Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 104: ------------- Der Jeep parkt auf einem verlassenen Fabrikgelände, auf dem sich eine große Lagerhalle befindet. Deren Tore sind alle verschlossen, nur eine Metalltreppe führt außen am Gebäude in den oberen Stock; dort steht es: Fotostudio Lena. Heinrichs Finger hat das Klingelschild noch nicht berührt, da wird die Tür aufgerissen und Ulrike begrüßt ihren Bruder mit einer Umarmung. „Morgen! – Nicht wundern, die Treppe ist so laut.“ „Morgen, Ulli.“, grüßt Heinrich zurück und beobachtet mit einem breiten Grinsen, wie sein Freund und seine Schwester sich mit einem Handschlag begrüßen, der eigentlich zwei Cowboys in der Wüste vorbehalten ist. „Kommt mit“, fordert sie Ulrike auf, „Lena wartet im kleinen Studio auf euch.“ „Im „kleinen“ Studio?“, wiederholt Heinrich fragend. „Unten in der Halle ist noch ein großes mit Räumen, die man einrichten kann. Hier oben sind die Leinwände.“ „Auf die Räume bin ich gespannt.“, meint Alexander, „Mich hat sie bis jetzt ja nur vor die Leinwand gestellt.“ „Ausgezogen, nassgemacht und dann vor die Leinwand gestellt.“, berichtigt ihn Heinrich, und man kann dabei den Ansatz von Eifersucht aus seiner Stimme heraushören. Am Ende des Gangs, der durch eine kleine Sitzecke mit Kaffeeemaschine führt, öffnet Ulrike eine Tür, und sie betreten einen weitläufigen Raum, in dem keine Mauern, sondern nur einzelne Säulen und aufgestellte Leinwände stehen. Inmitten von Scheinwerfern, Windmaschinen und Fotoapparaten entdecken sie eine Frau mit einem weißen Bob, der völlig im Kontrast zu ihrem mit rotem Schottenmuster überzogenem Poncho und der darunter getragenen rosa Bluse steht. In schwarzen Stiefeln, die sich fast nicht von ihrer schwarzen Hose abheben, kommt sie mit einem überschwänglichen Grinsen auf sie zu. „Alexander!“, begrüßt sie den Älteren mit einer Umarmung, wobei ihre indianische Kette und die Pfauenfedernohrringe klimpern. „Ähm, hi.“, erwidert Alexander ein wenig unbeholfen und ist sichtlich erleichtert, als er wieder losgelassen wird. „Und das ist Heinrich?“, fragt sie, fast schon entzückt, und betrachtet den Jungen. „Genau.“, braucht Alexander bloß zu sagen, da hat die Fotografin Heinrich an den Wangen genommen und presst ihm einen Kuss auf die Stirn, der einen hellrosafarbenen Fleck hinterlässt. „Bist ein hinreißendes Geburtstagskind, Heinrich!“, meint sie und zwickt ihm in die Wange. „Ja, Geburtstagskind…“, murmelt der Junge und versucht, sein Gesicht wieder in Ordnung zu bringen, „Aber nicht acht Jahre alt, sondern grad einundzwanzig geworden.“ Sein Gegenüber lacht ihn nur an. „Ich bin Lena und grad dreißig geworden.“ „Wer’s glaubt…“, kommentiert Ulli, doch ein mahnender Blick von Lena stellt sie sofort ruhig. „Na, dann kommt mal rein in die gute Stube!“, bittet sie die Fotografin, und die anderen drei folgen ihr weiter in den Raum, wobei ihre Schritte von den Wänden widerhallen. Ulrike nimmt auf einem modischen Sitzsack Platz, während Lena sich ihren Fotoapparat vom Tisch nimmt und umhängt. „Eure Kleider hängen dort hinten.“, teilt sie Alexander und Heinrich mit, die erstaunt die Garderobenstange bemerken, die ehemals wohl ein Heizungsrohr war. „Kleider?“, hakt Heinrich nach und sieht Alexander fragend an. „Sie wollte unsere Größen haben und hat gemeint, sie denkt sich was aus.“ „Was ich auch – erfolgreich, wie ich verkünden darf – getan habe.“, merkt Lena an und mit einem Grinsen an Heinrich ergänzt sie: „Aber dass du so ein zuckersüßes Bürschchen bist, hab ich nicht gewusst!“ Der Junge wird ein wenig rot, während Alexander hinüber zu ihren Kleidern läuft. „Oha.“, stellt er fest, „Da sind ja einige Sachen dabei…“ „Nicht spicken!“, ruft Lena erbost und sofort lässt Alexander seine Finger von den Sachen. „Schon gut, schon gut.“, meint er, „Nur eine Frage hab ich: Wieso hängt da eine Latzhose in der Größe 56, wenn ich dir doch ganz deutlich notiert hab: Größe 58…?!“ Kopfschüttelnd winkt Lena ab. „Mach ich immer so.“, meint sie, „Ich besorg immer alles eine Nummer kleiner, und es hat sich noch keiner beschwert.“ Irritiert sieht sie Heinrich an. „Hä? Wieso machst du denn so was?“ Ulrike vermutet ja, da kommen Lenas Mutterinstinkte durch, wenn ihr Bruder sie so anblickt, denn sie sieht schon wieder so aus, als würde sie ihm gerne in die Wange zwicken. „Damit’s besser sitzt!“, antwortet sie und zwinkert ihm zu. „Ahh…“, scheint der Junge zu verstehen, denn sein Blick wandert an Alexanders Hintern. „So, Jungs!“, fängt Lena an und klatscht in die Hände, „Dann fangen wir mal mit einer Übung zum Lockerwerden an.“ „Die wäre?“, fragt Alexander halb interessiert nach. Die Fotografin gibt ihnen nur einen Wink mit dem Finger, ihr vor eine der Leinwände zu folgen. Eine hellblaue, die schon mit mattem Licht beleuchtet ist. Dort lässt sie die beiden stehen und begibt sich mit ihrem Fotoapparat, den sie auf ein Stativ schraubt, in Position. „Und jetzt?“, fragt Alexander. „Küssen.“, antwortet Lena mit freudigem Augenklimpern. „Äh…“ Die beiden sehen sich ein wenig unsicher an. „Maaann!“, kommt es genervt von Ulrike, „Sonst weißt du doch auch, wie du meinen Bruder ranzunehmen hast!“ Alexander erwidert ihren genervten Blick. „Sonst ist da auch keine Kamera.“ „Darum geht es doch gerade!“, mischt sich Lena beschwichtigend ein, „Ihr sollt die Angst vor der Kamera verlieren. – Also, los. Ihr sollt euch nur küssen.“ „Okay, gut.“, seufzt Alexander, da greifen schon Heinrichs Hände nach seinen und ziehen ihn ein wenig näher. Wortlos lässt der Ältere seine Lippen auf die seines Freundes sinken. „Halthalthalthalthalt!“, unterbricht Lena das Ganze schon nach einigen Sekunden, „Nach dem, was mir Ulrike von euch erzählt hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass so bei euch gewöhnlicher Weise ein Kuss aussieht.“ „Sorry, wir…“ „Wir wussten nur nicht, wie du dir…“ Die Fotografin macht ein paar Schritte auf die beiden zu. „Ich geb euch schon genauere Anweisungen, wenn ich welche hab. Wenn ich nichts sag, dann ist es euch überlassen. Ihr müsst jetzt weder Rücksicht auf irgendwelche Jugendschutzgesetze nehmen – die Bilder sind für euch – noch müsst ihr hier einen Porno drehen. Okay? Lasst euch einfach von euren Gefühlen leiten, hört auf eure innere Stimme.“ „Ähm…“ „Okay.“ Damit verschwindet Lena wieder hinter ihrer Kamera, und Alexander fährt seinem Freund mit der linken Hand durch die Haare. „Küss dein Schneewittchen.“, flüstert Heinrich, und sein Freund kommt der Aufforderung nach. Genauso sanft wie vorher legt er seine Lippen auf die des Jungen, doch dieses Mal sieht man ihm an, dass er weiß, was er will. Heinrich weiß auch, was er will. Er legt seine Hände an die Brust des Älteren – und schon ist es um ihn geschehen, auch da Alexanders Zunge gerade seine Lippen öffnet. Bereitwillig empfängt er sie in seinem Mund, genießt die große Hand an seinem Rücken, die tiefer wandert, sich ganz langsam in seine Jeans schiebt. Heinrich schließt die Augen, als Alexanders Lippen von ihm ablassen, um sich sofort wieder auf seine zu legen. Dieses Mal wieder ganz sanft. Der Junge reckt sich etwas zu ihm hinauf, um noch einen Kuss zu empfangen, und noch einen… „Lena, jetzt sag ihnen doch, dass du fertig bist!“, unterbricht sie Ulrike mit ihrem Zetern, und völlig aus ihrer eigenen Welt gerissen, starren die beiden ins Licht der Scheinwerfer. Lena sitzt neben ihrem Foto und sieht sie entzückt lächelnd an. „…Fertig?“, fragt Alexander irritiert. „Ja, aber ich wollte dieses Feuerwerk an Ästhetik nicht stören.“ „Feuerwerk an…Ästhetik?!“, wiederholt Heinrich ungläubig. „Ja!“, ruft Lena wie selbstverständlich, „Können wir weitermachen?“ „Äh, gerne.“, antwortet der Junge, und die Fotografin hält ihm grinsend eine Hand entgegen. Daran führt sie ihn zu Ulrike hinüber und übergibt ihr seine Hand. „Der Bügel ganz links.“, sagt sie noch, bevor sie sich wieder Alexander und ihrer Kamera widmet. „Wenn du nichts dagegen hast, dann machen wir heute erst einmal ein paar Fotos nur mit ihm.“ „Nein. Vollkommen in Ordnung.“, entgegnet Alexander, und als er sieht, was Ulrike und Heinrich mit in die Umkleide nehmen, muss er feststellen, dass es mehr als „Vollkommen in Ordnung“ ist. Lachend nimmt er neben Lena auf einem der weißen Designersitzkästen Platz. „Woher weißt du, dass er Kleider anzieht?“ „Ulrike.“ „Ah.“ Eine Weile herrscht Stille in der großen Lagerhalle, nur gedämpft sind Heinrich und Ulrike zu hören, wenn sie sich, weshalb auch immer, gegenseitig anschreien. „Darf ich dich was fragen?“, meldet sich irgendwann Alexander wieder zu Wort. „Bitte.“, meint Lena. „Wie…“ Alexander zögert ein wenig. „Wie hast du das Ulrike verzeihen können, dass sie dich für ne Jüngere verlassen hat?“ Verblüfft sieht ihn die Weißhaarige an. „Hat sie dir das erzählt?“ „Heinrich hat’s mir gesagt.“ „Ah. Na, dann wird sie’s ihm erzählt haben.“ Sie seufzt und legt ihm eine Hand auf den Oberschenkel. „Ich hab es ihr verziehen, weil ich es von Anfang an wusste, dass sie nicht ewig bei mir bleibt. Der Altersunterschied, das…Sie war zwanzig! – oder erst siebzehn…? – Da hat man sein ganzes Leben noch vor sich. Mir war klar, dass sie das nicht auf Dauer mit mir verbringen will. Also hab ich die Zeit mit ihr einfach genossen und sie dann in die weite Welt entlassen – Nicht ohne ihr die Jahre über, die wir zusammen waren, ein paar wichtige Dinge mit auf den Weg gegeben zu haben. Ich kann schon behaupten, dass ich an dem, was sie heute ist, nicht unwesentlich beteiligt war.“ „Du hast sie erzogen.“ Lena lacht. „Kann man so auch nennen.“ „Nein, nur…“, fängt Alexander an, „Ist dir die Päderastie ein Begriff?“ „Ja, ist sie.“, entgegnet Lena. Schmunzelnd, als sie den sehr nachdenklichen Blick ihres Gegenübers bemerkt. „Aber Heinrich versteht sie nicht.“, meint sie, womit sie Alexander aus seinen Gedanken reißt. „Was? Wieso nicht?“ Sie schenkt ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Ulrike hat mir erzählt, wie er sich gewandelt hat. Nach genau diesem Wandel hat sie mich verlassen. Wie es sich in der Päderastie für den erwachsen gewordenen Jungen gehört. Heinrich hat nicht vor, dich zu verlassen.“ Alexander fährt sich durch die Haare. „Ich wüsste nicht…Ohne ihn, das…das geht nicht mehr.“ „Sag es nicht mir, sag es ihm.“, meint Lena, bevor sie sich erhebt, um überschwänglich Heinrich zurückzubegrüßen. Lachend tätschelt sie ihm die Wange. „Hast du toll hingekriegt, Ulrike.“ Alexander ist der gleichen Meinung. Der Junge trägt das Gothic-Lolita-Kleid, das er als „Holly“ immer anhat, dazu ein schwarzes Paar hohe Stiefel und ein Häubchen auf den Haaren. Seine Augen sind schwarzgeschminkt, unter dem rechten Auge hat Ulrike ihm drei schwarze Punkte verpasst. Seine Lippen sind ebenfalls tiefst schwarz. „Was für ein Schatz du doch bist!“, ruft Lena freudig und zupft ein wenig an seinem Kleid herum, „Und im Gegensatz zu deinem Alexander hast du Sinn für Schönheit!“, meint sie und fährt dem überforderten Jungen über die nackten Oberschenkel, „Dich muss ich zu keiner Rasur zwingen.“ Schüchtern sieht Heinrich zu seinem Freund hinüber, als er von Lena vor zwei knallgrüne Leinwände gelotst wird, die eine Ecke bilden und zwischen denen ein ebenso knallgrüner Stoff auf dem Boden ausgelegt ist. Ulrike nimmt derweil neben Alexander Platz. „Achtung, die Augen können rausfallen, wenn man sie so aufreißt.“ Ertappt wendet der Ältere seinen Blick von Heinrichs kurzem Rock ab. Lena drückt dem Jungen einen schwarzen Regenschirm in die Hand, bevor sie sich mit der Kamera, die um ihren Hals hängt, bewaffnet. „Und…jetzt?“, fragt Heinrich und zupft sich an den Schleifen herum. „Posen!“, ruft Lena voller Vorfreude. „M-mit dem Schirm?“ „Ja, mach ihn mal auf.“ Heinrich gehorcht und schon hört er das Klacken der Kamera. „Ich war doch noch gar nicht bereit!“, ruft er verzweifelt. „Du bist immer bereit, Kleiner.“, entgegnet sie mit einem Grinsen und hält gleich mal sein verdutztes Gesicht auf dem Film fest. Heinrich streckt ihr die Zunge raus. „Hab ich im Kasten.“ Er richtet den geöffneten Schirm auf sie. Sie bückt sich, um untendrunter durch zu fotografieren. „Aaah! Sieht man jetzt da drauf mein Höschen?!“ „Jap.“ „Du…!“ „Dann zeig mir eben oben was Interessantes, damit ich nicht dein Höschen fotografieren muss.“ Heinrich nimmt den Schirm quer vors Gesicht und beißt auf den Stil. „Geht doch.“ Leckt über den Stil, mit halbgeschlossenen Augen und langen Wimpern. „Na, bitte!“ Er wirft den Schirm über die Schulter, läuft ein wenig auf und ab. Als er am Ende der Ecke angekommen ist, klappt er den Schirm zusammen, stellt ihn vor sich auf dem Boden ab, und bückt sich mit durchgebogenem Rücken zu ihm hinunter. „Ich dachte, ich soll dein Höschen nicht fotografieren.“ Sofort dreht sich der Junge zu ihr herum und widerholt das Ganze nochmal, dieses Mal mit seinem Po Richtung Leinwand. „Schau ein bisschen gelassener. Zufriedener.“ Das gelingt Heinrich erst, als sein Blick auf Alexander fällt, der ihn noch völlig perplex anstarrt, was er wohl seiner Bück-Aktion zu verdanken hat. Mit einem selbstgefälligen Grinsen schiebt sich Heinrich den geschlossenen Schirm zwischen die Beine. „Wunderbar.“, stellt Lena fest und macht noch ein Foto, bevor sie die Kamera absetzt. „Das reicht dann, wir wollen’s nicht jetzt schon übertreiben, nicht?“, meint sie mit einem Zwinkern. Heinrich erwidert ihr Zwinkern, was mit seinen geschminkten Augen auch schon ein Foto wert gewesen wäre. „Ulrike!“, ruft Lena nach ihrer Freundin, „Abschminken und Umziehen!“ „Sofort, Eure Hoheit.“, murmelt diese und läuft hinüber zur Garderobe, um dort den nächsten Bügel mit in die Umkleide zu nehmen. Lena setzt sich wieder zu Alexander. „Und? Hat’s dir auch gefallen?“ „Definitiv.“, entgegnet er, „Vor allem bin ich beeindruckt, dass Heinrich das so leicht fällt.“ „Er weiß, dass du zuschaust.“, meint Lena mit einem Zwinkern. Alexander muss lachen. „Wenn du auf Kleider stehst, wieso dann nicht auf Frauen?“ „Ich steh nicht auf Kleider!“, wehrt der Professor sofort ab, „Das mit Heinrich…Es hat mich eine Weile Überwindungszeit gekostet, aber…mittlerweile akzeptier ich’s.“ „Na.“, fängt Lena skeptisch an, „Nach „akzeptieren“ sah das eben nicht aus…“ „Gut. Okay.“, gibt Alexander grinsend zu, „Seit er mir mit diesem Kleid an einen geblasen hat, find ich’s geil.“ Die Fotografin schüttelt ebenso grinsend den Kopf. „Männer…“ Es dauert noch ein Weilchen, dann öffnet sich endlich die Tür zur Umkleide. Ulrike und Heinrich kommen hervor – ein Heinrich in Lederjacke, Stiefeln und Jeanshotpants, die Haare nach oben gegelt und – „Oh, mein Gott, die…!“ Lachend kommt Heinrich auf seinen Freund zu. „Nein, die Piercings sind natürlich alle nicht echt.“, meint er und schiebt sich zur Demonstration den in der Unterlippe vom einen Mundwinkel in den anderen. „Aber wie sieht’s denn aus?“, will er wissen. „Zum Ansehen: wow. Zum Anfassen: au.“, entgegnet Alexander und streicht die geöffnete Lederjacke zur Seite, um den Bauchnabelpiercing zu berühren. Kichernd dreht sich Heinrich von ihm weg und läuft hinüber zu Lena – wobei er Alexander seine Rückansicht in den sehr kurzen, knallengen Hotpants präsentiert. Ulrike nimmt neben Alexander Platz. „Mund zu, oder der Sabber läuft raus.“ „H-Hallo?!“, wehrt der Ältere sich, „Was ist das bitteschön für eine Jacke?!?“ Ulrike grinst ihn hinterhältig an. „Das hab ich draufgenäht.“ Alexander sieht sie geschockt an. „Was? Ich konnte mich nicht zwischen „I like it rough“ und „Do me deeper“ entscheiden, dann hatte Lena die Idee mit dem „Do me from behind“. Ist doch witzig.“ Alexander sieht sie immer noch geschockt an. „Das witzigste ist ja, dass ich ihm die Jacke angezogen hab und er so erst beim Ausziehen erfährt, was draufsteht.“ Alexander sieht sie noch ein wenig geschockter an. „Da.“, lacht sie, „Schau lieber deinem Lustknaben zu, anstatt mich so dumm anzustarren.“ Der Ältere begeht den Fehler, auf sie zu hören. Lena hat Heinrich an eine gemauerte Wand gestellt, an der er sich gerade räkelt, den Kopf nach hinten an die Steine gelegt, die Beine gespreizt. – Die Hose ist wirklich eng… Und jetzt dreht er sich um, legt die Hände an die Wand, biegt den Rücken durch… „Huhu. Erde an Alex. Hinter dem „Do me from behind“ ist kein Ausrufezeichen dahinter, heißt, es ist keine Aufforderung an dich.“ Alexander schüttelt verwirrt den Kopf, was Ulrike jetzt schon wieder von ihm will, da verkündet Lena aber auch schon, dass sie genug Bilder im Kasten hat und ein erneuter Kostümwechsel ansteht. Also verschwinden Heinrich und seine Schwester wieder in der Umkleide. Es dauert genau vier Sekunden, bis der Junge entsetzt aufschreit. „Was ist denn los?“, fragt Lena verwirrt. „Er wusste nicht, was auf der Jacke steht.“, informiert sie Alexander. Lena muss lachen. „Und ich hab mich schon gewundert, wieso er damit auch noch so selbstverständlich eindeutig posiert…“ Kaum sind die Rufe von Heinrich und das Kichern Ulrikes abgeflacht, und Alexander und Lena denken, sie haben sich beruhigt, da zieht der Sturm von neuem auf. „Niemals!“, hören sie Heinrich entsetzt kreischen. „Probier’s doch erst mal an.“ Es ist wieder eine Weile ruhig, in der sich die anderen beiden amüsiert anblicken, dann geht es weiter. „S-so geh ich nicht raus! – Nein, Ulli, du…!“ Mit einem schrillen Schrei stolpert Heinrich – scheinbar durch einen festen Stoß seitens Ulrike ermutigt – vor die Umkleidetür. Alexander bleibt für einige Sekunden die Luft weg. Entgeistert starrt er die Hasenohren an, den flauschigen Puschelschwanz – sein Freund trägt ein Bunny-Kostüm, und es steht ihm erschreckend gut. „Heinrich, mein Kleiner…“, fängt Lena an und kommt auf ihn zu, um ihn an sich zu ziehen, „Was ist denn los, hm?“ „Das ist…das ist mir peinlich…“, nuschelt der Junge mit knallrotem Kopf. „Aber wieso das denn?“, fragt sie und zieht ohne Gnade seine Hände, die er schützend vor seinen Körper gehalten hat, weg. Heinrich wird noch roter, als sie seinen Schritt inspiziert. „Sitzt doch alles bestens. Keine Angst, man sieht wirklich nichts.“ „A-aber…!“, protestiert Heinrich und versucht vergeblich, sich den Einteiler etwas höher zu ziehen, wo seine Brustwarzen geradeso bedeckt sind, „Das ist alles so knapp…!“ Lena tätschelt ihm den Hintern und scheucht ihn wieder vor die Leinwand. „Das gehört so.“ Ulrike nimmt derweil neben Alexander Platz. „Tu mir den Gefallen und schlag die Beine übereinander, damit ich nicht sehen muss, wie du spitz wirst.“ Der Ältere sieht sie herausfordernd an. „Dann schau halt woanders hin.“ Er merkt, dass er gewonnen hat, als Ulrike entrüstet die Backen aufpustet. Heinrich wurde mittlerweile von Lena auf ein herbeigeholtes Nest gesetzt, und sie hat ihm zwei kleine Körbe mit bunt angemalten Ostereiern in die Hände gedrückt. Gerade ist sie dabei, vier große Plastikostereier anzurollen, die sie um Heinrich herum platziert, bevor sie wieder hinter ihrer Kamera Position beziehen kann. „So, mein Kleiner.“, fängt sie an, „Jetzt setz dich mal bisschen aufreizender hin.“ Heinrich schmollt. „Na, komm schon. Beine bisschen weiter auseinander. Stell den einen Fuß mal auf.“ „So, oder wie?!“, meckert der Junge und präsentiert Lena mit weit geöffneten Beinen provokativ seinen Schritt. Als es blitzt, schreit er auf und schließt sie schnell wieder. „Du perverse…!“ „Bitte, mein Süßer. Das hat doch vorhin so toll geklappt.“ Heinrich seufzt. „Na, gut.“, meint er, „Aber dann so.“, und dreht sich ein wenig zur Seite, sodass Lena ihn nicht mehr frontal aufs Bild bekommt. „Einverstanden.“, meint diese und grinst zufrieden, als der Junge endlich die schwarzen Pumps ein wenig weiter auseinander auf dem grünen Boden abstellt. „Und jetzt noch den Rücken durchbiegen, damit ich dein Puschel besser seh. Jaaa…“ Eifrig schießt Lena ein paar Bilder. „Schau ein wenig verführerischer, Süßer! Stell dir vor, das sind keine Ostereier, die du da in den Händen hältst, sondern die Kronjuwelen deines Freundes!“ Während Heinrich rot anläuft, prustet Ulrike ungehalten los. Alexander räuspert sich. „Kann meine Schwester bitte den Raum verlassen?“, bitte Heinrich, „Sie ruiniert mit ihrer Anwesenheit die Stimmung.“ Ulrike hebt abwehrend die Hände. „Natürlich. Ich geh dann schon mal Kaffeekochen.“, meint sie und verschwindet tatsächlich. Was Heinrich danach abliefert, ist schon fast professionell. Schnell hat Lena die Bilder, die sie wollte, im Kasten. Als der Junge sich von seinem Nest erhebt, ist er ganz erstaunt, dass er neben der Leinwand von Alexander empfangen wird. Sofort läuft er wieder rot an. „Alex, was…?!“ „Ich will deinen Puschel mal anfassen, darf ich das?“, fragt der Ältere. Heinrich nickt schüchtern und dreht ihm seinen Hintern hin. Dass Alexander ihn gleich an sich zieht, damit hätte er rechnen müssen. „So weich…“, murmelt er genießerisch und fährt mit seiner Nase ein Hasenohr auf und ab. Lena betrachtet die beiden amüsiert. „Ich glaub, das Bunny-Kostüm geb ich euch nachher mit.“, meint sie. Alexander ist begeistert, Heinrich weiß noch nicht so recht, was er davon halten soll. „Aber jetzt lass den Kleinen mal wieder gehen.“, ermahnt Lena den Älteren, „Wir haben schließlich noch ein Foto für heute vor uns.“ „Was für ein Kostüm darf er da anziehen, mein kleiner Schatz?“, will Alexander wissen. „Keines.“, entgegnet Lena grinsend, „Er wird nackt sein.“ Die Augen beider Männer weiten sich entsetzt. „A-a-aber…!“, fängt Heinrich an, doch die Fotografin legt ihm schmunzelnd einen Finger auf die Lippen. „Keine Angst, du bist im Wasser, man wird nichts sehen.“ „S-sicher…?“ „Ich hab mich für das Schwarzweißfoto auch vor ihr ausgezogen.“, erinnert ihn Alexander, „Und an mir ist noch alles dran.“ Langsam gibt Heinrich nach. Lena drückt ihm ein Handtuch in die Hand, womit er in der Umkleide verschwindet. Keine zwei Minuten später stehen die drei vor einem kleinen knallgrünen Pool, der vor einer der Leinwände aufgestellt ist. „Wieso ist eigentlich alles so grün?“, will Heinrich wissen. „Weil ich alles Grüne dann später am Computer mit einem anderen Hintergrund ersetzen kann.“, erklärt ihm Lena. „Ah. Das klingt cool.“, stellt der Junge fest, „Das heißt, wir können uns noch mit den Hintergründen überraschen lassen.“ „Das könnt ihr definitiv.“, lacht sie, „Soll ich mich umdrehen, bis du im Wasser bist?“ Heinrich schüttelt den Kopf. „Nein, solange du kein Foto machst, ist alles in Ordnung.“ „Okay, ich werd mich beherrschen.“ Schüchtern blickt der Junge noch einmal zu seinem Freund, der daraufhin auf ihn zukommt und ihm das Handtuch von den Schultern nimmt. In der Halle ist es zum Glück wärmer als draußen; das Wasser ist, zu Heinrichs Erstaunen, sogar ziemlich warm. „Ahhh~ Ist das schön…“, seufzt er, als er bis zum Hals eintaucht. „Was willst du von mir sehen?“, wendet er sich an Lena. Diese grinst ihn an. „Ich will von dir dein sexiest Gesicht ever sehen, während du dein hübsches Köpfchen in den Nacken wirfst und aus dem Wasser auftauchst.“ „Oh.“, gibt Heinrich von sich, „Das klingt schwer.“ „Versuch’s mal.“ Auch wenn Alexander schon beim ersten Auftauchen seinem Freund dafür eine Medaille verleihen würde, gibt sich Lena lange nicht zufrieden. Sie schießt ein paar Dutzend Fotos; auf manchen sieht man Heinrich über einen missglückten Versuch lachen, auf anderen, wie er sich ein wenig erschöpft die nassen Haare aus dem Gesicht streicht. Endlich sind sowohl Heinrich als auch Lena mit ihrer Arbeit zufrieden, da begibt sich der Junge wieder an den Beckenrand. Alexander muss aufpassen, dass er das Handtuch nicht fallen lässt, als sein Heinrich splitterfasernackt und triefendnass aus dem Pool steigt. Mit einem Lächelnd lässt sich der Junge von seinem Freund ins Handtuch wickeln und ein wenig trockenreiben. „Du warst toll.“, flüstert Alexander und haucht ihm einen Kuss auf die Stirn. Seufzend legt Lena ihre Kamera ab. „Lust auf nen warmen Kaffee?“, fragt sie. „Gerne.“, entgegnet Alexander. Bevor Heinrich etwas erwidern kann, ergänzt die Fotografin: „Für dich hab ich selbstverständlich ne Tasse Kakao.“ Nach einem gemütlichen Plausch und ein paar weniger erfolgreichen Überredungsversuchen, Lena solle ihnen doch schon mal die Fotos zeigen, werden Alexander und Heinrich bis morgenfrüh zur nächsten Fotosession zum Satinschlafanzug-Shopping entlassen. „Ich zieh so was nicht an, das kann ich dir gleich sagen.“, mahnt der Ältere seinen Freund. Heinrich tätschelt ihm nur den Hintern. „Wart nur, bis die kalten Wintertage kommen und ich dir die Decke klau. Dann wirst du froh sein, so einen Schlafanzug zu besitzen.“ „Okay.“ Im Eingang zum Kaufhaus dreht sich Alexander zu ihm um. Das einseitige Grinsen auf seinem Gesicht sollte den Jungen schon misstrauisch werden lassen. „Wenn du heute Abend das Bunny-Kostüm für mich anziehst, dann zieh ich in Zukunft meinen Satinschlafanzug an. Deal?“ Heinrich legt sich nachdenklich einen Finger an die Lippen. „Involviert das „Bunny-Kostüm-Anziehen“ noch…weitere Aktivitäten…?“ „Selbstverständlich.“ Der Junge erwidert das Grinsen. „Deal.“ ---------------- Also, ihr habt es gelesen: Das Fotoshooting geht noch weiter :) Hab ich den ersten Teil hier einigermaßen verständlich beschrieben? Ich hoffe, man konnte sich vorstellen, wie die Fotos werden…^^ Wer übrigens Lena mal sehen will: Sie ist bei den Charakteren nach Ulli zu finden ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)