunzelnd seine Arme um den Jungen. „Frohe Weihnachten, Alex.“, flüstert Heinrich, bevor er ihm einen sanften Kuss gibt. „Mmmh, dir auch…“, nuschelt Alexander und küsst ihn noch einmal, bevor er ihn etwas widerwillig gehenlässt. „Uuuh~“, kommt es von Gabriele, „Ihr seid ja schwer verliebt.“ „Gabi!“, zischt Caroline, doch ihre Tochter lässt sich nur kichernd mit Heinrich vor dem Baum nieder. Sie suchen die Geschenke nach Namenskärtchen ab, Heinrich ein wenig geduldiger als Gabriele, und wenn sie eines finden, das nicht ihren Namen trägt, reichen sie es weiter. „Ooh, Papi, schau an! Dir hat der Weihnachtsmann ja auch was gebracht!“ „Tatsächlich?“, fragt Wilhelm wirklich erstaunt und betrachtet das längliche Päckchen sorgfältig. „Uuh, und Mami bekommt auch was!“ „Oh.“ Mit einem Lächeln hält Heinrich seinem Freund die zwei Geschenke für ihn hin. „Siehst du“, flüstert er, „Sie haben dir auch was geschenkt.“ „Und du mir auch?“ Heinrich verzieht skeptisch das Gesicht über Alexanders Erstauntheit. „Natürlich!“ Derweil hat Gabriele schon das erste ihrer Geschenke aufgerissen. „Aaaaaaaaaaaah!!!“ Ihr begeistertes Kreischen lenkt die Aufmerksamkeit aller auf sie, und besonders Heinrich freut sich, dass seine Geschenkidee so gut ankommt. „Ein Hannah-Montana-Schalfanzug!“, ruft sie freudig und hält sich das Oberteil probehalber vor die Brust, „Den muss ich sofort anziehen!“ „Ha-halt! Aber doch nicht hier!“, hält ihre Mutter sie auf, als sie schon den Rock des Kleides anhebt, um es über den Kopf zu ziehen, „Das kannst du nachher in deinem Zimmer machen.“ „Okay.“, kommt es von ihr und sie wendet sich schnell wieder den anderen Geschenken zu. Alexander ist der nächste, der auflacht. „Ha, ihr seid ja verrückt!“, meint er und betrachtet amüsiert die große Kaffeetasse, auf der ein Bild von seinem Heinrich abgedruckt ist. „War Wilhelms Idee.“, entgegnet der Junge und lässt sich von ihm durch die Haare wuscheln, bevor der Ältere hinüber zu seinem Bruder geht. Wilhelm sitzt am Tisch und hat ihnen den Rücken zugekehrt, weshalb ihm Alexander mit einem „Hey“ eine Hand in den Nacken legt. Als er sich neben ihn setzt und die Tränen in den Augen seines Bruders sieht, bleibt sein Herz für einige Sekunden stehen. „Du bist verrückt.“, nuschelt Wilhelm mit einem Grinsen und presst seinen Kopf in Alexanders Halsbeuge, den Füllfederhalter mit dem eingravierten Universitätswappen fest in der geballten Faust. Der Jüngere fährt seinem Bruder ein wenig überfordert über den Rücken, doch schließlich muss auch er Grinsen und schließt kurz die Augen. Hat Heinrich das gemeint? Dieses Gefühl? „Danke.“, bringt Wilhelm heraus und wischt sich mit seinem Taschentuch die Wangen trocken. „Es war Heinrichs Idee, obwohl er nicht wusste, was es mit dem Wappen auf sich hat.“ „Hast du’s ihm erzählt?“ „Nur, dass es Mama entworfen hat.“ Alexander muss grinsen. „Nicht, dass sie es nach Vaters Tod entworfen hat, als sie die Universität nach ihm umbenannt hat.“ Wilhelm lacht leise, bevor er ihm ein Lächeln schenkt. „Ich freu mich, dass wir wieder eine Familie sind.“ Alexander senkt kurz seinen Blick, bevor er wieder zu ihm aufsieht. „Ich mich auch.“ „Gott, ihr – ihr…!“ Heinrich kann nicht anders: Er springt auf und fällt Caroline um den Hals, die damit total überfordert ist. „Das ist…! Aaah, ich freu mich so!“ „Mit was versuchen sie dich denn zu umschmeicheln?“, fragt Alexander frech nach. „Da!“ Glücklich grinsend hält ihm Heinrich ein Ticket entgegen – Neiin, kein Ticket, ein Abo. Ein Partner-Theater-Abo fürs Jahr 2012. „Und weißt du, was das heißt, mein Schaaatz?“ „Ohjeh, ich ahne es…“, antwortet Alexander betreten. „Ja, das heißt, dass du nächstes Jahr so viel Kultur erleben wirst, wie in den letzten dreißig Jahren nicht.“, mischt sich Wilhelm mit einem gehässigen Grinsen ein. Caroline, die sich von Heinrichs Umarmungsattacke mittlerweile wieder erholt hat, hat nun ihrerseits ihr Geschenk ausgepackt und stellt den Weihnachtsstern zärtlich lächelnd auf dem Tisch ab. „Wir, ähm, hatten leider keine bessere Idee.“, meint Heinrich, der sofort wieder neben ihr steht. „Nein, das ist doch eine fabelhafte Idee gewesen.“, entgegnet sie und dreht sich nach einem erneuten Blick auf die Pflanze zu ihm herum. „Ähm“ Unbeholfen beugt sie sich ein wenig nach vorne, um ihn kurz zu umarmen. „Danke.“ Zufrieden lächelt er sie an. „I-ich geh dann mal Belcastel seine Weihnachtsleckerli bringen…“, meint sie, um aus der Situation zu flüchten. „Hey“ Heinrich erschrickt etwas, lässt sich dann jedoch an Alexanders Brust sinken, der ihn von hinten in die Arme schließt und ihm einen Kuss auf die Stirn gibt. „Du hast das Geschenk von mir ja noch gar nicht ausgepackt.“ „Hm?“ Verwirrt sieht Heinrich zum Weihnachtsbaum, wo tatsächlich neben Gabriele und ihrem Berg Geschenkpapier noch ein eingepacktes Geschenk liegt. „Das lag vorhin da aber noch nicht.“ „Du solltest es ja auch ganz zum Schluss auspacken.“, meint Alexander schmunzelnd und führt ihn vor sich her hinüber zum Baum. Er gibt dem Jungen noch einen Kuss in den Nacken, bevor er ihn loslässt, damit er sich nach dem Objekt bücken kann. Es ist rechteckig und… „Ohneiiin…“, beginnt Heinrich und Alexander sieht ihn verwirrt an, „Ist ja nett von dir, Alex, wirklich, aber…nur weil ich dir gesagt hab, dass ich selbst Krimis schreib, heißt das nicht, dass ich gerne die von anderen Leuten les. Die sind immer so langwierig und durchschaubar und klischee– “ Heinrich starrt auf den soeben freigelegten Einband des Buchs. Alexander muss grinsen. Heinrich reißt das restliche Papier herunter, schüttelt den Kopf und schaut noch einmal hin. Immer noch steht da Heinrich Kleist – Michael Kohlhaas. „D-d-das…! Das sieht so professionell aus, wo hast du– “ „Professionell?“, lacht Alexander, „Das hoff ich doch, immerhin kann man es seit Montag überall kaufen.“ Heinrich blickt ihn geschockt an. Einige stille Sekunden ist Alexander sich nicht sicher, wann endlich der Moment kommt, an dem sich sein Freund schrecklich freut. Eine Sekunde später weiß er, dass dieser Moment erst mal nicht kommen soll. Erschrocken schaut Gabriele auf, als ihr Heinrich ein lautes „Sp-spinnst du?!?“ von sich gibt und nun mit knallroten Wangen, Tränen in den Augen und vollkommen verzweifelt im Raum steht. „D-das ist doch…! J-jeder kann…kann meinen Schrott lesen, ich – ahh, das ist peinlich, Alex! Peinlich! Das k-kauft doch kein Schwein – b-bitte sag mir, dass du dafür kein Vermögen ausgegeben hast! Bitte, sag mir, dass du f-für diesen Schund nicht tausende von – i-ich hätte dir das niemals zu lesen geben dürfen – verbrennen! Ich hätte es gleich verbrennen sollen, ich– “ Schluchzend verstummt der Junge, als Alexander ihn auf halbem Weg zum Kamin von hinten packt. „Dreh das Buch rum.“, flüstert der Ältere und versucht seinen Freund durch ein paar Küsse an die Schläfe und die Wange zu beruhigen. Heinrichs Hände zittern. „Dreh’s rum und du wirst sehen, dass nicht nur ich dein Buch weder für „Schrott“ noch für „Schund“ halte.“ Ganz langsam gehorcht der Junge. Als er einen Blick auf die Rückseite des Einbands wirft, stockt ihm der Atem. „Ein erschreckendes, verstörendes und absolut brillantes Buch, das jedem Leser meine Räuber wie ein kindisches Puppentheater erscheinen lassen muss!“, Friedrich Schiller. „Wa-wa – w-wie – ohmein – !“ „Ja, und bei dem Verlag denk ich nicht, dass du dir noch irgendwelche Sorgen machen musst.“ Goethe-Verlag Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, dreht sich der Junge in seinen Armen um und drückt sich fest an ihn. „D-danke…oh, du…danke, du…wie hast du das…? Du hast mir meinen Traum erfüllt…!“ Wilhelm und Caroline atmen erleichtert auf. Sie hatten schon befürchtet, der Abend würde sehr unweihnachtlich enden. „Schiller hast ganz alleine du überzeugen können. Und was Goethe angeht, musst du wohl auch Schiller danken.“ Lächelnd sieht Heinrich zu seinem Freund auf. Dieser wischt ihm die Tränen von den Wangen, bevor er ihn zärtlich küsst. „Awwwwww!!!“, kommt es von Gabriele, „Komm her, Heinrich, deine tränenden Augen muss ich dir ganz schnell wegschminken!“ „Moment.“, antwortet der Junge. Während Alexander ihm über die Schulter schaut und ihm eine Strähne aus der Stirn streicht, öffnet er sein Buch. Sein Buch. Jedes Mal, wenn er sich das versucht vorzustellen, überkommt ihn ein wohliger Schauer. Seine Worte. Ja, es sind seine Worte… „Danke, du bist ein Engel.“, flüstert er und drückt seinem Freund einen Kuss an die Wange, bevor er ihm das Buch zur Verwahrung in die Hände legt, um schließlich hinüber zu Gabriele zu gehen. „Vergiss mein Geschenk an dich nicht!“, erinnert er Alexander noch und weist auf den kleinen Tisch hin, wo das Geschenk noch neben der Vase liegt. Dann bleibt er kurz vor Wilhelm und Caroline stehen. „Ähm, ich…ich will mich für eben entschuldigen, das war…“ „Sehr du.“, beendet Wilhelm grinsend den Satz, „Alexander hat von deinem Temperament schon erzählt.“ Peinlich berührt lässt sich der Junge von einer mittlerweile ungeduldig gewordenen Gabriele zu ihr auf den Teppich ziehen. Alexander schnappt sich das Geschenk, bevor er sich wieder an den Tisch setzt, wo auch Caroline und Wilhelm Platz nehmen. „Hab ich das richtig verstanden? Heinrich schreibt Bücher?“, fragt Caroline interessiert nach. „Ja, das hier durfte ich lesen und war so begeistert, dass ich es sofort Goethe vorbeigebracht hab.“ „Und der hat es gedruckt?!“, fragt Wilhelm begeistert und lässt sich besagtes Buch von seinem Bruder reichen. Ganz vorsichtig nimmt er es wie einen Schatz in die Hände und betrachtet es. „Ja, wobei er erst gar nicht begeistert war. – Also, ich empfehl’s dir auch nicht wirklich, Caroline, ist nicht dein Geschmack.“ „Woher willst du bitte wissen, was ich für einen Geschmack hab, wenn es um Bücher geht?“, erwidert seine Schwägerin lachend empört. „Schrecklich, was sie da für Sachen liest.“, mischt sich Wilhelm ein, „Dieses skandinavische Thriller-Krimi-Gemetzel da…und das als Bettlektüre!“ „Tja“, entgegnet Alexander mit einem fiesen Grinsen, „Du bist ihr anscheinend zu langweilig geworden.“ „Alexander…!“, ruft Caroline, doch im nächsten Moment muss sie kichern. „Jetzt mach doch mal dein Geschenk auf.“, lenkt Wilhelm gekonnt ab. „Oh. Ja.“ Prüfend drückt er auf das verpackte Objekt drauf. Es ist weich. Irgendein Kleidungsstück, vermutet er. „Ähm, Heinrich?“ „Ja?“, kommt es von seinem Freund, und ein „Nicht bewegen!“, von seiner Stylistin alias Gabriele. „Das Geschenk ist jugendfrei, ja?“ „Hihi, jaa, natürlich! Was traust du mir zu!“ Alexander muss lachen. „Ja, du unschuldiges Ding, was trau ich dir nur zu…“ Gut, jugendfrei, das heißt, er kann es vor Wilhelm und Caroline öffnen. Zum Vorschein kommt ein Schal aus dunkelblauer Wolle, die fast ins Graue geht, und unglaublich weich ist. „Selbstgestrickt?“, kommt es sofort von Caroline. „Wieso selbstgestrickt?“, fragt Alexander verwirrt. „Siehst du ein Schild? Außerdem sehen die Maschen aus der Maschine heutzutage nicht mehr so aus.“ „Selbstgestrickt?!?“, wiederholt Alexander erstaunt und dreht sich auf dem Stuhl herum. Heinrich blickt ihn mit getuschten Wimpern und einem schon glitzernd-rosa bemalten Lid an. Er nickt schüchtern. „Aaaw!“ Alexander wirft sich den Schal um, bevor er zu seinem Freund hinübereilt und ihn küsst und knuddelt und – „D-die Schminke, Alex! P-pass – hihi, n-nicht…!“ Kichernd findet sich der Junge mit dem Rücken auf dem Teppich wieder, der Ältere über ihm. Gabriele sitzt daneben und pustet ihre Backen auf. „Jetzt hast du ihm die Frisur total zerstört und das Rouge verwischt…!“ Als Heinrich zwei kleine Zöpfe hat und auch die Lippen in einem glitzernden zartrosa bestrichen sind, darf er sich wieder zu den Erwachsenen an den Tisch gesellen, die noch bei einem Glas Wein zusammensitzen und ihn mit einem skeptischen Blick bei sich begrüßen. „Gabilein, es ist so langsam auch Zeit für dich, ins Bett zu gehen.“ „Och, Mamiii, ich will noch nicht…Kann ich nicht noch das Rapunzel-Spiel an meiner Wii ausprobieren?“ „Du hast ne Wii?!“, fragt Heinrich erstaunt. „Siehst du Mami, Heinrich will auch!“ „Dazu habt ihr Morgen doch noch genug Zeit, mein Schatz.“ „Mmmh…“ „Wenn du jetzt ins Bett gehst“, fängt Heinrich an, „Dann kannst du länger deinen neuen Schlafanzug anhaben.“ „Oh! Ja!“, ruft da das Mädchen und hüpft erst ihrem Vater dann ihrer Mutter auf den Schoß, um ihnen einen Gutenachtkuss zu geben. Heinrich bekommt auch einen. „Gute Nacht!“ „Nacht, Gabi.“ „Darf Belcastel bei mir schlafen?“ „Lass ihn doch hier liegen, er schläft doch schon.“ „Neiiin, der ist doch noch wach. Stimmt’s Belcastel?“ Sie tatscht ihm auf den Kopf, was den Hund natürlich aufweckt. „Siehst du, er ist wach. Komm Belcastel, wir gehen hoch schlafen, komm!“ Alexander ist echt erstaunt, dass der Hund auch noch auf sie hört… Die Erwachsenen sitzen noch eine gute Halbestunde beisammen, dann machen auch sie sich auf den Weg nach oben. „Heinrich“, seufzt Caroline, „An dir ist echt ein süßes Mädchen verlorengegangen…“ Sein Freund nimmt ihn besitzergreifend in den Arm. „Na, darüber bin ich aber froh!“ „Alexander hat vorhin mit den Geschenken auch eure Sachen mit reingeholt.“, meint Wilhelm an den Jungen gewandt, „Wir haben sie in der Halle stehenlassen, nicht?“ „Ja, genau.“, antwortet Alexander, „Welches Zimmer sollen wir denn nehmen?“ „Ä-ähm, da Heinrichs Mutter ja jetzt doch nicht gekommen ist“, meldet sich Caroline zu Wort, „könntet ihr auch beide Gästezimmer haben!“ Alexander sieht sie zweifelnd an. „Das glaubst du ja wohl selbst nicht.“ Sie wendet sich räuspernd ab. „Im zweiten Stock.“, antwortet ihm Wilhelm also, „Es sind beide eingerichtet, also sucht euch eins raus.“ „Okay.“ „Wo das Bad ist, weiß Alexander.“, fährt Wilhelm fort, „Caro, kannst du Heinrich was von deinen Abschminksachen leihen? Das wäre vielleicht praktisch.“ „Oh, ja…“, meint der Junge und fasst sich an die Wangen. Wäre ihm jetzt gar nicht mehr aufgefallen. „Ich bring sie vorbei.“ „Gut.“ Man wünscht sich eine gute Nacht und trennt sich im ersten Stock. Der obere Flur ist dunkel, aber Alexander findet noch wie von selbst den Lichtschalter. Er hat ihre Tasche über der Schulter und nimmt seinen Heinrich an die Hand. Am ersten der Gästezimmer, das sie betreten, haben sie nichts auszusetzen, weshalb sie dieses nehmen. Nachdem Heinrich sein Buch auf einem der Nachttische abgelegt hat, Alexander den Schal auf dem anderen, holen sie aus der Tasche ihre Schlafanzüge und Zahnbürsten heraus, um sich dann auf den Weg ins Bad zu machen. Alexander ist gerade nackt, als es an die Tür klopft. Er zieht sich schnell seine Schlafanzughose an, bevor Heinrich öffnen kann. Es ist Caroline, die ihm ein paar Abschminktücher reicht und ihnen noch einmal eine gute Nacht wünscht, ohne ihren Blick vom Boden zu heben. „Darf man als verheiratete Frau keinen anderen nackten Oberkörper mehr ansehen als den vom eigenen Mann?“, fragt Heinrich etwas skeptisch, nachdem er die Tür wieder geschlossen hat und ans Waschbecken tritt. „Sie hat mir wohl nicht zugetraut, dass ich überhaupt was anhab.“, lacht Alexander. „Gibt es da etwa Begegnungen dieser Art in eurer Vergangenheit, über die ich Bescheid wissen sollte?“ „Ääähm…außer dass ich hier aus der Dusche nackt über den Flur in mein Zimmer gelaufen bin, als sie mir grad nen Tee bringen wollte, nein.“ Heinrich muss lachen. „Dann ist ja gut.“ Als er endlich die Schminke los ist und sich sicher, dass er sein schönes Top unbeschadet ausziehen kann, zieht auch er sich um. Kaum hat er seinen Disney-Pyjama übergezogen, legen sich Alexanders Arme um ihn. Mit einem Lächeln betrachten sie sich durch den Spiegel. „Ich hab’s gespürt heute.“ „Hm?“ „Die Weihnachtsstimmung.“ Heinrich sieht ihn glücklich an. „Das ist schön…“ „Ja…“, stimmt ihm Alexander zu, während er seinen Hals küsst. Der Junge schiebt ihn lachend von sich, um sich auch noch die Zähne zu putzen, bevor sie sich auf leisen Sohlen auf den Weg in ihr Zimmer machen. Dort ist es ein wenig kühl, weshalb sie sich eng aneinander geschmiegt unter die Decke kuscheln. Nach einer Weile und ein paar zärtlichen Küssen Alexanders gibt Heinrich ein Seufzen von sich, das ein wenig frustriert klingt. „Was ist denn, mein Süßer?“ „Ich…“, nuschelt der Junge in die Halsbeuge des Älteren, während seine Hände über seine Brust streichen, „Jetzt hätte ich Lust…“ Schmunzelnd gibt ihm Alexander einen innigen Kuss. Heinrich schlingt seine Arme um seinen Hals und die Beine um seine Hüfte. „A-aber wir können ja nicht hier…“ „Nein, nicht wenn wir uns grad so gut mit Caroline verstehen.“, gibt ihm Alexander Recht, hört aber nicht auf, ihn zu küssen, seinen Hals, seine Brust durch den Pyjama hindurch… Als Alexander an seinem Bauch angekommen ist, hält ihn Heinrich dort fest und schließt die Augen. Der Atem des Älteren lässt ihn an der Stelle ganz warm werden. „I-ich…Ich könnte das nicht, wie Jack und Haku…“ „Hm?“ Der warme Atem verschwindet, und Alexander sieht ihn stattdessen fragend an. „N-na…, ein Kind zu akzeptieren, das du und eine Frau…“ „Mo-moment.“ Alexander rutscht wieder zu ihm hinauf und legt sich neben ihn aufs Kopfkissen. „Du fängst so eine Diskussion doch nicht ohne Grund an. Was ist los?“ Heinrich weicht seinem Blick aus. „Naja, Gabi meinte heute doch…vonwegen Nachwuchs und so…“ „Abgesehen davon, dass wir doch grad mal ein Jahr zusammen sind und ich nicht so wahnsinnig viel mit Kindern anfangen kann, könnten wir doch eines adoptieren.“ Heinrich schüttelt vehement den Kopf. „Ich will nicht irgendein Kind…ich will eines, in dem ich dich wiedererkenne, wenn ich es anschau, und mich!“ Erschüttert muss Alexander feststellen, dass sich Tränen in den Augen seines Freundes sammeln. „A-aber, Heinrich…! Du wirst doch wegen so was jetzt nicht weinen…“ Als der Junge aber nicht aufhören will, fährt er ihm zärtlich über die Wange und küsst ihm die Stirn. „Meinst du nicht… – Stimmst du mir zu, dass ein Kind das Zeugnis der Liebe zweier Partner zueinander ist, ja?“ Heinrich nickt heftig. „Dann…brauchen wir ein Kind?, eines aus Fleisch und Blut? Oder können wir unsere Liebe füreinander nicht anders bezeugen? Ich glaube, unsere Liebe ist inniger als die mancher Eltern, oder nicht, mein Schatz?“ Heinrich lässt sich die Tränen wegküssen. Eine Weile lang lässt er sich küssen, bis er lächeln kann. „I-ich bin dir dankbar, dass du mich bei so einem lächerlichen Thema ernstnimmst…“ „Das ist kein lächerliches Thema.“, entgegnet Alexander und fährt ihm durch die Haare, „Als ich dich heute mit Gabi gesehen hab…, hab ich mich dafür geschämt der Grund dafür zu sein, dass du niemals Vater werden wirst. Du wärst nämlich ein toller Vater.“ „Aber doch nicht ohne dich…“, nuschelt der Junge und kuschelt sich an seine Brust. „Wusstest du, dass Mäusemännchen schon Nachwuchs bekommen können, der nur aus ihrem Erbgut besteht?“ „E-echt?“ „Ja, sie brauchen nur eine Leihmutter, die das Kind austrägt.“ „Hm…aber so ne Schwangerschaft gehört doch dazu…“ Alexander küsst ihm lachend den Hals. „Du mit dickem Bauch?!“ „Jaaa…“ „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ „Dann geb dir mal Mühe, vielleicht sieht du’s dann bald.“ „Weihnachtswunder, oder wie?“ „Genau…“ Heinrich verstummt, als der Ältere ihn küsst und sich wieder auf ihn schiebt. Ein Klacken lässt die beiden plötzlich auseinanderschrecken. „Ups! Ihr seid ja schon kräftig dabei, hihi.“, kommt es von Gabriele, die in ihrem Hannah-Montana-Schlafanzug und einem Kuscheltierhasen im Arm in der Tür steht, „Das ist gut so, dann will ich mal nicht weiter stören. Wollt euch sowieso nur den Schlafanzug zeigen.“ „H-halt!“, hält sie Heinrich davon ab, die Tür sofort wieder zu schließen, „W-wieso…wieso denkst du, dass wir zwei – ein Baby bekommen können? – Ich mein…wir sind beide– “ „Weil ihr euch so sehr lieb habt natürlich!“, ruft das Mädchen wie selbstverständlich, „Ist doch klar!“ Auf Heinrichs Lippen legt sich ein Lächeln. Da taucht Caroline plötzlich im Flur auf. „Gabi! Gabi, was machst du denn?!“ Mit hochrotem Kopf erscheint sie in der Tür, wieder ohne aufzublicken nimmt sie ihre Tochter auf den Arm. „Entschuldigt.“, bringt sie heraus, bevor sie hastig die Tür schließt. Es dauert eine Weile, dann müssen Alexander und Heinrich lachen. Eng aneinander gekuschelt legen sie sich wieder aufs Kopfkissen. „Hast du gehört“, fängt der Ältere an, „Sogar Gabi ist der Meinung, dass wir uns so sehr lieben, dass wir nur deshalb ein Kind bekommen könnten.“ „Ja, sie ist süß.“, antwortet Heinrich mit einem verträumten Lächeln. Alexanders Augen weiten sich. „Nein! Die adoptier ich nicht!“ „Ooch, wieso nicht? Sie hat deine Augen.“ „Heinrich, du meinst das nicht ernst.“ Der Junge muss lachen. „Natürlich mein ich das nicht ernst.“ Er gibt seinem Freund einen zärtlichen Kuss. „Ich will ein Kind mit dir und sonst gar keins.“ „Und da das nicht geht…?“ „Haben wir erst mal nur uns.“ Alexander zieht ihn näher an sich. „Damit kann ich leben.“, flüstert er und schließt die Augen. -------------- Soo, geschafft! Ich bedank mich tausendmal für eure Geduld, die ihr regelmäßig bei mir an den Tag legen müsst! Und für eure Kommis, die Favos, das Lesen und eure Treue! Ihr seid toll X3 *euch knuddelt* *hust* Verzeiht, das muss die "Weihnachtsstimmung" sein XD Freut euch auf den nächsten Weihnachtsfeiertag mit Juliane und Michael und einigen weiteren Überraschungen! XD Ich hoffe doch, dass ich den bald hochladen kann^^' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)