Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 20: ------------ Als Heinrich aufwacht, braucht er eine Weile, bis er realisiert, wo er ist. Ganz langsam tauchen die Bilder von gestern vor seinem inneren Auge auf, und er begreift, was vorgefallen ist. „Professor!“ Hektisch will er sich aufrichten, muss sich aber kurz darauf mit höllischen Schmerzen wieder zurück auf die Matratze fallen lassen. Langsam hebt Alexander seinen Kopf von selbiger. Er ist schon vor dem Alarm seines Handys aufgewacht und hat sich zu Heinrich ans Bett gesetzt, wo er anscheinend wieder eingeschlafen ist. „Heinrich“ „H-Herr Professor Humboldt, Sie sind…!“ Ein erleichtertes Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit. „Geht es Ihnen gut?!“ Alexander lacht und widersteht dem Drang, dem Jungen sanft über die Wange zu streicheln. „Das fragst du mich? Ja, mir geht es gut. Wie geht es dir, Heinrich?“ „Es…überall tut es ein bisschen weh, aber das spür ich schon fast gar nicht mehr.“ Alexander nickt betreten. „Heinrich, es…es tut mir so schrecklich Leid…“ Ernsthaft verwirrt sehen die blauen Augen des Studenten zurück. „W-wieso, was denn…?“ „Dein Vater…er hat dich doch wegen mir geschlagen, weil ich ihm…die Wahrheit gesagt hab. Ich hätte das nicht…ich hätte das nicht tun sollen.“ „Aber, Herr Professor! Sie haben mir doch gesagt, dass man sich nicht belügen darf. Nicht sich selbst und andere auch nicht.“ Alexander muss schmunzeln. „Heinrich, das…In dieser Situation hätte es bestimmt auch eine andere Möglichkeit gegeben, als es ihm so direkt zu sagen.“ Der Junge schüttelt den Kopf. „Nein, das war schon richtig von Ihnen. Sie können doch nichts dafür, dass mein Vater…diese…unrealistischen Assoziationen zieht.“ Alexander nickt vorsichtig. Unrealistisch? Junge, du kennst meine Gedankenwelt nicht. Na ja, das ist auch besser so… „Was anderes, Heinrich.“, fängt er an. „Dein Vater ist vorläufig im Gefängnis.“ Die blauen Augen weiten sich. „Ich hab deine Mutter überreden können, ihn mit mir anzuzeigen. Willst du unsere Klage unterstützen?“ Heinrich atmet langsam aus. Er weicht Alexanders Blick aus. „Eigentlich beschämend, dass man mich das erst fragen muss.“ „Ich wollte nicht– “ „Nein, die Frage ist ja berechtigt. Ich hab…ich hab immer noch gedacht…“ Langsam quellen ein paar Tränen aus Heinrichs Augen hervor. „…er würde irgendwann ein besserer Vater werden…“ Alexander reicht ihm ein Taschentuch, in das er kräftig hineinschnäuzt. „Ja“, meint er endlich. „Ich zeig ihn an. Und wenn’s sein muss, dann werd ich auch vor Gericht gegen ihn aussagen.“ Alexander nimmt ihm das Taschentuch aus der Hand und drückt sie fest. Lächelnd sieht Heinrich zu ihm auf. „Was ist mit meiner Mutter?“, fragt der Junge schließlich. „Geht es ihr gut? Kümmert sich wer um sie?“ „Ja, sie ist gleich gestern zu deiner Tante gebracht worden.“ „Gut.“ Alexander nimmt seine Hand wieder zögerlich zu sich. „Ähm, wo wir gerade dabei sind. Wo…wo wirst du denn jetzt wohnen?“ Heinrich sieht hinab auf seine weiße Bettdecke. „Jetzt wo Sie’s sagen…“, fängt er an. „Ich will nicht zurück in dieses Haus…“ „Du könntest… – na ja, also, es ist nur ein Vorschlag, aber ich dachte mir…vielleicht willst du zu mir ziehen. Vorübergehend. Hab ne kleine Dachwohnung in der Innenstadt – aber genug Platz für dich. Nur bis du dir irgendwo was selbst gesucht hast. Was hältst du davon?“ Heinrich grinst ihn an. „Das…das würden Sie machen?! Ich – Ja, gerne!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)