Zuhause von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 8: 08. Oktober ---------------------- Genervt starrte Kakashi zur Decke. Schon seit Stunden hatte er sich hin und her gewälzt und versucht einzuschlafen, aber aus irgendeinem Grund wollte der Schlaf einfach nicht kommen. Im Scherz hatte er schon darüber nachgedacht, das Sharingan zu benutzen. Das hatte ihn bis jetzt schließlich fast immer umgehauen, aber er verwarf den Gedanken schnell wieder und setzte sich auf. Vielleicht würde es helfen, einen Tee zu trinken? Und selbst wenn das nicht helfen würde, hätte er dann immerhin etwas Zeit totgeschlagen. Gerade als er von seinem Bett aufgestanden war, bemerkte er, wie sich in dem Körbchen neben ihm etwas regte. Pakkun beobachtete ihn schon seit er sich aufgesetzt hatte und war nun gleichzeitig mit seinem Herrchen aufgestanden. Bisuke streckte sich erst mal und blickte dann erwartungsvoll zu Kakashi hinauf. „Schlaft ruhig weiter.“, flüsterte der Junge und machte sich auf in Richtung Tür, als er erneut eine Bewegung hinter sich bemerkte. Pakkun war ein paar Schritte hinter ihm hergetapst. Kakashi seufzte leise. „Du kannst weiter schlafen.“ „Du anscheinend nicht.“, kommentierte der Mops trocken. „Ich gehe nur kurz in die Küche. Ich bin gleich wieder da.“ Pakkun sah noch einige Sekunden zu seinem Herrchen hinauf, während er abwog, was er tun sollte. Schließlich ging er wieder zu seinem Körbchen, machte es sich dort bequem und sagte: „Gut, okay. Ich warte hier.“ Kakashi hob fragend eine Augenbraue, entschied sich aber dafür nicht nachzufragen, was sein Hund genau meinte. Leicht den Kopf über Pakkuns merkwürdiges Verhalten schüttelnd, verließ er den Raum. Er konnte nicht wissen, dass Minato den Mops damit beauftragt hatte, ein Auge auf Kakashi zu haben. Und Pakkun nahm die ihm aufgetragene Aufgabe sehr ernst. Kakashi hatte allerdings nicht allzu lange die Gelegenheit sich über das seltsame Verhalten Pakkuns zu wundern, denn im Wohnzimmer erwartete ihn die nächste verwunderliche Begebenheit. Als er gesehen hatte, dass dort noch ein schwaches Licht brannte, verwarf er seinen eigentlichen Plan in die Küche zu gehen. „Sensei?“, fragte er in Richtung des blonden Haarschopfes, den er auf der Couch ausgemacht hatte. „Was machen Sie so spät noch hier?“ Minato drehte sich müde lächelnd zu seinem Schüler um. „Fragte derjenige, der so spät noch hier herumlief. Kannst du nicht schlafen?“ „Nein.“, sagte Kakashi und ging langsam auf das Sofa zu. „Sie auch nicht?“ „So sieht´s wohl aus.“ Der Ältere signalisierte ihm, sich neben ihn zu setzen und während Kakashi der Aufforderung nachkam, fuhr er fort: „Schätze ich bin aufgeregt.“ „Wieso?“ Minato zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht genau, vielleicht macht mich die Sache mit dem Vaterwerden doch noch nervöser, als ich bisher angenommen hatte.“ „Aus der Sache kommen Sie jetzt aber wirklich nicht mehr raus.“ „Hatte ich auch nicht vor.“ Der Hokage lachte leise und wuschelte dem Jungen durch dessen Haare, was er mit einem bösen Blick in Richtung seines Lehrers quittierte. Nachdem die Wuschelaktion beendet war und Kakashi seinen Mentor nicht mehr böse anfunkelte, sagte er: „Ich glaube, Sie müssen sich deswegen nicht so viele Gedanken machen.“ Minato blickte erstaunt zu seinem Schützling. „Nicht?“ Der Junge ließ sein Auge kurz durch de Raum wandern, so als suche er nach den richtigen Worten. „Ich glaube, Sie werden ein guter Vater sein, Sensei.“ Jetzt starrte Minato völlig perplex zu Kakashi. Mit so einer Aussage hatte er von ihm nicht gerechnet und irgendwie machte sie ihn stolz. „Danke, Kakashi. Das bedeutet mir viel, dass du das sagst.“ Der Andere räusperte sich, ehe er mit seinem Blick den Boden fixierte. „Gern geschehen.“ Es war mehr gemurmelt als tatsächlich laut und deutlich ausgesprochen, und direkt danach hatte er sich ein weiteres Mal geräuspert, aber Minato hatte es gehört und musste lächeln. Viel stolzer war er wohl auch nicht gewesen, als Kakashi damals die Chuninprüfung bestanden hatte. Er beugte sich etwas nach vorne, um mehr auf Augenhöhe mit Kakashi zu sein. „Hör mal, Kakashi. Ich muss dich etwas fragen.“ Überrascht blickte der Angesprochene zu seinem Lehrer. „Ja?“ Minato überlegte kurz. „Eigentlich ist es mehr eine Bitte.“ Der Junge wurde leicht skeptisch. Um was könnte ihn sein Sensei bitten? Minato atmete noch einmal durch. „Es geht um...Naruto. Ich weiß nicht, ob der Zeitpunkt jetzt der Richtige ist, um dich darum zu bitten, aber ich habe so ein Gefühl, dass ich dies jetzt tun sollte.“ Kakashi hörte ihm aufmerksam zu und konnte es nicht verhindern mit jedem Wort seines Lehrers nervöser zu werden. „Weißt du....“, fuhr Minato fort. „Ich möchte, dass mein Sohn später einmal ein hervorragender Mensch und Ninja wird.“ „O...okay.“, antwortete Kakashi leicht irritiert und unsicher, was er dazu sagen sollte. „Ich bin mir sicher, dass er das auch wird. Mit Ihnen und Kushina als Eltern.“ Der Hokage lächelte. „Aber er wird dafür auch einen guten Lehrer benötigen.“ „Natürlich, das gehört auch dazu.“ In Kakashis Stimme hörte man heraus, dass er immer noch keine Ahnung hatte, auf was der andere überahupt hinauswollte. Minato grinste in sich hinein. Am liebsten hätte er ihm jetzt noch einmal durch die Haare gewuschelt, aber er unterließ es, da er den Jüngeren nicht verärgern wollte. Er mochte dieses wenigen Gelegenheiten, an denen sein Schüler so schwer von Begriff war. Es ließ ihn mehr wie den Jungen wirken, der er tatsächlich war und weniger wie den so ernsten und scheinbar schon so alten Anbu, den er sonst kannte. „Kakashi, ich meine dich.“ „Womit meinen Sie mich?“ Er machte ein so ahnungsloses Gesicht, dass Minato am liebsten gelacht hätte. „Kakashi, ich will, dass du mal der Lehrer meines Sohnes wirst.“ Innerhalb einer Sekunde veränderte sich Kakashis Gesichtsausdruck von fragend zu entsetzt, dann zu fassungslos und schließlich zu wütend. Noch bevor der Ältere sich fragen konnte, was jetzt los war, war sein Schüler vor Wut aufgesprungen. „Das soll ein schlechter Scherz sein, oder?! Denn das kann jawohl nie im Leben Ihr Ernst sein!“ Der Hokage blieb sitzen und antworte so ruhig wie möglich: „Doch, es ist mein Ernst, Kakashi. Setz dich bitte wieder.“ „Nein!“ Kakashi machte Anstalten, dem Anderen den Rücken zuzudrehen und zu gehen, dieser packte ihn jedoch am Handgelenk und zog ihn zurück. „Na gut, dann bleib meinetwegen stehen. Aber bitte bleib und sag mir, was dich so wütend macht.“ „Wie können Sie so etwas fragen? Wie können Sie mich um so etwas bitten, nachdem....nachdem was passiert ist?! Ich tauge nicht dazu, jemandem ein Lehrer zu sein! Ich schaffe es doch noch nicht einmal, jemanden zu beschützen, wenn man mich darum bittet!“ „Das mit Rin war nicht deine Schuld.“ „Doch! Das war es!“ Minato schüttelte den Kopf und ließ Kakashis Handgelenk los. „Es war nicht deine Schuld. Es gab nichts, was du hättest tun können.“ „Aber ich hatte es ihm versprochen. Ich hatte es ihm doch versprochen.“ Kakashis Stimme begann zu zittern. „Obito würde verstehen, dass du nichts machen konntest.“ „Nein, er hätte sie bestimmt gerettet. Irgendwie.“ „Da kannst du dir nicht sicher sein...“ „Nein, kann ich wirklich nicht. Und wissen Sie wieso?“ Eine Träne rannte über Kakashis linke Wange. „Wir werden nie wissen, was Obito getan hätte, weil ich Obito umgebracht habe.“ Minato schloss kurz seine Augen und blickte dann wieder zu seinem Schüler. „Sag das nicht. Bitte sag das nicht. Es ist nicht wahr.“ „Doch, das ist es. Und das wissen Sie.“ Der Ältere seufzte leise. „Es tut mir so leid, Kakashi.“ Verwirrt sah der Junge zu seinem Lehrer. „Was tut Ihnen leid?“ „Dass ich nie da war, wenn einer von euch mich so dringend gebraucht hätte.“ Kakashi blickte erstaunt zu dem Mann, der seinen Blick nun abgewendet hatte. „Sensei...das...das stimmt so nicht. Sie müssen sich nicht entschuldigen. Sie waren ein hervorragender Lehrer für uns. Mit keinem anderen hätten wir es so weit geschafft.“ Minato richtete seinen Blick wieder auf ihn. „Danke. Aber ich weiß, dass ich eine Menge falsch gemacht habe. Sonst wäre...“ „Nein, Sie haben nichts falsch gemacht!“, unterbrach Kakashi ihn plötzlich. Der Hokage packte ihn daraufhin wieder sanft am Arm und brachte ihn so dazu, sich wieder zu setzen. „Jeder macht Fehler, Kakashi. Alle sind von unterschiedlichem Ausmaß, aber jeder macht sie. Ich weiß, dass du aus ihnen lernen wirst, denn du bist nicht nur ausgesprochen stark, sondern auch äußerst intelligent. Ich weiß, dass du mit der Zeit ein noch besserer Shinobi und ein besserer Mensch werden wirst. Und bis Naruto alt genug sein wird, um ein Shinobi zu werden, werden wir beide daran arbeiten, unsere Fehler nicht zu wiederholen.“ Kakashi wischte sich sprachlos mit dem Handrücken über die nasse Wange. Nach einer kurzen Stille sagte er dann:“ Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ „Ich glaube, du unterschätzt dich in dieser Hinsicht.“ „Ich glaube, Sie überschätzen mich.“ Minato lächelte und legte einen Arm um Kakashis Schulter. „Auch wenn du mein Urteilsvermögen gerne mal in Frage stellst, ich bin trotzdem der festen Überzeugung, dass du ein guter Lehrer werden könntest. Wir müssen das jetzt auch nicht weiter besprechen, schließlich wird das alles noch dauern. Aber ich wollte dich das jetzt wissen lassen. Es tut mir leid, dich wütend gemacht zu haben. Das wollte ich nicht.“ „Das hatte ich auch nicht angenommen, Sensei.“ Das Zittern war wieder aus Kakashis Stimme verschwunden. Langsam begann er sich wieder zu beruhigen. Er hatte nicht so außer sich sein wollen, er hasste es Schwächen zu zeigen und vor allem wollte er nicht, dass sein Lehrer sich wegen etwas schlecht fühlte. Auf dessen Bitte wollte er jetzt nicht eingehen. Er ein Lehrer. Was für ein Unsinn. Doch das wollte er Minato in diesem Moment nicht sagen. Bis dessen Sohn alt genug wäre, um ein Ninja zu werden, würden definitiv noch Jahre vergehen, daher musste er sich nun noch keine Gedanken darum machen. Vielleicht würde Minato seinen Vorschlag auch noch einmal überdenken? Oder vielleicht würde er wirklich eines Tages auch ein Lehrer werden? Wie Minato? Vielleicht sollte er aber auch wirklich aufhören jetzt darüber nachzudenken. Froh darüber, dass seine Vernunft wieder Überhand genommen hatte, schloss Kakashi schläfrig sein rechtes Auge. Er fühlte sich im Augenblick schrecklich müde. Minato hatte noch etwas zu Kakashi sagen wollen, verschob das aber auf später, als er bemerkte, wie still der Junge plötzlich geworden war. Er konnte es sich nicht verkneifen zu grinsen. Kakashi war tatsächlich hier in seinen Armen eingeschlafen. Er legte ihn auf das Sofa und deckte ihn zu. „Außerdem weiß ich, dass du ein großartiger älterer Bruder für Naruto sein wirst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)