Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 32: Kapitel31_non-adult ------------------------------- Der Kaffee ist mal wieder kalt, als er den ersten Schluck nimmt, und er süßt noch mit einem Löffel Zucker nach. „Du bist spät, Alexander.“ „Ich weiß, aber wenigstens bin ich diese Woche überhaupt wieder da, findest du nicht auch, Bruderherz?“ Er stellt die Tasse ab, halb leer, und widersteht dem Drang, seine Krawatte zu lockern. „Wie siehst du nur wieder aus.“, seufzt Wilhelm. Alexander zuckt mit den Schultern, versucht kurz, seine Haare ein wenig zu ordnen, jedoch weniger erfolgreich. „Ich hab das Wochenende fast kein Auge zubekommen, jetzt, wo Heinrich doch bei mir im Bett schläft…“ Er zwinkert seinem Bruder zu, der nur abwinkt. „Verschone mich mit Einzelheiten, Alexander, und kümmer dich lieber darum, dass du pünktlich in dein Seminar kommst!“ Lachend schultert Alexander seine Tasche und macht sich auf den Weg. Tatsächlich ist er zu wenig Schlaf gekommen, seit er sich das Bett mit seinem Studenten teilt. Wer jetzt glaubt, sie würden die ganze Nacht irgendwelche Orgien abhalten, liegt falsch, so ist es nicht. Nur…der Kleine muss schon ziemlich müde sein, wenn er sich nicht an ihn schmiegt und das eine Mal frech, das andere Mal mit geröteten Wangen flüstert: „Alexander, können wir…?“ Genau diese Frage blieb auch gestern Abend nicht aus. „Alexander, können wir…?“ „Es ist schon halb Elf, Heinrich, wir müssen morgen früh aufstehen.“ „Na, und?“ Der Kleine schnurrte ein wenig, als er seine Beine um Alexanders Hüfte schlang. „Willst du mir erzählen, dass du etwa müde bist?“, meinte er, ließ seinen Professor nicht zur Antwort kommen, sondern nahm seinen Mund mit einem Kuss ein. Wieder einmal musste Alexander feststellen, was für ein wunderbarer Küsser Heinrich mittlerweile geworden ist. „Ich…ich bin wirklich müde, Heinrich, bitte…“ Der Kleine kicherte amüsiert. „Deine Augen vielleicht, aber andere Körperregionen wirken doch ganz aufgeweckt.“, stellte er fest. Nur allzu richtig, wie Alexander zugeben muss. „Du kannst auch da liegen bleiben, wenn du willst.“, hauchte Heinrich zwischen zwei Küssen auf Hals und Brust. Alexander antwortete darauf nichts mehr, sondern ließ es einfach geschehen. Nicht, dass er nicht mehr an Heinrich interessiert wäre, im Gegenteil. Nur darin liegt das Problem: Immer wieder fordert ihn der Junge auf, einen Schritt weiter zu gehen, ihn endlich zu nehmen, und jedes Mal muss ihm Alexander unter größter Selbstbeherrschung erklären, dass das nicht geht. Dann müsse man endlich etwas unternehmen, dass es geht, verlangt Heinrich dann immer, und gestern Abend hat er sich wohl gedacht, selbst die Initiative ergreifen zu müssen. Sie waren nicht dazu gekommen, es richtig zu tun, davon hat Alexander seinen Freund erfolgreich abhalten können, aber da er danach beschloss, erstmal duschen zu gehen, und Heinrich beschloss, mit ihm unter die Dusche zu steigen, wurde es doch reichlich spät, bis er zum Schlafen kam. Und das ist der Grund, weshalb, als Alexander den Seminarsaal betritt, schon alle wartend auf ihren Plätzen sitzen. „Guten Morgen, meine Herrschaften, meine Damen. Ich hoffe doch, Sie verzeihen mir die Verspätung…?“ Seine Fan-Reihen Mädchen nicken eifrig, und Heinrich deutet mit seinem spitzbübischen Grinsen an, dass auch er wohl nichts dagegen hat. „Ich bitte Sie sich das Johannes Evangelium für Donnerstag anzuschauen, wir wollen dann nämlich über seine philosophischen Grundgedanken sprechen.“ Damit entlässt Alexander seinen Kurs und macht sich daran, seine Sachen einzupacken. Dabei muss er feststellen, dass er ganz schön gespannt ist, ob irgendeine J immer noch zu ihm kommt, oder ob man ihn jetzt nach seinem doch bestimmt herumgesprochenen Comming-Out in Ruhe lässt. Aber nichts da: Es ist nicht die, die ihn bei Eggebrecht verpfiffen hat, sondern eine andere, die mit dem gerüschten Minirock. „Herr Professor?“ „Ja, was gibt’s denn?“, versucht er freundlich zu klingen. „Ich wollte nur…ich hab mir nämlich Sorgen gemacht, was mit Ihnen letzte Woche war…“ „Das ist nett, danke, aber mir ging es gut. Ich musste nur zuhause bleiben, da ich…jemanden zu pflegen hatte.“ Ach, hat er das nicht schön ausgedrückt? „Ah.“, macht da die Studentin nur und mit einem „Vielen Dank, bis dann.“, ist sie auch schon wieder verschwunden. Nach weiteren zwei Stunden und drei weiteren Nachfragen nach seiner Gesundheit seitens Schülerinnen und zwei seitens Kolleginnen, macht Alexander sich auf den Weg zum Café. Er hat am Morgen mit Heinrich abgemacht, dass sie sich zum Mittag dort treffen, und schon den ganzen Tag über überlegt, ob er ihn mit einem Kuss begrüßen soll oder nicht. Da Heinrich noch an keinem Tisch anzufinden ist, bleibt ihm also noch ein wenig Zeit, darüber weiter nachzudenken. Alexander sucht sich einen Tisch in der Mitte aus, und gleich kommt die Bedienung zu ihm, die ihn freundlich begrüßt. „Einen Kaffee, bitte.“, bestellt er, schlägt die Beine übereinander und schaut hinaus auf den Platz. Es dauert eine Weile – er hat schon seinen Kaffee – bis er bemerkt, dass etliche Studenten an den umliegenden Tischen sich ein paar Mal nach ihm umdrehen. Alexander versucht sich nichts anmerken zu lassen und fasst sich an den Hemdkragen. Mist. Doch nicht hoch genug. Aber bei diesen Temperaturen hätte er niemals einen Schal anziehen können… „Meinst du?“ „Ja, natürlich.“ „Er ist doch total anders drauf.“ „Und er war zu spät.“ „Humboldt hat eine Freundin.“ „Oh, wie ich diese Frau beneide…!“ „Was?“ „Humboldt hat ne Freundin.“ „Ach, deshalb war er heute so gut gelaunt.“ Alexander versucht ein Grinsen zu unterdrücken und wendet sich ab, aber auch auf der anderen Seite des Cafés wird kräftig diskutiert. „Ist das ein Knutschfleck?“ „Er war die ganze letzte Woche nicht da. Meint ihr es war wegen ihr?“ „Jessica hat gemeint, er hat sie pflegen müssen.“ „Ja klar, „pflegen“…“ „Um was geht’s?“ „Humboldt hat ne Freundin.“ „Was? Er hat eine…!“ „Ja, noch nicht gehört? Er hat die ganze letzte Woche für sie freigenommen.“ „Und ich dachte, ich hätte ne Chance…“ „Bestimmt is das doch voll die Zicke und wird ihn gleich betrügen.“ „Wenn ich diese Tussi in die Finger bekomm…!“ „Also ich geb nicht auf. Ich will wissen, was die bitteschön hat und ich nicht.“ „Genau, sie hat ihn bestimmt gar nicht verdient, so sieht’s aus!“ „Pschht, nich so laut, da drüben sitzt er doch…“ „Oh, schaut mal, da kommt der Freak.“ Alexander blickt auf, aber er sieht keinen Freak, sondern Heinrich, der etwas schneller über den Platz läuft. „Wo war der denn eigentlich letzte Woche?“ „Stimmt. Am Mittwoch hab ich schon gedacht, er ist endlich von ner Brücke gesprungen…“ Alexanders Grinsen wird breiter. Oh ja. Das wird ein Spaß. Still bedankt er sich bei seinen Umsassen, dass sie ihm die Entscheidung abgenommen haben. „Oh, nee…der will hier her.“ „Leg die Tasche auf den Suhl – bei uns is besetzt.“ Aber Heinrich denkt natürlich nicht mal daran, irgendwo bei den anderen Studenten Platz zu nehmen, sondern schlängelt sich durch die Tische hindurch. „Ey, der kann ja Lächeln, Leute.“ „Das is sogar ein Grinsen…!“ „Hä? Was will der…? Geht der zum Humboldt?“ „Hey, Kleiner.“, begrüßt Alexander den anderen voller Vorfreude und legt ihm eine Hand an den Hinterkopf, um ihn zu sich herunterzuziehen. Er gibt ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. Und noch einen. Und vielleicht noch einen etwas längeren…? Kichernd sieht ihn Heinrich an. „Wenn du Hunger hast, bestell dir was, ich bin grad nicht zu haben.“ Alexander küsst ihn noch ein letztes Mal kurz auf den Mund. „Mm, schade.“, meint er und lässt ihn dann gegenüber Platz nehmen. „Tut mir Leid, dass ich so spät bin, aber Eggebrecht wollte wissen, wieso ich die letzte Woche nicht da war.“ Alexander nickt. „Nicht schlimm. Was hast du ihm denn geantwortet?“ „Och…“, meint Heinrich und legt sich einen Finger ans Kinn. „Herr Kleist, darf ich erfahren, was Sie letzte Woche davon abgehalten hat, mein Seminar zu besuchen? Wie ich hörte, waren Sie überhaupt nicht an der Universität. Können Sie mir einen triftigen Grund dafür nennen?“ „Naja, also…mein Vater hat mich krankenhausreif geschlagen, weil er dachte, ich hätte dem Herrn Professor Humboldt den Schwanz gelutscht, was zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht gestimmt hat, aber da der Professor einschreiten konnte, wurde mein Vater verhaftet, und ich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus bei Professor Humboldt aufgenommen, damit meine Mutter ein wenig entlastet ist und er mich gesund pflegen konnte, was übrigens der Grund dafür ist, dass er letzte Woche ebenfalls nicht an der Universität war, wie Sie sicherlich schon festgestellt haben.“ „Ich hab ihm die Wahrheit gesagt.“, antwortet Heinrich schließlich mit einem frechen Grinsen. Alexander muss lachen und beugt sich ein wenig über den Tisch. „Wie hat er reagiert? War er geschockter, als es gerade deine Kommilitonen sind?“ Heinrich sieht sich grinsend um, und einige Gaffer wenden sich schnell wieder ab. „Schwer zu sagen. Nimmt sich eigentlich fast nichts.“ ------------------- So, ich hoff das ist jetzt im vertretbaren Bereich >/////< Und ich hab einen echten Kleist-Satz am Ende eingebaut…! X3 Nur wegen dem ist das andere adult geworden, da man so was niemandem zumuten kann XP Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)