Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 127: ------------- Es liegt zwar kein Schnee auf den Straßen Berlins, aber heute Morgen hat es begonnen zu schneien. Alexander bleibt schmunzelnd stehen und betrachtet seinen Freund, wie der freudig wie ein kleines Kind den Gehweg entlanghüpft. Er kommt zu dem Schluss, dass sein Heinrich mit diesem Funkeln in seinen Augen und den Schneeflocken in den Haaren einfach bezaubernd aussieht. „Hey, was ist?!“, ruft der Junge grinsend, „Wenn du so trödelst, dann kriegen wir nie die ganzen Weihnachtsgeschenke zusammen!“ Alexander lacht leise. Mit einem wunderbar warmen Gefühl im Bauch, das ihm kein Glühwein bescheren könnte, folgt er ihm. „Du hast den Kalender nochmal bestellt, ja?“ „Ja, Heinrich, gestern hab ich angerufen und unsere Fotos nochmal auf der Seite hochgeladen.“ „Hmmm“, macht der Junge, „Ist das auch sicher? Wer weiß, was alles mit den Fotos passiert, wenn die da online sind, am Ende sind wir und Tim nicht die einzigen, die diesen exklusiven Kalender zuhause hängen haben…“ „Ich denke, das geht schon mit rechten Dingen zu.“ „War auch nicht so ernst gemeint. Sie könnten das Nacktfoto von dir von mir aus ans Brandenburger Tor projizieren.“ Alexander gibt seinem Freund einen Kuss auf die Lippen und legt ihm eine Hand auf den Hintern, knapp überm Hamsterschwänzchen. So betreten sie das Babyausstattungsgeschäft, was natürlich bei allen anderen Kunden schon einmal zahlreiche Fragen aufwirft. „Was willst du ihnen denn schenken? Man weiß doch noch gar nicht, ob’s ein Junge oder ein Mädchen wird.“ „Nein, aber wir können ja was Neutrales nehmen. Außerdem find ich das Rumgezacker mit Blau und Rosa sowieso sehr spießig.“ „Das kann ich mir vorstellen.“ Alexander dreht sich zu einem jungen Mann mit kurzen blonden Haaren herum, ohne seine Hand von Heinrichs Rücken zu nehmen. „Entschuldigen Sie, haben Sie was gesagt?“ Der Typ hebt abwehrend die Hände und seine Frau mit Kugelbauch zieht ihn weiter. „Sei nicht immer gleich so aggressiv, Alex.“, meint Heinrich, „Der nette Mann hat das bestimmt nicht böse gemeint.“ „Nein, natürlich war das nicht böse gemeint. Hätte es sich so angehört, hätte ich ihm eine reingeschlagen.“ Der Junge grinst ihn an. „Dann ist ja gut.“ Sie entscheiden sich für einen süßen Stofftierhasen, und Heinrich muss unbedingt den schwarzweißen Strampelanzug mit den Pandabärohren kaufen. „Meinst du, der passt dann auch?“, gibt Alexander zu bedenken. „Bestimmt. Wenn nicht, können sie ihn doch umtauschen.“ „Heinrich, das Kind kommt in neun Monaten, ich glaub nicht, dass da die Umtauschfrist ausreicht.“ „Oh. Naja, dann behalt ich ihn, falls er nicht passen sollte.“ Alexander seufzt und fährt seinem Freund durch die Haare. Als nächstes steuern sie einen Media-Elektronikladen an, bevor sie ins Kaufhaus wollen, denn Heinrich hat schon vor einem Monat auf Facebook gelesen, dass Adele sich darüber beschwert hat, nur die zweite Staffel von Sex and the City zu besitzen. „Und da willst du ihr echt ne ganze Staffel kaufen? Ist das nicht teuer?“ „Nö, die bekommst du für unter zehn Euro.“ Alexander seufzt übertrieben auf. „Wieso kosten nur immer die guten Filme so viel?“ „Hey“, lacht da sein Freund und kneift ihm in die Seite, „Nix gegen Sex and the City, das ist Kult!“ „Naja, gegen Sex und Berlin hab ich wirklich nichts, aber diese Serie…“ Heinrich schüttelt schmunzelnd den Kopf. Als sie vor einem Angebot stehen, das alle sechs Staffeln beinhaltet und unter fünfzig Euro bleibt, beginnen die Augen des Jungen zu funkeln. „Na, bitte! Da hab ich auch noch Glück!“ „Du willst nicht so viel Geld für Adele ausgeben, oder?“, fragt Alexander besorgt, „Wenn ja, dann attestier ich dir hiermit endgültig, dass du mit Geld nicht umgehen kannst.“ „Achwaaas, so dumm bin ich doch nicht. Pass auf!“, entgegnet Heinrich, schon das Handy am Ohr. „Hm“, denkt Alexander, „Ein neues Handy könnte man dem Kleinen auch mal schenken…“ Als sein Freund auflegt, ist alles mit Clara abgeklärt und der Preis halbiert. „Dann müsstest du Clara aber auch was schenken.“, meint Alexander. Der Junge grinst ihn an. „Schon alles mit Adele besprochen. Da Clara ja wohl nicht nach Berlin kommt, spielt Adele in Stuttgart den Weihnachtsmann.“ „Achso.“ Heinrich schnappt sich die DVD-Box und sie gehen zur Kasse. Auf dem Weg dorthin bleibt Alexander zwischen den Musik-CDs stehen. „Heinrich?“ „Hm?“ „Haben wir schon was für Ulrike und Nicole?“ „Für Ulli hatte ich schon ne Idee, ja, aber wieso denn?“ Der Ältere deutet auf eine der CDs. „Heavy Metal?!“, liest der Junge entsetzt. „Wir nehmen eine für vier Euro. Nur zum Scherz. Mit Packungsbeilage, dass sie die einwerfen sollen, wenn wir…naja, wiedermal zu laut sind.“ „Das ist eine sehr gute Idee!“, findet nun auch Heinrich, und Alexander sucht also ein schönes Exemplar raus. „Was hast du denn für Ulli vorgesehen?“, will der Ältere wissen. „Oh, du hast Recht, das krieg ich wohl auch am ehesten hier.“, entgegnet Heinrich, ohne die Frage wirklich zu beantworten. Alexander muss ihm durch die Regale folgen. „An was hast du denn jetzt gedacht? Ich bin neugierig.“ Sein Freund grinst ihn an. „An ne Sirene, am besten noch mit Blaulicht, die sie immer einschalten kann, wenn sie ihr Café schnell leergeräumt haben will und die Kerle mal wieder nicht verschwinden wollen.“ Alexander muss lachen. „So eine Idee kann ja nur entweder von ihr selbst oder von dir kommen.“ „Das ist mir ganz alleine eingefallen.“, versichert Heinrich, „Es wird also ne Überraschung für sie.“ „Das bestimmt.“ Als Heinrich die Einkäufe an der Kasse in eine Tüte gepackt und Alexander alles brav bezahlt hat, will sich der Ältere doch mal nach Adele erkundigen. „Weil du vorhin sagtest, Adele spielt den Weihnachtsmann in Stuttgart… Kommt sie nicht, wie geplant, nach Berlin an Weihnachten?“ „Doch, natürlich!“, antwortet Heinrich, als sie hinaus auf die Straße gehen, „Clara bekommt ihr Geschenk dann wohl erst, wenn sie wieder zurück ist.“ „Dann… dann sind sie noch zusammen? – Also Adele und Tim. Hat er ihr erzählt von…“ „Ja“, meint Heinrich nickend, „hat er. Und sie hat ein Beziehungsstopp eingelegt, um ihm – wie hat sie’s formuliert? – genau: Zeit zum Nachdenken zu geben.“ „Oh, das hört sich nicht gut an.“ „Nein, das Unfassbare an der Sache ist ja, dass er nicht darüber nachdenken soll, was er getan hat, sondern ob eine Frau wirklich das Richtige für ihn ist. Er hat die offizielle Erlaubnis von ihr, mit nem Mann zu schlafen! Stell dir das mal vor!“ Alexander sieht seinen Freund erstaunt an. „Dabei will er das doch gar nicht!“ „Wie? Was nicht?“ „Na, er liebt sie doch! Deshalb spielt es für ihn gar keine Rolle, ob Frau oder Mann, sondern ob er sie liebt oder nicht!“ „Und das…das hat er ihr gesagt?“ „Ja, wie denn?! Er war am Telefon erst mal so geschockt, dass er sich nicht wehren konnte, und jetzt haben sie ja diese Sperre! Sie geht nicht mehr ran, wenn er anruft, und seine Mails scheint sie auch nicht mehr zu lesen, sonst hätte sie auf dieses Geständnis doch bestimmt geantwortet, oder?“ „Naja…“ Heinrich seufzt. „An Weihnachten kommt sie ihn jedenfalls besuchen. Hoffentlich können sie sich da endlich richtig aussprechen und die Sache klären. Ich mein…! Das was wir drei gemacht haben, das machen heterosexuelle Kumpels doch auch, bloß schauen sie sich dabei keinen Schwulenporno an, sondern…du weißt, was ich mein.“ „Jap.“ „Und die können auch ihre Freundinnen haben. Damit betrügen sie die ja nicht damit, oder? U-und das andere…naja, du bist sein Typ. Gut. Das hat er rausgefunden, mehr doch auch nicht, oder?“ Alexander zieht seinen Freund lachend näher an sich. „Du bist süß, wenn du dich so in Rage redest.“ „I-ich red mich nicht in Rage, ich…!“ „Du verteidigst deinen besten Freund gegenüber dem Falschen. Sag das Adele, falls dein Urteil gebraucht wird.“ Als Heinrich ihn ratlos ansieht, drückt er ihm schmunzelnd einen Kuss auf die Stirn. „Wo geht’s als nächstes hin?“ „Ä-äh…ins Kaufhaus.“ Vor dem Kaufhaus werden wie üblich Blumen verkauft. Normalerweise geht Heinrich daran immer vorbei, aber da er schon die ganze Zeit überlegt, welches Geschenk man ihrer Gastgeberin machen könnte, bleibt er heute stehen, seinen Freund an der Hand. „Meinst du, wir sollen Caroline eine Blume mitbringen?“ „Die hat doch schon genug.“ „Aber sie würd sich doch sicher über eine von uns freuen, oder? Wenn wir schon keinen Kuchen backen, wie Mama.“ „Naja, gut.“ „Einen Weihnachtsstern vielleicht?“ Alexander holt seinen Geldbeutel heraus. „Such ihr einen schönen aus.“ Drinnen geht es in die Kinderabteilung. Die vergangenen Jahre hat Alexander für die Weihnachtsgeschenke seiner Nichte, genauso wie zum Geburtstag, seinem Bruder stets Geld zukommen lassen, damit dieser ihr einen ihrer Wünsche erfüllt. Dieses Jahr besteht Heinrich darauf, die Auswahl selbst zu treffen. „Fühlst du dich da nicht schlecht, wenn du deine Nichte als Onkel so abschiebst?“ „Ich schieb Gabi nicht ab, ich plag mich nur nicht damit herum, ihr irgendeinen Schund zu kaufen, den ihre Eltern dann wieder umtauschen dürfen.“ „Naja“, hat Heinrich da ganz dreist entgegnet, „das stimmt, du hast da wirklich keinen Sinn für, was kleine Mädchen wollen.“ Aber er anscheinend. Zielstrebig hat der Junge einen rosafarbenen Pyjama herausgegriffen. „Oh! Auch noch von Hannah Montana!“ „Von wem?!“ Heinrich rollt mit den Augen. „Du bist sowas von nicht informiert, hm?“ „Nein, tut mir Leid, dass ich nicht weiß, wer Hannah Montaña ist.“ „Montana!“ Alexander seufzt. „Also, du meinst, das ist was für sie?“ „Wie alt ist sie nochmal?“ „Zwölf. Ganz schlimmes Alter.“ „Ui, wie süß. Ja, dann gefällt ihr das sicher.“ „Hm, wenn du das sagst.“ „Und ein paar Süßigkeiten sollten wir ihr dazu kaufen.“ „Das kann ich jetzt wiederum nachvollziehen, dass sie sich darüber freut.“ „Siehst du.“, meint Heinrich und tätschelt ihm den Hintern, „Wir machen Fortschritte. Ich bring dir noch bei, ein guter Onkel zu sein.“ Unten im Erdgeschoss wird Heinrich, kurz bevor sie zur Kasse können, unausweichlich von der Damenabteilung angezogen. „Ich dachte, wir haben alles.“, fängt Alexander vorsichtig an. Erfolglos. „Na, ich brauch doch noch was Schickes zum Anziehen für Heiligabend.“ „Ich denke, in deinem Kleiderschrank findet sich bestimmt was.“ Heinrich ignoriert diesen Kommentar. „Wie zieht sich Caroline denn an?“ Alexander muss ernsthaft nachdenken. Darauf achtet er nicht so wirklich. „Blusen hauptsächlich. Immer sehr…akkurat.“ „Schmuck?“ „Ja, sehr gerne.“ „Aber nicht extravagant?“ „Eher dezent. Wenn auffällig, dann eher teuer.“ Heinrich muss lachen. „Teuer“, wiederholt er, „Das hab ich als Beschreibung fürs Aussehen auch noch nicht erlebt.“ Alexander verzieht das Gesicht. „Bitte pass dich mit deinem Kleidungsstil nicht an ihr an, ja, sonst kann ich den Abend noch weniger genießen.“ „Quatsch!“, entgegnet der Junge, „Auf die Idee wär ich nie gekommen. – Das hier sieht doch sehr elegant und festlich aus, oder?“ Er hebt seinem Freund ein champagnerfarbenes Oberteil entgegen, das an der linken Schulter eine rosa Schleife hat. „Ähm, naja…meinst du nicht, du solltest vielleicht…“, Alexander sucht nach Worten, „was…männlicheres anziehen, wenn sie jetzt schon mal über ihren Schatten gesprungen sind und uns eingeladen haben?“ Heinrich sieht ihn mit großen Augen an. „Sieht es etwa nicht schön aus?“ „Doch, schon, aber– “ „Es steht mir nicht?“ „Doch, sicher, nur– “ „Dann wird es auch deiner Schwägerin gefallen.“ So zuversichtlich, dass er keine Widerrede duldet, legt sich Heinrich das Kleidungsstück über den Arm. „Wir könnten bei den Netzstrümpfen noch Halt machen…“ „Aber nicht für Weihnachten!“, protestiert Alexander entschlossen, „Heinrich, du weißt, dass du mir darin außerordentlich gut gefällst, nur solltest du das nicht bei– “ „Neiiin!“, wehrt der Junge sofort ab, „Doch nicht für mich! Ich will Nicole welche schenken, die sie zum Bedienen anziehen kann. So mit Herzmuster vielleicht. Damit die Gäste was zum Schauen haben.“ Er zwinkert seinem Freund zu. „Oh, äh…achso.“ Heinrich hakt sich bei ihm ein und streckt sich ein wenig, damit er nicht so laut reden muss. „Kannst mir aber ruhig auch welche raussuchen…“ Schließlich mit einigen Tüten bepackt verlassen die beiden das Kaufhaus wieder. Zum Auto ist es noch ein wenig hin, aber dass Alexander schon den Heimweg ansteuern will, kann sein Freund so gar nicht verstehen. „Und was ist mit deinem Bruder?!“, fragt er erstaunt. „Hm, Wilhelm und ich haben uns die letzten zehn Jahre nichts zu Weihnachten geschenkt.“, antwortet Alexander schulterzuckend. „Da warst du auch nicht bei ihm eingeladen.“ „Er hat bestimmt auch kein Geschenk für mich.“ Heinrich sieht ihn kritisch an. „Ist das ein Grund dafür, ihm keines zu kaufen? Abgesehen davon, dass Wilhelm garantiert ein Geschenk für dich hat.“ „Ich hab aber keine Idee, was ich ihm schenken sollte.“ „Vielleicht irgendwas, was er in seinem Büro brauchen kann?“, schlägt Heinrich vor. „Aber das kann er sich doch selbst kaufen.“ „Es muss natürlich ja auch was Besonderes sein! Was, das ihm zeigt, dass du dir Gedanken darüber gemacht hast, was du ihm schenkst.“ „Hm…“ „Komm, wir gehen mal schauen, ob wir ein Schreibwarengeschäft finden.“ Als sie am Schaufenster vorbeilaufen und sie die Füllfederhalter sehen, kommt Alexander die Idee, ihm einfach so einen zu schenken, aber das wäre ja auch nichts Besonderes. Naja, er könnte seinen Namen eingravieren lassen. Auch nicht sonderlich einfallsreich. „Was ist denn?“, fragt Heinrich, der bemerkt, wie sein Freund nachdenklich die Füllfederhalter betrachtet. „Nichts, hab nur überlegt, ob ich ihm so einen mit Namen schenken soll, aber das ist doch keine gute Idee.“ „Naja, und wenn du nicht den Namen nimmst, sondern was anderes?“, schlägt der Junge vor, „Einen schönen Spruch, oder ein Symbol? Wie wär’s, wenn’s für sein Büro sein soll, mit dem Universitätswappen. Das find ich ganz schön.“ Mit weiten Augen starrt Alexander seinen Freund an. Ein Grinsen legt sich auf sein Gesicht und er drückt ihm einen schmatzenden Kuss auf die Stirn. „Du bist ein Schatz, Heinrich. Das ist die Idee.“ Der Junge läuft ein wenig rot an. „Ähm…gern geschehen…“ „Das Wappen hat unsere Mutter entworfen. Wilhelm mag es schrecklich gerne.“ „Na, bitte, dann ist das ja was.“ Alexander nickt und nimmt seinen Freund an die Hand, bevor sie zur Kasse laufen, um die Gravur in Auftrag zu geben. Als sie ihre Einkäufe im Auto verstaut haben, liegt schon ein wenig Schnee auf den Straßen, der den hereinbrechenden Abend heller erscheinen lässt. „Gehen wir noch gemütlich wo Kaffeetrinken?“, schlägt Alexander vor, „Wahlweise ne heiße Schokolade.“, ergänzt er schnell. „Auja, das tut jetzt bestimmt gut zum Aufwärmen.“, stimmt Heinrich zu. „Oder hast du Hunger?“, fragt ihn der Ältere und nimmt ihn an die Hand. „Hm, ja, ein bisschen.“, antwortet der Junge und schmiegt sich näher an seinen Freund, als sie loslaufen. „Hier“, meint er und stopft Alexanders linke Hand, die er sich um den Rücken legt, in seine linke Jackentasche, „Zieh dir gefälligst Handschuhe an.“ Alexander drückt ihm lächelnd einen Kuss auf die Wange. „Meine Hände werden nicht kalt.“ „Jaja.“ „Aber um deinen hübschen Hintern mach ich mir sorgen. Sicher, dass die Strumpfhosen warmhalten? Du bekommst noch ne Blasenentzündung oder Schlimmeres.“ Heinrich grinst ihn an. „Ich hab gehört, es ist gar nicht so gut für die Potenz, wenn Mann sich da unten immer so warm einpackt.“ Alexander muss lachen. Eigentlich hat er vorgehabt, Unter den Linden ein Café zu suchen, aber als er aus der Richtung des Alexanderplatzes nicht nur den Fernsehturm leuchten sieht, sondern auch ein buntes Riesenrad, fällt es ihm siedend heiß wieder ein. „Achja, der Weihnachtsmarkt! Das hab ich ja vollkommen vergessen, dass da vor dem Roten Rathaus einer ist!“ „Ein Weihnachts – OhmeinGott, ein Riesenrad!“, ruft Heinrich begeistert, „Und das hätten wir beinahe verpasst?!? Alex, du Volltrottel, ich dachte, du kennst Berlin?!“ Der Ältere kommt gerade noch dazu, sich zu entschuldigen, so sehr beschleunigt sein Freund seinen Schritt und zieht ihn mit sich. Als sie den großen Platz betreten, glitzern Heinrichs Augen als wäre er im Paradies angelangt. Staunend betrachtet er die bunten Lichter, riecht den Glühwein, die heiße Schokolade, das Stimmengewirr, spürt die weichen Schneeflocken auf seiner Nase. „Oh, Alex! Das ist ja wunderschön!“, bringt er heraus, „Fahren wir mit dem Riesenrad, ja? Bitte!“ Lachend gibt ihm der Ältere einen zärtlichen Kuss. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind, Heinrich.“ Der Junge läuft rot an. „Ich dachte, du magst keine Kinder.“ „Ich liebe dich.“ Schmunzelnd lässt sich Heinrich von seinem Freund abermals küssen und hinüber zur Schlange fürs Riesenrad ziehen. Kichernd erwidert er die weiteren Küsse, muss schließlich verstummen, als sie intensiver werden. „Wir benehmen uns wie verknallte Teenager.“, nuschelt er amüsiert, als Alexander ihm eine Atempause gönnt und an seiner Unterlippe knabbert. „Das ist der Schnee.“, haucht der Ältere lächelnd, bevor er ihn weiterküsst. Heinrich schnurrt fast, als Alexander für ihn seinen Mantel öffnet und ihn um ihn legt. „Die Leute schauen schon ganz blöd.“, kichert Heinrich gegen den weichen Pullover des anderen. „Bestimmt halten sie dich für einen Engel und sind neidisch auf mich.“ „Achwas“, nuschelt der Junge beschämt und will sein Gesicht im Pulli vergraben, doch Alexander hebt es sanft an den Wangen empor und küsst ihn. Die Situation, in die sie beim Bezahlen dadurch geraten, dass Heinrich seinen Freund einfach nicht loslassen will und immer noch an dessen Brust hängt, als der Ältere dem Kassier den Euroschein reicht, ist etwas seltsam, aber Alexander kann sich nur ein Grinsen darüber verkneifen. In der Gondel wird Heinrich immer aufgeregter. Als die Türen hinter ihnen geschlossen sind, sieht er zu seinem Freund, um den er immer noch einen Arm gelegt hat, auf. „Jetzt nicht mehr küssen, sondern schauen.“ Alexander lacht leise und fährt ihm durch die Haare. Quiekser des Glücks entweichen Heinrichs Kehle, jedes Mal wenn er ein paar besonders schöne Lichter im Panorama Berlins entdeckt hat oder gar ein Gebäude, das er kennt. „Das Brandenburger Tor, Alex! – Oh, da fährt ein Schiff! Siehst du das?! – Das da vorne ist bestimmt das Kaufhaus, in dem wir vorhin waren!“ Nach nicht einmal einer halben Umdrehung hält es Alexander nicht mehr aus und er drückt seinem Heinrich einen Kuss an die Schläfe, sodass er seinen Blick dadurch nicht einschränkt. Und einen Kuss auf die Wange. Und in die Haare. Er legt ihm von hinten seine Arme um den Körper, die Nase im weichen Haar vergraben, und kann sogar durch die Jacke den aufgeregten Herzschlag seines Freundes spüren, der so einfach zu begeistern ist, so schnell von einer Sache angetan, der sich so herzlich freuen kann, dass es ihn einfach viel zu hinreißend für ein Kussverbot in der Riesenradgondel macht. „A-Alex…mein Ohr…das kitzelt…“ „Ich liebe dich, mein Schatz, hab ich dir das heute schon mal gesagt?“ „Hihi, jaaa, hast du…“ „Dann sag ich es dir nochmal: Ich liebe dich, Heinrich.“ „Mmmh…na gut, ich geb nach, man sieht eh nichts mehr.“, nuschelt der Junge, bevor er sich zu Alexander herumdreht und sich auf den Mund küssen lässt. Durch ein peinlich berührtes Räuspern werden sie unten zum Aussteigen gebeten, und sie müssen wohl oder übel ihren Kuss unterbrechen. Hand in Hand laufen sie über den Weihnachtsmarkt, und da sich ihr Magen wieder zurückgemeldet hat, machen sie an einem Crêpes-Stand halt. Weil Alexander die Befürchtung hat, durch eine Nutella-Crêpe heute nun endgültig einen Zuckerschock zu erleiden, kauft er sich am Stand nebenan lieber einen Flammkuchen. Mit ihrem Essen und zwei Tassen dampfendem Glühwein machen sie es sich an einem der Stehtische bequem, von denen aus man auf die mit wilden Lichtern beleuchtete Eisbahn sehen kann, die rings um den Neptunbrunnen herum verläuft und auf der Schlittschuh gefahren wird. „Awww! Das müssen wir auch machen, wenn wir fertiggegessen haben!“, beschließt Heinrich. Alexander lacht nervös. „Mit vollem Magen? Meinst du, das ist nicht zu viel für heute?“ „Och, Alex, bitte! Das macht doch so riesigen Spaß!“ „Pass auf, schmeiß deine Crêpe nicht runter.“ „Oh.“ Der Junge beherrscht sich etwas. „Aber wir gehen nachher laufen, ja?“ „Wir haben doch gar keine Schlittschuhe.“ „Die kann man doch ausleihen.“ „Das ist bestimmt ziemlich teuer. Die zocken einen hier nur ab.“ Heinrichs Augenbrauen kräuseln sich. „Also, so langsam werden mir deine Ausflüchte suspekt. Besonders dann, wenn derjenige, der mir den Mond kaufen würde, wäre er zur Versteigerung angeboten, meint, fünf Euro für Schlittschuhe sind zu viel.“ Alexander seufzt und wischt sich den Mund mit seiner Servierte sauber. „Ich hab halt keine Lust…“ „Du hast keine Lust, mit mir Schlittschuh zu laufen?!“ „E-es geht nicht um dich.“ „Um wen dann?!?“ Alexander weicht dem aufgebrachten Blick aus. Plötzlich versteht Heinrich. Er schämt sich dafür, gleich so böse geworden zu sein, und nimmt seinen Freund stattdessen an den Händen. „Hey, Alex“, fängt er sanft an, „Kann es sein, dass…dass du schon gerne mit mir Schlittschuhfahren wolltest, aber du noch nie…oder…jedenfalls nicht…Schlittschuhfahren kannst?“ Heinrich wird ganz warm, als Alexanders Wangen eindeutig ein wenig rötlicher werden. Beschämt sieht der Ältere zu Boden. „Ja, ist das nicht furchtbar peinlich?“, meint er. „Aber wieso denn?!“, widerspricht der Junge, „Auf keinen Fall ist das peinlich!“ „Natürlich!“, ruft Alexander, „Ich kann schwimmen und Skifahren und über verdammte Felsspalten in Südamerika springen, aber nicht…!“ Mit einem Lächeln nimmt Heinrich seinen Freund in den Arm. „Wenn du mich lässt, bring ich’s dir bei.“ „Ich weiß nicht…nicht hier…Schau mal, jedes Kind kann Schlittschuhfahren…! Du kannst Schlittschuhfahren.“ Heinrich sieht ihn skeptisch an. Er versucht sich nicht verletzt zu fühlen. „Kann ein Eromenos seinem Erastes nicht auch mal was beibringen? Muss das gleich fürchterlich erniedrigend für den Erastes sein?“ „Nein, Heinrich, so war das nicht– “ „Doch.“ Alexander schweigt. „Gib dir einen Ruck.“ „…“ „Trink den Glühwein leer und dann – gehen – wir – Schlittschuhlaufen.“ „Ab– “ „Keine Widerrede.“ Alexander trinkt brav seinen Glühwein leer. Sie geben noch die Tassen wieder ab, dann zieht ihn Heinrich hinüber zur Eislaufbahn. „Zwei Paar Schlittschuhe, bitte.“ „Welche Größen denn?“ „Dreiundvierzig und Sechsunddreißig.“ Alexander merkt, dass er dieses Spiel ganz verloren hat, als Heinrich selbst seinen Geldbeutel hervorholt und bezahlt. Mit einem Lächeln auf den Lippen drückt ihm der Junge das Paar Teufelsdinger in seiner Größe in die Hände und schiebt ihn hinüber zu einer der Bänke. „Heinrich, muss das wirklich– “ „Ich seh’s nicht ein, dass du’s nicht mal probieren willst. Es macht Spaß, du wirst sehen.“ „Wenn man’s kann, macht’s Spaß, Heinrich, ich flieg doch bloß auf die Fresse.“ „Quatsch, ich fang dich doch auf.“ Alexander seufzt. Ganz langsam öffnet er die Schuhe. Während er seine Winterstiefel auszieht und in die Schlittschuhe schlüpft, beobachtet er die Kinder und Jugendlichen, die wie selbstverständlich auf den schmalen Kufen umherlaufen, hüpfen, aufs Eis springen und davonfahren. „Soll ich sie dir schnüren?“ „Ich bitte dich!“ Schnell macht sich Alexander die Schuhe zu; Heinrich drückt ihm lachend einen Kuss auf die Wange. Ihre Straßenschuhe schließt Heinrich in einem der Schließfächer ein, dann stolziert er in den Schlittschuhen zu seinem Freund hinüber und heb ihm seine Hände entgegen. „Na, komm.“ Zögerlich nimmt er die dargebotenen Hände mit seinen entgegen und lässt sich hochziehen. Auf wackeligen Beinen steht er dem Jungen gegenüber, und sein Blick spricht die Angst aus, die er davor hat, auch nur einen Schritt zu tun. „Erst mal müssten wir jetzt aufs Eis…“, fängt Heinrich vorsichtig an, „Du kannst ganz normal laufen, es rutscht noch gar nichts.“ Alexander nickt. Heinrich nimmt ihn am rechten Arm und macht den ersten Schritt. Alexander folgt ihm. „Siehst du.“, meint der Junge, „Es geht doch.“ Alexander nickt wieder. Er scheint sich auf seine Schritte zu konzentrieren. Sie kommen am Eingang auf die Eisfläche an, wo Alexanders linke Hand sofort nach der Bande greift. „Moment.“, sagt Heinrich und betritt das Eis, um von dort aus wieder seine rechte Hand zu nehmen. „So, komm zu mir.“ Alexander schluckt. „Willst du mir nicht erst mal in der Theorie erklären, auf was ich achten muss?“ Heinrich lächelt ihn an. „Nur wie beim Skifahren das Körpergewicht schön nach vorne verlagern, damit du mir nicht auf deinen hübschen Hintern fällst.“ Alexander schnaubt. „Also?“ Er hebt seinen rechten Fuß und setzt die Kufe vorsichtig aufs Eis. „Gewicht auf den Fuß.“ „Jaja.“ „Und den zweiten.“ Heinrich grinst seinen Freund an. „Na, bitte. Du hast es aufs Eis geschafft.“ „Ich befürchte nur, jetzt kommt erst der schwierige Teil…“ Heinrich will etwas erwidern, aber da erleidet sein Alexander fast einen Herzinfarkt, weil zwei Jugendliche sich mit dem Kommentar „Geht’s noch langsamer?!“ aufs Eis stürzen und ihn dabei anrempeln. „Könnt ihr nicht aufpassen, ihr Wichser?!“, ruft ihnen Heinrich hinterher. „Heinrich!“, zischt Alexander, „Leg dich hier auf dem Eis bitte mit niemandem an, du bist auf dich alleine gestellt.“ Er zögert kurz, bevor er ergänzt: „K-kümmer dich lieber um mich.“ Da lächelt ihn der Junge entzückt an. „Ja! Sofort!“, verspricht er und verfestigt den Griff um Alexanders Hand. „Gibst du mir auch die andere Hand?“ „I-ich soll die Bande loslassen?!“, fragt Alexander entsetzt. „Jap.“ Der Ältere schluckt, bevor er gehorcht. Heinrich gibt ihm einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich Alexanders Hände auf die Schultern legt. „So“, meint er, „Wir fahren jetzt ein kleines Stückchen, ja? Siehst du die Tische da draußen? An dem einen standen wir vorhin, da an die Bande fahren wir jetzt hin, okay?“ „W-wir? Fahren?! So?!?“ „Ich kann rückwärtsfahren, keine Angst.“ „A-achso…natürlich.“ Für sein beschämtes Gesicht bekommt Alexander noch einen Kuss von seinem Freund, bevor er ihn auffordert mit einem Fuß nach vorne zu gleiten. Der Ältere folgt der Aufforderung und Heinrich zieht ihn ein wenig mit sich, sodass er gleich noch einen Schritt machen muss. Und schon bekommt er Panik. „Alex!“, ruft der Junge und fängt seinen Freund auf, der ihm um den Hals fällt. „D-du bist zu schnell!“ „Es hat doch geklappt! Du darfst nur nicht im Kopf verkrampfen.“ „…Reden wir noch vom Schlittschuhlaufen?“ Heinrich verdreht die Augen, und Alexander, der seine Füße mittlerweile sortiert hat, richtet sich wieder auf. „Nicht zu viel nachdenken. Mir einfach folgen, okay, mein Schatz?“ „Okay.“ Heinrich wartet also wieder drauf, dass Alexander den ersten Schritt macht, dann lässt er sich selbst nach hinten gleiten, zieht seinen Freund mit sich. Die Schritte, die der Ältere macht, sind noch etwas holprig, und er starrt die ganze Zeit aufs Eis zwischen ihnen, aber immerhin verliert er nicht wieder das Gleichgewicht. An der Bande angekommen atmet Alexander erleichtert auf. „Halt!“, hält ihn Heinrich auf, als er danach greifen will, „Sag bloß, du klammerst dich lieber an der Bande fest, als meine Hände zu halten.“ Alexander seufzt leidend. Der Junge gibt ihm einen aufmunternden Kuss. „Das war doch schon ganz gut.“, meint er, „Das gleiche machen wir jetzt nochmal, bloß versuchst du mal, die Kufen länger auf dem Eis zu lassen. Nicht laufen, sondern gleiten. Wie beim Skifahren.“ Alexander nickt. So fahren sie wieder los. Heinrich findet es einfach nur entzückend, wie angespannt und konzentriert Alexanders Gesicht aussieht. Fast wie beim Sex. „Nicht laufend auf die Füße schauen, Alex, sieh mich an. Schau mir in die Augen.“ Alexander versucht, seinem Wunsch nachzukommen. „Wunderbar.“, findet Heinrich und küsst ihm die Wange. „N-nicht.“, bittet ihn sein Freund, „Das…lenkt ab.“ Der Junge kichert leise. Gekonnt manövriert er sie durch die anderen Besucher, hinüber zu ihrem nächsten Stopp an der Bande. „Das war super!“, findet Heinrich. „Naja…“ „Doch! Wir fahren jetzt ein bisschen schneller, ja? Vielleicht schaffen wir eine Runde.“ Alexander schluckt. „Keine Angst, ich bin doch bei dir.“ „Bekomm ich einen Kuss zur Stärkung?“ Der Junge muss schmunzeln, „Aber gerne doch.“, bevor er sich zum anderen hinaufreckt. Die Runde verläuft gut, Alexander wird zunehmend entspannter, seine Schritte schneller. Anscheinend fühlt er sich schon so sicher, dass er einen Kommentar zu Heinrichs Hintern mit Hamsterschwänzchen abgeben kann, den er „so sexy bewegt.“ „Schade, dass ich nicht mehr davon seh.“ „Du kannst ein Stück alleine fahren, dann könntest du– “ „Nein!“ Sofort krallt sich der Ältere fester an seinen Freund. „Das heb ich mir für nachher auf, wenn wir wieder vom Eis runter sind.“ Heinrich grinst ihn spitzbübisch an und blickt kurz nach hinten, bevor er noch ein wenig schneller wird. „Und? Macht’s so langsam Spaß?“, fragt er. „Ja, ein bisschen.“ Heinrich blickt seinen Freund nachdenklich an. „Würd es dir mehr Spaß machen, wenn…wenn du die Kontrolle hättest?“ Als Alexander ihm einen fragenden Blick zuwirft, wird er ein wenig rot und verlangsamt ihre Fahrt. „Naja, ich mein…! Es gibt ja Menschen, die…die das nicht mögen, wenn sie nicht diejenigen sein dürfen, die…die Kontrolle haben.“ Alexander bleibt nun ganz auf dem Eis stehen und zieht seinen Freund an sich. „Du hast Recht“, meint er und gibt ihm einen Kuss, „Ich hab’s nicht gerne, wenn ich die Kontrolle über eine Situation oder jemanden verliere, trotzdem…trotzdem würd es mir nichts ausmachen, wenn du derjenige bist, an den ich sie verliere. Ich vertrau dir, Heinrich.“ Der Junge will etwas erwidern, aber Alexander küsst ihn wieder, und so küsst er ihn einfach zurück. Mit einem zufriedenen Lächeln sieht er schließlich zum Älteren auf. „Weiter?“ „Weiter.“, entgegnet Alexander und sie setzen sich wieder in Bewegung. Auf dem Weihnachtsmarkt isst Heinrich noch eine Bratwurst, während Alexander sich noch einen Glühwein gönnt. „Den hast du dir aber echt verdient, du Spitzensportler.“ „Ich trink darauf, dass ich das überlebt hab.“ „Auf dein vernichtetes Schamgefühl.“ Alexander muss lachen. Zuhause schmeißen sie sich beide aufs Sofa, um ein wenig zu kuscheln. „Kommt noch was im Fernsehen?“, fragt Alexander und lässt seine Hände auf die Brust seines Freundes gleiten. „Es kommt immer was.“, nuschelt Heinrich und rutscht ihm mit einem Knie auf den Schoß. Alexander schreit auf, als die kleinen Finger unter seinen Pullover gewandert sind. „Verdammt, Heinrich! Deine Hände sind arschkalt! Ich dachte, du hast Handschuhe angehabt!“ „H-hatte ich auch…“, entgegnet der Junge kleinlaut und lässt es geschehen, dass Alexander die kalten Finger in seine nimmt und sie ein wenig reibt. „Wieso sind deine Hände so warm?“, fragt er, ein wenig neidisch, „Dabei hattest du gar keine Handschuhe an.“ „Ich bin eben heißblütig.“, antwortet Alexander grinsend und küsst ihn, während er sich Heinrichs Hände wieder vorsichtig unter den Pullover schiebt, um sie besser wärmen zu können. Heinrich erwidert den Kuss eifrig, glücklich darüber, seine Finger wieder dort vorzufinden, wo er sie eigentlich hinhaben wollte. „Mmmh…deine Beine sind auch nicht gerade warm.“ „Du musst sie ja nicht begrabschen.“ „Ich muss doch nachsehen, ob du dir nicht was abgefroren hast.“ Der Junge grinst gegen die Lippen des anderen und küsst ihn erneut, während seine nun warmen Hände die Brust des Älteren erreichen. Viel zu schnell unterbricht dieser den Kuss wieder. „Zeig mal deine Füße.“ „Och, Alex.“ „Heinrich, wirklich, so solltest du nicht mehr rausgehen, damit ist nicht zu spaßen. Gib mal deine Füße her.“ „Ich hatte dicke Stiefel an.“ „Die Füße.“ Seufzend rutscht der Junge vom Schoß seines Freundes herunter und stützt sich hinter seinem Rücken mit den Händen ab, um ihm die Füße entgegenzustrecken. Alexander kommt nicht einmal dazu, nach ihnen zu greifen, da weiten sich seine Augen entsetzt. „D-d-du…!“ Heinrich blickt ihn skeptisch an. „Was?“ „Du ha-hast nichts drunter?!?“ „Äh, jaaa…“ „D-die ganze Zeit, als wir – in der Stadt – hattest du nichts unter der Strumpfhose an?!?“ „Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht will, dass man meine Unterhose durchsieht.“ Alexander starrt ihn fassungslos an. „Das war ernst gemeint?“ Heinrich nickt. „Und ein Stringtanga ziept so…“ Der Junge fiepst auf, als sein Freund ihn packt. Überrumpelt muss er feststellen, dass er sich kurz darauf mit dem Bauch auf dem Sofa unter Alexander wiederfindet. „Weißt du, dass Schläge deinen hübschen Hintern am schnellsten wieder aufwärmen würden?“ „N-nein…!“ „Dann versprich mir, dass du dich demnächst bei diesen Temperaturen wärmer anziehst, ja?“ Heinrich nickt heftig. Kurz darauf spürt er Alexanders Hand an seinem Hintern, die ihn sanft zu kneten beginnt. Er beginnt zu schnurren, und als die massierenden Finger ein wenig fester zugreifen, zu keuchen. Alexander küsst ihm den Nacken. Heinrich schließt genießerisch die Augen. Er hofft, dass Alexander nur seine roten Wangen sieht, nicht sein Grinsen, das davon zeugt, dass er genau Bescheid weiß. Dass er weiß, dass sein Freund sich hiermit gerade seine Kontrolle über ihn zurückholen will. Und solange Heinrich das klar ist, wird es nicht klappen. Außer er will es. Will er das? Alexanders rechter Hand an seinem Hintern kommt die linke zur Hilfe, die unter seinen Pulli wandert und ihm nun seine Brust massiert. Ooh, ja~ und wie er das will… „A-Alex…nicht hier…“ Der Ältere gibt ein kehliges Lachen von sich. „Ich will dich doch nur ein wenig aufwärmen…“ „D-du…ah…! D-das ist aber nicht mehr m-mein Po!!“ „Aber genauso der bitteren Kälte ausgesetzt gewesen.“ „Hnnn~ “ Die Arme über der Brust verschränkt liegt Heinrich im Bett und starrt stur an die Decke. „Och, Kleiner, jetzt komm schon.“ „Finger weg!“ „Ich hab mich doch entschuldigt.“ Verzweifelt versucht der Junge, sich aus der Umarmung seines Freundes zu befreien. Als er wieder mal merkt, wie gut der andere duftet, schwächeln seine Bemühungen. „Du hast mir meine Strumpfhose kaputtgemacht.“ „Es tut mir Leid.“ „Dass du dich aber auch nie beherrschen kannst.“ „Das Loch kann man bestimmt stopfen.“ „…!“ „S-so war das nicht…! Flicken, mein ich.“ „…!!“ „Flllllllicken, verdammt! Nähen! Was weiß ich, wie das geht.“ Heinrichs Schmollmund löst sich nur nach einigen zärtlichen Küssen auf. „Danke.“ Verwirrt sieht der Junge seinen Freund an. „Danke, dass du mir heute Schlittschuhlaufen beigebracht hast.“ Langsam erwidert Heinrich Alexanders Lächeln. Er will es vermeiden, aber seine Wangen röten sich. Der Ältere kuschelt sich näher und schmiegt seinen Kopf in Heinrichs Halsbeuge. So bleiben sie eine Weile stumm liegen, lauschen nur gegenseitig ihrem Atem, bis Alexander anfängt, mit Heinrichs Fingern zu spielen, die er immer noch auf seiner Brust liegen hat. „Heinrich…?“ „Hm?“ „Wegen…was du beim Schlittschuhlaufen meintest…“ „…Was denn?“ Alexander wartet, bis sich Heinrich zu ihm umdreht und ihn ansieht, bevor er weiterspricht. „Was…was war denn dein Wunsch? Du hast doch mal davon gesprochen, dass – im Zusammenhang damit, dass wir uns all unsere Wünsche mitteilen wollten. – Und es war sicher nicht, dass Juliane schwanger ist.“ Der Junge senkt seinen Blick. Er zögert. „A-aber nicht…einen Dreier mit Tim, oder?“ Geschockt blickt er zum anderen auf. „N-nein!“ „Oh.“ Alexander grinst ihn an. „Dann ist ja gut, das hätte ich ablehnen müssen.“ Heinrich nickt langsam. „Was dann, hm?“ Der Junge versucht, nicht seinem Blick auszuweichen. Zärtlich legt er ihm eine Hand an die Wange. „Nach Weihnachten, ja? Im nächsten Jahr, da sag ich es dir.“ Alexander nimmt die Hand von seiner Wange und küsst sie sanft. „Okay, ich auch. Ich hab auch einen Wunsch.“ „W-welchen denn?!“ Lachend drückt ihm der Ältere einen Kuss auf die Lippen. „Nächstes Jahr.“ ---------------- Ooooh, mein Gott! Dieses Kapitel sollte niemals so lang werden O.o Nuja, jetzt müsst ihr damit leben^^' Im nächsten steigt endlich die Weihnachtsfeier ;) Allen Kleist&Humboldt-Fans will ich noch die FF von Mercutio ans Herz legen! Es spielt 1807, also in ihrer wirklichen Zeit, und der arme Heinrich ist sooo süß und Alex so lieb zu ihm X3 - wem Schloss Tegel gefallen hat, der wird diese FF lieben! ;) Also nur weiterzuempfehlen, da mal reinzuschauen ^^d http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/favoriten/556674/280935/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)