Hyaden von TalonOne (Warhammer 40.000 - Inquisition / Battle Fleet Gothic) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das andere Schiff zündete erneut die Haupttriebwerke und verschwand hinter einem der dutzenden gewaltigen Asteroiden. Flottenkapitän Kudrow knurrte verärgert und schlug mit der Faust auf seine Armlehne. Schon seit fast zwei Stunden lieferte er sich mit dem Chaoskreuzer ein Katz-und-Maus-Spiel. Immer wenn sie fast in Geschützreichweite waren war der Kreuzer der Henker-Klasse abgetaucht und im nächsten Asteroidenfeld verschwunden. Und davon gab es im Hyaden-System nach einer Planetenkollision, die vor zehntausend Jahren stattgefunden hatte, leider eine ganze Menge. Diese riesigen interplanetaren Trümmerfelder waren der einzige Grund, weshalb sich das Imperium überhaupt mit diesem System beschäftigte. In ihnen trieben Milliarden Tonnen Metall aus den Planetenkernen leicht verfügbar, wenn auch äußerst chaotisch, durchs All. Die Mineneinrichtungen über Hyaden Prime, die durch den gewaltigen Gasriesen, über dem sie ankerten, von den meisten Trümmerteilen geschützt wurden, waren leider ein einladendes Ziel. Und ironischerweise waren die Felsbrocken, die sie so wichtig machten, auch der Grund weshalb man sie fast nicht schützen konnte. Der Chaoskreuzer ließ sich wieder blicken, nur um gleich wieder abzutauchen. Kudrow wurde langsam wütend aber hielt sich zurück. Ihm war völlig klar, dass ihn der Captain der Ketzer ihn nur in einen Hinterhalt locken wollte. Seine Broken Bow war erst vor kurzem über dem Mars vom Stapel gelaufen. Mit seinen sechstausend Metern Länge und beinahe 14 Milliarden Tonnen Masse war der schlanke Kriegskreuzer der Agamemnon-Klasse nicht das größte Schiff des Imperiums, aber sie war schnell und für ihre Größe trug sie eine beeindruckende Bewaffnung. Auch wenn die Crew sich erst noch einarbeiten muss. Und vor allem müssen sie sich respektieren lernen. Sein Befehlshaber – Großinquisitor Maturin Ralei, der momentan auf Hyaden den Chaoskult jagte, den der Kreuzer abgesetzt hatte – hatte die Broken Bow speziell für seine Zwecke modifizieren lassen. Das elegante Schiff beherbergte nun neben einer ganzen Reihe an zusätzlichen Waffensystemen eine kleine Einsatzgruppe Grey Knights sowie sein persönliches Regiment, die 101. Armageddon Airborne, die auch „Screaming Eagles“ genannt wurden. Mit einem Schwarzen Schiff der Inquisition legte sich niemand freiwillig an. Anfangs hatten die Grey Knights sich noch etwas geniert, mit gewöhnlichen Menschen zusammen auf einem Schiff zu dienen,. Diesen war die dauernde Anwesenheit der verschwiegenen Marines auch nicht geheuer, daher waren beide Parteien einige Zeit unter sich geblieben. Aber nach einigen gemeinsamen Kämpfen und Trainingseinheiten fingen beide Seiten an, einander zu akzeptieren. Die Soldaten vertrauten auf die Unterstützung der Grey Knights im Nahkampf und die Grey Knights lernten die Feuerunterstützung der Armee zu schätzen. Kudrow hatte sogar schon gesehen, wie einzelne Marines mit Gardisten für den Nahkampf trainierten, und, viel wichtiger, dass sie mit den Soldaten Messen abhielten. Nun betrachtete er die holographische Projektion des undurchdringlichen Trümmerfeldes vor sich und war sich sicher, dass der Chaoskreuzer ihnen darin auflauern würde. Wenn wir in die Trümmer stoßen werden wir verwundbar und unbeweglich sein. Er entschloss sich, den Spieß umzudrehen: „Steuermann, schwebender Stopp. Jägerkontrolle, die Glanzdolche starten lassen. Niemand entzieht sich dem Zorn der Inquisition.“ Der Mann an der Jägerkontrolle gab den Befehl weiter, gleichzeitig lenkten riesige Klappen den Rückstrahl der mächtigen Triebwerke nach vorne um. Das Schiff wurde schleppend langsamer und kam beinahe zum Stehen, während die sechsunddreißig Starhawk-Bomber des Glanzdolchgeschwaders aus dem Hangar in den Flanken der Broken Bow starteten und in das Trümmerfeld eintauchten. Kudrow sah noch einen Moment die winzigen Lichtpunkte ihrer Triebwerke, dann waren sie auch schon im Nebel verschwunden. Kurz darauf meldete der Geschwaderkommandeur Feindkontakt und ein neues Zielsymbol erschien im Holotank vor Kudrow, als die Broken Bow die Sensortelemetrie von ihren Jägern empfing. Kudrow nickte zufrieden: „Und so umgeht man die Störeffekte eines Trümmerfelds. Jäger zurückrufen. Waffenkontrolle, Sie haben ein Ziel: Bugtorpedorohre mit Lenktorpedos bestücken und abfeuern. Steuermann, das Schiff um neunzig Grad nach Backbord wenden und halbe Kraft voraus.“ Revolvermagazine so groß wie Kirchenschiffe drehten sich im Bug der Broken Bow. Dann glitten sechs riesige Schwertwal-Torpedos aus ihren Abschussvorrichtungen im kantigen Bug der Broken Bow, zündeten ihre Triebwerke und jagten auf ihr unsichtbares Ziel zu. Kudrow verfolgte die tödlichen Geschosse wie sie zwischen den Felsbrocken verschwanden. Einige Momente blitzte hektisches Flakfeuer auf, dann wurden die Trümmerwolken von mehreren gleißenden Explosionen hell erleuchtet. Einen Augenblick später brach der spitze Bug des ramponierten Chaoskreuzers, auf dessen schwarz-rotem Rumpf an zwei Stellen Feuer brannten, begleitet von zwei Zorn-Zerstörern aus seinem Versteck. Die drei Schiffe flogen in enger Deltaformation mit Höchstgeschwindigkeit auf die Broken Bow zu und ließen ihre Waffen aufblitzen. Die Broken Bow zitterte leicht unter Kudrow, als eine Salve aus den Geschützen des Chaoskreuzers fast dreißigtausend Kilometer von ihm entfernt in den Schilden einschlug und verging. Auf diese Distanz war das Feindschiff wenig mehr als ein Punkt auf dem 1:1 Bildschirm des CIC, doch die dreidimensionale Ansicht auf der Taktischen Anzeige in der Mitte der Brücke wirkte der Henker mit seiner monströsen Kurzstreckenbewaffnung durchaus bedrohlich. Der Flottenkapitän beobachtete die Annäherungsvektoren der Chaosschiffe und nickte grimmig. Wie er erwartet hatte näherten sie sich seinem Schiff auf aggressiven Angriffskursen die sie in möglichst kurzer Zeit längsseits bringen würden. Eines der Begleitschiffe flog einen leichten Bogen um freies Sichtfeld auf die Triebwerke der Broken Bow zu erhalten, aber die beiden anderen Schiffe hielten direkt auf das Inquisitionsschiff zu. Kudrow schüttelte unverständig den Kopf. Der aggressive Angriff war typisch für Verräterkapitäne. Sie versuchten nie, sich in eine taktisch günstige Position zu bringen sondern griffen direkt an, ohne Rücksicht auf Verluste. Und beim Imperator – die sollten sie bekommen! Er setzte sich in seinem Thron auf: „Primärbatterie, Feuer frei auf den Kreuzer! Jägerkontrolle, schickt die Glanzdolche wieder los, die sollen uns den Zerstörer vom Leib halten der in unseren Rücken will! Steuerbordbatterien, schießt den zweiten Zerstörer ab!“ Seine Befehle lösten kurzzeitig hektische Aktivität im CIC aus bis seine Offiziere die Kommandos weitergegeben hatten. Dann drehte sich der riesige Deckgeschützturm mit dem doppelläufigen Bombardementgeschütz nach Steuerbord, hielt zum feinjustieren kurz inne und feuerte. Gleichzeitig jaulten auf der Backbordseite Manövriertriebwerke auf um den enormen Rückstoß zu kompensieren. Zusätzlich hatten die vier gewaltigen Schiffsautokanonen an der Flanke der Broken Bow ihr Ziel aufs Korn genommen und spien unter ohrenbetäubendem Donnern hundert Meter lange Flammenzungen ins All. Die Plasmabälle der Bombardementgeschütze überbrückten die Distanz in wenigen Sekunden, krachten in einige dutzend Kilometer vor dem Chaoskreuzer in seine Schilde und rissen sie auf. Ein Teil des Plasmas drang durch die neu entstandene Lücke in den Energiefeldern, aber vermochte wenig mehr Schaden anzurichten als die rote Farbe von der Panzerung abzuschmelzen. Der Zorn-Zerstörer dagegen wurde voll getroffen. Seine Schilde glühten einen Moment auf, als dutzende Granaten an ihnen detonierten, und erloschen dann. Der Rest der Salve schlug in den abgeschrägten Bug und die Aufbauten des kleineren Schiffes und die großkalibrigen Geschosse rissen die Waffenbatterie dort in Stücke. Eine Reihe von Sekundärexplosionen arbeitete sich das Rückgrat des Zerstörers entlang, dann flackerten seine Lichter und erloschen. Kudrow nickte zufrieden: Schaden am Reaktor, das Schiff war so gut wie tot. Kudrow beobachtete wie vor ihm das holographische Ebenbild des ausgebrannten Zerstörers brennend davon driftete. Dann brach Feuer aus dem Bug des Chaoskreuzers auf und ein Strom aus Plasma schlug in die Seite der Broken Bow. Die Hälfte der Salve ging fehl – auf knapp dreißigtausend Kilometer auf ein Schiff zu schießen, das sich quer zur eigenen Flugrichtung bewegt überforderte die auf kurze Reichweiten ausgelegten Feuerleitsysteme der Verräter. Der Teil, der einschlug reichte aber aus, um die Schilde ausfallen und die Steuerbordpanzerung an einigen Stellen schmelzen zu lassen. Flüssiges Metall wurde in den Raum geworfen und erstarrte augenblicklich zu grotesken Gebilden die neben dem Schiff her schwebten. Der zweite Zerstörer feuerte zwar, aber nicht auf die Broken Bow, sondern in die Wolke aus Starhawk-Jagdbombern, die sich um ihn gebildet hatte. Ein Aufblitzen zeugte von einem Treffer. Trotz dem Abwehrfeuer stießen die Starhawks immer wieder auf den Zerstörer hinab und feuerten ihre Raketen und Lenkbomben in den Leib des Schiffes. Kudrow stützte sich auf seine Armlehnen. Gegen drei Verräterschiffe angetreten, eines zerstört, eines in Nahkämpfe verwickelt und das Größte hatte auch schon ziemlich Schaden genommen. Nicht schlecht für die Eröffnungssalven. Dann riss der Raum auf den linken Sichtschirmen auf. Einen Augenblick später leuchtete im Holotank ein neues Symbol auf: Die Black Skull, ein imperialer Armageddon-Schlachtkreuzer war soeben vierzigtausend Kilometer backbords aus dem Warp gefallen. Eigentlich wäre der Kreuzer mit seinen mächtigen Mittelstreckenwaffen ein beruhigender Anblick gewesen, wäre da nicht das riesige Slaanesh-Symbol gewesen, das seine Bugpanzerung verschandelte. Kudrow stieß einen von Herzen kommenden Fluch aus, der sogar die Raumgardisten erröten ließ, die an den Brückenzugängen Wache standen. Dann bellte er: „Kursänderung! Null-neun-fünf Grad Steuerbord, dreiviertel Schub voraus! Ich will einen schönen Bogen der uns quer vor den Bug dieses Henkers bringt. Taktik, zerstört seine Bugwaffen und dann will ich massiertes Feuer auf den neuen Kreuzer. Und einen voll bewaffneten Entertrupp im Transporterraum.“ Dann ließ er sich in seinen Thron zurücksinken. Die Triebwerke der Broken Bow erwachten mit einem dumpfen Donnern zum Leben und schwenkten den schlanken Kreuzer herum. Wieder feuerten die Geschützbatterien auf beiden Seiten. Schilde brachen zusammen und Panzerung schmolz, aber es entstanden keine nennenswerten Schäden. Dann setzte die Broken Bow mit ihrer Hauptbewaffnung nach und ein höllischer Plasmasturm der Bombardementgeschütze schlug in die Bugaufbauten ihres Gegners und verschlang die dort installierten Waffenbatterien. Tausende Tonnen geschmolzenes Metall und Besatzung wurden ins All geschleudert. Unterdessen hatten die Starhawks einige kritische Treffer gelandet, der entscheidende aber kam von Flight-Sergeant Icarus. Er zog seinen Starhawk die Kiellinie entlang und entdeckte dort eine tiefe Wunde im Rumpf des Schiffes. Er nahm die Stelle in sein Visier, verglich kurz im Kopf seine Fluggeschwindigkeit mit der Entfernung zum Ziel und zog in Gedanken eine Linie von sich zu dem klaffenden Loch. Er flog die Linie entlang und klinkte alle seine restlichen Raumbomben aus, als sein Fadenkreuz am Ende ankam, und zog sofort scharf hoch. Ohne Schwerkraft oder bremsenden Luftwiderstand flogen die tödlichen Sprengsätze auf gerader Linie in den Rumpf des angeschlagenen Zerstörers. Gleißend helle Explosionen brachen aus den Eingeweiden des Chaosschiffes, dann brach es urplötzlich vom Heck her auf und verging in einem strahlenden Feuerball. Icarus kam nicht mehr dazu, sich über seinen Sieg zu freuen, denn eine letzte Salve aus den Punktverteidigungsgeschützen des Zerstörers traf seinen Jagdbomber. Der Laserstrahl krachte mittschiffs in den Starhawk und vaporisierte ihn in einem Wimpernschlag. Tief im Bauch der Broken Bow überprüfte Gardistensergeant McKnight ein letztes Mal sein Hochenergie-Lasergewehr. Neben ihm taten neunzehn weitere schwarz gepanzerte Gardisten das Gleiche. Energieverbindungen wurden überprüft und die Feldemitter von Plasmawerfern justiert. Vor ihnen, in strenger Formation, standen vier Grey Knights in stahlgrauer Terminatorrüstung auf der Teleporterplattform und klinkten Munitionsketten in ihre Sturmbolter. Zwei Maschinenseher betraten schweigend den Raum. Mit ihren karmesinroten Roben, die ihre schweren Rüstungen kaum verdeckten, mechanischen Armen und dutzenden Implantaten, schafften sie es tatsächlich, noch unmenschlicher zu wirken als die Space Marines. Die schwere Panzertür glitt geräuschlos auf und Bruder-Captain Steiner stapfte herein. Er war für einen Marine relativ klein – was ihn immer noch ein gutes Stück größer als den Durchschnittsmann machte - aber trug dafür sein platinblondes Haar sehr viel länger als in normalen Space Marine-Orden erlaubt. Er erhob seine Stimme, so tief, dass sie fast schon einem Grollen glich: „Brüder, Freunde. Eine Minute bis zum Ziel. Ihr kennt das Prozedere. Macht eure Waffen bereit und möge der Imperator euch beschützen.“ Er nickte seinen Soldaten zu – was nicht nur den Grey Knights galt, sondern auch den Gardisten. Dann stellte er sich in die Formation und setzte seinen Helm auf. Mehr war nicht zu sagen gewesen, jeder wusste was zu tun war. Die gewaltigen Kondensatoren der Teleporterplattform begannen Energie zu sammeln und einer der mächtigen Ritter setzte zu einem heiligen Mantra zum Schutz gegen den Warp an. McKnight atmete tief durch und schloss die Augen. „Enterkommando ist von Bord, Skipper“, meldete Kraff. „Gut“, sagte Kudrow und befahl dann: „Steuermann, Ruder hart Backbord! Kursänderung um eins-fünnef-zwo Grad, volle Kraft voraus!“ Steuermann Braxton stutzte: „Mein Lord? Das... das ist beinahe ein Kollisionskurs!“ „Danke, dass sie das feststellen, Lieutenant. Und sorgen Sie dafür, dass es ein exakter Kollisionskurs wird! Ausführung!“ Der junge Lieutenant wollte etwas entgegnen, aber dann beschloss er, der Erfahrung seines vorgesetzten Offiziers zu vertrauen und packte das Steuerhorn. Die Brückenbesatzung musste sich an den Konsolen festhalten als das Schiff sich so hart in die Kurve legte, dass die Trägheitskompensierung überlastet wurde. In den stählernen Eingeweiden des Henkers schlug McKnight die Augen auf. Der Bereich in dem sie materialisiert waren war so dunkel, dass sich seine Restlichtverstärker von selbst aktiviert hatten. Der breite Gang vor ihm wurde von ihnen in gespenstisches grünliches Licht getaucht, das wunderbar mit dem flauen Gefühl in seinem Magen harmonierte. Dieses Schiff war durch und durch verdorben, das spürte er selbst ohne psionische Fähigkeiten zu haben wie die Marines vor ihm. Sie sollten in einem Versorgungsgang für Servitoren nahe am Kommandozentrum sein; leider konnten sie sich nicht direkt dort hin bringen lassen, da in kritischen Bereichen grundsätzlich Nullfelder installiert waren. Zwei Männer bogen um die Ecke, anscheinend alarmiert durch die spektakulären Lichtbögen des Teleportvorgangs. McKnight zog in einer flüssigen Bewegung den nun grün leuchtenden Punkt seiner Zieloptik auf die Brust des hinteren und drückte zweimal ab. Dass die beiden groteske Masken trugen und ihre nackten Oberkörper mit rituellen Narben übersät waren, nahm er nur am Rande wahr. Gleichzeitig mit dem Fauchen seines Gewehres hörte er das singende Hämmern eines Psibolters. McKnights Laserstrahlen brannten dem Verräter ein faustgroßes Loch in den Brustkorb. Das großkalibrige Boltgeschoss verteilte dessen Inhalt über die nächste Wand. Dann reagierte der Rest des Einsatzteams und ein Hagel aus Laserstrahlen ließ den Oberkörper des anderen Mannes förmlich verdampfen. Im selben Augenblick da die nun torsolosen Beine zu Boden fielen gellte ein Alarm los. Bruder-Captain Steiner übernahm die Führung und stapfte durch den Gang voran, sein Nemesis-Psischwert knisterte zornig. Zwei seiner Brüder folgten ihm voran, wo sie den Gang beinahe in voller Breite ausfüllten, die anderen beiden bildeten die Nachhut des Enterteams. Im folgenden Gang stellten sich ihnen fünf blutrot gepanzerte Gestalten in den Weg. McKnight erstarrte bei dem Anblick vor Angst. Dem Chaos verfallene Space Marines. Chaos Space Marines; genauer gesagt fanatische Anhänger des Blutgottes. Sie brüllten eine Herausforderung und schwangen ihre mannshohen Kettenäxte. Die Grey Knights begegneten den blasphemischen Worten der Verräter mit einem glasklaren Gefechtsmantra und warfen sich furchtlos in den Kampf. Ihr Gesang und der heldenhafte Einsatz rissen ihn aus seiner Starre. Er hatte seine Soldaten zu führen, da war kein Platz für Angst! Zwei der vorderen Terminatoren sprangen ihre Feinde frontal an, der dritte stützte sich ab und feuerte aus seinem Psibolter. McKnight bellte zwei kurze Befehle, trat zur Seite um an den Terminatoren vorbeischießen zu können, ließ sich hinter einem Schott auf ein Knie herabsinken und legte sein Lasergewehr an. Die anderen Gardisten taten es ihm gleich, einer stellte sich neben seinen Anführer und hob seinen Plasmawerfer. Steiner wehrte die Axt seines Gegners mit dem linken Arm ab, dann rammte er ihm sein Nemesis-Psischwert mit servounterstützter Kraft in die Brust und riss die Klinge nach oben als sie am Rücken der Rüstung wieder austrat. Panzerung und Fleisch verbrannten im psionischen Energiefeld der Waffe. Der Chaosmarine versuchte verzweifelt, Steiner aufzuhalten. Er feuerte seine Boltpistole aus nächster Nähe auf Steiners Bauch ab, aber die Projektile prallten einfach an den stahlgrauen Platten ab. Steiner führte seine Bewegung gnadenlos zu Ende und stieß die gespaltene Leiche dann zu Boden. Sein Bruder machte sich das ganze etwas einfacher, er trat seinem Feind unerwartet und so wuchtig gegen die Brustplatte, dass der funkensprühend zu Boden geschmettert wurde. Dann war der Terminator über ihm und stieß ihm seine Lanze durch den Hals. Während er das tat, hieb ihm der ihm am nächsten stehende Chaosmarine das Kettenschwert in die Seite. Der Schlag traf den Sturmbolter und die Adamantiumzähne des Schwertes zerhackstückten die Mechanik der kompakten Waffe. Der Grey Knight versuchte seine Hellebarde aus dem toten Körper unter ihm zu ziehen, aber ein Teil der aufwendigen Verzierungen hatte sich in der Servorüstung verhakt. Mit einem höhnischen Grinsen zog der Berserker sein Kettenschwert aus dem zerfetzten Sturmbolter und erhob es zu einem beidhändigen Schlag gegen den Kopf des Terminators. Ein gleißender Bolzen ultrahocherhitzter Partikel fauchte knapp neben dem Terminator vorbei, schmolz sich in einem Sekundenbruchteil durch die Panzerung und verkohlte dann den Körper darunter. Die gepanzerte Gestalt wankte, das Kettenschwert noch zum Schlag erhoben, und klappte dann zusammen. Etwa fünfzigtausend Kilometer entfernt tauschten die Broken Bow und die Black Skull erste Begrüßungssalven aus. Baumdicke Laserstrahlen aus den Lanzenbatterien des Verräterschiffes zuckten durch die Leere und schmolzen hässliche Wunden in die dunkelgraue Bugpanzerung des Inquisitionsschiffes. Im Gegenzug hatte ein Plasmaball aus dem Bombardementgeschütz die unheilige Galionsfigur der Ketzer in ein Meer aus geschmolzenem Plastonidstahl verwandelt. Lieutenant Commander Niven an der Taktik räusperte sich: „Ähm... Skipper? Wir sind immer noch auf einem Kollisionskurs!“ - „Und?“ - „Nun ja, es ist nicht meine Entscheidung, aber ich halte es für ... unklug einen Schlachtkreuzer, der ein gutes Stück größer ist als wir, frontal zu rammen.“ Kudrow grinste wölfisch,obwohl mit jedem weiteren Einschlag in seinem Schiff Schmerzen durch seinen Körper zuckten: „Was sie nicht sagen. Kurs halten.“ Niven schluckte und warf wieder einen besorgten Blick auf die Anzeige des Abstandsmessers die mit beängstigender Geschwindigkeit auf Null zuraste. Braxton sah von seinen Kontrollen auf: „Dreißig Sekunden bis zur Kollision!“ Seine Stimme klang vor Aufregung eine halbe Oktave höher als sonst. Kudrow hörte es kaum, er tippte auf seiner Logikmaschine herum und überbrückte einige Schutzsysteme. Dann sah er auf und gab in schneller Abfolge Befehle: „Eine volle Torpedosalve vorbereiten, Bombardementgeschütz feuerbereit machen. Manöverwarnung ausgeben, auf meinen Befehl maximale Schubumkehr einleiten und die Notdüsen am Bauch zünden!“ Braxtons Augen weiteten sich, dann nickte er. „Bereit für Manöver. Zehn Sekunden!“ Kudrow grinste breit, der junge Mann hatte verstanden. Er schrie: „Alle festhalten.“ Dann, leiser: „Und stehe der Imperator uns bei!“ Im selben Moment in dem der World Eater zuschlagen wollte krachten zwei psionisch geladene Boltgeschosse in seine Rüstung. Das Erste prallte von der Brustplatte ab und kickte den Träger durch seine schiere Wucht ein Stück zurück, das Zweite durchschlug das Schultergelenk und zerfetzte Fleisch und Knochen. Der Arm wurde glatt abgetrennt, trotzdem hielt er aus irgendeinem Grund weiterhin die Waffe umklammert. Er fletschte die Zähne und brüllte den Grey Knight mit einem animalischen Laut an. Gleichzeitig hob er seine Waffe mit der anderen Hand auf und schüttelte den noch blutenden, abgetrennten Arm ab. Die zerfleischte Wunde, die einmal seine linke Schulter gewesen war, schien er gar nicht zu bemerken. Er riss die Axt wieder hoch um zuzuschlagen, aber diesmal war der Terminator schneller. Er verpasste dem Chaosmarine einen brutalen Rückhandschlag mit dem Psibolter. Ohne seinen zweiten Arm als Gegengewicht verlor der die Balance, krachte gegen die Korridorwand und stürzte zu Boden. Das letzte was er jemals sah, waren der Imperiale Adler und die Seriennummer die in die Sohle des Terminatorstiefels eingeprägt waren. Ein letzter World Eater stand noch. Sein Kettenschwert fest umgriffen schien er unschlüssig, auf welchen Terminator er sich als erstes stürzen sollte. Die Gardisten nahmen ihm die Entscheidung ab; acht oder neun gleißende Laserstrahlen vereinigten sich auf seiner Brust. Als McKnight wieder klar sehen konnte, war der Chaosmarine nicht mehr. Die Marines hielten sich nicht auf, sie stiegen über die teilweise noch qualmenden Leichname hinweg und bogen in den Korridor der sie zum Kommandozentrum führen würde. McKnight und seine Leute waren ihm dicht auf den Fersen. Steiner spähte um die Ecke. Kein Feuer schlug ihnen entgegen, keine Ketzer die sich auf sie stürzten. Der Gang war komplett glatt und leer, nur über der knapp fünfzig Meter entfernten Panzertür glühte einsam ein Khornesymbol das den Aquila ersetzte. McKnight zwang sich, das Symbol nicht anzusehen. Allein der Anblick konnte einen Verstand schädigen. Die psionischen Blocker in seinem Kopf würden zwar einiges abhalten aber sicher war sicher. Sie bewegten sich vorsichtig und abwehrbereit auf die Brücke zu. Der schwach beleuchtete, knapp fünf Meter breite und halb so hohe Gang war von Schotts unterbrochen die jeweils etwa einen halben Meter aus der Wand ragten. Die Gardisten benutzten diese bei ihrem Vormarsch als Deckung, während die Terminatoren in der Mitte des Ganges liefen. Sie waren ihre eigene Deckung. Mittlerweile war auch das vorher noch so präsente Wummern des Antriebes verschwunde, selbst die Ritter vor ihnen hatten ihre Gesänge eingestellt. Bedrückende Stille legte sich über das Enterkommando, nur das Klacken von aneinanderstoßenden Panzerplatten und die dumpfen Stiefelschritte waren noch zu hören. Die Stille gefiel McKnight gar nicht. Das einzige was schlimmer war, als Khorneanhänger die frontal angriffen waren diejenigen, die sich versteckten. Und laut den Plänen für ein Schiff dieser Klasse sollte der Gang vor der Brücke völlig anders aussehen. Dann bemerkte McKnight seltsame Strukturen in der Korridorwand. Er sprach so leise er konnte in sein Mikrofon: „Milord. Die Wände. Schießscharten. Gehen wir weiter, machen sie die Klappe zu und wir sind gewesen. Ich schlage Öffnen und Ausräuchern vor.“ Die gewaltige Stahlmasse neben ihm dachte keine Sekunde nach: „Gardisten links, Ritter rechts. Ausführung!“ McKnight winkte seine Leute nach vorne. Die Gardisten hatten den Wortwechsel mit Steiner über ihr Intercom mitgehört und so traten gleich Rebin und Loman vor und begaben sich in Stellung. McKnight legte sein Gewehr in die Richtung der ersten Schießscharte an, dann nickte er den Beiden zu. Loman hob seinen Plasmawerfer und hämmerte ein basketballgroßes Loch in die Wand, geschmolzenes Metall rann zu Boden. Einem erschrockenen Schrei von innen folgte das Krachen einer schweren Schrotflinte. Loman wurde mit einem riesigen Krater in der Brustplatte von den Füßen gerissen und fiel sterbend zu Boden. McKnight schoss durch die immer noch glühende Öffnung in der Wand und warf sich dann zur Seite. Rebin hielt seinen Flammenwerfer in die Öffnung und füllte den Gang dahinter mit flüssigem Feuer. Ein Schrei war zu hören, der aber schlagartig erstarb als der Feuerball die Lungen der Kultisten in einem Wimpernschlag verbrannte. Rebin hielt den Flammer gnadenlos weiter in das Loch und stoppte die Promethiumzufuhr erst, als sich im Inneren nichts mehr bewegte. Gegenüber wurde die andere Wand geöffnet wie eine Sardinendose. Die Ketzer dahinter erstarrten vor Angst als die zentimeterdicken Panzerwände einfach weggerissen wurden. Ein einziger, mächtiger Schwerthieb und keiner war mehr am Leben. McKnight spähte vorsichtig mit angelegtem Gewehr in den rußgeschwärzten Schützengang. Der Lichtkegel seiner Infrarotlampe streifte über einige reglose menschliche Gestalten. Ihre Uniformen waren völlig verkohlt und ihre Haut... McKnight sah weg. „Bedrohung neutralisiert. Status?“ Der Gardist, der neben dem reglosen Loman kniete, sah auf: „Tot.“ McKnight kniete sich neben ihn und nahm seinem gefallenen Kameraden wortlos die Hundemarken ab während Steiner ein kurzes Gebet sprach. Hinter ihnen hatte sich die Sprengstoffspezialistin des Trupps bereits an der Tür der Brücke zu schaffen gemacht. Sie klebte zwei Melterbomben an die Panzertür des Kommandozentrums und zupfte die Sicherungsstifte heraus. Zehn Sekunden später schmolz die dicke Tür förmlich dahin. McKnight fühlte die infernalische Hitze des ultrahocherhitzten Pyrium-Benzolgases selbst durch seine Plattenrüstung. Das Donnern einer schweren Gefechtswaffe ertönte im Inneren des Kommandozentrums und Boltgeschosse prallten von den Terminatoren ab. McKnight warf sich auf den Boden und feuerte blind durch die Öffnung. Er fiel etwas ungeschickt auf die Energiezufuhrkabel aber das störte ihn nicht weiter. Irgendjemand schoss da mit einem schweren Bolter auf sie, und ihm persönlich war unbequem zu liegen bedeutend lieber als tot zu sein. Die Grey Knights hatten keine solchen Probleme. Sie rannten los, wild aus ihren Sturmboltern feuernd und brüllten ihre von rechtschaffenem Zorn erfüllten Mantras. McKnight schüttelte den Kopf. Er würde nie verstehen wie man derart auf feindliche Stellungen zufliegen kann. Aber zumindest gaben sie eine gute Ablenkung ab. Mit einem Satz war er auf den Beinen und trieb seine Soldaten an: „Verbrennt die Verräter! Für den Imperator!" Vorne brachen die Terminatoren in die provisorische Deckung der Brückencrew. Die hastig angeschweißten Panzerplatten brachen unter der Wucht des Ansturms einfach weg. Einer der Terminatoren packte den schweren Bolter der zwischen den Platten angebracht war. Die unheiligen Symbole auf der Waffe fingen an zu glühen sobald sie von dem gesegneten Metall der Panzerhandschuhe berührt wurden. Mit einem Ruck wurde die Waffe von ihrer Befestigung gerissen und der Schütze davon geschleudert. Der Ritter drehte die an mehreren Stellen rauchende Waffe um und feuerte den Rest der Munitionskette quer durch den Raum. Dutzende Crewmitglieder wurden samt ihren Brückenkonsolen von den großkalibrigen Geschossen zerfetzt. Die Kette war in dem Moment zu Ende in dem McKnight durch die zerfetzte Panzertür trat. Das letzte Geschoss verließ den Lauf und prallte mit einem dumpfen, metallischen Schlag von etwas ab. Der Gardist horchte auf. Das hatte fast geklungen wie eine Aegis-Terminatorüstung. Fast. Am anderen Ende der Brücke war eine Gruppe Terminatoren zu sehen. Ihre Rüstungen waren blutrot und mit häretischen Verzierungen verschandelt. Hässliche Dornen sprossen aus ihren Schultern und ihre Energiefäuste knisterten. Angst griff wie eine eisige Faust um McKnights Herz. Erst Marines, jetzt auch noch Terminatoren. Steiner formte seine Männer zu einer Kampflinie und brüllte etwas, das McKnight in seinerAngstlähmung nicht verstand. Der Bruder-Captain ließ den Schlachtruf in einen wilden Kampfschrei übergehen und stürzte sich mit erhobenem Nemesisschwert auf den vordersten Ketzer. Einen Herzschlag später folgten seine Brüder. Auf der Brücke der Broken Bow riss Braxton an seinen Kontrollen. Die gesamte Struktur des Schiffes knirschte und knackte als gewaltige verstärkte Adamantiumflächen sich hinter die Triebwerke schoben und den Schubstrahl nach vorne umlenkten. Die Bauchdüsen flammten auf und kickten das Heck des Schiffes förmlich nach oben. Das ganze Schiff erbebte während es gleichzeitig von seiner eigenen Trägheit, den Triebwerken und den Decksgeschützen des Feindes malträtiert wurde, doch die Broken Bow hielt stand. Sie würde weniger als zehn Kilometer über die Black Skull hinwegfegen. Mit den üblichen Distanzen von Raumschlachten war diese Begegnung vergleichbar mit einem Panzerduell in einer Telefonzelle. Kudrow wünschte sich zum ersten Mal, er könnte das Gesicht eines Verräterkapitäns sehen. Die Black Skull begann träge um die Längsachse zu rollen um die Broken Bow ins Schussfeld ihrer Seitenbatterien zu bekommen. „Langsam“, murmelte Kudrow, „viel zu langsam.“ Er beobachtete, wie sich im Holotank die projizierte Flugbahn der Torpedos auf den Brückenturm des Schlachtkreuzers zu bewegte. „Schickt sie zur Hölle! FEUER FREI!“ Die Broken Bow feuerte. Innerhalb der schützenden Energieschilde abgefeuert krachte der gleißende doppelte Plasmaball des Bombardementgeschützes mit unheimlicher Wucht in den Brückenturm der Black Skull und zermalmte die dicken Panzerplatten. Der vordere Teil des Turmes wurde eingedrückt und ein tiefer Riss zog sich an seiner Basis entlang. Sechs Schwertwaltorpedos verließen die Abschussrampen im Bug der Broken Bow und jagten auf ihr Ziel zu. Die beiden Schiffe waren sich so nahe, dass die Triebwerke kaum zum Laufen kamen bevor die Torpedos einschlugen. So stießen die Schubdüsen die riesigen Schwertwale fast zweihundert Meter tief in den Leib des Verräterschiffes bevor die Sprengköpfe kurz nacheinander zündeten. Dutzende Tonnen von hochbrisantem Sprengstoff rissen ein gigantisches Loch in das weiche Fleisch des Schiffes. Die Außenhülle platzte an mehreren Stellen auf und hunderte Meter lange Flammenzungen schossen in den Raum. Ein Teil davon strich über den zerfurchten Bug der Broken Bow, richtete aber kaum mehr Schaden an als das stolze Wappen der Inquisition anzukokeln. Dann brach der Schlachtkreuzer mit einer hässlichen metallischen Wunde kurz hinter der Mitte auseinander. Die Triebwerke aber gaben immer noch Vollschub und so quetschte die Hecksektion den geschundenen Bug erst zusammen und drückte ihn dann aus dem Weg woraufhin er trudelnd davon trieb. Im Kommandozentrum des Chaoskreuzers tobte der titanische Kampf zwischen den Terminatoren. Mann gegen Mann waren die drei Grey Knights ihren falschen Brüdern überlegen, aber da die Chaosterminatoren zwei Köpfe mehr zählten, war der Kampf ausgeglichen. Beide Seiten suchten eine Öffnung in der Verteidigung des Gegners, aber fanden keine. Stets war eine Nemesishellebarde, eine Energieklaue oder zur Not auch der Refraktorschild der Rüstungen zur Stelle und ließ den Hieb abprallen. Das Deck zitterte unter der schieren Wucht der Schläge und ein großer Teil der Ausrüstung im Kommandozentrum war bereits durch abgelenkte Angriffe zermalmt. McKnight befürchtete fast, sie wären umsonst hier hergekommen. Dann krachten die beiden Grey Knights der Nachhut durch die beschädigte Panzertür. Sie erwischten einen der World Eaters als der sich gerade von hinten auf Steiner werfen wollte. Zwei Nemesis-Psischwerter hämmerten in die mit Chaosrunen verschandelte Rüstung und fraßen sich ohne nennenswerten Widerstand hindurch. Die Klingen hinterließen zwei klaffende Löcher in Rücken und Seite der Rüstung, die sich schnell mit Unmengen an Blut und Servoöl füllten. Der Terminator blieb in der Bewegung stehen, drehte sich zu den Angreifern um und schien sie noch einmal verächtlich zu mustern. Dann brach er tot zusammen, die schweren Panzerplatten schlugen hart auf dem Deck auf. Durch das gewaltsame Ende des Terminators entstand eine kurze Verwirrung unter seinen Verräterkollegen. Steiner nutzte das Zögern und hieb auf den linken Arm seines Gegners ein. Psionisch leitendes Metall schnitt durch Panzerung und trennte die Gliedmaße glatt ab. Ein zweiter Hieb, beidhändig und mit unmenschlicher Stärke geführt, spaltete den Ketzer von Scheitel bis zum Schritt. Der Rest des Kampfes war nur noch Formsache für die überlegenen Grey Knights. Erst als die Übermenschen ihren Kampf beendet hatten, trauten sich die Gardisten, die Brücke zu betreten. McKnight kam hinter der Konsole hervor, die er als Deckung benutzt hatte um der Keilerei zu entgehen, und begab sich zur Tür. Bereits auf dem Weg verteilte er Befehle: „Erster Trupp: Den Zugang sichern! Zweiter Trupp: Stellt sicher, dass alle Ketzer auch wirklich tot sind und sichert dann die Hintereingänge. Techniker: Macht euch sofort an die Arbeit, ich weiß nicht wie lange wir Zeit haben bevor das ganze verdammte Schiff hier ist.“ Die beiden Techpriester schienen nicht erfreut über den direkten Befehl, suchten aber trotzdem nach einer unbeschädigten Konsole die möglichst wenige Chaosrunen aufwies. Sie begannen, die Konsole zu säubern und versuchten den vergewaltigten Maschinengeist mit heiligem Maschinenöl und Gebeten zu besänftigen. Die anderen Gardisten bauten die Barrikaden vor dem Hauptzugang zum Kontrollzentrum wieder auf, wobei ihnen die Terminatoren mit ihrer gewaltigen Kraft helfend zur Seite standen. Zwei Gardisten stellten einen mitgebrachten Schweren Bolter auf die Barrikade und luden eine Munitionskette mit gesegneter Munition. Auf der anderen Seite des Raumes sicherten die Gardisten einen Liftschacht mit Sprengfallen ober- und unterhalb der aufgestemmten Türen. Bei Kabinen mit Eigenantrieb, wie sie auf jedem imperialen Schiff eingesetzt wurden, konnte man nicht einfach das Antriebsseil durchtrennen. Ein Rattern von oben alarmierte die Gardistin, der gerade eine Kraken-Mine an die Wand über der Tür heftete. Sie stellte hastig die Mine scharf und sprang mit einem beherzten Satz nach unten aus dem Aufzugsschacht. Sie landete hart auf der Kante und taumelte nach hinten, bis ein Kamerad sie am Rüstungskragen packte und auf die Brücke zog. Keine Sekunde später riss die Krake, die eigentlich zur Panzerabwehr gedacht war, die Liftkabine in Stücke. Trümmer stürzten an der Tür vorbei in die Tiefe. Staub und Metallsplitter verteilten sich vor dem Schacht. Einer davon fiel den Gardisten vor die Stiefel. Das kleine Metallstück war rot lackiert, auf der einen Seite abgerundet und auf der anderen lief eine rote Flüssigkeit auf das Deck. Schlagartig wurde dem Soldaten klar, dass er einen Finger vor sich hatte der noch im Handschuh steckte. Er kickte das Ding den Schacht hinab, zu den Überresten seines vormaligen Besitzers. Die Gardistin löste sich von ihrem Kameraden und blickte in den Schacht hinab. Am Boden bewegte sich etwas. Ungläubig schaltete sie ihr Nachtsichtvisier zu. Niemand sollte einen Sturz von einhundert Metern überleben. Unten brach mit einem Scheppern ein gepanzerter Arm durch die Trümmer, an seiner Hand fehlten zwei Finger. Ein abwechselndes Pfeifen ließ McKnight zu den Techpriestern hinüberblicken. Er hatte keine Ahnung von den Binärcodes mit denen sie sich unterhielten, aber irgendwie klang es aufgeregter als vorher. „Bericht!“, forderte er. Erst antwortete ihm ein binäres Pfeifen, dann schaltete der Priester auf elektronisch unterlegtes Niedergotisch um: „Zugang in das System gefunden. Zeit bis Zugriff...Eins-Null Minuten.“ Im selben Augenblick begann der Gardist mit dem schweren Bolter zu feuern. Der Sergeant fluchte verhalten und griff nach seinem Gewehr: „Sie haben fünf!“ Er rannte zur nächsten Befestigung und warf sich dahinter in Deckung. Boltgeschosse explodierten über ihm an der Korridorwand. Neben ihm donnerte der schwere Bolter und verwandelte eine ganze Reihe hirnlos anstürmender Verräter in blutige Fetzen. „Haltet sie zurück! Lasst sie nicht herankommen oder wir sind tot!“ Der Sergeant legte sein HE-Lasergewehr auf die Barrikade und feuerte in den Gang. Bolterschüsse antworteten und er zog sich wieder zurück. „Verflucht, das werden immer mehr! Maschinenseher! Beeilt euch, verdammt noch mal! Alle anderen, im Namen des Einzig Wahren: Kämpft!“ Die Grey Knights unterstützten ihre kleineren Kameraden mit ihrem Feuer, aber das Krachen ihrer Sturmbolter ging im trockenen Fauchen von einem Dutzend Hochenergie-Lasergewehre unter. Raumgardisten fielen in Scharen. Die Chaos Marines steckten den meisten Beschuss einfach weg, aber auch ihre mächtigen Rüstungen wurden von den konzentrierten Laserstrahlen schnell so weit aufgeheizt, dass sie einfach aufbrachen. Ihr Antwortfeuer verging an der schweren Deckung der Gardisten, während sie selber in den Gängen kaum Schutz fanden. Was einen Gardisten bedeckte, bot einem riesigen Marine keine Deckung. Einer nach dem anderen fielen die Chaosmarines dem Feuer der Imperialen zum Opfer. In wenigen Augenblicken hatten die Salven einen Sturmtrupp ausgelöscht. Nur ein Gardist war gefallen als ein Boltgeschoss seinen Hals gesprengt hatte. Ein Warnruf gellte von der anderen Barrikade. „Hier kommen noch mehr Ketzer! Ich brauch' Unterstützung!“ Das Fauchen des Plasmawerfers übertönte den Schrei des Gardisten fast als er einem mit Tätowierungen und Ritualnarben übersäten Raumgardisten den Oberkörper mit einem Strahl supraerhitzen Gases spaltete. Der zweite Ketzer traf den Gardisten mit seiner Kettenaxt mit voller Wucht am Kopf. Der Mann wurde von dem Schlag weggeschleudert und rutschte mehrere Meter über den Boden wo er reglos liegen blieb. Die Antwort bestand aus einem gleißenden Lasergewitter das quer durch den Raum peitschte und den Verräter förmlich verdampfte. Ein Gardist stürzte zu seinem gefallenen Kameraden und nahm dessen Plasmawerfer auf. Feuer schlug ihm aus dem Gang entgegen und eine Lichtlanze bohrte sich tief in seine Brustund trieb ihm die Luft aus dem Lungen. Er schwankte gefährlich aber fing sich dann. McKnight und zwei weitere Gardisten verstärkten seine Position und der Sergeant hielt in seinen Salven einen Moment inne um seinem Kameraden eine Hand auf die Schulterplatte zu legen: „Alles in Ordnung?“ Der Mann spuckte zwar Blut auf den Boden aber nickte trotzdem. Dann hob er den Plasmawerfer, der noch immer mit dem Rucksack des Gefallenen verbunden war und feuerte einen Plasmastrahl nach dem anderen zwischen die Angreifer, die sich todesverachtend gegen die Befestigungen warfen. McKnight beobachtete fasziniert wie sich das grünliche Leuchten auf dem Helm seines Kameraden wiederspiegelte, der breitbeinig hinter der Befestigung stand und sich ebensowenig um die Geschosse kümmerte, die ihm um die Ohren flogen, wie um die Hitzewarnungen seiner Waffe. Dann nahm das Leuchten plötzlich Überhand. Der Gardist riss in einer blitzschnellen Reaktion die Energiezufuhr seines Plasmawerfers aus der Verankerung und schleuderte die glühende Waffe den Ketzern entgegen. Ein gleißender Plasmaball fegte durch den Gang und ließ Rüstungen wie Butter schmelzen. Nach der Explosion drehte er sich um. McKnight wollte ihm sein Lasergewehr in die Hand drücken, dann sah er, dass das Gesicht des Mannes nicht mehr existierte. Ein Boltgeschoss hatte die Vorderseite seines Kopfs zertrümmert. Die Grey Knights verteilten sich auf die Zugänge zur Brücke und taten das Ihre um die Ketzer abzuhalten. Die Inquisitionstruppe würde bald die Leichname stapeln müssen um noch freies Schussfeld zu bekommen; trotzdem griffen unermüdlich Chaosmarines und Kultisten ihre Stellungen an und ihre Situation wurde langsam kritisch. Nicht, dass ihnen die Munition ausgegangen wäre - die Powerpacks in den Rucksäcken lieferten beinahe unbegrenzt Energie und die Grey Knights verließen sich ohnehin lieber auf ihre Nahkampfwaffen - aber die Menschen wurden knapp. Der andauernde Beschuss forderte immer mehr Opfer. Von den vorher zwanzig Mann waren bereits fünf tot, vier weitere waren kampfunfähig und auch die Terminatorrüstungen der verbleibenden Grey Knights wiesen ernste Schäden auf. McKnight hatte gerade den Pin aus seiner letzten Fragmentgranate gepflückt als er hinter sich einen Triumphschrei vernahm. Er warf den Sprengkörper in den Gang und drehte sich dann halb um: „Bericht!“ „Wir haben die volle Kontrolle über den Maschinengeist des Schiffes erlangt. Er ist nicht rein von Makeln, aber er steht auf der Seite seiner Erschaffer.“ Der Seregant duckte sich hinter die Barrikade um dem Schrapnellsturm zu entgehen der durch den Gang fegte. „Dann schließt endlich die verdammten Schotten um die Brücke und pustet die Verräter ins All raus!“ Der Techpriester hätte über die Nichtwürdigung seiner Leistung den Kopf geschüttelt, wäre er es nicht schon gewohnt, dass gewöhnliche Menschen in den Leistungen der Maschinenpriester nicht mehr sahen als die Fähigkeit, ihre klotzigen Waffen zu reinigen. Stattdessen schloss er die Augen und verband sich mit dem gewaltigen, geschundenen Maschinengeist des Schiffes. Er schob die hässlichen Visionen, die auf ihn einströmten zur Seite und konzentrierte sich auf die Sicherheitssysteme. Einige Sekunden später glitten schwere Notschotten in die Zugänge zur Brücke und schnitten den Ansturm der Ketzer jäh ab. Diejenigen, die noch in den Gang gekommen waren, fielen in Sekunden Laserfeuer und Nemesiswaffen zum Opfer - wer zu langsam reagiert hatte, wurde von den tonnenschweren Schotten zermalmt. Die ausgeschlossenen Ketzer krachten gegen die Schotten und droschen in einer sinnlosen Geste darauf ein, bis ein ohrenbetäubendes Tosen durch das Schiff lief. Auf Befehl des Techpriesters öffneten sich sämtliche Türen, Dockschotten, Luftschleusen und Hangartore des Schiffes zum freien Weltraum. Die gesamte Struktur des Schiffes ächzte unter der Belastung des katastrophalen Druckabfalls. Die ungeschützten Kultisten waren innerhalb von Sekunden tot und ihre Leichen wurden aus dem Raumschiff gerissen, nur auch den Chaosmarines in ihren hermetisch geschlossenen Rüstungen erging es besser. Sie klammerten sich mit übermenschlicher Kraft an Schotten und Verstrebungen fest, doch auch ihre Rüstungen und genetisch perfektionierten Körper würden sie nicht ewig vor dem tödlichen Vakuum schützen. Auf der mittlerweile völlig zerstörten Brücke kehrte eine beinahe unheimliche Ruhe ein. Nur das leise Summen der Hochenergiekondensatoren und das Knistern der Nemesis-Psiklingen waren zu hören. Der völlig erschöpfte Techpriester löste sich aus der Umklammerung des Maschinengeistes und sank mit einem viel zu menschlich erscheinenden Seufzen in den angesengten Stuhl zurück. McKnight sicherte sein HE-Lasergewehr und hängte es sich auf den Rücken. Dann ließ er sich auf den Sessel des ehemaligen Captains fallen, der wie durch ein Wunder die Schlacht überlebt hatte, und atmete tief durch. Eine knappe halbe Stunde später ging ein leichter Ruck durch das Chaosschiff. Bald darauf glitt eines der Türschotts kreischend auf. Lasergewehre und Sturmbolter wurden auf die Öffnung gerichtet, aber keine Ketzer stürmten in den Raum, sondern eine Entertruppe Grey Knights in Servorüstung und blutverschmierten Hellebarden. Hinter ihnen folgte ein Wartungsservitor, der mit einem starken Nullfeld die Luft auf der Brücke hielt. Begleitet wurden sie von einigen weiteren Servitoren, die zwei Dutzend Raumanzüge in Gestellen mit sich führten. McKnight fühlte ein starkes Unbehagen, da viele von ihnen leer bleiben würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)