Kalendermenschen von abgemeldet (Der Jahreskalender 2011) ================================================================================ Kapitel 8: Ernste Probleme -------------------------- Drei Kreuze? Zwei Kreuze? August schüttelte sich und seinen Kopf gleich hintendrein. Stilistisch war sein neuester Entwurf für den Hund, er taugte nichts, keinen Champignon war der Kram wert. Was sollte man zu so etwas bitte noch sagen? "Aber es ist ja auch zum Verzweifeln!", rief er eher zu sich selbst als zu sonst jemandem aus. "Was soll ich nur machen mit einer Sprache, die so viele Löcher hat, dass man sie niemals wird stopfen können? Briefmarken für Postkarten, trockener Wein. Und dann noch diese ganzen Redewendungen, Sprichwörter und Wortspiele! Nein, ich kann die Ziege nicht einfach an den Hörnern packen. Wie auch? So viele Löcher, so viele Löcher..." Diesmal schüttelte er nur den Kopf, aber dafür mit ganzem Körpereinsatz. "Es macht einfach keinen Sinn!", schrie er und schoss sich aus lauter Frust selbst in den Fuß. (Er bereute es schnell, da es mehr weh tat als gedacht, um eine wüste Schimpftirade auf jegliche Weltsprachen loszulassen, die hier lieber nicht wiedergegeben werden soll.) "Es ist doch zum Mäusemelken! Wie kann ich einen dichten Teppich aus Sprache weben, wenn das daran scheitert, dass er dank der vielen Löcher ja doch nicht fliegt?! Wie kann ich etwas zum Schweben bringen, das einfach keine Flügel hat?" Er salzte sein neuestes Werk in die Ecke, das mit der Eleganz einer betrunkenen Schnecke kurz vor dem Exitus dort auf dem Boden aufklatschte. Blau, die Farbe der Poeten. Er lachte bitter. Dieser Teppich würde sicher nicht so schnell in die Freiheit entkommen. Er hatte mit ihm erst noch einen Truthahn zu rupfen. Ja, einen Truthahn – ein normales Hühnchen würde die Menge an Federn gar nicht aufbringen können, die er diesem Teppich (bildlich gesehen, natürlich) bald ausreißen würde. Aber blau, das war keine schlechte Idee. Ganz aus der Nähe betrachtet war es zwar auch keine ehrliche Option, aber Optionen waren so oder so rar gesät, also griff er entschlossen zur Flasche, nahm einen kräftigen Schluck Wodka und stellte das noch fast volle Gefäß genauso entschlossen wieder beiseite. Mit diesem Gesöff würde er sich wohl nie wirklich anfreunden. Das hätte er sich nach den letzten sieben erfolglosen Versuchen ja eigentlich zusammenreimen können. "Außerdem ist es ja keine Lösung", murmelte er genervt, indem er Oktobers Tonfall nachahmte und den handschriftlich beschriebenen Aufkleber betrachtete, der gut leserlich und genauso minimalstkariert wie sein Besitzer verkündete, dass der Inhalt dieses Drecksdings doch ein Destillat war. Er überschlug kurz seine Materialkosten für diesen Monat und kam zu dem Entschluss, dass er sich vielleicht etwas damit beeilen sollte, eine Lösung für sein Problem zu finden, wo er schon bei dem Thema Lösung war, als es an der Tür klopfte. "Na klasse, auch das noch", murmelte August. Sicher war das wieder irgend jemand, der auf die dumme Idee gekommen war, ihm Beschwerdebriefe zu schicken. Zu heiß, zu sonnig, zu schwül, zu trocken, zu gewitterig... dabei hatte er einfach nicht die Zeit, sich um solchen Firlefanz wie das Wetter zu kümmern. Er hatte Wichtigeres zu tun. Der Teleporter war ja schließlich auch noch nicht fertig. "Wer stört?", blaffte er also so freundlich wie ein Becher Sahne nach 3 Tagen Sommerhitze, als er die Tür aufriss. Aber statt eines verängstigten Postboten mit nervös zuckendem Auge, wie sie normaler Weise aufzutauchen pflegten, stand da September. Und sah nicht sehr glücklich aus. "Komm mit", sagte er schlicht. "Wir müssen reden. Und zwar nicht nur", August fühlte sich von oben bis unten abschätzig gemustert, was daran liegen konnte, dass genau das auch der Fall war, "wegen deiner Umgangsformen und deines Aussehens. Es gibt ernste Probleme." Der Tag fing ja schon gut an... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)