Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 87: ------------ Es ist Samstag, und die Woche hat tatsächlich ohne eine Beschuldigung seitens Eggebrecht geendet. Die Philosophieseminare, in denen Tim und Heinrich – wie Alexander stark vermutet – nur über eines getuschelt haben, haben auch alle Beteiligten heil überstanden. Nur Heinrich ist mit seiner Einstellung stur geblieben, es Alexander partout nicht zu erlauben, ihn im Café zu besuchen. „Oder ich hol dich wenigstens mal ab.“ „N…naja…“ „Komm schon.“ „Okay, aber wirklich erst um Sieben, wenn wir Schluss haben!“ „Ja, ist ja gut.“, seufzt Alexander. Er weiß nicht, was der Junge für ein Problem hat. Will er etwas vor ihm verheimlichen? Am Ende ist er von Ulrike zum Tellerwäscher degradiert worden und will es bloß nicht vor ihm zugeben… Alexander verbringt den Samstag also wieder alleine. Seine freie Zeit nutzt er dafür, ein wenig die Seminare für nächste Woche vorzubereiten, mal seine E-Mails zu checken (erstaunliche 27 Mails von Bonpland – Was will der denn?!? – Ah, was mit ihm trinken gehen und ab der 16. Mail ganz dringend seine Telefonnummer, da man ihn per Mail ja anscheinend nicht erreichen könne…) und schließlich macht er sich auf den Weg zu seinem Bruder, bei dem er zum Mittagessen eingeladen ist. Caroline begrüßt ihn an der in griechische Säulen gefassten Eingangstür. „Grüß dich, Alexander.“ Sie streckt sich ein wenig, um ihm links und rechts ein Küsschen zu geben. „Tag, Caroline. Geht’s dir wieder besser?“ „Ja, danke. Ich hab mich erholt.“ „Deine Begonien sehen wieder einmal umwerfend aus.“ „Oh, Dankeschön.“ Sie durchqueren gemeinsam die große, geflieste Eingangshalle. Kurz vor der Tür zum Salon bleibt Alexander stehen. „Was ist?“, fragt Caroline ein wenig erstaunt, als ihr Schwager abwartend seine Hände hebt und lauscht. „Ist Gabi nicht da?“, kommt es nach einigen Sekunden von ihm, „Sie hätte mich schon längst angefallen.“ Caroline winkt lächelnd ab. „Ja, unsere Kleine ist im Landschulheim für drei Tage.“ „Oh. Schön.“, erwidert Alexander, ebenfalls mit einem Lächeln, und meint damit den Zustand, dass er sich heute nicht mit seiner zwölfjährigen Nichte herumschlagen muss. Der Nachmittag klingt mit Kaffee und Kuchen aus, und der Bemerkung Wilhelms, dass er das nächste Mal seinen Freund mitbringen müsse. Alexander nickt ein wenig erstaunt, aber lächelnd, und er muss sogar grinsen, als er sieht, dass seine Schwägerin genauso erstaunt über die Worte ihres Mannes ist. Naja, sie wird damit klarkommen müssen. Alexander muss damit klarkommen, dass es erst halb Fünf ist, als er wieder in Berlin ist. Er entschließt sich also dazu, die Straßenbahn zu nehmen, um ein wenig länger zum Café zu brauchen. Keine gute Entscheidung, muss er feststellen, als ihm gegenüber zwei junge Männer Platz nehmen, die unaufhaltsam über irgendeine Frau reden, die sie, nicht zu überhören, unheimlich anziehend finden. „Und hast du gesehen, wie der Typ im Anzug sein Messer hat fallenlassen? Hat geglaubt, er kann das mit ihr machen, er is was Besseres, aber der Hammer, als sie sich bückt und nicht das Messer aufhebt, sondern ihm damit in den Schuh sticht!“ „Das wär mir so was von scheißegal gewesen, hätt sie’s nur bei mir gemacht!“ „Ich hab sie angefasst, gestern.“ „Was?! Wann?!?“ „Wusstest du, dass sie Strapsen trägt, unter dem Kleid?“ Alexander beschließt, jetzt schon aufzustehen und sich Richtung Tür zu bewegen, wo zwei ältere Frauen miteinander über ein paar Kochrezepte philosophieren; das hört er sich dann doch lieber an, als Gespräche über irgendwelche Strapsen an Frauenbeinen… Leider steigen die zwei Typen auch dort aus, wo er die Bahn verlässt – und ganz erstaunt ist Alexander, als sie vor ihm ins Café Ulli laufen. Ein wenig irritiert bleibt er davor stehen. Es hört sich da drinnen wirklich ziemlich laut und voll an. „Na? Auch wegen Holly da?“ Überrumpelt dreht sich Alexander zu einem großen, älteren Mann um, der ihm anerkennend auf die Schulter klopft. „Klar biste wegen Holly hier.“, beantwortet er sich die Frage selbst mit einem Grinsen, „Ich hab die Kleine ja schon überreden wollen, bei mir ihren Führerschein zu machen, aber sie will nicht.“ „Ähm…Holly…?“, wiederholt Alexander skeptisch. Da betrachtet ihn der Fahrlehrer mit einem ungläubigen Blick. „Wat, du kennst die Holly nicht?! Da haste was verpasst, sag ich dir! So ein süßes Ding, zum Anbeißen… - aber pass auf, mit der ist nicht zu spaßen.“ Ein wenig genervt macht sich Alexander von dem anderen los. „Ich werd’s mir merken.“, meint er, bevor er das Café betritt. Erstaunt muss er sich im Raum umsehen. Es sind tatsächlich mehr Tische. Und alle belegt. Genauso, wie die Bar, hinter der Ulrike steht. Gut, da wäre also schon einmal Ulrike. Schnurstracks geht Alexander auf die Bar zu, wo ihn die junge Frau mit einem „Oh, hi, Alex!“, empfängt. „Wo ist Heinrich?“, fragt Alexander und versucht ruhig zu bleiben. „Heinrich? Der…der ist grad in der Küche und…“ Verärgert stützt sich Alexander auf der Teke ab und sieht sie warnend an. „Er hat mir gesagt, er darf bedienen. Und jetzt hör ich überall was von irgendeiner Holly! Wo ist er?! Ich hoff stark für dich, du hast ihn nicht zu deinem Tellerwischer gemacht, denn dafür ist Heinrich zu schade!“ Ulrike zieht ihre Augenbrauen zusammen. Mit einem genervten Stöhnen wuschelt sie sich durch die Haare. „Verdammte Scheiße, Heinrich! Soweit geht meine Geschwisterliebe nicht, dass ich mich von deinem Typen anpöbeln lass!“ Sichtlich gereizt kommt sie hinter der Bar hervor und packt Alexander am Arm. Sie zerrt ihn zu einem der Tische, von dem sie einen älteren Mann verscheucht, der sich gefälligst zu ihr an die Bar stellen solle, wenn er eh nur zum Saufen da sei. „Da! Setz dich hin!“, befiehlt sie Alexander regelrecht. „Ich regel das, warte hier.“, meint sie, bevor sie fluchend davonstürmt. Alexander bleibt tatsächlich mehr als verwirrt sitzen. Er schaut sich im Café um, sucht aber vergeblich nach dieser Holly. Aber der Fahrlehrer kann doch kein anderes Café gemeint haben, oder? Nein, sicherlich nicht. Ein Gespräch am Tisch hinter ihm, wo Holly denn jetzt hin sei, er hätte sie dem anderen doch zeigen wollen, überzeugt ihn vom Gegenteil. Alexander kann es nicht fassen. Sie ist doch seine Schwester! Wie kann sie ihm etwas versprechen und ihn dann mit so einem miesen Job abspeisen?!? „Entschuldigung, was darf ich Ihnen bringen, mein Herr?“ Irritiert sieht Alexander zu der jungen Frau auf, die plötzlich vor ihm steht. Er will sie schon ärgerlich wegschicken, da fällt ihm auf, dass er das schwarzweiße Lolitakleid mit den vielen Rüschen und der Schleife über der Brust gar nicht so abstoßend findet, wie er es eigentlich sollte. Ein Grund, wieso Alexander stutzig wird. Ein Grund mehr ist das schüchterne Lächeln, das sie ihm mit ihren roten Lippen zuwirft, der Blick aus den blauen, schwarzgeschminkten Augen. Ihre Haare sind ebenfalls schwarz, dicht und kinnlang mit Pony. Die Strähnen vorne, die noch aus dem weißen Haarreif herausschauen, sind gekringelt und umranden ihr Gesicht auf liebliche Art und Weise. „H…Hein…?“ „Holly.“, sagt sie und zupft an den ausladenden Rüschen ihres kurzen Rocks herum. Alexander kann nicht anders, als ihrer Hand mit seinem Blick zu folgen. Ja, Strapsen, eindeutig. „Möchten Sie etwas trinken, mein Herr?“, fragt sie. ------------------- Naaa…?? Überrascht? XD Wohl eher darüber, dass es endlich wieder weitergeht...^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)