Sherlock Wheeler im Tal des Wahnsinns von abgemeldet (When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.) ================================================================================ Kapitel 55: Vorspiel Teil 2 --------------------------- Mit diesem Kapitel ist das "Vorspiel" abgeschlossen und im Nächsten geht es dann... naja, lest selbst. Merci für die lieben Kommis und ich wünsche euch viel Spaß und schon mal ein schönes Wochenende! "Ich wusste gar nicht, dass du Motorrad fahren kannst." enfährt es mir und ich stocke verlegen. Unsicher kratze ich mir am Kopf. "Ähm... naja, war ja eigentlich klar, ich meine, du kannst ja alles und so." rede ich auch schon unkontrolliert weiter während er mir wortlos einen Helm reicht. Ich nehme ihn entgegen und halte ihn einen Moment planlos fest. Kaiba mustert mich mit diesem seltsamen, undefinierbaren Ausdruck und ich weiß nicht so recht, was ich machen soll. Irgendwie ist die ganze Situation seltsam. Nein, eigentlich mehr als das. Ok, ich habe jetzt schon einige merkwürdige Begegnungen mit ihm hinter mir, aber das ändert eben nichts daran, dass es nach wie vor seltsam ist. Unwillkürlich kommt mir der Gedanke, dass unser Verhältnis früher einfacher war. Ich meine, ich wusste woran ich bin und ich schätze, er wusste es ebenfalls und jetzt... Dieser verflixte Bakura hat Recht. Wir verhalten uns kindisch. Richtig bescheuert. Einen Moment sehen wir uns nur an und auch wenn ich sein Gesicht im Halbdunkeln nur undeutlich sehe, verfehlt es keinesfalls seine Wirkung auf mich. Mann, der Kerl sieht echt gut aus. Also für einen Kerl und für Kaiba. Naja, überhaupt. Ach, fuck, meine Gedanken sind wieder voll konfus. Ich stehe wohl ziemlich belämmert da und sehe ihn an als wäre er der letzte Mensch auf Erden. Ein Glück, dass er im Dunkeln nicht sehen kann, dass ich rot werde. Obwohl... Vielleicht kann er das ja? Kaiba kann ja alles, oder? Wortlos nimmt er mir den Helm wieder aus der Hand und ich sehe ihn fragend an. Statt einer Antwort, plaziert er das Ding auf meinem Kopf und nesselt an dem Gurt. Ich schlucke als seine Finger meine Wangen streifen und Scheiße, meine Knie sind mit einem Mal so was von weich. Ich hoffe nur, dass ich nicht jeden Moment umkippe. Das würde mir echt noch fehlen. Man stelle sich vor... was für eine Blamage!! Als er sich umwendet, spüre ich noch immer die sanfte Berührung und ein Schauder läuft mir über den Rücken. "Verdammt Joey, reiß dich zusammen!" ermahne ich mich selbst. Es geht ja wohl nicht an, dass ich schon durch so ne kleine Berührung am Rad drehe. Was soll dann erst werden, wenn er... Ich schlucke hart und kämpfe verzweifelt dagegen an, den Gedanken weiter zu denken. Das Aufheulen des Motors rettet mich zum Glück. Kaiba ist bereits aufgestiegen und nickt mir zu. Ich schwinge mich hinter ihn, wohlwissend, dass ich noch nie auf so einem Ding gesessen habe und überhaupt nicht weiß, was ich tun soll. Unsicher versuche ich eine gute Position einzunehmen, da fährt er auch schon an. Ein Ruck geht durch meinen Körper und einem Impuls folgend schlinge ich die Arme um seine Hüften. Einen Moment durchzuckt mich der Gedanke, dass das vielleicht nicht so gut ist, aber bei näherer Betrachtung, ist es mir echt lieber mich an ihm festzuhalten als von dem Ding runterzufallen. Ein paar Sekunden später registriere ich wie schmal er eigentlich ist. Ich kann meine Arme komplett um ihn schlingen ohne das geringste Problem. Sein Körper bebt leicht, aber ich schätze, dass liegt an dem Motorrad. "Hättest du die Güte, deinen Griff etwas zu lockern." höre ich ihn sagen und gebe ein entschuldigendes "OH!" von mir. Ich löse mich etwas von ihm, presse mich aber immer noch an ihn und angesichts des Fahrtwindes, denke ich auch nicht daran, ihn weiter loszulassen. Ich bin sicher, dass ich dann runterfalle und... Verflixt noch mal, es ist doch echt nicht meine Art, dass ich solche Panik schiebe! Ich muss mich echt beruhigen und Duke´s Ratschlag befolgen. Nicht denken, einfach tun. Tja, das sagt sich so leicht. Ich kneife die Augen zu und bemühe mich, ihn nicht zu fest zu halten. Fuck, ich hoffe, die Fahrt dauert nicht lang. Motorräder sind nicht mein Ding. Ich schaukele nach links, nach rechts und habe die ganze Zeit das Gefühl, dass ich jeden Moment auf der Straße sitze. Herrje, wer hätte gedacht, dass ich mich einmal mit solcher Verzweiflung an Kaiba klammern würde? Naja, wer hätte auch gedachte, dass wir je so eine Nummer wie diese abziehen würden? Vage nehme ich seinen Duft wahr. Er riecht nach Moschus, Kiefer und irgendwas sauleckerem, auf das ich im Moment nicht komme. Das also ist der Kaiba-Geruch. Hm. Warum ist mir früher nie aufgefallen, dass er so gut riecht? Als würde man in einem Erkältungsbad ein Marzipanteilchen essen. Mit Karamel und Schokolade. Und Mandeln. Ach, was weiß ich. Vermutlich war das Zeug sauteuer und er kennt nicht einmal den Namen. Ich kuschele mich etwas an ihn, auch um dem Fahrtwind zu entgehen und ein wohliger Schauder durchzuckt mich abermals. Naja, wenn das hier schon so gut ist, dann muss alles weitere ja noch besser sein, oder? Vielleicht haben Duke und Kura ja Recht und es ist das Beste überhaupt? Gerade als ich dabei bin, mich zu entspannen, endet die Fahrt auch schon. Das Motorrad kommt zum Stehen und ich öffne die Augen. Wir parken vor einem Hotel. Ich blinzele als ich die Lichter betrachte. "Du kannst absteigen." sagt er zu mir und ich nicke. Schnell komme ich seiner Aufforderung nach und bin froh als ich wieder festen Boden unter meinen Füssen habe. Kaiba tut es mir gleich, schiebt die Maschine noch ein Stück und nimmt seinen Helm ab. Da fällt mir ein, dass ich ja auch einen trage und ich suche nach dem Knopf, der das Ding wieder öffnet. Ich taste planlos herum, als er auch schon auf mich zukommt und den Gurt mit einer einzigen grazilen Handbewegung löst. "Ähm... danke." Er nickt nur und ich nehme den Helm ab. "Und jetzt?" will ich unsicher wissen. Kaiba bedenkt mich mit einem dieser "Herrje, was geht nur in deinem Kopf vor, Wheeler?"-Blick und ich grinse entschuldigend. "Ich würde vorschlagen, wir gehen auf mein Zimmer." erwidert er als wäre das die normalste Sache auf der Welt. Ich nicke. "Ähm... klar." entgegne ich. "Und wie? Ich meine, soll ich mich über den Hintereingang reinschleichen oder so?" Hey, ich weiß schließlich nicht, wie er sich das gedacht hat. Ich meine, wenn wir zusammen reingehen und auf sein Zimmer... keine Ahnung, das wird doch jemand bemerken, oder? Und er will doch nicht, dass... "Wir nehmen, wie es Gäste für gewöhnlich tun, den Haupteingang." höre ich ihn da auch schon sagen und könnte mir an den Kopf schlagen. "Ähm... klar." Verdammt noch mal, ich muss echt damit aufhören, ihm so zu antworten. Er rastet sicher noch aus. Er hasst es schließlich und ich bin doch auch nicht vollkommen bescheuert. Einen Satz oder so müsste ich doch echt noch zusammenkriegen, oder? Ohne ein weiteres Wort schreitet er auch schon in typischer Kaiba-Manier die wenigen Stufen bis zum Eingang empor. Ich folge ihm nicht ganz so majestätisch erhaben wobei ich etwas Abstand halte. Er steuert direkt auf die Rezeption zu. Ein junger Mann erhebt sich als er ihn näher kommen sieht. "Guten Abend, Mr. Kaiba." Die Stimme des Portiers trieft nur so vor Ehrerbietung. Kaiba nickt lediglich und ohne, dass er etwas sagen muss, wird ihm auch schon ein Schlüssel ausgehändigt. Wortlos nimmt er ihn entgegen, nickt erneut beiläufig und deutet mir dann an ihm zu folgen. Ich zögere einen Moment, dann setze ich mich in Bewegung und mir entgeht keineswegs der interessierte Blick, des jungen Mannes. Ich spüre geradezu wie er uns mit den Augen folgt und mir ist etwas unbehaglich zumute. Was der Kerl wohl denken mag? Erst im Lift wage ich es wieder laut durchzuatmen, wobei Kaiba mich misstrauisch beäugt. "Hast du gesehen wie der geguckt hat?" will ich wissen. Er zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Ein falsches Wort und er kann in Zukunft Abflüsse reinigen." ist das Einzige, was er dazu zu sagen hat und ich starre ihn einen Moment mit einer Mischung aus Schock und Faszination an. Scheinbar macht er sich weitaus weniger Gedanken als ich. Schweigend setzen wir unseren Weg fort und erst als er die Zimmertür hinter uns geschlossen hat, vernehme ich wieder seine Stimme. "Du erweckst den Eindruck eines Lammes, dass zu Schlachtbank geführt wird." stellt er fast schon belustigt fest und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Sein Eindruck ist gar nicht mal... Naja, ok, wie ein Opferlamm fühle ich mich nicht gerade, aber mir ist schon etwas seltsam zumute. Ich meine, ich stehe kurz davor meine erste Nacht mit Kaiba zu verbringen. Hallo!? Da darf einem ja wohl mulmig zumute sein, oder? Kaiba und ich... eine ganze Nacht... Ihr wisst schon was ich meine. Das ist schließlich nicht normal, oder? Aber bei genauerer Betrachtung ist seit ein paar Wochen ohnehin nichts mehr so richtig im Lot. Die ganze Sache... Kaiba, Bakura, Duke... War ja klar, dass wenn ich mich mal verliebe, die Nummer nicht easy laufen würde. Wäre ja auch zu schön. "Willst du was trinken?" fragt er und unterbricht damit meine Gedanken. Ich nicke. "Ja, bitte, gern." füge ich schnell hinzu, um zumindest einen Bruchteil meiner Würde zu bewahren. Zu meinem Erstaunen geht er zum Telefon. Ich sehe ihm verständnislos zu und brauche tatsächlich einen Moment bis ich begreife. Zimmerservice. Klar. Wir sind ja in einem Hotel. "Was möchtest du?" will er wissen. Ich zucke mit den Schultern. "Ähm... so was grünes." erwidere ich dann und füge rasch dazu als er die Stirn in Falten legt: "Ich weiß nicht wie das Zeug heißt. Es ist grün, schmeck sauer und..." Ich mache eine entschuldigende Geste mit der Hand, aber er ist schon dabei, die Bestellung aufzugeben. Mit nüchtern-sachlichem Tonfall bestellt er ein Kännchen Kaffee ohne Milch und Zucker und einen Cai-was-auch-immer. Ich schätze, das ist dann mein Drink. Mein Blick wandert durch das Zimmer, dass größer ist als meine gesamte Wohnung und so vollgestopft mit goldenem Prunk, dass man meinen könnte, der Kaiser von China hätte hier vorher residert. Ich frage mich ob das Zeug aus echtem Gold ist, aber ich schätze, dass kann nicht sein. Angesichts diesen fast schon antik aussehenden Mobilars mit all den Schnörkeln und was weiß ich, was das alles sein soll, fühle ich mich noch eine Spur unbehaglicher. "Setz dich." fordert er mich auf und ich zögere einen Augenblick. Zum einen, weil ich mir nicht sicher bin, wohin ich mich setzen soll und zum anderen, weil ich das Gefühl habe mich nicht von der Stelle rühren zu können. Kaiba ist dabei sein Jacket abzulegen und fein säuberlich auf einen Bügel zu hängen. Mein Magen zieht sich leicht zusammen. Erneut sehe ich mich um und entscheide mich dann dafür auf dem großen weißen Sofa Platz zu nehmen. Den Rucksack stelle ich neben mir auf den Boden und unwillkürlich fallen mir wieder Duke´s Worte ein, die er sagte als er mir half das Ding zu packen. Ich hätte nicht einmal eine Zahnbürste eingepackt und dank dem Schwarzhaarigen bin ich jetzt gerüstet für das was er eine heiße Nacht nannte. Allein der Gedanke an diese kleine Tube treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn. Ich hoffe nur, dass ich nicht halb so verkrampft dasitze, wie ich mich gerade fühle. Kaiba steht einen Moment unschlüssig da. Mein Blick streift seinen und obgleich sich an seiner Miene nichts verändert hat und seine Züge noch immer wie aus Stein gemeißelt sind, stelle ich zu meiner Erleichterung fest, dass auch er alles andere als entspannt ist. Ich schätze, ihm ist ähnlich zumute. Das hier ist sicher keine der Situationen, die er so spielend leicht unter Kontrolle bringt. Seltsamerweise hilft mir dieser Gedanke, mich ein wenig zu entspannen. Er macht einen Schritt auf mich zu oder vielmehr auf die Couch als es an der Tür klopft. Wie ich es bislang nur aus Filmen kenne, erscheint ein kleiner Hotelpage mit einem dieser Servierwagen in der Tür. Kaiba deutet ihm mit einer einfachen Handbewegung ein, einzutreten und der Junge, ich schätze er ist nicht so viel älter als wir, schiebt den Wagen in den Raum. Dann sieht er Kaiba fragend an. Erneut macht der Firmenchef eine Handbewegung und deutet auf den kleinen Couchtisch. "Stellen sie dort alles ab." fordert er ihn auf und mit einem leichten Nicken kommt der Junge der Aufforderung nach. Routiniert platziert er die Getränke sorgfältig auf dem Tisch und wendet sich erneut an Kaiba. "Haben sie sonst noch einen Wunsch, Sir?" will er wissen. Kaiba schüttelt den Kopf. "Danke, das wäre alles." Erneut nickt der Junge und schickt sich auch schon an samt seinem kleinen Wagen den Raum wieder zu verlassen. Ich grinse als sich die Tür hinter ihm schließt und Kaiba sieht mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern. "Das war ja wie im Film." versuche ich meinen Gedanken zu erklären, aber Kaiba sieht mich weiterhin verständnislos an. Ich grinse noch breiter. "Naja, so wird das im Film auch immer gemacht." versuche ich zu erklären. "Nur hättest du ihm da noch Trinkgeld geben müssen." Die rechte Braue zuckt leicht. "Ich bezahle meine Rechnung." entgegnet er und ich weiß, dass er keinerlei Ahnung hat, was ich da eigentlich rede. Ich schätze, viele Filme hat er noch nicht gesehen. Typisch Kaiba. Solche nebensächlichen Dinge interessieren ihn sicher nicht. Wortlos nimmt er neben mir Platz, wohl darauf bedacht einen gewissen Abstand zwischen uns einzuhalten. Dann siebt er mir das Glas rüber und ich mustere einen Moment dessen Inhalt. Genau den Drink, den ich gewollt hatte, wenn mich das Aussehen nicht trügt. Als könne er meine Gedanken lesen, höre ich ihn neben mir plötzlich sagen: "Caipirinha. Ein brasilianisches Getränk." Seine Stimme klingt eigentlich wie immer. Nüchtern, kühl. Trotzdem entgeht mir der leicht unsichere Unterton keineswegs. Ich greife zu dem Glas, ziehe am Stohhalm und schmecke sofort die leicht sauere Note. Zufrieden stelle ich das Glas wieder ab, wobei mir nicht entgeht, dass er mich genau im Auge behält. Seinen Kaffee hat er noch nicht angerüht und macht auch keinerlei Anstalten es zu tun. "Das mit Bakura tut mir leid." sage ich plötzlich und lächele ihn entschuldigend an. "Ich wusste nicht... ich meine, ich wollte nicht, dass..." Er unterbricht mich mit einer wegwerfenden Geste. "Dieser Dieb ist unverbesserlich." entgegnet er mit leicht grimmigem Ausdruck. "Ich dachte mir bereits, dass er irgendwas dummes tun würde." Ich nicke zustimmend und wieder herrscht für einen Augenblick betretenes Schweigen. Immer noch etwas unsicher greife ich wieder zu dem Glas mit der leuchtend grünen Flüssigkeit und nehme einen weiteren, größeren Schluck. Der säuerliche Geschmack verschafft mir eine leichte Gänsehaut und ich spüre zugleich, wie ich Wärme in mir ausbreitet. Ja, langsam habe ich sogar wirklich das Gefühl mich zu entspannen. Und hey, bislang läuft doch auch alles Bestens. Ich meine, wir sitzen friedlich da, trinken was... Scheint echt als hätte ich mich grundlos verrückt gemacht. Beiläufig nehme ich wahr, dass Kaiba nach dem Kännchen Kaffee greift und sich eine Tasse ausschenkt. Ich beobachte dabei fasziniert seine Bewegungen, die irgendwas ungemein graziles haben und nippe weiter an meinem Drink. Irgendwie habe ich das Gefühl etwas sagen zu müssen, weiß aber nicht so recht was. Streiten mit Kaiba war wirklich um einiges leichter. Aber auch dabei scheint es ihm ähnlich zu gehen. Seine ganze Haltung drückt Anspannung aus und ich schätze, dass es in seinem brillianten Kopf auch schon fieberhaft arbeitet. "Mann, wer hätte gedacht, dass wir mal so friedlich da sitzen würden, was?" Ich lache und meine eigene Stimme erscheint mir für einen Moment viel zu laut. Er macht eine leichte Bewegung mit dem Kopf, die ich als Nicken deute. "Das ist tatsächlich eine unvorhersehbare Entwicklung." stimmt er mir dann sogar zu und ich grinse ihn an. Er nippt an seiner Tasse und im nächsten Moment höre ich mich auch schon selbst sagen: "Du hast echt unglaublich blaue Augen." Er entgegnet zwar nichts, aber ich nicke eifrig. "Doch echt jetzt." fahre ich fort als habe er mir widersprochen. "Die sind so was von blau..." Unwillkürlich beuge ich mich etwas vor, eigentlich um ihm nur in die Augen zu sehen und im nächsten Augenblick liegen meine Lippen auch schon auf seinen. Ich spüre wie ein Ruck durch seinen Körper geht und sein Mund für den Bruchteil einer Sekunde zittert. Dann fühle ich nur noch. Eigentlich sollte ich mich inzwischen an das Gefühl gewöhnt haben. Ist ja nicht das erste Mal, dass wir uns küssen. Trotzdem durchzuckt es mich auch dieses Mal wieder als hätte ich einen Stromschlag bekommen. Meine Lippen prickeln wohlig und ich glaube, ich gebe ein ähnliches Geräusch von mir wie Duke, wenn Bakura... naja, ihr wisst schon. Als ich mich nach ein paar Sekunden wieder von ihm löse und die Augen öffne, hält mich sein Blick weiterhin fest. Seine Wangen sind leicht gerötet und da ist wieder dieser unsichere Ausdruck in seinen Augen, der ihm nicht nur einen menschlichen Zug verleiht, sondern ihn auch irgendwie süß aussehen lässt. Für ein paar Sekunden sehen wir uns einfach nur an, dann räuspert er sich und bricht den Blickkontakt so beiläufig wie möglich ab. Ich grinse unwillkürlich wieder. Mann, das Gefühl, dass mich gerade durchströmt ist echt mal der Hammer. Dafür gibt es keine Worte. Ich habe den Eindruck, es wird von Mal zu Mal besser. Er greift zu seiner Tasse und ich leere mein Glas und als er sich mir wieder zuwendet, blicke ich ihn erwartungsvoll an. Ich sehe ihm deutlich an, dass er etwas sagen möchte, jedoch scheint er nicht so recht zu wissen was oder auch wie und in der Hinsicht geht es mir genauso. Ich habe auch keinen Plan, was ich sagen könnte, geschweige denn worüber wir reden sollten. In dem Punkt muss ich dem Dieb beipflichen, Reden scheint nicht gerade unser Ding zu sein. Naja, noch nicht. Ohne den Blick von ihm zu wenden, stelle ich mein Glas auf dem kleinen Tisch ab und greife nach seiner Hand. Seine Haut ist kühl und unerwartet zart. Erneut habe ich das Gefühl, dass er kurz zusammen zuckt, aber er entzieht sich meinem Griff nicht und lässt zu, dass ich seine Hand sanft drücke. "Wheeler..." hebt er mit ungewohnt leiser Stimme an und nun ist die Unsicherheit in seinen Augen deutlich sichtbar. "Ich denke, wir..." Lächelnd lege ich ihm meinen Zeigefinger auf den Mund und versiegele so seine Lippen ehe er weitersprechen kann. "Denken ist jetzt gar nicht gut." erkläre ich ihm und spüre deutlich wie sich in meiner Körpermitte etwas zu regen beginnt. "Reden ist sowieso nicht unser Ding, Kaiba." Ein wenig überrascht es mich selbst, dass meine Stimme nun auch leiser und auch ein klein wenig rau klingt, aber ich denke nicht weiter darüber nach. Auch nicht darüber, dass ich ein Stück näher an ihn ranrutsche und ihn dabei auch noch sanft zu mir ziehe. Für einen winzigen Moment kommt mir nur Duke´s Rat wieder in den Sinn. "Ich schätze, du wirst den ersten Schritt machen müssen, Joey. Aber das kriegst du schon hin. Denk nicht, mach einfach. Hör auf das was du fühlst. Kaiba wird dir dann schon folgen." Mein Mund ist seinem mit einem Mal wieder so nah, dass mir der Kaiba-Duft in die Nase steigt und ich seinen warmen, etwas stockenden Atem in meinem Gesicht spüre. Ich schlucke leicht während sich meine Lider langsam senken. "Reden ist nicht dein Ding, Wheeler." höre ich ihn flüstern ehe meine Lippen erneut auf seine treffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)