Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 102: ------------- Es ist still beim Abendessen. Heinrich scheint die seltsame Stimmung, die zwischen ihnen herrscht, nicht zu bemerken, denn er futtert genießerisch seine Bratkartoffeln in sich hinein. Erst als Alexander sich räuspert, sieht er zu seinem Freund auf. „Was…Ist was mir dir?“ Der Ältere blickt ihn mit übertriebenem Unverständnis an. „Mit mir? Nein. Nein, wieso sollte mit mir was sein?“, meint er, „Wir essen um halb Elf zu Abend, ist doch alles in Ordnung.“ Der Junge legt seufzend sein Besteck beiseite. „Ich hab mich doch schon entschuldigt.“, fängt er an, „Und ich hab dir erklärt, dass ich das nicht wollte. Aber wir waren so gut bei der Sache, dass wir die Zeit vergessen haben.“ Als Alexander schnaubend auflacht, wird Heinrich so langsam wütend. „Alexander.“, sagt er mit sehr viel Nachdruck. „Tim und ich haben gelernt. Für die Prüfungen, die am Dreiundzwanzigsten beginnen.“ „Ja, ja, ich glaub’s dir ja.“, entgegnet Alexander mit einem aufgesetzten Lächeln, „Was solltet ihr auch anderes gemacht haben. Ihr habt gelernt, so wie jeden Abend die letzten zwei Wochen schon.“ „Nicht jeden Abend.“, wehrt sich Heinrich. Alexander antwortet darauf nichts mehr, sondern steht auf, um seinen Teller abzuräumen. Sofort springt der Junge auf und folgt ihm an die Spüle, wo er ihn von hinten vorsichtig umarmt. Sein Freund jedoch scheint ihn ganz zu ignorieren. „Du bist doch nicht etwa eifersüchtig…?“, fragt Heinrich schließlich nach. Da lacht Alexander auf. „Das wär ja noch schöner!“, meint er und macht sich vom anderen los, um ein Handtuch zu holen. Da reicht es dem Jungen und er nimmt dem Älteren den Teller aus den Händen, den er auf der Küchenzeile abstellt, bevor er seine Arme hinter Alexanders Hals verschränkt und ihn küsst. Dieser wehrt sich zu Anfang tatsächlich, und Heinrich hat ganz schön zu kämpfen, sich nicht abschütteln zu lassen, aber er gibt sich die größte Mühe, seinem Alexander zu zeigen, dass er nur ihn liebt, und letztendlich gelingt ihm das auch: Der Größere legt seine Arme um ihn, zuerst zögerlich, dann besitzergreifend, und er küsst ihn zurück. Als sich ihre Lippen voneinander lösen, senkt Alexander den Kopf, legt ihre Stirn aneinander und schließt die Augen. „Ich…“ Heinrich lässt ihm Zeit, seine Worte zu sortieren, und genießt stattdessen die sanften Bewegungen der großen Hände auf seinem Rücken. „Es tut mir Leid.“ Endlich wieder mit einem Lächeln haucht der Junge seinem Freund einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Schon gut.“, flüstert er. „Es tut mir doppelt Leid. Du hast morgen Geburtstag.“ Heinrich lächelt ihn nur an. „Bleibst du morgen bei mir?“, fragt Alexander und sieht den Jungen fast schon bittend an. „Natürlich.“, lacht Heinrich und schmiegt sich an die Brust des anderen. „Schön.“, meint dieser und fährt dem Kleineren sanft durch die Haare. „Wie…“, fängt Alexander wieder an, „Wie feierst du denn immer deinen Geburtstag? Ich mein…gab es da ein besonderes – mit Torte, oder…?“ Grinsend blickt Heinrich wieder zum Älteren auf. „Aaalso“, beginnt er und legt seinen Zeigefinger an Alexanders Brust, „Wenn Wochenende war, dann durfte ich immer so lange schlafen, wie ich wollte, wenn ich zur Schule musste, hat Mama mich immer früh geweckt.“ Der Junge lacht leise. „Mit den Worten: „Guten Morgen, mein Kleiner. Heute ist der große Tag, an dem du mir wieder ein Jahr länger geschenkt bist, mein Schatz.“ Das ist süß, oder?“ Alexander lächelt ihn an. „Ja, sehr. Aber ich hätte nichts anderes von deiner Mutter erwartet.“ Der Junge muss grinsen. „Mit wem willst du denn morgen feiern?“, redet Alexander weiter. „Hm.“, antwortet Heinrich, „Mit…dir.“ „Da freu ich mich aber.“ „Mit Mama und Ulli…und mit Michael.“ „Nicht mit deinem…Studienkollegen da?“ „Nein, Tim seh ich ja an der Uni.“ Alexander nickt. „Ich hoffe, ich kann morgen mein Verhalten von eben wiedergutmachen.“, meint er. „Das werden wir sehen.“, entgegnet Heinrich mit einem Zwinkern. Keine halbe Stunde später schläft das baldige Geburtstagskind in Alexanders Armen ein. Als der Ältere sich sicher ist, dass der Junge fest schläft, macht er sich vorsichtig los, um den Wecker auszuschalten, damit nur er morgens durch das Vibrieren seines Handys in seiner Hosentasche geweckt wird. Das erste, was Heinrich wahrnimmt, ist, dass er sich unbeschreiblich gut fühlt. Das zweite sind ein paar Lippen auf seinen, die ihn zärtlich küssen. Bevor er richtig wach ist, erwidert er den Kuss, wobei ihm ein wohliges Seufzen entweicht. „Guten Morgen, mein Kleiner.“, hört er eine tiefe Stimme flüstern, die ihm vor einem Jahr noch völlig fremd war, „Heute ist der große Tag, an dem ich deiner Mutter danke, dass sie mir dich geschenkt hat, mein Schatz.“ Auf Heinrichs Gesicht legt sich ein gerührtes Lächeln und seine Hände legen sich in Alexanders Nacken. „Alles Liebe zum Geburtstag, mein Süßer.“, wünscht ihm der Ältere und küsst ihn noch einmal. Heinrich lässt ihn so schnell nicht wieder los und zieht ihn stattdessen zu sich aufs Bett. „Wieso…bist du schon angezogen?“, fragt der Junge erstaunt nach, als er bemerkt, dass Alexander schon die Anzugshose und das Hemd trägt, hört aber nicht auf, seinen Hals und sein Gesicht mit Küssen zu übersäen. „Du hast Besuch.“ Erschrocken lässt Heinrich vom anderen ab und sieht ihn entsetzt an. „A-aber nicht…!“ „Schau nach.“, lacht Alexander nur und erhebt sich aus dem Bett. Der Junge ist derweil knallrot angelaufen. Hastig hechtet er aus dem Zimmer ins Bad. Als er hinunter ins Wohnzimmer kommt, entdeckt er dort tatsächlich seine Mutter. – Mit einer mit Smarties und Kerzen bestückten Geburtstagstorte. „Mama!“, ruft Heinrich erfreut, „Nutellakuchen!“ Lachend umarmt Juliane ihren Sohn und drückt ihm einen Kuss auf die Stirn. „Alles, alles Liebe zum Geburtstag, mein Schatz.“, sagt sie, „Bleib so, wie du bist. Obwohl du jetzt erwachsen wirst.“ Mit einem Lachen drückt Heinrich sie noch einmal fest. „Ich bin erwachsen, Mama.“, meint er, „Immerhin bin ich jetzt sogar einundzwanzig.“ „Ich weiß ja…“ „So, meine Lieben.“, mischt sich Alexander ein, der mit drei Tellern angelaufen kommt, „Da wir heute trotzdem zur Uni müssen, sollten wir uns ranhalten.“ „Auja!“, stimmt ihm Heinrich zu, und schneller als die anderen schauen können, hat er mit einem Mal die Kerzen ausgeblasen, nimmt Alexander das Messer ab und schneidet sich ein besonders großes Stück vom Kuchen ab. „Heute Abend hatten wir vor, mit Michael und Ulrike essen zu gehen.“, informiert ihn seine Mutter, während Alexander ihr auch ein Stück abschneidet. „Hm! Mhm-mm!“, gibt Heinrich von sich, was anscheinend eine freudige Zustimmung ist. „Dann bekommst du auch deine Geschenke.“, merkt Alexander mit einem Zwinkern an. Heinrichs Gesichtsausdruck wird noch ein wenig freudiger. Voller Vorfreude geht Heinrich zur Uni, wo ihn gleich Tim überfällt und ihm gratuliert. „Hier.“, sagt er und drückt ihm ein kleines mit Schleife verziertes Päckchen in die Hand, „Darfst du aber erst in Philosophie bei deinem Alex aufmachen.“ „W-wieso das?“, fragt ihn der Junge ein wenig irritiert, aber der Rothaarige will es nicht verraten. Also muss er bis zur letzten Stunde warten. Obwohl er den ganzen Tag über schon überlegt hat, was Tim ihm schenken könnte, ist er noch vollkommen ahnungslos, als er das Päckchen endlich öffnet. Zum Vorschein kommt… „Oh.“ Tim grinst ihn breit an. „Das ähm…“, fängt Heinrich an und betrachtet unschlüssig den Gummiring, der in der Schachtel liegt. „Du weißt schon, was das ist?“, fragt der Rothaarige sicherheitshalber ob der seltsamen Reaktion seines Kumpels nach. „Ja, das…Ja, ich denke, ja.“ „Du denkst, ja?“, meint Tim skeptisch, „Du weißt aber schon, dass ich dir damit keinen Heiratsantrag machen will, oder?“ Heinrich schüttelt stumm den Kopf. Dass er nun rot anläuft, macht deutlich, dass er sehr wohl weiß, um was es sich handelt. „Mach schon!“, drängt ihn Tim, „Nimm’s mal aus der Schachtel.“ „Nicht hier!“, zischt Heinrich. „Bitte!“ Alexanders Räuspern lässt die beiden hochschrecken. Heinrich wird noch roter, als er den Blick seines Freundes einfängt, und lässt beinahe die Schachtel fallen. „Du würdest ihn damit herrlich aus dem Konzept bringen.“, meint Tim mit einem Zwinkern. Der Junge zögert. „Komm schon! Das wird lustig.“ Heinrich gibt sich geschlagen und langsam fassen seine Finger in die Schachtel. „Was…wofür sind die…kleinen Stacheln?“ „Das wirst du spüren.“, antwortet ihm Tim verschwörerisch, als er sich den Ring auf zwei Finger schiebt. „Ich hab extra einen elastischen genommen, dann könnt ihr ihn beide mal verwenden.“, merkt der Rothaarige an. „Und ich nehme an, ich muss dir dann berichten, wie’s so war.“, entgegnet Heinrich misstrauisch. „Jap.“, gibt Tim auch noch zu, „Heb ihn mal bisschen höher, unser Professor wirft dir schon so komische Blicke zu.“ Heinrich, der sich vom ersten Schock erholt und wieder eine fast normale Gesichtsfarbe angenommen hat, wendet sich also nach vorne, wo er seine Ellenbogen auf dem Tisch abstützt und darauf wartet, Alexanders Blick noch einmal einzufangen. Als er diesen hat, zieht er den Ring mit seinen Zeigefingern auseinander, während er den Professor vielsagend angrinst. Alexander kommt tatsächlich aus dem Konzept. „ – Vor…zur Vor…beugung – Vorstell…“ Schnell schüttelt er den Kopf und wendet sich ab. „Wo war ich, Ja…?“ Die Studentin verschränkt beleidigt die Arme vor der Brust. „Susanne.“ „Oh.“ Heinrich und Tim kichern derweil albern vor sich hin. Als Heinrich sich von Tim verabschiedet hat und bei Alexander auf dem Professorenparkplatz ankommt, empfängt ihn dieser mit ernstem Blick, die Arme verschränkt, ans Auto gelehnt. „Du glaubst nicht wirklich, dass wir das Ding benutzen.“ Der Junge sieht ihn überzeugend unschuldig an. „Wieso denn nicht?“ „Wieso nicht?! Wie würdest du es finden, wenn Bonpland mir irgendwelches Sexspielzeug schenken würde, damit ich’s mit dir ausprobier?!?“ Heinrich grinst ihn an. „Oh, das würd ich ganz toll finden.“, meint er. Alexander schüttelt stur den Kopf. „Ich zieh das Ding nicht an, kannst du vergessen.“ „Wer hat denn gesagt, dass du’s anziehen musst?“, entgegnet der Junge verschmitzt. Der Ältere wirft ihm einen irritierten Blick zu, und schneller als er schauen kann, hat sich Heinrich zu ihm hochgereckt und ihm einen Kuss auf die Lippen gehaucht. „Jetzt steig schon ein“, meint das Geburtstagskind, „Wir haben heute noch was vor.“ Nachdem die beiden sich zuhause noch ein wenig schick gemacht haben, und Heinrich sein Geburtstagsgeschenk, nicht ohne einen nörgelnden Kommentar von Alexander, bei sich auf dem Nachttisch platziert hat, geht es zu Michael und Juliane. Als sie dort ankommen, hat sich Alexanders Laune schon wieder gebessert, was wohl auch daran liegt, dass Heinrich fast die ganze Fahrt über seine rechte Hand beansprucht hat, die er sich an die Wange gelegt und immer wieder betont hat, was für ein Glück er doch habe, wie traumhaft das sei, mit ihm seinen 21. Geburtstag zu feiern, ihn an seiner Seite zu haben, von ihm geliebt zu werden… „Komm, jetzt hör auf.“, hat ihn der Ältere schließlich mit einem breiten Grinsen unterbrochen und ihm durch die Haare gewuschelt. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie viel ihm Heinrich bedeutet; es wäre erschreckend viel. Als ihnen die Tür geöffnet wird, kommt ihnen eine Ladung Konfetti und eine Ulrike im Ami-Look entgegen. „Alles, alles Gute zum Geburtstag, mein Brüderchen!“, ruft sie, während sie ihren Bruder kräftig durchknuddelt. „D-danke…“, bringt der ein wenig außer Atem heraus, bevor sie in den Flur eintreten können. „Ulrike, nein…wer kehrt denn das vor meiner Haustür wieder weg…“, jammert Michael. Als er jedoch das Geburtstagskind erblickt, hellt sich sein Gesichtsausdruck schlagartig auf. „Heinrich! Herzlichen Glückwunsch!“, begrüßt er ihn und zieht ihn in eine Umarmung. Während er sich dann Alexander zuwendet, wird Heinrich noch einmal von seiner Mutter umarmt. „Ihr kommt wie gerufen.“, stellt diese fest, „Das Essen ist gleich fertig.“ „Was gibt es denn?“, fragt ihr Sohn nach. „Na, was wohl?!“, mischt sich Ulrike ein. „Braten mit Kartoffelbrei!“, vermutet Heinrich freudig, womit er richtig liegt, „Alex, meine Mama macht den besten Kartoffelbrei überhaupt!“ „Na, da bin ich mal gespannt.“, meint sein Freund und hängt ihre Jacken im Flur auf, bevor sie sich auf den Weg ins Wohnzimmer machen. Dort stürzt sich Heinrich gleich mit einem freudigen Schrei auf den Tisch mit den Geschenken. „Halt, halt, halt…!“, hält ihn Michael lachend am Arm auf, „Erst wird gegessen.“ Es ist sonst noch niemand fertig, da hat Heinrich schon alles in sich hineingeschlungen und will aufspringen. „Warte doch noch, bis wir alle fertig sind, mein Schatz.“, bittet ihn seine Mutter. Der Junge räuspert sich und setzt sich wieder hin. Er weiß nicht, wieso er es nicht mehr abwarten kann, aber vielleicht wollte er einfach nur schon aufstehen, weil er weiß, dass er das jetzt darf. Bei seinem Vater hätte er sich das nie getraut… Seine Mutter lächelt ihn an. „Es gibt noch Kuchen.“ „Nutellakuchen?“, hakt Ulrike skeptisch nach. Juliane nickt, woraufhin die andere ihr Gesicht verzieht. „Bäh…Wie kann man so süßes Zeug essen…“ „Also, mir hat’s heute Morgen geschmeckt.“, meint Alexander. „Ich hätte auch gerne schon mal probiert.“, meldet sich Michael zu Wort, „Aber Juliane hat mich nicht naschen lassen…“ Die grinst ihren Liebsten nur an und drückt ihm einen Kuss auf die Wange. „Wir können doch aber den Kuchen essen, nachdem ich meine Geschenke ausgepackt hab, oder?“, bettelt Heinrich mit so einem Blick, dass alle nur schmunzeln und nachgeben können. „Also, es hat sehr gut geschmeckt.“, wendet sich Alexander an Juliane, als er sein Besteck auf dem Teller ablegt. „Oh, danke.“, entgegnet diese etwas peinlich berührt. „Aber echt!“, stimmt auch Ulrike zu, und ihre Züge werden für einen Augenblick ganz weich, als sie ergänzt: „Das hab ich irgendwie vermisst.“ Juliane kann darauf nur gerührt das Lächeln erwidern. „So! Meine Geschenke!“, macht Heinrich wieder auf sich aufmerksam, und endlich folgen ihm die anderen hinüber zum Sofa, wo er sich vor dem Tisch auf den Teppich setzt. Wie eine Katze die Maus betrachtet er die drei Geschenke: Das größte ist – prüfend tippt er es mit dem Finger an – weich und rechteckig, nicht so hoch. Das andere ist fast ein Würfel, der auch nachgibt. Das Letzte ist ein mit Herzen beklebter Umschlag. Zielsicher greift sich Heinrich als erstes das Größte. Da sein Vater ihm stets antrainiert hat, die Klebestreifen sorgfältig aufzutrennen, damit man das Papier noch ein weiteres Mal verwendet kann, reißt er es nun mit größter Freude in Fetzen. „Ach, das ist ja…!“ Entzückt hebt er das babyblaue Pyjamaoberteil in die Höhe, auf dem Schneewittchen abgedruckt ist. „Aw, ihr seid so süß! Wem hab ich das zu verdanken?!“ „Deiner Mutter, aber ich wurde einkaufen geschickt.“, meldet sich Michael. „Danke!“, ruft der Junge und fällt erst Michael, dann seiner Mutter um den Hals. „Schau mal“, meint Juliane und fährt über das Bild, „Das ist ein sogenannter Sublimationsdruck, das heißt, die Farbe ist in den Stoff eingedampft, hab ich mir erklären lassen. Du kannst den Pyjama also so oft waschen, wie du willst.“ Als Heinrich seine Mutter skeptisch anblickt, wird diese rot. Ulrike kichert. Michael sitzt ahnungslos dabei, während Alexander erst Ulrike, dann Juliane und schließlich seinen Freund entsetzt anblickt. Aber um vor Michael nicht mit der ganzen Geschichte vom berüchtigten „Disney-Pyjama“ rausrücken zu müssen, geht keiner von ihnen auf Alexanders nicht gestellte Frage ein. Heinrich wendet sich stattdessen dem zweitgrößten Paket zu. Zum Vorschein kommt eine karierte Baskenmütze mit Schirm. „Die ist von dir, Ulli.“, stellt der Junge mit einem breiten Grinsen fest, als er sie sich aufsetzt. „Wie kommst du da drauf?“, entgegnet seine Schwester schmunzelnd. „Alex wuschelt mir viel zu gerne durch die Haare, als dass er mir ne Mütze schenken würde.“ Während die anderen lachen, springt Heinrich auf, um sich im Flur im Spiegel zu betrachten. Als er zurückkommt, fällt er Ulrike um den Hals. „Danke! Die gefällt mir außerordentlich gut.“ „Na, das hoff ich doch.“ Immer noch seine neuerworbene Mütze auf, wendet sich Heinrich also dem letzten Geschenk zu. Grinsend nimmt er den Umschlag mit den Herzen in die Hände und setzt sich bei Alexander auf den Schoß. „So was Kitschiges hätte ich dir gar nicht zugetraut.“, raunt er seinem Freund zu. „Es hat mich plötzlich überkommen…“, meint Alexander mit einem Lächeln. „Na, dann.“, entgegnet Heinrich und fängt an, den Umschlag zu öffnen. Als er den Inhalt hervorholt, starrt er erst einmal nur sprachlos auf das Papier. Genauer genommen sind es zwei aneinandergeheftete Eintrittskarten, zu etwas, was er schon tausendmal gesehen hat, aber noch nie wirklich dort war. „D-da…! E-ein…w-w…!“ Alexander gibt ein erschrockenes Keuchen von sich, als Heinrich ihm um den Hals fällt. „Aaaaaaah!!!!! Wir gehen zum Fußballländerspiel! Ins Stadion! Oh, mein Gott!!“ „E-es ist leider erst im März…“, bringt Alexander heraus, wird aber sofort mit tausenden Küssen seitens Heinrichs ruhiggestellt. „Gegen Frankreich! Oh, wie soll ich dir – wie soll ich dir dafür jemals danken…?!“ Sichtlich glücklich sinkt der Junge an Alexanders Brust, der ihm ein wenig überfordert über den Rücken fährt, während die anderen sich mit Heinrich freuen. „Es ist…es ist noch was im Umschlag.“, merkt Alexander nach ein paar Sekunden an. „Echt?!“ Sofort ist sein Freund wieder aufgesprungen und sucht den Boden nach dem vor Freude in die Luft geworfenen Kuvert ab. Am Ende des Teppichs findet er es. Tatsächlich, es ist noch etwas drin, Postkartengröße… Von der Sofaecke aus können die anderen drei gut beobachten, wie sich Heinrichs Augen weiten, als er die Karte betrachtet. Mit Genugtuung stellt Alexander fest, dass dem Jungen die Röte ins Gesicht steigt. „Oh, mein…B-bist das…?!?“ „Zeig her!“, ruft Ulrike ungeduldig und grabscht ihrem Bruder die Karte aus den Händen. Dass auch sie schlucken muss, verschafft Alexander noch mehr Genugtuung. „Ach du Scheiße!“, ruft Ulrike und wirft die Karte entsetzt weg, sodass sie bei Michael auf dem Schoß landet. Während er und Juliane ebenso beeindruckt das Bild betrachten, stürzt sich Heinrich wieder bei seinem Freund auf den Schoß. „B-bist das du, Alex?! Das bist doch du, oder?!?“ Lachend fährt ihm der Ältere durch die Haare. „Ja, das bin ich. Gefällt dir das Foto?“ Der Junge kann nur heftig nicken. Da reicht ihm Michael die Karte wieder, und er betrachtet noch einmal seinen Freund, der ihn vom Schwarzweiß-Foto so intensiv anblickt, dass er glaubt, er stehe vor ihm, nass und nackt, die rechte Hand über seinem Schritt. „W-wer“, fängt Heinrich an, „Wer hat das Foto gemacht?“ „Lena.“, kommt es von Ulrike, die sich wieder erholt hat. „Lena? Deine Freundin?“ „Meine schon ziemlich lange Ex-Freundin, ja.“ „Dreh die Karte mal um.“, fordert ihn Alexander auf. Als Heinrich gehorcht, kommt ein Gutschein zum Vorschein, für – „Ein Fotoshooting?!“, ruft der Junge aufgeregt. „Ja, für uns beide.“, meint Alexander, „Wenn du willst.“ „Auja!“ Es tritt eine Stille ein, in die Heinrich glücklich hineingrinst, als würde er jeden Augenblick anfangen zu schweben, da erhebt sich Juliane. „Kuchen?“ Als bei Kleist/Humboldt zuhause die Tür ins Schloss fällt, tänzelt Heinrich freudig durch die Wohnung. „Das war der wunderschönste und tollste Geburtstag, den ich je hatte!“ Alexander freut es, seinen Freund so glücklich zu sehen, und hängt auch gerne seine in die Ecke geworfene Jacke auf. „Weißt du, was jetzt noch fehlt?“, fragt ihn der Junge mit leuchtenden Augen und krallt sich an seiner Brust ins Shirt, „Ein gelungener Abschluss.“ Schmunzelnd sieht Alexander auf ihn herab und gibt ihm einen Kuss. „Gerne.“ Freudig macht sich Heinrich wieder von ihm los, stibitzt ihm die Tüte mit den Geschenken, die er getragen hat, und stürmt die Treppe hinauf. „Geh schon mal ins Schlafzimmer, ich komm auch gleich!“ Alexander begibt sich also nach oben, wo er sich das Shirt über den Kopf zieht. Es landet auf dem Schlafzimmerboden, seine Jeans folgt auch gleich. Als er auf dem Bett sitzt und sich gerade die Socken auszieht, betritt Heinrich das Schlafzimmer. In seinem neuen Disney-Pyjama. „Nein.“, lacht der Ältere. „Doch.“, entgegnet Heinrich und nimmt auf seinem Schoß Platz, um ihn zu küssen, „Hat dir doch letztes Mal so sehr gefallen, dass du deine Finger gar nicht von mir lassen wolltest.“ Alexander erwidert hierauf nichts mehr, sondern küsst seinen Freund nur zurück, während er über den dünnen, weichen Stoff fährt. Alles Widersprechen wäre sowieso nur Lügen. ------------------- So. Erst mal bis hierhin. Wenn ich mit Heinrichs Geburtstag fertig bin, dann geht's bei Schloss Tegel weiter :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)