Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 69: ------------ Ich bin wieder da, und es geht endlich weiter :) **** Alexander öffnet seine Augen, vom Piepsen des Weckers geweckt. Sofort macht er das nervige Gerät aus und lässt sich zurück auf seine Ellenbogen sinken. Heinrich liegt neben ihm, friedlich schlafend. Es wird sich nichts ändern. Wie sehr er das hofft. Wie sehr er hofft, sein Leben lang neben diesem wunderbaren Menschen aufwachen zu dürfen. Sanft streicht er dem Jungen eine Strähne aus der Stirn. Eine Hand legt er ihm auf den Bauch, mit der er ganz langsam das T-Shirt hochschiebt. Als er seinem Freund kleine Küsse auf Bauch und Brust haucht, wacht dieser auf. „Nnn…? Alex…“ „Guten Morgen, mein Schatz.“, flüstert der Ältere und drückt dem anderen einen Kuss auf die Lippen. „Bist du mir noch böse?“ „Nein…“, murmelt Heinrich verschlafen und zieht seinen Freund zu sich herunter, um ihn erneut zu küssen. „Nicht, wenn du deine unbegründete Angst vergisst und heute Abend endlich mit Kondomen nachhause kommst.“ „Das klingt gut.“, meint Alexander schmunzelnd, bevor er sich aus der Umarmung des anderen löst. „Musst du wirklich schon los?“, fragt Heinrich ein wenig wehleidig, während sein Freund zum Schrank läuft, um sich ein neues Hemd rauszusuchen. „Ja, leider.“, antwortet Alexander, „Freu dich auf heute Abend.“ „Ich werd meinen Jungfräulichkeitsabschied feiern.“, meint Heinrich. Der Ältere muss lachen. „Aber trink nicht zu viel.“ „Herrgott, Alexander!“ „Oh, shit.“ Schuldbewusst starrt der Professor auf den Kaffeefleck, der jetzt den Teppichboden im Büro des Universitätsleiters ziert. „Du warst schon heute Morgen so geistesabwesend! Was ist mit dir los?!“ „Nichts. Wirklich nichts.“, versucht Alexander sich rauszureden und stellt die Tasse lieber auf dem Schreibtisch ab. „Nicht auf die Unterlagen…!!!“ „Oh, sorry…“ Mit einem schweren Seufzer nimmt Wilhelm wieder auf seinem Stuhl Platz und fächelt sich ein wenig Luft zu. „Eggebrecht hat wirklich nicht übertrieben.“, murmelt er. „Eggebrecht? Was hat der schon wieder für Lügenmärchen erzählt?“, hakt Alexander nach. „Keine Lügenmärchen.“, entgegnet Wilhelm, „Er hat mich nur besorgt darauf aufmerksam gemacht, dass du wohl Alkoholprobleme hast, weil dir heute in der Vorlesung tausendmal die Kreide runtergefallen ist und du völlig aus dem Konzept gekommen bist.“ „Woher weiß Eggebrecht das?!“, beschwert sich der Beschuldigte. „Trinkst du, Alexander?“ „W-was?!?“ Er beginnt zu lachen. „Wilhelm, wie kommst du darauf?“ „Zeig mir deine Hände.“ „W-wie?“ „Deine Hände, Alexander!“ Der Professor streckt seinem Bruder widerwillig die Hände über den Schreibtisch entgegen. „Du zitterst.“ Alexander steht ruckartig auf. „Ach was!“, meint er und fährt sich mit beiden Händen durch die Haare, während er beginnt, im Zimmer auf und ab zu laufen. Wilhelm sieht ihn skeptisch an. „Wieso bist du so nervös, Alexander? So hab ich dich das letzte Mal vor deiner Einschulung erlebt.“ Seufzend bleibt der Professor stehen und stützt sich auf der Lehne seines nun leeren Stuhls ab. „Wir– “, beginnt er, „Heinrich und ich wollen heute Abend unser erstes Mal haben.“ „Heute Abend?!?“ Heinrich erschrickt fürchterlich, als ihn seine Schwester an den Schultern packt. „Überleg dir das nochmal! Das muss nicht sein, weißt du?! Es lebt sich auch ganz gut ohne Sex – ohne Sex mit Männern jedenfalls…“ „Ulli…!“, lacht der Junge und stößt sie ein wenig von sich. „Da gibt’s nichts mehr zu überlegen. Es steht fest.“ „Puh. Gut. Es steht fest, dass du dich ihm nicht hingibst.“ „Netter Versuch, Ulli, aber ich werd mich ihm hingeben – und wie ich mich ihm hingeben werd…“ „Oookay, danke für die Information, ich werd sie dann auch gleich mal wieder aus meinem Gedächtnis löschen.“ „Du hast nachgefragt!“, rechtfertigt sich Alexander. „Du hättest wissen müssen, dass ich so was nicht hören will.“ „Aber lieber, dass ich Alkoholprobleme hab, oder wie?!“ Wilhelm sieht ihn besorgt an. „Die Tatsache, dass ich nicht an deinen sexuellen Aktivitäten interessiert bin, mal außer Acht gelassen: Deshalb bist du so durch den Wind?!?“ Alexander nimmt seufzend wieder auf seinem Stuhl Platz. „Ja.“, antwortet er, „Ich…ich weiß ja selbst nicht, wieso…!“ „Gott, ich bin vorhin beinah in ein Auto reingerannt, so war ich in Gedanken versunken…!“ Ulrike stellt ihm lachend eine Cola hin. „Was hatte ich ein Glück, dass das mit Lena so spontan passiert ist.“, meint sie und streckt ihrem Brüderchen die Zunge raus. Heinrich verdreht die Augen. „Ihr habt ja weder Gleitgel noch Kondome gebraucht.“ „Tjaaa…da würd ich mir mal Gedanken machen…“ „Ich hab mit ihm schon drüber geredet, dass das…dass ich das nicht gewohnt bin, eine Beziehung auch nach dem Sex…!“ „Du bist gar keine Beziehungen gewohnt, Alexander, das ist dein Problem.“ „Und, weißt du, das Problem ist ja, dass er so groß ist. Überdurchschnittlich, wenn ich das von den nackten Männern in den Zeitschriften beurteilen kann…“ „Lalalalalaaa…ich kann dich nicht hööööören…! Lalalaa…“ „…aber es fühlt sich sooo gut an! Schon die Finger! Ulli, wie kann dir das bloß reichen?!“ „Reicht’s jetzt, ja?“ Alexander versucht ein Lächeln, als er aufsteht. „Danke, Wilhelm, dass du mir zugehört hast. Ich weiß, wie schwer dir das gefallen ist.“, meint er. „Ach, du hast ja keine Ahnung…!“, entgegnet sein Bruder mit einem Grinsen, „Jetzt reiß dich zusammen, den restlichen Tag über. Und übertreib’s heut Abend nicht, der Junge ist für Montag wieder hier angemeldet.“ „Ich geb mein Bestes.“, verspricht Alexander mit einem Zwinkern. Als der Professor mit dem Auto in Berlin vor der Wohnung hält, hofft er, dass Heinrich nicht aus dem Fenster schaut. Er muss nämlich noch zur Apotheke an der Ecke, bevor er zu ihm hinauf kommt. Nein, er hat die Kondome nicht vergessen, nur bei jeder Gelegenheit, sie am Wegesrand kaufen zu können, hat er sich eingeredet, es komme ja noch eine. Im Endeffekt hätte er sich eigentlich was Schöneres vorstellen können, als gerade in der Apotheke seinen Einkauf zu machen, in der sie in Zukunft wohl alle ihre Medikamente holen werden. Seufzend betritt Alexander den Laden. „Guten Tag.“, wird er von der jungen Frau hinter der Theke freundlich begrüßt. „Guten Tag.“, grüßt Alexander nervös lächelnd zurück. Auch noch eine Frau. Das kann ja heiter werden. Erst einmal geht er selbst auf Suche und hofft inständig, dass er die Dame vor dem Bezahlen nicht ansprechen muss. Doch Fehlanzeige. Erstens findet er seine Größe nicht, zweitens lugt die Frau schon ganz interessiert zu ihm herüber. „Kann ich Ihnen helfen?“ Augen zu und durch. „Ja, wenn Sie Kondome in XL-Größen haben. Wenn’s geht auch mit einer höheren Wanddicke.“ Der interessierte Blick der Frau wandert an ihm herunter. Alexander räuspert sich. „Oh, ja!“, reißt er damit die junge Frau aus ihrer Trance. „Das haben wir hier! Moment! Bin gleich wieder da! Ich eile! Ich fliege!“ Nachdem er bezahlt hat, verlässt Alexander so schnell es geht die Apotheke. Die Frau macht ihm Angst. Vor allem, da sie sich das Gesicht an der Scheibe plattdrückt und ihm so dreckig hinterhergrinst… Als Alexander im Erdgeschoss des Hauses ankommt, stellt er sich vor, wie Heinrich zu ihm sagt, er habe es sich doch anders überlegt. Heute nicht. – Irgendwie eine unbefriedigende Vorstellung, muss er feststellen. Im ersten Stock stellt er sich vor, wie Heinrich gar nicht da ist und nie wieder kommt. – Das Allerschlimmste! Im zweiten Stock angekommen hat er keine Zeit mehr, sich irgendwas vorzustellen, denn er öffnet nur die Tür und schon begrüßt ihn Heinrich mit einem stürmischen Kuss. – Irgendwie eigentlich ganz vielversprechend. ---------- Und ich bestätige von offizieller Stelle: Wirklich vielversprechend. Keine Ausreden und Tricks mehr, versprochen ;D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)