Sherlock Wheeler im Tal des Wahnsinns von abgemeldet (When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.) ================================================================================ Kapitel 18: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold! ------------------------------------------------- "Was zum Geier ist so wichtig, dass es nicht bis morgen warten konnte, Joey?" Tristan mustert mich fragend und ich seufze. Ok, vielleicht war es etwas übertrieben, ihn gleich nach meinem Gespräch mit Bakura anzurufen, aber da mir das Ganze sowieso nicht behagt, wollte ich es auch schnell hinter mich bringen und der Dieb drängt auch ganz schön. Verlegen kratze ich mir am Kopf und grinse meinen Freund unsicher an. "Ähm... naja, also erstmal haben wir schon ne Weile nichts mehr zusammen unternommen." stelle ich fest und Tristan runzelt die Stirn für einen kurzen Moment, dann nickt er. "Stimmt, in der letzten Zeit hab ich mich wirklich rar gemacht. Naja, Tea und ich... du weißt ja." Er lächelt mich an und ich nicke. "Schon klar, Anfangsphase, Verliebtheit und so." erwidere ich. "Verstehe ich ja auch. Ich würde es sicher nicht anders machen." Tristan lächelt mich dankbar an und lässt sich dann auf meiner Couch nieder. "Du hattest also Sehnsucht nach mir, Alter, was?" Das Lächeln wird zu einem süffisanten Grinsen und ich werfe ihm einen giftigen Blick zu. "Sehnsucht ist vielleicht etwas übertrieben." entgegne ich und lasse mich ebenfalls nieder. Er wirft einen Blick auf die Uhr. "Ich bin heute Abend mit Tea verabredet. Wir gehen tanzen." erklärt er mir und verzieht leicht den Mund, was wohl zeigen soll, dass es nicht unbedingt seine Idee war. Ich grinse ihn an. "Hey, davon werd ich dich sicher nicht abhalten." entgegne ich. "Ich wollte eigentlich auch nur..." Ich breche ab und kaue auf meiner Unterlippe herum. Tristan mustert mich skeptisch. "Was wolltest du?" fragt er und ich zucke mit den Schultern. "Naja, die Sache ist die..." fange ich vorsichtig an und muss mich innerlich zwingen weiterzusprechen. Dieses Mal habe ich mir tatsächlich eine Strategie zurecht gelegt, genau genommen hat Bakura das gemacht, aber wir haben sie gemeinsam ausgearbeitet. Nur wollen mir die Worte gerade nicht so recht über die Lippen kommen. "Jetzt sag schon was los ist, Joey!" fordert Tristan mich auf. "Du hast doch einen Grund warum du mich hergetrommelt hast, also raus mit der Sprache." "Ok, ok... ich sag´s ja." entgegne ich und seufze. "Also da ist diese Person..." Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, grinst Tristan mich auch schon an. "Aha. Daher weht der Wind." meint er und seine Augen funkeln mich belustigt an. "Wer ist die Kleine?" will er wissen, aber ich übergehe diese Frage einfach. "Sagen wir, ich habe ein gewisses ernsthaftes Interesse und besagte Person glaubt mir nicht, dass es mir ernst ist." fahre ich stur auf meine Strategie bedacht fort. "Ich weiß, dass sie generell nicht abgeneigt ist, nur will sie etwas ernstes und glaubt mir nicht, dass es mir ernst ist." Ich atme kurz tief durch und muss mich zwingen Tristan anzusehen. Er grinst noch immer. "Die Kleine denkt, du spielst nur mit ihr." fasst er mein Gefassel zusammen und ich nicke. "Hm." Tristan überlegt. "Wie kommt sie darauf?" fragt er dann und ich stöhne leicht auf, zucke dann aber mit den Schultern. "Keine Ahnung... sie denkt eben, dass es mir nicht ernst ist." entgegne ich und er beäugt mich argwöhnisch. "Naja, für gewöhnlich muss es einen Grund dafür geben." meint Tristan nachdenklich. "Wenn ich dir helfen soll, dann musst du mir schon sagen was los ist. Wie kommt sie darauf?" Natürlich hat Tristan Recht. Ohne ein paar Informationen wird er mir schwer helfen können. Aber wie bitte soll ich ihm diese liefern, wenn... Ich überlege einen Moment wie ich es am Besten anstellen soll. Tristan wartet geduldig und irgendwie habe ich sogar das Gefühl, dass er sich in der Rolle des Ratgebers gefällt. Ich kratze mir verlegen am Kopf und gerade als ich zu einer Erklärung ansetzen will, meint er: "Ist sie vielleicht eifersüchtig? Denkt sie, dass es noch andere gibt?" Ich nicke leicht. "Ja, schon möglich." gebe ich zu und rufe mit wieder Bakura´s Worte ins Gedächnis. Er hat ja gesagt, dass er mit anderen gespielt hat, was auch immer das heißen soll. Bei Bakura bin ich mir nicht sicher was das genau bedeutet, ich will es allerdings auch nicht wirklich wissen. Mir hat voll und ganz gereicht, dass er neulich eine Katzenmaske gekauft hat und dabei so vergnügt gegrinst hat, dass mir ganz komisch wurde. An seine Ausführungen zum Thema Pet-Play darf ich gar nicht weiter denken. "Ok, am Besten fängst du von vorne an. Wie habt ihr euch kennengelernt und was ist bislang gelaufen?" will Tristan wissen und klingt jetzt ganz sachlich und nüchtern. Irgendwie beruhigt mich sein Tonfall. Ich atme tief durch und da ich ohnehin schon gedemütigt genug bin, kommt es auf eine weitere Erniedrigung nun auch nicht mehr an. Hey, ich stehe auf Kaiba! Wenn das nicht würdelos für einen Wheeler ist, dann weiß ich es auch nicht. "Das war in so einem Club." fange ich an zu erzählen und schätze, dass es am Besten ist, wenn ich Tristan so genau wie möglich die Situation zwischen Bakura und Duke schildere. Der Dieb wollte schließlich Hilfe, also! "Sie hat getanzt und naja, eins ergab halt das andere und dann..." Ich spüre, dass ich rot werde und Tristan´s Augen weiten sich vor Erstaunen. "Du hast sie abgeschleppt?" fragt er und ich schlucke hart. "Ähm... so könnte man es wohl nennen." gebe ich kleinlaut zu und Tristan starrt mich einen Moment fassungslos, aber auch irgendwie bewundernd an. Dann grinst er. "Mann, Joey, das hätt ich dir echt nicht zugetraut." erwidert er. "Ich dachte nicht, dass du so... naja, offensiv wärst. Aber gut. Was war dann?" Ich zucke mit den Schultern. "Wir hatten Spaß und naja, dann meinte sie irgendwann, dass sie was ernstes suchen würde und irgendwie hab ich da wohl nicht so richtig drauf reagiert." antworte ich wahrheitsgetreu. Tristan nickt. "Sie will eine Beziehung und du?" hakt er nach. Wieder zucke ich mit den Schultern und antworte ihm so, wie Bakura es tun würde: "Ich will sie." Tristan nickt nachdenklich. "Aber wie kommt sie jetzt darauf, dass es dir nicht ernst ist?" will er weiter wissen. "Habt ihr versucht zu reden? Tea meint, es ist wichtig, dass man gleich über die Dinge spricht und sie nicht in sich hinein frisst." Ich nicke eifrig. "Klaro, haben wir auch. Irgendwie zumindest." erwidere ich. "Aber naja... also sie hat wohl mitbekommen, dass es da noch andere gibt." Mein Gegenüber starrt mich an als würde mir ein rosa Schwanz wachsen. Sein Mund klappt auf und wieder zu und wäre das alles nicht so demütigend, sein Anblick wäre mehr als komisch. "Krass." entfährt es ihm schließlich und er schüttelt ungläubig den Kopf. "Alter, das hätt ich echt nicht von dir gedacht." Ich lächele ihn entschuldigend an. "Ähm... also..." fange ich an zu stammeln, weiß aber eigentlich nicht was ich sagen soll. Ganz toll, jetzt denkt mein Kumpel sonst was von mir. Soviel zu meinem Ruf. Und alles nur wegen diesem dämlichen Bakura. Und Kaiba. "Du hast sie also indirekt betrogen." meint Tristan als er sich wieder halbwegs gefasst hat und sieht mich immer noch etwas schockiert an. "Naja, dann ist doch wohl klar, warum sie dir nicht glaubt. Tea würde durchdrehen, wenn..." Er schüttelt den Kopf. "Also echt jetzt, Joey, das war mehr als dämlich. Wenn dir was an dem Mädchen liegt, kannst du doch nicht..." Ich seufze. "Schon klar. Das weiß ich auch. Ich wusste nur nicht... Ach, das ist eben alles etwas kompliziert." versuche ich mich zu verteidigen, aber Tristan fällt mir ins Wort. "Aber dir liegt ernsthaft was an der Kleinen?" Ich nicke. "Ja!" "Hast du nochmal mit ihr geredet?" will er wissen. Ich nicke. "Sicher, ich hab versucht sie zu überzeugen, hab ihr auch gesagt, dass so was nicht mehr vorkommt und dass ich sie will." Ich fange schon wieder an zu gestikulieren. "Und?" Tristan sieht mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern. "Sie glaubt mir einfach nicht. Ich meine, ich bin echt bereit ihr entgegen zukommen." fahre ich fort und Tristan wirft mir einen argwöhnischen Blick zu. "Hast du dich entschuldigt?" fragt er weiter. "Ohne eine Entschuldigung läuft da gar nichts. Bei einer Frau musst du nach so was zu Kreuze kriechen. Das volle Programm." Ich denke einen Moment nach. Ich weiß nicht, ob Bakura das getan hat. Ich kann es mir schwer vorstellen. Zu Kreuze ist der Dieb sicher nicht gekrochen, aber ich schätze, dass er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten schon irgendwie entschuldigt hat. Dieser dämliche Kerl. Nur weil er nicht in der Lage ist, mit Duke klar zukommen, darf ich mich jetzt mit diesem Unsinn rumschlagen. Tristan hält mich jetzt sicher für den allerletzten Arsch. Dabei würde ich so was nie tun, jemanden betrügen. Aber ich bin ja auch nicht Bakura. "Ich würde ja zu Kreuze kriechen, wegen mir auch das volle Programm absolvieren, kein Thema. Aber sie glaubt mir einfach nicht. Sie lässt mir nicht mal die Chance dazu." fahre ich fort und seufze. "Und ich weiß nicht was ich noch machen soll. Mehr als beteuern, dass es mir ernst ist, kann ich doch nicht, oder?" Tristan überlegt einen Moment. "Naja, ich schätze, du wirst schon mehr tun müssen als dich zu entschuldigen. Frauen sind bei so was sehr nachtragend. Eine Entschuldigung allein wird nicht reichen. Du musst ihr einfach beweisen, dass es dir ernst ist." erklärt er und ich nicke. "Klar, aber wie?" frage ich. Tristan lächelt. "Gib ihr auch das Gefühl dazu." meint er und ich sehe ihn irritiert an. "Zeig ihr wieviel dir an ihr liegt. Sei aufmerksam, schenkt ihr was. Bemüh dich um sie." Er zuckt mit den Schultern. "Ich musste am Anfang auch einiges machen, damit Tea mir überhaupt eine Chance gegeben hat." Ich nicke und er fährt fort: "Lad sie ein. Denk dir etwas aus, dass ihr Spaß machen könnte. Zeig Interesse an ihr." Tristan lächelt. "Denkst du ich hätte große Lust tanzen zu gehen? Ich weiß nicht mal ob ich das kann, aber Tea liegt so viel daran und manchmal muss man eben Kompromisse schließen. Dafür wird sie mich nächstes Wochenende zu einem Motorcrossrennen begleiten, auch wenn es nicht wirklich ihr Ding ist. Eine Beziehung bedeutet Arbeit." Ich verdrehe leicht die Augen. Tristan klingt schon fast wie Tea. Oh Mann. Ob das mir auch passieren wird, falls das mit Kaiba etwas wird? Hm... vielleicht erlerne ich dann den Todesblick der Stufe 8. Wäre eigentlich gar nicht mal so übel... "Verstehst du was ich meine?" höre ich Tristan fragen. Ich nicke automatisch. "Ich denke ja." erwidere ich und überlege, wie ich das Bakura beibringen soll. Das kann ja heiter werden. Alles andere will ich mir gar nicht vorstellen, aber die Umsetzung ist dann auch das Problem des Diebes. Ich besorg ihm lediglich die Informationen. Ich seufze nachdenklich. "Puh, das kann ja heiter werden." murmele ich. Tristan lacht. "Ach, das bekommst du schon hin, wenn du willst. Klingt alles schwerer als es ist. Wenn es dir tatsächlich ernst ist, dann tust du es auch gerne und sie wird es dir danken." meint er gelassen und ich schenke ihm eine gequältes Lächeln. "Das sagst du so leicht, Alter, ich bin nicht sicher ob das bei Duke so funktionieren wird." Kaum haben die Worte meinen Mund verlassen, schlage ich mir auch schon die Hand vor den Mund. Fuck, ich sollte mir viel eher an den Kopf schlagen. Einen Moment habe ich noch die stille, verzweifelte Hoffnung, dass Tristan diesen Satz überhört hat, aber sein Blick verrät, dass er sehr wohl verstanden hat. Mein Freund starrt mich an und ich habe fast das Gefühl, dass er gleich umfällt. Wieder klappt sein Mund auf, dieses Mal klappt er allerdings nicht wieder zu. Stattdessen kommt ein undefinierbares Geräusch aus seiner Kehle und ich verziehe den Mund. Noch bevor ich etwas sagen kann, schreit Tristan fast schon hysterisch: "DUKE?" Ich schlucke hart und bin nicht in der Lage etwas zu erwidert. Jetzt bin ich am Nullpunkt angekommen, ach was... dort war ich schon längst. Nun bin ich... keine Ahnung wo, aber ich wünschte, ich könnte mich in Luft auflösen. Am Besten für die nächsten 20 Jahre. "Wir reden hier die ganze Zeit von DUKE DEVLIN?" schreit er mich an und die Fassungslosigkeit lässt seine Züge vollkommen entgleisen. Wieder sage ich nichts, sehe ihn nur mit einem gequälten Lächeln an und überlege fieberhaft was ich sagen könnte. Wenn ich es abstreite, glaubt er mir doch nie. Und wenn ich die Wahrheit erzähle... Die Wahrheit... Die würde noch wahnwitziger klingen. Einmal abgesehen davon, dass er mir wahrscheinlich nicht glauben würde. "Du und DUKE?" Tristan scheint wohl gerade die gesamte Tragweite des gesagten zu begreifen. Sein Mund verzieht sich und ich schätze, dass er gerade ein ähnlich schreckliches Bild im Kopf hat wie ich die letzten Tage. Er schluckt hart und ich stammele einfach darauf los. "Ähm... das ist... also... genau genommen... Ich..." Nein, angesichts seines Gesichtsausdrucks bin ich definitiv nicht in der Lage einen normalen Satz zu formulieren. "Oh Mann. Oh Mann." stöhnt Tristan nur noch und innerlich muss ich ihm sogar beipflichten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)