Unsterblich von Flordelis (My Immortal ~ Eternal Chronicles) ================================================================================ Kapitel 39: Kampf im Rosengarten -------------------------------- Am nächsten Morgen führte Kobayashi sie wie versprochen zu dem erwähnten Geheimgang. Zetsu hatte noch versucht, Fuu und Ylva davon zu überzeugen, in Sicherheit zu bleiben, aber beide waren hartnäckig gewesen und so begleiteten sie die kleine Gruppe ebenfalls. Dabei fand er es schon bedenklich genug, dass Kobayashi bei ihnen war. Tokimi war eine Eternal, die in die Zukunft sehen konnte, sie würde es verstehen, auf sich aufzupassen, aber die anderen waren sterblich... zumindest glaubte er, dass dies auch auf Fuu zutraf. Irgendwie wurde er nicht so recht schlau aus dem Magier. „Alles in Ordnung, Meister?“ Asake klang ein wenig besorgt, wie Zetsu feststellte. Ja, keine Sorge. Wir werden nur ein wenig achtsam sein müssen. Bist du auch bereit für den ersten richtigen Kampf mit mir? „Und wie, Meister!“ Seine Besorgnis wurde von einer fast schon enthusiastischen Vorfreude ersetzt, die Zetsu lachen ließ und ihm dann einen fragenden Blick von dem Rest der Gruppe einhandelte, auf den er nicht reagierte. Gut, dann kriegen wir das mit Sicherheit hin. Kobayashi führte sie während dieses inneren Monologs zu einem Höhlengang, der weit abseits von der Burg der Präfektin zu liegen schien. Es schien Zetsu fast unglaublich, dass sie hierdurch wirklich dorthin kommen sollten, aber er hoffte, dass der General wusste, was er tat. Fuu zweifelte dagegen wirklich. „Ist das der richtige Gang?“ Er ignorierte Kobayashis Worte, die ihm das bestätigen sollten und blickte stattdessen zu Tokimi hinüber, die ihm ein zuversichtliches Lächeln schenkte. „Ich habe gesehen, dass er uns wirklich in die Burg hineinführen wird, macht Euch keine Sorgen.“ Der Samurai schnaubte wütend, aber Zetsu konnte es durchaus verstehen. Fuu hatte nun einige Zeit gemeinsam mit Tokimi verbracht, deswegen vertraute er ihr mehr als einem Fremden. Aber er wollte sich im Moment auf keinerlei Diskussion einlassen, deswegen bewegte er sich rasch weiter und betrat die Höhle. Der Gang war, mit Ausnahme von ihnen, vollkommen leer und ereignislos, aber es gab eine ständige Quelle von Bosheit, die sich durch den ganzen Schacht zu ziehen schien. Allein dies hätte Zetsu bereits verraten, dass sie sich auf dem richtigen Weg befanden, auch wenn Philias Aura daneben auch noch von Bitterkeit durchzogen war. Es musste also noch etwas anderes hier sein – und nicht bald nach diesem Gedanken trafen sie auch schon auf diese anderen Wesen. Sie näherten ihnen sich ihnen schweigend, sogar ohne zu lachen, wie es andere ihrer Art taten. Im Großen und Ganzen sahen sie wirklich aus wie normale Lakaien, aber ihre Gesichter wirkten noch emotionsarmer, falls das überhaupt möglich war. Glühendes Mana umgab ihre Körper, entsprechend ihrer eigentlichen Farbe, in diesem Fall waren es ein schwarzer, ein grüner und ein roter Lakai. Die Gruppe blieb automatisch stehen und musterte diese Wesen, wobei lediglich Tokimi nicht irritiert wirkte, sondern sogar zu einer Erklärung ansetzte: „Das sind Eternal Lakaien. Philia muss sie hierher gerufen haben.“ Was gleichzeitig bedeutete, dass das Benutzen des Geheimganges völlig überflüssig gewesen war. Mit Sicherheit wusste Philia nun bereits, dass sie auf dem Weg zu ihr waren. „Gibt es dafür irgendwelche Dinge, die wir beachten müssen?“, fragte Zetsu. „Nein, sie sind nur ein wenig stärker als gewöhnliche. Solange du daran denkst, solltest du keine Probleme haben. Außerdem...“ Sie zog ihren Fächer hervor. „Bist du hierbei ja nicht allein.“ „Wenn du mit mir mithalten kannst“, erwiderte er. Kaum hatte er diesen Satz beendet, sprang er bereits vor. 'Gyouten' traf auf den Schutzschild des grünen Lakai, der diesem Angriff sogar standhielt. Augenblicklich sprang er wieder zurück, um einem Gegenangriff zu entgehen. Er warf keinen Blick zu Tokimi, um sich anzusehen, wie selbstzufrieden sie wohl schmunzeln mochte und konzentrierte sich weiter auf den Kampf. „Asake! Es wird Zeit!“ Die Manafunken sammelten sich um und ließen 'Gyouten' in einem hellen Licht erstrahlen. „Endless Screams!“ Im nächsten Moment erschien bereits Asake neben Zetsu und schwang seinen Stab, um das Mana zu sammeln, ehe er es den Lakaien entgegenschleuderte. Als der Zauber die Feinde traf und an ihrer Lebensenergie zehrte, kam es Zetsu so vor, als würde seine ebenfalls darunter leiden. Er blieb mit einem Keuchen zurück, als der Strom endlich versiegte, aber immerhin waren alle Lakaien verschwunden. Ihre Manafunken schwebten noch eine Weile in der Luft, statt sich direkt aufzulösen, wie es sonst zu tun pflegten und ließen ihn nur schwer zu Atem kommen. „Geht es, Meister?“ Asake stand neben ihm und blickte besorgt zu ihm hinauf. Zetsu atmete tief durch, so gut er konnte, ehe er nickte. „Ja. Der schwarze Lakai musste einen Schutzzauber haben, der automatisch konterte.“ Er selbst besaß diesen ebenfalls, weswegen er sich innerlich verfluchte, nicht sofort daran gedacht zu haben. Welchen Eindruck machte das denn vor allen anderen? „Das wusste ich~“, bemerkte Tokimi vergnügt. „Vielleicht hättest du mir zuhören sollen.“ Er rollte mit den Augen und deutete dann tiefer in den Gang hinein. „Gehen wir lieber weiter, dann kannst du ja deine Überlegenheit beweisen.“ Sie schmunzelte amüsiert über diese Herausforderung und lief dann bereits voraus. „Ein Wettbewerb, Meister?“, fragte Asake irritiert. „Wirklich?“ Die anderen wirkten davon auch recht verwundert, aber Zetsu kümmerte sich nicht darum, als er Tokimi folgte. „He, irgendwie muss man sich doch von seinen Sorgen ablenken, oder?“ Er zwinkerte seinem Shinjuu noch einmal zu, ehe er sich wieder auf die bevorstehende Schlacht konzentrierte, da ihnen bereits zahlreiche andere Eternal Lakaien entgegenströmten. Er zog 'Gyouten' und warf sich gemeinsam mit Tokimi den Feinden entgegen. Als sie endlich das Ende des Ganges erreichten, kamen keine neuen Lakaien nach, was Ylva erleichtert aufatmen ließ. „Ich dachte schon, das schaffen wir nicht mehr.“ „Hast du etwa an ihnen gezweifelt?“, fragte Fuu sanft. Kobayashi schnaubte empört. „Wer hätte denn nicht gezweifelt, bei so vielen Feinden?“ „Als ob einer von uns an so etwas scheitern würde.“ Tokimi strich sich betont lässig durch das Haar, als sie ebenfalls aus dem Gang trat. Zetsu, der kurz nach ihr folgte, stimmte schmunzelnd zu. „Ein paar Lakaien halten uns doch nicht auf.“ Ein wirklicher Sieger für seinen kleinen Wettkampf mit Tokimi stand nun zwar nicht fest, aber immerhin waren sie lebend und immer noch recht gut erholt, durch diesen Gang gekommen. Er war noch immer damit beschäftigt, die hartnäckigen Manafunken von seiner Kleidung zu wischen, gab das aber sofort auf, als er bemerkte, in welcher Umgebung sie eigentlich standen. „Was zum...?“ Nichts an diesem Ort erinnerte mehr an den Palasthof, in dem sie zuletzt miteinander gekämpft hatten. Aber auch nichts hiervon ließ darauf schließen, dass Leana irgendeine Art von Einfluss auf die Umgebung ausgeübt hatte. Sie standen mitten in einem Garten voll kunstvoll hochgezogener Rosenhecken. Die ganze Luft war erfüllt von dem schweren Duft der Blumen. Ein Pavillon, an dem sich Kletterrosen rankte, markierte das Zentrum, aber von hier aus war nicht einzusehen, wer oder was sich dort befand. Dennoch war es deutlich, dass ihr Weg sie dorthin führen musste. Die Blüten waren allesamt blutrot und erweckten in Zetsu kein sonderlich gutes Gefühl. Zumindest spürte er allerdings keinerlei feindliche Anwesenheit mehr, außer jene von Philia. „Ist es eine Falle?“, fragte Fuu. Ylva streckte schnuppernd die Nase in die Luft, auch wenn Zetsu nicht glaubte, dass sie noch mehr würde riechen können als die Rosen – doch es gelang ihr tatsächlich: „Philia ist allein. Und ich glaube, sie ist traurig.“ „Huh?“ Asake sah sie verwirrt an. „Wie kannst du das riechen?“ „Menschen sondern einen ganz besonderen Geruch ab, wenn sie traurig sind.“ „Hmpf, warum sollte jemand wie sie traurig sein?“, konterte Kobayashi. Zetsu konnte sich einige Gründe vorstellen, wenn Tokimis Geschichte über diese Eternal auch nur ansatzweise stimmte. Aber für eine derartige Diskussion war nun keine Zeit mehr. „Wenn sie uns schon erwartet, sollten wir ihre kostbare Zeit nicht verschwenden, findet ihr nicht auch?“ Mit diesen Worten lief der Eternal bereits los, um ins Zentrum zu kommen. Asake folgte ihm sofort, genau wie Tokimi und auch Ylva. Kobayashi und Fuu blieben dagegen noch einen kurzen Moment stehen. Der Magier nutzte die Gelegenheit, um die Rosen zu bewundern. „Mhm, vielleicht sollte ich mir auch einmal einen Trick mit Rosen überlegen.“ Der Samurai schnaubte dagegen erneut. „Ich bin froh, wenn ich diese verdammte Pflanze hiernach nie wieder sehen muss.“ „Oh, das werdet Ihr ganz sicher nicht.“ Fuu schenkte ihm noch eines seiner sanften Lächeln, dann folgten sie ebenfalls Zetsu, der inzwischen das Zentrum erreicht hatte. Philia stand dort tatsächlich, direkt in der Mitte des Pavillons, vollkommen unbewaffnet und blickte ihnen abwartend entgegen. Sie war noch immer in Gestalt Leanas, was Zetsu wieder an seinem Vorhaben zweifeln ließ. Er wusste, er würde gegen sie kämpfen müssen, um Leana zurückzubekommen, aber sein Körper sträubte sich dagegen. Bei ihrer letzten Begegnung war es ihm nur gelungen, weil er dort lediglich Zeit geschunden hatte, aber hier könnte es ein Kampf bis zum bitteren Ende sein und daran wollte er nicht einmal denken. „Ich wusste doch, dass ihr so schnell kommen würdet“, bemerkte Philia. „Wo ist Yori?“, verlangte Kobayashi sofort zu wissen. „In Sicherheit.“ Philia vollführte eine wegwerfende Handbewegung. „Im Gegensatz zu euch. Euch erwartet hier nämlich nur der Tod.“ Sie hob die Hand, aber ehe etwas geschehen konnte, lachte Zetsu bereits. „Das klingt fast so als hättest du ein Seminar für schlechte Bösewicht-Sprüche besucht.“ Ihr empörter Blick ließ ihn noch einmal lachen, ehe er schlagartig wieder ernst wurde: „Und jetzt gib mir endlich Leana zurück!“ „Nur weil du das andauernd forderst, wird es nicht wahr!“ Ein von ihr ausgehender Impuls bewirkte eine Veränderung in den Rosenblüten um sie herum. Plötzlich wuchsen ihnen ganze Körper, was von der Gruppe nur ungläubig betrachtet werden konnte. Ihnen wuchsen Beine, Füße, Arme, Hände, die Blüten an sich formten sich zu einem Gesicht, ehe sie sich von den Ranken lösten und sich dann aufrecht hinstellten. Sie trugen furchteinflößende Grimassen auf ihren Gesichtern und lachten leise, was dafür sorgte, dass Asake sich näher an ihn drängte. Sie schienen Zetsu nicht weiter gefährlich, aber sie waren dennoch ein Störfaktor, der sie von ihrer eigentlichen Aufgabe abhielt. „Diese Wesen haben keine Eternal-Kräfte“, sagte Tokimi. „Sie sind nur niedere Diener.“ „Umso besser“, meldete Kobayashi sich, ehe Zetsu etwas dazu sagen konnte. „Das Hundemädchen, der Zylinderträger und ich werden uns darum kümmern, während ihr euch unserer Feindin annehmt.“ Ylva und Fuu warfen ihm beide einen kritischen Blick zu, ob seiner Bezeichnung für sie, protestierten aber nicht weiter, sondern begaben sich tatsächlich an die Außenseiten des Pavillons, um sich diesen Wesen anzunehmen. Zetsu und Tokimi wanden sich derweil wieder Philia zu. „Dann ist das jetzt wohl eine Sache zwischen uns.“ „Es sieht ganz so aus“, erwiderte die feindliche Eternal. „Also macht euch auf einen harten Kampf gefasst!“ Zetsu merkte schnell, dass Philia nicht zu viel versprochen hatte. Inzwischen beherrschte sie Leanas Körper wesentlich besser als zuvor und sie schaffte es spielend, an zwei Fronten gleichzeitig zu kämpfen. Während sie mit einer Hand immer wieder 'Shoubi' schwang, um Tokimi mit der Peitsche auf Abstand zu halten, ließ sie mit der anderen Hand immer wieder Dornen entstehen, die ihn angreifen sollten. Er schaffte es, sich dieses Mal nicht von irgendwelchen Ranken einwickeln zu lassen, indem er sie allesamt zerstörte, aber sie hinderten ihn auch daran, Philia zu nahe zu kommen. Tokimi erging es mit den Peitschenhieben nicht besser, obwohl sie in die Zukunft sehen konnte. „Ich kann das den ganzen Tag machen“, sagte Philia plötzlich, fast schon ein wenig gelangweilt. „Wenn ihr einfach aufgebt, werde ich noch einmal gnädig sein und euch nicht umbringen.“ Er glaubte ihr wirklich, dass sie das könnte. Nicht nur weil sie eine Eternal war, Leana war, selbst ohne tägliches Training, noch überraschend durchtrainiert und fit, sie würde solche Angriffe sicher ebenfalls den ganzen Tag durchhalten, wenn sie es darauf anlegte. Allein dieser Gedanke sagte ihm erneut, dass er nicht aufgeben durfte. Leana brauchte ihn, so wie er sie brauchte! Und im selben Moment leuchtete 'Gyouten' bereits auf und ohne dass er daran denken musste, erschien Asake bereits, um die Dornen für ihn mit seinem Stab abzuwehren. Dies gab Zetsu Gelegenheit, Philias Abwehr zu durchbrechen, was sie mit einem überraschten Blick quittierte. Geistesgegenwärtig riss sie 'Shoubi' hoch, als er sein eigenes Shinken hob, obwohl er das eigentlich nicht einmal wollte. Im nächsten Moment erstrahlten beide Shinken in einem überraschend grellen, weißen Licht, das derart intensiv war, dass Zetsu gegen seinen Willen die Augen schließen musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)