Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 63: ------------ Es ist kurz nach Elf. Adele und Clara sitzen schon ein Weilchen am Frühstückstisch, ihnen gegenüber Heinrich. Alexander ist gerade am Büffet und holt Marmelade. Für Clara. Dabei bringt er gleich noch eine Schüssel Müsli für Heinrich mit und einen Obstsalat für Adele. Die Rothaarige wendet ihren Blick vom summenden Professor, der gerade an der Milch ansteht, zu dessen Freund. „Was hast du gestern mit ihm gemacht?!“, fragt sie skeptisch. Heinrich zuckt nur unschuldig mit den Schultern, wobei dazu das spitzbübische Grinsen auf seinem Gesicht nicht passen will. „Clara, so was fragt man nicht.“, nuschelt Adele mit geröteten Wangen. Ihre Freundin sieht sie übertrieben entsetzt an. „Hallo?! Die Frage war total unschuldig gemeint! An so schweinisches Zeug hab ich gar nicht gedacht! Wirklich!“ „Wer’s glaubt…“, kommt es von Heinrich. Clara sieht ihn gespielt entrüstet an, doch da kommt Alexander schon mit einem Tablett an den Tisch. „Einen Obstsalat für die Dame.“ „Oh, danke.“ „Und die Marmelade für Lady Marmelade.“ Clara zieht ihre Augenbrauen hoch. „Alex, jetzt übertreibst du’s aber.“, merkt Heinrich an. Sein Freund lacht nur und nimmt neben ihm Platz, bevor er ihm einen zärtlichen Kuss gibt. „Und zu guter Letzt dein Müsli, mein Schatz.“ Als Heinrich bei dieser Anrede wieder rot anläuft, müssen die beiden Frauen schmunzeln, was es für den Jungen noch peinlicher macht. Nachdem alle Teller leer sind und die vier ihren Kaffee beziehungsweise Orangensaft leergetrunken haben, macht sich Abschiedsstimmung breit. „Wie lange bleibt ihr noch?“, fragt Heinrich die zwei Frauen. „Noch fünf Tage.“, antwortet ihm Adele. „Wir können ja mal was zusammen unternehmen, wenn ihr wieder zurück in Deutschland seid.“, schlägt er vor. „Ja, auf jeden Fall!“, stimmt Clara begeistert zu. „Hier“, meint sie, als sie aus ihrer kleinen Handtasche ihren Geldbeutel herausgeholt hat, „Meine Karte mit Handynummer und Adresse und allem. Zur Not findet ihr uns auch auf Facebook.“ „Das ist praktisch.“, entgegnet Heinrich und steckt sich die Karte in die Hosentasche. „Wir müssen dann auch.“, meint Alexander und erhebt sich. Zum Abschied kommen die beiden Herren nicht drum herum, sich von den beiden Frauen umarmen zu lassen – was bei Adele weniger kräftig ausfällt, als bei Clara, die die beiden regelrecht zu zerquetschen droht. Schnell rettet Alexander seinen Freund aus ihrer Umarmung, kann jedoch nicht verhindern, dass sie dem Jungen noch schnell einen Kuss auf die Wange drückt. „Tschau, macht’s gut!“ „Ihr auch!“ „Meldet euch mal!“ „Wird gemacht!“ Als die beiden im Taxi sitzen, reibt sich Heinrich immer noch panisch die Wange. „Hab ich da jetzt Lippenstift kleben, Alex?! Hab ich da was? Jetzt schau doch mal nach – oh, mein Gott, mach’s weg…!“ Lachend beugt sich der Ältere zu ihm herunter und leckt ihm kurzerhand über die kontaminierte Wange. „So, alles wieder bereinigt.“, meint er. Heinrich ist zufrieden. Wie Alexander es ihm prophezeit hat, freut sich der Kleine regelrecht auf den Flug. Er kann es kaum erwarten, bis die Maschine abhebt. „Was hast du denn vorhin mit deinem Bruder telefoniert?“ „Ich hab ihm gesagt, wann wir zuhause ankommen.“ „Oh, will er dich gleich besuchen kommen?“ „Mhm.“, kommt es nur von Alexander, während er seinem Freund über die Wange fährt. Amüsiert sieht ihn Heinrich an. „Ist was mit dir, Alex, heute?“ „Was soll denn sein?“, ist die Gegenfrage. „Du…du bist so zärtlich…“ Der Ältere haucht dem Jungen einen Kuss auf die Lippen. „Darf ich das nicht mal sein, hm?“ „Oh, doch.“, entgegnet Heinrich und stupst mit seiner Nase gegen die des anderen. „Sag mir bloß, damit ich Bescheid weiß, ob das immer der Effekt ist, wenn ich dir den Abend zuvor einen geblasen hab.“ Alexanders Augen weiten sich entsetzt über die Wortwahl seines Freundes und noch einmal, als sich die Dame vor ihnen pikiert zu ihnen herumdreht und er in ihr die Frau vom Hinflug nach Venezuela erkennt. Heinrich kichert nur ungehalten. Als die Maschine in Berlin auf dem Rollfeld aufsetzt, merkt Alexander, wie Heinrich seine Hand ein wenig fester drückt. Er selbst wird von einem Gefühl erfasst, das man als Erleichterung beschreiben kann, wieder zuhause zu sein. Ob Heinrich genauso denkt, oder ihn eher gerade wieder die Vergangenheit einholt…? „Wie geht’s dir?“, fragt Alexander, als die Motoren auslaufen. „Noch gut.“, antwortet der Junge mit einem leichten Lächeln. Den Flughafen verlassen sie in Alexanders Jeep um halb Acht abends. Heinrich ist ein wenig still geworden, doch als der Professor auch die zweite Möglichkeit verpasst, aus der Stadt herauszufahren, meldet er sich endlich zu Wort. „Wo…wo willst du hin?“ Alexander antwortet nicht, sondern grinst nur vor sich hin. „A-aber nicht wieder zu diesem Bonpland! Das…das kann ich jetzt am wenigsten gebrauchen…!“ „Nein, nicht zu Bonpland, keine Angst.“, beruhigt ihn sein Freund, mehr verrät er jedoch nicht. Heinrich ist mittlerweile ganz schön nervös, als sie in Berlin Charlottenburg vor einem Altbau halten. „Auf. Aussteigen.“, fordert Alexander den Jungen auf, als der noch wie gelähmt auf seinem Platz sitzt. Verwirrt sieht Heinrich zu, wie Alexander zu einem der Eingänge läuft, wo er sich von einem älteren Mann umarmen lässt. „Heinrich, jetzt komm schon!“, ruft er den Jungen zu sich. Als dieser nah genug gekommen ist, legt der andere ihm einen Arm um die Schultern und sieht zu dem Fremden auf. „Darf ich bekannt machen: Das ist Wilhelm, mein Bruder, dein Universitätsleiter. Wilhelm, das ist Heinrich.“ Äußerst überfordert reicht Heinrich dem Mann die Hand, der ihn freundlich anlächelt. Er hat tatsächlich Alexanders Augen. „Freut mich sehr, dass wir uns endlich mal kennenlernen.“, meint Wilhelm. „J-ja, mich – mich auch.“, bringt Heinrich heraus. „Wir sprechen uns nochmal ausführlich und wo, wo’s gemütlicher ist, Herr Kleist, aber ich muss jetzt auch schon wieder los.“ „O-okay…“ Mit einem plötzlich wieder ernsten Blick wendet sich Wilhelm an seinen jüngeren Bruder und drückt ihm einen Schlüsselbund in die Hand. „Wenn du auch nur an einer Kleinigkeit was auszusetzen hast, Brüderchen…!“, raunt er Alexander drohend zu, bevor er ohne einen weiteren Ton im silbernen Mercedes verschwindet, hinter dem der Professor geparkt hat, und davonrauscht. „W-was war das eben?!“, fragt Heinrich völlig verwirrt. Sein Freund drückt ihm einen Kuss auf die Stirn. „Überraschung.“, meint er und schließt die Eingangstür auf. Als der Junge dem anderen die Treppen hinauffolgt, kommt ihm eine leise Ahnung. „D-du hast doch nicht…?!“ Alle seine Fragen sind beantwortet, als sie im zweiten Stock ankommen und an der Tür das selbstgebastelte Schild mit den rosa Häschen vorfinden: Schwulen-WG. Hektisch reißt Alexander das Schild herunter. „Wilhelm, dieser A…!“, nuschelt er, räuspert sich, schließt schließlich auch die Wohnungstür auf. Heinrich glaubt zu träumen, als er den Flur betritt, der in einem warmen Orange gestrichen ist. An der Garderobe hängt seine Jacke, seine Schuhe, die er nicht mit in Amerika hatte, stehen unter der Heizung. Ganz benommen folgt er Alexander in die Küche, deren Schränke und Arbeitsflächen aus hellem Holz sind. Durch eine Ablage ist sie vom Wohnzimmer abgetrennt, das mit einem flauschigen Teppich ausgelegt ist. Das rote Sofa und der Sessel sind auch neu, den Fernseher erkennt Heinrich wieder, genauso wie den Schrank mit der DVD-Sammlung. „Hier geht’s weiter.“, macht Alexander auf sich aufmerksam und steigt eine Wendeltreppe empor, die ins offene Stockwerk führt, das den hinteren Teil des Wohnzimmers überdacht. Auch das Schlafzimmer, das sie betreten, lässt den Jungen sprachlos: das neue große Bett, dessen Matratze noch viel weicher scheint, die hellblaue Wandfarbe… „Es sind mehr Schränke.“, merkt Alexander an, „Deine Sachen sind schon alle eingeräumt. – Und schau, wir haben jetzt auch einen großen Spiegel hier.“ Heinrich will etwas erwidern, aber da unterbricht ihn der Ältere. „Warte, wir sind noch nicht fertig.“, meint er, „Unten die Gästetoilette hast du ja schon gesehen, hier ist unser Bad.“ Als Alexander die Tür öffnet, kann der Junge nur staunen. Eine Badewanne und eine Dusche, und die Fliesen sind so schön… „Und das Wichtigste – neben dem Schlafzimmer:“, führt ihn sein Freund weiter, „Jeder von uns hat ein eigenes Arbeitszimmer bekommen.“ Als sie Heinrichs betreten, und der Kleine sieht, dass auch hier schon alles an seinem Platz ist, als wenn es dort schon immer hingehört, kommen ihm die Tränen. Alexanders Augen weiten sich erschrocken und er fasst den Jungen an den Armen. „Ge-gefällt’s dir nicht?! Sollen wir – “ „Du Idiot!“, schluchzt Heinrich, „Natürlich gefällt’s mir, ich bin nur so…mein Gott, Alex, du ruinierst dich ja für mich…!“ Weinend schmeißt er sich dem Älteren um den Hals Erleichtert fährt ihm Alexander über den Rücken. „Zwei Millionen sind nicht so leicht zu ruinieren, Kleiner…“ Sein Freund sieht schniefend zu ihm auf: „Ich…ich glaub, ich hab mich gerade unsterblich in deinen Bruder verknallt.“ Alexander schenkt seinem Freund einen entsetzten Blick. Da beginnt Heinrich leise zu lachen, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ja, er…er hat das alles hier für uns organisiert und eingerichtet…Hat er das alles selbst gemacht? Ich mein – es waren sicher Handwerker da, aber…“ „Wilhelm hat mir die Wohnung auf meinen Auftrag hin beschafft und meine Schwägerin hat ein Händchen für Innenarchitektur und den Garten.“, erklärt Alexander und ergänzt nebenbei: „Das sind dann aber auch schon ihre einzigen Vorzüge…“ „Apropos Garten…“, meint er dann, „Wir haben auch einen Balkon.“ „E-echt?!?“, kommt es aufgeregt von Heinrich. „Ja, im Wohnzimmer.“ Sofort stürmt der Junge wieder die Treppe hinunter. „Tatsächlich!“, ruft er begeistert und öffnet die Tür. „Und man kann ihn sogar auch von der Küche aus betreten.“, berichtet Alexander weiter. Heinrich bestaunt ergriffen die Blumenkästen auf dem Geländer, bevor er hinab auf die Stadt schaut. „Oh, Alexander, zwick mich bitte, damit ich sicher bin, dass es kein Traum ist!“ „Ich weiß da was Besseres…“, entgegnet der Professor und legt von hinten die Arme um seinen Freund, und als dieser seinen Kopf zu ihm umdreht, küsst er ihn. ---------- War das zu erwarten…?? Oder hab ich euch überrascht? ^^ Wer von euch ist genauso glücklich drüber wie ich, dass die beiden endlich - endlich wieder zuhause sind?! :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)