Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 94: ------------ Die Augen aller Anwesenden sind entsetzt auf Clara gerichtet, die doch tatsächlich eben auf die für eine Frau lebenswichtige Frage, ob sie verhütet haben, mit einem „Ja, das war ja die Sache…“ geantwortet hat. „Ihr hab nicht verhütet?!!!“ Bevor Clara etwas erwidern kann, erheben sich von der Bar aus ein paar genervte Stimmen. „Wenn wir nicht mehr bedient werden, Ulli, okay, aber könntet ihr euch bitte etwas leiser eure Bettgeschichten erzählen?!?“ „Genau! Interessiert uns nen Scheißdreck, ob die verhütet haben, oder nicht.“ „Oder ob die Rothaarige ne Domina ist.“ „Oder ob sie so wahnsinnsgroße Titten hat.“ Ulrike wirft den drei Männern einen tödlichen Blick zu. „Dafür, dass es euch nicht interessiert, habt ihr ja überraschend viel mitbekommen!“, ruft sie hinüber. „Und wieso will der Kleine da nichts von Brüsten wissen? Is der ne Schwuchtel, oder wie?“ Es scheppert laut und der Mann, der die letzte Äußerung von sich gegeben hat, fliegt, vom Tablett am Hinterkopf getroffen, vom Barhocker. „Ich bekomm sechs Euro fürs Bier, und lass dich hier nie wieder blicken!“ Wütend schnaubend nimmt Ulrike wieder am Tisch Platz. „Okay, du kannst.“, meint sie, an Clara gewandt. Diese beantwortet endlich die von allen gestellte Frage. „Ich sitz also auf seinem Schoß, mach ihn noch ein bisschen geil, dann merk ich, wie er mich an der Hüfte fast und mich doch tatsächlich auf sich ziehen will.“ „Hey, hey, was wird das?“ „Ich dachte, wir kommen endlich zur Sache.“ „Ohne Kondom, oder wie?“ „‘ab grad keinen da.“ Sie erwiderte sein Grinsen, aber ihres war nicht ganz echt. Was dieser Typ sich nur herausnahm…! „Schön, dass ich immer eins dabei hab.“, meinte sie und stieg von ihm herunter, um vor ihm auf dem Motorradsitz Platz zu nehmen. „Da in meiner Tasche.“ Er sah sie fragend an. „Ja, entweder, du ziehst dir so ein Ding über, oder das wird nichts mit uns, Süßer. Dann mach ich’s lieber mit deinem Motorrad, das reicht mir auch.“ Heinrich beginnt zu lachen. „Ich kann mir richtig sein verdattertes Gesicht vorstellen! Das hast du richtig klasse gemacht, Clara! Ich bin stolz auf dich!“ „Tja, ich musste ihm diese Lektion erteilen.“, entgegnet die Rothaarige mit einem Grinsen, „Und stell dir vor, er war ganz brav und hat meine Tasche nach meinem Kondomvorrat durchwühlt, während ich mich ein wenig mit seinem Motorrad amüsiert hab…“ „Ahhh, dieses Bild…“ Entzückt sieht Ulrike ihre Tischnachbarin an. „Dann ist er zurückgekommen und hat geschworen, mich für diese Schikane jetzt richtig hart ranzunehmen. Ich hab ihm dann mal gezeigt, was „richtig hart rannehmen“ überhaupt heißt.“ Mit einem Zwinkern beendet Clara diese Episode. Während sie mit der zweiten im Hausflur und der dritten im Bett fortfährt, holt Ulrike Nachschub zum Trinken; Juliane klingt sich ein wenig aus. Sie kann gar nicht glauben, dass es Menschen gibt, die so offen über solche Sachen reden können. Hätte sie nur ein bisschen mehr Mumm, dann wären sie und Michael schon viel früher endlich mal dazu gekommen. Stattdessen hat sie geglaubt, er wolle gar nicht so weit mit ihr gehen, und er dachte, ihr reiche das Küssen und Kuscheln. Erst als er dann endlich nach ihrem Besuch bei Heinrich und Alexander die Sache angesprochen hat, konnte sie mit Mühe und Not zugeben, was sie von ihm wollte. Michael konnte es gar nicht glauben, dass sie seit Heinrichs Geburt keinen Sex mehr gehabt hatte. Aber Joachim ist nicht der Typ für Zärtlichkeiten gewesen, und dann hatten sie beide so viel mit den Kindern zu tun… Sie hat es nie wirklich vermisst, aber seit sie weiß, dass sie sich in Michael verliebt hat, verspürt sie den Drang, ihm auch auf diese Weise nahe zu sein. Und ihre Aussprache hat sich gelohnt. Er ist so zärtlich zu ihr, jedes Mal überhäuft er sie mit Komplimenten, die sie immer rotwerden lassen, sagt ihr, wie sehr er sie liebt… Letzte Woche hat er sie völlig aus der Fassung gebracht: Wie sehr er es doch bereut, niemals in den Genuss gekommen zu sein, Vater zu werden. Seitdem ist er noch zuvorkommender und liebenswürdiger zu ihr, sodass sie wirklich nicht weiß, was sie tun soll… „Und dann“, dringen Claras Worte wieder zu ihr, „hat der mich doch tatsächlich gefragt, ob ich die Dusche benutzen will.“ „Ja, ähm…“ Heinrich versteht nicht ganz, worüber sie sich aufregt, „Ist das nicht nur höflich, bei einem One-Night-Stand?“ „Ich weiß ja nicht, wie das in der Schwulenszene oder bei anderen Frauen läuft, aber bei mir heißt One-Night-Stand immer, dass der, der nachhause einlädt, am nächsten Morgen wenigstens noch fürs Frühstück sorgt, wenn der Sex annehmbar gut war.“ „Duschen? Gerne, Süßer, morgenfrüh, während du das Frühstück richtest, okay?“ „Äh…oui.“ „Das hat er gemacht?“ „Jap. Ist zum Bäcker gedackelt und hat frische Brötchen geholt. Zur Belohnung hab ich ihm zum Abschied dann sogar – letztendlich doch – einen geblasen.“ Ulrike springt entsetzt auf. „Ich glaub, ich hab einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen.“ Heinrich erwidert das Grinsen der Rothaarigen. „Das können wir ganz einfach herausfinden.“, meint er und holt sein Handy heraus. „Hey, Schatz, ich bin’s. … Jaa, wir haben unseren Spaß. Du auch? … Wusst ich’s doch, dass wir die armen Pflanzen die ganze Zeit schon total falsch behandeln. Gut, dass du jetzt mal Bescheid weißt, wie man sich richtig um sie kümmert. … Genau. Du, ich wollt fragen: Hat sich Bonpland zufällig bei dir gemeldet?“ Die Frauen horchen auf. „Aha.“, kommt es interessiert von Heinrich. „Ahja. … Mhm. … Dann gib mir doch einfach die Nummer von ihm, dann kann sich Clara aussuchen, ob sie sich nochmal bei ihm meldet.“ Triumphierend reckt die Rothaarige eine Faust gen Himmel und klatscht daraufhin mit Adele ein, die ihr eine Hand entgegenhebt. Als Heinrich sich von seinem Freund verabschiedet und aufgelegt hat, wendet er sich an Clara: „Er ist, Zitat: „total baba“, was wohl soviel heißt, wie „von den Socken“, was du mit ihm, Zitat: „abgezogen“ hast. Außerdem ist er, Zitat: „trés verwirrt“, was das für Gefühle sind, ob er einfach nur eine Revanche will, oder ob du ihm – was er natürlich schon kategorisch ausgeschlossen hat – vielleicht doch tatsächlich, Zitat: „den Kopf verdreht“ hast.“ „Gotcha!“, ruft Clara freudig, „Ich spendier euch allen ne Runde Freibier! So viel Spaß hatt ich lange nicht mehr mit einem Mann!“ Heinrich hat indessen die SMS von Alexander mit Bonplands Nummer erhalten, die er auf dem Block von Ulrike notiert, bevor er das abgerissene Blatt Clara reicht. „Viel Spaß damit.“ „Den werd ich haben.“, verspricht die Rothaarige. „Sooo…“, fängt Adele an, „Dann erzähl du doch mal ein bisschen, Heinrich.“ „Ich?“ Erstaunt sieht der Junge seine Freundin an. „Was denn?“ „Zum Beispiel was es mit der „Unschuld“ deines Disney-Pyjamas von heute Morgen auf sich hat.“ „Oookay“, meint Ulrike, „Ich sorg dann mal lieber fürs Freibier.“, und erhebt sich. „Adele…“, fängt Heinrich an, „Meine Mutter hört zu.“ Juliane kichert leise. „Der Pyjama mit Ariel, oder der mit den Aristocats?“ Der Junge sieht sie geschockt an. „Heute Morgen der mit Ariel…“, nuschelt er beschämt. „Also?“, hakt Adele noch einmal nach. „Naja...“, fängt Heinrich an, „Alex wollte halt…aber ich wollte nicht, weil ich den Pyjama doch schon so lange hab und…ich hab ihm erzählt, dass ich nicht will, dass er dreckig wird, weil man ihn mit der Hand waschen muss, da sonst der Aufdruck abgeht – was auch stimmt, aber…“ „Du wolltest nicht, dass Alex dich in deinem Disney-Pyjama, an dem noch so viele Kindheitserinnerungen hängen, durchnimmt und dem Pyjama so die kindliche Unschuld raubt.“ Heinrich hebt Clara einen Zeigefinger entgegen. „Geeenau.“, meint er, „So in etwa.“ Adeles Augen weiten sich mit Erkenntnis. „Also…wart ihr grad…miteinander zugange, als ich angerufen hab…?!?“ „Ja, so kann man das nennen.“, entgegnet Heinrich. Seine Mutter schlägt sich die Hand vor den Mund und sie läuft knallrot an. „I-ich…“ Der Junge räuspert sich. „Ja, ähm…du hast uns auch…unterbrochen – Aber zum Glück! Mein Disney-Pyjama ist dir dankbar dafür.“ „Freibier!“, kommt es von Ulrike, als sie mit einem gefüllten Tablett Cocktails am Tisch erscheint. „Freibier?“, lacht einer der Männer an der Baar höhnisch. „Freibier für Frauen, ihr Idioten!“, kläfft Ulrike. „Freibier mit Niveau!“, ruft Clara und prostet den Männern zu. So genießt die fröhliche Runde ihre Cocktails und Ulrike bekommt zahlreiche Komplimente für ihre Mixkunst. „Ich muss Alex mal nach dem Namen von dem Cocktail fragen, den ich in New York getrunken hab, damit du den mal versuchen kannst.“, meint Heinrich, „Der schmeckt nämlich echt spitze!“ Clara fängt plötzlich an lauthals zu lachen. Verwirrt sehen die anderen sie an. „Gott, ist das komisch! Mir ist nur grad aufgefallen, was…was…!“ „Jetzt sag schon!“, fordert sie Adele auf, „Wir wollen auch lachen.“ Die Rothaarige versucht sich zu beherrschen, bevor sie sich Ulrike zuwendet und ihr einen pikanten Blick zuwirft. „Na“, fängt sie an, „Schmeckt dir der Cocktail?“ Ulrike sieht sie ein wenig verwirrt an. „…Ja…?“, entgegnet sie vorsichtig. Claras Grinsen wird breiter. „Und ich dachte, du stehst nicht auf Schwänze.“ Adele ist die erste, die die Anspielung auf die Übersetzung aus dem Englischen versteht, dann stimmt auch Heinrich ins Gelächter mit ein. Juliane läuft rot an. Sie wird wohl nie mehr einen Cocktail trinken können, ohne hieran zu denken. „Cock – tail“, lacht Heinrich, „Ist das nicht gleich zweimal Schwanz?“ „Ach, ihr seid doch alle total albern.“, grummelt Ulrike, „Und pervers! Eigentlich heißt das nichts anderes als „Hahnenschwanz“ und das hat rein gar nichts mit dem zu tun, an was ihr wieder denkt.“ Als Heinrich Hunger bekommt und auch die Damen meinen, sie könnten etwas zu essen vertragen, erlaubt ihnen Ulrike, beim Lieferservice zwei Straßen weiter was zu bestellen. Als der Anruf kommt, das Essen wäre jetzt fertig, schickt sie zwei der Männer an der Bar los, im Gegenzug zu einem Freibier. „Und die kommen trotzdem immer wieder?!“, fragt Clara erstaunt. „Jap.“, antwortet ihr Ulrike und wirft Heinrich einen unauffälligen Blick zu, „Normalerweise ist Holly hier, meine neue Bedienung. Du weißt schon: Niedliches Gesicht, kurzer Rock, Strapsen…“ „Aaah…“, kommt es von Clara, „Jetzt versteh ich, wieso sie das über sich ergehen lassen.“ An Adele gewandt ergänzt sie: „Da müssen wir nochmal vorbeikommen und uns diese Holly mal anschauen, oder?“ Adele will gerade etwas erwidern, da räuspert sich Heinrich. „Ähm, genau, wie lange bleibt ihr denn noch in Berlin?“, will er wissen. „Noch bis Donnerstag.“, antwortet ihm die Jüngere, „Meinst du, wir finden noch einen Termin, an dem du und Alex uns die Stadt zeigen könnt?“ „Naja…wohl eher nicht.“, gibt Heinrich zu, „Ihr wisst ja, die Uni…und dann mach ich grad noch meinen Führerschein…“ „Oh, schade!“, jammert Clara, „Und Alex hat wirklich auch so viel zu tun?“ „Ja. Leider.“, meint Heinrich. Wenn die wüssten, dass Alex ja im Moment eigentlich frei hat… „Aber, Clara“, fängt er an, „Du könntest doch deinen französischen Verehrer fragen, ob er ein wenig Sightseeing mit euch macht.“ Die Rothaarige winkt ab. „Nee, ich glaub, dafür ist der nicht geeignet.“ „Naja, vielleicht reißt Adele jetzt ja einen auf, der euch die Stadt zeigen kann.“, lacht der Junge. Seine Freundin zeigt ihm den Vogel. Heinrich kommt erst spät abends nachhause. Er findet Alexander auf dem Sofa vor dem Fernseher vor. „Na? Ausgetratscht?“, wird er mit einem Grinsen begrüßt. „Jap.“, antwortet Heinrich und steigt ihm auf den Schoß, „Alle Geheimnisse über unser Sexleben ausgeplaudert.“ Im ersten Moment scheint ihm der Ältere das tatsächlich zuzutrauen, denn seine Augen weiten sich, dann muss er schmunzeln. „Jaja, das sieht dir ähnlich.“ Genießerisch fährt er dem Jungen mit seinen Händen die Seiten entlang, über die Taille, hinab auf den Hintern. „Darf ich bitte meine schlechte Reaktion von diesem Morgen auf deinen neuen Look wiedergutmachen?“, fragt er leise. „Versuch’s mal.“, fordert ihn Heinrich mit einem spitzbübischen Grinsen auf. „Du siehst geil aus.“ „Das hat mir Clara schon gesagt. Sogar Adele.“ Alexander sieht eine Weile überlegend zu ihm auf. „Gut“, meint er schließlich, „Dann muss ich mich wohl besser ausdrücken.“ „Bitte.“ Der Ältere lässt seine Hände wieder am Jungen hinaufwandern, zieht ihn näher zu sich, sodass er ihm die Lippen an den Hals legen kann. „Du siehst nicht geil aus, du machst mich geil. Weil ich mir, wenn ich dich so seh, vorstell, wie…unverschämt du sein kannst…wie verrucht… Wie du mir mal so richtig zeigst, wo’s langgeht…“ Heinrich hat es sich wirklich vorgenommen, diese Situation hier auszukosten, aber bei den letzten Worten seines Freundes kann er nichts dagegen machen, dass er knallrot anläuft. Lachend fasst Alexander nach seiner Wange. „Na gut, das müssen wir noch üben.“, meint er und küsst den Jungen leidenschaftlich. Heinrich lässt es zu, dass ihm die große Hand durch die Haare fährt, seine Frisur ruiniert, die ihn doch so männlich gemacht hat… „Du…“, bringt er heraus, „Du magst mich viel zu sehr, wenn ich süß und niedlich bin, nicht?“ Zärtlich fährt ihm Alexander über die Wange und haucht ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich mag dich viel zu sehr, egal wie du gerade bist. Du hattest das schon von Anfang an, dass du ziemlich schüchtern, aber im nächsten Moment wieder total aufgedreht bist. Egal, wie du bist, das bist du, Heinrich, und dich mag ich viel zu sehr.“ „Viel zu sehr, als dass?“, fragt der Junge und schlingt seine Arme um den Hals seines Freundes. „Als dass ich dich jemals wieder hergeben würde.“, flüstert Alexander und küsst ihn erneut. „Ich liebe dich.“, haucht Heinrich. „Ich dich auch.“ … „Wir haben aber nur Zeit für nen Quickie hier auf dem Sofa, ich muss noch meine Unterlagen für morgen richten.“ Alexander verdreht die Augen. „Siehst du, das ist es, was ich so an dir liebe.“ ------------------------------ Soo…ich dachte mir, ich häng das heute gleich mal an^^ ST gibt’s dann morgen :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)