Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 53: ------------ Das Museum war gut mit dem Bus zu erreichen, Heinrichs Geschmack nach zwar etwas zu früh am Morgen, aber was tut man nicht alles für seinen Liebsten. Also sind die beiden nun, wie es sich für einen Museumsbesuch gehört, schon vormittags im Museo Nacional de Antropología unterwegs, das archäologische Funde und Artefakte, vor allem aus der Zeit der Mayas ausstellt. Während Alexander begeistert jedes dieser Ausstellungsstücke begutachtet und aufmerksam die Erklärungen dazu liest, scheint Heinrich insgesamt weniger begeistert. Obwohl die Texte auch auf Englisch abgedruckt sind, bleibt er nie lange irgendwo stehen und wuselt eher ungeduldig um den Älteren herum. Irgendwann reicht es dem und er schlingt seinem Freund plötzlich einen Arm um die Schultern und zieht ihn an seine Seite. „Hey, Alex…Lass mich los…“, murrt der Junge, doch Alexander denkt nicht daran. „Du machst mich ganz nervös, wenn du so hektisch hier rumrennst und mich laufend aufforderst, schneller zu machen. Das hier ist ein Museum, für das man sich gerne mal Zeit nehmen kann. Schau dir doch das hier mal an.“ „Oha, ein riesiger Stein.“, gibt Heinrich von sich und fiepst auf, als Alexanders Arm sich zur Strafe für diese unqualifizierte Aussage fester um ihn legt. „Das ist kein gewöhnlicher Stein, das ist la Piedra del Sol, der Stein der Sonne. Er wurde im Bereich des Haupttempels von Tenochtitlán entdeckt. Jede dieser Gravuren hat eine Bedeutung, jede Furche eine bestimmte Funktion und– “ „Ich find das trotzdem langweilig.“ Alexander seufzt laut. Heinrich sieht unsicher zu ihm auf. „Ich versteh ja, dass du das wahnsinnig interessant findest, aber…das ist nicht so mein Ding. Von mir aus können wir uns Gemälde anschauen, oder Ritterrüstungen und Waffen, aber keine ausgebuddelten Steine.“ Alexander schiebt Heinrich nach hinten und sie nehmen auf einer der Bänke im Raum Platz. „Heinrich.“, fängt der Professor eindringlich an und hat seine gute Laune noch nicht aufgegeben. „Hast du dich noch nie gefragt, wo diese „ausgebuddelten Steine“ herkommen? Wieso sie entstanden sind, wer sie geschaffen und wie man sie benutzt hat, was wir durch den Fund heute über damals sagen können?“ Der Junge will mit einem „Nein“ antworten, aber er zögert, weil er den anderen nicht verletzen will, und da spricht sein Freund schon weiter. „Ich glaub, ich erzähl dir mal ein bisschen was über Mexiko, hm? Ich mag es nämlich nicht, wenn du dich hier nur langweilst, ich will, dass dir unser Museumsbesuch nicht wie vergeudete Zeit vorkommt, sondern auch ein wenig Spaß macht, okay?“ Heinrich nickt leicht. Alexander steht also auf und zieht den Kleinen hinter sich her zu der Miniaturanlage am Anfang der Ausstellung, die das aztekische Mexiko darstellt. „Also“, fängt Alexander an. „Der Legende nach lebten die Azteken Nordöstlich von hier und brachen nach einer Weisung des Gottes Huitzilopochtli – “ Heinrich prustet plötzlich los. Der Professor sieht ihn erstaunt an. „Lopochtli…!“, kichert Heinrich, „Dreht man das um, hat man Polochtli…!“ „Ach, wie witzig…“, gibt Alexander weniger begeistert von sich. „Zurück zur Legende, ja?“ „Bitte.“ „Also, die Azteken sind auf das Geheiß ihres Gottes, der an dieser Stelle doch lieber anonym bleiben will, hier in diese Gegend aufgebrochen. Ihnen wurde prophezeit, dass sie sich dort ansiedeln sollten, wo ein Adler auf einem Feigenkaktus sitzt und mit einer Schlange kämpft.“ Alexander bricht wieder ab, da Heinrich ihm ein wenig zu skeptisch dreinblickt. „Was?“ „Ein Adler auf nem Feigenkaktus?! Echt? Und das haben die geglaubt?“ „Es ist eine Legende, Heinrich, aber wenn du jetzt an allem was auszusetzen hast, dann kann ich das hier auch lassen und mir weiter die Ausstellung ansehen, die mich interessiert.“ Bei diesen Worten versetzt es Heinrich einen Stich durchs Herz und er realisiert, dass Alexander wohl noch nie so mit ihm gesprochen hat. Aber auch der Ältere merkt, wie wütend er geklungen hat, und will sich schon entschuldigen, da kommt ihm sein Freund zuvor. „Tut mir Leid.“, sagt der Junge betreten, „Aber…das spricht mich alles halt nicht so an…“ Alexander betrachtet den anderen nachdenklich. So. Es spricht den jungen Herrn also nicht so an, was er zu erzählen hat. Dem kann leicht Abhilfe geschaffen werden… „Komm, wir gehen mal einen Stock höher.“, meint er und schiebt Heinrich ein wenig an. „Wieso das?“ „Weil es hier unten wirklich langweilig ist, hast Recht.“ Der Junge ist noch etwas skeptisch, aber er folgt dem Älteren. Oben biegt Alexander nach links ab, wo zahlreiche Tongefäße ausgestellt sind. Vor der letzten Vitrine bleibt er stehen. „Schau dir das mal an. Vielleicht findest du das interessanter als den „ausgebuddelten Stein“.“ Heinrich tritt ein wenig näher ans Glas heran, doch er sieht immer noch nur einen hölzernen, ausgehöhlten Stock. „Is nich dein Ernst.“ Alexander unterdrückt ein hinterhältiges Grinsen. „Ach, ja, sorry. Natürlich ist ein ausgebuddelter Ast nicht interessanter als ein ausgebuddelter Stein, hm?“ Heinrich antwortet nichts, sondern zieht nur seine Augenbrauen zusammen. „Aber“, fängt der Professor an und dreht sich zu ihn herum, „wenn man weiß, wo dieser Stock herkommt, wieso er entstanden ist und, vor allem, wie er benutzt wurde, ist das Ding gar nicht mehr so langweilig, glaub mir.“ „Aha.“, kommt es von Heinrich, der sich der Beschreibung zuwendet. Alexander sieht es schon als kleinen Fortschritt, dass der Junge sich die Mühe macht, den Text zu lesen. „Zum Kochen?!? Das soll interessant sein?!“ Jetzt kann der Ältere das Grinsen nicht mehr unterdrücken. „Jaha, das steht hier. Weil die Weltbevölkerung von heute, eingeschlossen die Museumsgänger, so unheimlich moralisch korrekt sind und Unmoralisches hier natürlich nicht lesen wollen.“ Der Junge sieht zu seinem Freund auf, jetzt doch ein wenig, ein klein wenig interessiert. „Aber du hast background information?“ „Ich hab background information, genau.“, antwortet Alexander und nimmt auf der Bank im Eck Platz, von der man die Vitrine noch ein wenig sehen kann. Heinrich setzt sich zu ihm. „Die Azteken, und auch die Mayas, waren nämlich genauso wenig verklemmt, wie die guten alten Römer und Griechen.“ „Ah…“, kommt es von Heinrich zusammen mit einem zögerlichen Nicken. „Dreimal darfst du raten, was die Azteken als wichtigen Bestandteil der Erziehung von Jugendlichen ansahen.“ „…Päderastie?“ „Der Kandidat erhält 100 Punkte.“, entgegnet Alexander mit einem Lachen. „Und…und was hat der Stock damit zu tun?“, hakt der Junge nach. Der Professor lehnt sich zurück an die Wand und schlägt die Beine übereinander, um seinen Freund amüsiert zu betrachten. „Wir interessieren uns ja plötzlich für Ausstellungsstücke.“, gibt er gespielt erstaunt von sich. „Lass den Quatsch und sag schon.“, fordert Heinrich mit gedämpfter Stimme, da gerade ein Besucherpärchen an der Vitrine in der Nähe stehengeblieben ist. „Immer mit der Ruhe.“, meint Alexander, „Wir waren noch bei der aztekischen Päderastie.“ „Jaja, Päderastie kenn ich.“ „Ich weiß.“, entgegnet der Professor, „Sogar in der Praxis.“ Heinrich läuft rot an und schaut ein wenig nervös zu den Besuchern, die sich immer noch nicht aus dem Staub gemacht haben. „Die verstehen uns eh nicht.“, wirft Alexander ein, bevor er fortfährt. „Päderastie kennst du, ja, aber du weißt noch nichts von dem Ritual, das jeder Junge bei den Mayas durchlaufen musste, um ein Mann zu werden.“ „Und das wäre?“, will Heinrich wissen. Alexander sieht ihn mit geneigtem Kopf an. Der Junge würde ihm gerne dieses einseitige Grinsen verbieten, das ihm immer wieder dieses Kribbeln in seinem Bauch beschert. „Du wirst mit Kaffee abgefüllt.“ „K-Kaffee?!“ „Ja, Kaffee wirkt in Mengen berauschend. Und löst Glücksgefühle aus. Und steigert die Sexlust.“ Heinrich räuspert sich. Er mag ja eigentlich keinen Kaffee, aber… „Nachdem du deinen Kaffee getrunken hast, wirst du zum Tempel geschleppt. In Begleitung einiger Männer.“ „Gutgebaute Männer?“ „Sicherlich.“ „U-und…was passiert dann?“ „Dann folgt die Zeremonie, während der – unter anderem – “, Alexander schlägt seine Beine wieder auseinander, „masturbiert wird.“ Als sein Gegenüber ihn nur nervös anblickt, und verzweifelt versucht, ihm in die Augen zu schauen, ergänzt er: „Auch mithilfe dieses Stocks.“ Heinrich sieht mit roten Wangen hinüber zur Vitrine, während er unruhig auf der Bank umherrutscht. Eine Frau, die an ihnen vorbeiläuft, beäugt die beiden kritisch, was Alexander nicht daran stört, weiterzureden. „Und dann beugt sich der junge Mann über den Altar, spreizt seine Beine, und einer der Älteren – “ „Ist gut, ist gut!“, unterbricht ihn Heinrich, „I-ich glaub, ich kann’s mir vorstellen.“ Alexander schenkt ihm ein Schmunzeln. „Das Museum hat Zeitungsberichten nach eine geheime Abteilung.“, hängt er an. „Da müssten noch mehr solche Geräte gelagert werden, wie zum Beispiel Phallusskulpturen, die als Dildos verwendet wurden…“ „Es reicht. Danke.“, meint Heinrich und steht etwas unbeholfen von der Bank auf. „Und ich dachte, du willst die Sachen noch sehen.“, entgegnet Alexander und erhebt sich ebenfalls. Als er schon weiterlaufen will, hält ihn sein Freund am Arm zurück. „Kann man…kann man da denn rein…?“ Der Professor muss grinsen und würde den Kleinen jetzt gerne in eine Ecke ziehen und – „Nein, leider nicht.“, antwortet er. „Aber ich kann dir noch ein paar andere interessante Sachen zeigen.“ Auf das Gesicht des Jungen legt sich ein vorfreudiges Grinsen. „Ausstellungsstücke.“, fühlt sich Alexander genötigt zu ergänzen, „Hier im Museum.“ ----------- Ja, hier ist es endlich. Die Idee von Ran, die beiden ins Museum zu schicken, wurde umgesetzt^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)