Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 16: ------------ Skeptisch sehen Alexander seine graublauen Augen aus dem Spiegel an. Er betrachtet seinen nackten Oberkörper, reibt sich über den roten Fleck auf seiner Schulter. Er hat diesem Idioten doch gesagt, er soll ihn nicht beißen! Während er sich seine Hose anzieht und ein Hemd überstreift, muss er an gestern denken. Er hat sich doch damit abgefunden, dass er schwul ist, er hat es akzeptiert, er lebt damit. Wieso kommt er trotzdem nicht ohne dieses Netz von Lügen aus? Er schließt seinen Gürtel. Vielleicht sollte er Heinrich zuliebe etwas ändern, um ein besseres Vorbild zu sein? Als Alexander ins Vorzimmer des Universitätsleiters kommt, trifft er seinen Bruder unerwarteter Weise schon dort vor seinem Büro an. „Ein Glück bist du pünktlich.“, begrüßt ihn Wilhelm mit ernster Miene. „Was…Ist was passiert?“, fragt Alexander verwirrt. „Bekomm ich heute keinen Kaffee?“ „Doch, gerne. Nachdem du dich vor Eggebrecht gerechtfertigt hast.“ „Eggebrecht?!“, entfährt es Alexander. „Pst! Er sitzt in meinem Büro.“, bremst ihn sein Bruder mahnend. „Er ist heute Morgen zu mir gekommen, weil er…dir etwas vorzuwerfen hat.“ „Aha.“ Skeptisch schaut Alexander den anderen an. „Er soll’s dir am Besten selbst erklären.“, meint Wilhelm. „Aber überleg dir schon mal, wie du da wieder rauskommst…!“ Ohne ein weiteres Wort der Erklärung öffnet Wilhelm die Tür zu seinem Büro und tritt mit Alexander zusammen ein. Eggebrecht erhebt sich von seinem Stuhl. „Guten Morgen, Professor Humboldt.“ „Morgen.“, entgegnet Alexander trocken. „Ich höre, Sie haben eine Beschwerde gegen mich vorgebracht?“ „In der Tat.“ „Dürfte ich erfahren, um was es sich dabei handelt?“ Eggebrecht setzt ein süffisantes Grinsen auf. „Gerne doch. Aber ich bin nicht aus eigenem Antrieb hier, sondern im Auftrag einer Studentin.“ Oh. Alexander schwant Übles. Übles mit J. „Um exakt zu sein, suchte mich am Freitag Janette Schindler auf, eine Ihrer Studentinnen aus Ihrem Philosophieseminar.“ Aha, Janette heißt sie also. „Sie wirkte überaus verstört auf mich und hat mir Schreckliches gebeichtet.“ So langsam wird Alexander ungeduldig. „Und das wäre…?“ Eggebrecht sieht ihn abschätzig an. „Ich glaube, Sie wissen schon ganz genau, was ich meine, Herr Professor. Schämen Sie sich nicht dafür, das Vertrauen eines unschuldigen Mädchens so…so zu missbrauchen?!“ „Tut mir Leid, Herr Kollege, aber wenn Sie nicht bald Klartext reden, wird mir nicht deutlich, was ich getan haben soll.“ „Sexuell belästigt haben Sie sie! Unmoralische Angebote haben Sie ihr gemacht! Von wegen, ob sie Sie nachhausefahren kann, und in ihrem Wagen haben Sie dann – es ist unaussprechlich, was das arme Mädchen mir anvertraut hat!“ Alexander schüttelt den Kopf. Er kann das Lachen nicht mehr unterdrücken. „Was…?! Hören Sie gefälligst auf zu lachen! Was ist das denn bitte für eine Reaktion! Zur Rechenschaft werden Sie dafür gezogen! So sieht’s aus!“ „Herr Eggebrecht.“ Plötzlich ganz ernst sieht Alexander seinen Kollegen an. So langsam reicht es ihm. Alles. „Dieses „arme Mädchen“, hat sich Ihnen nur an den Hals geworfen, weil ich nicht auf ihre plumpe Anmache eingegangen bin, weil sie es gerne so gehabt hätte, wie sie es Ihnen erzählt hat.“ „Herr…!“ „Und ich weiß auch, wieso Ihnen das Ganze so was von recht kommt: Sie hätten es nämlich gerne, dass sich die Studentinnen für Sie interessieren und Ihnen eindeutige Angebote machen.“ „Also…!“ „Aber keine Angst, Kollege, ich nehm Ihnen die Mädchen bestimmt nicht weg, denn – ich – bin – schwul, und kein bisschen an irgendeiner Janette oder Jasmin, oder wie auch immer sie heißen mag, interessiert.“ Eggebrecht sind die Gesichtszüge entgleist. Wilhelm schaut auch nicht besser drein. „Hat das jetzt jeder verstanden, ja? Und wenn Sie wollen, können Sie die Neuigkeit am Schwarzen Brett aushängen, Sie würden mir damit einen großen Gefallen tun, dann blieben mir nämlich diese lächerlichen Annäherungsversuche erspart. Ich danke Ihnen. Auf Wiedersehen, ich muss zum Unterricht.“ ------------- Wieder etwas kurz, aber ich denke dafür aussagekräftig XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)