Da war es plötzlich Liebe von Mello13 (Sesshoumaru x Rin (erwachsen)) ================================================================================ Kapitel 2: Die Zukunft einer Familie ------------------------------------ Erneut stapften sie durch die verschneite Landschaft, Sesshoumaru vorne weg, Rin dieses Mal dicht hinter ihm und Jaken einige Schritte hinter den beiden zurück. Er war noch erschöpft vom gestrigen Marsch und benutzte seinen Stab als Gehhilfe. Hin und wieder jaulte er leise vor Schmerz, weil seine Füße steif und wund waren. Dennoch kamen sie um einiges zügiger voran als am Vortag, da der Schneefall für den ersten Moment ausgesetzt hatte. Grund genug für Rin sich über den deutlichen Wintereinbruch zu freuen. Als der Youkaiprinz ausnahmsweise stehen blieb, um Jaken wieder zu ihnen aufschließen zu lassen, nutzte sie die Gelegenheit und warf sich rücklings in den Schnee. „Rin? Was machst du da?“, fragte der mächtige Dämon in ganz sachlichem Ton. „Ich mache einen Schneeengel! Moment…“, sie stellte sich mühsam wieder auf die Beine und trat einen Schritt nach vorn, um ihr Werk in gebührendem Abstand zu bewundern. „Schau, Meister!“, sagte sie fröhlich und zeigte auf die Vertiefung im Schnee die sie hinterlassen hatte. Sesshoumaru blickte mit ausdrucksloser Miene auf den Boden, bis sich endlich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen schlich. Dann schaute er zu Rin, zum Schneeengel und wieder zurück. „Ein schöner Engel.“, man hätte meinen können er blickte beinahe verschämt zu Boden, als er seinen Satz leise flüsternd vollendete, „aber nicht so schön wie du…“ Trotz seines ungewohnten Flüstertons hatte er wie immer sehr deutlich gesprochen. Dennoch meinte Rin, sich verhört zu haben. „Äh, d-danke schön, Sesshoumaru-sama.“, brachte sie mit einer leichten Verneigung gerade so heraus. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, sie glaubte sich vor Schreck keinen Zentimeter mehr rühren zu können. Doch schlagartig niemand nahm mehr Notiz von ihr. Jaken hatte ihr kleines Gespräch mit ihrem Herrn offenbar geflissentlich ignoriert, und Sesshoumaru hatte ihr bereits wieder den Rücken zugewandt und sich in Bewegung gesetzt. Er schritt nun noch etwas eiliger voran als zuvor. Einen winzigen Augenblick lang stand sie noch wie vom Donner gerührt da und schaute ihren Gefährten hinterher. Dann beeilte sie wortlos sich sie wieder einzuholen. Inzwischen hatte die Steigung ihres nicht vorhandenen Pfades mächtig zugenommen und weder Rin noch Jaken war wirklich klar, warum sie diese beschwerliche Wanderung auf sich nehmen mussten. Ah-Uhn hatten sie in einem weit entfernten Wald schon früh zurückgelassen. Nur der grüne Dämon und das Menschenmädchen folgten ihrem Herrn wie immer blind. Der zweiköpfige Drache hasste den Winter und verkroch sich zu dieser Jahreszeit viel lieber in geschützten Wäldern oder Höhlen. Er reagierte immer überaus empfindlich auf Kälte, was Jaken sehr gut verstand. Aber für seinen Meister würde der grüne Dämon alles tun, was auch passierte. Trotzdem hätten sie das Mädchen ruhig auch zurück lassen können, überlegte sich der kleine Youkai im Geheimen. Wie Drachen waren auch die meisten Menschen nicht besonders kältebeständig. Das gelegentliche Husten Rins bekräftigte seine Theorie nur noch mehr. Aber es war schließlich Sesshoumaru-sama, der hier die Entscheidungen traf. Und Jakens Vertrauen in seinen Meister hatte sich auch bisher schon immer bewährt. Der Weg war lang und anstrengend, doch sie machten keine Pausen mehr. Endlich am Gipfel angekommen, schickte Jaken darum erst einmal ein Dankesgebet an die großen Dämonenkönige vergangener Zeiten gen Himmel, weil sie es ihm erlaubten, ihm Willen und Kraft gaben, seinen Meister auch auf den schrecklichsten Wegen und zu den geheimnisvollsten Orten begleiten zu können. Gleich darauf grub er seinen Stab tief in den Erdboden, um eine möglichst stabile Stütze zu schaffen und blieb endgültig wie angewurzelt stehen. Natürlich bloß, weil auch Sesshoumaru und Rin zum Stehen gekommen waren. Beide blickten sie in die Welt hinein, wie Kinder, dass zum ersten Mal aus ihrer Heimatstadt herauskommen. Doch als Jaken ihre Mienen noch etwas eindringlicher studierte, fiel ihm nicht nur bei Rin, sondern auch bei Sesshoumaru eine gewisse Enttäuschung, ja vielleicht sogar kurzzeitige Mutlosigkeit im Blick auf. Seine Erkenntnis lies ihn irritiert die Stirn runzeln, während Rin leise hustete. Er selbst entschied sich, es möglichst zu vermeiden, sich umzusehen. Als sich auch nach Minuten nichts tat, ergriff Jaken schließlich das Wort: „Was wollen wir denn jetzt hier, Sesshoumaru-sama? Hier sieht es doch genauso aus wie am Fuß des Berges, oder nicht?“ „Jaken!“, redete Rin ihm dazwischen. Ihr Ton klang belehrend und brachte ich unumgehend zum Schweigen. Stille gewann wieder die Oberhand, bis sich der mächtige Youkai endlich zu einer erklärenden Antwort herabließ. „Wir warten, bis Ebanow uns abholt.“ Nun war Jaken noch viel mehr verwirrt. „Wer ist denn Ebanow?“, wollte er wissen. Auf die Antwort musste er nicht lange warten. „ICH bin Ebanow, König des Löwenstammes hoch oben in den Bergen! Der mächtigste Dämon des Landes weit und breit. Verneige dich!“ Ein großer Dämon, zwar in einigermaßen menschlicher, doch auch ungeheuer Autorität verheißender Gestalt war von einem Moment auf den anderen direkt vor der kleinen Gruppe erschienen. Seine Muskeln an Armen und Beinen waren gleich denen eines Minotauren im besten Alter, sein Haar war lang, wild zerzaust und schien in seinen Kupferfarben beinahe zu glühen. Er überragte sogar Sesshoumaru um einen Kopf und war zudem doppelt so breit. Jaken war die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Sie waren den ganzen Weg gelaufen, nur um sich frühestmöglich einer grässlichen Löwenfratze zum Fraß vorzuwerfen? Wie gebannt starrte der kleine Dämon die feinen Schnurrbarthaare im Gesicht seines Gegenübers an, sein Mund stand ihm offen. Er hatte offenbar schon das einzig Filigrane an der Gestalt des Fremden entdeckt. Nicht nur sein Körper, auch seine Gesichtszüge schienen wie von einem eiligen, absolut untalentierten Bildhauer gemeißelt. Er bildete einen krassen Gegensatz zu Sesshoumaru-sama, dessen Eleganz gewisser Vornehmlichkeit, stellte Jaken entschieden fest. Während der kleine Youkai nicht im Traum daran dachte, den sogenannten König des Löwenstammes höflich zu grüßen, obwohl dieser es offenkundig selbst nicht für nötig befunden hatte, nickte Rin dem übermannsgroßen Dämonen wenigstens knapp zu. Sie war ein paar Schritte hinter Sesshoumaru zurückgetreten, zeigte aber keinerlei Anzeichen von Furcht. „Ebanow. Wir haben uns lange nicht gesehen.“, begrüßte Sesshoumaru die grobschlächtige Löwengestalt. Den drei weit Gereisten stieg langsam aber sicher ein seltsamer Geruch in die Nase. „Haha! Das kann man wohl sagen, Hundejunge. Aber es ist gut, dass du jetzt da bist. Es gibt viel zu tun!“ Sesshoumarus Muskeln spannten sich unmerklich, ob der respektlosen Anrede des anderen. Dennoch behielt er die Fassung, ließ sich nichts anmerken. Jaken dagegen blies empört die Backen auf, um unüberlegte Worte gewisslich zurückzuhalten. Derweiö Rin schaute sich unbeteiligt in der Landschaft um, obwohl ihre Ohren gespitzter nicht hätten sein können. Auch wenn ihr dieser seltsame Typ von Anfang an recht unangenehm war, wollte sie unter gar keinen Umständen etwas von den Angelegenheiten ihres Meisters verpassen. „Ja, Ebanow. Aber sag, was ist es, wofür du mich herbestellt hast?“ Plötzlich senkte der Löwenkönig sein Haupt und auch seine Stimme schien noch um eine oder zwei Oktaven tiefer gerutscht zu sein. Mit bleierner Stimme antwortete er: „Du bist hier aus dem gleichen Grund, aus dem auch dein Vater vor vielen Jahrhunderten bei uns war.“ Sesshoumaru horchte auf, mit ernstem Blick versuchte er, aus den Augen des anderen dessen wahre Absicht abzulesen. Ebanow fuhr fort: „Wieder einmal versuchen die Menschen, uns unser Gebiet streitig zu machen. Sie vermehren sich wie die Karnickel, verschmutzen unsere Bäche und lösen gewaltige Lawinen aus, wenn ihnen danach ist. Von Jahr zu Jahr werden es mehr, und immer größer wird das Gebiet, das sie für sich beanspruchen! Wir wollen das nicht mehr länger dulden!“ Der Löwenyoukai hatte sich inzwischen sichtlich in Rage geredet, seine Stimme grollte vor Zorn, seine wild durch die Gegend gestikulierenden Hände ballte er zu Fäusten. „Aber sag, Ebanow, du willst mir doch nicht erzählen, dass ihr euch nicht allein gegen ein paar schwache Menschen wehren könnt?“, wollte Sesshoumaru wissen. Er hasste es, sich für andere anstrengen zu müssen. Besonders, wenn sie ihm nicht sonderlich am Herzen lagen. Besonders, wenn es um solche Nichtigkeiten ging. Der Dämon mit der kupferfarbenen Mähne zuckte ein wenig, als fiele es ihm schwer, ruhig zu bleiben. Als er wieder die Stimme erhob, klang Gereiztheit und auch ein kleines bisschen Verzweiflung in ihr mit. „Wenn es das nur wäre! Aber ich sage dir, Menschen sind wie Kakerlaken! Einfach nicht tot zu kriegen! Frisst man einen oder verteilt seine Gebeine wahllos in verschiedenen Gebirgsketten, hat man schon den nächsten am Hals! Niemals hat man Ruhe vor ihnen!“ Rin zog die Schultern hoch, machte sich möglichst klein. Zum größten Teil wurde ihre Sicht auf den Menschenfresser durch den Körper ihres Begleiters bedeckt, doch was sie sah reichte, um ihr kalte Schauer über den Rücken rieseln zu lassen. Sie hinterließen jeweils ein unangenehmes Kribbeln, das sie stur zu ignorieren versuchte. „Und wobei soll ich euch nun behilflich sein?“, hakte Sesshoumaru nach. Er klang kalt, wie der Schnee unter ihren Füßen und die eisige Luft um sie herum. Seine Gefühle blieben wie so oft im Innern verborgen. Rin trat unmerklich noch einen Schritt näher an ihn heran, griff nach seinem weißen Gewand und krallte sich daran fest. Je näher sie bei Sesshoumaru sein konnte, desto sicherer fühlte sie sich. „Wir wollen das Problem ein für alle mal lösen. Ich vermute, die einzige Möglichkeit dafür ist den ganzen Stamm der Menschen hier auszulöschen. Immerhin hat sie das etwa vier Jahrhunderte lang abgehalten, erneut in unser Gebiet einzudringen.“, der Löwendämon machte eine Pause, als brauche er noch einen Moment Zeit, noch einige andere Möglichkeiten zu ersinnen. Dann fuhr er fort: „Aber wir werden ohnehin noch einmal mit dem ganzen Rudel darüber sprechen. Jetzt, wo wir einen so starken Partner bei uns haben, wird das alles sicher kein Problem mehr sein.“ Als Zeichen ihrer Verbundenheit wollte Ebanow seinem neuen Partner auf die Schulter klopfen, doch dieser wich geflissentlich aus. Statt noch weitere Freundlichkeiten auszutauschen hatte er sich ganz der Nase nach bereits in Bewegung gesetzt und sich zur Höhle des Löwen aufgemacht. Wie diese Berglöwen rochen, hatte er jetzt immerhin zu genüge herausfinden können. Rin und Jaken folgten ihm auf dem Fuß, und auch Ebanow ging ihnen hoheitsvoll hinterher. Das wenig höfliche Verhalten des jüngeren Youkai stempelte er schlichtweg als jungendliche Kinderei ab, statt es als Beleidigung aufzufassen. Und das war –für alle Beteiligten - auch wesentlich besser so. Der Weg zur Höhle verlief wortlos und war im Vergleich zu ihrer bisherigen Strecke fast schon ein Vergnügen, fand Jaken. Hier war die Landschaft nun doch um einiges abwechslungsreicher und hin und wieder huschten wilde Tiere vor ihnen davon in kleine Bauten unter der hohen Schneedecke. Kurz vor der Höhle erschallte jedoch noch einmal die Stimme ihres neuen Verbündeten. Er schien noch einige Spielregeln klarmachen zu wollen. „Sesshoumaru.“, der Angesprochene wandte sich zu dem Löwendämonen um. „Hör zu, der Grüne und die Kleine können nicht mit in unsere Höhle. Nur Verbündeten ist der Zutritt gestattet. Fremden und“, er spukte das Wort förmlich aus, „[k]Menschen[/k] ist der Zutritt verboten“, geringschätzig musterte Ebanow Jaken und Rin. Daraufhin fügte er wieder zu Sesshoumaru gewandt hinzu: „Wenn du sie dir noch ein wenig erhalten willst, lass sie draußen schlafen. Die wilden Tiere hier draußen sind lange nicht so gefährlich wie wir.“, genüsslich zeigte er seine Zähne hinter einem breiten, schelmischen Grinsen, bevor er wieder auf sonderbare Weise ernst wurde und seine Miene sich verhärtete. Sesshoumaru ließ seine Worte einen kurzen Moment lang auf sich wirken. Dann antwortete er: „Auch ich ziehe es vor, draußen zu schlafen. Eigentlich reicht mir dein Geruch schon vollkommen. Darauf, dass auch ich nach…wilden Tieren rieche, kann ich ganz gut verzichten.“ Das schallende Gelächter, das von einem Moment auf den anderen eingesetzt hatte, sollte noch lange in den Bergen nachhallen. Zwischen Lachen und Luftholen prustete der übergroße Dämon ein paar unverständliche Satzteile heraus, die in etwa lauteten: „Ha…ganz der Vater, hahaha! Der hatte auch schon so komische Marotten! Hahahaha! Ah…aber solange ihr mit mir zusammenarbeitet, solls mir recht sein.“ Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, ergänzte der Löwe kameradschaftlich: Nun, Sesshoumaru, komm aber doch noch eine Weile mit hinein. Ein paar Stundchen wirst du es doch bestimmt ohne deinen Anhang aushalten, nicht wahr?“ Daraufhin ging der Hundedämon ohne ein Wort, aber nicht ohne noch einmal Blickkontakt mit Rin zu suchen, am anderen vorbei und als Erster in die düstere Höhle hinein. Erst einige Meter weiter begannen Fackeln die Finsternis zu erhellen. Ebanow ging neben ihm her, ein überlegenes Lächeln lag auf seinen Lippen. Als sie in einer Art Versammlungsraum angekommen waren, stießen sie auf einige weitere Mitglieder des Löwenclans. Sie schienen sie bereits zu erwarten, saßen an verschiedenen Plätzen an der runden Steinwand verteilt und guckten die Eintretenden aufmerksam an. Es waren genau 5 Löwendämonen an der Zahl, dazu zwei halbstarke Raufbolde, die sich in einem Winkel des Saales einen kleinen Ringkampf lieferten und ein Baby, das gerade friedlich auf dem Schoß seiner Mutter lag. Die Erwachsenen bestanden aus drei weiteren Frauen, und zwei Männern, verschaffte sich der Hundedämon schnell einen Überblick. Ebanow setzte sich derweil auf einen aus Stein gehauenen Thron, von dem aus er alle Anwesenden direkt anschauen konnte. Auch Sesshoumaru beeilte sich, einen Sitzplatz zu finden, von dem aus er alles genau im Blick hatte. Nachdem er sich gesetzt hatte, fragte er: „Sag Ebanow, warten wir noch auf jemanden?“ Der König senkte bedauernd den Blick, ehe er antwortete: „Nein. Die Sitzung kann beginnen.“ Zu Anfang beschrieb er seinem Gast in knappen Worten die derzeitige Situation des Clans. Ihr Blut war dünn geworden nach all den Jahrtausenden, ihre Familie wurde kleiner und kleiner. Zudem wurden die wenigen Nachkommen durch die Menschen gefährdet, die sie bekämpften. Wie auch die Dämonen hatten die Menschen keine Lust ihr Revier mit anderen zu teilen und kleinere Kämpfe kosteten immer wieder einige Leben. Zwar waren das meist Menschenleben, aber die kontinuierlichen Auseinandersetzungen zehrten auch an den Kräften der Dämonen. „Und darum“, schloss der Löwenkönig, „müssen wir dem ein für alle Mal ein Ende bereiten. Damit unsere Familie sich wieder erholen kann. Damit nicht irgendwann auch der Letzte von uns ein verfrühtes Ende findet“ „Wir töten sie allesamt in einer Nacht! Keiner darf entkommen. Dann wird sich auch keiner rächen.“, warf die Löwendämonin mit dem Kind auf dem Arm ein. „Genau. Wir können uns nicht einfach kampflos geschlagen geben.“, meinte ein Youkai mit kriegerischer Kleidung, wild wucherndem Bart und Eindruck schindenden Muskeln. Zustimmungsrufe sammelten sich und hallten hohl wieder in der steinernen Höhle. Sesshoumaru hörte sich alles stillschweigend an. Als die Löwenyoukai überein gekommen waren, begann Ebanow, den Plan zu erklären. „Im Tal gibt es genau drei Menschendörfer. Unter der Bevölkerung gibt es auch ein paar Dämonenjäger, wie eine Gruppe Mönche und einfache Krieger. Die meisten von ihnen werden keine Probleme bereiten, aber ganz wehrlos sind sie nicht. Wir dürfen sie nicht unterschätzen.“ „Und ich hab gesehen, dass sie versuchen, ein viertes Dorf aufzubauen. Am Fuß des Berges, nördlich von hier und direkt am Fluss!“, schaltete sich plötzlich einer der Raufbolde ein. Ebanow nickte ihm ernst zu, während eine der drei Frauen aufstand, mit großen Schritten auf den Jungen zuging und ihm eine saftige Ohrfeige verpasste. „Ich hab dir tausendmal gesagt, du darfst nicht allein in den Bergen herumstreunen!“, zischte sie. „Aber ich war nicht…“, setzte der junge Dämon an, ehe er abrupt abbrach, weil ihm sein Spielgefährte energisch auf den Fuß getreten war. Die übrigen Anwesenden ignorierten das kleine Geplänkel und Ebanow fing an, die einzelnen Siedlungen auf seine Familienmitglieder und Sesshoumaru aufzuteilen. In der Zwischenzeit hatten sich Rin und Jaken es sich in einer geräumigen Felsspalte mehr oder weniger gemütlich gemacht, ihre kargen Vorräte, von der Reise übrig geblieben, auf einem kleinen Vorsprung ausgebreitet und eine abgenutzte Decke auf dem harten Steinboden ausgebreitet. Der Schnee hatte dieses kleine Versteck in den Bergen nicht erreicht, aber trotzdem war der Stein unter ihnen eiskalt. „Jaken?“, fragte Rin. Die Dämmerung war ziemlich weit vorangeschritten und ihre Sicht war stark eingeschränkt. Sie klang etwas eingeschüchtert. „Ja, was denn, Rin?“, erwiderte der glubschäugige Dämon mit kratziger Stimme. Die junge Frau hustete, bevor sie antwortete. Dann fragte sie: „ Meinst du Sesshoumaru-sama wird bald wieder zurückkommen? Er findet uns doch bestimmt, oder?“ Eigentlich brauchte Rin weder für die eine, noch für die andere Frage eine Antwort. Aber aus irgendeinem Grund sehnte sie sich in diesem Augenblick nach einer Bestätigung für ihr bodenloses Vertrauen in den Hundedämon. Der Grund dafür war wahrscheinlich, so kam ihr in den Sinn, dass sie noch nie erlebt hatte, dass ihr Sesshoumaru-sama gemeinsame Sache mit Menschenfressern machte. Wo er doch selbst nie einem unschuldigen Menschen etwas Schlimmes zuleide getan hatte. Und das würde er auch dieses Mal nicht…oder? Jaken inzwischen dahin gegrabbelte Antwort hatte sie nun gar nicht mitbekommen, so sehr Beschäftigten sie ihre eigenen Gedanken. Darum stellte sie ihm einfach eine neue Frage: „Jaken!“ Der Youkai hatte die Ausformulierung seiner Antwort noch nicht vollständig abgeschlossen gehabt, und wurde nun jäh unterbrochen. „Jaken, was hat Meister Sesshoumaru mit diesem Ebanow zu tun?“ Der alte, weise Dämon zögerte einen Moment, bevor er der jungen Menschenfrau ihre naive Frage beantwortete. „Nun, Rin…“, begann er. „Ach so, du weißt es auch nicht…“, gab die Dunkelhaarige enttäuscht zurück. „Was?! Nein! Ich meine, doch! Sei doch nicht so ungeduldig, Donner und Blitz!“ Die Schwarzäugige zog die Augenbrauen zusammen und sah ihrem Freund fragend ins Gesicht – so gut es bei der nahenden Dunkelheit eben ging. Währenddessen schlenderte Sesshoumaru auf dem Weg nach draußen durch die dürftig erleuchteten Gänge der Löwenhöhle und grübelte. Schlendern und grübeln, ja, das tat er selten. Doch in diesem Moment hielt er es wenigstens einigermaßen für angebracht. Auf einmal hatte er es gar nicht mehr allzu eilig, zu Jaken und vor allem zu Rin zurückzukommen, obwohl er sich während der ganzen, ihm endlos lang vorgekommenen Sitzung gefragt hatte, ob Jaken und Rin in dieser absolut unbekannten Umgebung mit unbekannten Gefahren zurechtkamen. Er hatte sich vorgestellt, dass seine liebste Gesellschaft ausrutschen und einen Gletscher hinabstürzen, oder von wilden Tieren zerfleischt werden könnte. Bei diesen Gedanken zog sich seine Brust jedes Mal aufs Neue zusammen. Auch wenn er es nie zugeben würde, er sorgte sich. Er sorgte sich unheimlich um seine Rin, die er schon so oft aus lebensbedrohlichen Situationen hatte retten müssen. Und wenn dieses Mal etwas passierte, war ganz allein er schuld. Die Gedanken nagten an ihm, während er sie von einer Ecke seines Hirns in die andere wälzte. Aber nein. Jaken war bei ihr. Er würde sie beschützen… Sich an diese Hoffnung klammernd, widmete er sich nachdenklich seinem anderen Problem. Er wollte Rin nicht mehr alleine lassen. Aber er hatte ebenso die Verpflichtung, ein ganzes Dorf dem Erdboden gleichzumachen. Wie ließ sich das miteinander vereinbaren? Ehe er sich versah, trat er aus der Höhle hinaus in die sternenklare Nacht. Die Frische der Luft überwältigte ihn und er hatte das Gefühl, zum ersten Mal seit langem wieder richtig durchatmen zu können. Außerdem hatte er bereits Rins Geruch – sie roch immer nach frischen Waldblumen – aufgenommen und ging diesem zielstrebig hinterher. Seine trüben Gedanken hatte er schon fast wieder vergessen. Als er nur noch wenige Schritte von der Felsspalte, in die sich seine Begleiter verkrümelt hatten, entfernt war, entdeckten auch Rin und Jaken ihren nahenden Meister. „Sesshoumaru-sama!“, rief Rin versucht leise, rannte ihm blindlings entgegen und streckte die Arme nach ihm aus. „Rin“, entgegnete der Hundedämon, breitete seine Arme ebenfalls ein Stückchen aus, blieb allerdings stehen. Und wie es kommen musste, Rin stolperte über etwas in der Nacht Unsichtbares, nur wenige Meter von ihrem Ziel entfernt. Geistesgegenwärtig wie immer erreichte Sesshoumaru seine menschliche Freundin jedoch rechtzeitig und find sie auf, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Statt ihr einfach nur zu helfen, wieder sicheren Boden unter den Füßen zu gewinnen, hob er sie behände auf seine Arme und trug sie wie eine Braut über die Schwelle zu ihrem Lager zurück. Beide waren froh, dass die Dunkelheit die Röte auf ihren Wangen für den jeweils anderen wenigstens etwas verbarg, als Sesshoumaru Rin wieder absetzte und sich ihre Blicke für einen kurzen, aber intensiven Moment lang trafen. Ich wollte nur kein Risiko eingehen, rechtfertigte der mächtige Youkai sein Verhalten in Gedanken. Unvermittelt platzte die Dunkeläugige heraus: „Sesshoumaru-sama, ich…was…was wollen wir eigentlich hier?“ „Hat Jaken dir das nicht erzählt?“, beantwortete der Angesprochene die Frage mit einer Gegenfrage und setzte sich Rin gegenüber. „Also ich…ehrlich gesagt…“, wollte der grüne Youkai anfangen zu erklären. „Er weiß nicht viel darüber“, fiel Rin ihm ins Wort. „Hm. Also schön, das war so…“, fand Sesshoumaru mit ruhiger Stimme einen Anfang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)