Du könntest meine Schmerzen lindern von Phoenix_Michie (-KaZe-) ================================================================================ Kapitel 4: Beschwerlicher Ausflug. ---------------------------------- 4. Kapitel - Beschwerlicher Ausflug ~*~Du fliegst in den Höhen, und fällst oft tief~*~ „Karyu, würdest du mir einen Gefallen tun?“ Mit großen Augen schaute Zero zu seinem Gitarristen auf, der ihn gerade auf die Couch im Wohnzimmer gesetzt hatte. Der Gitarrist legte den Kopf schief und erwiderte den Blick überrascht. „Was kann ich für dich tun?“, wollte er wissen und ließ Zero los, hatte bis dahin seine Hand auf der Schulter des Bassisten ruhen lassen. „In meinem Zimmer…steht doch mein Bass…“, fing Zero an, und Karyus Augen wurden größer, sein Blick skeptisch. „Würdest du ihn holen?“, fragte der Bassist leise und sah ihn aus bittenden Kulleraugen an. Doch Karyu kratzte sich unschlüssig am Kopf. Er mochte Zero nicht abweisen, aber er konnte ihm auch wirklich nicht den Bass in die Hand drücken. „Zero…das ist glaub ich keine so gute Idee…“, murmelte er dann, aber der Bassist schüttelte den Kopf und lächelte schüchtern, so dass Karyus Herz aufging und er irgendwie bereit war, alles für ihn zu tun. „Nein, ich will ja nicht selbst spielen… Eigentlich dachte ich, dass…du vielleicht…für mich spielen würdest?“, fragte er leise und sah ihn etwas verlegen an, während Karyu ihn überrascht musterte, aber dann langsam nickte. Warum nicht? „Okay, wenn du das möchtest“, meinte der Gitarrist und lächelte leicht, „dann kann ich das gerne machen.“ Er ging los, hörte aber Zeros Stimme noch mal. „Du müsstest ihn aber vorher noch mal stimmen. Meinen Akustik-Bass habe ich schon viele Wochen nicht mehr angerührt, und der ist ja noch recht neu…“ Karyu nickte und betrat das Zimmer des Bassisten um den schwarzen Akustik-Bass zu holen. Zurück im Wohnzimmer setzte er sich Zero gegenüber, der das Instrument mit glänzenden Augen betrachtete. Schwer seufzte er. „Schlimm, dass ich erst jetzt den Drang habe, auf ihm zu spielen, wo ich es nicht kann…“, sagte er leise und hob die Hand um seine Finger über die Seiten gleiten zu lassen, sodass dunkle Töne durch das Zimmer fluteten. Matt lächelte Karyu ihn an. „Nicht mehr lange, dann kannst du wieder selber spielen“, meinte er zuversichtlich, worauf Zero aber nichts sagte. Er war wohl nicht ganz so zuversichtlich. „Willst du was Bestimmtes hören?“ Langsam schüttelte Zero den Kopf und lächelte leicht. „Nein, mach wie du willst.“ Der Gitarrist nickte und stimmte den Bass erstmal, bis er wieder recht gut klang. Karyu musste nicht lange überlegen, was er spielte. Zu viel nachdenken war eh schlecht. Da er einige der Bassparts von Zero kannte, begann er mit der Bassline von ‚Gothic’, was einen eher ruhigen Anfang darstellte. Es zauberte Zero ein sehnsüchtiges Lächeln auf die Lippen und nach einer kurzen Weile lehnte er sich zurück, hörte weiterhin entspannt zu. Als Karyu irgendwann die Noten ausgingen und er sich nicht mehr richtig an die ganzen Basslines erinnern konnte, dachte er sich kurzerhand noch eine Melodie aus, die einen schönen Abschluss zu dem ganzen bildete. Aber zufrieden war Karyu nicht. Verlegen sah er zu Zero, der langsam die Augen wieder öffnete. „Tut mir leid…Bass ist nicht so meine Welt…“, nuschelte er, aber der Bassist schüttelte leicht lächelnd den Kopf. „Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Es klang gut. Danke.“, sagte er sanft und sah Karyu lieb an, der den Blick senkte. „Wenn du Gitarre spielst statt ich, dann kannst du das besser spielen, als wenn ich mich am Bass versuche“, meinte er leise, weswegen Zero sogar leise lachte. „Nun hör aber auf! Ich werd mit dir darüber nicht diskutieren!“, erwiderte der Bassist schmunzelnd, woraufhin Karyu wieder den Kopf hob und ihn verlegen anlächelte. „Hmm…“, machte er nur und stand mit dem Bass in der Hand auf, den er zurück in Zeros Zimmer brachte. Als er wieder ins Wohnzimmer kam, sah Zero neugierig zu ihm auf. „Verrätst du mir nun, was du in den letzten 2 Tagen gemacht hast? Wo warst du?“ Verlegen kratzte Karyu sich am Kopf und warf einen Blick aus dem Fenster, dann drehte er sich wortlos um und verschwand in sein eigenes Zimmer, weswegen Zero verwirrt die Augenbrauen hob. Doch bevor er ihm hinterher rufen konnte, tauchte der Blonde schon wieder auf – mit einer Digicam in der Hand. Fragend sah Zero den Größeren an, der sich schweigend neben ihn setzte und die Kamera anmachte. „Hier…das hab ich gemacht…“, sagte er leise und reichte dem Bassisten die Digicam, der Karyu einen kurzen Blick zuwarf und dann interessiert das große Display betrachtete. Darauf war ein Bild zu erkennen, welches blauen Himmel zeigte, und nur eine einzige kleine weiße Quellwolke war am Rande zu sehen. Karyu hob eine Hand und drückte weiter – nun war ein Foto von einem Sonnenaufgang zu sehen, danach waren verschiedene Straßen zu sehen, mal mit mehr, mal mit weniger Menschen auf den Gehwegen. Es war auch ein Foto von Karyu und einem Straßenmusiker zu sehen, gefolgt von einer Frau und Karyu, die vor einer Eisdiele standen – Zero kannte die Frau, er hatte sich dort selbst schon öfter ein Eis gekauft… „Ich dachte mir…“, sagte Karyu nach einer Weile, „wenn du schon nicht selbst raus gehen und dich umschauen kannst, dann mach ich das eben für dich…und um dir zu zeigen was so los ist, hab ich die Bilder gemacht…“ Seine Stimme war leiser geworden, und er schaute nun peinlich berührt zu Boden. Es war doch irgendwie eine komische Idee von ihm gewesen, oder…? „Das hast du…meinetwegen gemacht?“, fragte der Bassist überrascht nach und schaute den Größeren an, welcher daraufhin nur nickte. „Das…ist wirklich total lieb von dir…danke“, sagte Zero gerührt und umarmte Karyu kurzerhand, noch mit der Kamera in der Hand. Überrumpelt ließ der Blonde es geschehen und erwiderte nach kurzer Zeit die Umarmung. „Bedank dich nicht dafür. Ich hab das gerne gemacht…ich dachte, es würde dich vielleicht freuen…“ „Tut es auch“, meinte Zero, während er sich wieder von Karyu löste und ihn anlächelte. „Das kannst du gerne öfter für mich machen.“ Der Gitarrist legte den Kopf schief und sah ihn aus großen Augen an. „Ja, am besten besuche ich noch deine ganzen Freunde und Verwandten für dich und mach ein paar Bilder von ihnen, wie sie Plakate mit Genesungswünschen hochhalten?“ Zero musste leise lachen und nickte. „Ja, zum Beispiel. Das wäre auch toll.“ „Mh…aber mal im Ernst. Wir könnten doch deine Eltern in die Stadt einladen“, schlug Karyu bedächtig vor. „Sie müssen sich doch furchtbare Sorgen machen. Wir besorgen ihnen ein günstiges, schönes Hotel und ihr könnt endlich wieder etwas Zeit miteinander verbringen.“ Doch Zero schüttelte den Kopf, das Lächeln wich von seinen Lippen. „Nein. Sie wissen nicht, dass es mich so heftig erwischt hab.“ „Du hast deinen Unfall verheimlicht?“ „Nein, das nicht, aber ich hab das Ganze herunter gespielt. Ich will nicht, dass sie sich zu große Sorgen machen.“ Er seufzte. „Ich hab doch schon einen Unfall hinter mir. Die Sorge hat sie fast umgebracht.“ „Zero, das ist Jahre her…du warst ein Kleinkind…“, warf Karyu ein, aber der Bassist zuckte nur mit den Schultern. „Dennoch. Außerdem bringt es doch nichts, wenn sie Bescheid wüssten. Sie brauchen sich nicht um mich zu kümmern. Ich hab jetzt Freunde, die mir helfen. Oder?“ Leicht lächelnd hob Zero den Blick und legte eine Hand auf Karyus. Es waren noch leichte Abschürfungen zu erkennen. Die Haut war rosig, sie war frisch nachgewachsen. Bald würde man nichts mehr sehen von den Schürfwunden. Zumindest was die Hand anging. Langsam nickte Karyu. „Ja, natürlich sind wir für dich da. Das ist gar keine Frage. Ich dachte nur, dass du deine Eltern gern wieder sehen würdest…“ „Natürlich, aber ich besuche sie dann lieber ein ander Mal, wenn es mir wieder gut geht und ich ihnen keine unnötigen Sorgen bereite.“ Unnötige Sorgen… Karyu biss sich auf die Unterlippe und schloss kurz die Augen. Zero wäre beinahe gestorben. Er hatte Glück noch zu leben. Der Blonde spürte den Blick des Anderen auf sich, aber der Bassist sagte nichts, sondern musterte ihn nur schweigend. „Kumagaya ist ja nicht so weit entfernt“, fuhr Zero schließlich fort. „In ein paar Wochen gehe ich sie besuchen.“ Karyu nickte nur mechanisch. „Was anderes, ich würde raus gehen.“ Nun hob der Gitarrist überrascht den Kopf und starrte Zero entgeistert an. „Wie bitte? Das geht nicht.“ „Ich will ja nicht spazieren gehen“, erwiderte der Bassist, während er seine Hand zurück zog. „Ich mag nur mal raus…die Sonne auf dem Gesicht spüren, den Wind auf meiner Haut…“ Er seufzte. „Ich roste hier noch ein. Ich will nur…über die Straße…mich auf eine Bank setzen für ein paar Minuten. Komm schon, das bringt mich nicht um.“ Pikiert sah Karyu seinen Freund an. Das war die falsche Wortwahl gewesen. Zero lächelte ihn nur entschuldigend an, bevor Karyu langsam aufstand und unschlüssig zum Fenster ging um hinaus zu schauen. Es war recht schön draußen… Und er würde auf Zero aufpassen, ihn mit hinausbegleiten. Er würde ihn wieder sicher zurück in die Wohnung bringen. Über die Straße… Karyu schluckte und senkte den Blick, bevor er sich zu Zero umwandte. „Ich würde das lieber nicht tun“, sagte er leise. „Mir ist nicht wohl dabei.“ Langsam schüttelte der Bassist den Kopf. „Komm schon. Es wird nichts passieren. Stell dich nicht so an. Sonst gehe ich alleine raus!“ Einen Schmollmund ziehend, versuchte Zero sich von der Couch hochzudrücken, um aufzustehen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Und er kam nicht hoch. Karyus Mundwinkel verzogen sich traurig nach unten, bevor er zum Kleineren ging und diesem dabei half, aufzustehen. „Ist ja in Ordnung“, sagte er bekümmert, „wenn du unbedingt raus willst, dann komme ich mit.“ Zero nickte nur mit geschlossenen Augen, bevor er sich etwas an den Blonden lehnte. Er schien darauf zu warten, dass der Schmerz abklang. Karyu konnte sich wirklich nicht vorstellen, was Zero durchmachte. Er half ihm dabei, sich Schuhe und Jacke anzuziehen, da dem Bassisten das auch noch nicht ganz gelingen wollte. Vor allem ging es nicht ohne Schmerzen vonstatten. Die nächste Hürde war die Treppe. Der Aufzug war seit 2,3 Tagen kaputt. „Zero…lassen wir es lieber sein. Wir wohnen im 2. Stock. Im 2., nicht im 1. und leider schon gar nicht im Erdgeschoss“, wandte er leise ein, in der Hoffnung, Zero zur Rückkehr in die Wohnung überzeugen zu können. Wenn Tsukasa das hier rausfand, würde er ihn umbringen. Karyu würde durch die Hände seines Freundes sterben, das wusste er. Hizumi und Tsukasa verließen sich auf ihn. Doch aus irgendeinem Grund blieb Zero hartnäckig. Würde er ihn nicht sehr mögen, hätte er sogar behauptet, dass er nervtötend hartnäckig war. Hörbar seufzend und somit seinen Unwillen äußernd legte er sich Zeros Arm um die Mitte, dann ging er mit ihm die Treppen hinab. Es dauerte lange. Und irgendwann begann sein Bassist leise zu stöhnen und zu ächzen. „Zero...?“, sprach er ihn vorsichtig an, doch dieser antwortete nur mit einem Brummen. Also ließ er ihn in Ruhe, dabei wäre er am liebsten stehen geblieben und hätte ihn wieder hoch gezerrt in die Wohnung. Als sie endlich draußen vor der Haustür standen, stützte sich der Bassist am dunklen Mauerwerk ab und keuchte hörbar. „Ich brauch kurz...eine Pause“, brachte er hervor und stockte plötzlich ein paar Mal beim Atmen, was Karyu augenblicklich panisch werden ließ. „Was ist los? Bekommst du keine Luft mehr? Soll ich den Notarzt rufen?! ...Zero?!“ Langsam schüttelte der Bassist den Kopf und blinzelte ihn an. „Bleib ruhig... Ich..muss nur zu Atem kommen... Alles ok...“, murmelte er und atmete tief ein und aus, diesmal klang es nicht mehr ungesund. Nach einigen Momenten streckte der Bassist hilfesuchend die Hand nach ihm aus, weswegen er sich wieder dicht neben ihn stellte. Zero klammerte sich an ihn und sah hinauf in den fast wolkenlosen, blauen Himmel. „Wunderschön...“ Kurz schloss er die Augen, dann deutete er auf die andere Straßenseite. „Lass uns in den Park gehen. Auf eine Bank setzen. Mehr will ich nicht.“ Karyus Augen wurden groß. „In den Park? Die Rede war von da drüben, nicht vom Park. Der ist weiter weg.“ Wenig erfreut sah Zero ihn an. „Der Park ist doch auch da drüben. Das sind 200 Meter mehr. Karyu, ich bin nicht todkrank, nur verletzt. Ich brauche etwas länger, aber gehen kann ich nach wie vor. Außerdem ist das wie Training. Ich will ja nicht einrosten. Los, komm. Sonst geh ich auch alleine“, drohte er erneut, was Karyu nachgeben ließ. „Du bist ein Sturkopf. Hat dir das schon mal jemand gesagt?“ „Ja...“ Zero beäugte ihn kritisch. „Du hast das schon öfter geäußert.“ Lächelnd sah er ihn an. „Jaaa, das hab ich. Weil es stimmt.“ Zu seiner Überraschung schnaubte der Bassist. „Mag sein. Aber wir hatten es nötig, dass ich auf meine Meinung bestehe. Ich hab nämlich gute Einfälle.“ Amüsiert betrachtete er den Dunkelhaarigen. „Da hast du Recht. Meistens ist dein Sturkopf zu etwas gut.“ Der Bassist ließ das unkommentiert. Als sie über der Straße waren, wurde der Bassist irgendwie schwerer in seinem Arm, weswegen er ihn fragend ansah. „Ist alles in Ordnung?“ Sicher ging dem Anderen diese Frage schon auf die Nerven, aber er musste es immer wieder erneut wissen, gerade wenn Zero sich so komisch verhielt. „Es ist nur so ungewohnt anstrengend...“, murmelte er. „Verdammt..“ Er blieb stehen und so tat es auch Karyu. Schweigend wartete er ab, bis der Andere sich wieder gesammelt hatte, dann setzten sie ihren Weg langsam fort. Diesmal schafften sie es ohne weitere Unterbrechung zum Ziel. Als sie sich auf eine Parkbank setzten, legte Zero langsam den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. „Ich sonnenbade jetzt..“, informierte er Karyu leise und lächelte selig, während er sich schweigend anstrahlen ließ. Er schien alles um sich herum auszublenden, und so wagte Karyu es, seinen Bassisten einfach nur dabei zu beobachten, wie er sich die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen ließ. Erst jetzt fiel ihm auch auf, dass der Verband um den Kopf des Dunkelhaarigen verschwunden war. Ob das seine Richtigkeit hatte? In diesem Moment wollte er aber nicht nachfragen – er wollte den Moment für den Bassisten nicht zerstören. Fragen konnte er später noch. Für eine Weile betrachtete er ihn heimlich und stumm, spürte wie die Sonne sein eigenes Gesicht erwärmte. Schließlich wandte er den Kopf der Sonne ganz zu und schloss ebenfalls die Augen, um die Wärme zu genießen. Die frische Luft tat gut, weswegen er tief einatmete. Einige Minuten saßen sie so still beisammen. Zuerst waren Karyu verschiedene Dinge durch den Kopf gegangen. Seine Sorgen um Zero, seine Wut auf dieses blöde Handy, dass dem Bassisten auf die Straße gefallen war, die Wut auf den Fahrer, der ihn umgefahren hatte. Dann dachte er an Tsukasa und Hizumi, fragte sich, was diese eigentlich trieben. Dann stellte er fest, dass er unheimliche Sehnsucht und Lust auf ein Konzert hatte. Irgendwann aber schwanden die Gedanken und Sorgen und er saß einfach nur völlig entspannt auf dieser Bank, genoß Zeros Nähe. „Karyu?“ „Hmhmm...?“, machte er nur leise, woraufhin der Bassist weiter sprach. „Ich will dir nicht zur Last fallen.“ Verwundert öffnete er nun doch die Augen und blickte Zero an. „Was meinst du?“ „Na ja...Du bist doch gern unterwegs. Wenn du heute irgendwas vorhast...abends feiern gehen oder sowas. Dann kannst du das natürlich machen. Du musst nicht zuhause bleiben und mich betüddeln. Ich kann mich um mich selbst kümmern. Egal was Tsukasa oder Hizumi gesagt haben, fühl dich mir gegenüber nicht verpflichtet.“ Sofort schüttelte Karyu den Kopf. „Hör auf. Du hältst mich weder auf noch fällst du mir zur Last. Ich bin gern für dich da. Mach dir keine Gedanken um mich.“, winkte er ab, während Zero sich an ihn lehnte. Es war schön so. „Ich hab aber das Gefühl, dass etwas nicht stimmt... Mit dir...“ Er schluckte hörbar. „Versteh das nicht falsch. Aber hast du irgendwas? Kann ich dir irgendwie helfen, dir zuhören?“, bot er ihm an. Karyu erstarrte und blickte nach vorn ins Leere. „Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst... Es ist alles wie immer... Wir beide haben doch schon geredet. Ich dachte, es sei alles geklärt...“, erwiderte er leise. Aus irgendeinem Grund wurde ihm unbehaglich. Zero löste sich von ihm und hob schwerfällig den Arm, um sein Kinn mit den Fingern zu umfassen und sich sein Gesicht zuzudrehen. Ernst sah er ihm in die Augen. „Geht es dir wirklich gut? Ich habe immer noch das Gefühl, dass du durch den Wind bist. Schon vor meinem Unfall hatte ich es... Dass du irgendwas hast, das dich belastet. Du kannst mir doch alles sagen, das weißt du. Oder?“ Ertappt starrte er den Bassisten an. Dieser hatte seine chaotische Gefühlswelt mitbekommen? Zumindest hatte er bemerkt, dass da was nicht stimmte. Karyu schluckte und rang sich ein Lächeln ab. „Sicher, das weiß ich. Mir geht’s gut. Ich denke, mir steckt nur noch der Schreck etwas in den Knochen. Das wird schon wieder“, versuchte er sich rauszureden. Zero summte nur nachdenklich, während er ihn wieder los ließ. Stumm sank der Bassist wieder gegen seine Schulter und schloss die Augen. „Ich ruh mich kurz aus..Wir können gleich zurück....“, murmelte er leise. „Ist gut. Lass dir Zeit“, wisperte er und legte einen Arm um seine Mitte, wollte ihm etwas Halt geben. Und vielleicht, wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er ihn auch einfach nur berühren. Eine Weile starrte er still in den Park und beobachtete die Menschen, die hindurch liefen, die Hunde, die dort spielten. Es wurde langsam voller. „Zero...?“, sprach er seinen Freund schließlich an. Dieser hob verschlafen den Kopf. „Bist du müde? Bist du eingeschlafen?“ „Fast...“, murmelte dieser und setzte sich auf. „Lass uns heimgehen. Ich will ins Bett...“ „Okay...“ Lächelnd half er ihm auf, bevor sie in Ruhe den Rückweg antraten. Erneut dauerte es für die kurze Strecke lang. Besonders die Treppe im Haus machte dem Bassisten zu schaffen. Er war sichtlich erschöpft von diesem kleinen Ausflug. Nun verstand Karyu auch, warum Tsukasa und Hizumi ihnen genau von sowas abgeraten hatten. Sofern er Zero aber heil nach Hause brachte, würde er es wohl trotzdem nicht bereuen - wenn dieser genauso empfand. Als sie es endlich in die Wohnung zurück geschafft hatten, keuchte Zero schwer, weswegen er sich gleich wieder Sorgen um ihn machte. „Komm, nur noch zum Bett.“ „Nein...“, brachte der Bassist hervor und deutete nur ächzend auf die Couch. Etwas verwundert folgte er der stummen Anweisung und brachte ihn dorthin, legte ihn vorsichtig darauf. „Soll ich dir deine Decke bringen, und dein Kissen?“ Zero nickte nur schweigend, während er immer noch komisch atmete. Nachdem er die Bettwäsche geholt hatte, legte er ihm das Kissen unter den Kopf und breitete die Decke über ihm aus. Vorsichtig setzte er sich dann zu ihm. „Wie geht’s dir?“ Glücklich lächelnd sah Zero ihn an. „Ich bin zufrieden. Müde, aber zufrieden. Danke, dass du mit mir rausgegangen bist. Die Anderen haben sich immer so geziert...“ Er verdrehte die Augen. „Aber du hast dich getraut. Ich bin dir was schuldig.“ Schief lächelnd betrachtete er ihn. „Ich hab mich eher von dir zwingen lassen“, murmelte er. „Aber ich freue mich, dass du happy bist.“ „Und es ist ja nichts passiert.“ Er gähnte. „Ich werde ein bisschen schlafen, ok?“ Karyu nickte nur und stand auf, jedoch griff Zero nach seiner Hand. „Bleibst du hier im Wohnzimmer? ...liest vielleicht was, oder so...?“ Verblüfft starrte er ihn für ein paar Sekunden an, dann nickte er langsam. „Ja...warum nicht.“ Er lächelte ihn an. „Ich bin gleich wieder da.“ Es schmeichelte ihm irgendwie, dass Zero wollte, dass er bei ihm blieb. Und bei dem frommen Blick konnte er nicht ‚Nein‘ sagen. Daher suchte er sich in seinem Zimmer rasch das Buch, das er zurzeit las. Ein bereits älteres Werk von Murakami Haruki, welcher sich ja vor allem im Ausland an äußerster Beliebtheit erfreute. Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, lag Zero noch wach auf dem Sofa, hatte sich in die Decke gekuschelt und hielt sein Smartphone in der Hand. Allerdings sah es etwas angestrengt aus, da er den Arm ausgestreckt hielt. Wenn Karyu nicht alles täuschte, wirkte der Bassist auch etwas verbissen. „Warum guckst du so merkwürdig auf das Smartphone?“, erkundigte er sich, während er auf einem der Sessel Platz nahm. Seufzend ließ Zero den Arm sinken und legte das Handy auf seinen Schoß. „Weil ich nicht anders kann. Ich kann meinen Arm nur schlecht beugen...“, erklärte er und schloss die Augen. Er summte daraufhin leise. „So ein Mist...“, kommentierte er lediglich leise und mitleidig. Immer wieder erschütterte es ihn, wie eingeschränkt der Bassist nun war. Dieser ließ nichts mehr von sich hören und so wollte er ihn auch in Ruhe schlafen lassen. Also schlug er sein Buch auf und begann zu lesen. Irgendwann machte er sich noch einen Tee. Zero wachte so schnell nicht mehr auf und schlummerte selig vor sich hin. Der Ausflug schien ihn wirklich sehr geschafft zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)