Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 56: ------------ „Alex, was sollte das?!“ Alexander sieht nicht zu seinem Freund auf, während er seinen Geldbeutel aus dem Rucksack rauskramt. „Was meinst du?“ „Was wohl! Wie kommst du auf die Idee, mit diesen…!“ „Du hättest ja widersprechen können.“, meint Alexander und setzt sich seinen Hut auf. „Ja, klar!“, mault Heinrich. „Bist du fertig?“ Außer sich starrt der Junge seinen Freund an, der wartend an der Tür steht, als wenn nichts wäre. „Was ist denn jetzt daran so schlimm, Heinrich, dass die beiden mitgehen?“ „D-das sind Frauen!“, kommt es mit Entsetzen von dem Kleinen, was Alexander zum Schmunzeln bringt. „Ach, würden zwei Männer mit uns mitkommen, dann wär das in Ordnung für dich, ja?“ „J-ja, wenn sie nicht schwul sind, ja.“ Alexander tritt mit einem Lächeln an Heinrich heran und drückt ihm seinen Hut auf den Kopf. „Du bist also wieder eifersüchtig, hm?“ Der Junge weicht seinem Blick aus. „Das…das ist doch klar, so wie – wie die Rothaarige es auf dich abgesehen hat…!“ „Tja.“, kommt es nur von Alexander, bevor er sich umdreht und das Zimmer verlässt. Entrüstet stürmt ihm Heinrich hinterher. „Alex…!“ Der Ältere bleibt an der Treppe stehen und blickt seinen Freund an. „Wenn ich nicht will, dass du meinen Hut trägst,“, sagt er und nimmt diesen dem Jungen vom Kopf, „dann setz ich ihn mir selbst auf.“ Verwirrt folgt Heinrich dem anderen nach unten, wo sie in der Eingangshalle noch ein paar Minuten warten müssen, bis die beiden Frauen zu ihnen stoßen. Clara trägt über ihrem Rock ein braunes Top mit schwarzer Spitze, trotzdem noch viel zu weit ausgeschnitten, wie Heinrich bemerkt; Adeles ärmellose Bluse ist türkis. Seine Jeanshose ist kürzer als ihre, wie der Junge gefällig bemerkt. „So, dann machen wir uns mal auf den Weg, oder?“, fordert Clara die Gruppe auf und schubst Alexander ein wenig an. „Dein Hut erinnert mich an Indiana Jones.“, sagt sie mit einem Zwinkern, was Angesprochenen zum Lachen bringt. Heinrich will nicht allzu wütend dreinschauen, als er Adele hinter den beiden die Tür aufhält. Der Tag wird zum Horrortrip. Nun, das ist jedenfalls Heinrichs sehr subjektive Sicht der Dinge. Er versucht wirklich, sich von der Atmosphäre New Yorks begeistern zu lassen, die Stadt mit ihren beeindruckenden Wolkenkratzern und bunten Menschenmassen auf sich wirken zu lassen, aber das gelingt ihm nur bedingt. Nicht nur ist er davon abgelenkt, dass Clara seinem Alex regelmäßig viel zu nahe kommt und sowieso nur dummes Zeug labert, um ihn irgendwie in ein Gespräch zu verwickeln, sondern merkt er auch, dass ebenso Adele viel zu sehr seine Aufmerksamkeit beansprucht. Das fällt genauso Alexander auf, das erste Mal, als sie vor dem Flatiron Building stehen. Während Clara einmal ruhig ist und in ihrem Reiseführer blättert, sieht er zu den beiden anderen hinüber. Heinrich hat Adele ihre Eiswaffel abgenommen und reicht ihr ein Taschentuch, mit dem sie sich beschämt lächelnd das Kinn abwischt. Alexander beschleicht dieses Gefühl wieder, das er schon hatte, als er seinen Freund mit Tamaya gesehen hat. Eifersucht? Nein, bestimmt nicht. Vielleicht ist es sogar ein wenig Stolz, dass Heinrich ein richtiger Kavalier sein kann. Und wenn man sich vorstellt, dass der Junge dieses Verhalten Frauen gegenüber an den Tag lehnt, mehr intuitiv und vielleicht sogar aus einer Pflicht heraus, da er doch noch nie viel mit Frauen zu tun hatte, dann kann man darüber sogar schon schmunzeln. „Sind die beiden nicht süß?“, hört er Clara neben seinem Ohr sagen und spürt, wie sie sich mit einem Ellenbogen auf seiner Schulter abstützt. Alexander nickt nur lachend, da er diese Tatsache nicht leugnen kann. Um seine Begleiterin aber wieder von seiner Schulter abzuschütteln, dreht er sich zu ihr herum. „Und? Was sagt jetzt dein Reiseführer?“ Clara wuschelt ihre roten Locken im Nacken durcheinander, damit sie ihr über die Schulter nach vorne fallen. Das hat sie bis jetzt jedes Mal gemacht, wenn sie ratlos war. „Sorry, steht nix drin.“ „Tja“, meint Alexander mit einem Grinsen und geht ein wenig auf Heinrich und Adele zu, „Dann muss ich wohl herhalten, hm?“ „Auja!“, sieht Heinrich seine Chance, dem Älteren wieder ein klein wenig näher zu kommen, „Alex ist sowieso besser als jeder Reiseführer.“ „Och, du Schleimer.“, lacht Alexander und wuschelt Heinrich kurz durch die Haare. Adele kichert leise und hakt sich bei Clara ein. „Also, das Gebäude hier vor uns wird Flatiron Building genannt. Könnt ihr euch denken, wieso?“ „Na“, fängt Clara sofort an, „flatiron ist doch das Bügeleisen.“ „Ah!“, kommt es da von Heinrich und er sieht mit großen Augen zu seinem Freund auf, „Dann ist das hier also ein Hochhaus für Frauen!“ Clara stemmt ihre Hände in die Hüfte. „Na, Sportsfreund, du hast ja Vorstellungen…!“ Wohl nicht ganz so ernst gemeint entrüstet blickt sie Adele an. „Da ist das so ein süßer Hamster, und dann stellt sich raus, dass er der totale Macho ist!“ Heinrich pustet die Backen auf. „Süßer Ha-Hamster…?!“ Alexander kann nur lachen. Und besonders lustig findet er es, als Clara meint, sie müsse sich mit einem „War doch nur ‘n Scherz, Kleiner!“ bei Heinrich entschuldigen, und ihn an ihre Brust drückt. Der Ältere sieht jedoch ein, dass er seinen Freund aus dieser Unannehmlichkeit retten muss, und zieht ihn an der Schulter Clara aus den Armen. „Schau“, fängt er an und lässt seine Hand noch ein wenig weiter nach unten auf den Rücken des Jungen rutschen, „Hat das Gebäude nicht die Form eines Bügeleisens?“ „Hm. Ja, stimmt…“ In solchem Maße also gepeinigt muss Heinrich den anderen zur nächsten Sehenswürdigkeit folgen. Es ist gerade mal Zwölf, als sie am Empire State Building ankommen, und schon jetzt hat Heinrich die Hoffnung aufgegeben, dass er heute auch nur eine ruhige Minute in Zweisamkeit mit seinem Alex genießen kann. Er versteht es einfach nicht, was sein Freund sich dabei denkt! Wieso unternimmt er nichts gegen die Anmachversuche dieser…dieser rothaarigen…Hexe! Und wieso, vor allen Dingen, lässt er es zu, dass Adele mit ihm flirtet?! – Aber ja, natürlich, der Herr Humboldt kennt solche Gefühle wie Eifersucht ja nicht… „Heinrich? Ist alles in Ordnung?“ Adele sieht ihn besorgt an und fasst ihn am Arm. Ihre Hand ist so klein und zart. Ihm kommt der Gedanke, diese Frau gehöre nicht auf die Straße, sondern in ein Porzellanpuppenmuseum. „Der…der Fahrstuhl.“, bringt Heinrich heraus, als ihn nun auch Alexander und Clara besorgt ansehen. „Ja, sind halt schon ein paar Meter.“, meint die Rothaarige. „320, um exakt zu sein.“, entgegnet Alexander, und Clara sieht ihn beeindruckt an. Heinrich verdreht die Augen, weil er sieht, dass die Zahl über ihrem Kopf steht. Die Aussicht über die Stadt ist laut Clara „gigantisch“. Heinrich würde es im Grunde nicht viel anders beschreiben. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht tritt Adele neben ihn an die Brüstung und sieht entzückt hinab auf die umliegenden Wolkenkratzer. „Es scheint fast, als könnte man von hier bis ans Ende der Welt schauen, nicht?“, sagt sie leise und sieht erwartungsvoll zu ihm auf. Heinrich kommt ein ahnungsvoller Gedanke, und sofort schaut er hinüber zu Alexander. Tatsächlich, Clara steht neben ihm, viel zu nah neben ihm, und legt ihm einen Arm in den Nacken. Als der Junge spürt, wie sich sein Magen unschön zusammenzieht, wendet er seinen Blick ab. Er bekommt gar nicht mehr mit, wie Adele ihn besorgt ansieht, so zerfrisst ihn die Eifersucht. Und immer wieder fragt er sich, wieso, wieso verdammt, Alexander das zulässt?!? Wieder schaut er zu den beiden hinüber, und da bemerkt er, dass Alexander ihn ansieht. Sieht ihn an und rückt seinen Hut mit der freien Hand zurecht. Heinrichs Augen weiten sich. „Wenn ich nicht will, dass du meinen Hut trägst, dann setz ich ihn mir selbst auf.“ Ohne weiter zu zögern läuft der Junge zu den beiden hinüber, packt Alexander am Hinterkopf und zieht ihn zu einem Kuss zu sich hinunter. Heinrich spürt genau, wie sein Freund in den Kuss hineingrinst, und Clara ihn freigibt. Glücklich lächelnd nimmt ihn Alexander in die Arme, und sofort drückt sich der Junge an seine Brust. „Ich dachte schon, du machst den Damen gar nicht mehr klar, dass wir zusammengehören.“ „Hättest ja auch mal was sagen können!“, mault Heinrich noch etwas genervt. „Ich wollt aber, dass du das übernimmst.“, entgegnet Alexander und fährt ihm durch die Haare. Als der Junge seinem Freund einen Arm um die Hüfte legt und wieder aufschaut, sieht er zuerst Claras geschocktes Gesicht. Wobei man es „geschockt“ nicht wirklich nennen kann, wohl eher angsteinflößend fasziniert. „Adele, ohmeinGott! – Ach nein, ist das süß!“ Adele sieht noch etwas überfordert aus, sodass Clara sie erst mal in den Arm nehmen muss. „Tja, wir ham aber auch immer so ein Glück mit unseren Männern…“, meint die Rothaarige. „Tut mir Leid“, fängt Alexander an, „Ich hätt wirklich eher was sagen sollen, aber…“ „Nein, nein, schon gut.“, entgegnet Clara. Adele nickt. „Sonst hätten wir euch doch gar nicht so kennengelernt. Ihr seid nämlich wirklich…nett.“ „Ihr ja eigentlich auch,“, meint Heinrich, „aber das ist mein Alex.“ Die anderen müssen lachen. Ein Hubschrauber, der über der Stadt kreist, lenkt die Aufmerksamkeit der Gruppe wieder auf die Aussicht. Alexander schlingt seine Arme von hinten um den Bauch seines Freundes und legt den Kopf an seinen. Jetzt, denkt Heinrich, kann auch er den Tag endlich genießen. ----------- @Ran: Ja, Alex hat in seinen Straßenklamotten geschlafen, genauso wie Heinrich. Die beiden gehen immer leichtsinniger mit ihren Sachen um, da sie sich ja wieder in der Zivilisation wissen XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)