Venia Legendi Eudaimonía von KaethchenvHeilbronn (Die Erlaubnis zu lehren wie man glücklich ist) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kopfschüttelnd rauft sich Alexander die Haare. Er überlegt doch gerade nicht wirklich, was er anziehen soll? Was soll der Quatsch?! Er zieht sich so normal und schlicht wie immer an, wenn er zur Universität geht. Am besten lässt er die Sachen von heute Morgen gleich an. Nein, halt…die sind vielleicht ein wenig verschwitzt. – Aber was interessiert das den Jungen?!? – Nun, es könnte ihm unangenehm auffallen, und dann hätte er seine Chance bei ihm verspielt. Moment. Was für eine Chance bitte?!? Genervt von sich selbst zieht Alexander einfach ein neues weißes Hemd über und verschwindet im Bad. Am liebsten würde er ehrlich sagen können, er hätte sich nicht extra noch einmal rasiert und würde jetzt nicht nach seinem normalerweise nur an Wochenenden aufgetragenen Aftershave duften, als er seine Dachwohnung in der Innenstadt verlässt. Er hat sich dazu entschlossen, die paar Meter zur Universität mit der Straßenbahn zu fahren, damit er nicht in Verlegenheit kommt, dem Jungen am Ende noch anzubieten, ihn nach Hause zu fahren. Während er also in der Bahn steht, überlegt er sich, wie sein Student überhaupt heißt. Ob er so einen modischen Namen wie die ganzen Chantalls und Janettes hat? Würde überhaupt nicht zu ihm passen. Vielleicht Peter, oder Paul, oder Jonathan…Er muss schmunzeln: Solange es nicht Wilhelm ist, ist alles in Ordnung. Als Alexander über den Campus läuft, stellt er fest, dass einige Studenten, die noch unterwegs sind, oder im Café sitzen, sich zu ihm umdrehen. Es sind hauptsächlich die Studentinnen, die sich anscheinend freuen, ihn hier anzutreffen. Aber keine zwei Sekunden später ist ihm all das so was von egal. Denn da sitzt ganz außen an einem kleinen Tisch sein Student und sieht in seiner Freizeitkleidung noch…beeindruckender aus. „Nabend. Tut mir Leid, dass ich etwas zu spät bin.“, grüßt ihn Alexander mit einem Lächeln und nimmt ihm gegenüber auf dem freien Stuhl Platz. „Nein, Sie sind pünktlich, Herr Professor Humboldt, nur ich dachte, Sie kommen nicht mehr…“ Alexander lacht herzlich, kann nicht anders, bei den Gefühlen, die ihn wieder überkommen. „Wieso das denn? Ich habe es doch versprochen, nicht?“ „Schon…“ Der Junge senkt seinen Kopf, zupft sich am Ärmel. Er trägt ein violettes Shirt mit V-Ausschnitt und eine Jeans, die gerade über die Knie geht. Wie gerne würde Alexander die zarten Schlüsselbeine küssen… „Und? Hast du dir schon was rausgesucht?“, lenkt er sich selbst ab. Sein Gegenüber nickt, kratzt sich an der Nase. Er hat ein wunderbar süßes Stupsnäschen. „Ich hätte gerne den Eisbecher mit heißen Himbeeren. Aber ich werde auch selbst bezahlen, weil der Preis– “ „Nein, ach was“, unterbricht ihn Alexander sofort. „Ich lad dich ein, wie abgemacht.“ Zufrieden lächelt er den Jungen an, als sich dessen Gesichtszüge aufhellen. „Danke…dankeschön, Herr Professor Humboldt.“ „Alexander“, hätte er beinahe gesagt – aber zum Glück nur beinahe. Damit würde er seine gesetzte Grenze übertreten. Als die Bedienung zu ihnen kommt, bestellt er das Himbeereis und einen Eiskaffee. Das weitere Gespräch muss so wenig privat wie möglich werden. Am Besten man redet über die Uni. „Und? Wie war dein Tag heute? Anstrengend?“ Der Junge schüttelt den Kopf. „Nein, nur Ihr Seminar und – wir machen Projekte – Experimentalphysik.“ „Oh, du studierst also Physik?“ „Ja, ich– “ Plötzlich hält er inne. Seine Augen scheinen an Alexander vorbeizuschauen. „Vielleicht…“, fängt er wieder an. „Vielleicht war es der Adhärenzpunkt, was ich nicht– “ „Bitte?“, unterbricht ihn Alexander verwirrt. Da scheint ihn der Junge wieder wahrzunehmen. „Oh, das…e-entschuldigen Sie.“, stammelt er sichtlich verlegen, und zu Alexanders Verzweiflung färben sich seine Wangen rötlich, was den Jungen für ihn noch attraktiver macht. Viel besser als die Baffheit seiner letzten Berliner Bekanntschaft. Wie stark er wohl die Wangen mit einem Kuss oder einer unanständigen Berührung zum Glühen bringen könnte…? „Herr Professor?“ Aufgeschreckt sieht Alexander dem Jungen wieder in die Augen und schlägt sich mental für seine Gedanken. „Sie sind jetzt nicht böse auf mich, oder…?“ „Nein, nein, um Gotteswillen, Junge! – ähm…“ Sein Gegenüber lächelt ihn verhalten an, und die vollen rosigen Lippen verraten ihm endlich den Namen der verbotenen Frucht, von der der Professor nur allzu gerne naschen würde. „Heinrich, heiß ich. Heinrich Kleist.“ „Heinrich.“ Alexander kann nicht anders, diesen Namen zu wiederholen, ihn endlich in den Mund zu nehmen. Er passt einfach zu gut zu diesem Jungen, und er hätte sich wohl noch vorgestellt, wie er ihm diesen Namen in seine Ohrmuschel haucht, während er immer wieder in ihn – aber da kommt die Kellnerin mit der Bestellung und unterbricht, zu seinem Glück, diesen Gedankengang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)