Schwarz: Initiation von JinShin (mit wildest_angel) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- 3. Aufmerksam hörte der Telepath den Ausführungen des Amerikaners zu und hob überrascht eine Augenbraue. Crawford war also schon im Ausland gewesen, und wie es aussah, sogar in Japan. Er sagte nichts dazu - die Vergangenheit des Anderen ging ihn nichts an, und wenn Brad ihm etwas erzählen wollte, würde er das sicher irgendwann von selber machen. Während der Andere das Geschirr wegräumte, trabte Schuldig zurück in sein Zimmer und schlüpfte in seine Schuhe, wuschelte seine inzwischen trockenen Haare zu einer wahren Mähne auf und stand gleich darauf bereit an der Wohnungstür. Im Auto kombinierte Crawford den Japanisch- mit dem Fahrunterricht, indem er alle Verkehrsschilder, an denen sie vorbei fuhren, erklärte, und auch sonst viel von dem kommentierte, was er tat, – Schalten, Blinker, Vorfahrtsregeln… Nebenbei zeigte er ihm ein wenig von der Stadt, damit sich Schuldig möglichst rasch allein zurecht finden konnte. In der Innenstadt steuerte er das Parkhaus einer großen Einkaufsgalerie an. Dort gab es ein Klamottengeschäft neben dem nächsten, von Young Fashion bis zu Designer-Anzügen war alles zu finden. „Dann such dir mal was aus“, sagte er nur und überließ dem jungen Telepathen die Führung. Die Fahrt ins Zentrum war durchaus interessant, auch wenn Schuldig ein wenig Mühe hatte, sich nur auf die Gehirnwellen des Schwarzhaarigen zu konzentrieren und alle anderen auszuschalten. Allerdings würde das nicht mehr lange nötig sein, denn er merkte selbst, wie er von Sekunde zu Sekunde mehr von der Sprache verstand. Und so ganz nebenbei auch eine Menge über das Autofahren lernte... Als sie in dem Parkhaus standen, atmete der junge Feuerkopf tief durch, drängte die Nervosität zurück und ging tapfer neben seinem Leader her. Wohin der ihn allerdings brachte, verschlug dem Jungen die Sprache. Mit großen Augen lief er von einem Schaufenster zum nächsten, bis sein Blick an etwas hängenblieb, das ihm den Mund offenstehen ließ. Ohne zu zögern betrat er das Geschäft, obwohl er eigentlich wusste, dass er den Älteren um Erlaubnis fragen sollte. Immerhin würde der erst mal für ihn bezahlen müssen... Doch an all das dachte der junge Telepath nicht. Wie in Trance ging er auf einen Kleiderständer zu, an dem genau die Teile hingen, die im Schaufenster ausgestellt gewesen waren. Er drehte sich zu Brad um, die grünen Augen leuchteten begeistert, als er ihm eine Jeans entgegenhielt, die nicht nur wie eine zweite Haut sitzen würde, sondern die auch aus mehr Löchern und ausgefransten Rissen als aus Stoff bestand. Mit der anderen Hand griff er noch einmal in den Kleiderständer und holte ein schwarzes T-Shirt hervor, das einen unverschämt großen Ausschnitt besaß, der ihm unter Garantie über die Schulter rutschen würde, und ansonsten aussah, als hätte es irgendwer durch den Reißwolf gejagt. "Bekomme ich das... bitte?", fragte er höflich - und so schüchtern, dass er kaum zu verstehen war. Brad zuckte die Schultern mit unbewegtem Gesichtsausdruck. „Klar.“ Er hatte das Gefühl, eine verpuppte Raupe aus dem Institut mitgenommen zu haben. Er war gespannt, was für ein Schmetterling sich daraus entwickeln würde. Oder Nachtfalter, wer weiß. Die Wahl der Kleidung gab wichtige Hinweise darauf, was für ein Mensch Schuldig eigentlich war. Und so süß er Schuldig in diesen schüchternen, unsicheren Momenten auch fand – er wusste, dass das der Rosenkreuzdrill war, der ihm noch im Nacken saß. Brad hielt davon nicht allzu viel. Angst lähmte, und Lähmung minderte die Leistung. Er hatte das in vielen Teams beobachtet, denn die meisten setzten die strenge Hierarchie in ihrer Arbeit fort. „Bedien dich ruhig. Du brauchst noch mehr“, sagte er aufmunternd. „Schließlich muss dein Schrank auch voll werden.“ Im ersten Augenblick dachte der Junge, er hätte sich verhört. War das gerade ein Freifahrtschein gewesen, sich wirklich einmal das zu nehmen, was er wollte? Nicht, was ihm zugeteilt wurde, sondern was ihm wirklich selber gefiel? Er kaute kurz auf seiner Unterlippe herum, entschied dann aber, es einfach auszuprobieren. Bestimmt würde Crawford ihn stoppen, wenn er es übertrieb... Vorsichtshalber verschwand er mit den zuerst ausgewählten Sachen in einer Umkleidekabine - er war sich nicht ganz sicher, ob er die richtige Größe gewählt hatte. Als er sich dann jedoch in diesen Sachen im Spiegel betrachtete, bekam er einmal mehr große Augen. Oh wow! Bisher hatte er sich nie für etwas Besonderes gehalten - okay, seine Haarfarbe war ungewöhnlich, aber damit hatte es sich auch schon. Aber jetzt... Das tiefe Schwarz des Shirts unterstrich seine leuchtende Mähne ebenso wie das klare Grün seiner Augen und ließ sein Gesicht interessant und anziehend wirken; durch die Risse schimmerte eine Menge leicht gebräunter Haut. Okay. Damit wusste er jedenfalls schon mal eine Stilrichtung und vor allem die passende Größe, obwohl er überlegte, sich die ganzen Sachen eine Nummer größer zu nehmen, damit er noch ein wenig Platz hatte, um hineinzuwachsen. Er zog sich wieder um, kam aus der Kabine, lächelte den Älteren schwach und entschuldigend an und begann dann mit einer Kleiderauswahl, wie er sie noch nie getroffen hatte. Einige Jeans, die zwar nicht alle durchlöchert, jedoch ausnahmslos knalleng waren, fanden ebenso ihren Platz auf Crawfords Armen wie eine Anzahl der verschiedensten Shirts. Wobei er auf das 'Übliche' so gut wie verzichtete und sich nur Teile aussuchte, die ein klein wenig gewagt waren - auch wenn ihm das wirklich nicht bewusst war. Eine Lederjacke und sogar ein Sakko und eine weite Leinenhose gefielen ihm ebenfalls so gut, dass er sie mitnahm und sie - wie schon die anderen Kleidungsstücke - auf Brads Armen ablud. Nach etwas über einer Stunde nickte er endlich zufrieden. "Okay, ich glaub, das war's...", nuschelte er verlegen, als ihm auffiel, wie viel er dem Anderen da zumutete. Auf dem Weg zur Kasse jedoch kamen sie noch an Regalen mit Tüchern und Schmuck vorbei. Schuldig blieb kurz stehen, betrachtete die Gegenstände, warf einen raschen Seitenblick zu seinem Leader, griff dann nach zwei Schaltüchern, einem gelben und einem schwarzen, sowie zu ein paar dünnen Lederbändern, die man sich um das Handgelenk wickeln konnte. Genau das hatte er auch vor, jedenfalls mit den Bändern. Für die Schals hatte er eine andere Verwendung... Nachdem sie bezahlt hatten - Schuldig wäre am liebsten im Boden versunken, als er hörte, wie viel sein kleiner Einkaufsrausch kostete - schnappte sich der Telepath die beiden Sachen, wegen denen er überhaupt erst in das Geschäft gekommen war, jagte in die Umkleidekabine zurück und zog sich um. Wieder war er erstaunt, wie sehr er sich mit den neuen Kleidern veränderte... Eines der Lederbänder wickelte er sich lässig um das Handgelenk, den schwarzen Schal schlang er sich um den Kopf und wuschelte seine Mähne darüber. Nun war er wirklich gespannt, was Brad zu diesem Outfit sagen würde. Mit laut klopfendem Herzen zog er den Vorhang zurück, kam langsam aus der Kabine und ging mit gestraffter Haltung, geschmeidigen Bewegungen und einem nervös-fragenden Blick auf den Amerikaner zu. Das war wahrhaftig ein anderer Mensch, der da aus der Umkleidekabine kam. Crawford hob die Augenbrauen, zog die Mundwinkel nach unten und nickte bedächtig. Das war zwar nicht gerade sein Kleidungsstil, aber Schuldig sah… sexy aus. Aber das konnte er ihm natürlich nicht sagen. Schlimm genug, dass er den Gedanken womöglich aufgefangen hatte. „Das ist doch mal ein außergewöhnlicher Geschmack“, sagte er nur in trockenem Ton. „Aber das passt zu dir.“ Er drückte Schuldig die beiden riesigen Einkaufstüten in die Hand. „Komm. Es fehlt noch was.“ Er ging voran und blieb vor einem kleinen Geschäft mit Herrenunterwäsche stehen. Der Telepath fing den Gedanken nicht auf, er war gerade viel zu sehr mit sich selber beschäftigt, um sich darum zu kümmern, was andere von ihm denken mochten. Er nahm die beiden Taschen, die Crawford ihm in die Hand drückte, und verließ aufgeregt und komischerweise auch ziemlich stolz das Geschäft. Also eines war klar: hier würde er wieder mal herkommen! Dann runzelte er die Stirn. Es fehlte noch etwas? Er schielte unauffällig an sich hinunter und schmunzelte dann. Stimmte ja, er brauchte auf jeden Fall noch neue Schuhe. Die hier passten echt nicht zu den Klamotten! Als Brad vor dem Unterwäschegeschäft stehen blieb, lief der Telepath knallrot an. "Das ist jetzt nicht dein Ernst!", stotterte er verlegen, strich sich schlagartig gestresst durch die Haare. Doch wie es aussah, meinte der Amerikaner das vollkommen ernst. Gottergeben schloss Schuldig die Augen, atmete tief durch und betrat dann das Geschäft. Amüsiert über Schuldigs Verlegenheit folgte er ihm. Mit dem gleichen ungerührten Gesichtsausdruck wie in dem vorigen Geschäft beobachtete er seinen jungen Teamkollegen. Es gab hier alles – von ordinären Boxershorts bis hin zu Stringtangas. Was würde er wählen? Er tat ihm nicht den Gefallen, diskret zur Seite zu blicken. Dazu machte ihm das hier viel zu viel Spaß. Unschlüssig kaute sich der Junge wieder einmal auf der Unterlippe herum und warf ein ums andere Mal verzweifelte Seitenblicke auf den Älteren. Aber den schien das Ganze absolut nicht zu stören... Schuldig seufzte innerlich und sprang schließlich einmal mehr über seinen Schatten. Er begutachtete zuerst die Boxershorts, rümpfte die Nase. Nein. Diese ekligen Schlabberdinger hatte er lange genug getragen. Und außerdem würde man die unter den knallengen Jeans deutlich sehen. Das war ja doof. Dann kam er zu Retroshorts, die ebenfalls wie eine zweite Haut anlagen. Ohja. Das war schon mal richtig gut! Er schnappte sich ein paar davon und wanderte dann weiter, bis er vor der Auswahl Strings stand. Bamm! Wieder lief er tiefdunkelrot an und wollte sich schon abwenden. Doch da fiel sein Blick wieder auf den irgendwie amüsiert aussehenden Amerikaner. Machte Brad das gerade mit Absicht? Schuldig verengte die Augen, knirschte kurz mit den Zähnen und fing dann an, sich etwas mehr für die Tangas zu interessieren. Mit einem zähnefletschenden Grinsen nahm er sich auch eine Auswahl davon mit, von denen einige sogar absichtlich extrem aufreizend waren, durchsichtig, mit Netzeinsatz, eine sogar mit Nieten verziert. Hocherhobenen Kopfes ging er damit zur Kasse und überließ dem Älteren das Bezahlen. Crawfords Mund verzog sich zu einem Grinsen, als er den Blick des Jüngeren und die darauf folgende Auswahl an Tangas bemerkte. War ihm sein kleines Spielchen also aufgefallen. Nun, wenigstens reagierte er nicht so beleidigt wie am Abend zuvor. Das war doch schon mal ein Fortschritt. Er folgte ihm allerdings nicht sofort zur Kasse, sondern suchte ihm noch ein paar schlichte, weiße Unterhemden aus, wie man sie unter einem Anzug tragen konnte. Dann erst stellte er sich neben ihn, wies allerdings die Verkäuferin noch an, von jedem Slip, den Schuldig ausgewählt hatte, noch drei zusätzlich einzupacken. Es gab Dinge im Leben, von denen konnte man nicht zu viel haben. Unterhosen gehörten für Crawford eindeutig dazu. „Socken brauchst du auch noch“, sagte er, als sie wieder draußen standen. Socken waren schnell gekauft. Doch auch hier achtete der Amerikaner darauf, dass einige weiße dabei waren. Denn… „Wir sind noch nicht fertig. Komm.“ Diesmal ging es in eines der nobleren Geschäfte. Dort gab es Anzüge in allen Formen und Farben. Crawford überging den skeptischen Blick des Verkäufers auf seinen Begleiter. Schuldig in seinem neuen Outfit sah nun wirklich nicht nach dem richtigen Klientel für dieses Geschäft aus. „Mein junger Freund hier braucht neue Geschäftskleidung. Ich dachte da an zwei helle und zwei dunkle Dreiteiler. Wenn Sie uns bitte behilflich wären…“ „Sehr gerne.“ Der Argwohn war aus den Zügen des Verkäufers verschwunden. Jetzt standen da eher die Dollarzeichen. „Wenn Sie mir bitte folgen würden.“ Die nächsten zwei Stunden durfte Schuldig damit verbringen, Anzüge und Krawatten anzuprobieren und an sich herumzupfen zu lassen. Dieses Mal duldete Crawford keinen extravaganten Geschmack, sondern kommentierte gnadenlos: „Zu bunt.“ „Zu eng.“ „Zu grell.“ „Zu modern.“ Das war ein Alptraum. Es musste einer sein. Schuldig stand da wie eine Modepuppe, mit der ein irres Kind spielte, und ließ sich von einem Anzug in den nächsten stecken. Okay, hier hatte er definitiv kein Mitspracherecht, das begriff er von der ersten Sekunde an. In sich hinein seufzend ließ er also alles über sich ergehen, was der Amerikaner samt Verkäufer mit ihm anstellten, und schickte ein Stoßgebet ums andere zum Himmel, dass die beiden sich bald ausgetobt hätten. Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, schienen die beiden sich einig zu sein und der Telepath war um einen weißen, einen cremefarbenen und zwei schwarze Anzüge reicher. Zu dem ganzen Drama sagte er nichts, er hatte sofort verstanden, warum Crawford solchen Wert auf 'Geschäftskleidung' legte. Klar, er konnte ja schlecht in seinen zerfetzten Jeans - so genial sie für ihn auch waren - vor eventuelle Auftraggeber treten und erwarten, ernst genommen zu werden. Hier tat der Rosenkreuzdrill einmal mehr seine Wirkung - diesmal sogar im positiven Sinne. Ein kleines, durchaus süffisantes Lächeln huschte über die Züge des Telepathen, als er vor einen Spiegel geschoben wurde und sich in diesem erwachsenen Outfit bewundern konnte. Okay, er musste zugeben, dass Brad einen ausgezeichneten Geschmack und der Verkäufer ganze Arbeit geleistet hatte. Man sah ihm seine sechzehn Jahre nicht mehr an, dafür wirkte er beinahe schon seriös und vor allem vertrauenswürdig. Interessant, was Kleider doch für Wirkung haben konnten... Auch wenn er sich nicht sonderlich wohl darin fühlte. Aber das war nichts, was er nicht schon gewöhnt war. "Sind wir fertig?", fragte er leise und mit einem sehr geduldigen Gesichtsausdruck, der nicht wirklich zu ihm passte. Allmählich wurde ihm langweilig, und das war noch nie sonderlich förderlich für seine Umwelt gewesen. Als er das zustimmende Nicken seines 'Chefs' sah, seufzte er erleichtert auf, flitzte in die Kabine zurück und riss sich den letzten Anzug, der ihm aufgedrängt worden war, vom Leib. Er war heilfroh, wieder in seine Jeans zu kommen, auch wenn die beiden Männer im Geschäftsraum das wohl nicht so ganz nachvollziehen konnten. Ein wenig gelöster stellte er sich neben Crawford und sah diesmal recht ungerührt zu, wie der Amerikaner seine Kreditkarte zückte. Allerdings zuckte er doch ein wenig zusammen, als er hörte, dass die vier Anzüge samt Hemden mehr kosteten als alles andere zuvor zusammen. Oh wow. Okay, dann sollte er wohl verdammt gut aufpassen, die teuren Stücke nicht sofort zu ruinieren... Nachdem sie wieder in der breiten Einkaufsstraße standen, wandte sich der junge Telepath um und entdeckte das, worauf er die ganze Zeit über schon gehofft hatte: ein Schuhgeschäft. Ohne seinen Begleiter zu fragen, trabte er los und stand nur wenige Sekunden später zwischen hohen Regalen voller Schuhe. Zuerst sah er sich ein wenig ratlos um, doch dieser Zustand dauerte nicht lange. Ihm war klar, dass sich der Schwarzhaarige um die passenden Schuhe für die Anzüge kümmern würde - hoffte er zumindest! - und so konnte er sich dem widmen, was viel interessanter für ihn war: Turnschuhe und Stiefel. Kurze Zeit später hatte er von jedem zwei Paar und war mehr als zufrieden damit. Ein Paar Turnschuhe behielt er gleich an; er war heilfroh, die dämlichen Treter loszuwerden, die er bisher hatte tragen müssen. Als er auf seinem Weg zu Crawford an einem Spiegel vorbeikam und einen raschen Blick hineinwarf, breitete sich einmal mehr ein mächtiges Grinsen auf seinem Gesicht aus. Donnerwetter, DAS hätte er nicht erwartet! Das war einfach... perfekt! Schuldig schloss kurz die Augen und sondierte die Umgebung, ein heiß-kalter Schauer rieselte ihm dabei über den Rücken. Er zog tatsächlich sämtliche Blicke und Gedanken auf sich... Und ausnahmsweise einmal im positiven Sinne. Mit vergnügt blitzenden Augen und hochroten Wangen über die mehr als eindeutigen Gedanken der hier im Laden Anwesenden kehrte er zu seinem Begleiter zurück und sah ihn munter an. Während Schuldig seine Schuhe auswählte, hatte sich Crawford schon einmal um die passenden Fußkleider für die Anzüge gekümmert – auf der anderen Seite des Verkaufsraumes. Auch wenn Schuldig sich bei den Anproben sehr geduldig gezeigt hatte, wollte Brad seine Nerven nicht weiter strapazieren. Er verwendete also seine Gabe, um festzustellen, ob die Schuhe, die er für geeignet hielt, auch passen würden. Ein helles Paar, ein dunkles, das würde für den Anfang reichen. Als Schuldig mit seiner eigenen Ausbeute zu ihm zurückkehrte, hob er nur kurz die beiden Paare hoch: „Sind die okay? Ja? Gut.“ Und ab zur Kasse. Crawford brauchte eine Pause. Er sah auf die Uhr: Es war auch schon Mittag. Und der Junge hatte noch gar nicht gefrühstückt! „Wir essen jetzt erstmal was“, bestimmte er. „Worauf hast du Hunger?“ Nach dem Desaster mit der Misosuppe sollte ruhig Schuldig entscheiden, wo sie einkehren würden. Hunger? Schuldig legte die Stirn in Falten. Eigentlich hatte er gar keinen Hunger, aber er sah es dem Älteren an der Nasenspitze an, dass sich der mit einer solchen Antwort nicht zufrieden geben würde. Ein wenig die Nase rümpfend gab der Junge klein bei und überlegte. Nachdenklich blickte er die Einkaufsarkade entlang, bis sein Blick an etwas hängen blieb, bei dem er zu grinsen begann. Okay, das würde Brad wohl auch begeistern... Er deutete vage mit der Hand in die Richtung des Lokals, das er sich ausgesucht hatte. Natürlich konnte er die verschnörkelten Zeichen auf den roten Wimpeln nicht lesen, aber er hatte durchaus schon von Running-Sushi-Lokalen gehört und auch deren Prinzip verstanden. Und wenn er sich an alles, was japanisch war, gewöhnen sollte, war das wohl ein guter Anfang. Vor allem, weil er dann auch gleich feststellen konnte, ob alles dort so grauenhaft schmeckte wie Misosuppe... Überrascht stellte Brad fest, dass sich der Junge ausgerechnet für ein Sushi-Lokal entschieden hatte. Er lachte leise. „Du bist mutig. Das gefällt mir.“ Sie brauchten fast einen kompletten zweiten Tisch, um ihre ganzen Einkaufstüten unterzubringen. Aber dann mussten sie sich nur noch bequem von den auf Band an ihnen vorbei gleitenden Köstlichkeiten bedienen. „Pass auf mit der grünen Paste – ist höllisch scharf!“ warnte er Schuldig. Normalerweise machte es Spaß zuzusehen, wie Europäer zum ersten Mal Wasabi probierten. Aber bei dem Gedanken an seinen Misosuppengesichtsausdruck empfand Crawford so was wie Mitleid. Außerdem war Schuldig sehr brav gewesen, als Crawford die Anzüge für ihn ausgewählt hatte, also ersparte er ihm das. Dankbar für die Warnung nickte Schuldig dem Älteren zu und fing dann an, sich von den kleinen Tellern zu nehmen, die an ihm auf dem Band vorbeizogen. Er war ziemlich froh, schon heute Morgen Stäbchen in der Hand gehabt zu haben, sonst wäre er spätestens jetzt doch aufgeschmissen gewesen. Ein wenig misstrauisch nahm er das erste Röllchen und schob es sich in den Mund, kaute mit einer auf unliebsame Überraschungen lauernden Miene und hob schließlich überrascht die Augenbrauen. "Boah, ist das lecker!", lautete sein erstes Statement, mit dem er den Amerikaner vergnügt ansah. Echt jetzt, daran konnte er sich ohne Weiteres gewöhnen - wenn er davon ausging, dass Sushi in Japan noch besser schmeckte als das hier. Vorsichtig tupfte er das nächste Röllchen in einen kleinen Klecks Wasabi, giggelte danach leise und leckte sich über die Lippen. Mit dem Zeug musste man wirklich sparsam umgehen, lautete sein Urteil, auch wenn ihm die Schärfe durchaus Lust auf mehr machte. „Freut mich, dass es dir schmeckt. Dann wirst du mir in Japan wenigstens nicht verhungern.“ Und ich muss nicht ständig zu McDonalds, knüpfte er an seine Gedanken vom Morgen an. „Wie wäre es dann jetzt noch mal mit einem Teller Miso?“ Er deutete mit seinen Stäbchen auf eine Schüssel mit bräunlicher Suppe, die gerade an ihnen vorbei zog. Entspannt lehnte er sich in seinem Sitz zurück und begutachtete sein Werk. Schuldigs Geschmack war… merkwürdig, aber durchaus zu ihm passend. Schillernd, jung, ausgeflippt, selbstbewusst waren die Worte, die ihm dazu einfielen. Und gewagt. Er bekam eine Ahnung davon, was noch auf ihn zukommen würde. Aber auch im Anzug machte er eine gute Figur. Wenn er sich bei ihrer gemeinsamen Arbeit genauso gut fügen würde wie bei der Anprobe, würden sie ein gutes Team abgeben. Schuldig hatte Potential. Und sein Wille schien nicht zerbrochen worden zu sein bei Rosenkreuz, obwohl sich Crawford keine Illusionen darüber machte, dass seine Persönlichkeit natürlich Risse bekommen hatte. Niemand überstand die Jahre im Institut unbeschadet. Aber solange man die Scherben wieder zu etwas Ganzem zusammenfügen konnte, war alles in Ordnung. Der Telepath hatte seine Fühler weitgehend eingezogen, so dass er von den Gedanken des Älteren rein gar nichts mitbekam. Inzwischen hatte er das meiste, das er brauchte, um sich mit Crawford einigermaßen auf japanisch unterhalten zu können. Alles andere war jetzt nur noch Übung, und wie es aussah, bekam er die auch mit jedem weiteren Satz, den sie beide sprachen. Er sah den Teller mit der Misosuppe an und schüttelte grinsend den Kopf. "Nein, danke!", lachte er abwehrend, strich sich leicht durch die Haare und brachte so seine Mähne noch weiter in Unordnung, warf sie dann schwungvoll über die Schulter zurück auf den Rücken. "Und was machen wir als nächstes?", erkundigte er sich voller Tatendrang. Jetzt, nachdem er gesehen hatte, dass ihn Einkaufen nicht umbrachte, sondern eine Menge Spaß machte, wollte er es nicht so schnell aufgeben. Und wer wusste schon, vielleicht bekam er ja noch mehr tolle Sachen... Ein kurzer, fast liebevoller Blick glitt über die auf den Stühlen aufgestapelten Taschen. Ehrlich, er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal derart viel Spaß gehabt hatte. Von absolut genialen Klamotten, die nur ihm gehörten, ihm gefielen und auch passten, mal ganz zu schweigen. „Als nächstes kümmern wir uns um dein Zimmer. Ich schlage vor, du schaust mal ein wenig in den Köpfen der Leute hier nach, wie die so wohnen und holst dir ein wenig Inspiration. Das kannst du doch, oder?“ Ein wenig lauernd betrachtete er sein Gegenüber. Die Testsituationen im Institut waren immer etwas anderes als die Praxis draußen in der Welt. Und er wusste, dass manche Telepathen gerade in größeren Menschenmengen Probleme mit ihrem Talent hatten. „Zum Beispiel der Typ da hinten, der mit dem roten Pulli. Der ist doch etwa in deinem Alter. Wie sieht denn sein Zimmer aus?“ Crawford wusste, dass es nicht damit getan war, in die Gedanken des fremden Jugendlichen einzudringen. Denn der dachte höchstwahrscheinlich nicht gerade zufällig an sein Zuhause, sondern an irgendwelche anderen Dinge, und Schuldig musste ihn nicht nur lesen, sondern auch sein Bewusstsein gezielt auf das Gewünschte lenken. Stirnrunzelnd wandte Schuldig den Kopf nach hinten, um zu sehen, wen der Andere meinte. Ein schiefes Schmunzeln bog einen Mundwinkel nach oben, als er wieder zu Crawford blickte. So ganz sicher war er sich nicht, was der Amerikaner damit bezweckte, er wusste lediglich, dass das nicht einfach nur ein harmloser Vorschlag gewesen war. Schuldig machte einen tiefen Atemzug, fixierte die goldbraunen Augen seines Gegenübers und verlinkte sich mit dem Jungen im Bruchteil einer Sekunde. Und zwar -nur- mit dem Jungen. Diesmal senkte er die Lider nicht, er ließ Crawford sehen, was er bisher geheim gehalten hatte: das deutlichste Zeichen für den Einsatz seiner Telepathie - das giftgrüne Aufleuchten seiner Augen. Mühelos begab er sich in das Unterbewusstsein des Jugendlichen, ließ dessen aktuelle Gedanken komplett außen vor, grub nur in den Erinnerungen, bis er hatte, was er wollte. Hm. Naja. Nicht so ganz sein Stil, die Einrichtung, aber immerhin konnte er sich jetzt vorstellen, was ein 'normaler' Teenager in seinem Zimmer hatte. Er nickte leicht, ließ Crawford keine Sekunde aus den Augen und lächelte dann deutlicher. So beiläufig, als würde es keine Mühe machen, schloss er sich an das Denken des Amerikaners an und überspielte ihm die Bilder, die er von dem Jungen empfing. Eine kleine Demonstration seinerseits - es machte verdammt viel Spaß, ein bisschen anzugeben. In diesem Rahmen stellte seine Aktion auch noch keine wirkliche Herausforderung für ihn dar. Schwerer wurde es, wenn er mehr Menschen miteinbeziehen musste, egal ob als Sender oder Empfänger. Und wenn er das nicht nur wenige Minuten, sondern eine geraume Weile tun musste, sich sozusagen in eine menschliche Telefonzentrale verwandelte, war das Ergebnis eine Migräne, die sich wirklich gewaschen hatte. Aber das würde erstmal sein kleines Geheimnis bleiben - wer verriet schon freiwillig eventuelle Schwachstellen? Hm, okay. Das schien ja mit Leichtigkeit zu funktionieren. Und nicht nur das – Crawford sah sogar selbst das Zimmer des Jugendlichen in allen Einzelheiten vor sich. Es war zwar immer noch ein unangenehmes Gefühl, dass Schuldig so unbemerkt in seinem Kopf ein und aus gehen konnte, aber jedes Ding hatte zwei Seiten. Wenn er sich eine ähnliche Situation auf einer Mission vorstellte oder bei einem Gespräch mit einem Auftraggeber, und ihm dann ebenfalls Bilder und Gedanken seines Gegenübers so frei Haus geliefert wurden, bekam das Ganze eine sehr nützliche Note. „Schön“, bemerkte er nur kühl. Dann senkte er die Stimme zu einem leisen Raunen. „Dann steigern wir das Ganze mal ein wenig. Der Mann in dem grauen Anzug direkt am Nebentisch? Der seit einer halben Stunde so angeregt seiner Begleitung von seinem Kochkurs erzählt? Kannst du ihn dazu bringen, jetzt stattdessen sein Schlafzimmer zu beschreiben?“ Damit war klar, worauf Crawford es abgesehen hatte: Er wollte ihn austesten. Na, wenn es nicht mehr war als das; damit konnte der Telepath wirklich leben. Er hatte nichts dagegen, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, auch wenn er sicher noch eine ganze Weile weiter trainieren musste, um in jeglichen Bereichen unvergleichlich zu werden. Das war sein großes Ziel: der beste Telepath zu werden, den es gab. Okay, er war schon jetzt besser als die meisten, aber er hatte noch lange keine Erfahrung. Die 'Praxis' hier sah doch wesentlich anders aus als die 'Theorie' im Institut, und Schuldig war nicht naiv genug, um zu glauben, dass er mit seinem Können jegliche Situation meistern konnte. Die Aufgabe, die Crawford ihm allerdings gestellt hatte, kostete ihn lediglich ein müdes Lächeln. Okay, es bedeutete zwar eine kurzfristige Gedankenkontrolle und war damit etwas, was bei Rosenkreuz geübt, aber nicht sonderlich vertieft wurde. Man wollte schließlich keine Schüler, die sich gegen ihre Lehrer wandten - und damit hätten sie den Kindern die Fertigkeit für genau diese Möglichkeit gegeben. Wieder strahlten die Iriden des Jungen auf und wieder hielt er seinen Blick fest in die braunen Augen seines Leaders gerichtet, während er sich die Erinnerung des Mannes an sein Schlafzimmer aus dessen Gedächtnis holte und ihn dann dazu brachte, lautstark von seiner schicken Einrichtung zu schwärmen. Die Frau, die sich in der Begleitung des Anzugträgers befand, sah zuerst ein wenig skeptisch drein, und nach und nach war ihr anzumerken, dass sie den plötzlichen Themenwechsel als mehr als peinlich empfand. Schuldigs Gesichtsausdruck zeigte einen Moment lang einen Anflug von wahrhaftig teuflischem Vergnügen, dann steigerte er seine kleine Vorstellung, auch wenn Brad das nicht von ihm verlangt hatte, und ließ den Herrn mittleren Alters in den höchsten Tönen von seiner letzten heißen Nacht mit seiner Sekretärin erzählen - in einer Lautstärke, bei der auch der letzte im hintersten Eck des Lokals jedes Wort verstehen konnte. Mit hochrotem Kopf und entgeistertem Blick stand die Frau auf, warf einen verächtlichen Blick auf den Mann im grauen Anzug, schnappte sich ihre Handtasche, zischte ihm ein "Sie Schwein" zu und stöckelte hüftschwingend aus dem Lokal. Schuldig lachte leise, ließ den Mann verstummen und den Kopf verlegen senken, und sah dann triumphierend seinen Chef an. "Zufrieden?" „Ja. Sehr.“ Crawford stimmte in das Lachen mit ein. Er stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab, verschränkte die Finger ineinander bis auf die Zeigefinger, deren Spitzen er zusammen legte, und überlegte, wie er die Übung als nächstes steigern sollte. „Bist du satt? – Gut. Dann werden wir jetzt gehen, ohne zu bezahlen, und ohne deswegen aufgehalten zu werden.“ Er musterte die geschäftigen Japaner hinter dem Tresen. Es war Mittagszeit und entsprechend viel zu tun. Der ältere Mann, der die Sushi formte, war allem Anschein nach der Chef hier. Dann war da ein Mädchen an der Kasse, das freundlich jedem Gast ein Lächeln schenkte. Ungeeignet. Aber der andere Angestellte, ein junger Mann, wirkte reichlich gestresst und hatte augenscheinlich auch am Meisten zu tun – Tische abwischen, Tabletts wegräumen und dem Chef assistieren, jedenfalls war er ständig beschäftigt und sah überfordert aus, auch wenn das Mädchen ihm zwischenzeitlich zur Hand ging. Crawford bemerkte auch die wenig freundschaftlichen Blicke zwischen ihm und dem Alten. Perfekt. Sein Mund verzog sich zu einem zufriedenen Grinsen. „Und das ist noch nicht alles. Der junge Kerl da mit dem weißen Stirnband wird uns die ganzen Tüten zum Auto tragen.“ Er war wirklich gespannt, wie Schuldig die Aufgabe meistern würde. Und er hoffte, der junge Japaner würde sich deutlich mehr zur Wehr setzen als der prahlerische Angeber vom Nebentisch - wenn Crawford die Situation richtig deutete, könnte er durchaus seinen Job verlieren, wenn er jetzt einfach den Laden verließ. Und der Chef schien renitent genug, um auf einer Bezahlung zu bestehen... Crawford stand auf. "He, Junge!" rief er den Mann auf Japanisch an. "Du hilfst uns mal hier mit den Taschen." Der Mann hielt in der Bewegung inne - er war gerade dabei, das Fließband mit frischen Tabletts zu bestücken - und starrte Crawford erstaunt an. „Wie bitte?“ fragte er, aber er hatte schon verstanden. //Ist der bescheuert…?!//, dachte er. Okay. Die Forderung Crawfords hatte es in sich, das konnte Schuldig nicht bestreiten. Aber noch war es nichts, was er normalerweise nicht lösen konnte. Ebenso wie der Ältere sah er sich im Lokal um und taxierte die Angestellten. Na toll. Der Junge mit dem weißen Haarband sah nicht so aus, als würde er sich leicht übernehmen lassen - und auf genau das lief Brads Forderung hinaus. Je mehr sich jemand wehrte, desto mehr Stress bedeutete das für Schuldig. Was in logischer Konsequenz bedeutete, dass sich seine Kopfschmerzen schneller einstellen würden. Aber er sagte nichts und hoffte das Beste, als er noch einmal tief durchatmete. Diesmal sah er den Amerikaner nicht mehr an, sondern konzentrierte sich erst auf den Chef des Ladens und das Mädchen hinter der Kasse. Beiden suggerierte er ein, sie hätten ihr Essen durchaus bezahlt - was wesentlich einfacher war, als wenn er den Alten auch noch unter seiner Kontrolle behalten müsste. Der andere Angestellte war in dem Zusammenhang ebenfalls ein Klacks, da er schwer beschäftigt war. Unaufmerksamen Menschen konnte man solche Kleinigkeiten leichter in den Kopf pflanzen als aufmerksamen. Dennoch spürte der Telepath, wie sich der Geist des Alten gegen die Behandlung wehrte. Seufzend verstärkte er seinen Griff, erschuf eine falsche Erinnerung, in denen sie sogar ein nicht zu verachtendes Trinkgeld gegeben hatten, und kniff die Augen leicht zusammen, als er spürte, wie seine Taktik aufging. Von dem alten Japaner würde keine Gefahr mehr ausgehen - sie hatten das Essen umsonst bekommen und würden dafür nicht aufgehalten werden. Der Junge wandte den Blick zu dem Kellner mit dem weißen Stirnband. Hier würde ein einfach mentaler Schubs nicht genügen... Schuldigs Augen leuchteten in einem intensiven Urangrün auf, er biss die Zähne zusammen und verband sich mit dem jungen Mann. Seine einzige Hoffnung lag darin, dass es Brad anschließend reichte, ihn auf die Probe zu stellen, sonst würde er eine höllische Nacht durchleben... Wie ferngesteuert legte der Japaner seinen Lappen zur Seite und kam mit abgehackten, roboterartigen Bewegungen auf sie zu. Er hatte überhaupt nicht vor gehabt, auf diesen unverschämten Kerl zu reagieren. Aber sein Körper bewegte sich unverständlicherweise auch ohne sein Zutun. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes ohne sein Zutun, denn seine Bewegungen waren normalerweise von der eleganten Geschmeidigkeit einer Katze; jetzt jedoch schienen seine Muskeln gar nicht richtig zu funktionieren, wie bei einer Marionette, wenn man zu ungeschickt an den Fäden zog. //He! Was… Wieso…?// Wieso tapste er auf die beiden Gäste zu, wenn er das doch gar nicht wollte? Dabei ging es ihm gar nicht vorrangig darum, dass er seine Arbeit gerade nicht unterbrechen konnte, sondern dieser arrogante Mensch da hatte ihn nicht einfach so herum zu kommandieren… Genau deswegen hatte er Japan verlassen, wegen dieser ständigen Schikanen, und er würde nicht zulassen, dass das in Deutschland wieder von vorne losging! Der Chef war schon schlimm genug. Als er etwas ungelenk vor Crawford und Schuldig zum Stehen kam, war er schon schweißgebadet, von der Anstrengung, seine Beine an dem zu hindern, was sie unbeabsichtigt taten. Er sah in das grinsende Gesicht des Dunkelhaarigen und wurde wütend. „Ich werde nicht… Ihre Taschen… tragen…“ sagte er gepresst, aber bestimmt. Gleich ging es ihm besser. Er konnte einen Schritt zurück treten. Er wollte einfach wieder an seine Arbeit gehen! „Doch“, entgegnete Crawford leise. „Genau das wirst du tun.“ Crawford betrachtete ihn. Schlank, aber muskulös, mit einem sehr ebenmäßigen Gesicht. Er war einer dieser asiatischen, androgyn wirkenden Männer, die auch als Frau hübsch aussehen würden. Es tat ihm fast ein wenig leid, dass er ihn in Schwierigkeiten brachte. Der Chef warf ihnen schon beunruhigte, fragende Blicke zu. Der würde sauer sein. Gleichzeitig gratulierte er sich zu seiner Wahl. Das war genau die Art von Herausforderung, die er gebraucht hatte, um Schuldigs Fähigkeiten zu testen. Der Kleine war ja richtig widerspenstig! Einen Moment lang lockerte Schuldig den mentalen Griff um den freien Willen des jungen Mannes - das war der Augenblick, in dem der Kerl einen Schritt zurück machen konnte - und packte dann umso fester zu. Es war klar ersichtlich, dass er noch Übung darin brauchte, es so aussehen zu lassen, als würde sein Opfer aus freiem Willen handeln, und die Bewegungen nicht so abgehackt und mechanisch wirken zu lassen. Aber auch darin würde er von Mal zu Mal besser werden... Und er hatte ja ohnehin vor, seine Fähigkeiten auch in solchen Sachen zu vervollkommnen. Einmal mehr blitzten seine Augen in dem unheiligen Feuer auf, der junge Japaner nahm mit einem eindeutig entsetzten Gesichtsausdruck die Taschen auf, bis er wie ein Lastenesel aussah, und wandte sich ruckartig zum Ausgang um. Schuldig ahnte, in welche Schwierigkeiten er den Typen brachte. Das Lokal war gut besucht, und er würde es sich bestimmt nicht leisten können, jetzt einfach das Geschäft zu verlassen. Noch während er den Stirnbandträger aus dem Lokal dirigierte, versenkte er sich noch einmal in den Geist des alten Kochs, der entgeistert und auch wütend drein sah. Zehn Sekunden später war dem Alten egal, dass sich sein Kellner auf den Weg machte, um die Gaijins zu bedienen. Schuldig gluckste leise, auch wenn ihm die Anstrengung, die ihn diese Aktion kostete, durchaus anzusehen war. Wie ein Puppenspieler dirigierte er den Japaner unbarmherzig durch die Menschenmenge des Einkaufszentrums hin zur Garage. Sie zogen etliche Blicke auf sich, aber niemand hielt sie auf. Oder, anders ausgedrückt: Der junge Japaner zog etliche Blicke auf sich, aber niemand half ihm. Es sah ein bisschen wie eine Slapstick-Nummer aus, wie er sich vollbeladen mit den Tüten in ruckartigen Bewegungen vorwärts bewegte. Crawford bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Ihn erinnerte das an einen Sketch von Monty Python, den mit dem „Silly walk“, wo mehrere merkwürdige Gangbilder komödiantisch dargestellt wurden. Aber die meisten Leute, die ihn sahen, dachten wohl eher an eine Art Spastik, ihren mitleidigen Blicken nach zu urteilen. Crawford hätte damit gerechnet, dass der Koch versuchen würde, sie aufzuhalten. Aber seinem plötzlich entspannten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte auch da Schuldig eingegriffen. Sein Respekt vor Schuldigs Talent wuchs. Das war schon eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe, die er da gerade bewältigte. Es hatte sie auch niemand angesprochen, obwohl sie ganz offensichtlich die Zeche geprellt hatten. Jetzt war er neugierig, wie weit er dieses Spielchen noch treiben konnte. Er bemerkte, dass es für den Telepathen immer anstrengender wurde, denn der junge Mann wehrte sich noch immer verzweifelt gegen die Fremdbestimmung. Er sah, wie sie ihre stillen Kämpfe ausfochten daran, dass die Bewegungen manchmal noch stockender und holpriger wurden, der junge Mann es manchmal fast schaffte, stehen zu bleiben, nur um dann, wie von einem inneren Schubser angestoßen, weiter vorwärts getrieben zu werden. Es war ein ungleicher Kampf. Denn einer von ihnen wusste ja nicht einmal, wogegen er ankämpfte… Am Auto angekommen, öffnete er die Kofferraumklappe und sagte liebenswürdig: „Hier hinein, bitte.“ Der Japaner hätte ihn am liebsten mit Blicken erwürgt, aber er verstaute nur die Taschen in dem Wagen. Er verstand überhaupt nicht, was mit ihm los war. Er hatte versucht, stehen zu bleiben, umzudrehen - nichts davon ging. Warum gehorchte sein Körper diesem Mann, den er noch nie zuvor gesehen hatte? Er wollte das nicht, und es machte ihm Angst, und verbissen kämpfte er dagegen an, versuchte, seinen eigenen Willen durchzusetzen. Ohne Erfolg. „Vielen Dank“, sagte der Mann mit dem amerikanischen Akzent. „Und jetzt möchte ich, dass du mit deinem schönen Stirnband meine Schuhe sauber machst.“ Auffordernd streckte er ihm einen Fuß entgegen. „Nein!“, sagte der Junge wütend, und bemerkte fassungslos, wie trotzdem seine Beine unter ihm wegknickten, während seine Hände schon ungeschickt an dem Band nestelten. „Fick… dich…“, knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und tat dennoch, wie ihm geheißen. „Na, na“, machte Crawford tadelnd, sah jedoch dabei zu Schuldig und nicht zu dem vor ihm knienden Jungen. „Du hast es ja gleich geschafft. Eine Aufgabe habe ich allerdings noch für dich. Wir fahren jetzt los. Und du stellst dich da vorne hin und lässt dich von uns überfahren, ja?“ Er sah noch zu, wie der Junge sich ungeschickt aufrappelte und dann mit ruckenden Bewegungen Richtung Ausgang torkelte, bevor er sich hinter das Steuer setzte und den Motor aufschnurren ließ. Jetzt ging es um Leben und Tod. Er war neugierig, wie stark Schuldig war. Mit den letzten Worten des Amerikaners war Schuldig eines klar: er würde heute eine höllische Nacht erleben. Doch er ließ sich nicht anmerken, dass ihm das eine gewaltige Panik einjagte. Er würde Crawfords Forderung ohne Zögern erfüllen. Ein Menschenleben bedeutete ihm nichts, absolut nichts. Für ihn waren seine Mitmenschen ohnehin nicht ... real. Nicht wirklich. Also konnte er auch keine Skrupel haben, den jungen Mann, der eigentlich nur das Pech hatte, als Übungspartner herzuhalten, von den Lebenden zu den Toten zu befördern. Was allerdings durchaus schwierig war, war die Todesangst, die sich in den fast schwarzen Augen des jungen Mannes abzeichnete, niederzuringen. Crawford hatte sich - ob nun wissentlich oder unwissentlich - den schwersten Test überlegt, den es geben konnte. Es war einfach, die Gedanken von jemanden zu lesen und umzudrehen, es war einfach, jemandem, der nicht darauf gefasst war, etwas zu suggerieren, es war einfach, jemanden, der sich nicht wirklich wehren konnte, zu übernehmen. Es war NICHT einfach, die Kontrolle zu behalten, wenn der stärkste Instinkt, den ein Mensch hatte, angesprochen wurde: der Überlebenswille. Natürlich war es machbar, den Kleinen ruhig zu halten, während er sah, dass der Wagen auf ihn zuraste. Und natürlich würde der Telepath in diesem ungleichen Kampf der Sieger bleiben. Danach allerdings... würde es wohl Essig sein mit dem Möbelkauf... Schuldig schnaubte unwillig. Schade. Er hatte sich schon richtig darauf gefreut... Die Zähne fest zusammenbeißend, weil sich die ersten Kopfschmerzen durch die Widerspenstigkeit des Japaners bemerkbar machten, stieg er in den Wagen und ließ den Kellner zur Ausfahrtsschranke gehen. Jeder Schritt, den er den Anderen schickte, wurde schwieriger durchzusetzen als der vorherige. Auf der Stirn des Telepathen bildeten sich die ersten Schweißtropfen, seine Hände zitterten vor Anspannung und Anstrengung. Doch er ließ nicht locker. Er war stark, er war verdammt stark - die meisten anderen Telepathen hätten auch bei noch so viel Erfahrung bei dieser Aufgabe das Handtuch werfen müssen. Das grüne Leuchten ließ keine Sekunde mehr nach, Schuldig hörte das Blut in seinen Ohren rauschen, spürte seinen Pulsschlag dumpf in den Schläfen. "Fahr endlich!", zischte er zwischen zusammengepressten Zähnen, die Anstrengung war ihm deutlich anzuhören. Erleichtert merkte er, wie der Mercedes Fahrt aufnahm. Er konzentrierte sich so sehr auf sein Opfer, dass er nichts anderes mehr wahrnahm, auch nicht, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte und sich seine Fingernägel durch die Haut der Handflächen bohrten. Mit jeder Sekunde nahm das Gefühl zu, irgendwer würde mit einem stumpfen Messer in seinem Schädel herumwühlen, doch auch darauf nahm er gerade keine Rücksicht. Starr wie eine Statue stand der Japaner mitten in der Fahrspur, war nicht mehr in der Lage, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Der innere Kampf jedoch tobte unvermindert weiter, und er machte es dem jungen Telepathen alles andere als einfach. Doch Schuldig würde nicht aufgeben, er würde den Kerl dort stehen lassen, und wenn es das letzte war, das er tat. Er sah den Wagen auf sich zu rasen, und alles in ihm schrie danach, zur Seite zu springen, sich in Sicherheit zu bringen – doch sein Körper war stocksteif, es war unmöglich, auch nur einen kleinen Schritt zur Seite zu machen. Er kämpfte bis zum letzten Moment dagegen an, dann erst schloss er die Augen und wartete auf das Unvermeidliche, während sich unbemerkt seine Blase entleerte und sich eine dunkle Pfütze auf dem Asphalt zu seinen Füßen ausbreitete… Konzentriert gab Crawford Gas und hielt direkt auf den Jungen zu, auf dessen Gesicht sich ein unbeschreibliches Grauen abzeichnete. Crawford hatte nicht nur sehen wollen, wieweit Schuldig fähig war, andere Menschen zu manipulieren. Crawford wollte auch sehen, ob er bereit war, ohne Zögern zu gehorchen. Ohne Zögern zu töten. Er war es. //Er blieb dort stehen, bis der Mercedes ihn erfasst hatte. Ein Ruck ging durch den Wagen, sein Körper wurde zur Seite geschleudert, nachdem er mit einem lauten Krachen gegen die Windschutzscheibe geprallt war. Blut und Gehirnmasse klebte an dem zersplitterten Glas. Der Wagen war ruiniert.// In letzter Sekunde riss Crawford das Lenkrad herum und lenkte den Wagen zentimetergenau an dem regungslosen Japaner vorbei. Er musste scharf bremsen, um nicht noch die Schranke zur Ausfahrt mitzunehmen. Er ließ das Fenster hinunter gleiten und schob mit ruhiger Hand den Parkschein in den Schlitz des Automaten. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihm gerade noch, wie die schlanke Gestalt kraftlos in sich zusammensank, dann fädelte er sich geschickt in den Straßenverkehr ein. Begeistert schlug er mit der flachen Hand auf das Lenkrad. „Wie geil!“ Er hatte noch nie einen Telepathen etwas Vergleichbares tun sehen. Vielleicht, weil es nicht verlangt worden war. Vielleicht aber auch, weil Schuldig etwas ganz besonderes war. Brad hatte den jungen Kellner nicht am Leben gelassen, weil er so ein großer Menschenfreund war. Aber er verabscheute unnötige Gewalt. Er hatte zu sehen bekommen, was er wissen wollte. Und tot hätte der Junge ihnen mehr Schwierigkeiten bereitet als lebendig – es gab zu viele Zeugen, die gesehen hatten, wie er mit ihnen den Sushi-Laden verlassen hatte, von den Überwachungskameras in der Tiefgarage ganz zu schweigen. Er warf einen Blick auf seinen Beifahrer. Schuldig sah reichlich blass und ziemlich mitgenommen aus. „Alles klar mit dir? Das war eine großartige Vorstellung!“ Erschöpft sank der Telepath in seinem Sitz zusammen. Ein schwaches Lächeln huschte bei dem Lob über sein Gesicht. Doch auch das konnte das Gefühl nicht mildern, dass ihm förmlich der Schädel in tausend Einzelteile zerplatzen wollte. "Fahr bitte nach Hause", murmelte er, schloss die Augen und klammerte sich am Handgriff der Beifahrertür fest, um sich in der Realität zu halten und nicht bewusstlos zusammenzusacken. Jeder einzelne Pulsschlag verursachte höllisches Hämmern in seinem Kopf und jeder Atemzug verschlimmerte die Sache noch. Noch nie zuvor hatte er etwas Ähnliches getan - obwohl er gewusst hatte, dass er dazu in der Lage war. Diese kleine Vorstellung war für ihn härter gewesen als jeder Test im Rosenkreuz-Institut, weil sie dort unter kontrollierten Bedingungen arbeiteten, bei denen es zwar durchaus auch Tote geben konnte, aber nur, wenn eine Übung misslang. Wie auch immer - er hatte Brads Forderungen erfüllen können, und nur das zählte. Und er wusste, dass er zu noch mehr in der Lage war. Seine PSI-Kraft war noch lange nicht am Limit, auch wenn sein Körper gerade schlapp machte. "Ich glaube, das Einkaufen fällt heute flach", brachte er mühsam über die trockenen Lippen. "Ich brauch eine Kopfschmerztablette..." Oder zwei. Oder eine ganze Packung... Ein wenig beschämt ließ der Kopf hängen. Es machte sich nicht sonderlich gut, gleich am ersten Tag einen Schwachpunkt preiszugeben, fand er. Jetzt konnte er nur hoffen, dass der Amerikaner ihm das nicht allzu übel nahm und ihn in die Schweiz zurückschickte... „Okay.“ Bei der nächsten Apotheke lenkte Brad den Wagen vorsichtig in eine der Parkbuchten. Überhaupt bemühte er sich um einen weniger rasanten Fahrstil als gewöhnlich. Schuldig sah wirklich nicht gut aus. „Bin gleich wieder da!“ Mit mehreren Sorten Schmerztabletten und einer Flasche Saft kam er kurz darauf wieder zurück. Er drückte Schuldig den Saft in die Hand und wählte nach einem prüfenden Blick in sein Gesicht eine von den stärkeren Tabletten aus. Er reichte sie ihm. „Hier. Und viel trinken ist jetzt wichtig… denke ich.“ Auf dem kürzesten Weg fuhr er zurück zu seinem, nein, zu ihrem Apartment. Zu Hause, hatte Schuldig gesagt… In der Wohnung angekommen, gab er ihm das Tütchen mit den Medikamenten. „Aber keine Überdosis, bitte! Das hier sind richtige Hammerteile, also sei vorsichtig damit. Diese sind für schwächere bis mittelstarke Schmerzen. Es ist in Ordnung, Schuldig. Du hast den Rest des Tages frei. Aber wenn es dir besser geht, möchte ich dich sprechen. Wenn irgendwas ist, sag Bescheid, okay? Brauchst du jetzt noch was?“ Der Telepath nickte matt, nahm die weiße Tüte entgegen und schlurfte damit in sein Zimmer. Er kannte das Spiel, auch wenn er es tatsächlich noch nie so schlimm erlebt hatte wie jetzt. Vorsichtig setzte er sich auf das Bett - nachdem jede Bewegung wie ein Erdbeben in seinen gequälten Schädel hämmerte, war Vorsicht immer gut - und leerte die Tüte neben sich auf die Matratze. Ein wenig skeptisch betrachtete er die Schachteln, die heraus purzelten. Es war ein elender Teufelskreis, dem er jetzt ausgeliefert war. Nahm er eines der schwächeren Mittel, würden seine Kopfschmerzen zwar gedämpft, aber sie würden bleiben und er sich nicht wirklich erholen können. Nahm er eines der stärkeren, verschwanden die Schmerzen, aber sein Verstand wurde so benebelt, dass er keine Kontrolle mehr über seine Kraft hatte... Was unter Umständen ziemlich übel für seine Mitmenschen, in dem Fall allen voran Crawford, ausgehen konnte. Mit einem aufgebenden Seufzen entschied er sich für Option eins. Sich mit einer trockenen Zunge über die immer noch trockenen Lippen leckend, drückte er mit zitternden Fingern zwei Tabletten aus dem Blister, legte sie sich auf die Handfläche, sah sie zweifelnd an und warf sie sich dann in den Mund, um sie mit einem großen Schluck Saft hinunterzuspülen. Bäh, eklig! Er schüttelte sich kurz, legte sich dann auf sein Bett und schloss die Augen. Nach einer gefühlten Ewigkeit merkte er, wie sich das penetrante Hämmern in ein nerviges, aber dumpfes Pochen verwandelte. Okay. Mehr konnte er jetzt nicht erwarten. Behäbig und immer noch behutsam rollte er sich aus dem Bett, stand auf und machte sich auf die Suche nach Crawford. Immerhin hatte der ja gesagt, dass er mit ihm reden wollte. Und solche Sachen brachte der Junge immer am Liebsten so schnell wie möglich hinter sich. 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