Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 113: ------------- Alexander steht wieder alleine vor dem Herd. Mittlerweile hat er es sich angewöhnt, für zwei zu kochen, obwohl er nicht weiß, wann Heinrich wiederkommt. So langsam wären die Kartoffeln gar… Tatsächlich hat Alexander gerade den Tisch gedeckt, da hört er den Schlüssel in der Tür. Grinsend betritt sein Freund die Wohnung und schmeißt seine Stiefel in den Flur. „Huhu!“, ruft er und kommt auf ihn zugeeilt, die karierte Baskenmütze auf dem Kopf, die er von Ulli zu seinem Geburtstag geschenkt bekommen hat. „Hey, mein Schatz, ich dachte schon, du weißt nicht mehr, wo du wohnst, jetzt, wo du deinen Führerschein hast.“ Lachend schmeißt sich Heinrich ihm kurz um den Hals und gibt ihm einen flüchtigen Kuss. „Super, dass du das Essen fertig hast, ich hab nämlich schrecklich– “ Verwirrt sieht der Junge zum Älteren auf, da dieser ihn am Arm gepackt hat und nicht loslassen will. Alexander sieht ihn skeptisch an. „Heinrich.“ „J-ja?“ „Du riechst nach Rauch.“ Nervös lachend schüttelt der Junge die Hand des anderen ab. „Ja. Und?“ „Sag mir bitte, dass das ein Scherz ist.“ Irritiert schiebt sich Heinrich die Jacke von den Schultern und hängt sie über seine Stuhllehne. „Du tust ja grad so, als ob Rauchen ein Verbrechen wär…“ Alexander sieht ihn flehentlich an. „Heinrich, muss das sein?“ Der Junge verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich war im Kiosk und wollt mir ein Kaugummi kaufen, da hab ich die Zigaretten da stehen sehen und hab gedacht, ich probier’s mal. Wieso auch nicht? Hört man’s schon in meiner Stimme?“ „Heinrich, das ist ungesund!“, ruft Alexander, womit er seinem Freund das Grinsen aus dem Gesicht wicht, „Ich…Du gibst mir jetzt sofort die Zigarettenschachtel und das Feuerzeug.“ Heinrich sieht ihn verstört an. „Ich bin nicht dein kleines Kind, Alex! Ich bin erwachsen, wieso versteht das keiner?!“ Alexander schnaubt verächtlich und pfeffert den Topfdeckel scheppernd auf die Kartoffeln. „Ja, sich Zigaretten zu kaufen, damit die Stimme tiefer wird, ist auch sehr erwachsen.“ Als er sich wieder zu seinem Freund umdreht, schmollt der Junge. Alexander seufzt, stellt den Herd aus und läuft zum anderen hinüber, der sich widerwillig in den Arm nehmen lässt. „Davon kann man süchtig werden. Ich mein’s doch nur gut mit dir. Gib mir die Schachtel.“ Heinrich schmollt immer noch. „Du kannst mir nicht erzählen, dass du nie geraucht hast.“ Alexander lacht leise, während er seinem Freund sanft über den Rücken fährt. „Ich hab mit Zwanzig angefangen. Fast fünf Jahre.“ „Siehst du! Und dir hat’s keiner verboten!“ „Ich wär froh gewesen, ich hätte so jemanden gehabt, Heinrich.“ Der Junge verstummt. Alexander spürt, wie er sich in seinen Armen entspannt. „In der Jackentasche.“ Er gibt Heinrich einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich von ihm losmacht und Zigarettenschachtel und Feuerzeug aus der Jacke holt, um beides im Mülleimer zu versenken. „Wollen wir jetzt was essen, hm?“, wendet er sich wieder an seinen Freund. Dieser nickt und nimmt am Tisch Platz, um sich von Alexander bedienen zu lassen. Als der Ältere ihm ein Glas Wasser einschenkt, seufzt er gequält auf. „Was ist denn schon wieder?“, fragt Alexander und fährt ihm durch die Haare, bevor er sich ihm gegenüber an den Tisch setzt. „Alkohol darf ich auch keinen trinken. Ich komm mir wirklich wie’n kleines Kind vor…“ „Heinrich, wir wissen doch, was passiert, wenn du was getrunken hast.“ „Ja, aber das wird doch nur besser, wenn ich regelmäßig was trinken darf!“ Alexander seufzt auf. „Heinrich. Bitte lass das Diskutieren, wir essen.“ „Heinrich, lass das Diskutieren, wir essen!“ „Aber, Vater– “ „Still!“ Der Junge senkt seinen Kopf. Ob es allen Eromenes so ging? Dass sie nichts selbst ausprobieren durften, nichts selbst herausfinden, weil ihr Erastes all diese Erfahrungen für sie schon gemacht hatte und wusste, was gut oder schlecht für sie war? „Ich mein’s doch nur gut mit dir.“ Irgendwie hat er gar keinen Hunger mehr, aber um Alexander nicht noch mehr zu reizen, isst er auf. Nach dem Essen jedoch muss Heinrich damit herausrücken, sonst kann er am Wochenende nicht weg. „Du, ähm, Alex?“ „Hm?“ Sein Freund sieht versöhnlich zu ihm auf. Heinrich räuspert sich. „Am Samstag, also am Neunzehnten, da ist bei Tim ne Party mit paar Leuten aus seinem Schwimmverein…“ Alexanders Blick wechselt zu skeptisch. „Und du bist natürlich auch eingeladen.“ „Jap.“ „Und du willst da hingehen.“ Heinrich nickt bestätigend. Alexander schnaubt. „Ich hab gedacht, jetzt wenn die Examina rum sind, hast du ein bisschen mehr Zeit für mich. Und dabei schreibst du nur an deinem Buch und bist bei diesem…“ „Ich hab keine Zeit für dich?!“, kommt es ernsthaft verwirrt von Heinrich, „Sei nicht albern!“ „Okay, ich bin albern.“, gibt Alexander von sich und steht mit einem Ruck auf, „Sagt derjenige zu mir, der raucht, damit er ne tiefere Stimme bekommt.“ Heinrich seufzt und sieht Alexander zu, wie dieser ihre Teller in die Spüle pfeffert und sie abwäscht, obwohl sie einen Geschirrspüler haben. Als sich der Ältere beruhigt hat, nimmt er wieder seinem Freund gegenüber am Tisch Platz und fährt sich müde übers Gesicht. „Tut mir…Verdammt.“ „Schon…gut.“ Alexander nickt. „Und hier wohnt er?“ „Jaa, hier wohnt Tim.“, antwortet Heinrich und schnallt sich ab, „Hättest du was Besseres erwartet?“ Alexander muss grinsen. „Nicht wirklich.“ Der Junge zwickt ihm in die Seite. „Danke fürs Fahren.“, sagt er. „Gerne.“, entgegnet Alexander, „Ich hol dich heute Nacht auch wieder ab, okay? Ruf mich an.“ „Mach ich.“, nuschelt Heinrich und drückt seinem Freund noch einen Kuss auf die Lippen, bevor er den Wagen verlässt. Tim wohnt in einem größeren Wohnkomplex. Wirklich nicht so schön, wie das Haus, in dem sie ihr Zuhause haben, aber wenn man erst einmal in der Wohnung drin ist, kann man sich echt wohlfühlen. „Hey, na endlich! Komm rein, ich stell dich gleich den anderen vor!“ Heinrich wird von Tim ins Wohnzimmer geschoben, wo schon zwei Jungs und drei Mädchen auf dem Sofa und dem Teppich davor sitzen und ihm herzlich entgegenwinken. „Heinrich!“ „Gott, du bist ja genauso süß, wie Tim dich beschrieben hat!“ Lachend setzen sich Tim und Heinrich zu ihnen. „Also“, beginnt der Rothaarige, „Das ist Tanja, die ist mit Patrick hier zusammen, das ist Mischa, die übrigens noch zu haben ist.“ „Immer zu haben!“, wirft der blonde Junge ein, der eine deutliche Schwimmermuskulatur hat, und bekommt dafür von der Schwarzhaarigen, die einige Piercings trägt und sich eine längere Strähne ihrer Haare rot gefärbt hat, eine Kopfnuss. „Jap, der Vorlaute Typ hier ist Sascha.“, stellt ihn Tim gleich vor, „Und dann haben wir noch Lisa.“ Die Blonde mit dem Haarreif winkt ihm schüchtern zu. „Hi.“, grüßt Heinrich alle, „Nett, dass ihr mich Nichtschwimmer hier bei euch aufnehmt.“ „Och, wir sind nicht so.“, witzelt Sascha, „Wir nehmen gerne Bedürftige bei uns auf, was glaubst du, was Tim hier macht.“ Der Rothaarige schnaubt nur und sieht grinsend zum anderen auf. „Und wir lassen dich weder verdursten, noch verhungern.“, versichert Mischa und stellt ihm ein Glas vor die Nase. „Oh, danke.“, meint Heinrich und sieht zu, wie sie ihm eine beigefarbene, zähe Flüssigkeit ins Glas gießt. „Nachher gibt’s nen Auflauf.“, bemerkt Tim. „Huch, wer kommt denn noch alles?“, fragt Patrick, was Tim nur ein Augenrollen entlockt. Vom Auflauf ist noch die Hälfte übrig, an die sich gerade Patrick noch machen will, vom Erdbeerlikör und Baileys – so heißt das Zeug, das so toll nach Kakao schmeckt, wie Heinrich erfahren durfte – musste schon Nachschub geholt werden. „Schau dir Heinrich an! Du warst wohl auf Entzug, oder wie?“, lacht Mischa, als er sich von Lisa noch ein Glas einschenken lässt. „Ja, bei seinem Alex kriegt er nix.“, neckt ihn Tim und wuschelt ihm dabei durch die Haare. „Bei seinem Alex?“, wiederholt Lisa fragend. Heinrich nickt bestätigend. „Mein Freund.“ „Ich wusst’s!“, kommt es triumphal von Sascha. „Echt?“, kommt es von Lisa, „Du bist schwul?“ Kaum hat sie realisiert, dass sie das laut gesagt hat, läuft sie rot an. „Jap.“, bestätigt Heinrich aber nur grinsend. „Er ist mit seinem Professor zusammen!“, kann es Tim nicht lassen, darauf hinzuweisen. „Wie?“, meldet sich Tanja zu Wort, „Wie alt ist der denn dann?“ „Neununei – Neununddreisss – fast Vierzig.“ Die Gruppe muss lachen, nur Tanja sieht ihn weiter erstaunt an. „Stehst du auf Ältere?“ Heinrich zuckt mit den Schultern. „Ich denk schon.“ „Was heißt, du denkst schon?“, hakt Mischa verwirrt nach. „Naja, hatt bis jetzt ja nur was mit ihm.“, antwortet ihr Heinrich. Irgendwie amüsiert ihn das gerade. „Echt?!“ „Naja, das ist was, was Mischa sich nun gar nicht vorstellen kann.“, meint Sascha und kassiert dafür wieder eine Kopfnuss. „Nee, aber jetzt mal echt.“, wendet sie sich wieder an Heinrich, „Heißt das, du hast keine anderen sexuellen Erfahrungen? Auch nicht mal mit Jüngeren?“ Der Junge schüttelt den Kopf. Sollte er das haben? Alexander hat diese Erfahrungen doch für ihn gesammelt, oder nicht? Genauso wie mit dem Alkohol und dem Rauchen. „Also, ich bin der Meinung, man sollte wenigstens vor der Ehe was ausprobiert haben.“, mischt sich Patrick ein. „Na, gut, dass ich nicht deine erste Freundin bin.“, gibt Tanja ein wenig gekrängt von sich. „Man sollte schon mal ein paar unterschiedliche Typen ausprobiert haben, ist doch sonst langweilig.“, ist Sascha der Meinung. „Und du sagst was über mich!“, meckert Mischa. „Also…ich find’s nicht so schlimm, wenn man sich richtig verliebt und es eben der erste ist, dann nur mit ihm diese Erfahrungen– “ „Och, Lisa, du Süße!“, lacht Tanja und wuschelt ihrer Freundin durch die Haare. „Noch n Glas?“ Heinrich sieht Tim grinsend an und hebt ihm sein leeres Glas entgegen. Es ist mittlerweile doch schon spät geworden, als sich auch Sascha bequemt, vom Sofa aufzustehen. „Dann bis Dienstag im Schwimmen.“, verabschiedet er sich mit einem Handschlag bei Tim. „Ja, bis dann. Komm gut nachhause.“, entgegnet der Rothaarige. Nachdem er die Tür hinter dem Blonden geschlossen hat, dreht er sich seufzend zu Heinrich herum, der auf dem Boden vor dem Sofa sitzt und sein Glas ausschleckt. „Und was machen wir jetzt mit dir?“ Sein Kumpel grinst ihn an. „Ich ruf Alex an, dass er mich abholt.“, kündigt er an und beginnt, in seiner Hosentasche zu wühlen, „Wollt er ja unbedingt…“ „Hey, mach ihm doch nicht so einen Stress.“, meint Tim und setzt sich neben ihn aufs Sofa, „Du kannst hier schlafen, wenn du willst.“ Überrascht sieht Heinrich zu ihm auf. „Echt?“, fragt er. „Ja, klar.“, lacht der Rothaarige und lässt es sich nicht nehmen, ihm durch die Haare zu wuscheln. „Irgendwo muss ich noch ne Zahnbürste auf Vorrat rumfliegen haben, das geht schon.“ „Cool, danke.“, kommt es freudig von Heinrich, „Ich sag grad schnell Alex Bescheid.“ Mit diesen Worten wählt er nun doch Alexanders Nummer und hofft, dass er ihm nicht allzu böse ist, da er ihn noch so spät wachklingelt. Doch Alexander nimmt gar nicht ab, stattdessen meldet sich die Mailbox. „Hey, ich bin’s. Wollt nur Bescheid sagen, dass ich bei Tim übernachten kann. Sag dir dann morgen – ähm“ Er muss kichern. „Huch, wir haben ja schon morgen! Also, ich sag dir heute Mittag Bescheid, wann du mich holen kannst. Bis dann, lieb dich.“ „Awww~“ Übertrieben entzückt sieht ihn Tim an. „Jaa, das macht man so, wenn man eine Beziehung hat.“, entgegnet Heinrich mit einem nachdrücklichen Nicken und vom Alkohol geröteten Wangen. „Hab dich auch lieb.“, kommt es mit einem Grinsen vom Rothaarigen, „Und da du ja jetzt bleibst, kannst du mir beim Aufräumen helfen.“ Heinrich wirft ihm einen gespielt wütenden Blick zu. „Ach, so is das. Deswegen darf ich hier schlafen.“ „Nur deswegen.“ Also fangen die beiden an, jedenfalls das Gröbste an Müll und gebrauchten Gläsern aus dem Wohnzimmer zu schaffen, damit es wieder einigermaßen begehbar ist. Tim packt die Chipstüten in einen Plastikbeutel und kehrt die Krümel ein wenig vom Sofa. Als er in die Küche kommt, um den Müll wegzuwerfen, muss er lachen. „Nee, oder?!“, ruft er, als er Heinrich erwischt, wie der die letzten Tropfen Alkohol aus den Flaschen trinkt, bevor er sie in den Abfalleimer stellt. „Du Schnapsdrossel!“ „Gar nicht!“, verteidigt sich Heinrich kichernd und lässt sich von Tim aus dem Weg räumen, damit er an den Abfalleimer kommt. „Boah, ey! Hast du die alle geleert?!“ „Warn doch nur paar Tropfen. Das kann man doch so nich wegschmeißen, ist doch viel zu schhhade drum.“ „Idiot.“ Grinsend verpasst der Rothaarige ihm eine Kopfnuss. „Na, komm, den Rest können wir nachher machen, ich bin erst mal müde.“ „Ich auch…“, kommt es von Heinrich, der seinen Kopf an Tims Schulter sinken lässt. Lachend führt ihn der Größere ins Bad, drückt ihm Zahnbürste und Zahnpasta in die Hand. „Brauchst du n T-Shirt oder so?“ Heinrich sieht ihn skeptisch an. „Wozu?“ „Zum Schlafen, Dödel.“ „Oh. Ja.“ Tim kann sich vor lauter Grinsen fast nicht richtig die Zähne putzen, so unkoordiniert und verschlafen sein Gegenüber sich dabei anstellt. „Soo…“ An den Schultern führt Tim seinen Gast ins Schlafzimmer, wo er ihm eines seiner T-Shirts aus dem Schrank holt. „Hehe“ Grinsend betrachtet Heinrich das Kleidungsstück in seinen Händen. „Alex seine sind größer.“ „Schön für ihn.“, meint Tim nur schmunzelnd, während er sich das Shirt über den Kopf zieht und seine Hose öffnet. „Auja! Stippst du jetzt für mich, ja?“, fragt Heinrich freudig, sodass der Rothaarige lachen muss. „Hättest du wohl gerne.“, meint er nur, bevor er sich das T-Shirt, das auf dem Bett liegt, überstreift. „Jetzt strippst du mal für mich.“ „Gerne.“, entgegnet Heinrich, bevor er das T-Shirt auf den Boden fallen lässt und sich ganz langsam sein Shirt hochschiebt. „War nicht so ernst gemeint, Kleiner.“, kommt es von Tim. Heinrich zieht einen Schmollmund. Mit einem Ruck reißt er sich das Shirt einfach über den Kopf und tritt seine Jeans von den Beinen, als er auch diese auszieht. Schließlich schlüpft er noch in Tims T-Shirt, das ihm schon zu lang, aber nicht so weit wie Alex‘ T-Shirts ist. „So.“, gibt er trotzig von sich, „Und jetzt soll ich aufm Boden schlafen, ja?“ Der Rothaarige muss abermals lachen und kommt auf ihn zu. „Du bist richtig süß, wenn du beschwipst bist, weißt du das?“ „Ich bin nicht beschwssst. Beswisch… beschwipst.“ „Nein, bist du selbstverständlich nicht.“, meint Tim nur und zieht ihn zu sich aufs Bett. Als Heinrich realisiert, wo er sich befindet, legt sich wieder ein breites Grinsen auf sein Gesicht. „Ich darf in deinem Bett schlafen?!“, ruft er, „Och, du bist sooo lieb zu mir!“ Freudig wirft er sich dem Rothaarigen um den Hals. „Von mir gibt’s aber keinen Einschlaf-Service, wie du ihn von deinem Alex bekommst, ja?“, mahnt ihn Tim mit einem Zwinkern. Heinrich muss kichern. „Woher willst du denn wissen, was Alex mir für einen Einschlaf-Service gibt…?“ Der Rothaarige antwortet nicht, sondern sieht sein Gegenüber eine Weile abwägend an. „Was ist?“, fragt ihn Heinrich und klingt dabei tatsächlich fast wieder nüchtern. „Ich…“ Tim bringt ein kleines Lächeln zustande. „Nimm’s mir bitte nicht übel, okay, aber es gibt da was, was mich interessiert.“ „Schon okay, frag schon.“ „Okay…“, fängt der Größere vorsichtig an. „Du…Ich hab wirklich keine Ahnung von eurem Einschlaf-Service, aber ich nehm an, dass du…passiv bist?“ Auf Heinrichs Gesicht schleicht sich ein Grinsen. „Richtig, wie kommst du da drauf?“ Tim erwidert das Grinsen. „Eingebung.“ Dann jedoch wird er wieder ernst. „Also, ich wollte wissen…Das…das tut doch weh, oder?“ „Fast gar nicht mehr.“ „Aber…ich mein…wird man da denn überhaupt befriedigt? Weil wenn ich mir vorstell, dass ich da in meinem Hintern– “ „Natürlich wird man befriedigt!“, unterbricht ihn Heinrich großspurig, „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie geil das ist!“ „A-aber…das heißt, einen machen die Schmerzen geil?“ „Nein, doch nicht die Schmerzen. Erst mal ist es die Vorstellung, weißt du, dass der andere in dir ist, dass er dir so nahe ist, wie nur möglich, verstehst du?“ „Ich glaub, ja.“ „Na, bitte. Und dann ist da dieser eine Punkt, wenn Alex ganz tief – du weißt schon – und er berührt mich genau da, dann…“ „Dann Halleluja.“ Heinrich muss kichern. „Genau.“ „Fühlt man als Mann ja so gar nicht.“, stellt Tim fest, „Also, als hetero-Mann.“ Der Schwarzhaarige schüttelt den Kopf. Eine Weile sehen sie sich stumm an. „Wieso fragst du das alles?“, fängt schließlich Heinrich wieder an. Tim blickt ein wenig unsicher zu ihm auf. „Wieso interessier ich mich wohl schon die ganze Zeit dafür, was bei dir und deinem Alex im Bett abgeht…?“ Heinrich versucht seine Anspielung zu verstehen, aber sein Gehirn kommt irgendwie nicht mehr ganz so mit. „Ich…bin bi.“ Dem Schwarzhaarigen weiten sich die Augen. „Ich kann’s mir auch mit Männern vorstellen, nur…hatte ich noch nie den Mut dazu, es mal wirklich auszuprobieren…“ „M-moment…!“, unterbricht ihn Heinrich, „Du bist doch…mit Adele zusammen? Du liebst sie doch?“ „Ja, natürlich tu ich das. Aber…sie weiß davon. Ich hab’s ihr gesagt, und sie findet es in Ordnung.“ „In Ordnung, dass du…was…genau tust?“ Tim sieht ihn stumm an. Das Bettlaken raschelt, als er seine Hand darüber schiebt. „Ist…Hast du schon mal ne Frau geküsst?“, fängt der Rothaarige an, „Ist das sehr viel anders, als einen Mann zu küssen?“ Heinrich verdreht die Augen. „Oh ja, ist es. Ich hab ein Mädchen geküsst, und es war…irgendwie gar nichts. Viel zu zart und…schüchtern.“ Tim sieht ihn nachdenklich an. „Aber“, beginnt der Rothaarige schließlich, „es gibt doch sicherlich auch Frauen, die aggressiv küssen können – und Männer, die dir vielleicht zu zart küssen.“ Heinrich senkt seinen Blick. „Keine Ahnung“, antwortet er und wirkt betrübt, „Ich hatte ja noch nie was mit einem anderen als Alex.“ „Stimmt, das hast du vorhin erzählt.“ Der Junge nickt. „Und dabei hatte Alex schon mit so vielen Männern was…“ Mit festem Blick sieht er wieder zu Tim auf. „Ich hab mir überlegt…: Ist es da nicht mein gutes Recht, auch mal andere Erfahrungen zu machen?“ Tim sieht ihn abwägend an. „Naja…das mit Alexanders anderen Männern war doch sicher vor eurer Beziehung.“ „Ja, schon!“, entgegnet Heinrich und sein Gegenüber erschrickt etwas, als er ihn an den Armen fasst, „Aber angenommen ich – angenommen ich mach es mit einem, auf den Alex gar nicht eifersüchtig zu sein braucht, weil ich definitiv nichts von ihm will, weil wir doch nur gute Freunde sind, nicht?“ Tim lächelt den Jungen unsicher an. „Ich weiß nicht, Heinrich…“ „Du hast doch damit angefangen! Willst du nicht wissen, wie es sich anfühlt, einen Mann zu küssen?“ Tims Lächeln wird zu einem Grinsen. „Du bist unmöglich.“, murmelt er, bevor er dem anderen durch die Haare fährt und ihre Lippen aufeinanderlegt. Heinrich grinst in den Kuss hinein, als er feststellt, dass Tim sofort aufs Ganze geht, dass er einen zarten Flaum von Haaren an seinem Kinn spüren kann, und dass seine Hand ihn fest am Hinterkopf hält, seinen Kopf so dreht, wie es ihm passt. Aber Heinrich widersetzt sich diesem Griff, küsst den anderen zurück, wie er es will, rückt ein wenig näher. Seine Hände hat er von Tims Armen auf dessen Brust wandern lassen, wo er über den Stoff des T-Shirts streicht, ihm die Seiten entlangfährt. Er ist etwas überrascht darüber, dass er mit seinen Armen so weit um den anderen herumkommt – aber Tim ist eben schmächtiger als sein Alex. Plötzlich fühlt sich Heinrich seltsam. Er küsst den anderen weiter, rutscht noch näher, bis sich ihre Körper von oben bis unten berühren. Verzweifelt versucht er dieses Gefühl zu bekommen, dieses wunderbare Gefühl: Lust, Verlangen. Nach mehr. Immer mehr. Tim lässt von seinen Lippen ab, küsst sich hinab zu seinem Hals. Als seine Bewegungen langsamer werden und er schließlich mit dem Gesicht in Heinrichs Halsbeuge liegenbleibt, hält auch dieser still. Der Rothaarige fängt als erster an zu lachen. „Verdammte Scheiße…Heinrich…“ Heinrich muss ebenfalls grinsen, als Tim ihn belustigt ansieht. „Du kriegst keinen hoch!“ „Du aber auch nicht.“, lacht der Kleinere, „War wohl doch nix mit bi?“ Tim fährt ihm schmunzelnd durch die Haare. „Kann nicht sein. Bevor ich wusste, dass du mit unsrem Professor zusammen bist, hatte ich schon ein paar feuchte Träume, in denen er keine geringe Rolle gespielt hat.“ Entrüstet blickt ihn Heinrich an. „Du Perversling! Und ich erzähl dir auch noch von allem!“ Grinsend boxt er dem Rothaarigen an die Brust. Dieser hält seine Hände auf und zieht auf seinen Handrücken mit seinen Daumen kleine Kreise. „War ne blöde Idee.“, meint er, „Ich glaub, wir verstehen uns einfach als Freunde zu gut, als dass wir irgendwas Sexuelles füreinander fühlen würden.“ „Mhm, so wird’s wohl sein.“ „Jap. Obwohl du süß bist, echt.“ „Nicht so süß, wie Adele.“ Der Rothaarige muss grinsen. „Nein. Niemand ist so süß, wie Adele.“ Heinrich schließt zufrieden die Augen und kuschelt sich an die Brust des anderen. „H-hey, was wird das?“, lacht dieser. „Dein bescheidener Einschlaf-Service für mich.“, nuschelt Heinrich, „Gute Nacht.“ Tim fährt ihm schmunzelnd durch die Haare. „Gute Nacht, Kleiner.“ -------------------------------- So, ich melde mich zurück :) Ich bin fies, ich weiß…kein schönes Welcome-back-Geschenk XD Aber sind die beiden nicht süß zusammen? :3 Als Entschädigung darf ich verkünden, dass VLE jetzt ein Cover hat!! :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)