Sherlock Wheeler im Tal des Wahnsinns von abgemeldet (When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.) ================================================================================ Kapitel 30: Gepflegte Offensive Teil 3 -------------------------------------- Kaiba beäugt mich misstrauisch und ich stöhne genervt auf. "Hat´s jetzt endlich klick gemacht?" frage ich und er presst die Lippen fest aufeinander. Dann nickt er zu meiner Überraschung langsam. "Sehr schön." befinde ich fröhlich. "Dann können wir ja..." "Wheeler!" unterbricht er mich harsch und wirft mir einen eisigen Blick zu. Ich sehe ihn unschuldig lächelnd an. "Ja?" frage ich und er atmet tief durch. "Wie zum Teufel kommst du dazu..." hebt er im nächsten Moment auch schon an und ich würde ihn am Liebsten packen und ordentlich durchschütteln. "Mich in dich zu verknallen? Kaiba, du bist echt ne Granate. Denkst du, ich hab mir das ausgesucht? Hallo?" Ich schüttele ungehalten den Kopf. "Also echt jetzt. Ich wusste ja, dass du keinen Plan hast, aber so unwissend kann doch keiner sein." Ich seufze. "Ich weiß verdammt noch mal nicht wie ich dazu komme." fahre ich wütend fort. "Ich habe keine Ahnung und ich glaube nicht, dass es so was wie ne logische Erklärung gibt! Da bin ich mir sogar sicher. Ich glaube, das ist sogar das hirnverbrannteste, was ich je angestellt habe und glaub mir, in den letzten Tagen habe ich eine Menge verrücktes Zeug angestellt. Echt jetzt, aber das war eben alles nur wegen dir!" Kaiba blinzelt mich an und ich sehe, dass seine Schläfen gefährlich pochen. Er zieht die Brauen zusammen und schließt langsam die Augen. Haha. Er fängt jetzt also in Gedanken an zu zählen. Gut. Das kenne ich schon. Der Herr muss sich abregen, na, mir soll es recht sein. Ich will ja nicht, dass er explodiert. Abwartend sehe ich ihm dabei zu wie er sich bemüht seine Fassung wieder zu gewinnen und ich muss sagen, der Anblick hat was. Vor allem, wenn man weiß warum er die Kontrolle langsam verliert. Seine nächsten Worte überraschen mich dann allerdings doch etwas. Er atmet tief durch, öffent langsam wieder die Augen und meint dann sichtlich bemüht distanziert: "Du bist dir im Klaren darüber, dass... du ein Mann bist?" So sehr ich mich auch bemühe, nicht laut loszulachen, ich schaffe es nicht diesen Impuls zu unterdrücken. Ich lache auf und er sieht mich ungerührt und auch ein klein wenig eisig an. "Jepp, das weiß ich. Und ja, ich weiß auch, dass du einer bist." erwidere ich dann und zucke mit den Schultern. "Versuch erst gar nicht irgendwas logisches in der Sache zu sehen. Da gibt´s nämlich keine Logik, Kaiba." Ich grinse ihn noch immer an, während der werte Herr die Stirn runzelt und vermutlich nach einem Ausweg aus dieser verqueren Situation sucht, die ihm ganz offensichtlich nicht behagt. Aber die Tatsache, dass er mich nicht einfach rauswirft oder rauswerfen lässt, spricht dafür, dass er zumindest über meine Worte nachdenkt und naja, das ist doch ein gutes Zeichen. Irgendwie zumindest. "Der Punkt hat mir auch zu schaffen gemacht." erkläre ich ruhig. "Irgendwie macht er das auch immer noch, aber Duke meinte, das wäre alles halb so wild und..." Dieses Mal unterbricht er mich. "Was hat Devlin damit zu schaffen?" fragt er scharf dazwischen und ich seufze. "Also, die Sache ist die..." hebe ich nach kurzem Zögern an und weiß selbst nicht so recht was ich eigentlich sagen soll. Ich will Duke ja nicht unbedingt outen. "Du hast mit Devlin darüber geredet?" will er dann auch schon weiter wissen und ich nicke. "Ähm... ja." gebe ich verlegen zu und er schüttelt den Kopf. "Ich fasse es nicht." höre ich ihn dann sagen. "Hey, ich hatte das eigentlich auch nicht vor. Das ergab sich halt so. Eigentlich war das Ganze ein Missverständnis, naja, irgendwie zumindest und es ist auch etwas kompliziert. Tea und Tristan glauben nämlich, dass ich auf Duke stehe, aber ich konnte ihnen ja auch schlecht sagen, dass du´s bist. Ich meine, ich wollte ja erstmal wissen ob das was wird mit uns und Duke ist auch nicht gerade scharf darauf, dass die Zwei erfahren, dass er und..." Ich halte schlagartig inne und beiße mir auf die Unterlippe. Zum Glück geht Kaiba nicht weiter auf darauf ein. Er starrt mich nur an und ich grinse ihn etwas unsicher an. "Also, was meinst du dazu?" frage ich nach einer kurzen Pause. "Was soll ich meinen?" kommt es prombt zurück. Ich seufze. "Na, willst du mich?" frage ich weiter. "Ich meine, es versuchen. Kannst du dir vorstellen, mit mir... Verdammt, Kaiba, es ist doch klar, was ich meine, oder? Ich verstehe, dass du jetzt meine Gefühle nicht auf Anhieb teilst, wenn überhaupt je, aber ist da ne Chance für uns? Das will ich wissen." Wer hätte gedacht, dass ich je solche Worte zu ihm sagen würde? Und dass mein Herz dabei so schnell schlagen würde, dass ich das Gefühl habe, jeden Moment umzufallen. "Uns?" wiederholt er ungläubig und lässt sich zu meinem Erstaunen tatsächlich in einen der großen Sessel fallen. "Ich bin nicht homosexuell." höre ich ihn dann sagen. Tiefe Falten zeichnen sich auf seiner Stirn ab und ich habe so den Eindruck als müsse er überhaupt einmal über die Frage nachdenken in welche Richtung seine Neigungen gehen. "Na, stehst du denn auf Frauen?" will ich wissen und er wirft mir einen Blick eisigen Blick zu. "Ich stehe auf niemanden." zischt er mich dann an und ich nicke. "Also weißt du es nicht." kombiniere ich und Kaiba fährt sich erneut mit der Hand durch sein Haar. "Wheeler, ich interessiere mich nicht für solche... Dinge. Und ich denke auch nicht darüber nach. Und selbst wenn ich das täte, ich..." Er bricht ab und atmet tief durch. Soviel ist mal sicher. Ich habe es definitiv geschafft ihn aus der Fassung zu bringen. "Na, vielleicht solltest du mal darüber nachdenken." meine ich ernst. "Sag mir nicht worüber ich nachdenken soll!" herrscht er mich auch schon sofort an und ich seufze. "Mann, Kaiba, du bist echt ne harte Nuss." erwidere ich. "Und du machst es mir hier nicht gerade leicht. Ich wusste zwar, dass die Nummer hier schwer wird, aber ich hätte schon gedacht, dass du ne klare Ansage machen könntest." "Ach ja?" Er funkelt mich eisig an. "Wenn ich mich recht erinnere, hast du mir bislang stets die Pest an den Hals gewünscht und nun kommst du her und behauptest, dass du Gefühle für mich hast, ganz zu schweigen von dem anderen undefinierbaren Zeug, dass du von dir gibst, Wheeler. Du kannst froh sein, dass ich dich nicht von Roland aus dem Haus werfen lasse." kontert er und zumindest seine Schläfen zucken leicht. "Ich behaupte gar nichts. Ich weiß es, du Volldulli." erwidere ich säuerlich. "Verdammt, Kaiba, jetzt reiß dich mal zusammen. Wenn du mich rauswerfen würdest, wäre das übrigens so was wie ne Ansage." Mit einem Ruck ist er wieder auf den Beinen und baut sich mir gegenüber auf. "Wheeler, mein Geduldsfaden reißt jeden Moment. Übertreib es nicht." warnt er mich, aber ich lasse mich keineswegs von seinem kalten Blick einschüchtern. "Warum hast du den Kuss erwidert?" frage ich ihn und er macht eine wegwerfende Geste. "Das tut nichts zur Sache." entgegnet er unwirsch und ich stöhne auf. "Ach nein? Also für mich tut das schon was zur Sache, Penner." erwidere ich wütend. Für einen Moment stehen wir uns schweigend gegenüber und funkeln uns gegenseitig an. Meine Augen sprühen sicher nur so vor Feuer und seine... ich muss zugeben, dass ich den Todesblick momentan nicht richtig einstufen kann. Gerade als ich wieder anheben will, etwas zu sagen, vernehme ich eine vertraute Stimme. "Herrje, das kann sich ja keiner mitansehen." meint Bakura und Kaiba wirbelt herum. Der Weißhaarig steht lässig in der Tür. "Tut mir leid, wenn ich euch störe, aber so wie die Dinge bislang laufen, wird das ja nie etwas." fährt der Dieb munter fort und ich sehe ihn verdattert an. Allem Anschein nach hat er das Schloss zu der Seitentür geknackt und ist lautlos eingetreten. Bakura grinst uns an und sowohl Kaiba als auch ich brauchen einen Moment, um seine Anwesenheit wirklich zu realiseren. "Was willst du hier?" herrscht der Eisklotz den Dieb kaum zwei Sekunden später an. "Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass du gerade Hausfriedensbruch begehst." Bakura zuckt gleichgültig mit den Schultern. "So wie ich die Sache sehe, ist Hausfriede augenblicklich keine angebrachte Bezeichnung." entgegnet er ungerührt und wendet sich dann lässig mir zu. "Siehst du, es wäre doch besser gewesen, wenn ich dich an der Leine hergebracht hätte, Hündchen." meint er und ich bin viel zu perplex, um etwas zu erwidern. Doch auch Kaiba scheint augenblicklich mit der Situation überfordert. Anders kann ich es mir jedenfalls nicht erklären, warum der Firmenchef Bakura einfach nur ansieht. "Der Kuss war allerdings schon mal ganz gut, muss ich sagen." redet Bakura vergnügt weiter. "Übrigens habt ihr euch nicht gerade leise unterhalten. Ich hoffe, dass dein kleiner Bruder nicht irgendwo in der Nähe ist." Der Weißhaarige grinst Kaiba an. Dieser öffnet auch schon den Mund, um etwas zu erwidern aber Bakura kommt ihm zuvor. "Entspann dich, ich werde nicht lange stören." sagt er und seine Miene wird fast ernst. Nur in seinen Augen blitzt es noch vergnügt. "Das Hündchen ist hochgradig verschossen in dich, Kaiba. Ein Umstand, der dir eigentlich hätte schon früher auffallen können, aber naja, deine emotionale Intelligenz lässt ja bekanntlich zu wünschen übrig. Wie dem auch sei... An deiner Stelle würde ich die Gunst der Stunde nutzen." erklärt der Dieb gelassen. "Erstens glaube ich nicht, dass es so viele Menschen gibt, die dir ehrliche Gefühle entgegen bringen, was Wheeler eindeutig tut, das kannst du mir glauben. Und zweitens... du willst ihn doch auch." Er zwinkert Kaiba zu. "Nein, sag jetzt nichts." hebt Bakura von Neuem an. "Glaub mir, das ist so was von offensichtlich, dass es schon erbärmlich wirkt. Wheeler´s Frage war also durchaus berechtigt... Warum hast du den Kuss erwidert?" In den Augen des Diebes blitzt es amüsiert auf. "Sag jetzt nicht, dass der große Seto Kaiba um eine Antwort verlegen ist. Es wäre das erste Mal, dass du einer Konfrontation auf so billige Weise entfliehst. Und nebenbei bemerkt... wenn du die Chance nicht nutzt, dann wird jemand anderes es tun." Jetzt erscheint ein fast schon diabolisches Grinsen auf Bakura´s Gesicht und der Dieb bedenkt mich mit einem anzüglichen Blick. "Ich würde das Hündchen recht gern übernehmen, falls du..." "Vergiss es!" Kaiba´s eisig Stimme hallt wie ein Donnerschlag durch das Zimmer und ich zucke unwillkürlich zusammen. Bakura dagegen grinst ungerührt weiter. "Es reicht! Ich rate dir zu verschwinden ehe ich die Polizei alamiere." meint Kaiba mit seinem altbekannten Tonfall, der keinen Widerspruch duldet. "Ich zähle bis drei..." Bakura rührt sich nicht. Einen Moment sieht er Kaiba abschätzend an, dann seufzt er. "Cool down, ihr seid gleich wieder allein." meint er und wirft Kaiba einen süffisanten Blick zu. "Macht was daraus." fügt er hinzu und dreht sich im nächsten Moment auch schon um, um den Raum auf dem gleichen Weg zu verlassen wie er ihn betreten hat, die Tür lässig hinter sich schließend. Unsicher und auch ein wenig verlegen sehe ich Kaiba an. "Der Dieb weiß also auch schon davon." stellt er nüchtern fest und ich nicke leicht. Ich versuche ihn anzugrinsen, aber ich glaube, ich schaffe es nur schief zu lächeln. Vielleicht ziehe ich auch nur eine Grimasse. Ich hätte wissen müssen, dass Bakura sich einmischen würde. Wenn er das Ganze schon beobachtet, war eigentlich klar, dass er nicht umhin kann einzuschreiten. Kaiba mustert mich einen Moment lang abschätzend. "Was ist zwischen Bakura und dir?" will er dann wissen und beäugt mich so kritisch, dass ich unwillkürlich schlucke. "Nichts." entgegne ich dann, doch er sieht mich weiterhin forschend an und ich schätze, er denkt an den Kuss in der Schulhalle. Ich spüre wie meine Wangen wieder zu brennen beginnen. "Echt jetzt. Da ist nichts. Keine Ahnung was das sollte." erkläre ich ernst. Mein Herz schlägt wieder einmal viel zu schnell. Er wird doch wohl nicht ernsthaft denken, dass ich... Mein Gegenüber schweigt und ich glaube, er denkt tatsächlich über Bakura´s Worte nach. Ich mache unsicher einen Schritt auf ihn zu. "Ähm, Kaiba?" "Was?" fragt er ungehalten. Ich schlucke erneut. Meine Hände sind schweißnass. "Ähm..." hebe ich von Neuem an. "Willst du mich?" Ich sehe wie er sich seine Züge etwas verändern. Die Härte, die er eben noch Bakura gegenüber an den Tag gelegt hat, fällt von ihm ab und ich glaube fast, dass so was wie ein Lächeln um seine Mundwinkel zuckt. "Dein Hundeblick ist wirklich zu köstlich, Wheeler." erwidert er und seufzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)