Du könntest meine Schmerzen lindern von Phoenix_Michie (-KaZe-) ================================================================================ Kapitel 5: Hilfreiche Hand. --------------------------- „Du hast WAS gemacht? Hatten wir dir nicht klar gesagt, dass du ihn unter keinen Umständen aus der Wohnung lassen sollst?!“, herrschte Tsukasa ihn an und stemmte dabei die Hände in die Hüften. Unter dem Blick des Leaders wurde er etwas kleiner. Hizumi stand nur neben dem Drummer und schüttelte mit verschränkten Armen den Kopf. Die beiden waren am späten Abend von ihrem Termin nach Hause gekommen und hatten sich nach Zeros Befinden erkundigt. Sie hatten sich gewundert, dass der Bassist zu dieser Stunde noch auf der Couch statt im Bett lag. Daraufhin hatte er ihnen erzählt, dass Zero bereits seit dem frühen Nachmittag durchschlief. Eigentlich war es ihm gut gegangen und Karyu wusste nicht, warum dieser nicht mal zwischendurch aufgewacht war. Nach einigem Herumrätseln hatte er ihnen dann gestanden, dass er mit Zero draußen gewesen war, was den Bassisten sehr angestrengt hatte – ob es vielleicht daran lag? Nun regte sich der Drummer furchtbar auf und auch Hizumi schien nicht begeistert zu sein. Karyu schluckte, seufzte dann leise und warf einen kurzen Blick zu Zero ins Wohnzimmer. Für ihre Diskussion hatten sie sich in die Küche zurück gezogen. „Ich habe das schon verstanden. Ich wollte es ihm auch ausreden, aber er hat darauf beharrt und wäre sonst alleine rausgegangen! Ohne meine Hilfe wäre er auf der Straße zusammen gebrochen oder sowas. Ich hab das kleinere Übel gewählt. Und es ist doch nichts passiert. Er schläft doch nur und ruht sich aus. Wenn du dir so große Sorgen machst, dann weck ihn doch“, schlug er mit etwas unterkühltem Ton vor. Tatsächlich hielt Tsukasa inne und blinzelte ihn an. „Was ist los mit dir?“ „Was? Wie bitte? Weil ich mich von dir nicht einfach anschreien lasse?“, hakte er stirnrunzelnd nach. „Hör mal, ich hab heute früh brav Ja und Amen gesagt. Du hast mich wie ein kleines Kind behandelt, dem man alles drei Mal erklären muss, denn sonst versteht es ja nicht, weil es zu doof ist.“ „Na offenbar hatte ich auch Recht! Du hast deinen Job ja nicht richtig gemacht.“, erwiderte Tsukasa, weswegen Hizumi ihn nun überrascht ansah. „Tsuka, bitte, hör auf.“, bat der Sänger, doch der winkte nur ab, während Karyu ihn böse anblickte. „Ich hab ihn anständig erledigt. Ich kann auf Zero aufpassen. Wärt ihr hier gewesen, wäre er auch rausgegangen. Mit oder ohne euch.“ „Falsch“, widersprach Tsukasa. „Wären wir hier gewesen, hätten wir ihn aufgehalten. Zur Not hätte ich ihn gefesselt.“ Nun verdrehte Karyu die Augen. „Hör dir doch mal zu. Zero ist ein erwachsener Mann. Trau ihm doch was zu. Ihm ist heute unterwegs nichts passiert. Lass ihn halt rausgehen und frische Luft schnappen.“ „Das kann er auch, wenn er das Fenster öffnet“, brummte der Drummer, weswegen nun auch Karyu die Hände in die Hüften stemmte. „Alter, bist du seine Mama, oder was?“ Man hörte seiner Wortwahl an, dass er gestresst und angepisst war. Nun wurde es wirklich ernst, das merkte auch Tsukasa, welcher versuchte, seine Körperhaltung weniger aggressiv zu gestalten, in dem er die Arme herunter nahm. Lieber stützte er die Hände auf dem Esstisch ab und sah zu ihm auf. „Nein, natürlich nicht. Aber wir wissen, dass er gern unvernünftig ist. Wir müssen gut auf ihn aufpassen.“ Karyu schnaubte. „Ich bin auch oft unvernünftig. Stört das einen von euch? Hab ich je einen von euch am Hacken gehabt, weil er mich vor irgendwas bewahren wollte?“ Gereizt winkte er ab. „Geh Zero halt wecken oder auch nicht. Mir egal. Er lebt jedenfalls noch und es geht ihm gut, das kannst du mir glauben.“ Wirklich Sorgen machte er sich tatsächlich nicht. Er wandte sich ab, da Tsukasa schwieg, aber in dem Moment meldete dieser sich dann doch noch mal zu Wort. „Wir sind noch nicht fertig.“ „Doch, ich denke schon.“ „Ich lass dich mit Zero jedenfalls nicht noch mal allein. Solange er nicht wieder fit ist.“ „Ja klar, wenn ihr wieder nen ominösen Termin habt, dann hol ihm ne Nanny. Wird er begeistert sein“, erwiderte Karyu und verdrehte im Geheimen erneut die Augen. Kurz überlegte er, dann drehte er sich noch mal zu den beiden um. „Ihr gluckt furchtbar um ihn herum. Lasst ihm doch mal Raum zum Atmen.“ Nun war es Tsukasa, der schnaubte. „Du interessierst dich doch gar nicht für uns. Weder für ihn und seinen Zustand, noch für uns. Du hast uns in den letzten Tagen ganz schön hängen lassen.“ Nun war Karyu wie erstarrt. Der Drummer spielte, wie Zero zuvor, auf seine auffällig häufige Abwesenheit in den letzten Tagen an. Aber bevor er etwas dazu sagen konnte, hörte er die Stimme des Bassisten aus dem Wohnzimmer. „Könnt ihr endlich aufhören zu streiten? Ich will weiterschlafen, aber wenn ihr so keift, wird das nichts.“ Kurz starrte Karyu seine beiden Freunde an, dann gingen sie gemeinsam zu dem Bassisten. Dieser sah Tsukasa an. „Karyu hat Recht, betüddel mich nicht so viel.“ Dann sah er zu Karyu. „Was dich angeht... Es wäre schön, wenn du wieder etwas öfter hier wärst... Nur ein bisschen... Gerade wenn ich hier festhänge, langweile ich mich sooo schnell.“ „Hey, wir sind doch da“, warf Hizumi ein, während Tsukasa beleidigten Blickes nickte. „Sicher... Aber ich brauch Abwechslung“, meinte der Bassist zwinkernd und lächelte die beiden entschuldigend an. „So, und jetzt ist Ruhe. Hilft mir jemand ins Bett?“ Sofort boten alle Drei ihre Hilfe an, weswegen Zero lachte, dann bat er Karyu darum. „Vergiss nicht, ihn einzucremen. Ich hol die Salbe für euch“, erinnerte ihn Tsukasa, bevor er Zero – mittlerweile geübt – anhob und diesen in sein Zimmer brachte. Rasch holte er noch das Kissen samt Decke, während der Drummer die Salbe zu Zero brachte. Schließlich saß er bei geschlossener Zimmertür auf Zeros Bett und starrte auf die Salben, welche auf dem Nachttisch lagen. „Wie war das nochmal?“, erkundigte er sich bei seinem Freund. „Nimm erstmal die rote, die kommt auf meine Brust. Hilfst du mir beim Ausziehen...?“ „Ähm...ja...“, murmelte er und schlug die Decke über dem Bassisten noch mal zurück, bevor er ihm beim Aufsetzen half. Zero trug nur ein Shirt, dennoch war es gar nicht so leicht, es ihm auszuziehen. Es tat ihm furchtbar leid, als bemerkte, dass der Dunkelhaarige Schmerzen hatte, es aber versuchte nicht zu zeigen. Er räusperte sich leise, während er das Shirt beiseite legte. „Ich glaube...“, meinte Zero da leise. „ich schlafe heute ohne Shirt...“ „Kann ich verstehen...“, murmelte er nur zur Antwort. Ihm das jetzt wieder anzuziehen, und ihm wieder Schmerzen zu bereiten, das wollte er nur ungern. „Okay...“ Konzentriert starrte er auf den Verband um Zeros Rippen, während er begann, diesen zu entfernen. „Können wir den wiederverwenden?“ „Ja...“ Es dauerte ein paar Minuten, bis er ihn ordentlich abgebunden hatte, dann legte den Stoff gut gefaltet neben sich auf den Boden. Als sein Blick genauer auf Zeros Brust fiel, schluckte er. Die sah recht bunt aus. Rot, blau und ein wenig gelb. „Karyu..die Salbe...“ Rasch griff er nach Zeros leisem Bitten nach der roten Tube und gab sich etwas auf die Finger. „Hier...wo die Rippen sind...“, leitete Zero ihn an und deutete auf die rechte Brusthälfte, wo er sich die Knochen angeknackst hatte. Es sah wirklich brutal aus, weswegen er ihn da eigentlich nicht anfassen wollte. Aber es half ja alles nichts. Vorsichtig legte er die Finger auf Zeros nackte Haut und verstrich die Salbe – allerdings nicht ohne, dass der Bassist zusammenzuckte. Zwar gab er keinen Mucks von sich, hatte aber das Gesicht verzogen. „Soll das nicht lieber Tsukasa machen? Der kann das sicher besser als ich...“ Schließlich war das hier sein erstes Mal. „Nein...mach weiter...“, murrte Zero nur verbissen, weswegen er – wenn auch unbehaglich – die Salbe weiter verstrich. „Das muss eingerieben werden, Karyu...du musst fester aufdrücken...“ Er schluckte. Das gefiel ihm nicht. Sein Freund hatte ja jetzt schon Schmerzen. Dennoch tat er wie angewiesen. „Okay...“ Auch wenn versuchte, dabei sanft zu sein, und eigentlich dachte er auch, er wäre es, zischte Zero leise und konnte sich schließlich ein leises „Au“ nicht verkneifen. „Zero-...“, setzte Karyu wieder an, während er seine Finger von dem lädierten Körper nahm, aber der Bassist unterbrach ihn. „Scheiße... Ich würds ja selbst machen, wenn meine Arme das schon zulassen würden...“, murrte er und atmete mit geschlossenen Augen tief durch. „Erzähl mir irgendwas, während du weiter einreibst... Bitte..“ „Ähm...“ Überrascht sah er ihm ins Gesicht, dann auf die Brust. Was sollte er erzählen? „Komm schon...dir ist doch sonst immer was eingefallen.“ „Ja...weil ich besoffen war.“ „Dann trink was. Oder tu so, als wärst du besoffen. Egal was, erzähl mir was....“, murrte Zero und sah ihn bittend an. „Okay...“, murmelte er und senkte den Blick. "Um ehrlich zu sein, hätte ich gern wieder eine Katze. Ich vermisse Ryoutarou..." "Dafür müsstest du aber ausziehen...", erwiderte der Bassist leise, woraufhin er nickte. "Das ist mir bewusst. Ich will ja auch nicht jetzt sofort eine Katze. Das kann noch ein bisschen warten... Aber mit jeder Woche fällt es mir schwerer, den Gedanken weiter zu verdrängen." "Was genau vermisst du denn?" Auf Zeros Lippen legte sich ein leises Grinsen. "Hast du dich nicht beschwert, dass er dir immer beim Sex zuguckt?" Karyu seufzte. "Das war nicht das schlimmste. Rückblickend würde ich das weiter durchgehen lassen, wenn's denn sein muss." Er wurde etwas rot. "Der Kater hat irgendwann angefangen, einem auf den Rücken zu springen, wenn sich...dabei...die Gelegenheit ergab. Manchmal hat das böse Kratzer nach sich gezogen", erzählte er in Erinnerungen schwelgend. Zero hatte die Augen mittlerweile wieder geschlossen und einen krampfhaften Ausdruck auf dem Gesicht. "Die Schmerzen kann man doch sicher als Kick benutzen..." „Sicher...", murmelte Karyu ironisch und schüttelte leicht den Kopf. "So, ich bin endlich fertig.“ Langsam schüttelte der Bassist nun den Kopf. „Nicht ganz. Die andere Salbe muss noch auf ein paar Stellen...“ „Oh...ja...“, murmelte Karyu geknickt, während er die rote Salbe beiseite legte und die andere dafür in die Hand nahm. Der Bassist schaffte es indes allein, die Füße aus dem Bett und auf den Boden zu stellen. „Die Hose müsste noch weg...“ Karyu nickte und stand auf, öffnete den Reißverschluss samt Knopf und kam sich auf einmal ein wenig pervers vor. Nicht, weil er dem Bassisten die Hose auszog – sondern wegen der Gedanken, die da in ihm hochkamen. Er hatte sich nun schon einige Male im Kopf des nachts ausgemalt, wie er Zero Kleidungsstück für Kleidungsstück auszog... Unwillkürlich wurde er rot, während er ihm die ausgewaschene Jeans langsam und vorsichtig von den Beinen zog. Als Zero da nur in Unterwäsche saß, wurden seine Wangen noch heißer. Trotz der vielen blauen Flecke und einiger Kratzer sah Zero immer noch verdammt heiß aus. Schlanke Beine, trainierter Oberkörper, sichtbare Muskeln... Wunderschöne Haut... Er räusperte sich und hob den Blick. „Wo solls hin?“ Der Dunkelhaarige zeigte ihm die Stellen auf den Armen, an den Beinen und am Rücken, die noch versorgt werden mussten. Karyu hatte bei all den Berührungen auf nackter Haut Mühe, sein Blut nicht in seinen Schritt zu verlieren. Nicht dass es dafür je einen passenden Moment gab, aber der jetzige wäre eben am unpassendsten. Zuletzt legte er dem Bassisten den Verband wieder an. Schlussendlich war er vollkommen alle von der Prozedur, einfach weil er seine Gefühle zusammen nehmen musste. Sich nichts anmerken zu lassen, wie sehr der Bassist ihn gerade um den Verstand brachte, war äußerst schwer. „Danke“, meldete sich Zero, während er die Beine anhob und sich zurück auf die Bettdecke legte. „Karyu? Du sagst gar nichts mehr...“ In der Tat war er sehr still geworden. Mit den Gedanken war er eben woanders gewesen. „Alles gut...“, murmelte er nur abwesend und rang sich ein Lächeln ab. „Dann schlaf mal schön.“ Er nahm sich die Salben und stand auf. Zero griff allerdings nach seiner Hand. „Danke...für die Hilfe und...du warst echt sanft. Wirklich.“ „Hat nur nicht danach ausgesehen“, erwiderte er schief lächelnd. „Ich bin eben eine Heulsuse“, meinte Zero zwinkernd, drückte mit kühlen Fingern kurz seine Hand. „Gute Nacht..“ Rasch deckte er ihn noch zu und fragte sich bei einem flüchtigen Blick auf die Unterhose des Bassisten, ob das da eine ernsthafte oder eine ganz normale Beule war. Allerdings nahm er das nur am Rande wahr und vergaß es beim Rausgehen wieder. Als Tsukasa ihn fragte, wie es gelaufen war, wollte er ihm am liebsten die Salben gegen den Kopf werfen und sagen, er solle den Job wieder übernehmen. Sein Herz würde das keine weiteren Male durchstehen. Aber er hütete sich, sonst würde er sich erklären müssen und außerdem würde Tsukasa ihn dann wohl für einen totalen Versager halten. „Bestens...“, murmelte er daher nur zur Antwort, bevor er die Salben wieder in die Küche brachte und sich ebenfalls ins Bett verabschiedete. Allerdings war er gar nicht müde. Nach kurzem Überlegen entschied er sich dazu, mit etwas gutem Rotwein nachzuhelfen. Gott sei Dank waren Hizumi und Tsukasa ebenfalls dabei, schlafen zu gehen. Wahrscheinlich waren sie von ihrem Arbeitstag geschafft genug. Der eine war in seinem Zimmer, der Andere im Bad, weswegen Karyu unbehelligt eine Flasche Wein aus der Küche stibitzen konnte. Eigentlich war diese dafür gedacht, dass er sie sich mit Tsukasa teilte – dieser mochte Wein auch sehr gern. Dass er jetzt ohne ihn anfing, war etwas unfair, aber der Drummer würde es schon überleben – er hatte ja auch nicht vor, sie gleich komplett leer zu trinken. Leise öffnete er die Flasche, nahm sich ein Glas aus dem Schrank und kehrte in sein Zimmer zurück. Für einen Moment meinte er, etwas aus Zeros Zimmer zu hören, aber als er lauschte, blieb es still. Rasch ging er zurück in sein Zimmer, schloss die Tür und goss sich etwas Wein an. Er machte es sich auf seinem Bett gemütlich, trank ein Glas und las nebenbei in seinem Buch weiter. So ein ruhiger Abend hatte ihm seit einer Weile gefehlt. Die letzten Tage waren ja doch etwas anstrengend gewesen. In letzter Zeit hatte er seine Abende ja freiwillig lang und ereignisreich gestaltet, um nicht so viel zu Hause sein zu müssen. Wahrscheinlich hatte er sich Zeros Zustand nicht ständig vor Augen führen lassen wollen. Schnell hatte er auch sein zweites Glas Wein geleert. Mittlerweile war auch Ruhe in der ganzen Wohnung eingekehrt. Vermutlich war er der Einzige, der noch wach war. Seufzend legte er das Buch beiseite. So wirklich drauf konzentrieren konnte er sich nicht. Außerdem sollte so langsam der Wein wirken und ihn beruhigen, ihn runterkommen lassen. Ein bisschen behelligten ihn da noch die Bilder von seinem halbnackten Bassisten. Verwirrt spitzte er die Ohren, als er wieder Geräusche hörte. Nur unterschwellig, aber sie waren da. Es schien erneut aus Zeros Zimmer zu kommen – da war er sich recht sicher, schließlich lag sein Zimmer direkt nebendran. Nachdenklich stand er auf. Vielleicht war ja irgendwas. Und wenn sein Freund nur unruhig schlief, schlecht träumte – er wollte mal nachsehen. Vielleicht konnte er ja was tun. Und wenn es aufwecken war. Lieber sollte man für ein paar Minuten wieder wach sein, statt sich lange von Alpträumen quälen zu lassen. Rasch stand er auf und verließ leise das Zimmer. Zaghaft klopfte er an Zeros Tür. Er zuckte zusammen, als er eindeutig ein Schluchzen hörte. Erneut klopfte er. Offenbar war Zero ja wach. Und traurig. „Was ist....?“, hörte er nach einigen Sekunden. „Darf ich reinkommen?“, fragte er zögerlich nach. Eigentlich wollte er ihn nicht stören, aber wenn er weinte, war ja irgendwas im Argen. Dann sollte man nicht allein sein. Es raschelte, dann hörte er ein leises ‚Ja‘, woraufhin er eintrat. „Geht’s dir nicht gut?“, fragte er den Bassisten, nachdem er die Tür wieder geschlossen und sich zu Zero an den Bettrand gesetzt hatte. Es war dunkel und er sah nicht viel. Aber ein wenig erhellten die Laternen von der Straße den Raum, da die Jalousien nicht runtergezogen waren. Zero lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Sein Gesicht war feucht von Tränen. „Doch...es geht schon.“ Er sah ihm in die Augen. „Warum hast du geklopft? Hab ich so’n Krach gemacht?“ Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein, eigentlich nicht... Ich habs auch nur gehört, weil wir nebeneinander sind. War ganz leise, aber ich hab mir Sorgen gemacht, weil ich dachte, du müsstest eigentlich mittlerweile schlafen.“ Er schwieg kurz. „...du hast geweint. Warum?“ Zero seufzte laut und etwas frustriert, während er wieder an die Decke starrte. „Ich... Ich wollte mir einen runterholen, um ehrlich zu sein.“ Karyus Augen weiteten sich. „Aber es geht nicht. Ich kann nicht. Das ist viel zu anstrengend. Meine Arme tun jetzt doppelt weh...“, murrte er und verdrehte die Augen. Karyu hob eine Augenbraue. „Du hast es mit beiden Händen versucht?“, schlussfolgerte er überrascht, woraufhin der Bassist eine Schulter hob. „Klar... Mit rechts wurde es schnell anstrengend. Aber mit links bin ich nicht geübt... Ist ja auch egal. Es klappt nicht. Ich bin frustriert. Also darf ich weinen, oder?“, wollte Zero wissen und sah ihn aus schmalen Augen an. „Mh...schätze schon... War noch nie in der Verlegenheit.“ „Tja...“, machte Zero nur und es legte sich Schweigen über sie. Plötzlich fing der Bassist wieder an zu weinen, weswegen er sich erneut erschreckte. „Angestaute Männlichkeit?“, riet er, doch Zero schüttelte den Kopf. „Nein“, brummte er. „Frust, denn ich kann mir nicht mal selbst einen runterholen, ok? Und dann kommst du hier rein, weil sich einfach jeder wegen jedem blöden Mucks von mir Sorgen macht...“ „Tut mir leid...“ Aber Zero schien ihn gar nicht zu hören. „Ich kann mich nicht im Bett auf die Seite drehen, weils weh tut, ich kann nicht mal selbst aufstehen. Ich krieg gar nichts alleine hin, du kannst dir vorstellen, wie scheiße das ist.“ Dem Bassisten standen wieder die Tränen in den Augen. Er tat ihm furchtbar leid. „Und dann dieser ständige mitleidige Blick von dir!“ Karyu zuckte zusammen. „Hör auf mich so anzuschauen. Ich weiß, warum du in letzter Zeit ständig weg warst. Weil du mein Elend nicht erträgst.“ Karyu machte den Mund auf, aber Zero ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Du kannst mich so nicht sehen, oder? Du gibst dir immer noch die Schuld an meinem Unfall, kann das sein? Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du damit aufhörst. Es war nicht deine Schuld, es war meine eigene. Das wissen wir beide, also hör auf, mir wegen Schuldgefühlen aus dem Weg zu gehen. Und jetzt lüg mich ja nicht an und leugne das.“ Er starrte ihm in die Augen. Mit so einem Ausbrauch seitens das Bassisten hatte er nicht gerechnet. Und er musste zugeben, dass Zero irgendwo Recht hatte. „Kriegst du das hin, mich nicht mehr so mitleidig und reumütig zugleich anzusehen? Du musst dich ja nicht um mich kümmern, wenn du nicht willst. Das verlange ich gar nicht.“ Kurzerhand beugte Karyu sich hinab, schob sanft die Hand unter Zeros Nacken, bevor er ihn zurückhaltend küsste. Mitten auf den Mund. Er hielt die Augen geschlossen – ob aus Angst vor Zeros Blick oder einfach, um den Kuss besser genießen zu können, wusste er selbst nicht. Sein Herz flatterte und er löste sich lieber schnell von den fremden, weichen Lippen. Was hatte ihn denn da überkommen? „Sorry..“, murmelte er einfach nur und starrte Zero ertappt an. Dieser sah ihn überrascht an und wusste auch erstmal nicht, was er sagen sollte. „Ich, ähm... Ich wollte nur... Ich wollte damit sagen, dass es mir nichts ausmacht. Ich meine, ich kümmer mich gern um dich“, stammelte er und kratzte sich verlegen am Kopf. „Karyu... Wir sind keine Mädchen, die sich zum Beweis ihrer Freundschaft ein Küsschen geben.“ „Ist mir egal, dann sind wir’s jetzt.“, grummelte er und wusste nicht, wie er seinen Ausrutscher besser erklären sollte. Zero seufzte leise und starrte zum Fenster hinaus, und als ihm das zu blöd wurde, sah er wieder Karyu an. „Tja also...Ich hab...da noch mein Problem.“ Er hob kurz die Bettdecke zum Verständnis an. „Würdest du dann gehen? Ich werde es noch mal versuchen.“ „Und wenn du dann wieder weinst?“, hakte er nach, während er rot wurde. „Dann bleib gefälligst in deinem Zimmer, außer du willst bei mir Hand anlegen. Ein Küsschen reicht da nämlich nicht.“ Karyu räusperte sich und kratzte sich am Kopf. „Ich kann dir ja etwas Eis besorgen.“ „Du kannst es mir auch gleich direkt besorgen.“ Das war eine eindeutige Anspielung. „Wie bitte...?“ Aus großen Augen starrte er ihn an. „Du bist überhaupt erst schuld an meiner Lage. Dieses ganze Einreiben und Betatschen...“, murrte Zero unverblümt. „Geht dir bei Tsukasa auch einer steil, wenn der dich einsalbt?“, „Nein, der war nicht so sanft wie du. Und hat weniger raue Hände. Ich steh aber auf raue Hände“, erwiderte Zero, und das, wie Karyu vermutete, ohne überhaupt rot zu werden. „Schön, dass dir meine Hände gefallen...“, wusste er nur zu erwidern, während seine Ohren und Wangen glühten. Sein Herz schlug schnell. Was wollte Zero eigentlich bezwecken?! Warum unterhielten sie sich über sowas? „Sag mal...“ Plötzlich sah Zero ihm eindringlich in die Augen und knabberte sich dabei betörend auf der Unterlippe herum. „Hast du es schon mal jemandem besorgt? Ich meine mit der Hand. Und ich meine Männer, keine Frauen.“ Nun fiel ihm doch alles aus dem Gesicht. Über was sie sich hier wieder unterhielten. Zum Glück hatte er etwas Rotwein getrunken und zierte sich da nicht ganz so. Es war unter ihnen ja bekannt, dass sie viele Frauengeschichten, aber auch mal anderweitig was am Laufen gehabt hatten. Mehr als kurze, seltene Abenteuer waren es nie gewesen. „Ja...schon. Ist ja nicht so schwer.“ „Richtig...“, erwiderte Zero leise und nagte weiter an seiner Unterlippe. Langsam beschlich ihn das Gefühl, dass der das mit Absicht machte. Plötzlich hatte er auch seine Hand auf dem Oberschenkel. Die lenkte ihn ein bisschen ab. „Und...wie hat’s dir so gefallen, mit Männern rumzumachen? Dich auch mal verwöhnen zu lassen?“ Fragend hob Karyu eine Augenbraue. Aber vielleicht wollte Zero sich so nur ablenken von seiner schwierigen Situation. „Gut, Zero. Sehr gut. Pack den Schwanz eines Mannes und du machst ihn glücklich. Nicht wahr?“ Zero lächelte sachte. „Genau...“ Kurz schwieg er, während seine Hand sanft seinen Oberschenkel drückte, und die Fingernägel über den Jeansstoff kratzen ließ. Ein wohliger Schauer rann Karyu über den Rücken, ohne dass er diese Empfindungen kontrollieren konnte. Zeros Augen bohrten sich in seine. „Würd’s dir was ausmachen, mich glücklich zu machen?“ Unter normalen Umständen hätte er ja gesagt, aber in Anlehnung an die bisherigen Äußerungen war klar, dass der Dunkelhaarige in diesem Falle einen Handjob meinte. Oder einen Blowjob. Oder beides. „Ist das dein Ernst?“, rutschte es ihm entgeistert heraus. Hatte der Bassist ebenfalls getrunken, so wie er? Anders konnte er sich diese Direktheit nicht erklären. Nur weil man geil war, ließ man doch nicht sofort alle Hemmungen fallen – vor allem Zero nicht. Der sonst so beherrschte und besonnene Bassist. „Ja, Karyu. Das ist mein Ernst“, antwortete Zero ruhig. „Tu es oder lass es. Leb mit meinen hörbaren Tränen, die in ein paar Minuten fließen werden, wenn ich es wieder nicht schaffe. Du hast doch keine Ahnung, wie scheiße frustrierend das ist, wochenlang keinen Orgasmus zu haben, weils man sich einfach nicht selbst machen kann... Verflucht...“ Zero verdrehte die Arme, sah ihn dann wieder an, diesmal leidend, und biss sich erneut auf die sinnliche Unterlippe. Der wusste doch genau, dass ihn das anmachte! Okay, sein Freund, welche ihm nie Avancen außer jene auf der Bühne gemacht hatte, die auch nur für die Fans gewesen waren, wollte, dass er ihm einen runterholte. Karyu hatte ja nun schon dreckige Fantasien gehabt, was Zero anging. Er mochte ihn eben sehr. Zu sehr. Aber er hatte bisher nie das Gefühl gehabt, dass es auch andersrum so war. Innerlich seufzte er. Wahrscheinlich benutzte Zero ihn nur. Aber in diesem Moment war er zu neugierig, um das als Ausschlusskriterium gelten zu lassen. „Na schön...“, murmelte er daher leise und erwiderte Zeros Blick. „Weil du’s bist. Soll ich denn wirklich? Oder ist das nicht zu viel Mitleid meinerseits?“ Zero schnaubte. „Sei ruhig und hilf mir. Du willst das doch auch, oder warum der Kuss?“ Ertappt senkte er den Kopf und schlug die Bettdecke zurück, sodass die Erektion des Bassisten deutlich zu sehen war im Licht der Laternen. „Wow, wie lange hast du die denn bearbeitet?“, erkundigte er sich neckend, einerseits aus Neugier, andererseits um von Zeros Frage abzulenken. „...ich sagte ja, es ging weder mit der einen noch mit der anderen Hand. Ich musste das erstmal austesten...“, murmelte der Dunkelhaarige und schob ihm eine Hand in die Haare. „Danke...“ Als Karyu in die frommen Augen sah, strich er kurzerhand mit den Fingern hauchzart, um Zero nicht zu verletzen, über dessen Bauch, umkreiste den Bauchnabel, dann ließ er sie tiefer wandern. Dass der Bassist leise aufseufzte, nahm er als gutes Zeichen. Gar nicht mehr so zaghaft, wie er sich zuvor noch gefühlt hatte, legte er die Hand um Zeros Glied. Er wusste ja nun mal, wie es ging, da brauchte er nun keine Scham mehr vorschützen. Die war hier fehl am Platze. Er vernahm, wie Zero hörbar ausatmete und dessen Körper leicht zu zittern begann. Die Hand in seinem Haar verkrampfte sich und zog ihn dichter an den Bassisten heran. „Küss mich..“, knurrte dieser leise, sah ihn dabei aus halb geöffneten Augen an. Das ließ Karyu sich nicht zwei Mal sagen. Er beugte sich noch das letzte Stückchen, das sie trennte, hinab um die süßen Lippen zu erreichen. Und diesmal küsste er Zero richtig – ohne Zurückhaltung oder Angst. Nicht sanft und zart. Sondern mit Zunge und Leidenschaft. Zero stöhnte leise in den Kuss, was ihm sehr gefiel. Ohne Unterlass massierte er die Erektion des Bassisten, die jetzt schon steinhart war. Da hatte Zero wirklich gute Vorarbeit geleistet. Ihm schien nur noch das letzte Quäntchen Zuneigung zu fehlen. Die Hand in seinem Haar verschwand – vermutlich konnte Zero sie nicht länger dort halten, weil es zu anstrengend war. Dennoch küsste er ihn weiter, ließ sich nicht beirren, und war dann so frei, das Tempo seiner Hand zu verlangsamen. Wie erwartet stöhnte Zero erneut auf, diesmal klang es allerdings etwas frustriert. Das Becken des Dunkelhaarigen begann sich gegen seine Hand zu bewegen, aber er war da konsequent und blieb bei seinem quälend langsamen Rhythmus. Das nahm der Bassist zum Anlass, sich von seinen Lippen zu lösen und ihn aus schmalen Augen anzusehen. „Was...denkst du dir..dabei?“, keuchte er, woraufhin Karyu grinsen musste. „Ich will dein Vergnügen nicht so schnell beenden“, meinte er. Zero schnaubte, aber bei all dem Keuchen klang das irgendwie merkwürdig. „Wohl eher dein Vergnügen, mein Lieber. Du machst das hier mit viel Genuss.“ „Ja...und du genießt es ebenso. Also gönnen wir uns doch den Spaß“, erwiderte Karyu schmunzelnd. Er gab Zero keine Möglichkeit, etwas zu antworten, sondern nahm gleich wieder dessen weiche Lippen in Beschlag. Trotzdessen, dass Zero nicht allzu konzentriert war, küsste er verdammt gut. Karyu erbarmte sich und bewegte die Hand wieder schneller, was den Bassisten zu einem lauten Stöhnen verleitete. Das war der Moment, indem er sich fragte, wie tief Tsukasa und Hizumi wohl schliefen. Aber er ließ Zero sein Vergnügen, dämpfte das nächste Stöhnen einfach mit einem besonders leidenschaftlichen Kuss. Flehentlich drängte der Dunkelhaarige ihm sein Becken entgegen und er ließ sich nicht nochmals auffordern, dessen Erregung schneller und intensiver zu massieren. Nur wenige Sekunden später wurde Zeros Atem stockend. Der Bassist drückte den Kopf in den Nacken, krallte die Finger ins Laken und ergoss sich mit einem erlösten Stöhnen in Karyus Hand. Er hielt es für besser, sich von den betörenden Lippen zu lösen, damit Zero wieder zu Atem kommen konnte. Warme Flüssigkeit lief über seine Hand, aber er beachtete das nicht, sondern sah lieber in das Gesicht des Dunkelhaarigen. Die Augen waren geöffnet, glänzten leicht im Schein der Laternen, der Kopf lag im Nacken, der Körper zitterte leicht, beruhigte sich dann. Er hörte, wie Zero tief durchatmete, dann sah dieser ihn an. „Danke...“ Karyu lächelte ihn an, lehnte sich dann zum Nachttisch, während er ihn losließ. „Ich mach mal kurz Licht...“ Wegen der plötzlichen Helligkeit kniff er die Augen kurz zusammen, dann sah er sich suchend um und fand glücklicherweise direkt neben der kleinen Lampe Taschentücher. Er nahm eines aus der Packung und säuberte seine Hand, dann friemelte er sich ein zweites heraus, mit dem er Zeros Bauch ebenfalls von den Spuren beseitigte. „Oh Gott, das tat gut...“, murmelte der Bassist, während er sich wieder zudeckte. „Schön, dass ich behilflich sein konnte“, sagte er schief lächelnd und wusste nicht, was er weiter sagen sollte. Irgendwie fing es doch an, ihm ein wenig peinlich zu werden. „Ich hätte gedacht, du kneifst und gehst wieder. Und lässt mich hier so liegen.“ Überrascht sah er ihn an, dann grinste er leicht. „Wie du schon sagtest, dann hättest du wieder geweint. Und Tränen möchte ich vermeiden.“ „Danke, wirklich“, seufzte Zero zufrieden und gähnte unterdrückt, was er zum Anlass nahm, aufzustehen. „Gern geschehen. Und jetzt schlaf schön.“ „Dank dir mit Sicherheit“, erwiderte Zero und schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Gute Nacht.“ Karyu nickte nur und löschte das Licht, bevor er das Zimmer leise verließ. Mit Erleichterung stellte er fest, dass in den Zimmern seiner beiden anderen Freunde kein Licht brannte. Hoffentlich schliefen sie wirklich noch. Er huschte zurück in sein eigenes Zimmer und kuschelte sich ins Bett. Ein bisschen durcheinander war er schon. Innerlich schlug er sich dafür, dass er nicht genau hingeschaut hatte, als das Licht in Zeros Zimmer an gewesen war. Er hatte keinen ordentlichen Blick auf den völlig nackten Körper seines Bassisten erhascht. Seinen Schwanz hatte er angefasst, aber gesehen nicht viel. Schon traurig. Er wusste ja nicht, ob er Zero demnächst noch mal „behilflich“ sein sollte. Es war eine interessante Erfahrung gewesen. Er hoffte, den Bassisten auch wirklich zufrieden gestellt zu haben, aber es hatte ganz danach ausgesehen. Tief atmete er aus und stand wieder auf, um sich umzuziehen. Dabei fiel ihm auf, wie sehr ihn die Aktion im Zimmer des Anderen selbst angemacht hatte. Er seufzte tief, ließ aber die Finger von sich und schaltete stattdessen das Licht aus, bevor er sich einfach schlafen legte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)