Sherlock Wheeler im Tal des Wahnsinns von abgemeldet (When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.) ================================================================================ Kapitel 61: Im falschen Film ---------------------------- Immer noch starre ich auf das seltsame Gebilde in Tea´s Hand, während sie mich weiterhin kritisch beäugt. Und immer noch weiß ich nicht so recht, was das eigentlich sein soll, was sie mir hier so triumphierend präsentiert, aber augenblicklich will mein Hirn auch gar nicht mehr arbeiten. Ihre Worte haben meinen Kopf mit einem Schlag leer gefegt und ein Teil von mir würde sich jetzt am liebsten in Luft auflösen. Mehr als in jedem anderen Moment zuvor. „Ich... ähm...“ hebe ich kläglich an und kratze mich verlegen und unruhig zugleich am Kopf. „Keine Ahnung was das eigentlich ist.“ gebe ich dann kleinlaut von mir und Tea seufzt. „Verkauf mich nicht für dumm, Joey Wheeler!“ fährt sie mich dann von neuem an. „Das ist ein Knebel. Das weißt du genauso gut wie ich.“ Ich blinzele und mustere das Ding von neuem. Ein Knebel also. Ich schlucke hart und befürchte, dass mein Kopf gleich in Flammen aufgeht. Dieser verfluchte Dieb. Und Duke... Das werden sie mir büßen!! Aber jetzt muss ich mich erst einmal mit Tea auseinandersetzen. Nur habe ich keinerlei Ahnung was ich sagen soll. „Also...“ beginne ich vorsichtig, denn ihr Blick macht mir noch immer etwas Angst. „Es ist nicht so wie du denkst, Tea. Ganz ehrlich. Es ist... also... wie soll ich sagen... Ich meine...“ Ja, Leute, was bitte soll ich sagen? Wie ist es denn? Irgendwo kann ich ihren entsetzten Blick ja sogar verstehen. Ich meine, das Bett ist im Arsch, hier liegt ein Knebel rum und Duke´s Schulter ziert eine massive Bisswunde. Klar, dass sie da nur das Schlimmste denken kann. Pech nur, dass sie es von mir denkt. Tea schüttelt langsam den Kopf. „Langsam kann ich verstehen, warum Duke sich nicht auf dich einlassen wollte.“ meint sie und bedenkt mich mit einem irgendwie traurigen Blick. „Dass du auf solche...Praktiken stehen würdest...“ Sie scheint es selbst nicht fassen zu können. Erneut hebe ich protestierend die Hände. „Nein, nein... das ist alles ganz harmlos, echt jetzt...“ stottere ich los, aber ihre Miene zeigt mir deutlich, dass sie mir nicht glaubt. „Wahrscheinlich macht Duke nur dir zu liebe so etwas mit.“ sinniert sie weiter und ich starre sie an. „So verlegen wie er gestern Nacht war...“ Wieder seufzt das Mädchen. „Wenigstens ahnt Tristan nichts davon.“ Nun bin ich vollkommen verdattert. „Wie?“ frage ich verwirrt nach. „Tristan...“ Sie fällt mir energisch ins Wort. „Tristan weiß nichts davon.“ erklärt sie und ich schlucke. „Er denkt, ihr wärt einfach nur...“ Sie beendet den Satz nicht, sondern blickt verlegen zu Boden. „Und ich werde es ihm auch nicht sagen.“ Jetzt ist ihr Blick wieder auf mich gerichtet. „Der Arme könnte dir nicht mehr in die Augen sehen, Joey. Du bist sein bester Freund!“ Ihre Stimme klingt beinahe vorwurfsvoll. „Hey!“ protestiere ich erneut. „Ich habe nichts schlimmes getan. Du machst ja so als hätte ich Duke vergewaltigt oder so. So ist das nicht und überhaupt...“ Ich rudere wild mit den Armen, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. Bevor Tea etwas entgegnen kann, fliegt die Tür auch schon auf und Duke steht da. Verwirrt betrachtet er uns beide, ehe er das Mädchen freundlich begrüßt. „Tea... guten Morgen.“ Die Überraschung in seiner Stimme ist nicht zu überhören und ich danke Gott dafür, dass er angezogen ist. „Guten Morgen, Duke.“ erwidert Tea den Gruß freundlich und wenn ich mich nicht irre auch eine Spur mitfühlend. Duke´s Blick wandert zwischen ihr und mir hin und her und bleibt schließlich an dem Knebel hängen, den Tea noch immer in ihrer Hand hält. In den grünen Augen blitzt es auf und ich schätze, er hat die Situation erfasst, naja, zumindest halbwegs. Aber auch Tea scheint auf diesen Gedanken zu kommen. Sie legt den Knebel beiseite und macht einen Schritt auf Duke zu, der etwas nervös seine Haare frottiert. „Ich weiß, was zwischen euch läuft.“ erklärt sie ihm sanft und legt im nächsten Augenblick auch schon ihre Hand auf seinen Arm. Duke sieht sie verständnislos an. „Ich habe gerade mit Joey geredet und...“ Sie macht eine kurze, vielsagende Pause in der sie mir einen kurzen Blick zu wirft. „Ich weiß, dass er ein Problem hat.“ Als mein Blick Duke streift, muss ich mir trotz der absonderlichen Situation ein Lachen verkneifen. Er guckt nämlich mehr als nur belämmert aus der Wäsche. Ja, in diesem Augenblick ist sein Gesichtsausdruck dermaßen dümmlich, dass meine Mundwinkel automatisch zu zucken beginnen und dann redet Tea auch schon weiter und sie entgleisen vollkommen. „Und ich weiß, dass er dich... naja... Ich weiß, dass du es nur für ihn tust, Duke.“ höre ich sie sagen und die grünen Augen weiten sich. Wäre ich nicht der Oberleidtragende dieser Nummer, könnte man fast Mitleid mit ihm haben. Duke starrt Tea entgeistert an. Und unter uns, er hat es doch echt mal verdient. Immerhin hat er mir die Sache eingebrockt also ist es nur fair, dass er beim Auslöffeln mal hilft. „Ähm...“ Seine Stimme ist nur ein klägliches Krächzen und auch wenn ich noch nicht fein aus der Sache raus bin, schreie ich innerlich „Strike!“ Ha! Da sieht er mal endlich wie das ist. Tea schenkt ihm ein liebevolles Lächeln. „Sag jetzt nichts, Duke, ich kann mir denken was in dir vorgeht. Ich habe gestern schon gemerkt, wie peinlich dir das alles ist und ich finde es auch eine Schande von Joey, dass er dich auch noch vor die Tür schicken musste.“ meint sie und ich rechne fast damit, dass es Duke jetzt aus den Latschen haut. Aber weit gefehlt. Zu meiner Überraschung ergreift er ihre Hand, die noch immer auf seinem Arm ruht und schenkt ihr eins der Lächeln, die jedes Mal eine Laola-Welle an Seufzern in unserer Klasse hervorrufen. „Ach Tea...“ entgegnet der Schwarzhaarige und seufzt. „Es ist nicht so, wie du denkst.“ Weiter kommt er nicht, denn sie drückt seine Hand. „Ich kann verstehen, dass du Joey in Schutz nehmen willst, Duke.“ unterbricht sie ihn sanft. „Ich weiß ja, was du für ihn empfindest, aber das heißt noch lange nicht, dass du dich von ihm...nötigen lassen musst. Ich meine, du solltest nichts tun, was du nicht auch wirklich willst.“ Bei Ra und allen guten Göttern, könnte mich jetzt bitte jemand k. o. schlagen? Ich fasse das gerade echt nicht. Was bitte denkt Tea nur von mir? Und überhaupt, warum zum Geier ist hier Duke das arme Opfer?? Ich verstehe echt die Welt nicht mehr. „Ich nötige hier niemanden!“ rutscht es mir im gleichen Augenblick raus und ich stampfe auch leicht auf. Beide sehen mich an, aber mein Blick wandert nur zu Duke und ich hoffe inständig – für ihn – dass er meinen Gesichtsausdruck richtig deutet. Tea schickt sich gerade an etwas zu sagen, vermutlich will sie mich wieder zurechtweisen oder so, doch Duke kommt ihr dieses Mal zuvor. „Es ist lieb, dass du dir Sorgen machst, Süße, aber es ist wirklich alles ok. Joey zwingt mich zu nichts.“ meint er und sieht ihr dabei eindringlich in die Augen. Na, immerhin! Wird auch Zeit, dass er mich verteidigt. Doch Tea lächelt nur. „Ach Duke, du bist wirklich zu süß.“ entgegnet sie und ich habe das Gefühl, dass ich mich gleich übergeben muss. Wo bitte ist der Würfelfreak süß? Er ist ein Perverser, der es mit Bakura treibt und fuck, ein Teil von mir würde das jetzt zu gerne raus lassen, aber der andere Teil hält mich zurück. Gerade als Duke etwas entgegnen will, hören wir Tristan rufen. „Ich bin bei Joey und Duke, Bärchen.“ antwortet Tea schnell. „Wir kommen gleich.“ Dann wendet sie sich wieder uns zu. Dieses Mal mit einem verschwörerischen Funkeln in den Augen. „Wir reden ein anderes mal weiter, ja? Tristan braucht von alle dem hier nichts zu wissen. Mir gefällt zwar der Gedanke nicht, ihm etwas zu verheimlichen, aber...“ Sie hält kurz inne und sieht mich an. „Du bist sein bester Freund, Joey, ich weiß nicht wie er damit klar kommen würde, wenn er wüsste, dass du...“ Sie beendet den Satz nicht, blickt mir nur vielsagend in die Augen. „Ich gehe schon mal runter. Ihr könnt ja gleich nachkommen.“ meint sie weiter. Weder Duke noch ich erwidern etwas. Tea schickt sich auch schon an zu gehen, hält jedoch im letzten Moment inne und macht einen Schritt auf Duke zu. Mir fallen fast die Augen raus, als sie dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Wange haucht. Dann ist sie verschwunden und Duke und ich stehen uns verdattert gegenüber. Er fasst sich als erster wieder. „Oh Mann.“ stöhnt er und schüttelt lachend den Kopf. Ich verziehe giftig den Mund. „Mehr hast du nicht dazu zu sagen?“ fahre ich ihn an. Duke zuckt mit den Schultern. „Was soll ich sagen?“ entgegnet er ruhig. „Ich kann doch nichts dafür, dass sie...“ „Mich für einen Perversen hält?“ beende ich seinen Satz und meine Wut kocht fast über als er die Frechheit besitzt zu grinsen. „Natürlich kannst du was dafür. Du und Bakura. Gott, ich wusste, dass die Sache aus dem Ruder laufen würde!“ Auch ich schüttele nun fassungslos den Kopf. „Was machen wir jetzt?“ will ich wissen und sehe Duke fragend an. Er blickt verständnislos zurück. „Wir gehen frühstücken würde ich sagen.“ antwortet er und ich muss echt an mir halten, um nicht die Beherrschung zu verlieren. „Ich meine, wegen dieser Sache, du Blödmann!“ zische ich ihn wütend an. Er scheint kurz zu überlegen. „Keine Ahnung.“ ist dann die schlichte Antwort. „Ich muss den Auftritt gerade auch erst mal verdauen.“ Eigentlich müsste jetzt etwas in mir explodieren. Wenn hier jemand was zu verdauen hat, bin schließlich ich das, oder? Aber statt auszurasten, stehe ich nur ziemlich belämmert da und weiß einfach nicht was ich sagen soll. Mein Hirn ist immer noch ziemlich matschig von Tea´s Vortrag gerade. Verständlich, oder? Duke wirkt allerdings auch recht mitgenommen. Aber so wirklich will sich kein Mitleid für ihn bei mir einstellen. Er ist ja auch schließlich Schuld an dieser ganzen Misere. „Du musst mit ihr reden.“ sage ich schließlich. „Du musst ihr klar machen, dass...“ Ich breche ab. Tja, was zum Teufel soll er ihr klar machen? Dass ich kein Perverser bin? Geschenkt, nachdem sie den Knebel gesehen hat, dürfte sich in dem Punkt nichts mehr machen lassen. Nein, da muss eine andere Lösung her. „Wir sollten ihnen die Wahrheit sagen.“ befinde ich und sehe Duke abschätzend an. „Das wäre echt das Beste und...“ „.Und die Beiden würden sich total verarscht vorkommen. Willst du das?“ unterbricht er mich ernst. Ich verziehe leicht den Mund, dann schüttele ich den Kopf. „Aber so kann´s doch auch nicht weitergehen, oder?“ Duke scheint kurz zu überlegen. Dann blitzt es in seinen Augen auf und ich befürchte das Schlimmste. Den Blick kenne ich inzwischen zur Genüge. „Mann, Joey, die Beiden sind so süß, wir können jetzt nicht einfach die Karten auf den Tisch legen.“ erklärt er und irgendwo leuchtet mir das sogar ein. Sie würden uns schließlich nie im Leben abkaufen, dass wir das Ganze nur – ja, warum haben wir das Ganze eigentlich gemacht? Ich weiß es gar nicht mehr so recht. „Aber hey, vielleicht kann uns diese Entwicklung auch helfen, alles zu einem guten Ende zu bringen.“ „Wie meinst du das?“ will ich skeptisch wissen. Duke grinst und ganz ehrlich, das behagt mir ganz und gar nicht. Ich spüre schon wie mir das Blut in den Adern zu gefrieren droht. Aber der Schwarzhaarige ist wieder in seinem Element. „Ja....“ murmelt er vor sich hin. „Das könnte sogar funktionieren.“ Ich verstehe wieder einmal nur Bahnhof und bin auch mehr als verwirrt als er mich im nächsten Moment an sich drückt und triumphierend meint: „Ja, das ist eigentlich die Lösung.“ Ich löse mich etwas ungehalten von ihm und sehe ihn fragend an. „Was bitte ist die Lösung?“ will ich wissen und weiß jetzt schon, dass sie mir nicht gefallen wird. Aber Duke ist Feuer und Flamme. Ich sehe es ihm an. „Na, überleg doch, Joey. Früher oder später werden wir uns ja trennen müssen. Jetzt haben wir auch einen guten Grund. Tea hat ihn uns sozusagen geliefert. Aber was noch besser daran ist, so können wir sogar rechtfertigen, dass du dich mit Kaiba zusammentust und.... naja, in Hinblick auf Bakura ist es vielleicht etwas unglaubwürdig, aber andererseits...“ Wieder habe ich das Gefühl, dass er mehr mit sich selbst als mit mir redet. Auf jeden Fall verstehe ich nicht das Geringste von dem was er da verzapft und ich vermute, das ist auch echt besser so. „Wenn wir die Nummer richtig aufziehen, dann passt das schon.“ redet Duke weiter und strahlt mich an. „Keine Sorge, Joey, ich habe einen Plan.“ Genau das hatte ich befürchtet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)