Sherlock Wheeler im Tal des Wahnsinns von abgemeldet (When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.) ================================================================================ Kapitel 12: Ungewollte Offensive oder fragwürdige Methoden Teil 1 ----------------------------------------------------------------- Ich bin ganz in Gedanken versunken als ich Richtung Schule fahre. Ausnahmsweise bin ich mal nicht zu spät an. Ich müsste sogar zeitgleich mit Yugi und Tea ankommen, wenn ich es jetzt nicht noch verbocke. Das wird eine Premiere.... Joey Wheeler erscheint einmal pünktlich! Aber damit jetzt keiner denkt, dass dieser plötzliche Sinneswandel irgendwas mit Kaiba zu tun hat, keineswegs. So ist das nicht. Es liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich letzte Nacht kein Auge zugetan habe. Was eigentlich nicht weiter verwunderlich ist nachdem gestrigen Tag. Egal wie sehr ich mich auch gedreht und gewälzt habe, ich konnte nicht einschlafen. Ich habe fast einen Liter warme Milch getrunken, aber die gewünschte Wirkung bliebt aus. Nichts mit Müdigkeit und süßem Schlummer. Durchfall war die Folge, was mir ganze zwanzig Minuten auf dem stillen Örtchen einbrachte, wo ich natürlich auch nicht schlafen konnte. Und als es dann fast soweit war, ich glaub das war gegen vier Uhr morgens, hörte ich draußen eine Katze miauen und ab dem Zeitpunkt war an Schlaf nicht mehr zu denken. Die Horrorbilder, die vor meinem geistigen Auge aufstiegen, waren einfach zu grauenvoll. Mit offenen wie mit geschlossenen Augen sah ich immerzu das gleiche Bild. Bakura, der Duke in den Nacken beißt während er ihn von hinten... Oh Gott, mir wird schon wieder schlecht. Warum musste dieser Psycho mir auch davon erzählen? Und warum zum Geier hatte er zusätzlich auch noch das dringende Bedürfnis, mir auch noch einen erschütternden Einblick in die Paarungsrituale der Felidae zu gewähren? Ich werde Duke nie wieder mit gleichen Augen ansehe können. Ich hätte dem Würfelfreak ja einiges zugetraut, aber das! Und ausgerechnet mit Bakura... oh Mann. Und für diesen Verrückten soll ich jetzt auch noch Amor spielen. Wenn ich das irgendjemandem erzähle, der ansatzweise vernünftig im Kopf ist, der weist mich direkt ein und wirft den Schlüssel weg. "Joey!" Tea´s erstaunte Stimme reißt mich aus den Gedanken. "Du! Hier? Um diese Zeit?" Tea sieht mich ungläubig an und ich schenke ihr ein leicht säuerliches Lächeln. "Keine Sorge, ich bin nicht krank, ich hab nur nicht geschlafen." erkläre ich ihr diesen erstaunlichen Sachverhalt und sie mustert mich. "Du sieht auch alles andere als fit aus. Was hast du denn?" will sie wissen. Ich seufze. "Frag besser nicht." erwidere ich und zu meinem Glück erreicht uns nun auch Yugi. Der Kleine strahlt mich an. "Hallo Joey! Schön dich zu sehen." begrüßt er mich und ich nicke. "Hey, Kumpel." erwidere ich müde und gähne sogar. Tea seufzt. "Raus mir der Sprache, womit hast du dir die Nacht um die Ohren geschlagen?" fordert sie mich auf zu erzählen und ich zucke mit den Schultern. "Mit gar nichts. Ich war brav im Bett, ich konnte eben nur nicht schlafen..." erwidere ich und sie beäugt mich skeptisch. "Wo ist eigentlich Tris?" wechsele ich das Thema. Tea´s Augen nehmen wie erwartet wieder diesen leicht verklärten Gesichtsausdruck an, von dem ich in dem Moment nur hoffe, dass er mich nicht auch befällt, wenn ich Kaiba sehe, und seufzt. "Tristan ist kurz zum Kiosk mir einen Kakao holen." Ich verdrehe unwillkürlich die Augen. Tristan Taylor, der Gentleman. Hoffentlich fängt sie jetzt nicht an mir einen Vortrag darüber zu halten, dass ich mir ein Beispiel an meinem besten Freund nehmen soll. Das wäre heute morgen zu viel des Guten. Aber Tea scheint gnädig zu sein, doch vielleicht liegt es auch daran, dass Yugi das Wort ergreift und irgendwas von neuen Karten erzählt. Ich nicke nur. "Wenn das nicht der Fanclub dieser Pharaonenmade ist... ihr seid ja fast vollständig und das um diese Zeit." vernehme ich eine vertraute Stimme hinter mir und zucke leicht zusammen. "Wo ist denn der erbärmliche Pharaonenwurm?" Yugi´s Lächeln wird mit einem Mal künstlich und Tea verzieht missbilligend den Mund. Bakura scheint wieder einmal bester Laune zu sein. Sein Blick streift mich und er nickt mir kurz zu. Ich erwidere den Gruß mit einem kläglichen Lächeln. Toll, ganz toll. Fehlt nur noch das Kaiba jetzt auftaucht. Ach ja und Duke. Dann ist der Tag eindeutig gehalten. Wäre ich doch im Bett geblieben. "Spar dir doch einfach einmal deine Spitzen, Bakura." fährt Tea den Weißhaarigen auch schon an, aber der lässt sich natürlich keineswegs aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil. Seine Haltung wird sogar noch einen Tick lässiger. "Meine liebste Tea, wie schade, dass eine mädchenhafte Verklärtheit dich die wahre Natur dieser Natter nicht sehen lässt." erwidert er in einem so süßlich-bedauernden Ton, dass ich unfreiwillig Grinsen muss. Tea´s Mund klappt auf und zu und ich stelle beeindruckt fest, dass er es geschafft hat, ihr die Sprache zu verschlagen. Yugi sieht den Weißhaarigen erschüttert an. Einen Moment herrscht Schweigen, dann lacht der Dieb auf und grinst unsere Runde unverschämt an. "Herrje, ihr seid wirklich zu komisch." befindet er und setzt sich dann in Bewegung in Richtung Schuldgebäude. Mir wirft er erneut einen kurzen Blick zu und ich verstehe die stumme Aufforderung und nicke leicht. "Der Kerl ist echt unmöglich." meint Tea als sie ihre Sprache schließlich wieder gefunden hat und Yugi pflichtet ihr bei. Ich sage nichts dazu. Dass Bakura unmöglich ist, steht außer Frage, aber wie unmöglich der Kerl tatsächlich ist, davon haben die Beiden nicht die geringste Ahnung, aber ich wette, es würde ihnen mehr als nur die Schamesröte ins Gesicht treiben, wenn sie wüssten... Gott, ich darf gar nicht daran denken. Duke und Bakura... wie eckelhaft ist das denn? Aber naja... Kaiba und ich... Mein Magen rebelliert fast sofort bei dieser Vorstellung und wieder einmal frage ich mich, wie es nur soweit kommen konnte. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel. "Hast du gefrühstückt, Joey? Du siehst so..." Tea mustert mich eindringlich. "Schlaff aus." Ich schüttele den Kopf. "Ich kriege heut keinen Bissen runter." entgegene ich ehrlich und sowohl Tea als auch Yugi sehen mich fassungslos an. "Bist du sicher, dass es dir gut geht?" fragt mich Yugi vorsichtig. Ich nicke und schenke ihm eine schiefes Grinsen. "So gut wie es mir augenblicklich gehen kann, Alter!" entgegne ich und hey, das ist sogar mehr als wahr. In Anbetracht meiner Lage schlage ich mich verdammt gut. Geradezu beeindruckend. Vor allem mit dem Wissen, mit dem ich inzwischen gestrafft bin. "Guten Morgen, Leute!" Als ich die wohl vertraute Stimme hinter mir vernehme, habe ich das Gefühl, dass mir ein Klavier auf den Kopf fällt - genau wie in diesen Cartoons immer. Ich glaube, ebenso belämmert schaue ich auch aus der Wäsche als Duke mir einen Klaps auf die Schulter gibt. Ich bin nicht einmal in der Lage, ihm den Kopf zu zu wenden, aber aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass er unsere Runde angrinst. "Na, alles ok soweit?" höre ich ihn fragen, dann wendet er sich mir zu. "Du bist ja mal früh dran, was ist los?" will er wissen und ich spüre wie sich alles in mir zusammenzieht. Er schüttelt leicht den Kopf und seine langen Haare fallen ihm über die Schultern. Ich stöhne kaum merklich auf. Wo zum Teufel ist mein schwarzes Loch? Ich schaffe es irgendwie ihn anzusehen und leicht den Mund zu verziehen. Duke sieht mich erstaunt an. "Da hat aber einer miese Laune. Frühaufstehen bekommt dir scheinbar nicht, Joey." sagt Duke und grinst. Schlagartig habe ich wieder dieses schreckliche Bild im Kopf und mein Blick gleitet zu dem Hals meines Freundes. Etwas in mir erwartet dort deutliche Bissspuren zu sehen. "Ich glaub, ich geh mal rein." erkläre ich mit fremder, abwesender Stimme und ohne noch einen meiner Freunde anzusehen oder eine Erwiderung abzuwarten ergreife ich auch schon die Flucht. Zum Glück folgt mir keiner. Ich eile förmlich zur Schule und allein das beweist eindeutig, dass hier etwas nicht stimmt. Wie erwartet ist Bakura in der Halle und lehnt grinsend an einer der Säulen. Als ich das Gebäude betrete blickt er auf und seine Augen funkeln amüsiert auf. "Hast wohl ne krasse Nacht hinter dir. Warst du doch noch bei Kaiba?" will er wissen und ich verdrehe die Augen. "Nope, die verdanke ich dir." zische ich wütend und er sieht mich erstaunt an. "Oh ha..." erwidert der Weißhaarige und klappt das Buch zu in dem er bisdahin scheinbar geblättert hat. "Ich hatte ja gehofft, dass du dir meinen Vortrag zu Herzen nehmen würdest und etwas aus dir rausgehst, aber dass du mich gleich in deine Phantasien einbaust. Nun, ich sollte mich wohl geschmeichelt fühlen..." Er legt den Kopf schief und grinst mich anzüglich an. "Sehr witzig, Blödmann." fahre ich ihn an. "So habe ich das nicht gemeint." Bakura zuckt mit den Schultern. "Was ist dann los?" fragt er und ich seufze. Ich wette, wenn ich ihm das erzähle, werde ich wieder nur ausgelacht. Also schüttele ich den Kopf und der Weißhaarige seufzt. "Bei Ra, du bist ein komischer Vogel, Joey Wheeler." Ich nicke unwillkürlich. "Es wird dich sicher freuen, dass ich mir schon ein paar Gedanken gemacht habe, was deine liaison dangereuse anbelangt." verkündet er mir mit einem fröhlichen Lächeln. Ich sehe ihn verständnislos an. "Meine was?" will ich wissen und der Dieb verdreht die Augen. "Herrje, Wheeler, du hast echt keine Ahnung." meint er und bedenkt mich wieder mit diesem seltsam nachsichtigen Blick, den ich fast noch weniger mag als seinen diabolischen. "Und was meinen süßen Duke anbelangt habe ich auch schon diverse Ideen." höre ich ihn dann auch schon sagen und sofort ist da wieder dieses furchtbare Bild. Ich verziehe den Mund. "Ich habe über die Sache mit dem Präsent noch einmal nachgedacht." fährt der Weißhaarige auch schon fort und ich sehe ihn fragen an. "Duke ist ja der Ansicht, dass es mir lediglich, um mein Vergnügen ginge, also werde ich ihm was hübsches besorgen. Frauen mögen solche Aufmerksamkeiten ja auch..." Er zwinkert mir zu und mir ist schon wieder übel. Kann er nicht aufhören zu reden, muss er mich an seinen Gedanken teilhaben lassen? Aber Bakura denkt gar nicht daran still zu sein. "Und du darfst mich später dabei begleiten. Ich habe schon etwas bestimmtes im Auge für mein Katerchen." Er grinst. Ich hoffe inständig, dass er nicht weiterredet, das verkrafte ich sicher nicht. Was Bakura sich unter Geschenken vorstellt, will ich gar nicht wissen. Atemu hat er zu seinem Geburtstag letztes Jahr schließlich einen Schrumpfkopf geschenkt, der dem Kopf des Pharao´s bedenktlich ähnlich sah. Natürlich mit einer seiner typischen süffisanten Anmerkungen. Und Tristan bekam eine Schachtel Kondome, allerdings an Tea´s Geburtstag mit dem Hinweis, dass er sich um alles weitere kümmern solle, damit Tea nicht mehr so verdrießlich aus der Wäsche schaut. Ich kann mir daher denken in welche Richtung sein Präsent für Duke gehen wird und nein, ich will es nicht sehen. "Vielleicht finden wir in dem Laden auch was für den Herrchen." höre ich ihn sagen. "Noch ist er nicht mein Herrchen!" zische ich den Dieb an und Bakura lacht. "Na, daran arbeiten wir doch, Kleiner." entgegnet er gelassen und ich lächele gequält. Einen Moment herrscht Schweigen und ich bin weiß Gott froh darüber. Die Müdigkeit übermannt mich langsam und ich habe keine Ahnung wie ich diesen Schultag überstehen soll, geschweige denn ein Aufeinandertreffen mit Kaiba oder ein weiteres mit Duke. Wäre ich doch bloß im Bett geblieben. Und wer weiß, wohin Bakura mich nachher schleppen wird. Ich habe so eine schreckliche Ahnung. Ich schließe für einen Moment die Augen und atme tief durch als Bakura sich plötzlich auf mich stürzt. Ich bin gar nicht in der Lage zu reagieren. Ich sehe nur noch, dass der Weißhaarige sich nach vorne beugt und dann liegt sein Mund auf meinem. Im ersten Moment habe ich keinerlei Ahnung was das eigentlich soll. Zwei Sekunden später realisiere ich, dass der Kerl mich tatsächlich küsst und weitere zwei Sekunden später schaffe ich es ihn von mir zu stoßen. "Spinnst du jetzt vollkommen? Was zum Teufel soll das?" fahre ich den Dieb entrüstet an. Bakura grinst nur. "Manchmal bist du einfach zu niedlich, Kleiner, da kann ich einfach nicht widerstehen." Er zwinkert und ich starre ihn fassungslos an. Ich bin viel zu geschockt, um das einzig Richtige zu tun, ihm eine reinzuhauen. Es dauert eine Weile bis ich meine Stimme wiedergefunden habe, zumindest kommt es mir so vor, doch da schickt sich der Dieb bereits von neuem an mich an sich zu ziehen und ich schaffe es gerade noch entrüstet seine Hand wegzuschlagen. "Wag es! Ich warne dich! Tu das nie wieder!" fahre ich ihn an und Bakura beäugt mich sichtlich belustigt. Dann besitzt er auch noch die Dreistigkeit mir zu zu zwinkern und in dem Moment macht sich meine Faust selbst ständig. Ich hole gerade aus, um ihm eins in seine grinsende Visage zu geben, doch da höre ich eine eisige Stimme hinter mir. "Wheeler!" Ich zucke unwillkürlich zusammen. Nein, das darf nicht wahr sein. Oh Gott, bitte nicht auch noch das. Kann mich jemand erschießen? Meine Hand sinkt wie ein nasser Sack und ich schlucke hart. Ich wende leicht den Kopf und blicke in zwei eisblaue Augen. Natürlich. Es konnte ja auch keine Einbildung sein. Nein, er ist wirklich da. In seiner ganzen selbstherrlichen Pracht und er macht einen mega-angepissten Eindruck. Einen Moment spiele ich ernsthaft mit dem Gedanken, hinter Bakura Schutz zu suchen. Sein kalter Blick, mein Blut beginnt schon zu gefrieren, streift mich und wandert dann zu Bakura und in dem Moment bin ich felsenfest davon überzeugt, dass der Dieb diesen Todesblick nicht überleben wird. Kaiba´s Miene ist so hart, dass es selbst seine übliche strenge Erscheinung übertrifft und ich habe das Gefühl, dass ich mich instinktiver kleiner mache. Bakura jedoch steht vollkommen gelassen da und hält dem Blick des CEO so gelassen stand, dass ich ihn wirklich bewundern muss. In seinem Blick liegt sogar noch eine Spur von Trotz. Ich erlaube mir ja schon viel Kaiba gegenüber, aber das! WOW!! Ich sehe wie Kaiba´s Mundwinkel zu zucken beginnen und will auch gerade zu einem Sprung ansetzen, der mich irgendwo in Deckung bringt, doch dann höre ich ihn klar und deutlich und sichtlich sauer sagen: "Komm mit, Wheeler!" Seine Stimme duldet keinen Widerspruch und er wendet sich auch bereits ab in der sicheren Annahme, dass ich ihm folgen werde. Was ich natürlich tue. Ich habe ja keine andere Wahl, oder? Fuck, ich stecke echt in der Tinte, aber so was von. Er hat von gestern ja noch Grund genug, mich zusammen zufalten, aber wenn er das zwischen Bakura und mir jetzt auch noch gesehen hat... Oh Gott. Falls er wirklich ein Fünkchen Gefühl für mich hat, dann wird er mich doch jetzt... Dieser verdammte Bakura! Wie kommt er auch auf die dämliche Idee mich zu küssen! Ich bin schließlich nicht Duke! Ich werfe dem Dieb einen wütenden und zugleich hilflosen Blick zu ehe ich mich roboterhaft in Bewegung setze um meinem Herrchen zu folgen. Der Weißhaarige grinst mich an. "Mach was drauß!" höre ich ihn sagen. "Sei einmal ein Wolf!" Er zwinkert mir zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)